Die Bischöfe haben eine Webseite für den bevorstehenden Papstbesuch eröffnet: franciscoenbolivia.org wird auf Spanisch alles Relevante über die Reise vom kommenden Juli bieten. In einer Woche startet auch entsprechende Info-Arbeit in den sozialen Netzwerken. Franziskus will außer Bolivien auchParaguay und Ecuador besuchen. Es wird die erste Reise des lateinamerikanischen Papstes, die ausdrücklich der Kirche auf seinem Heimatkontinent gilt. Als Franziskus kurz nach seiner Wahl 2013 Brasilien besuchte, galt das in erster Linie dem dort stattfindenden kirchlichen Weltjugendtag. (rv)
Tag: 23. März 2015
Papst feilt an seiner zweiten Enzyklika
Papst Franziskus nimmt ab diesem Montag weniger Termine wahr als sonst üblich: Das liegt daran, dass er in dieser Woche seine nächste Enzyklika – die zweite seines Pontifikats – fertigstellen will. Das Thema ist die Umwelt, die Bewahrung der Schöpfung, zum ersten Mal wird sich ein so hochrangiger Papst-Text um dieses Thema drehen. Was steht denn drin? Das fragten wir Kardinal Peter Turkson, den Präsidenten des Päpstlichen Friedensrates. Aber der Kuriale aus Ghana wiegelt ab: „Unsere Politik besteht darin, nicht davon zu reden und keine Interviews dazu zu geben! Natürlich hat unser Dikasterium einen Basis-Entwurf geliefert, der schon im letzten Juli übermittelt wurde. Aber der Heilige Vater kann damit machen, was er will, er lässt sich beraten usw. Ich will nicht sagen, was in unserem Text drinstand, denn sonst vergleichen die Leute in dem Moment, wo die Enzyklika erscheint: Aha, das ist dringeblieben, und das ist herausgeflogen. Wir haben das schon einmal erlebt, als Papst Benedikt „Caritas in Veritate" schrieb; diese ‚Agonie’ wollen wir dem Papst ersparen!"
Turkson betont allerdings, dass es ein größeres Team gewesen sei, welches letztes Jahr den ersten Text für die Enzyklika erstellt habe. Schließlich sei eine Enzyklika „für die ganze, weltweite Kirche da".
„Wir haben auch Menschen aus aller Welt am Erstellen dieses Entwurfs beteiligt: Da war jemand aus den USA dabei, aus Irland, Deutschland, Italien usw. – ein Team mit verschiedenen Blickwinkeln, so dass die Ideen nicht nur aus einer kleinen Ecke kommen. Als der Text (im Juli) fertig wurde, dachten wir, der Papst würde seine Sommerferien, Juli und August, nutzen, um darüberzugehen, und wir rechneten damit, dass die Enzyklika viel schneller kommen würde, als das jetzt der Fall ist." Aber wie gesagt: Der Papst sei „frei", mit dem Entwurf zu machen, was er wolle.
Wie er mit dem Entwurf umgeht, hat Franziskus Mitte Januar auf einer „fliegenden Pressekonferenz", zwischen Sri Lanka und den Philippinen, den mitreisenden Journalisten erklärt. „Den ersten Entwurf hat Kardinal Turkson mit seiner Arbeitsgruppe gemacht. Dann habe ich diesen Entwurf zur Hand genommen und mit Hilfe von einigen Personen daran gearbeitet. Dann habe ich zusammen mit einigen Theologen einen dritten Entwurf angefertigt und eine Kopie davon an die Kongregation für die Glaubenslehre, an die Zweite Sektion des Staatssekretariats und an den Theologen des Päpstlichen Hauses gesandt, damit sie durch eine gründliche Untersuchung vermeiden, dass ich ‚Dummheiten’ sage."
Damit nicht genug: Um die Jahreswende 2014/2015 herum habe er die Antworten dieser Vatikan-Einrichtungen erhalten. Einige seien „recht umfangreich" ausgefallen, verriet Franziskus, „aber alle konstruktiv". „Und jetzt nehme ich mir im März eine ganze Woche Zeit, um die Arbeit zu Ende zu führen. Ich glaube, dass sie Ende März abgeschlossen sein wird und zu den Übersetzern geht. Ich denke, wenn die Übersetzungsarbeit gut läuft, … kann die Enzyklika, wenn es klappt, im Juni/Juli erscheinen. Wichtig ist, dass zwischen ihrer Veröffentlichung und dem Treffen in Paris ein gewisser zeitlicher Abstand liegt, damit sie einen Beitrag leistet. Das Treffen in Peru war nichts Besonderes. Mich hat der Mangel an Mut enttäuscht: An einem gewissen Punkt haben sie aufgehört. Hoffen wir, dass in Paris die Vertreter mutiger sein werden, um in dieser Sache voranzukommen."
Mit „Peru" und „Paris" meint der Papst die großen Weltklima-Konferenzen der UNO. In der peruanischen Hauptstadt Lima versuchten Anfang Dezember letzten Jahres Unterhändler aus fast 200 Staaten, sich auf die Grundzüge eines Weltklima-Abkommens zu verständigen. Allerdings blieben die meisten Fragen noch offen. Die nächste große Klimakonferenz findet von Ende November bis Mitte Dezember in Paris statt. Auf sie will Papst Franziskus mit seiner Umwelt-Enzyklika Einfluss nehmen.
Die erste Enzyklika von Papst Franziskus erschien Ende Juni 2013, also nur drei Monate nach seiner Wahl. Sie hatte das Thema „Glauben". Allerdings hatte Benedikt XVI. vor seinem Rücktritt schon wichtige Vorarbeit für den Text geleistet. (rv)