Papst Franziskus ist in seinen Aussagen über Umwelt, Migration und Wirtschaft „mutiger als viele Linkspolitiker“. Das sagt die sozialistische Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, die dieser Tage im Vatikan an einem Treffen von Lokalpolitikern aus aller Welt über Umwelt und Menschenhandel teilgenommen hat. In seiner Enzyklika „Laudato Si“ habe Papst Franziskus ein Konzept vorgelegt, dem sie „vorbehaltlos“ zustimme, erklärte die Pariser Bürgermeisterin: „Die Umwelt ist umfassend. Soziale und Umwelt-Themen sind nicht voneinander abzugrenzen.“ In komplexen Fragen wie dem Umgang mit Flüchtlingen sei „das Wort der Verantwortlichen, auch der religiös Verantwortlichen“ sehr wichtig.
„Das sieht man an den kraftvollen Äußerungen von Papst Franziskus, der mit seiner revolutionären Rede die Frage der Umwelt, des Sozialen und der Wirtschaft wieder zurück auf eine Formel gebracht hat, die viele politische Verantwortliche, auch auf Seiten der Linken, nicht mehr zu sehen wagten.“
Anne Hidalgo leitet seit einem Jahr die Verwaltung der französischen Hauptstadt. Paris hat vor allem in seinem weiten Einzugsbereich eine starke muslimische Bevölkerungsminderheit und nicht wenige Integrationsprobleme zu meistern. Hinzu kommen die Schwierigkeiten sehr vieler westeuropäischer Städte mit der Aufnahme von Flüchtlingen. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte Anne Hidalgo, die selbst Tochter spanischer Einwanderer in Frankreich ist,dass sie bei der Vatikan-Tagung „sehr überrascht von dem progressiven Charakter aller Vorschläge der Bürgermeister“ gewesen sei.
„Ich habe nicht einen Bürgermeister gehört, der etwa mit Blick auf die schwierige Frage von Flüchtlingen einem der Angst vor dem Anderen, dem Fremdenhass Raum gegeben hätte. Das fand ich spannend zu sehen: Dass die Diplomatie der Bürgermeister wirklich etwas bewirken kann.“
Es gehe nicht darum, „alles durch die rosa Brille zu sehen“, erklärte Hidalgo.
„Als Bürgermeister von Paris, Rom, Athen oder auch Lampedusa – die Bürgermeisterin der Insel war ja hier vertreten – erleben wir eine Realität. Und es geht nicht darum, sie zu verschönern. Wir haben aber, so denke ich, präsent, dass das öffentliche Wort und unser Wort nicht ein Wort sein kann, das Populismen oder ideologischer Volksverhetzung nachgibt. Wenn einige im politischen Leben die Frage der Migration sehr in den Mittelpunkt stellen und sie instrumentalisieren, um Angst zu schaffen und daraus ein Element des Kontrasts zu machen, und um einen Diskurs des Abschließung zu führen – das ist nicht, was ich hier im Vatikan gehört habe.“
Bürgermeister seien sehr realistisch, fuhr Hidalgo fort. „Denn wir sind jeden Tag mit realen Problemen in großer Bandbreite befasst, und wir müssen uns um alle kümmern: um die Probleme unserer Einwohner, aber auch jener, die ankommen und nicht einfach zurückgeschickt oder ihrem Schicksal überlassen werden können. Das ist komplex und anspruchsvoll. Aber die Besonderheit der Bürgermeister ist, dass sie die Ärmel aufkrempeln und handeln.“ Ein solcher „Optimismus der Handlung“ sei bei der Tagung der Lokalpolitiker im Vatikan greifbar gewesen, sagte die Pariser Bürgermeisterin. (rv)