Vatikan/Chile: Bischofsernennung wurde genau geprüft

ChileDie jüngste Bischofsernennung in Chile ist im Vatikan „gut geprüft" worden. Das betont der Vize-Pressesprecher des Vatikans, Pater Ciro Benedettini, in einer Pressemitteilung. Die Ernennung von Juan de la Cruz Barros Madrid zum Bischof von Osorno sorgte für Aufsehen, weil er angeblich einen Missbrauchsfall „vertuscht" habe. Die Bischofskongregation habe seine Kandidatur „genau geprüft", so Pater Benedettini. Resultat der Vatikan-Untersuchung sei, dass „keine objektiven Gründe gegen die Ernennung" vorliegen. Unterstützung erhielt der 58-Jährige Barros von der Chilenischen Bischofskonferenz, die ihn zumindest formal den Rücken stärkte.

Papst Franziskus hatte den ehemaligen Militärbischof Barros am 15. Januar zum neuen Bischof der südchilenischen Diözese berufen. Dagegen hatte es aus Kreisen der Politik und von Laienorganisationen der chilenischen Kirche immer wieder Proteste gegeben. Barros streitet eine Verwicklung ab und beteuert seine Unschuld. Das Amt in der Provinzstadt am Südzipfel des Kontinents hatte Barros vor zwei Wochen angetreten. (rv)

Woelki neues Apsa-Mitglied – Versaldi neuer Bildungs-Verantwortlicher

Kardinal WoelkiDer Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki wird Mitglied der vatikanischen Güterverwaltung Apsa. Das teilte der Vatikan an diesem Dienstag mit. Dazu habe ihn der Papst ernannt. Die APSA hat die Aufgaben des Schatzamtes und der Zentralbank des Vatikanstaates und des Heiligen Stuhls. Eine weitere Ernennung teilte der vatikanische Pressesaal ebenfalls an diesem Dienstag mit: Der bisherige Präfekt der Wirtschaftsangelegenheiten des Heiligen Stuhls, Kardinal Giuseppe Versaldi, wird Präfekt der Bildungskongregation. Dazu hat ihn Papst Franziskus ernannt, wie der Vatikan an diesem Dienstag bekannt gab. Versaldi folgt auf den polnischen Kurienkardinal Zenon Grocholewski. (rv)

Vatikan: „Es bedarf der Versöhnung“

Kardinal Pietro Parolin„Wir leben in einer gezeichneten und zerrissenen Welt und um eine friedliche Welt zu schaffen, bedarf es der Versöhnung." Das sagte der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bei einem Treffen mit den Verantwortlichen der italienischen Katholischen Aktion am Samstag im Vatikan. Die Herausforderung für die Christen bestehe darin, so Parolin weiter, die Unterschiede zu vereinen. Die Welt sei auf der einen Seite mit der Säkularisierung, auf der anderen Seite mit der Manipulation der Religionen konfrontiert. Es bedürfe der Veränderung, auch innerhalb der Strukturen der Kirche. Parolin versprach den Verantwortlichen, dem Papst zu sagen, dass er auf die Verantwortlichen und alle Mitglieder von Azione Cattolica zählen könne. Das Treffen der Verantwortlichen endete am Palmsonntag mit der Teilnahme am Gottesdienst auf dem Petersplatz. (rv)

Radio Vatikan Live-Übertragungen zur Karwoche und Ostern

Radio VatikanDie Karwoche beginnt mit Palmsonntag: Papst Franziskus wird auch in diesem Jahr sieben Gottesdienste bis Ostern feiern. Radio Vatikan überträgt jeweils live und mit deutschem Kommentar. Hier eine Auflistung der Übertragungen, die Sie auf dem Vatican Player mitverfolgen können.

Palmsonntag, 29. März 2015
09.25 – 11.30 Uhr
Heilige Messe zum Palmsonntag mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz

Donnerstag, 2. April 2015 / Gründonnerstag
09.25 – 11.15 Uhr
Chrisam-Messe mit Papst Franziskus im Petersdom

17.20 – 18.40 Uhr
Feier vom Letzten Abendmahl „in Coena Domini" mit Papst Franziskus im römischen Gefängnis Rebibbia (mit Fußwaschung)

Freitag, 3. April 2015 / Karfreitag
16.55 – 19.15 Uhr
Feier vom Leiden und Sterben Christi mit Papst Franziskus im Petersdom

21.05 – 22.30 Uhr
Kreuzweg am Kolosseum mit Papst Franziskus

Samstag, 4. April 2015
20.25 – 23.30 Uhr
Ostervigil mit Papst Franziskus im Petersdom

Sonntag, 5. April 2015 / Osterfest
10.05 – 11.40 Uhr
Heilige Messe am Hochfest von Ostern mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz in Rom

12.00 – 12.20 Uhr
Päpstlicher Segen Urbi et Orbi (der Stadt und dem Erdkreis) mit Papst Franziskus

Sonntag, 12. April 2015
08.55 – 10.30 Uhr
Heilige Messe mit Papst Franziskus am Fest der Göttlichen Barmherzigkeit in Rom für Pilger des armenischen Ritus

Sonntag, 26. April 2015

09.25 – 11.15 Uhr

Heilige Messe mit Papst Franziskus und Priesterweihe im Petersdom

(rv)

Papst: Solidarität für Irak; Kardinal Filoni reist an

Kardinal FiloniBeharrlich verweist Papst Franziskus wieder auf die Situation der christlichen Familien und anderen Opfer, vor allem in der Stadt Mossul und der Gegend von Niniveh. Der Papst betet für sie und wünscht, dass sie in ihr Zuhause zurückkehren und ihr alltägliches Leben wieder aufnehmen können. Vor allem jetzt, in der Osterzeit, teilen diese Familien das Schicksal Christi, die ungerechte Gewalt, durch die sie zu Opfern wurden und nehmen an den Schmerzen Christi Anteil, so Franziskus in einer vom Vatikan veröffentlichten Botschaft.

Papst schickt Kardinal Filoni wieder in den Irak

Um bei den Familien zu sein, wird ein weiteres Mal Kardinal Fernando Filoni in den Irak gesendet, als Zeichen der Nähe, der Zuneigung. Die Familien der Diözese Rom, vereint durch den Bischof der Stadt, haben zu einer Kollekte für die Flüchtlingsfamilien aufgerufen und wollen durch diese Kollekte ihre Verbundenheit und die Freude des Osterfestes zeigen. Der Papst macht außerdem auf die leidenden Familien im Norden Nigerias aufmerksam und hat auch an sie, verbunden mit der lokalen Bischofskonferenz, ein Zeichen der Solidarität geschickt.

Der langjährige päpstliche Diplomat Kardinal Filoni war im vergangenen Sommer bereits im Norden des Iraks als Sondergesandter des Vatikans unterwegs. Er informierte den Papst über die Lage der verfolgten Christen und Jesiden, die von der dschihadistischen Terrormiliz „Islamischer Staat" mit bestialischen Methoden vertrieben wurden. Er erörterte vor Ort mit verschiedenen irakischen Gesprächspartnern das Vorgehen gegen die Dschihadisten und die Möglichkeiten rascher humanitärer Hilfe. Wann Kardinal Filoni die Reise antreten wird, wurde noch nicht bekannt gegeben. (rv)

Kurienkardinal: „Recht und Barmherzigkeit gehören zusammen“

 Kardinal CoccopalmerioIm Recht gibt es Fälle, auf die Gesetze nicht anwendbar sind. Das sagt Kardinal Francesco Coccopalmerio, Leiter des Vatikanischen Justizministeriums, im Interview mit Radio Vatikan. Der Verantwortliche für die Gesetzestexte war gefragt worden, wie das große Thema des Pontifikates, die Barmherzigkeit, mit der Frage nach Recht und Gerechtigkeit zusammen passe. Dass die Barmherzigkeit im Gegensatz zum Recht gesehen oder interpretiert werde, sei falsch, so der Präsident des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte. „Recht und Spiritualität gehören zusammen".

In einer Morgenpredigt vor einiger Zeit hatte der Papst gesagt, wo es keine Barmherzigkeit gibt, gebe es auch keine Gerechtigkeit. „Gerechtigkeit üben ist im Grunde genommen ein Handeln aus Liebe," so Coccopalmerio. „Es bedeutet, auf andere zu antworten. Wir haben andere Menschen vor uns, die etwas brauchen. Ihnen zu begegnen und auf sie einzugehen, das ist Gerechtigkeit." Man könne nicht die Liebe von der Gerechtigkeit trennen oder die Gerechtigkeit von der Liebe.

Barmherzigkeit gegenüber dem Sünder

Barmherzig mit dem Sünder zu sein bedeute aber nicht, die Sünde zu akzeptieren, erläutert Coccopalmerio. Das sei auch Jesus schon vorgeworfen worden, stimme aber nicht. „Im Gegenteil, schauen wir auf die Ehebrecherin im Evangelium oder die Sünderin die Jesus die Füße wäscht, da sagt Jesus ihnen, nicht mehr zu sündigen. Aber der Blick Jesu geht nicht sofort auf die Sünde und die Verurteilung, sondern auf den Menschen." Das Sprechen von der Barmherzigkeit höhle das Verständnis von Fehler und Sünde nicht aus, „wir müssen sagen, dass es keine Rechtfertigung dessen gibt, was negativ ist. Es geht nur darum, einen Menschen anzunehmen, der unser Verständnis braucht."

Recht und Gesetz nicht immer anwendbar: Jurist muss auf Ausnahmefälle Rücksicht nehmen

Recht und Gesetz würden Verhalten vorschreiben, könnten aber auf keinen Fall alle möglichen Fälle berücksichtigen. Sie seien Ausdruck der Liebe, aber notwendigerweise generalisiert. „Manchmal muss man vom Recht absehen, weil der Mensch vor uns etwas braucht, was das Gesetz nicht vorausgesehen konnte." Ein wirklicher Jurist sei nicht jemand, der in jedem Fall das tue, was das Recht vorschreibe, sondern derjenige, der wisse, dass es Fälle außerhalb der Norm gebe, in denen das Gesetz keine Gültigkeit habe. „Er muss dann einen Sprung außerhalb des Gesetzes machen und sich fragen, was in diesem Augenblick das ist, was er für diese konkrete Person tun muss. Ein solcher Jurist ist einer, der das Recht weise anwendet."

Bischofssynode zu Ehe und Familie muss auf Barmherzigkeit basieren

Die Frage nach Recht und Barmherzigkeit stellt sich besonders dringlich mit Blick auf den Synodalen Prozess zu Ehe und Familie, den Papst Franziskus eingeleitet hatte, eine Versammlung der Bischofssynode hat sich im vergangenen Oktober bereits damit befasst. Die Synode sei aber nicht dazu zusammengetreten, um die Lehre der Kirche zum Thema Familie auf abstrakte Weise zu formulieren, so Kardinal Coccopalmerio. „Bei der Synode geht es um etwas anderes. Es geht darum, auf konkrete Bedürfnisse und konkrete Fragen zu antworten, die aus der Kirche und der Welt gestellt werden. Die Synode muss konkret werden, sie muss im Licht der Lehre solche Antworten geben. Der Papst hat als eines seiner Prinzipien des seelsorgerischen Leitens niemanden auszuschließen. Auch wenn jemand nicht so lebt, wie es unsere Lehre oder die Moral der Kirche vorsieht, muss die Synode diese Familien erreichen. Wir müssen uns fragen, was wir tun können, wie wir wirklich alle erreichen können. Ich denke, dass die Synode das bereits begonnen hat, dass es im Augenblick fortgesetzt wird und dass sie das sicherlich auch bei der Versammlung im Oktober tun wird." (rv)

Schweizergarde beschützt den Papst auch auf Inlandsreisen

SchweizergardeSeit kurzem ist die Schweizergarde auch bei Italien-Reisen des Papstes mit dabei. Das bestätigte die Pressestelle der Päpstlichen Garde auf Anfrage von Radio Vatikan an diesem Dienstag. Bisher war es so, dass einzig die Sicherheitsmänner der vatikanischen Gendarmerie für die Sicherheit des Papstes auf Inlandreisen zuständig waren. Papst Franziskus hat nun beschlossen, dass bei Bedarf auch Schweizergardisten mit ihm mitreisen. Weiterhin für die Sicherheit des Papstes bei Italienreisen bleibt der Generalinspektor der vatikanischen Gendarmerie, derzeit unter der Leitung von Domenico Giani. Bei Auslandsreisen waren Schweizergardisten bereits davor als Sicherheitspersonal des Papstes dabei.

Seit mehr als 500 Jahren steht die Schweizergarde im Dienste der Päpste und wacht über den Vatikan. Als Gründungsdatum gilt der 22. Januar 1506, als die ersten Schweizer auf Anfrage des damaligen Papstes Julius II. eintrafen. Berühmt ist vor allem die traditionelle Uniform der Gardisten, die in den Farben des Hauses Medici Blau-Rot-Gelb ins Auge sticht. Christoph Graf ist seit Februar 2015 der 35. Kommandant der 110 Mann starken Leibgarde. Er folgte auf den bisherigen Kommandanten Daniel Anrig. (rv)

Bolivien: Webseite zum Papstbesuch

BolivienDie Bischöfe haben eine Webseite für den bevorstehenden Papstbesuch eröffnet: franciscoenbolivia.org wird auf Spanisch alles Relevante über die Reise vom kommenden Juli bieten. In einer Woche startet auch entsprechende Info-Arbeit in den sozialen Netzwerken. Franziskus will außer Bolivien auchParaguay und Ecuador besuchen. Es wird die erste Reise des lateinamerikanischen Papstes, die ausdrücklich der Kirche auf seinem Heimatkontinent gilt. Als Franziskus kurz nach seiner Wahl 2013 Brasilien besuchte, galt das in erster Linie dem dort stattfindenden kirchlichen Weltjugendtag. (rv)

Papst feilt an seiner zweiten Enzyklika

DokumentePapst Franziskus nimmt ab diesem Montag weniger Termine wahr als sonst üblich: Das liegt daran, dass er in dieser Woche seine nächste Enzyklika – die zweite seines Pontifikats – fertigstellen will. Das Thema ist die Umwelt, die Bewahrung der Schöpfung, zum ersten Mal wird sich ein so hochrangiger Papst-Text um dieses Thema drehen. Was steht denn drin? Das fragten wir Kardinal Peter Turkson, den Präsidenten des Päpstlichen Friedensrates. Aber der Kuriale aus Ghana wiegelt ab: „Unsere Politik besteht darin, nicht davon zu reden und keine Interviews dazu zu geben! Natürlich hat unser Dikasterium einen Basis-Entwurf geliefert, der schon im letzten Juli übermittelt wurde. Aber der Heilige Vater kann damit machen, was er will, er lässt sich beraten usw. Ich will nicht sagen, was in unserem Text drinstand, denn sonst vergleichen die Leute in dem Moment, wo die Enzyklika erscheint: Aha, das ist dringeblieben, und das ist herausgeflogen. Wir haben das schon einmal erlebt, als Papst Benedikt „Caritas in Veritate" schrieb; diese ‚Agonie’ wollen wir dem Papst ersparen!"

Turkson betont allerdings, dass es ein größeres Team gewesen sei, welches letztes Jahr den ersten Text für die Enzyklika erstellt habe. Schließlich sei eine Enzyklika „für die ganze, weltweite Kirche da".

„Wir haben auch Menschen aus aller Welt am Erstellen dieses Entwurfs beteiligt: Da war jemand aus den USA dabei, aus Irland, Deutschland, Italien usw. – ein Team mit verschiedenen Blickwinkeln, so dass die Ideen nicht nur aus einer kleinen Ecke kommen. Als der Text (im Juli) fertig wurde, dachten wir, der Papst würde seine Sommerferien, Juli und August, nutzen, um darüberzugehen, und wir rechneten damit, dass die Enzyklika viel schneller kommen würde, als das jetzt der Fall ist." Aber wie gesagt: Der Papst sei „frei", mit dem Entwurf zu machen, was er wolle.

Wie er mit dem Entwurf umgeht, hat Franziskus Mitte Januar auf einer „fliegenden Pressekonferenz", zwischen Sri Lanka und den Philippinen, den mitreisenden Journalisten erklärt. „Den ersten Entwurf hat Kardinal Turkson mit seiner Arbeitsgruppe gemacht. Dann habe ich diesen Entwurf zur Hand genommen und mit Hilfe von einigen Personen daran gearbeitet. Dann habe ich zusammen mit einigen Theologen einen dritten Entwurf angefertigt und eine Kopie davon an die Kongregation für die Glaubenslehre, an die Zweite Sektion des Staatssekretariats und an den Theologen des Päpstlichen Hauses gesandt, damit sie durch eine gründliche Untersuchung vermeiden, dass ich ‚Dummheiten’ sage."

Damit nicht genug: Um die Jahreswende 2014/2015 herum habe er die Antworten dieser Vatikan-Einrichtungen erhalten. Einige seien „recht umfangreich" ausgefallen, verriet Franziskus, „aber alle konstruktiv". „Und jetzt nehme ich mir im März eine ganze Woche Zeit, um die Arbeit zu Ende zu führen. Ich glaube, dass sie Ende März abgeschlossen sein wird und zu den Übersetzern geht. Ich denke, wenn die Übersetzungsarbeit gut läuft, … kann die Enzyklika, wenn es klappt, im Juni/Juli erscheinen. Wichtig ist, dass zwischen ihrer Veröffentlichung und dem Treffen in Paris ein gewisser zeitlicher Abstand liegt, damit sie einen Beitrag leistet. Das Treffen in Peru war nichts Besonderes. Mich hat der Mangel an Mut enttäuscht: An einem gewissen Punkt haben sie aufgehört. Hoffen wir, dass in Paris die Vertreter mutiger sein werden, um in dieser Sache voranzukommen."

Mit „Peru" und „Paris" meint der Papst die großen Weltklima-Konferenzen der UNO. In der peruanischen Hauptstadt Lima versuchten Anfang Dezember letzten Jahres Unterhändler aus fast 200 Staaten, sich auf die Grundzüge eines Weltklima-Abkommens zu verständigen. Allerdings blieben die meisten Fragen noch offen. Die nächste große Klimakonferenz findet von Ende November bis Mitte Dezember in Paris statt. Auf sie will Papst Franziskus mit seiner Umwelt-Enzyklika Einfluss nehmen.

Die erste Enzyklika von Papst Franziskus erschien Ende Juni 2013, also nur drei Monate nach seiner Wahl. Sie hatte das Thema „Glauben". Allerdings hatte Benedikt XVI. vor seinem Rücktritt schon wichtige Vorarbeit für den Text geleistet. (rv)

Schottischer Kardinal O’Brien verliert Kardinalsvorrechte

Kardinal O´Brien KeithDer schottische Kardinal Keith Michael Patrick O'Brien verliert die Kardinalsvorrechte. Papst Franziskus hat eine entsprechende Bitte auf Verzicht vonseiten des emeritierten Erzbischofs von Edinburgh angenommen, wie der Dekan des Kardinalskollegiums an diesem Freitag mitteilte. Der 77 Jahre alte O'Brien steht unter dem Verdacht, Anfang der 1980er Jahre mehrere Priesteramtskandidaten missbraucht zu haben. Die Vorwürfe wurden im Februar 2013 laut. Der Kardinal nahm aus diesem Grund nicht an der Papstwahl vom März 2013 teil.

O'Briens Entscheidung, den Papst um die Annahme des Verzichts „auf die Rechte und Privilegien des Kardinalates" zu bitten, sei „nach einem langen Weg des Gebets" gefallen, teilte der Vatikan mit. Mit dieser Maßnahme zeige Papst Franziskus „allen Gläubigen der Kirche in Schottland seine pastorale Sorge und ermutigt sie, den Weg der Erneuerung und der Versöhnung mit Vertrauen fortzusetzen", heißt er in der nur wenige Sätze langen Erklärung aus dem Vatikan. O'Brien wird den Papst nicht mehr als Berater unterstützen und verliert das Recht auf die Teilnahme an einer Papstwahl sowie an Kardinalsversammlungen.

Die Mitteilung des Dekans des Kardinalskollegiums, Kardinal Angelo Sodano, verweist auf allgemeine kirchenrechtliche Bestimmungen zum Amt des Kardinals, die Canones 349, 353 und 356. Dort heißt es unter anderem, die Kardinäle hätten „die Verpflichtung, angelegentlich mit dem Papst zusammenzuarbeiten" (356) und stünden ihm „zur Seite, … womit sie dem Papst vornehmlich in der täglichen Sorge für die Gesamtkirche Hilfe leisten" (349). Bestimmungen zum Verzicht auf die Kardinalsprivilegien sind in den genannten Canones nicht enthalten.

Der Verzicht auf das Kardinalat ist ein äußerst seltener Vorgang. Der bisher letzte solche Fall liegt 88 Jahre zurück. 1927 bewog Papst Pius XI. den französischen Kardinal Louis Billot zum Verzicht auf das Kardinalat. Der Jesuit und Theologe Billot stand der antisemitischen Action française nahe.

Die ersten öffentlichen Vorwürfe gegen O'Brien tauchten im Februar 2013 auf, der Kardinal ließ sie zunächst zurückweisen. Wenig später räumte er Fehlverhalten ein und bat bei der Kirche sowie bei allen Personen, die er mit seinem Verhalten verletzt habe, um Vergebung. Papst Franziskus verordnete O'Brien im Mai 2013 einige Monate der geistlichen Besinnung außerhalb von Schottland. Seither lebte der emeritierte Erzbischof zurückgezogen. Seinen Rücktritt als Erzbischof hatte bereits Papst Benedikt XVI. in seinen letzten Amtstagen im Februar 2013 angenommen.

Als Reaktion auf die Verfügung von diesem Freitag wiederholte der frühere Kardinal seine Vergebungsbitte vom März 2013. Die britische Zeitung „Catholic Herald" zitiert O´Brien mit den Worten: „Ich danke Papst Franziskus für seine väterliche Sorge um mich und um jene, die ich in welcher Weise auch immer verletzt habe. Ich werde weiterhin nicht mehr am öffentlichen Leben der Kirche in Schottland teilnehmen; und ich werde den Rest meines Lebens zurückgezogen und im Gebet verbringen, besonders für das Erzbistum Saint Andrews und Edinburgh, für Schottland, und für alle, die ich verletzt habe."

Im Auftrag von Papst Franziskus hatte Erzbischof Charles Scicluna die Vorwürfe gegen O'Brien untersucht. Der maltesische Geistliche, ein ausgewiesener Fachmann für Episoden von Missbrauch in der katholischen Kirche, leitet derzeit die Stelle im Vatikan, die Berufungsanträge von Geistlichen unter Missbrauchsverdacht bearbeitet.

O'Briens Nachfolger als Erzbischof von Edinburgh Leo Cushley bezeichnete dem „Catholic Herold" zufolge die Maßnahme von Papst Franziskus als „fair, gerecht und angemessen". O'Briens Verhalten habe viele Menschen „gequält, treue Katholiken demoralisiert und die Kirche bei den Nicht-Katholiken weniger glaubwürdig gemacht". (rv)