USA: Hoffen auf „Botschaft des Zusammenhalts“ von Franziskus

USADer Erzbischof von Chicago erhofft sich von Papst Franziskus in den Vereinigten Staaten einen Impuls zur Einheit, auch im politischen Sinn. „Nationale Einheit ist eine wichtige Botschaft für uns in dieser Zeit“, sagte Erzbischof Blase Joseph Cupich im Gespräch mit Radio Vatikan rund zehn Tage vor Beginn der Papstvisite in den USA, die Franziskus nach Washington, New York und Philadelphia führen wird. Chicago ist das drittgrößte Erzbistum der Vereinigten Staaten. Franziskus hat Erzbischof Cupich dieser Tage in Rom in Audienz empfangen.

Es war ein erster Willkommensgruß an den Heiligen Vater. Der Chicagoer Erzbischof Blase Joseph Cupich nahm in Rom an einer Versammlung der Catholic Extension Society teil, die strukturschwache US-amerikanische Diözesen unterstützt. Dies nahm er zum Anlass, auch Papst Franziskus zu treffen. Dessen Besuch in den USA sieht Cupich als wichtigen Impuls für eine Gesellschaft in der Krise:

„Es gibt heute viele Probleme in den USA, das Einwanderungsgesetz muss geändert und das Geld für Bedürftige besser verteilt werden. Ich hoffe, dass der Papst uns ermutigt, in einer Einheit zusammenzustehen, uns neue Kraft gibt und uns klar macht, dass wir uns „Vereinigte Staaten von Amerika“ nennen. Das Wort „Vereinigt“ sollten wir nicht auf die leichte Schulter nehmen.“

Die Botschaft Franziskus‘ an die US-Bürger sei nicht an ihre Nationalität gebunden, sondern universal, sagte der Erzbischof. Der Papst müsse die Menschen in den USA dazu aufrufen, einander mehr zu unterstützen und solidarisch zu sein.

„Ich denke, nationale Einheit ist eine wichtige Botschaft für uns in dieser Zeit. Wir sind sehr gespalten und zersplittert. Ich hoffe, er gibt uns eine Botschaft, die an unsere gegenseitige Verantwortung appelliert und die gegenseitige Unterstützung. Das wäre eine Inspiration nicht nur für die Menschen im Allgemeinen, sondern auch für unsere Politiker, die uneins sind in der Führung unserer Nation.“

Neben seinen Besuchen in Washington und New York wird Papst Franziskus auch zum Weltfamilientreffen nach Philadelphia reisen und dort die Abschlussmesse feiern. Das Treffen findet von 22. bis 27. September statt. Der erste Teil des Treffens wird ein Kongress mit mehreren Dutzend Veranstaltungen sein. Als Gäste werden etwa 20.000 Familien erwartet, dazu die offiziellen Delegationen der Weltkirche. Der zweite Teil wird ein Familien-Fest sein, zu dem auch Papst Franziskus kommt und die Abschlussmesse feiert. Hierzu werden eine Million Menschen erwartet.

Bei dem Treffen geht es um einen Austausch von Erfahrungen in der Familienpastoral – unmittelbar vor der Weltbischofssynode im Oktober in Rom. Erzbischof Cupich hofft, dass die Bischöfe mit einem offenen Geist an der Synode teilnehmen werden:

„Papst Franziskus hat betont, dass die Synode ein gemeinsamer Weg ist, auf dem wir uns begleiten, offen für den Heiligen Geist. Das ist ein großer Moment der Gnade für das Leben der Kirche. Ich hoffe, dass die Synodenteilnehmer nicht mit einem vorgefertigten Bild ankommen, sondern dass sie Christus, dem Auferstandenen, erlauben, uns voranzubringen. Sie sollten offen sein für die Einladung des Heiligen Vaters, eine Haltung der Versammlung anzunehmen.“

Erzbischof Cupich brachte dem Papst als Geschenk das persönliche Kreuz des seligen Junipero Serra, das dieser als Missionar der Franziskaner aus Spanien mitgebracht hatte und bis an sein Lebensende bei sich trug. Der Papst wird Serra, der Kalifornien missionierte, während seines USA-Besuchs heiligsprechen.

„Das war eine wichtige Geste, dem Heiligen Vater dieses Kreuz zu geben, er nahm es ganz vorsichtig in die Hand und küsste es. Er war sehr berührt davon. Er ist sozusagen der neue Franziskaner, der das Evangelium in die Vereinigten Staaten bringt. Franziskus kommt so in Berührung mit dem ersten Auftrag von Pater Serra, in die Vereinigten Staaten zu gehen. Hier schließt sich der Kreis. Wir hoffen, dass das Kreuz während seiner Heiligsprechungsmesse auf dem Altar liegen wird.“ (rv)

Papst ändert Kirchenrecht: „Gerechte Einfachheit“ in Eheverfahren

Papst FranziskusEhenichtigkeitsverfahren in der Kirche werden einfacher und schneller: Mit zwei Erlassen in der Form eines „Motu Proprio“ verändert Papst Franziskus die Verfahren, in denen innerkirchlich über die Gültigkeit einer Ehe befunden wird. Ist eine Ehe nichtig, hat sie nach kirchlicher Auffassung niemals bestanden. Jeder der beiden Partner kann in diesem Fall erneut kirchlich heiraten.

Der Vatikan stellte die beiden Rechtsdokumente – eines für die römisch-katholische Kirche, das andere für die mit Rom unierten Ostkirchen – an diesem Dienstag vor. Papst Franziskus möchte eine „gerechte Einfachheit“, wie er in dem Dokument mit dem Namen „Mitis Iudex Dominus Jesus“, also „Jesus der gütige Richter“, schreibt. Dazu wird es in Zukunft nur noch eine einzige statt bisher zwei Instanzen geben, die über die Gültigkeit einer Ehe entscheidet. Die Kirche kennt keine Scheidung, es geht in diesem Fall um die Frage, ob eine Ehe jemals gültig zu Stande gekommen ist. Der Prozess löst also keine Ehe auf, sondern findet heraus, ob die Ehe überhaupt gültig war. Darüber hat nun ein Richter in einer Instanz zu entscheiden, nicht mehr ein Ehegericht in vorgeschriebenen zwei Instanzen. Außerdem verfügt der Papst, dass der Ortsbischof selbst dieses Amt auszuüben hat, zumindest darf er es nicht vollständig delegieren. Papst Franziskus möchte damit eigenen Ausführungen zufolge sicherstellen, dass kein Laxismus in das Verfahren Einzug hält. Überhaupt gehe es nicht darum, die Ehenichtigkeit selbst zu fördern. Lediglich die Verfahren sollten klarer und einfacher gemacht werden.

Im Fall eines Konfliktes nach der Entscheidung der ersten Instanz bleiben eine zweite Instanz beim zuständigen Erzbistum und schließlich die dritte Instanz bei der Rota Romana im Vatikan erhalten. Während aber bisher immer auch eine zweite Instanz entscheiden musste und im Fall zweier unterschiedlicher Urteile die dritte Instanz involviert war, ist nun eine Instanz ausreichend, sofern mit deren Urteil beide Betroffenen einverstanden sind.

Papst Franziskus betont ausdrücklich, dass es nicht darum gehe, die Unauflöslichkeit der Ehe in Frage zu stellen. Es handelt sich bei den Änderungen also nicht um eine „katholische Scheidung“. Der Papst sieht in den Änderungen eine größere pastorale Nähe der Kirche. Während bisher Menschen oft die juristischen Strukturen nicht in Anspruch hätten nehmen können – sei es weil sie zu weit weg gewesen seien, sei es weil es andere Gründe gibt – erfordere es die Nächstenliebe, diese Frage der Gerechtigkeit näher zu den Gläubigen zu bringen und das Verfahren zugänglicher zu machen. Das Schreiben Evangelii Gaudium (Nr. 27) zitierend, spricht der Papst von einer „Bekehrung der kirchlichen Strukturen“. Dabei sollen die Bischofskonferenzen helfen. Ausdrücklich sagt der Papst, dass diese Verfahren für die Paare kostenlos zu sein haben.

Vor einem Jahr hatte der Papst kurz vor der Versammlung der Bischofssynode zum Thema Ehe und Familie eine Kommission eingesetzt, die sich um eine Reform dieses Verfahrens kümmern sollte. Auch bei der Synode selbst wurde das Thema ausführlich und teils kontrovers diskutiert. Am Ende stand aber eine große Mehrheit der Synodenväter, die eine Vereinfachung wollten. Auf diesen Rat der Synode an ihn verweist der Papst ausdrücklich.

Die neuen Regelungen des Kirchenrechtes treten am 8. Dezember, mit Beginn des Heiligen Jahres, in Kraft. (rv)