Die Katholische Kirche feiert ab diesem Jahr einen Gebetstag zur Bewahrung der Schöpfung. Das hat der Vatikan an diesem Montag bekannt gegeben. Papst Franziskus hat in einem Brief an die zuständigen Kardinäle seine Entscheidung mitgeteilt, gemeinsam mit der ganzen Kirche und möglichst mit allen Christen weltweit in Sorge um die Schöpfung zu beten.
Die Idee zu diesem Gebetstag kommt aber nicht vom Papst selber. Es war am 18. Mai diesen Jahres, als bei der Vorstellung der Umwelt-Enzyklika Laudato Si’ der Vertreter der griechisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Johannes von Pergamon Zizoulas, auf einen solchen Gebetstag in seiner Kirche hinwies: „An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass das Ökumenische Patriarchat [Anm. d. Red.: die Leitung der griechisch-orthodoxen Kirche] schon 1989 entschieden hat, den 1. September jeden Jahres dem Gebet für die Umwelt zu widmen. Dieser Tag ist nach unserem liturgischen Kalender der erste Tag im Kirchenjahr, er wird nun von den Orthodoxen der Schöpfung gewidmet. Wäre das nicht ein gutes Datum für das Gebet für alle Christen?“ Es wäre, dachte sich Papst Franziskus, und machte sich die Idee zu eigen.
Metropolit Johannes berichtete bei der Pressekonferenz auch etwas über die Bedeutung der Erfahrungen, die man bisher gemacht habe. „Wie sie vielleicht wissen, war das ökumenische Patriarchat der Erste in der christlichen Welt, das die Aufmerksamkeit der Weltgemeinschaft auf den Ernst des ökologischen Problems und auf die Pflicht der Kirche aufmerksam gemacht hat, ihre Stimme zu erheben, um zur Erhaltung der natürlichen Umwelt beizutragen.“ Bereits 1989 habe der damalige Patriarch Demetrios eine eigene Enzyklika zum Thema geschrieben, auch diese war wie die Enzyklika von Papst Franziskus nicht nur an die Christen der eigenen Kirche, sondern an alle Menschen guten Willens gerichtet, so der Metropolit. Seit dem habe es immer wieder Aktivitäten gegeben, Begegnungen, Bildungsveranstaltungen und Konferenzen, mit der der gegenwärtige Patriarch Bartholomaios zur Bildung eines „ökologischen Gewissens“ beitragen will.
Und zu diesem Gewissen gehört in christlicher Sicht die Beziehung zu Gott, also das Gebet. Der Gebetstag ist also mehr als nur Symbolik, er soll die christlichen Gemeinschaften prägen.
Brief an zwei Kardinäle
Und so haben die beiden Kardinäle Peter Kodwo Appiah Turkson und Kurt Koch einen Brief von Papst Franziskus bekommen, sie sind die zuständigen für Gerechtigkeit und Frieden bzw. für die Ökumene, also die beiden Bereiche, die mit dem Gebetstag tangiert werden. Wörtlich heißt es in diesem Brief: „Mit dem geliebten Bruder, dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios die Sorge um die Zukunft der Schöpfung teilend und den Vorschlag seines Vertreters, des Metropoliten Johannes von Pergamon [Anm. d. Red.: Zizoulas] aufgreifend, den dieser bei der Vorstellung der Enzyklika Laudato Si' über die Sorge um das gemeinsame Haus gemacht hat, möchte ich Ihnen mitteilen, dass ich entschieden habe, auch in der Katholischen Kirche den ‚Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung‘ einzuführen, der beginnend mit diesem Jahr, immer am 1. September gefeiert werden soll, wie es in der orthodoxen Kirche schon lange geschieht.“
Kardinal Turkson solle dazu beitragen, dass die Bischofskonferenzen der Welt und die internationalen Organisationen an der Gestaltung dieses Gebetstages mitarbeiten und Kardinal Koch soll die Zusammenarbeit auf diesem Gebiet mit den übrigen christlichen Kirchen, vor allem dem Ökumenischen Rat der Kirchen, koordinieren. Die Kirchen stünden weltweit vor denselben Herausforderungen, so der Brief. Um „glaubwürdig und wirkungsvoll“ sein zu können, müsse man gemeinsam Antwort geben, betont Papst Franziskus.
Warum ein Gebetstag?
Warum braucht es dazu einen Gebetstag? Der Auslöser für den Entschluss des Papstes, Metropolit Johannes, hat bei der besagten Pressekonferenz betont, dass die Beziehung des Menschen zur Umwelt von der Theologie zu lange ignoriert worden sei. Das gehe bis hin zum Vorwurf, christliche Theologie sei das Problem, nicht die Lösung. Auf ihr beruhe die Rechtfertigung zur Ausbeutung. „Es ist wahr, dass in der christlichen Theologie der Mensch so sehr verherrlicht worden und über die Schöpfung erhoben worden, so dass es Menschen erlaubt, diese Welt als Material zur Erfüllung ihrer Bedürfnisse und Wünsche zu behandeln. Christus ist aber gekommen, die ganze Schöpfung zu erlösen, nicht nur die Menschheit.“
Die Menschheit fühlte sich bestärkt darin, die Schöpfung unbegrenzt ausbeuten zu dürfen ohne Rücksicht auf die Dimension der Heiligkeit, die ihr als Werk Gottes zukäme, so der Patriarch. Bei der Pressekonferenz hatte Metropolit Johannes auch ausführlich über die geistliche Dimension der Umweltzerstörung gesprochen, die Sünde gegen die Schöpfung und Umwelt müsste in die theologischen und spirituellen Gedanken eingefügt werden. Er hat wie Papst Franziskus in seiner Enzyklika zu Zurückhaltung und Selbstbeschränkung aufgerufen, damit der Planet überleben könne. Es läge am Menschen, größeren Schaden abzuwenden. Und genau dazu will dieser Gebetstag in den christlichen Gemeinden und Gemeinschaften seinen Beitrag leisten. (rv)
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