Titelkirchen/Diakonien der neuen Kardinäle

KonsistoriumBei der heutigen Kardinalsernennung in Rom erhielten die Kardinäle ihre Titelkirchen bzw. Diakonien. Da hierbei viele Kardinäle zu Kardinalpriestern berufen wurden, mussten 13 neue Titelkirchen bekanntgegeben werden. Die neu geschaffenen Titelkirchen sind in der folgenden Übersicht rot markiert. (vh)

Manuel José Macário do Nascimento Clemente Titelkirche Sant’Antonio in Campo Marzio
Berhaneyesus Demerew Souraphiel, C.M. Titelkirche San Romano Martire
John Atcherley Dew Titelkirche Sant’Ippolito
Edoardo Menichelli Titelkirche Sacri Cuori di Gesù e Maria a Tor Fiorenza
Pierre Nguyên Văn Nhon Titelkirche San Tommaso Apostolo
Alberto Suárez Inda Titelkirche San Policarpo
Charles Maung Bo, S.D.B. Titelkirche Sant’Ireneo a Centocelle
Francis Xavier Kriengsak Kovithavanij Titelkirche Santa Maria Addolorata
Francesco Montenegro Titelkirche Santi Andrea e Gregorio al Monte Celio
Daniel Fernando Sturla Berhouet, S.D.B. Titelkirche Santa Galla
Ricardo Blázquez Pérez Titelkirche Santa Maria in Vallicella
José Luis Lacunza Maestrojuán, O.A.R. Titelkirche San Giuseppe da Copertino
Arlindo Gomes Furtado Titelkirche San Timoteo
Soane Patita Paini Mafi Titelkirche Santa Paola Romana
José de Jesús Pimiento Rodríguez Titelkirche San Giovanni Crisostomo a Monte Sacro Alto
Luis Héctor Villalba Titelkirche San Girolamo a Corviale
Júlio Duarte Langa Titelkirche San Gabriele dell’Addolorata
Dominique Mamberti Diakonie Santo Spirito in Sassia
Luigi De Magistris Diakonie Santissimi Nomi di Gesù e Maria in Via Lata
Karl-Josef Rauber Diakonie Sant’Antonio di Padova a Circonvallazione Appia

Wirtschaftsrat, K9, Konsistorium: Reform Schritt für Schritt

Kardinal Marx„Es ist für uns eine große Freude, dass wir einen weiteren deutschen Kardinal haben." Mit diesen Worten eröffnete Kardinal Reinhard Marx bei einem Empfang der deutschen Bischofskonferenz direkt nach dem Konsistorium seine Grußworte. Karl-Josef Rauber ist der Erzbischof, den der Papst an diesem Samstag zum Kardinal erhoben habe. Marx selber sei nun schon zehn Tage hier, „es reiche jetzt auch", so Marx. Bei vielen der Kommissionen und Tagungen, bei denen es um die Reform des Vatikan gegangen ist, war er dabei.

„Es begann damit, dass wir am Freitag der vergangenen Woche den Rat für die wirtschaftlichen Angelegenheiten hatten, dann begann die Arbeit der K9-Gruppe. Wir haben uns natürlich auch Gedanken darüber gemacht, wie wir das Konsistorium vorbereiten können, denn vor Weihnachten hat der Papst auf unseren Rat hin entschieden, den Kardinälen einen Zwischenschritt vorzutragen. In diesen Tagen haben wir gemerkt, dass es sehr gut war, das zu tun, denn natürlich wird viel spekuliert. Es ist wichtig für die Kurienreform, möglichst viele in die Diskussion einzubeziehen."

Das habe alles noch keinen endgültigen Charakter, sondern sei Diskussionsbasis, so Marx weiter. „Wir haben oft getagt in den vergangenen zwei Jahren, aber viele Fragen, was eigentlich in den vergangenen zwei Jahren geschehen sei. Wir haben immer darauf hingewiesen, dass wir an die Arbeit des Vorkonklaves angeknüpft haben. Es ist ja wichtig zu sehen, was da diskutiert wurde. Und ich kann schon sagen, auch wenn es manchen nie schnell genug geht, dass der Papst versucht, Schritt für Schritt das was im Vorkonklave angesprochen wurde, anzufangen und anzuregen."

Unklarheiten, Abhängigkeiten und andere Dinge gerade in finanziellen Dingen seien es, die den Ruf der Kirche und besonders des Vatikan beschädigten. Deswegen brauche es eine bessere Struktur. Das, was nun vorgetragen worden sei, sei von den Kardinälen gut aufgenommen worden, blickte Marx auf die Beratungen des Konsistoriums zurück.

„Ich glaube, dass das Konsistorium sich gut an die Gruppe der K9 angeschlossen hat und deutlich gemacht, dass wir auf einem Weg sind. Ich habe das so formuliert: Es ist ein work in progress." (rv)

Kardinal Wuerl: Kritiker am Papst sind nichts Neues

 Kardinal WuerlKritik am Papst auch in hohen Kreisen der Kirche ist ein bekanntes und nicht neues Phänomen. Was die Kritiker vereine sei, dass sie mit dem Papst ablehnen, weil der nicht ihre Meinung teilen. Mit diesen Worten geht der Erzbischof von Washington, Kardinal Donald Wuerl, auf die jüngsten Streitigkeiten um Kritik am Papst ein. Zuletzt hatte Kardinal Raymond Leo Burke davon gesprochen, dass er auch Widerstand gegen den Papst zu leisten bereit sei. Dagegen zählt Wuerl in seinem Blog auf, dass es von Pius XI. an immer wieder prominente Kirchenvertreter gegeben habe, die sich einzelnen Päpsten widersetzen, bis hin zu Benedikt XVI. Dagegen sei der Papst als Nachfolger Petri „Prüfstein unseres Glaubens und der Einheit." (rv)

Konsistorium: Die Kirche muss Universalität ernst nehmen

Kardinal MenichelliGeistliche Weltlichkeit sei gefährlicher als eine Grappa auf nüchternen Magen: Das hatte Papst Franziskus den neu ernannten Kardinälen in einem Brief geschrieben. Einer von ihnen ist Edoardo Menichelli, Erzbischof von Ancona-Osimo in Italien. Natürlich freue er sich über diese Ehre, sagt der neuernannte gegenüber Radio Vatikan, aber er habe auch widersprüchliche Gefühle: Warum? Was will Gott von mir? „Einer der Bischöfe, die mich in meinem Leben begleitet haben, hat mir einmal gesagt: ‚Vergiss nicht, Edoardo, es gibt niemals einen Sonntag ohne Freitag’. Das muss man zusammen denken: Die Schwäche, die Sünde, die Eitelkeit und auf der anderen Seite der Wunsch, dem nicht nachzugeben, weil sie überhaupt nicht einem Jünger Jesu entsprechen."

Der Hirte müsse den Geruch der Schafe haben, hatte Papst Franziskus das genannt. „Sehr, sehr", kommentiert Menichelli diesen Satz. „Aber die Menschen heute schätzen Nähe, Trost und Barmherzigkeit mehr als große Reden. Das ist es, was sie brauchen. Ich glaube, dass man den berühmten Geruch bekommt, wenn man bei den Menschen ist, aber vor allem wird man reicher dabei, denn eine Begegnung bereichert alle."

Einige Aufregung hatte die Liste der neuen Kardinäle in Italien erregt, denn es finden sich nur drei Italiener auf ihr. Das sei ein klares Zeichen für die Universalität der Kirche, deutet Menichelli die Entscheidung von Papst Franziskus. „Wir [Italiener ] waren daran gewöhnt, in der Überzahl zu sein. Aber ich glaube, dass die Kirche die Universalität ernst nehmen muss. Die Kirche in Ancona ist gleich der Kirche in Myanmar oder einem anderen Ort: Dass müssen wir und klar machen und umsetzen. Immer." (rv)

Papstpredigt: Leitung braucht ausgeprägten Gerechtigkeitssinn

Papst FranziskusEs ist der einzige Anlass im ganzen Jahr, bei dem die Petrusstatue im Petersdom rechts an der Vierungssäule eine päpstliche Tiara trägt: ein Konsistorium, bei dem der Papst neue Kardinäle kreiert. Zu diesem Anlass war – wie bereits im vergangenen Jahr – auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. in die Petersbasilika gekommen und hatte sich unter die Kardinäle gesetzt. Er hatte in seinem Pontifikat begonnen, die Zeremonie schlichter zu machen, um ihren Charakter stärker zu betonen: eine Ernennung zu einem Dienst.

Ganz in diesem Sinn sprach auch Papst Franziskus in seiner Predigt über das Amt, dass er zwanzig Männern übertrug: Es nichts „Dekoratives", keine „Auszeichnung". Sie seien nun inkardiniert – wie der Fachbegriff lautet – in die Kirche Roms, sie gehörten nun zum Klerus des Bistums Rom, welches „der Liebesgemeinschaft" der Kirche vorstehe, so zitierte der Papst das Konzilsdokument Lumen Gentium. „In der Kirche hat jeder Vorsitz seinen Ursprung in der Liebe, muss in Liebe ausgeübt werden und hat als Ziel die Liebe."

Und damit war er bei dem Thema angelangt, um das seine meditativen Gedanken kreisten, der Liebe oder, präziser gesagt, dem „Hohelied der Liebe" genannten Teil aus dem Ersten Korintherbrief. Die Worte des Paulus könnten ein Schlüsselwort sein, so der Papst, es täte allen gut, sich von ihnen leiten zu lassen.

„Vor allem sagt der heilige Paulus uns, dass die Liebe langmütig und gütig ist. (..) Langmut ist in einem gewissen Sinn ein Synonym von Katholizität: Sie ist die Fähigkeit, grenzenlos zu lieben, aber zugleich treu und mit konkreten Handlungen auf die jeweiligen Situationen einzugehen. Das Große zu lieben, ohne das Kleine zu vernachlässigen; die kleinen Dinge in der Sichtweite der großen lieben, denn ‚non coerceri a maximo, conteneri tamen a minimo divinum est – nicht eingegrenzt sein vom Größten und dennoch umschlossen sein vom Kleinsten, das ist göttlich‘."

Mit diesem Zitat des Dichters Friedrich Hölderlin, der sich wiederum auf die Grabinschrift des heiligen Ignatius von Loyola bezog, leitete der Papst über zum nächsten Gedanken des Paulus über die Liebe: Sie ist gütig. Damit sei die „feste und ständige Absicht" gemeint, immer das Gute zu wollen, auch für diejenigen, die einem nicht wohl gesonnen seien.

„Der Apostel sagt dann: Die Liebe ist nicht neidisch, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Das ist wirklich ein Wunder der Liebe, denn wir Menschen – alle und in jedem Lebensalter – neigen aufgrund unserer von der Sünde verletzten Natur zu Neid und Hochmut. Und auch die kirchlichen Würdenträger sind gegen diese Versuchung nicht immun."

Die Liebe handle außerdem nichts rücksichtslos, sie suche nicht ihren Vorteil, zitierte Papst Franziskus noch einmal die Worte der Lesung. „Diese beiden Merkmale zeigen, dass derjenige, der in der Liebe lebt, nicht sich selbst als Mittelpunkt betrachtet. Wer sich nur um sich selber dreht, der handelt zwangsläufig rücksichtslos. (..) Wer sich selbst als Mittelpunkt betrachtet, sucht unvermeidlich den eigenen Vorteil, und das scheint ihm normal, fast eine Pflicht."

Die Liebe, sage Paulus weiter, lasst sich nicht zum Zorn reizen und trage das Böse nicht nach. „Dem Hirten, der im Kontakt mit den Leuten lebt, fehlt es nicht an Gelegenheiten, zornig zu werden. Und vielleicht sind wir noch mehr in Gefahr, in den Beziehungen unter uns Mitbrüdern in Zorn zu geraten, denn wir sind in der Tat weniger entschuldbar. Auch darin ist es die Liebe – und sie allein –, die uns befreit. Sie befreit uns von der Gefahr, impulsiv zu reagieren, unangebracht zu reden und zu handeln; und vor allem befreit sie uns von der tödlichen Gefahr des unterdrückten, im Innern genährten Zorns, der dich dazu bringt, das Böse, das du erlitten hast, nachzutragen." Das sei für einen Mann der Kirche unannehmbar, so der Papst. „Gott bewahre uns davor und befreie uns!"

Die Liebe freue sich auch an der Wahrheit, fuhr der Papst mit seiner Meditation fort. Wer in der Kirche in den Dienst des Leitens gerufen sei, brauche einen „ausgeprägten Gerechtigkeitssinn". „Und zugleich freut sich die Liebe an der Wahrheit – was für eine schöne Aussage! Der Mann Gottes ist einer, der von der Wahrheit fasziniert ist und der sie vollends im Wort Gottes und im Leib Jesu Christi findet."

Abschließend heiße es von der Liebe, dass sie alles verzeihe, alles glaube, alles hoffe und alles ertrage: „Hier haben wir in vier Worten ein geistliches und pastorales Lebensprogramm. Die Liebe Christi, die durch den Heiligen Geist in unsere Herzen eingegossen ist, ermöglicht uns, so zu leben, so zu sein: Menschen, die fähig sind, immer zu verzeihen; die fähig sind, immer vertrauensvoll zu glauben, weil sie erfüllt sind vom Glauben an Gott; die fähig sind, immer Hoffnung zu verbreiten, weil sie voller Hoffnung auf Gott sind; Menschen, die jede Situation und jeden Bruder oder jede Schwester geduldig ertragen, in der Verbindung mit Jesus, der in Liebe die Last all unserer Sünden ertragen hat."

Das alles komme von Gott, schloss der Papst seine Gedanken, nicht aus dem Einzelnen. Zur Kirche von Rom gehören bedeute auch, lernbereit zu sein, „lernbereiter (..) gegenüber dem Heiligen Geist", damit die Liebe allem, was sie täten, Gestalt und Sinn verleihen könne. „Inkardiniert in der Kirche, die in der Liebe den Vorsitz hat, und lernbereit gegenüber dem Heiligen Geist, der die Liebe Gottes in unsere Herzen gießt." (rv)