Die internationale Staatengemeinschaft muss alles dafür tun, dass diejenigen, die derzeit aus ihren Heimatländer flüchten, wieder zurückkehren können. Das fordert der vatikanische Außenminister Erzbischof Paul Richard Gallagher am Dienstag bei einer internationalen Konferenz in Paris. Das Treffen wurde von der französischen und der jordanischen Regierung organisiert und behandelte die Gewaltwelle im Nahen Osten und die Verfolgung von religiösen Minderheiten. Der beste Weg, um den Konflikt zwischen den Religionsgemeinschaften beizulegen und den religiösen Fundamentalismus zu verhindern sei der interreligiöse Dialog, so Erzbischof Gallagher. Religion könne niemals eine Rechtfertigung für Gewalt sei. An der Konferenz nahmen Vertreter aus 60 Nationen teil. Das Treffen soll nächstes Jahr in Spanien durchgeführt werden, so die Organisatoren der Konferenz. (rv)
Monat: September 2015
USA: Hoffen auf „Botschaft des Zusammenhalts“ von Franziskus
Der Erzbischof von Chicago erhofft sich von Papst Franziskus in den Vereinigten Staaten einen Impuls zur Einheit, auch im politischen Sinn. „Nationale Einheit ist eine wichtige Botschaft für uns in dieser Zeit“, sagte Erzbischof Blase Joseph Cupich im Gespräch mit Radio Vatikan rund zehn Tage vor Beginn der Papstvisite in den USA, die Franziskus nach Washington, New York und Philadelphia führen wird. Chicago ist das drittgrößte Erzbistum der Vereinigten Staaten. Franziskus hat Erzbischof Cupich dieser Tage in Rom in Audienz empfangen.
Es war ein erster Willkommensgruß an den Heiligen Vater. Der Chicagoer Erzbischof Blase Joseph Cupich nahm in Rom an einer Versammlung der Catholic Extension Society teil, die strukturschwache US-amerikanische Diözesen unterstützt. Dies nahm er zum Anlass, auch Papst Franziskus zu treffen. Dessen Besuch in den USA sieht Cupich als wichtigen Impuls für eine Gesellschaft in der Krise:
„Es gibt heute viele Probleme in den USA, das Einwanderungsgesetz muss geändert und das Geld für Bedürftige besser verteilt werden. Ich hoffe, dass der Papst uns ermutigt, in einer Einheit zusammenzustehen, uns neue Kraft gibt und uns klar macht, dass wir uns „Vereinigte Staaten von Amerika“ nennen. Das Wort „Vereinigt“ sollten wir nicht auf die leichte Schulter nehmen.“
Die Botschaft Franziskus‘ an die US-Bürger sei nicht an ihre Nationalität gebunden, sondern universal, sagte der Erzbischof. Der Papst müsse die Menschen in den USA dazu aufrufen, einander mehr zu unterstützen und solidarisch zu sein.
„Ich denke, nationale Einheit ist eine wichtige Botschaft für uns in dieser Zeit. Wir sind sehr gespalten und zersplittert. Ich hoffe, er gibt uns eine Botschaft, die an unsere gegenseitige Verantwortung appelliert und die gegenseitige Unterstützung. Das wäre eine Inspiration nicht nur für die Menschen im Allgemeinen, sondern auch für unsere Politiker, die uneins sind in der Führung unserer Nation.“
Neben seinen Besuchen in Washington und New York wird Papst Franziskus auch zum Weltfamilientreffen nach Philadelphia reisen und dort die Abschlussmesse feiern. Das Treffen findet von 22. bis 27. September statt. Der erste Teil des Treffens wird ein Kongress mit mehreren Dutzend Veranstaltungen sein. Als Gäste werden etwa 20.000 Familien erwartet, dazu die offiziellen Delegationen der Weltkirche. Der zweite Teil wird ein Familien-Fest sein, zu dem auch Papst Franziskus kommt und die Abschlussmesse feiert. Hierzu werden eine Million Menschen erwartet.
Bei dem Treffen geht es um einen Austausch von Erfahrungen in der Familienpastoral – unmittelbar vor der Weltbischofssynode im Oktober in Rom. Erzbischof Cupich hofft, dass die Bischöfe mit einem offenen Geist an der Synode teilnehmen werden:
„Papst Franziskus hat betont, dass die Synode ein gemeinsamer Weg ist, auf dem wir uns begleiten, offen für den Heiligen Geist. Das ist ein großer Moment der Gnade für das Leben der Kirche. Ich hoffe, dass die Synodenteilnehmer nicht mit einem vorgefertigten Bild ankommen, sondern dass sie Christus, dem Auferstandenen, erlauben, uns voranzubringen. Sie sollten offen sein für die Einladung des Heiligen Vaters, eine Haltung der Versammlung anzunehmen.“
Erzbischof Cupich brachte dem Papst als Geschenk das persönliche Kreuz des seligen Junipero Serra, das dieser als Missionar der Franziskaner aus Spanien mitgebracht hatte und bis an sein Lebensende bei sich trug. Der Papst wird Serra, der Kalifornien missionierte, während seines USA-Besuchs heiligsprechen.
„Das war eine wichtige Geste, dem Heiligen Vater dieses Kreuz zu geben, er nahm es ganz vorsichtig in die Hand und küsste es. Er war sehr berührt davon. Er ist sozusagen der neue Franziskaner, der das Evangelium in die Vereinigten Staaten bringt. Franziskus kommt so in Berührung mit dem ersten Auftrag von Pater Serra, in die Vereinigten Staaten zu gehen. Hier schließt sich der Kreis. Wir hoffen, dass das Kreuz während seiner Heiligsprechungsmesse auf dem Altar liegen wird.“ (rv)
Papst ändert Kirchenrecht: „Gerechte Einfachheit“ in Eheverfahren
Ehenichtigkeitsverfahren in der Kirche werden einfacher und schneller: Mit zwei Erlassen in der Form eines „Motu Proprio“ verändert Papst Franziskus die Verfahren, in denen innerkirchlich über die Gültigkeit einer Ehe befunden wird. Ist eine Ehe nichtig, hat sie nach kirchlicher Auffassung niemals bestanden. Jeder der beiden Partner kann in diesem Fall erneut kirchlich heiraten.
Der Vatikan stellte die beiden Rechtsdokumente – eines für die römisch-katholische Kirche, das andere für die mit Rom unierten Ostkirchen – an diesem Dienstag vor. Papst Franziskus möchte eine „gerechte Einfachheit“, wie er in dem Dokument mit dem Namen „Mitis Iudex Dominus Jesus“, also „Jesus der gütige Richter“, schreibt. Dazu wird es in Zukunft nur noch eine einzige statt bisher zwei Instanzen geben, die über die Gültigkeit einer Ehe entscheidet. Die Kirche kennt keine Scheidung, es geht in diesem Fall um die Frage, ob eine Ehe jemals gültig zu Stande gekommen ist. Der Prozess löst also keine Ehe auf, sondern findet heraus, ob die Ehe überhaupt gültig war. Darüber hat nun ein Richter in einer Instanz zu entscheiden, nicht mehr ein Ehegericht in vorgeschriebenen zwei Instanzen. Außerdem verfügt der Papst, dass der Ortsbischof selbst dieses Amt auszuüben hat, zumindest darf er es nicht vollständig delegieren. Papst Franziskus möchte damit eigenen Ausführungen zufolge sicherstellen, dass kein Laxismus in das Verfahren Einzug hält. Überhaupt gehe es nicht darum, die Ehenichtigkeit selbst zu fördern. Lediglich die Verfahren sollten klarer und einfacher gemacht werden.
Im Fall eines Konfliktes nach der Entscheidung der ersten Instanz bleiben eine zweite Instanz beim zuständigen Erzbistum und schließlich die dritte Instanz bei der Rota Romana im Vatikan erhalten. Während aber bisher immer auch eine zweite Instanz entscheiden musste und im Fall zweier unterschiedlicher Urteile die dritte Instanz involviert war, ist nun eine Instanz ausreichend, sofern mit deren Urteil beide Betroffenen einverstanden sind.
Papst Franziskus betont ausdrücklich, dass es nicht darum gehe, die Unauflöslichkeit der Ehe in Frage zu stellen. Es handelt sich bei den Änderungen also nicht um eine „katholische Scheidung“. Der Papst sieht in den Änderungen eine größere pastorale Nähe der Kirche. Während bisher Menschen oft die juristischen Strukturen nicht in Anspruch hätten nehmen können – sei es weil sie zu weit weg gewesen seien, sei es weil es andere Gründe gibt – erfordere es die Nächstenliebe, diese Frage der Gerechtigkeit näher zu den Gläubigen zu bringen und das Verfahren zugänglicher zu machen. Das Schreiben Evangelii Gaudium (Nr. 27) zitierend, spricht der Papst von einer „Bekehrung der kirchlichen Strukturen“. Dabei sollen die Bischofskonferenzen helfen. Ausdrücklich sagt der Papst, dass diese Verfahren für die Paare kostenlos zu sein haben.
Vor einem Jahr hatte der Papst kurz vor der Versammlung der Bischofssynode zum Thema Ehe und Familie eine Kommission eingesetzt, die sich um eine Reform dieses Verfahrens kümmern sollte. Auch bei der Synode selbst wurde das Thema ausführlich und teils kontrovers diskutiert. Am Ende stand aber eine große Mehrheit der Synodenväter, die eine Vereinfachung wollten. Auf diesen Rat der Synode an ihn verweist der Papst ausdrücklich.
Die neuen Regelungen des Kirchenrechtes treten am 8. Dezember, mit Beginn des Heiligen Jahres, in Kraft. (rv)
„Liturgie ist, was uns alle verbindet“
Zuwachs aus Deutschland an der römischen Kurie: Der aus dem Erzbistum Köln stammende Priester Michael Kahle verstärkt ab sofort die vatikanische Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung. Vor wenigen Tagen hat der 42-jährige gebürtige Solinger seinen Dienst an der Behörde angetreten und fühlt sich dort, wie er im Interview mit Radio Vatikan verrät, außerordentlich herzlich aufgenommen. Gudrun Sailer sprach mit Michael Kahle und wollte zunächst von ihm wissen, wofür genau er in der Liturgie-Kongregation zuständig sein werde.
Kahle: „Aus Deutschland stammend für den deutschen Sprachraum. Denn die Muttersprache ist unter anderem das, was man als große Gabe mit in die Kongregation hineinbringt. Die vielen Schreiben und Dokumente, die aus den einzelnen Teilkirchen nach Rom kommen, müssen übersetzt werden, Fragen müssen behandelt werden, und dazu gehört natürlich auch immer eine Einschätzung, wie die Kirche in Deutschland mit gewissen liturgischen Fragen umgeht. Und dazu möchten die Verantwortlichen hier in Rom auch gerne die Einschätzung eines Priesters haben, der aus diesem Bereich kommt.“
Radio Vatikan: Damit es dann nicht geschieht, dass aus Rom etwas in die Ortskirche zurückgespielt wird, was mit der Ortskirche wenig zu tun hat?
Kahle: „Damit eine Einschätzung da ist: wie sind liturgische Feiern einzuschätzen, wie sind sie zu bewerten, so würde ich das sehen.“
Radio Vatikan: Die Arbeit der Kongregation ist an die Weltkirche gerichtet, es geht nicht um Gottesdienste und Sakramente im Vatikan, sondern überall sonst auf der Welt – es ist ein Dienst nicht für eine Diözese, nicht für eine Teilkirche, sondern für die Weltkirche. Nun gibt es in den verschiedenen Ortskirchen teils voneinander abweichende Regelungen, so wie es auch mehrere verschiedene Mess-Riten gibt. Was kann man da, wenn man aus Deutschland kommt und an dieser Kongregation wirkt, lernen?
Kahle: „Es ist immer wichtig zu schauen, dass die Kirche wirklich eine Weltkirche ist und dass die Liturgie das uns alle Verbindende ist, denn darin drücken wir unseren gemeinsamen Glauben an den dreifaltigen Gott aus. Ich glaube, das gemeinsame Blicken auf die eine Liturgie der Kirche, nach der sich alle ausrichten, das ist das, was man hier in Rom vor allem lernen kann. Das ist auch die große Chance, die die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung wahrnimmt, nämlich die einzelnen Ortskirchen immer wieder zurückzubinden an die eine Liturgie der Kirche.“
Radio Vatikan: Sie sind, aus Solingen gebürtig, Priester des Erzbistums Köln und waren lange Domzeremoniar in Köln. Beim Deutschlandbesuch von Papst Benedikt XVI. im September 2011 waren Sie Koordinator für die Papstgottesdienste. War es Ihr wacher Blick für die Liturgie, auch die päpstliche, die Sie für Ihre neue Aufgabe in Rom prädestiniert hat?
Kahle: „In der Reihe der Erkenntnis bin ich der letzte gewesen, als der Kölner Erzbischof [Kardinal Rainer Maria Woelki] mir gesagt hat, dass der Heilige Stuhl darum bittet, dass ich nach Rom komme, um die Nachfolge von Monsignore Stephan Hünseler anzutreten, der im vergangenen Jahr zu Gott heimgerufen worden ist. Ich kann Ihnen nicht sagen, welche einzelnen Punkte entscheidend gewesen sind, dass da Wahl auf mich gefallen ist, ich glaube aber, dass es der Dienst an der Liturgie im Hohen Dom von Köln gewesen ist, über mehr als sechs Jahre, an der Seite von Kardinal Joachim Meisner und dem Kölner Domkapitel, dass das sicher ein vorbereitendes Element gewesen ist, und natürlich auch die Beziehung, die ich während des Papstbesuches und in der Vorbereitung der Liturgien des Papstbesuches knüpfen konnte, dass das sicherlich auch eine Rolle gespielt hat.“
Radio Vatikan: Welche Auswirkungen, welchen Einfluss hat die Art und Weise, wie die Päpste ihre eigenen Liturgien feiern, auf die liturgische Sensibilität von Gläubigen heute, gerade auch in Deutschland?
Kahle: „Ich glaube, dass das einen großen Einfluss hat. Gerade wenn Gläubige aus den Ortskirchen nach Rom kommen, um mit dem Nachfolger Petri den Gottesdienst zu feiern, ist das ein Moment höchster Bereitschaft und Sensibilität, liturgische Formen nocheinmal wahrzunehmen und zu praktizieren und mit dem Nachfolger Petri in die Anbetung Gottes zu kommen. Und deshalb verwundert es nicht, dass Papst Franziskus beim Dienstantritt von Kardinal Sarah in der Gottesdienstkongregation diesem mit auf den Weg gegeben hat, die Arbeit von Papst Benedikt XVI. in diesem Bereich fortzusetzen. Denn Papst Benedikt ist es ja gewesen, der in besonderer Weise darauf aufmerksam gemacht hat: die Liturgie der Kirche, vor allem die Feier der Heiligen Messe, ist der höchste Akt der Anbetung Gottes. Und diese Sensibilität versuchen wir auch in der Gottesdienstkongregation weiter im Volk Gottes, in den Teilkirchen auszubreiten und dafür zu sensibilisieren.“
Radio Vatikan: Registrieren Sie – etwa in Deutschland – heute ein eher verflachendes oder ein gerade neu erwachendes Interesse an Liturgie?
Kahle: „Ich glaube, dass gerade die junge Generation ein hohes Interesse an liturgischen Formen, an der Feier der Liturgie mitbringt – vor allem auch im klassischen Bereich. Und dass hier ein würdevoller Gottesdienst vielen jungen Menschen eine große Hilfe ist in ihrer Begegnung mit Gott. Von daher glaube ich, dass das Interesse an der Feier der Liturgie immer weiter wächst.“
Radio Vatikan: Rom ist Ihnen nicht neu, Sie haben hier studiert und waren im deutsch-ungarischen Priesterseminar, haben hier 2001 die Priesterweihe empfangen. Zurück nach Rom zu gehen – war das ein geheimer Wunsch?
Kahle: „Ich persönlich habe nicht damit gerechnet, weil ich bin nach der Zeit als Domvikar einige Jahre Direktor im Collegium Albertinum und damit für die Priesterausbildung zuständig gewesen, und ich habe mit keinem Gedanken in dieser Zeit damit geliebäugelt, wieder nach Rom zurückzukehren. Von daher ist es für mich wirklich eine große Überraschung gewesen, als der Kölner Erzbischof mir das mitteilte, dass der Heilige Stuhl darum bat, dass ich nach Rom zurückkomme. Für mich eine große Überraschung und Neuheit.“
Radio Vatikan: Hoffentlich auch eine freudige Überraschung?
Kahle: „Auch eine freudige Überraschung!“
Radio Vatikan: Mit Interesse habe ich gehört, dass Sie in jungen Jahren Profisportler waren und als Schwimmer an den deutschen Meisterschaften teilgenommen haben. Finden Sie, die sportliche Praxis könnte bei den Priestern und auch den Laienbediensteten im Vatikan mit mehr Anreizen versehen werden?
Kahle: „Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass in einem gesunden Körper auch ein gesunder Geist herrscht! Deshalb finde ich den Sport gerade auch für einen Priester etwas ganz Wesentliches, und vor allem wenn man den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt, ist es wichtig, sich Orte und Zeiten zu suchen, an denen man sich auch sportlich betätigen kann. Ich bin zur Zeit noch am Suchen, weil es in Rom nicht ganz einfach ist. Die Schwimmbäder sind nicht dergestalt, dass man da Sport treiben kann, die Parks laden nicht wirklich zum Laufen ein, aber vielleicht wird sich die eine oder andere Möglichkeit ergeben, auch hier in guter Weise Sport treiben zu können!“ (rv)
Vatikan: Kardinal Filoni auf Asienbesuch
Hoher Vatikan-Besuch in Asien: Kardinal Fernando Filoni, der Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, besucht von 9. bis 18. September Indien, Bangladesch und Nepal. Auf dem Programm stehen unter anderen Treffen mit Regierungsvertretern, Kranken und Behinderten sowie mit Geistlichen und Gläubigen. In Bangladesch ist unter anderem auch ein Treffen mit dem Premierminister geplant. In Kalkutta in Ostindien wird Kardinal Filoni eine heilige Messe am Grab der seligen Mutter Teresa feiern. Außerdem trifft er sich in dem Land, in dem Christen über wachsende Verfolgung klagen, mit führenden Religionsvertretern. In der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu trifft der Kurienkardinal neben religiösen Vertretern auch Regierungsangehörige und Caritas-Organisationen. (rv)
Europa: Bischöfe prüfen Aufnahme von Flüchtlingen
Nicht jedes katholische Pfarrhaus, sondern jede katholische Pfarrgemeinde in Europa soll eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen. So ist nach Angaben von Vatikansprecher Federico Lombardi die jüngste Aufforderung von Papst Franziskus zu interpretieren. Angesichts der akuten Flüchtlingskrise in Europa hatte das Kirchenoberhaupt beim Angelusgebet dazu eingeladen, eine offene Tür für Menschen auf der Flucht zu haben: „Jede Pfarrei, jede Gemeinschaft, jedes Kloster, jeder Wallfahrtsort“ möge eine Familie aufnehmen, auch der Vatikan werde dies tun. Die beiden im Papststaat ansässigen Pfarreien Sankt Peter und Santa Marta seien „zwei ziemlich verschiedene Realitäten“, erklärte Lombardi in seiner Note weiter. Jede werde also „einen eigenen Weg“ finden, den Appell des Papstes zu verwirklichen. Franziskus bezog sich in seiner Einladung zur Gastfreundschaft für Flüchtlinge konkret auf das bevorstehende Jahr der Barmherzigkeit.
Eine „Hilfe und Anregung“ für alle Länder Europas soll dieser Aufruf des Papstes sein, meint Kardinal Angelo Bagnasco, der Vize-Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen und Präsident der Italienischen Bischofskonferenz.
„Ein großes Dankeschön an den Heiligen Vater, der uns immer auf den Spuren des Evangeliums vorausgeht und die bestmöglichen Wege aufzeigt, es mit Glauben zu leben. Dieser Aufruf ist sehr konkret und von großer Wirksamkeit.“
Gewiss gebe es noch Probleme bei der Umsetzung eines solchen flächendeckenden Vorhabens, räumte Bagnasco ein. „Aber sicherlich wird es eine rasche Antwort geben.“ Nächste Woche werde der Appell des Papstes zur Aufnahme von Flüchtlingen im Rat der Europäischen Bischofskonferenzen besprochen werden. Die Präsidenten des CCEE treffen sich – erstmals in der Geschichte des Rates – im Heiligen Land zu ihrer jährlichen Vollversammlung.
Das sogenannte Kirchenasyl, also die vorübergehende Aufnahme von Flüchtlingen in Kirchengemeinden, stieß in der Vergangenheit nicht selten auf Kritik. Das deutsche Bundesamt für Migration und Flüchtlinge kritisierte eine Zunahme der Kirchenasyl-Praxis. Früher sei es um wenige Einzelfälle gegangen, bei denen nach einer negativen Asylentscheidung die Abschiebung ins Herkunftsland verhindert werden sollte. Heute werde Kirchenasyl vermehrt solchen Menschen gewährt, für deren Verfahren eigentlich andere EU-Staaten zuständig seien. Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte die Praxis scharf kritisiert und den Kirchen vorgeworfen, sie versuchten, sich über staatliches Recht zu stellen.
Vatikan-Sprecher Federico Lombardi stellte klar, dass, wenn Franziskus von Kirchengemeinden spreche, er nicht nur Kirchengebäude meinte, sondern Gebäude, die zu einer Kirchengemeinde im weitesten Sinne gehörten. Bei der Aufnahme von Flüchtlingen könnten also unterschiedliche Lösungen gefunden werden. Wenn der Papst hingegen von Religionsgemeinschaften spreche, erinnere das an seine Worte beim Besuch im römischen Jesuiten-Flüchtlingszentrum Centro Astalli. Dort hatte Franziskus dazu aufgerufen, leerstehende Konvente nicht kommerziell zu nutzen, sondern für Flüchtlingsfamilien bereitzustellen. (rv)
Unser Buchtipp: Die Arche Petrinser Buchtipp: Die Arche Petri
Dass der Kleinstaat Vatikan mit seinen Gärten reich an Blumen und Pflanzen ist, sollte nicht überraschen. Weniger bekannt ist die Präsenz von Tieren rund um den Petersdom. Der deutsche Historiker Ulrich Nersinger hat sich umgeschaut und ein Buch über die Fauna hinter den Mauern geschrieben: „Die Arche Petri: Von großen und kleinen Tieren im Vatikan“. Unsere Frage an den Autor: Gibt es auch Haustiere im Vatikan? „Haustiere gibt es wenige, aber es gibt doch einige Besonderheiten, so zum Beispiel die Vogelwelt. Der frühere Laienverantwortliche im Vatikan, Marchese Sacchetti, war ein großer Vogelliebhaber und konnte feststellen, dass in keinem römischen Park so viele Vogelarten vorhanden waren, wie in den vatikanischen Gärten. Haustiere haben wir eigentlich relativ wenig. Ich glaube, im Governatorat werden eigentlich die Hunde verzeichnet, das ist also minimal, fast zu vernachlässigen: Katzen werden nicht so oft registriert, sind aber auch vorhanden und es gibt natürlich vor allem eines: was die Päpste an sich vermutlich gerne mochten, das waren Zierfische, auch in ihrer Wohnung.“
Aber auch größere Zootiere haben den Vatikan bisher bewohnt. Bekannt ist der Elefant Hanno. Das war um 1514. „Das war ein Geschenk von der iberischen Halbinsel für den Papst, denn der Papst [Alexander VI.] hatte in dieser Zeit ja in Südamerika die Grenzlinie festgelegt, zwischen dem Einflussbereich Spaniens und dem Portugals. Der Papst hatte eine richtige kleine Liebesbeziehung zu diesem Elefanten und man hat gesagt, als der Elefant dann doch nach relativ kurzer Zeit starb, der Papst sei in eine richtige Trauer, ja fast in eine Depression gefallen.“
Aber nicht nur positive Geschichten mit Tieren gibt es zu verzeichnen: ein kleiner Käfer sorgte vor wenigen Jahren für einiges Aufsehen im Vatikan. „Als der Besuch des US-Präsident George W. Bush in dem Vatikan anstand, hatte Benedikt XVI. gesagt: ,Ich empfange den US-amerikanischen Präsidenten nicht im Apostolischen Palast, sondern in den vatikanischen Gärten.´ Und natürlich war es üblich, dass bei solchen Gelegenheiten dann der US-amerikanische Geheimdienst, der Secret Service, die Wege alle sichert und vorher sich genau anschaut. Auf einmal wurden die Secret Service-Agenten sehr nervös, weil sie an manchen Bäumen etwas blinken sahen und informierten auch ihre Oberen, bis ihnen dann die vatikanische Gendarmerie erklären konnte, dass dieses Blinkende, was sie sahen, Radiofrequenzchips waren, die gemeinsam mit Duftfallen eben den größten Feind des Vatikans und der päpstlichen Gärten, den Rüsselkäfer, abhalten sollen.“
Ulrich Nersinger: Die Arche Petri Von großen und kleinen Tieren im Vatikan. Erschienen im August 2015 beim Petra Verlag. Preis 8,90 Euro. (rv)
Ratzinger-Schülerkreise: Künftig enger zusammenarbeiten
Neue Perspektive für den Ratzinger-Schülerkreis: Die ehemaligen Promovenden bei Professor Joseph Ratzinger werden in Zukunft enger mit dem „Neuen Ratzinger-Schülerkreis“ zusammenarbeiten. Das kündigte der Sprecher des Schülerkreises, Pater Stephan Horn SDS, im Gespräch mit Radio Vatikan an. Am vergangenen Wochenende trafen sich die Ratzinger-Theologen und –Theologinnen in Castel Gandolfo und feierten am Sonntag einen Gottesdienst mit dem emeritierten Papst im Vatikan. Über die Zukunft der beiden Schülerkreise sagt Pater Horn:
„Es gibt noch keine konkreten Pläne, aber ich habe darüber mit dem emeritierten Papst Benedikt XVI. gesprochen. Er ist sehr dafür, dass die Schülerkreise noch enger zusammenwachsen. Bisher hatten wir beispielsweise die Themen und Referenten im eigentlichen Schülerkreis festgelegt. Der neue Schülerkreis wurde dann darüber informiert bzw. angefragt, ob sie evtl. mögliche Referenten vorschlagen. Da war Benedikt XVI. jetzt der Meinung, dass wir dies künftig gemeinsam machen sollen. Vielleicht sollten wir künftig alles gemeinsam organisieren.“
Die Schülerkreise und die Joseph-Ratzinger-Stiftung haben in den vergangenen Monaten allerlei unternommen. Größere Projekte stünden bevor: So werde die Ratzinger-Stiftung vom 25. bis 26. November in Berlin ein großes Symposium veranstalten. Daran wird der langjährige Sekretär von Papst Benedikt XVI., Kurienerzbischof Georg Gänswein, teilnehmen, kündigte Pater Horn an. Die Tagung beschäftige sich mit den „großen politischen Reden von Papst Benedikt“.
„Das bereiten wir schon seit langem vor und wird sicherlich ein großes Ereignis sein. Der neue Schülerkreis bereitet derweil hier in Rom eine Konferenz vor, die ebenfalls im November stattfinden wird. Da wird es um die Enzyklika Deus caritas est gehen. Papst Benedikt ist sehr hoffnungsvoll für die Zukunft der Schülerkreise.“
Wie bereits in den Jahren seit seinem Amtsverzicht 2013 nahm Papst Benedikt nicht mehr an dem Treffen seiner Schüler statt, feierte aber eine Messe mit ihnen im Vatikan. Abgesehen von Schwierigkeiten mit dem Laufen wirkte der Papst auf Pater Horn „sehr frisch“, verriet der Ordensmann Radio Vatikan. Auch die Angehörigen des Schülerkreises selbst kämen nun in die Jahre, und so könnten nicht mehr alle zu den jährlichen Treffen kommen.
„Der neue Schülerkreis hingegen wächst immer mehr. Und so ist es auch, dass der neue Schülerkreis vollständig an den Diskussionen teilnimmt. In diesem Jahr hatten wir Professor Tomas Halik eingeladen. Er ging von der Frage aus: Wie kann in der heutigen Zeit von Gott reden? Er stellte fest, dass sich das heutige Europa in einer Art Mittagsschlaf befindet. Er hat aber auch betont, dass dies ein Augenblick der Wende sein könne. In Europa stünden nicht mehr nur Gläubige und Ungläubige gegenüber, sondern es gibt immer mehr Menschen, die einfach nicht mehr glauben, die aber weiter auf der Suche nach der Wahrheit seien. Da sieht Professor Halik eine große Chance für die Kirche, diesen Menschen nahe zu kommen.“
Das große Anliegen des ursprünglichen Schülerkreises sei es schon immer gewesen, ein familiäres Treffen durchzuführen, so der Sprecher des Schülerkreises.
„Das hat sich schlagartig geändert, als Kardinal Ratzinger zum Papst gewählt wurde. Da war das Interesse an einer Veröffentlichung unserer Tagungen sehr groß geworden.“ (rv)
Überraschender Papst-Besuch beim Optiker
Nicht schlecht hat ein römischer Optiker im Zentrum der Stadt gestaunt, als in neuer Kunde in sein Geschäft hineinkam: Papst Franziskus kam am Donnerstag pünktlich zur Abenddämmerung begleitet von seinen Leibwächtern und Polizisten in zivil vor dem Optiker an der Via del Babuino in der Nähe der Piazza del Popolo an. Das anvisierte Ziel des Papstes war die Ottica Spiezia, Franziskus' Optiker seines Vertrauens.
Der Papst selber wollte keine neue Brillen kaufen, sondern seine bisherige Lesehilfe reparieren lassen, berichtet der Optiker Alessandro Spiezia. Der Papst habe ihm gesagt, er wolle nicht viel Geld ausgeben. „Papst Franziskus sagte mir aber, er wolle auf jeden Fall meine Arbeit korrekt bezahlen“, so Spiezia. Nach seinem 40minütigem Aufenthalt beim Optiker füllten sie die umliegenden Gassen mit Schaulustigen, ehe der Papst wieder in den Vatikan zurückkehrte. (rv)
Fisichella: Franziskus will Barmherzigkeit erfahrbar machen
Alle Priester der katholischen Kirche dürfen während des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit von der Sünde der Abtreibung lossprechen. Das hat Papst Franziskus in einem Brief bestimmt, in dem er einiges zur Praxis von Beichte und Ablass während des im Dezember beginnenden Jubiläumsjahres festlegt. Normalerweise ist diese Lossprechung Bischöfen sowie jenen Priestern vorbehalten, die von ihnen den Auftrag dazu bekommen. In einigen Ländern, wie etwa in Deutschland oder auch in den USA, haben bereits alle Priester diese Erlaubnis, nun gilt das für die gesamte Kirche für ein Jahr.
Ausführlich schreibt der Papst über die verschiedenen Gründe, die zu einer Abtreibung führen können, beginnend vom Verlust der Sensibilität für die Annahme neuen Lebens bis zum Druck, der etwa durch Flucht und Vertreibung entsteht. „Ich weiß, dass dies eine existentielle und moralische Tragödie ist. Ich bin sehr vielen Frauen begegnet, die in ihrem Herzen die Narben dieser leidvollen und schmerzhaften Entscheidung trugen,“ so der Brief. Die Vergebung Gottes könne aber Menschen, die „mit ehrlichem und aufrichtigem Herzen das Sakrament der Versöhnung“ empfangen wollten, nicht versagt werden. Deswegen habe er „ungeachtet gegenteiliger Bestimmungen“ entschieden, dass alle Priester die Lossprechung für die Sünde der Abtreibung geben können. Radio Vatikan sprach mit dem Empfänger des Schreibens, dem Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung, Rino Fisichella, über seine Reaktion:
„Der Geist dieses Schreibens findet sich in der Aussage des Papstes, in der sofort deutlich wird, dass er sich wünscht, dass das Heilige Jahr eine Erfahrung der Nähe des Vaters und seiner Zärtlichkeit werde. Das ist der Schlüssel zu dem gesamten Schreiben. Mit diesem Wunsch drückt der Papst aus, dass er die Barmherzigkeit für jeden direkt erfahrbar machen will, mit den eigenen Händen und den eigenen Augen. Es ist eine Erfahrung der Nähe Gottes, der Liebe und der Vergebung.“
Papst Franziskus regelt in dem Schreiben auch die Frage der Ablässe, also des Erlasses der Strafen für begangene Sünden, die traditioneller Weise mit dem Heiligen Jahr verbunden sind. Er betont, dass die Sakramente der Beichte und der Eucharistie eine besondere Rolle bei diesen Ablässen spielen und schließt ausdrücklich das Gebet für sich und seine Anliegen in die Feiern dieser Sakramente ein. Außerdem legt er fest, dass diese Feiern nicht nur in Rom, sondern an allen dazu eingerichteten so genannten „Heiligen Pforten“, in Bischofskirchen und Wallfahrtsorten, gefeiert werden können.
„Papst Franziskus stellt den Ablass ins Zentrum dieser Barmherzigkeit und der großen Liebe Gottes, die Konsequenzen unserer Schuld auf sich nimmt. Er zeigt uns, wie wir von dieser Erfahrung leben und die Erlösung von unseren Sünden in unseren Alltag übertragen müssen. Wir dürfen nie vergessen, dass wir ohne Angst um die Vergebung Gottes bitten dürfen, weil Gott sich nie von uns entfernt.
Der Papst denkt in seinem Schreiben auch an diejenigen, die nicht selber an die Orte der Feiern gelangen können, so etwa an alte Menschen, Kranke und Gefangene. Auch sie können durch Gebet an der besonderen Gnade des Heiligen Jahres teilhaben
„Franziskus zeigt ihnen, dass sie mit dem Heiligen Tor auch die Riegel ihrer Zellen aufschieben können und sie zu einer Erfahrung des Freigangs machen können, der Umkehr, der Erneuerung. Dieser Brief hilft uns, zu reflektieren, die Ärmel hochzukrempeln und uns ganz auf diesen Weg des Heiligen Jahres einzulassen.“ (rv)