Papst Franziskus hat den ehemaligen Präsident von Cor Unum, den deutschen Kurienkardinal Paul Josef Cordes, zum Sondergesandten für die Abschlussfeiern des Ersten Nationalen Eucharistischen Kongresses der Tschechischen Republik ernannt. Das teilte der Vatikan an diesem Samstag mit. Die Abschlussfeier des Kongresses findet am 17. Oktober 2015 in Brünn (Brno) statt. (rv)
Monat: August 2015
Überraschungsbesuch des Papstes bei Pius X.-Messe
Der Papst hat „überraschend“ an einem Gottesdienst beim Altar für Pius X. im Petersdom teilgenommen. Am Freitagmorgen sei er um 7 Uhr in den Bänken vor dem Altar gewesen, um an der Messe teilzunehmen und habe sich wie die alle anderen bei der Kommunion in die Schlange der Gläubigen eingereiht. Für Franziskus ist sein Vorgänger Pius X., der heiliggesprochen ist, ein Vorbild, weil der Heilige der Patron der Katecheten ist. Als Erzbischof von Buenos Aires hat er am Gedenktag des Heiligen Pius X. jeweils den Gottesdienst mit „seinen“ Katecheten des Bistums gefeiert. Der Feiertag ist jeweils am 21. August gemäß dem Kirchenkalender. (rv)
Präsident des Migrantenrats fordert Stopp des Waffenverkaufs
„Migranten und Flüchtlinge sind eine Herausforderung – Antwort gibt das Evangelium der Barmherzigkeit“ – so lautet das von Papst Franziskus gewählte Motto für den 102. Weltflüchtlingstag, welcher am 17. Januar 2016 stattfinden wird. Das Drama der ankommenden Flüchtlinge, die an unseren Türen klopfen wird von Tag zu Tag lauter und die Schreie der Verzweiflung sind kaum zu überhören. Die verschlossenen Türen öffnen, das ist die Aufgabe der Welt und der Kirchen – vor allem im Zusammenhang mit dem ausgerufenen Jahr der Barmherzigkeit, welches am 8. Dezember 2015 startet. Daran erinnert eine aktuelle Aussendung des päpstlichen Migrantenrates, mit einem äußerst passenden Zitat der päpstlichen Bulle „Misercordiae Vultus“:
„Verfallen wir nicht in die Gleichgültigkeit, die erniedrigt, in die Gewohnheit, die das Gemüt betäubt und die verhindert etwas Neues zu entdecken, in den Zynismus, der zerstört. Öffnen wir unsere Augen, um das Elend dieser Welt zu sehen, die Wunden so vieler Brüder und Schwestern, die ihrer Würde beraubt sind.“
Papst Franziskus lädt dazu ein im Heiligen Jahr die Barmherzigkeit sprechen zu lassen und alle lokalen Kirchen sollen in Anbetracht des kommenden Weltflüchtlingstags Aufmerksamkeit generieren, Zeichen setzen und mit Initiativen die Nähe und Solidarität der Menschen demonstrieren. Der Präsident des Päpstlichen Rates Antonio Maria Vegliò warnt davor, dass wir Menschen uns an zu viel gewöhnen, auch an solche Extremsituationen mit den sterbenden Flüchtlingen vor unseren Füßen. Derzeit sei jedoch die Angst der Menschen spürbar – sie führt unweigerlich zu extremen Lösungen, die nur noch mehr Schaden anrichten:
„Diese Angst ist normal. Es ist ein reales Problem für jede Nation, nicht nur Italien. Und das ist normal, liegt in der menschlichen Natur, jeder lebt sein Leben, jeder in seinem goldenen Schloss, und dann kommen Menschen, die unsere Freiheit einschränken. Man fürchtet das Zusammenleben, aber Mauern bauen, das kann man nicht. Das will die Kirche nicht. Extreme Lösungen sind nie die Richtigen.“
Extreme Lösungen wie die Mauern in Ungarn, die scharfen Polizeikontrollen zwischen England und Frankreich. Die Kirche sieht den Handlungsbedarf und fordert ihn von internationalen Organisationen. Kardinal Vegliò‘ sieht hier Parallelen zu der Untätigkeit von Europa noch zu Zeiten von Muammar al-Gaddafi:
„Ich habe das Gefühl, dass man zu Laufen anfängt, wenn der Notfall bereits da ist, aber ohne vorher einen Plan gemacht zu haben. Diese Phänomen existierte schon zu Zeiten von Muammar al-Gaddafi. Er drohte damit zwei Millionen Migranten nach Europa zu ‚werfen‘, wenn er nicht die notwendige finanzielle Unterstützung von Europa erhielt. Aber Europa hat nicht viel getan und jetzt leben wir genau dieses Problem. Wir brauchen Politik und nicht nur Meinungen, die sagen –‚wir schmeißen alle raus‘ oder ‚wir nehmen alle auf‘.“
Lösungen müssen dort angesetzt werden, wo die Probleme starten, so der Kardinal. In den armen Länder müsse man gegen die Armut ankämpfen und wenn es um die Flüchtlinge geht, so muss man dem Krieg ein Ende setzen.
„Kriege macht man mit Waffen. Haben wir jemals an eine Kontrolle des Waffenverkaufs gedacht? Wir protestieren gegen die vielen Flüchtlinge, aber wer verkauft denn die Waffen? Das sind meistens die reichen Länder. Die Kirche muss nun alles tun was sie kann – sie kann auch nicht alles – aber zumindest ein Bewusstsein dafür erzeugen, dass die Situation noch lange nicht beruhigt ist.“ (rv)
Studie zur Familie: „Was die Gläubigen denken, ist wichtig“
Wenige Monate vor Beginn der Weltbischofssynode zu Ehe und Familie in Rom haben drei Theologiestudenten eine eigene Umfrage mit Katholiken veröffentlicht. Sie wollten mehr über das Verhältnis von kirchlicher Lehre und gelebter Praxis herausfinden, an diesem Mittwoch haben sie die Ergebnisse ihrer Umfrage in Berlin vorgestellt. Auch ein Vertreter des Vatikan, Mitja Leskovar von der Nuntiatur – also der Botschaft – des Vatikan war bei der Pressekonferenz dabei.
Die Resonanz der Umfrage dreier Theologiestudenten zum Glaubensleben der Katholiken war groß: Mehr als 12.000 Katholiken aus 42 Ländern gaben ihnen Antworten zu Themen wie dem Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, Zölibat und Diakonat der Frau. Allein aus Deutschland gab es rund 8.000 Antworten. Anna und Tobias Roth von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und Sarah Delere von Freie Universität Berlin haben somit einen ehrgeizigen Beitrag zur Familiensynode im Herbst in Rom vorgelegt. Nuntiaturrat Mitja Leskovar, der den Vatikan bei der Präsentation der Studie am Mittwoch in Berlin vertrat, freut sich über so viel Engagement: „Die Studie, soviel ich gehört habe, war auch technisch gut gemacht und nach dem Kanon der Sozialwissenschaften. Die Kirche braucht ja auch die Hilfe der Wissenschaft, auch der weltlichen Wissenschaft."
Die christliche Erziehung, die kirchliche Hochzeit und der Gottesdienstbesuch stehen laut der Studie nach wie vor hoch im Kurs bei den Gläubigen. „Das ist schon wichtig zu wissen, dass diese Antworten von den Gläubigen kommen, die ganz nah in der Kirche sind und am Leben der Kirche auch aktiv teilnehmen," kommentiert Leskovar.
Eindeutig ist das Votum der befragten Katholiken für einen offeneren Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, mit dem Zölibat, mit dem Diakonat der Frau und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Eine Segnung homosexueller Paare lehnt die Mehrheit der Menschen in Südeuropa, Polen und Brasilien hingegen ab, während fast drei Viertel der deutschen Befragten sich das wünschen würden. Beim Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen herrscht hingegen Einigkeit: Von der deutlichen Ablehnung, in Deutschland knapp 90 Prozent, des Ausschlusses dieser Paare von der Kommunion weichen die Umfrageergebnisse in anderen Ländern kaum ab. Ob diese – nicht repräsentativen – Ergebnisse Einfluss auf die Beratungen der Bischöfe bei der Familiensynode haben werden? „Was die Gläubigen denken, ist ganz bestimmt sehr wichtig, ist aber nicht das einzige Element, das bei der Synode auch thematisiert wird“, schätzt Leskovar die Bedeutung der Studie ein. „Da sind auch noch die theologischen Fragen, das Bibelstudium. Aber das ist eines der Elemente, die auch wichtig sind."
Die Studenten jedenfalls wollen die Ergebnisse ihrer Umfrage mit in die Weltbischofssynode zu Ehe und Familie im Oktober tragen. Dafür habe man schon mit einem der teilnehmenden deutschen Bischöfe gesprochen, so die Studenten. Auch der Nuntiaturrat Leskovar weckt ihre Zuversicht:
„Der Papst wird diese Ergebnisse ganz bestimmt haben und auch seine Mitarbeiter in Rom werden sie auch ganz bestimmt bekommen. Und auch ganz gut durchsehen und studieren. Das ist schon klar.“
Ausgangpunkt der Studie waren die zwei päpstlichen Familienumfragen im Vorfeld der Familiensynode in diesem Herbst. Diese hatte der Papst gestartet, um zu erfahren, inwieweit die Lehre der Kirche und Lebensrealität der Gläubigen zueinanderpassen. Mit wissenschaftlicher Begleitung des Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften („GESIS") und der Katholisch-Theologischen Fakultät der WWU erstellten die drei Studierenden einen eigenen 26 Punkte-Fragebogen in sieben Sprachen und waren in zwölf Ländern unterwegs.
(rv)
„Macht den ersten Schritt“ – Auf dem Jakobsweg
„Ultreya", weiter geht's! Der Pilgerboom auf dem Jakobsweg ist noch längst nicht abgerissen. Noch immer wandern jährlich tausende Menschen durch Deutschland, die Schweiz, Frankreich bis ins spanische Santiago de Compostela. Lange bevor Hape Kerkeling sein Buch über die Pilgerreise schrieb, machten sich Monika und Reinhold Hanna von München aus auf den Weg nach Santiago. Mittlerweile haben sie mehrere Bücher und Reiseratgeber herausgegeben. Und so manche Jakobsmuschel auf dem Weg ist ihnen zu verdanken.
Der Jakobsweg zieht jährlich Tausende Menschen aus ganz Europa an – allein 2014 erhielten über 230.000 Ankömmlinge in Santiago die begehrte Pilger-Urkunde. Das fränkische Ehepaar Monika und Reinhold Hanna hat den Weg einmal zurück gelegt, mehr als 2.500 Kilometer an einem Stück. Im Alltag des Termindrucks und der Fremdbestimmung durch Arbeit bietet das Pilgern Entschleunigung, wennauch nicht gleich auf Anhieb, sondern Schritt für Schritt, wie Monika Reinhold erklärt.
„Das erste, was passiert: Man vergisst den Stress des Alltags. Wenn der Körper wehtut, die Beine wehtun, dann denke ich nicht daran, was ich im Job alles hätte anders machen müssen. Da ist also alles weg, da ist nur der Körper dran. Bei uns hat es ungefähr eine Woche gedauert, bis der Körper sich soweit erholt hat, dass dann eigentlich erst der Geist kommt. Dann ist der Körper fit, dann kommt man in die zweite Stufe. Und dann denkt man über alle Probleme nach. Erst wenn diese Phase abgeschlossen ist, dann kommt man in diese geistige Phase. Und da erst kann man alles aufnehmen, die Barockkirchen oder die schönen romanischen Kappellchen am Weg. Oder aber auch die Mitpilger, die einem irgendwas erzählen. Am Anfang ist man so mit sich selber beschäftigt."
Beim Pilgern geht es um das Wesentliche. Man steht nicht ewig vor dem Kleiderschrank und überlegt, was ziehe ich an? Auch gibt es keine große Auswahl an Tagesbeschäftigungen. Man zieht eines der beiden T-Shirts an, die man mitgebracht hat und geht los. Von morgens bis abends bewegt man sich fort, isst, macht kleine Pausen und sucht am Ende nach einer geeigneten Unterkunft. Neben diesen sehr essentiellen Dingen kommt ganz langsam, beinahe beiläufig, aber noch eine weitere Dimension hinzu, erzählt Reinhold Hanna:
„Wenn man eine längere Strecke unterwegs ist und dann zu sich selber findet, dann erst beginnt man darüber nachzudenken: Ist mein Leben eigentlich so, wie ich es haben möchte oder will ich da was ändern und was passiert da eigentlich mit mir. Das heißt, wir sind erst unterwegs vom Wanderer zum Pilger geworden und haben dann auch die Ruhe gefunden, zu überlegen, was von dem Stress, was wollen wir eigentlich und was müssen wir ändern um über die Runden zu kommen und gut leben zu können."
In der Tat laufen viele Menschen den Jakobsweg, ohne sich um die spirituelle Dimension des über tausendjährigen Pilgerpfads Gedanken zu machen und merken plötzlich, dass sich bei ihnen da etwas tut. Durch die Begegnungen mit den Menschen unterwegs, körperliche Grenzerfahrung, den Anblick einer schönen Landschaft. Jeder Pilger wird auf sich selbst zurückgeworfen:
„In der Kirche hat man meistens ein direktes Anliegen, Danke sagen oder Bitten. Während, wenn man pilgert, man zunächst mal überhaupt kein Anliegen hat. Man läuft in ein Vakuum rein, in dem man dann plötzlich zu sich selber findet und dann in eine Zwiesprache mit Gott reinkommt, die man gar nicht steuern kann."
Von München nach Santiago sind es 2.700 Kilometer. 120 Tage braucht man im Schnitt, so die Hannas. Sie machten den Weg in fünf Etappen. Damals gab es noch keine Beschilderung des Jakobswegs von München. Dem Ehepaar ist es zu verdanken, dass von München nach Bregenz heute die Jakobsmuschel den Weg weist. Von München nach Santiago kann man die Veränderungen der Landschaft und Kultur hautnah verfolgen – es ist auch eine kleine Zeitreise durch die europäische Kulturgeschichte. Vom bayerischen Barock über die französische Gotik zur spanischen Romanik. Höhepunkt für die Hannas aber war sicher die Ankunft in Santiago:
„Das kann man nicht beschreiben, wenn man monatelang auf ein Ziel zugelaufen ist.. da kommt man vorher durch einen Tordurchgang und da war galizische Musik, das dröhnt in den Ohren und man geht um die Ecke und steht vor dem Haus des Jakob. Also ich kann das Gefühl nicht beschreiben, ich sag nur, wir sind drei Tage lang in Santiago auf Watte gegangen. Und irgendwie waren wir außerhalb dieser Zeit. Und dann kommt man an und trifft alle Leute, die man unterwegs schon mal gesehen hat. Und es ist jedes Mal ein in die Arme fallen und freuen und dieses Gefühl, das vergisst man nie mehr wieder."
Ihre Eindrücke vom Münchner, Schweizer und dem Fränkischen Jakobsweg haben die beiden pensionierten IT-Fachleute in mehreren Büchern, Reiseratgebern und einem Film festgehalten. Auf ihrer Internetseite kann man sie nachlesen. Sie wollen etwas weitergeben von den Erfahrungen, die sie für sich auf diesem Weg gesammelt haben. Und von denen sie auch im Alltag immer wieder zehren können.
„Wenn wir von München aus an die Isar gehen und wir wollen uns entspannen, dann sind wir in 10 Minuten in dieser Stimmung vom Jakobsweg und können auch abrufen, was wir uns gedacht haben. Hoppla, was hast du denn da eigentlich wieder alles vermasselt oder falsch gemacht, du hattest dir doch vorgenommen, dass…Ich kann dieses entspannende Gefühl oder dieses in Meditation fallen lassen abrufen, wenn ich mir die Stimmung vom Jakobsweg wiederhole und das bereichert ungemein."
Wichtig ist für das Pilgern auf dem Jakobsweg vor allem eines, sagen die Hannas: Geduld. Geduld mit sich selbst, dem eigenen Körper und dem Weggefährten. Man sollte sich Zeit nehmen, nicht nur eine Woche oder zehn Tage, sondern an die drei Wochen, um körperlich fit zu werden und geistig wirklich abzuschalten. Erst dann kann man sich wirklich auf das Wagnis Pilger einlassen, so die beiden Experten. Ratgeber hin oder her, am Ende muss jeder Pilger selbst bestimmen, wie er seine Reise gestaltet. Am Ende nämlich zählt nur eines: Machen. „Traut euch doch, macht den ersten Schritt. Geht mal raus, nehmt euch zusammen. Macht den ersten Schritt und dann werdet ihr selber sehen." (rv)
Singapur: Kardinal Parolin erinnert an Rolle der Kirche
Zwar sind nur drei Prozent der Bevölkerung Singapurs Katholiken, doch ihre Rolle in der Gesellschaft und Geschichte des Staates sind sehr wichtig. Das sagte der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bei der letzten Etappe seiner Asienreise, die ihn nach Singapur führte. In der 50jährigen Geschichte Singapurs hätten die Katholiken viel zur Entwicklung des Staates beigetragen, sagte Parolin in seiner Abschiedsrede. Parolin betonte vor allem die vielen katholischen Laien, die hochqualifiziert seien und im technologischen oder medizinischen Bereich tätig seien. Diese seien nicht nur in weltlichen Bereichen dank der guten katholischen Bildung qualifiziert sondern auch spirituell gut ausgebildet, unterstrich Parolin. Der vatikanische Kardinalstaatsekretär war in den vergangenen Tagen neben Singapur auch in Osttimor und Indonesien. (rv)
200 Jahre Don Bosco: Herausforderung und Hoffnung
Neben Taizé gedenkt noch eine weitere Gemeinschaft dieser Tage an den Geburtstag ihres Gründers: Die Salesianer haben am Sonntag die Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag ihres Gründers Don Bosco beendet. Höhepunkt war ein internationales Jugendfestival in Turin. Etwa 4.500 Jugendliche aus 50 Länder nahmen teil, um den „Jugendheiligen“ zu ehren. Die Hauptstadt der italienischen Region Piemont ist nicht nur Heimat des „Jugendheiligen“ sondern auch Ausgangspunkt des Ordens und dessen weltweiten Engagements für junge Menschen in Not.
Schon früh war für Johannes Bosco klar, dass er sich für andere Menschen einsetzen wollte. In Turin half er bedürftigen Jugendlichen, die mit Beginn der Industrialisierung auf der Strecke geblieben waren. Mit einer Ausbildung wollte er sie fitmachen fürs Leben. Revolutionär zur damaligen Zeit war sein Erziehungsstil, der auf Liebe, Einsicht, Glaube und Prävention aufbaute, anstatt auf harte Strafen. 1859 gründete er die „Gesellschaft des Heiligen Franz von Sales“ – die Salesianer Don Boscos. Als zweitgrößte Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche sind die Ordensmänner heute in 132 Ländern aktiv und erreichen mit ihrer Arbeit mehrere Millionen Mädchen und Jungen auf der ganzen Welt. Zu ihren Aufgaben gehören die Jugendsozialarbeit, Schulen und Tageseinrichtungen. Am 16. August 2015 wäre der „Vater und Lehrer der Jugend“, wie ihn Papst Johannes Paul II. einmal nannte, 200 Jahre alt geworden. Der Generalobere der Salesianer, Angel Fernandez Artime, erzählt von den Feierlichkeiten:
„Es sind Tage der großen Gefühle, Tage des tiefen Gebets, der Reflexion und ich muss sagen, dass wir erstaunt sind über die Resonanz bei den Jugendlichen. Man sah kein einziges trauriges Gesicht, ohne eine einzige Sorgenfalte. Die Feier mit den Jugendlichen war wirklich die beste Art und Weise, den 200. Jahrestag zu beschließen.“
Das Anliegen Don Boscos, jungen Menschen eine Stimme zu geben und ihr Leben selbst zu gestalten, ist auch heute für die Salesianer wichtig: Seien es Sozialprojekte oder Bildungsarbeit. In Deutschland und der deutschsprachigen Schweiz leben heute rund 265 Salesianer Don Boscos und 70 Don-Bosco-Schwestern an 45 Standorten. In den Einrichtungen für junge Menschen arbeiten die Ordensmitglieder mit rund 2.000 angestellten Mitarbeitern und vielen Ehrenamtlichen zusammen. Aber auch in Regionen, wo es gefährlich ist und Krieg herrscht, sind Salesianer aktiv:
„Mich berührt es zu sehen, dass Salesianer im Nahen Osten, Syrien, in Nigeria, Pakistan oder im Ebola-Gebiet Sierra Leone sagen: Wir wollen für immer dort bleiben und mit den Ärmsten sein. Wie Papst Franziskus es der ganzen Kirche und auch uns aufgetragen hat: Wir müssen wirklich dort hingehen, wo Menschen auf uns warten, die am nötigsten Hilfe brauchen.“
Auch für Menschen, die ihre Heimatländer aufgrund von Krieg, Krankheiten und Armut verlassen, setzt sich der Don-Bosco-Orden ein, insbesondere für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Es sei wichtig auch immer wieder an das Schicksal dieser Menschen zu erinnern, sagt Angel Fernandez Artime:
„Wir können hier nicht Don Bosco feiern und den Glauben, und dann die gleichen Kriterien vertreten, die in Europa in den Institutionen vertreten werden und Schwierigkeiten bringen, wie etwa bei der Einwanderung.“
Auch Papst Franziskus, der persönlich sehr mit dem Orden verbunden ist, hat den Salesianern in einem Brief gratuliert und ihre Arbeit gelobt. Er besuchte ein Salesianer-Internat und sein Vater lernte bei diesem Orden seine Mutter kennen.
Für die Zukunft des Ordens sei es insbesondere wichtig, die Erziehung nach der christlichen Anthropologie auch in der Sprache Sozialer Medien zu gestalten. Des Weiteren brauche es neue Formen der sozialen Freiwilligenarbeit. Hierbei gelte es, eine wirksame Allianz zu schaffen zwischen religiösen und Laienorganisationen. Insbesondere die Familien der Jugendlichen müssten mit einbezogen werden. „Es kann in der Tat keine erfolgreiche Jugendpastoral ohne eine wirksame Familienpastoral geben“, so der Papst. Der Generalobere der Salesianer, Artime, ist zuversichtlicht:
„Wir stehen vor einer großen Herausforderung und einer großen Hoffnung: Wir glauben, dass wir heute den Jugendlichen auf der Welt im Namen Don Boscos viele schöne Dinge bieten können. Somit beginnen wir ein weiteres Jahrhundert mit Don Bosco, weil wir auf diesem Weg der Treue weitergehen wollen.“ (rv)
Ökumene-Kardinal: „Franziskus liegt Taizé sehr am Herzen“
Zum 10. Todestag des Taizé-Gründers Frère Roger hat Papst Franziskus „seinen“ Ökumene-Verantwortlichen in die französische Ortschaft geschickt. Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch kannte den verstorbenen Gründer der Gemeinschaft von Taizé persönlich gut, wie er im Gespräch mit Radio Vatikan in Taizé sagte:
„Meine erste Begegnung mit Frère Roger war während der Seminarzeit, als ich im Priesterseminar in Luzern war. Da hatte der damalige Regens die gute Idee gehabt, eine Woche in Taizé zu verbringen. Als ich später Bischof von Basel war, habe ich immer die Exerzitien der Bistumsleitung dort gemacht. Das war jeweils eine Woche im Advent und da kam ich einmal nach Taizé und habe da Frère Roger besser kennengelernt. Das war sehr schön, weil er sich freute, einen Bischof empfangen zu dürfen. Man hat seine tiefe Spiritualität gespürt.“
Auch Papst Franziskus selber ist sehr von der Gemeinschaft von Taizé angetan, versichert Kardinal Koch.
„Papst Franziskus liegt Taizé sehr am Herzen, wie eigentlich allen Päpsten zuvor. Frère Roger hat zu allen Päpsten, die er in seinem Leben kennen lernen durfte, ganz gute Beziehungen gepflegt. Das geht jetzt weiter mit Frère Alois, der sowohl Papst Benedikt XVI. als auch Papst Franziskus mehrmals getroffen hat. Deshalb ist es für mich eine große Freude, hier in Taizé zu sein.“
Rund 100 katholische und evangelische Brüder gehören zur Gemeinschaft von Taizé in Ostfrankreich. Davon lebt etwa ein Viertel in bislang fünf kleinen Fraternitäten in Asien, Afrika und Südamerika. Diese Brüder teilen ihr Leben mit Straßenkindern, Gefangenen, Sterbenden und Vereinsamten. (rv)
Ungarn: Kardinal Paskai verstorben
László Kardinal Paskai, der ehemalige Primas von Ungarn ist am Montag im Alter von 88 Jahren verstorben. Er war Angehöriger des Franziskanerordens (O.F.M.) und zuletzt von 1987 bis 2002 Erzbischof von Esztergom-Budapest in Ungarn. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) hatte Paskai 1988 in den Kardinalsstand erhoben und ihm die Titelkirche “S. Teresa al Corso d’Ialia” zugeteilt. Mit seinem Ableben gibt es derzeit nur noch einen aus Ungarn stammenden Kardinal im Kardinalskollegium. Das Kollegium hat somit noch 219 Kardinäle und von diesen sind 120 wahlberechtigt bei einer künftigen Papstwahl. (vh)
Vatikanreform: Die Zahl der Dikasterien reduzieren
Bei der Reform des Vatikan wartet Papst Franziskus nicht auf einen Gesamtplan. Er approbiert stattdessen immer wieder Reformen in einzelnen Bereichen. Das sagt Kardinal Francisco Javier Errázuriz Ossa im Interview der Neuen Luzerner Zeitung. Kardinal Errázuriz ist emeritierter Erzbischof von Santiago de Chile und Mitglied des neunköpfigen Kardinalsrates, der den Papst in Reform-Fragen berät. Die Gesamtzahl der Dikasterien in der Kurie müsse reduziert werden, betonte er, sonst könne der Papst seine Leitungsaufgaben bei zu vielen „Ministern“ nicht wahrnehmen. Außerdem solle dem immer noch sehr verbreiteten Image entgegen gewirkt werden, der Vatikan sei ein Hofstaat. Auch hier habe der Papst schon deutliche Zeichen gesetzt.
Auf die Bedeutung der Synode und die Dezentralisierung innerhalb der Kirche angesprochen sagte der Kardinal, er habe schon den Eindruck, dass der Papst eine „gewisse Dezentralisierung innerhalb der katholischen Kirche“ unterstütze und den Bischöfen der Ortskirchen eine größere Autonomie zugestehe. (rv)