Caritas Internationalis: „Es braucht ein Umdenken“

Caritas InternationalisMit einer Papstmesse am Dienstagabend beginnt in Rom die 20. Generalversammlung von Caritas Internationalis. Delegierte von 164 nationalen katholischen Wohlfahrtsverbänden kommen zusammen, um die Leitlinien für die Arbeit der nächsten Jahre bis 2019 zu verabschieden sowie einen neuen Präsidenten des Dachverbandes zu bestimmen. Zur Wahl stehen zwei Kandidaten: Kardinal Luis Antonio Tagle von Manila und der maronitische Erzbischof Youssef Soueif von der Erzeparchie Zypern. Der bisherige Amtsinhaber, Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga, kann gemäß den Satzungen nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten. Die Wahl findet am Donnerstag statt.

Das Motto der Generalversammlung lautet „Caring for Creation“, auf die Umwelt achten. Martina Liebsch, die Leiterin des Grundlagenreferates bei Caritas Internationalis in Rom, sprach mit Radio Vatikan über die Punkte der bevorstehenden Generalsversammlung, die alle vier Jahre stattfindet.

„Wir wissen, dass wir, wenn wir weiter so leben wie bisher, die Erde eigentlich zweieinhalb Mal bräuchten. Es braucht ein Umdenken. Diese Generalversammlung dient auch dazu, unsere Mitglieder zu hören. Zum einen, wie sie darüber denken, was sie vielleicht auch für Praktiken fördern, aber eben auch auf diese Linie einzuschwören.“

Was sind die Schwerpunkte des Rahmenplanes, den die Caritas-Delegierten besprechen und verabschieden werden?

„Ein starkes Thema, das auch von Franziskus vorgegeben worden ist, ist: Wie können wir das umsetzen, eine arme Kirche für die Armen zu sein. Das ist sicher kein neues Thema, aber von Franziskus sehr stark hervorgehoben worden. Wie können wir das als Caritas umsetzen? Das ist der Auftakt von dieser Generalversammlung und besonders wichtig. Ansonsten werden wir einige der Themen mit denen wir bereits gearbeitet haben, weiter beibehalten: Klimawandel, Nahrungsmittelsicherheit, Migration, Gesundheit bzw. Epidemien. Die neuen Entwicklungsziele werden eine große Rolle spielen. Natürlich wird uns weiterhin das Thema Friedenssicherung stark beschäftigen. Wir haben sehr viele Konflikte, zu denen die Caritas arbeitet im Sinn wo die Caritas Hilfe leistet, auch das wird weiterhin ein starkes Thema sein.“

Gibt es auch richtig neue Themen, die sich für Caritas abzeichnen?

„Als ganz neue Themen, die im Verborgenen geschlummert habe, aber jetzt an die Oberfläche kommen, ist das Thema Ressourcen, natürliche Ressourcen. Vor allem im Bereich Bodenschätze, die manchmal skrupellose Ausbeutung der Bodenschätze, die enorme Auswirkungen hat auf die Menschen, die an den Orten leben – Menschen werden vertrieben, Boden wird vergiftet.“

Das einführende Referat hält der – im Vatikan bis vor kurzem weniger wohlwollend aufgenommene – Befreiungstheologe Gustavo Gutierrez. Was erwarten Sie von seinem Beitrag?

„Es ist erstens eine große Freude, dass er mit uns reden wird, ich hatte einmal schon das Glück ihn zu hören, er wird zu der Öffnungs-Plenarsitzung reden, die um das Thema „eine arme Kirche für die Armen“ geht. Die Kirche in Lateinamerika ist oft eher in der Lage oder setzt das eher um als eine Kirche im Norden; das ist eine persönliche Wahrnehmung, und ich denke, Gutierrez kann das gut vermitteln und auch anregen und sehr inspirierend sein, damit wir in dieser Richtung gehen.“

Frauenanteil in Caritas-Führungspositionen niedrig

Zum ersten Mal ist auch eine Gruppe von rund 50 außerordentlichen Caritas-Gästen zur Vollversammlung eingeladen, berichtete Martina Liebsch. Damit habe man bei dem Treffen den Frauenanteil erhöhen wollen – bis vor zwei Jahren waren 16 Prozent der nationalen Caritas-Leiter Frauen, doch der Anteil ist Liebsch zufolge inzwischen gesunken. Zum anderen seien gezielt junge Caritas-Mitarbeiter eingeladen worden. „Wir möchten ihnen den Raum bieten, in dem sie sich gegenseitig kennenlernen und ihr eigenes Programm entwickeln können und uns als Gesamtcaritas auch etwas zu sagen haben“, erklärte Liebsch. Zwei dieser jungen Caritas-Hauptamtlichen werden an den Plenarsitzungen auch Vorträge halten. Die dritte Gruppe der „außerordentlichen“ Gäste seien Caritas-Mitarbeiter von der Basis. Sie sollen in die Debatten bei der Generalversammlung „vielleicht auch korrigierend eingreifen, wenn wir von einer Leitungsebene aus Dinge etwas zu einfach oder zu kompliziert sehen“, erklärte Liebsch. (rv)

Kardinal Burke nimmt am Marsch für das Leben in Italien teil

Kardinal BurkeUngefähr 40.000 Menschen haben am Sonntag im historischen Zentrum von Rom am „Marsch für das Leben“ teilgenommen. An der Kundgebung gegen Abtreibung und Euthanasie nahm auch der amerikanische Kardinal Raymond Burke teil. Es sei bereits das fünfte Mal, dass er zusammen mit Lebensschützern durch die römische Innenstadt marschiere, erzählte der ehemalige Kardinalpräfekt der Apostolischen Signatur und heutige Kardinalpatron des Souveränen Malteserordens gegenüber Radio Vatikan:

„Papst Johannes Paul II. hat uns in seiner wundervollen Enzyklika ,Evangelium vitae‘ daran erinnert, die unvergleichliche Schönheit und Unverletzlichkeit des schutzlosen und unschuldigen Lebens öffentlich zu bezeugen. Deswegen ist dieser Marsch in Italien sehr wichtig; er ist ein Zeichen der Menschen, die sich für den Respekt vor dem Leben vom Moment der Empfängnis an bis zum Moment des natürlichen Todes einsetzen. Ich habe jetzt jedes Jahr an dem Marsch teilgenommen; er wird jedes Jahr größer, immer mehr Menschen nehmen teil! Und es ist auch wunderbar, die internationale Beteiligung zu sehen: So viele Leute kommen aus anderen Ländern her, um sich den Italienern und ihrem Zeugnis für die Würde des menschlichen Lebens, das nach dem Abbild Gottes geschaffen wurde, anzuschließen.“

Papst Franziskus hatte die Lebensschützer am Sonntag nach dem Regina Coeli-Gebet auf dem Petersplatz zu weiteren Initiativen ermuntert. Auch Vertreter anderer Religionen und Konfessionen sind bei der Kundgebung laut Angaben der Veranstalter regelmäßig mit dabei: Orthodoxe, Protestanten, Buddhisten, Muslime und auch Atheisten. Sie wenden sich gemeinsam gegen eine Kultur, in der das ungeborene Leben und der Mensch am Lebensende oftmals als „Abfallprodukte“ herabgewürdigt würden, so Virginia Coda Nunziante, die Sprecherin des „Marsch für das Leben“, im Interview mit Radio Vatikan:

„Diese Sicht rührt von einer Sicht des Relativismus her, der sich in unserer Gesellschaft breit macht. Individualismus wird ins Zentrum gestellt anstatt Menschen in schwierigen Momenten zu helfen: Frauen in der Schwangerschaft oder schwerkranken Menschen am Lebensende. Stattdessen schlägt man ein Euthanasie-Gesetz vor – ein Gesetz, das zur Selbstzerstörung einlädt – statt eine Kultur zu schaffen, die hilft und unterstützt.“

Coda Nunziante spricht hier das in Italien diskutiertes Sterbehilfe-Gesetz an, das Euthanasie an schwerkranken Menschen legalisieren würde. Zuletzt war für eine solche Legalisierung der Euthanasie erneut die italienische Spitzenpolitikerin Emma Bonino eingetreten, die selbst an einem Lungentumor erkrankt ist: „Ich fürchte nicht den Tod, ich empfinde ihn als weit weg von mir“, sagte die ehemalige italienische Außenministerin laut Medienberichten: „Ich habe vor dem Schmerz, dem Leid Angst. Ich bin der Ansicht, dass man mit Würde sterben sollte“, so Bonino. Franziskus hatte die Spitzenpolitikerin der „Radikalen Partei“ (Partito Radicale) vor wenigen Tagen angerufen und ihr Mut bei ihrem Kampf gegen die Krankheit gemacht. Die „Radikale Partei“ setzt sich u.a. für ein „Recht auf Abtreibung und Sterbehilfe“ ein. (rv)

Flüchtlinge: Vatikan will „humanitäre Korridore“

Kardinal Antonio Maria VeglioDer Vatikan will den Vorschlag prüfen, Flüchtlingen mit eigenen Visa eine legale Einreise nach Europa zu ermöglichen. Es sei allerdings schwer, diese Idee zu verwirklichen, sagte der Präsident des päpstlichen Migrantenrates, Kardinal Antonio Maria Vegliò, am Samstag in einem Interview mit Radio Vatikan. Die Kirche wolle alles in ihrer Macht Stehende tun, um zu einer Lösung der Flüchtlingsproblematik beizutragen. Wörtlich sagte Vegliò: „Diese Idee wurde uns in den vergangenen Tagen vorgestellt. Vier Priester haben dieses Konzept erarbeitet. Es ist zwar sehr schwer, das umzusetzen, doch wir können diese Idee auch nicht verwerfen. Auf jeden Fall werden wir als Kirchenvertreter daran arbeiten, Lösungswege vorzuschlagen!“

Vier katholische Priester hatten in der italienischen Zeitschrift ‚L`Espresso’ an den Vatikan appelliert, in den Herkunftsländern der Flüchtlinge durch seine Botschaften – sogenannte Nuntiaturen – vatikanische Visa ausstellen zu lassen, um eine legale Einreise nach Europa zu ermöglichen. Durch diesen sogenannten „humanitären Korridor“ wollen sie verhindern, dass sich die Flüchtlinge in die Hände von Schleusern begeben und auf überfüllten Booten die gefährliche Fahrt über das Mittelmeer antreten.

Vegliò hat am Freitag mit dem Papst über die Flüchtlingsproblematik gesprochen. Dabei hat Franziskus nach Angaben des Kardinals die Einstellung „einiger Politiker in Europa“ kritisiert: Sie hätten „seltsame Ideen“, um Flüchtlinge auf dem Mittelmeer aufzuhalten. Franziskus sei gegen „unmenschliche“ Einstellungen bei der Flüchtlingspolitik, so Vegliò.

Es sei ihm bewusst, so der Kardinal, dass viele Europäer Angst vor den Flüchtlingen hätten, weil sie sie als Gefahr und Problem betrachteten. „Allerdings steht Europa auch in der Pflicht, sich um die Flüchtlinge zu kümmern, weil es ein reicher Kontinent ist! Wer nach Europa flieht, um ein besseres Leben zu suchen, braucht unsere Unterstützung. Diese Menschen nehmen sogar den Tod bei ihrer Überfahrt in Kauf.“ Kardinal Vegliò macht einen klaren Unterschied zwischen Migranten, die ein besseres Leben suchen, und Flüchtlingen, die gezwungen sind, vor Gewalt zu fliehen. Gerade in Ländern wie Syrien, dem Irak, Nigeria oder Somalia herrschten politische oder religiöse Verfolgung. „Wir können nicht einfach dorthin gehen und ein ganzes Land bombardieren. Das wäre gegen das internationale Recht! Eine andere Sache ist das Zerstören der Boote, um gegen das Geschäft der Schlepper vorzugehen. Doch das scheint mir sehr kompliziert zu sein. Ich verstehe zwar, dass man sich fragt, wie man Herr der Lage werden könnte. Die einzige Lösung scheint mir aber jene zu sein, dass jedes der 28 EU-Länder eine gewisse Anzahl Flüchtlinge aufnimmt.“

Auch andere christliche Kirchen in Europa wollen im Bereich Mittelmeer-Flüchtlinge mithelfen. Das bestätigte gegenüber Radio Vatikan der anglikanische Bischof Christopher Hill, Vorsitzender der ökumenischen Konferenz Europäischer Kirchen (KEK). Dieser Verband traf sich diese Woche in Rom mit dem Rat der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) – unter anderem, um über die Flüchtlingsproblematik zu beraten.

„Die katholischen Bischöfe und die Kirchenvertreter aller anderen Konfessionen in Europa teilen die Befürchtungen, auch wenn wir uns davor hüten, über die bisherige Politik diesbezüglich zu urteilen. Das ist Sache der Kirchenvertreter in Brüssel. Wir sind selbstverständlich sehr besorgt über die derzeitige Lage auf dem Mittelmeer und rufen die Regierungen sowie die Europäische Union auf, Lösungen zu finden.“ (rv)

Buchtipp: „Bozzetto“

BozzettoEine Rezension von Mario Galgano.

Spätestens seit Dan Brown gibt es eine neue Romangattung: Thriller im Vatikan, könnte man es nennen. Da wird Wahres und Fiktives gemischt und historische Dokumente als „Beweismittel“ benützt. Der Schweizer Hermann Alexander Beyeler hat mit Gerd J. Schneeweis einen solchen Roman verfasst mit dem Titel „Bozzetto“. Da geht es um den Entwurf Michelangelos des Jüngsten Gerichts für die Sixtinische Kapelle. Rund um diesen „Bozzetto“ – auf Italienisch bedeutet das eben Entwurf – dreht sich der Roman, der rund 600 Seiten lang ist. Roter Faden des Werkes ist ein angeblicher Fluch, den dieser Michelangelo-Entwurf auf sich haben soll. Dieser Fluch beginne 1543, als Michelangelo mit seiner Arbeit am „Jüngsten Gericht“ für die Sixtinische Kapelle beginnt. Sein Entwurf enthält bereits alle Elemente des später weltberühmten Freskos. Zwölf Jahre bleibt die Holztafel in den Archiven des Vatikan, bis Kardinal Farnese sie verschenkt – an Vittoria Colonna, Michelangelos angebliche ehemalige Geliebte und Muse. Von da an wechselt der „Bozzetto“ über die Jahrhunderte immer wieder seinen Besitzer – mächtige Königinnen und Könige, Großinquisitoren, Revolutionäre – bis er 1944 in Paris in die Hände der Nazis fällt. Ihnen, wie allen anderen, die sich die Macht des „Bozzetto“ zu dunklen Zwecken aneignen wollten, bringt er Unglück, Tod, Verderbnis. Wer Thriller-Romane mag, wird an dieser Lektüre Freude haben.

Hermann Alexander Beyeler/Gerd J. Schneeweis: Bozzetto. Roman. Erschienen im Verlag weissbooks.w. (rv)

Vatikan: Statuten der Kinderschutzkommission veröffentlicht

Kardinal O´MalleyEtwa ein Jahr nach der Gründung der päpstlichen Kinderschutzkommission hat der Heilige Stuhl an diesem Freitag die Statuten der Kommission veröffentlicht. Franziskus hatte das Gremium zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexuellem Missbrauch innerhalb der Kirche am 22. März 2014 eingerichtet. Es war das erste konkrete Arbeitsergebnis des neunköpfigen Kardinalsrates gewesen, der den Papst bei den Schritten zur Kurienreform berät.

Der Kinderschutz sei eine Frage „vorrangiger Bedeutung“, heißt es in den Statuten der Kinderschutzkommission. Das Gremium berate den Papst in Fragen des Kinderschutzes und schlage ihm diesbezüglich Maßnahmen und Initiativen vor, die Anwendung innerhalb der Weltkirche finden sollen. Die Kommission, die maximal 18 Mitglieder umfassen soll, habe die Form einer „unabhängigen Institution, die mit dem Heiligen Stuhl verbunden“ sei. Juristischer Sitz dieser Institution ist der Vatikanstaat, wo sich auch das Archiv der Kinderschutzkommission befindet. Wie die Kommission im Detail mit der Glaubenskongregation zusammenarbeiten soll, welche die Missbrauchsfälle aufarbeitet, und wie „unabhängig“ sie agieren kann, geht aus den Statuten nicht hervor. Bisher war immer von einer „engen Zusammenarbeit“ die Rede gewesen. Die Kompetenz der Glaubenskongregation in Fragen des Kindesmissbrauchs durch Kleriker werde durch die Kinderschutzkommission nicht beschnitten, hatte Kardinal Sean Patrick O´Malley, Leiter der Kommission, betont.

Bei der Erarbeitung der Vorschläge für den Kinderschutz beziehe die Kommission Ortskirchen, Bischofskonferenzen, Ordensinstitute sowie auch Instanzen der römischen Kurie mit ein, wird in den Statuten festgehalten. Die Kinderschutzkommission könne in diesem Kontext auch Berichte über die Effizienz der Maßnahmen zum Kinderschutz anfordern. Den Vorschlägen, die an den Papst gehen, müssten zuvor mindestens zwei Drittel des Gremiums zustimmen.

Die 18 Kommissionsmitglieder sind vom Papst zunächst die Dauer von drei Jahren ernannt. Das gilt auch für den Präsidenten und den Sekretär der Kommission, die – ebenso wie die einzelnen Mitglieder des Gremiums – ggf. im Amt wiederbestätigt werden können. Vorgesehen seien zwei Tagungen der Kommission pro Jahr, heißt es weiter. Arbeitssprachen seien Italienisch, Spanisch und Englisch.

Geballte Kompetenz aus allen Fachbereichen und Kontinenten

Geleitet wird das Gremium derzeit vom Bostoner Kardinal Sean Patrick O'Malley. Franziskus hatte Mitglieder aus allen Kontinenten berufen, unter anderen auch zwei frühere Opfer sexuellen Missbrauchs. Von den derzeit 17 Mitgliedern sind sieben Frauen, fünf Priester und fünf weitere männliche Laien. Die fachliche Bandbreite ist groß, so sind Psychotherapeuten, Sozialarbeiter, Theologen und Rechtsexperten vertreten. Aus Deutschland gehört der Kommission der Jesuit und Psychologe Hans Zollner an. Der aus Regensburg stammende Ordensmann leitet das Kinderschutzzentrum an der römischen Universität Gregoriana.

Getagt hatte das Gremium erstmals Anfang Februar diesen Jahres. Arbeitsfeld sei aktuell eine Verbesserung der Rechenschaftspflicht in der Kirche, hieß es im Abschlussbericht zu dieser Sitzung. Auch ein Gebetstag für Missbrauchsopfer sei in Planung. (rv)

Vatikan veröffentlicht Programm der Papstreise nach Lateinamerika

BolivienPapst Franziskus wird während seiner Lateinamerikareise im Juli an einem Welttreffen von Volksbewegungen im bolivianischen Santa Cruz teilnehmen. Das ergibt sich aus dem Reiseprogramm, das an diesem Freitag vom Vatikan veröffentlicht wurde. Am 5. Juli bricht der Papst morgens zu seiner Reise auf; um 15 Uhr Ortszeit trifft er in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito ein. Am Montag, 6. Juli, feiert er zunächst eine Messe im Wallfahrtsort der Göttlichen Barmherzigkeit Guayaquil; am Abend trifft er dann in Quito Präsident Rafael Correa zu einem Höflichkeitsbesuch.

Am Dienstag, 7. Juli, will Franziskus sich zunächst mit Bischöfen treffen und dann in einem Park von Quito eine große Messe feiern. Der Nachmittag gehört Begegnungen mit Schülern und Studenten, mit Vertretern der ecuadorianischen Gesellschaft und mit jesuitischen Mitbrüdern. Am Mittwoch, 8. Juli, geht der Papst in ein Altenheim der Mutter-Teresa-Schwestern und trifft sich mit Klerus, Ordensleuten und Seminaristen, bevor er nach Bolivien weiterreist.

Am Nachmittag des 8. Juli trifft der Papst in La Paz ein und besucht zunächst Präsident Evo Morales. Auch ein Treffen mit Vertretern der Behörden und der Gesellschaft ist vorgesehen. Am Tag darauf hält Franziskus dann eine Messe in Santa Cruz, trifft Priester, Ordensleute und Seminaristen Boliviens und verbringt dann den Abend auf dem zweiten Welttreffen der Volksbewegungen.

Am Freitag, 10. Juli, will Franziskus eine Haftanstalt in Santa Cruz besuchen. Danach trifft er Bischöfe und fliegt mittags weiter nach Paraguay. Auch in Asunción, der Hauptstadt Paraguays, ist zunächst ein Höflichkeitsbesuch bei Staatspräsident Horacio Cartes geplant. Am Samstag, 11. Juli, will der Papst dann ein Kinderheim aufsuchen, eine große Messe im Marienwallfahrtsort Caacupé feiern und Vertreter der Gesellschaft sowie – in der Kathedrale – Priester, Diakone, Ordensleute, Seminaristen und Mitglieder katholischer Bewegungen treffen.

Der Sonntag, 12. Juli, ist der letzte vollständige Reisetag des Papstes bei seiner zweiten Lateinamerikareise. Vorgesehen sind unter anderem eine Messe, eine Begegnung mit den Bischöfen und ein Treffen mit Jugendlichen. Um 19 Uhr Ortszeit will der Papst wieder in Richtung Rom aufbrechen; dort wird er am Montag, 13. Juli, gegen 13.45 Uhr erwartet. (rv)

Dominikaner und Bioethiker: Gespräch mit dem Erzbischof von Sydney

AustralienDie Glaubenskongregation hat seit Mittwoch zwei neue Mitglieder: den französischen Erzbischof Roland Minnerath von Dijon sowie aus Australien den Erzbischof von Sydney, Anthony Colin Fisher. Fisher ist Dominikaner, er hat u.a. in Oxford Bioethik studiert; dementsprechend will er vor allem sein bioethisches Know-How in der Glaubenskongregation zur Geltung bringen. Das sagte er in einem Gespräch mit Radio Vatikan.

„Gerade im Bereich Bioethik und in verwandten Bereichen kommen ständig neue Fragenstellungen auf, die eine Antwort erfordern. Und da sind oft auch aufrechte Katholiken mit soliden Prinzipien untereinander gespalten. Eine dieser Fragen lautet zum Beispiel: Darf ein Ehepartner ein Kondom benutzen, wenn sein Partner mit Aids infiziert ist? Oder: Was tun mit eingefrorenen Embryonen? Oder: Sollte die Kirche das Klonen rundweg verdammen? Jeden Monat, jedes Jahr kommen ernste, neue Fragen auf, über die die Kirche nachdenken muss, nicht nur im bioethischen Bereich, sondern überhaupt in dem der Moral und der kirchlichen Lehre.“

Schon bisher habe er informell immer wieder die Glaubenskongregation in Sachen Bioethik beraten, so Erzbischof Fisher. Er äußerte sich uns gegenüber auch zum synodalen Prozess, mit dem der Papst eine neue Ehe- und Familienpastoral in Gang bringen will. „Synoden sind sehr pastoral von ihrer Ausrichtung, aber natürlich haben die Themen, über die auf ihnen nachgedacht wird, auch Implikationen für die Lehre. Was sehen wir als eine gültige Ehe an? Ist der Ehe-Begriff gewissermaßen dehnbar, oder hat Ehe eine intrinsische Bedeutung, etwas, das im Menschen selbst angelegt ist, so dass das, was wir als Ehe bezeichnen, eine Grenze hat? Wie gehen wir damit um, wenn zwei Menschen desselben Geschlechts sich voneinander sexuell angezogen fühlen, oder wenn eine Ehe scheitert? Das sind alles sehr reelle Fragen, die das Leben der Menschen betreffen, aber natürlich haben sie auch ein Lehr-Element.“

Erzbischof Fisher ist davon überzeugt, dass die Kirche den Menschen von heute eine sehr attraktive Sicht des Menschseins anzubieten hat, die durchaus mit anderen, gängigen Vorstellungen der Moderne konkurrieren kann. „Erstens – und das macht einen großen Unterschied aus – glauben wir, dass Menschen für das gute Leben in diesem Leben und für das ewige Leben gemacht sind – sie sind für Unsterblichkeit gemacht, sie sind für Größe in diesem und im nächsten Leben gemacht! Und das ist doch ein sehr anderer Ansatz, als wenn man sagt, Menschen sind eigentlich Konsumenten von Ressourcen, Objekte des Lustempfindens, oder untereinander austauschbar. Unsere Sicht ist, dass sie von unermesslichem Wert und für das Große gemacht sind.“

Nach der Bischofssynode vom vergangenen Oktober sei er mit sehr vielen Menschen ins Gespräch über die Themen Ehe und Familie gekommen, berichtet der Erzbischof von Sydney; er stoße in diesem Bereich immer auf sehr großes Interesse. „Wir sind zu schnell abgelenkt durch Kontroversen oder modische Themen, mit denen die Medien für Aufmerksamkeit sorgen wollen; dabei stellen diese Synoden sehr grundlegende Fragen, und eine davon heißt: Wie sollen oder können wir lieben? Interessanterweise ist das offenbar die am häufigsten bei Google eingegebene Frage! Die Moderne spricht ständig von Liebe, Liebeslieder werden gesungen, die Leute reden über Sex – aber tief im Innern wissen viele Leute doch, dass sie nicht sehr gut im Lieben sind, dass sie sich nicht über die Opfer, die Liebe mit sich bringt, im Klaren sind, dass sie Angst vor Verpflichtungen haben oder vor der Verletzlichkeit, die das Lieben mit sich bringt. Und auch Angst vor den Folgen, wenn die Liebe scheitert. Also: Obwohl die Menschen der modernen Welt ständig von Liebe reden, sind sie – glaube ich – nicht sehr gut darin.“ (rv)

Vatikan stellt Programm des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit vor

Heiliges Jahr 2015/16Der Vatikan hat an diesem Dienstag das Programm des vom Papst angekündigten „Heiligen Jahres“ veröffentlicht. Das „Außerordentliche Jubiläum der Barmherzigkeit“, so der offizielle Titel, wird am 8. Dezember, dem Hochfest der Unbefleckten Empfängnis und zugleich 50. Jahrestag des Endes des Zweiten Vatikanischen Konzils, eröffnet – Papst Franziskus wird dafür die Heilige Pforte im Petersdom aufstoßen. Das Heilige Jahr endet am Christkönigssonntag, dem 20. November 2016.

Das Mottojahr als eine Art „Pilgerfahrt der Barmherzigkeit“ – so beschreibt der Präsident des Päpstlichen Rates für Neuevangelisierung, Erzbischof Rino Fisichella, das vom Papst gewollte Heilige Jahr. Vom 19. bis 21. Januar sind alle Gläubigen dazu eingeladen, die Erfahrung des Pilgerseins zu machen – in Rom wie in den Ortskirchen: „Wir bitten darum alle Pilger, eine Wegstrecke wirklich zu Fuß zurückzulegen, und sich so vorzubereiten, die Heilige Pforte in einer Haltung des Glaubens und der Verehrung zu durchschreiten.“ Die Besonderheit dabei: Erstmals in der Geschichte der Heiligen Jahre kann in den Diözesen eine Heilige Pforte – die Pforte der Barmherzigkeit – geöffnet werden: sei es in der Bischofkirche, in einer anderen bedeutenden Kirche oder einem wichtigen Wallfahrtsort. In Rom stehen auch für Einzelpilger, die nicht an eine Gruppe angeschlossen sind, einige Kirchen im historischen Zentrum offen: Dort können sie sich darauf vorbereiten, die Heilige Pforte im Petersdom zu durchschreiten.

Eine zweite Besonderheit: Das „Außerordentliche Jubiläum der Barmherzigkeit“ ist – wie der Titel schon aussagt – ein Mottojahr. Barmherzigkeit ist laut Franziskus der Kern der christlichen Botschaft und Schlüsselwort seines eigenen Pontifikates. So wolle der Papst auch mit dem Jahr der Barmherzigkeit „die Kirche zu ihrem vorrangigen Auftrag zurückführen“, so der Präsident des Päpstlichen Rates für Neuevangelisierung: „nämlich in allen Bereichen der Pastoral Zeichen und Zeugin der Barmherzigkeit zu sein.“ Barmherzigkeit sei dabei für Franziskus Brücke zu anderen Religionen, so Fisichella weiter: „Ich denke nicht zuletzt auch daran, wie Papst Franziskus auf das Judentum und den Islam verweist und aufruft, gerade über das Thema Barmherzigkeit einen Weg des Dialoges zu finden und so die allgemein bekannten Schwierigkeiten zu überwinden.“

Innerhalb dieser Perspektive sind die „Missionare der Barmherzigkeit“, die der Papst am Aschermittwoch mit einer Feier im Petersdom aussenden wird, eine weitere besondere Idee. Erzbischof Fisichella umreißt das Profil dieser Geistlichen: „Diese Missionare sollen Priester sein, die sich durch Geduld auszeichnen. Sie sollen in der Lage sein, die Menschen in ihren Grenzsituationen zu verstehen, und zugleich in ihrer Predigt und im Stil wie sie das Sakrament der Versöhnung spenden, die helfende Nähe des Guten Hirten spürbar machen.“

In den Alltag übersetzt werden soll das Motto Barmherzigkeit in zahlreichen Aktivitäten, es ist sozusagen ein Appell an Gläubige in aller Welt und in ganz unterschiedlichen Kontexten. So lädt der Vatikan zum Beispiel am 12. Juni Kranke und Menschen mit Behinderung ein, und am 6. November soll ein „Jubiläum der Gefangenen“ gefeiert werden. Dazu Fisichella: „Es soll nicht nur in den Gefängnissen stattfinden, sondern wir prüfen die Möglichkeit, dass auch einige Gefangenen die Möglichkeit haben werden, mit Papst Franziskus im Petersdom ihr persönliches Heiliges Jahr zu begehen.“ Überhaupt werde der Papst im Heiligen Jahr seine Aufmerksamkeit für „Menschen in existentiellen Randsituationen“ verstärken, kündigte der Erzbischof an: „Er wird in der persönlichen Begegnung seine Nähe zu und die Aufmerksamkeit für die Armen, die Leidenden, die an den Rand gedrängten und alle, die ein Zeichen der Zuneigung brauchen, zum Ausdruck bringen. Das werden zeichenhafte Momente sein, bei denen wir die Bischöfe und Priester bitten, sie in Gemeinschaft mit dem Papst auch in ihren Diözesen durchzuführen.“

Anlässlich des Mottojahres will der Vatikan weiter ein „Hilfsprojekt in einem bedürftigen Teil der Welt“ lancieren, das „unmittelbare“ und „wirkungsvolle Hilfe“ bringen soll, formuliert der Erzbischof, ohne weitere Details zu nennen.

Auch das Logo des Heiligen Jahres greife das Motto der Barmherzigkeit auf, führt Fisichella weiter aus: „Das aus dem Lukasevangelium stammende Wort „Barmherzig wie der Vater“ (Lk 6,36) lädt ein, die Barmherzigkeit nach dem Vorbild des Vaters zu leben. Dieser ruft dazu auf, nicht zu urteilen oder gar zu verdammen, sondern zu vergeben und in geradezu maßloser Weise Liebe und Verzeihung zu schenken (vgl. Lk 6,37-38). Das Logo ist ein Werk des Jesuiten Marko I. Rupnik. Es zeigt den Sohn, der sich den verlorenen Menschen auf die Schultern lädt. (…) Das Bild ist so gestaltet, dass deutlich wird, wie der gute Hirte in direkten Kontakt mit dem Fleisch des Menschen kommt. Er tut dies mit einer Liebe, die in der Lage ist, Leben zu verändern.“

Die offizielle Homepage des Jubiläums ist bereits online, und zwar in den Sprachen Italienisch, Englisch, Spanisch, Portugiesisch, Französisch, Deutsch und Polnisch: www.iubilaeummisericordiae.va oder auch www.im.va. Auf der Website sind alle offiziellen Informationen zu den Aktivitäten einzusehen, ebenso gibt es Hinweise für die Teilnahme an den Großveranstaltungen mit dem Papst. Updates zu den Initiativen des Heiligen Vaters würden weiter über die social networks verbreitet, so Fisichella. Auch eine App, die es ermöglichen könnte, die verschiedenen Informationen zusammenzufassen, werde geprüft.

Programmpunkte des Heiligen Jahres im Detail:

 

8. Dezember 2015 Eröffnung des Jahres durch den Papst im Petersdom

19.-21. Januar 2016: Wallfahrt nach Rom und in den Ortskirchen

3. April 2016: Tag der Bewegungen, Vereinigungen, Ordensgemeinschaften

24. April 2016: Tag der Jugendpastoral für 13-16Jährige

29. Mai 2016: Jubiläum der Diakone

12. Juni 2016: Tag der Kranken und Menschen mit Behinderung

3. Juli 2016: Jubiläum der Priester

26.-31. Juli 2016: Weltjugendtag in Krakau

4. September 2016: Tag der karitativen Dienste

25. September 2016: Tag der Katechetinnen und Katecheten

9. Oktober 2016: Tag der marianischen Spiritualität und „Mutter der Barmherzigkeit“

6. November 2016: Jubiläum der Gefangenen

20. November 2016: Abschluss des Heiligen Jahres

(rv)

Papst an Schweizergardisten: „Ein Soldat Christi teilt das Leben Christi“

Oberst Christoph GrafEin guter Schweizergardist hat ein reiches Glaubensleben, betet bei der Ehrenwache, ist ein freundliches Aushängeschild für den Heiligen Stuhl und dient in der Freizeit den Ärmsten. Das hat Papst Franziskus am Montag den Angehörigen seiner persönlichen Leibgarde gesagt. Er traf sie und ihre Familien vor der Vereidigung von 32 neuen Gardisten, die wie jedes Jahr am 6. Mai stattfindet. Mit dem Wechsel an der Spitze der Garde – Vizekommandant Christoph Graf löste vergangenen Dezember überraschend seinen Vorgesetzten Daniel Anrig ab – will Franziskus Beobachtern zufolge die Schweizergarde auf ein neues Profil vorbereiten.

Die Freundschaft zwischen Papst und Gardisten sei besonders, weil sie „in der Liebe Christi“ gründe, sagte Franziskus. Ausgiebig zitiert er den Gründer des Jesuitenordens Ignatius von Loyola, der als junger Mann selbst Soldat war. In den „geistlichen Übungen“ des Ignatius heißt es, Christus brauche „tatkräftige und tapfere Menschen. So verlangt bei Ignatius Christus, der König, dass jeder, der mit ihm ziehen will, mit derselben Speise, mit demselben Trank und mit derselben Kleidung zufrieden sein muss wie der Herr selbst. Er möchte, dass er bereit sei, sich am Tag zu mühen und in der Nacht zu wachen, damit er so auch am Sieg Anteil habe“, so Franziskus an die Schweizergardisten. Ein Soldat Christi teile das Leben Christi, und dieser Ruf ergehe auch an die Angehörigen der Garde. „Ein Schweizergardist ist ein Mann, der Christus wirklich nachfolgen will, der die Kirche besonders liebt, ein Christ, der sich durch einen lebendigen Glauben auszeichnet.“

Franziskus lud die Gardisten zum häufigen Messbesuch und zur Beichte ein. Er riet ihnen, immer ein kleines Evangelium zur Hand zu haben, um in stillen Augenblicken darin zu lesen. „Euch hilft auch euer persönliches Gebet, besonders das Rosenkranzgebet, während der Ehrenwachen.“ Auch der „Dienst an den Ärmsten, den Kranken und an allen, die ein gutes Wort brauchen“ werde sie reifen lassen, so der Papst zu den jungen Schweizern. Da sie ein „Aushängeschild“ für den Heiligen Stuhl seien, bat Franziskus die Gardisten um Freundlichkeit und Kompetenz im Umgang mit den Pilgern im Vatikan. Und er bedankte sich für ihre Verfügbarkeit: „Ich weiß, euer Dienst ist anspruchsvoll. Wann immer Zusatzaufgaben zu leisten sind, können wir immer auf die Schweizergarde zählen.“ (rv)

Vatikan/Kuba: Neue Perspektiven durch Papstbesuch

Kardinal StellaDie kubanische Regierung möchte ihren Umgang mit der katholischen Kirche auf der Insel verbessern. Das berichtet Kurienkardinal Beniamino Stella, der Präfekt der vatikanischen Bischofskongregation, nach seiner Rückkehr aus Havanna, wo er unter anderem mit dem kubanischen Regierungschef Raul Castro sprach. Stella war in den 1990er Jahren Nuntius auf Kuba; Papst Franziskus wird das Land im kommenden September als dritter Papst besuchen.

„Es war ein langes Gespräch“, sagte der Kardinal über die Begegnung mit Raul Castro. Als Vertreter der katholischen Kirche habe er dem kubanischen Regierungschef eine Reihe von Anliegen der kubanischen Bischöfe vorgetragen. „Da gibt es das ganze Thema der Restaurierung von Kirchen und auch des Neubaus von Kirchen. Dann gibt es noch das Thema der Schwierigkeiten für die Priester, die sich nur mit Mühe im Land fortbewegen können. Das dritte Thema war der Zugang der Kirche zu den Medien. Da gab es schon Fortschritte, und das ist auch ein Zeichen des Voranschreitens in den Räumen der Freiheit; ich meine, dass der Papstbesuch den Medien überhaupt neue und sehr ersehnte Perspektiven bringen wird. Gerade in Bezug auf das Internet wünscht sich die kubanische Kirche Neuerungen.“

Stella berichtete auch von kleinen katholischen Gemeinden in den Bergen, die keinerlei offizielle Anerkennung hätten. Dort gebe es keine Kirchen, sondern sogenannte „Missionshäuser“, die von Priestern, Diakonen und Katecheten angesteuert würden. Er habe dem kubanischen Regierungschef gesagt, dass diese bereits existierenden Gemeinden formal anzuerkennen seien, unterstrich der Kurienkardinal. Er erhoffe sich diesbezüglich einiges durch den Papstbesuch, der „ein großes Fenster“ sei. Kuba sei voller Vorfreude auf diese Visite, auch weil die Menschen den Lateinamerikaner Papst Franziskus als einen der ihren empfänden. Besonders den Katholiken, die für ihren Glauben einstünden und manch Schwierigkeit zu meistern hätten, zeigten großes Interesse und große Freude. Die Kirche auf Kuba sei „stark im Wachsen begriffen“, berichtete der Kardinal.

Die Zeit der Vorbereitung auf diese Visite ist sehr kurz, räumte Stella ein, der beim Besuch von Johannes Paul II. Nuntius in Havanna gewesen war. Besonders auch der logistische Aspekt sei eine Herausforderung. „Es ist wichtig, dass die Gläubigen hingehen können, dass sie dorthin reisen können, wo der Papst sich aufhält. Es ist ein wirklicher Pastoralbesuch, den der Papst auch mit ziemlich viel Zeit ausstatten will.“

Franziskus besucht Kuba unmittelbar vor seiner Reise in die USA im September, wobei die Daten für die Karibik-Insel noch nicht feststehen. Ende vergangenen Jahres hatte der Papst für einen politischen Coup gesorgt, als er dank seines diplomatischen Apparates die Wiederannäherung zwischen Kuba und den USA ermöglichte. Tatsächlich sei hier dem Papst „persönlich, seinem Herzen, seiner Kreativität“ viel zu verdanken, formulierte der frühere Vatikandiplomat Stella. „Wichtig ist, dass die kubanische Bischofskonferenz der kirchliche Organismus ist, der diese öffentliche und formale Rolle des Dialogs mit den Autoritäten des Landes übernimmt. Und dann muss jeder Bischof sich diese Initiativen zu eigen machen, damit diese Annäherung weitergehen und immer konkreter werden kann. Die Themen auf der Tagesordnung sind weder leicht noch wenige, aber guten Willen vorausgesetzt, sind es auch keine Berge, die man erklimmen muss. Wir wünschen uns, dass man so bald wie möglich auf Ergebnisse zusteuert, die eine wirklich neue Etappe der Beziehungen zwischen den beiden Ländern eröffnet.“ (rv)