Papst gründet Behörde für Familien, Laien & Leben

VatikanEin erster großer Einschnitt in die Kurie durch Franziskus: Der Papst hat beschlossen, ein „Dikasterium für Familien, Laien und das Leben“ zu gründen. Das sagte Franziskus am Donnerstagabend in der vatikanischen Synodenaula. Die neue Behörde im Vatikan ersetze die päpstlichen Räte für Laien und Familien. Auch die päpstliche Akademie für das Leben werde dem Dikasterium zugeordnet sein. Dieses konkrete Resultat der Sitzungen der neun Kardinälen, unter ihnen auch der deutsche Kardinal Reinhard Marx, wurde bereits im September während der elften Konferenzrunde des Gremiums erwähnt.

Eine neue Kommission, die für den K9-Rat arbeitet, wird die Aufgaben und Leitlinien des Dikasteriums präzisieren und zusammenfassen, so der Papst. Das Dokument werde im Dezember vorgestelllt, wenn der Kardinals-Rat vom 10.-12. Dezember wieder tagt. Der K9-Rat ist ein von Papst Franziskus gegründetes Beratungsremium aus neun Kardinälen. Sein Auftrag ist es, die Kurienkonstitution „Pastor bonus“ aus dem Jahr 1988 zu überarbeiten. (rv)

Synode: Bischöfe von Hollywood und Bollywood einer Meinung

Bischofssynode 2015Das Abschlussdokument der Bischofssynode zu Ehe und Familie wird rund 100 Seiten lang. Am Samstagnachmittag wird das Abschlusspapier vom Generalrelator der Synode – also ihrem Berichterstatter – Kardinal Peter Erdö vorgelesen. Danach werden die Synodenväter über jeden einzelnen Paragraphen abstimmen. Das erläuterte am Donnerstag bei der Pressekonferenz im Vatikan der indische Kardinal Oswald Gracias, Mitglied der zehnköpfigen Synodenkommission, die für die Fertigstellung des Abschlussdokuments zuständig ist. Gracias ist auch Vorsitzender der indischen Bischofskonferenz und der Bischofskonferenzen Asiens. „Wir hatten bereits einen kurzen Austausch mit dem Papst, der uns bei unseren Arbeiten besucht hat“, so Gracias. Bisher gab es bis zu etwa 800 Änderungswünsche – auch Modi genannt – und seine Kommission habe nun versucht, die Modi auszuwerten. Er sei auch optimistisch, weil es sich um einen Text handeln werde, der allgemeine Richtlinien angeben wird und nicht auf Einzelfälle eingehen werde. „Die Präambel wird wohl erst am Freitag fertig sein“, so Gracias. Was der Papst aber mit dem Dokument machen wird, sei ihm überlassen, wiederholte der indische Kardinal eine bisher oft gehörte Tatsache.

Abschlussdokument ab Donnerstagabend

Die Synodenväter werden den Text für das Abschlussdokument am Donnerstagabend erstmals sehen. Im Gegensatz zur letzten Synode im vergangenen Jahr gab es diesmal weniger kontroverse Modi und dafür viele Wiederholungen, deshalb sei er zuversichtlich, dass ein „guter Text“ zur Abstimmung stehen werde.

Keine kontroverse Meinung zur Synode hat auch der Bischof von Los Angeles, José Horacio Gomez, der auch für das berühmte Spielfilmviertel Hollywood zuständig ist. Bei der Pressekonferenz scherzte Vatikansprecher Federico Lombardi, dass der Bischof von Hollywood und jener von Bollywood – Gracias ist Bischof von Bombay – einer Meinung seien. Und dies liege wohl auch daran, dass die Arbeit der Synode gut verlaufe. Der Synodensekretär Kardinal Lorenzo Baldisseri werde den Synodenvätern die Abstimmungsprozedur am Donnerstag erläutern, vorgesehen sind Debatten zwischen Donnerstag und Freitag über die bearbeiteten Dokumente. Bis Freitag um 14 Uhr können schriftlich noch Änderungswünsche eingebracht werden, am Freitagabend dann werden die letzten Textverbesserung getätigt und am Samstagnachmittag – wie gesagt – wird der Abschlusstext vorgelesen und darüber abgestimmt.

„Familiaris Consortio 2.0“

Der indische Kardinal könne sich vorstellen, dass es am Schluss sozusagen eine „Familiaris Consortio 2.0“ herauskommen könne. Die Familiensynode von Johannes Paul II. vor 30 Jahren sei immer noch wichtig, allerdings habe sich in der Zwischenzeit „einiges auf der Welt verändert“, so Gracias. Gerade diese Änderungen hätten dazu geführt, dass diese Synode 2015 überhaupt stattfinden konnte.

Dezentralisierung wegen Kulturunterschieden

Journalisten wollten wissen, ob die von Papst Franziskus gewünschte Dezentralisierung bei pastoralen Fragen eine Rolle spielen würde. Gracias verwies darauf, dass in Afrika Probleme mit Polygamie, in Europa mit Geschiedenen und „sein“ Asien wiederum andere Probleme habe und dennoch sei die Kirche eine Einheit und der Glaube derselbe. „Aber man muss die verschiedenen kulturellen Kontexte beachten“, fügte er an. Spezifische Probleme für einzelne Regionen bedürfen gezielter Lösungen.

Papst geht es blendend

Erzbischof Gomez ging auf den Gesundheitszustand des Papstes ein, nachdem am Mittwoch die „Gehirntumor-Meldung“ und die Vatikan-Dementierung die Runden machten. „Diese und andere Gerüchte haben die Synode überhaupt nicht beeinflusst. Es gibt Meinungsverschiedenheiten, aber das hat nichts mit den Gerüchten zu tun“, präzisierte der US-Erzbischof von Los Angeles. Er fügte an, dass es für die Familien wichtig sei, dass sie vereint bleiben könnten und beispielsweise nicht gezwungen seien, auszuwandern. Dem pflichtete auch der dritte Gast bei der Pressekonferenz bei: Kardinal Soane Patita Paini Mafi ist Bischof von Tonga. Er verwies darauf, dass in Ozeanien die Herausforderungen für die Menschen vor allem an die Klimaveränderungen gebunden seien. „Unsere Existenz hängt davon ab. Das beeinflusst sogar die Werte der Familie“, so Kardinal Mafi. Dazu komme der gesellschaftliche Wandel durch die wirtschaftliche Globalisierung. „Viele wandern aus“, so Mafi. Er betonte vor allem die Rolle der Frauen in der Kirche. Diese müsse gestärkt werden. „Dazu ist auch zu sagen, dass wir auch die Gewalt gegen Frauen nicht vergessen sollten!“, so Mafi. Hier sei die Kirche gefragt. Bei der Synode sei ein breiter Konsens darüber, dass die Würde der Frau gewahrt und gefördert werden sollte, sagten alle drei Gäste bei dem Pressebriefing. (rv)

Ravasi: Schon die Apostel schlossen Kompromisse

Kardinal Gianfranco RavasiSchon in den Evangelien wird das Thema Ehe und Familie „ganz unterschiedlich durchdekliniert“. Darauf macht Kurienkardinal Gianfranco Ravasi im Gespräch mit Radio Vatikan aufmerksam. So sei der erste Evangelist Markus „radikal“, wenn er Jesus von der Unauflöslichkeit der Ehe sprechen lasse. „Matthäus wiederholt diese Radikalität, nennt dann aber eine Ausnahme; das bedeutet, dass er das pastorale Problem in seiner Komplexität wahrnimmt.“ Ravasi bezieht sich damit auf einen Satz Jesu in Matthäus 19: ‚Ich sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, und eine andere heiratet, der begeht Ehebruch.’

Der Präsident des Päpstlichen Kulturrates vergleicht die Bischofssynode mit dem sogenannten Apostelkonzil von Jerusalem, von dem das 15. Kapitel der Apostelgeschichte berichtet. Dort sei ein „Kompromiss“ zwischen juden- und heidenchristlichen Positionen geschlossen worden. Allerdings habe sich später herausgestellt, „dass das Problem dadurch nicht völlig gelöst wurde“, weil die vom Apostelkonzil behandelte Frage im Lauf der frühen Kirchengeschichte noch mehrfach aufgetaucht sei.

Von der Synode erhofft sich Kardinal Ravasi, dass sie konfessionell oder religiös gemischte Ehen und Familien ganz neu in den Blick nimmt. Der interreligiöse Dialog und das Gespräch mit den Nichtglaubenden, „die wir auf höherer Ebene zu knüpfen versuchen“, sollten jetzt auch „in den Bereich der Familien durchbrechen“. (rv)

Vatikansprecher: Papst hat keinen Gehirntumor

Pater Lombardi PressekonferenzDer Vatikan hat einen italienischen Medienbericht dementiert, wonach Papst Franziskus einen Gehirntumor hat. Vatikansprecher Federico Lombardi bezeichnete die Information als „komplett gegenstandslos“. Der Bericht der italienischen Zeitung „Quotidiano Nazionale“ sei „schwer unverantwortlich“ und verdiene keine Beachtung. Wie jeder sehen könne, gehe der Papst ohne Unterbrechung und auf völlig normale Art und Weise seinen Aufgaben nach. Die Zeitung „Quotidiano Nazionale“ titelte am Mittwoch mit der Nachricht, Franziskus habe sich vor einiger Zeit zu geheimen Untersuchungen in die Toskana begeben. Er habe einen kleinen, gutartigen Gehirntumor und müsse demnach nicht operiert werden. (rv)

Aus der Aula: Wer berät die päpstliche Reform der Synode?

Bernd HagenkordEin neuer Synodenrat wird gewählt: Nachdem an diesem Mittwoch die Kleingruppen ihre Ergebnisse vorgestellt haben, geht es in eine erste Wahlrunde. In der angespannten Atmosphäre ging das fast unter, aber es ist ein fester Bestandteil des Verfahrens: Jede Versammlung der Bischofssynode wählt einen „Rat des Generalsekretariates der Synode", der bis zur nächsten Versammlung im Amt ist. Er hat jeweils drei Mitglieder aus Afrika, Europa, den beiden Amerikas und Asien/Ozeanien. Dazu kommen noch weitere drei, die von Papst Franziskus ernannt werden, so sieht es die Ordnung vor.

Der Rat bekommt in der Regel wenig Aufmerksamkeit. Dabei hat er besondere Bedeutung, immerhin hat der Papst mit seiner Rede am vergangenen Samstag sein Projekt einer Aufwertung der Synode, ja der Synodalität der gesamten Kirche betont, ohne die Autorität des Papstamtes zu schwächen. Was das heißen kann, oder vielmehr: wie man so etwas organisieren kann, das wird unter anderem die Aufgabe dieses Rates werden.

Wer gewählt wird, entscheidet sich am Freitag in der zweiten Runde. Die Synodenväter treffen aber auch hier, in dieser eher am Rande wahrgenommenen Wahl, Entscheidungen über die Zukunft dieser Versammlung.

Aus der Synodenaula Pater Bernd Hagenkord. (rv)

Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit: Der Guide für die Pilger

Kardinal ValliniRom macht Wunder möglich. Das sagte der Kardinalvikar der Diözese Rom, Kardinal Agostino Vallini, in einer Pressekonferenz am Montag vor Journalisten, die auf den Rücktritt des Bürgermeisters Ignazio Marino aufgrund einer Spesen-Affäre anspielten. Der Vatikan sei nicht beunruhigt, dass die Stadt nicht auf einen Pilgeransturm beim Heiligen Jahr vorbereitet sei. Vallini präsentierte ein rund 80-seitiges Handbuch für bevorstehende außerordentliche Jubiläumsjahr der Barmherzigkeit, das Papst Franziskus am 8. Dezember eröffnet. Das Handbuch will ein theologischer und praktischer Leitfaden für Pilger und Interessierte sein, 5.000 Exemplare werden in der Ewigen Stadt verteilt.

Neben offiziellen Texten aus der pstlichen Bulle, die das Heilige Jahr einführte, finden die Pilger in dem schriftlichen Wegbegleiter alle Daten und Veranstaltungen, sowie Hintergrundinformationen rund um das Heilige Jahr. Das Buch soll die Pilger unterstützen, ihre Pilgerwege zu planen mit Hinweisen und Tipps des römischen Pilgerwerks. Das Heilige Jahr „Jubiläum der Barmherzigkeit“ beginnt mit der Öffnung der Heiligen Pforte im Petersdom am Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Mariens 2015 (8. Dezember) und endet am 20. November 2016 mit dem Christkönigssonntag.

Die Heiligen Pforten offen für alle

Laut dem Aufruf des Papstes ist jede Diözese weltweit aufgerufen, eine „Pforte der Barmherzigkeit“ zu öffnen. In Rom sind es die Jubiläumspforten, die der päpstlichen Basiliken. Am dritten Advent, den 13. Dezember um 09:30, wird die Pforte in der päpstlichen Basilika San Giovanni in Laterano von Papst Franziskus geöffnet. Durch das „Heilige Tor“ zu schreiten, wird in dem Guide als der „Wunsch nach einer Umarmung mit Gott und nach Barmherzigkeit gegenüber unseren Brüdern und Schwestern“ beschrieben. Sie sollen für alle und jeden zugänglich und offen sein, zitiert der Guide den Papst.

Tor der Nächstenliebe

Eine Neuheit: Papst Franziskus wird am Nachmittag (16:30) des 18. Dezembers auch das „Tor der Nächstenliebe“ eröffnen in einer Caritas-Bleibe namens „Don Luigi Di Liegro“, sowie eine weitere in der Armen-Mensa San Giovanni Paolo II, nahe des Bahnhofs Termini. In dem Guide wird beschrieben, dass selbst Gefängnisinsassen, jedes Mal wenn sie ihre Zelle betreten oder verlassen, und beten, dieselbe Erfahrung wie beim Durchtreten des Heiligen Tors erleben werden.

Zusätzliche Generalaudienzen

Neben der Generalaudienz jeden Mittwoch werden zusätzlich zwölf Samstage außerordentliche Jubiläumsaudienzen gehalten. Der Guide zeigt nicht nur die vorgeschlagenen Pilgerwege zu den Toren, sondern auch die Infopoints des römischen Pilgerwerks, die den Pilgern mit Rat zur Seite stehen sollen. Neben Smartphone App und Shuttle-Service wird auch nochmals beschrieben, dass für den Durchgang durch die Heilige Pforte im Petersdom eine Online-Anmeldung unter www.im.va notwendig sei. Der Guide endet mit einem detaillierten Kalender und einer Übersicht der Events und Messen mit Papst Franziskus persönlich, die im Laufe des Heiligen Jahres stattfinden werden. (rv)

Synode: „Barmherzigkeit und Gerechtigkeit sind in Gott vereint“

Kardinal TagleDer philippinische Kardinal und Synodenvater Luis Antonio Tagle wünscht sich einen „seelsorgerlichen Blick“ der Kirche auf die Familie, egal ob sie leidet oder freudig voranschreitet. Einen Gegensatz zwischen Barmherzigkeit und Wahrheit, wie manche Synodenväter ihn zeichnen, kann der Erzbischof von Manila nicht sehen. Kardinal Tagle unterstützt den Papst als einer von vier „delegierten Präsidenten“ wie schon 2014 bei der Durchführung der Synode und gilt als engster Papst-Vertrauter aus Asien. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte er:

„Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Mitleid sind in Gott vereint! Nur wir sterblichen Menschen, Geschöpfe mit einem Geist, der nicht alle Dinge vereinen kann, wir unterschieden das, um es uns selbst zu erklären. Aber wir müssen vorsichtig sein, denn in Gott und in den Augen des Glaubens gibt es keinen Gegensatz zwischen Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. Ich als Hirte und als Glaubender brauche die Barmherzigkeit Gottes, und nicht nur Gottes, sondern vieler Menschen. Für mich ist das Gebet ‚Herr, erbarme dich!‘ zugleich ein Schrei: ‚Gott, sei gerecht mit mir!‘ Die wahre Gerechtigkeit finden wir nur in einem barmherzigen Gott.“

Letztes Jahr empfing Kardinal Tagle Papst Franziskus zu Besuch auf den Philippinen. Als Erzbischof von Manila versucht Tagle die Empfehlung des Papstes an die Priester und Bischöfe zu verwirklichen, das Volk aufzusuchen und mit den Menschen sich zu freuen und zu leiden. Das gilt auch für verletzte Familien. Das Um und Auf sieht Tagle in der persönlichen Begegnung mit den ihm anvertrauten Menschen.

„Persönliche Begegnung heißt nicht bloß körperliche Anwesenheit, sondern eine besondere Aufmerksamkeit mit den Augen des Glaubens und den Augen des Guten Samariters: die Augen von Jesus, dem Hirten. Das sind die Augen eines Bruders, der die Freuden und Leiden, die Träume und auch die Frustrationen der Geschwister teilt. Wie der Heilige Paulus sagte: ich bin alles für alle geworden. Wenn die Herde sich freut, dann wird das Herz des Hirten mit Empathie und freudigem Mitempfinden wissen, wie es sich mitfreut. Und dann gibt es die Aufmerksamkeit für die Wunden. Da muss man die Präsenz eines Gottes zeigen, der alle liebt, nicht nur die, die würdig sind: denn wer wäre der Liebe des Herrn überhaupt würdig? Das ist der Blick des Guten Samariters, ein seelsorgerlicher Blick.“

Die Philippinen sind – neben dem kleinen Osttimor – das einzige katholische Land Asiens. Armut, Mangel an Arbeit sowie Migration stellen die Familien dort auf eine harte Probe. „Aber in meiner Erfahrung lehren uns die armen Familien, wie man in der Hoffnung lebt“, so Kardinal Tagle. Mit Blick auf die Synode – für den erst 57 Jahre alten Kardinal ist es bereits die sechste – warnte er davor, Diversität als Anlass für Spaltung zu sehen.

„Es ist normal, dass es in jeder Synode verschiedene Beiträge gibt, denn die Teilnehmer kommen aus einer komplexen Diversität von Kulturen, Traditionen und Sprachen. Ich bin nicht nervös über diese Diversität, aber wir alle müssen in jeder Synode, auch in dieser, aufmerksam überprüfen, ob die Diversität nicht als Grund der Spaltung benutzt wird, statt ein Reichtum zu sein. Sie ist eine Gelegenheit, einen weiteren Horizont zu haben, um die Lehre, die Tradition, das Wort Jesu im Kontext der menschlichen Existenz zu verstehen.“

Kardinal Tagle wirkt seit diesem Frühjahr auch als Präsident von Caritas Internationalis, dem im Vatikan angesiedelten Dachverband der gut 160 nationalen Caritas-Einrichtungen der katholischen Kirche. In dieser Eigenschaft besuchte Tagle am Montag das griechische Flüchtlingslager Idomeni an der Grenze zu Mazedonien. „Welches Leid, welches Elend in diesen Lagern“, berichtete Tagle. „Die Leute haben nichts, nur das Wertvollste: die Familie, die Kinder. Ich habe diese müden Kinder gesehen, die schlafen wollten und Trost auf den Schultern der Mutter oder des Vaters gefunden haben. Und in all dem Elend des Lagers, in all dem Leid und der Demütigung, gibt es die Liebe.“ (rv)

Papstansprache: Synodalität für das 3. Jahrtausend

Papst Franziskus„Die Schönheit und die Notwendigkeit des gemeinsamen Gehens“: Arbeitsübersetzung der Papstrede vom 17. Oktober, Festakt zum 50-jährigen Bestehen der Bischofssynode.

(…) Von Anfang meines Dienstes als Bischof von Rom an hatte ich vor, die Synode aufzuwerten, die ja ein kostbares Erbe der letzten konziliaren Versammlung ist. Für den seligen Paul VI. sollte die Bischofssynode das Selbstverständnis des ökumenischen Konzils aufgreifen und dessen Geist und Methode reflektieren. Derselbe Papst hat dargelegt, dass der Organismus der Synode „im Laufe der Zeit noch verbessert werden kann“ (Motu proprio Apostolica sollicitudo,15 settembre 1965). Das griff zwanzig Jahre später der heilige Johannes Paul II. auf, als er bestätigte, dass „dieses Instrument vielleicht noch verbessert werden kann. Vielleicht kann sich die kollegiale pastorale Verantwortung noch voller in der Synode ausdrücken“ (Schlussansprache, 6. Bischofssynode 1983). Schließlich hat Papst Benedikt XVI. 2006 einige Änderungen der Synodenordnung approbiert, auch im Licht der Vorschriften des Kodex des Kirchenrechtes und der Kirchenrechts der Ostkirchen, die in der Zwischenzeit promulgiert worden waren.

Auf dieser Straße müssen wir weiter gehen. Die Welt, in der wir leben und die in all ihrer Widersprüchlichkeit zu lieben und der zu dienen wir berufen sind, erfordert von der Kirche eine Steigerung der Synergien in allen Bereichen ihrer Sendung. Es ist dieser Weg der Synodalität, welcher der Weg ist, den Gott von der Kirche im dritten Jahrtausend erwartet.

Das was Gott von uns bittet ist in gewisser Weise schon im Wort „Synode“ enthalten. Gemeinsam gehen – Laien, Hirten, der Bischof von Rom – ist eine Idee, die sich leicht in Worte fassen lässt, aber nicht so leicht umzusetzen ist.

Unfehlbarkeit im Glauben

Nachdem es betont hat, dass das Volk Gottes aus allen Getauften gebildet gerufen ist, „ein geistlicher Bau und ein heiliges Priestertum“ zu sein (Lumen Gentium 10), verkündet das Zweite Vatikanische Konzil: „Die Gesamtheit der Gläubigen, welche die Salbung von dem Heiligen haben (vgl. 1 Joh 2,20.27), kann im Glauben nicht irren. Und diese ihre besondere Eigenschaft macht sie durch den übernatürlichen Glaubenssinn des ganzen Volkes dann kund, wenn sie von den Bischöfen bis zu den letzten gläubigen Laien ihre allgemeine Übereinstimmung in Sachen des Glaubens und der Sitten äußert.“ (Lumen Gentium 12). Das ist die berühmte „Unfehlbarkeit im Glauben“.

In meinem apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium habe ich das noch einmal unterstrichen: „Das Volk Gottes ist heilig in Entsprechung zu dieser Salbung, die es „in credendo“ unfehlbar macht“ (EG 119) und ich habe hinzu gefügt: „Jeder Getaufte ist, unabhängig von seiner Funktion in der Kirche und dem Bildungsniveau seines Glaubens, aktiver Träger der Evangelisierung, und es wäre unangemessen, an einen Evangelisierungsplan zu denken, der von qualifizierten Mitarbeitern umgesetzt würde, wobei der Rest des gläubigen Volkes nur Empfänger ihres Handelns wäre“ (EG 120). Der sensus fidei verhindert, dass wir zwischen der Ecclesia docens und der Ecclesia discens, weil auch die Herde ihr eigenes „Gespür“ für die neuen Wege hat, die der Herr seiner Kirche enthüllt.

Es war diese Überzeugung, die mich geleitet hat, als ich gewünscht habe, dass das Volk Gottes in der Vorbereitung für die doppelte Synodenversammlung zur Familie konsultiert werde, wie es normalerweise mit allen „Lineamenta“ [Vorbereitungsdokumenten] geschieht und geschah. Sicherlich, eine Befragung dieser Art reicht auf keinen Fall aus, um auf den sensus fidei zu hören. Aber wie wäre es möglich, über die Familie zu sprechen ohne Familien zu Rate zu ziehen, ohne auf ihre Freuden und Hoffnungen zu hören, ihr Leiden und ihre Ängste? (vgl Gaudium et Spes, 1) Durch die Antworten auf die zwei Fragebögen, welche an die Ortskirchen verschickt wurden, haben wir die Möglichkeit gehabt, wenigstens auf einige von ihren Fragen zu hören, die sie ganz direkt betreffen und über die sie so viel zu sagen haben.

Eine Kirche des Hörens

Eine synodale Kirche ist eine Kirche des Hörens, im Bewusstsein, dass auf etwas Hören mehr ist als bloßes Hören. Es ist ein wechselseitiges Hören bei dem jeder etwas zu lernen hat. Das gläubige Gottesvolk, das Kollegium der Bischöfe, der Bischof von Rom: der eine hört auf den anderen, und gemeinsam hören sie auf den Heiligen Geist, den Geist der Wahrheit (Joh 14,17), um das zu erkennen, was Er seinen Kirchen sagt (Apg 2,7).

Die Bischofssynode ist der Punkt, an dem diese Dynamik des Hörens auf allen Ebenen des Lebens der Kirche zusammen laufen. Der synodale Weg beginnt hörend auf das Volk, dass an der prophetischen Sendung Christi teilhat (LG 13); nach einem guten Prinzip der Kirche des ersten Jahrtausends: „Quod omnes tangit ab omnibus tractari debet“ [Was alle angeht muss von allen besprochen werden]. Der Weg der Synode geht weiter im Hören auf die Hirten. Über die Synodenväter handeln die Bischöfe als echte Wahrer, Vermittler und Zeugen des Glaubens der Ganzen Kirche, den sie unterscheiden können müssen von den vielen Strömungen der öffentlichen Meinung. Am Vorabend der Synode im vergangenen Jahr habe ich das folgendermaßen betont: „Vom Heiligen Geist erbitten wir für die Synodenväter vor allem die Gabe des Hörens: des Hörens auf Gott, so dass wir mit Ihm den Schrei des Volkes hören; des Hörens auf das Volk, so dass wir dort den Willen wahrnehmen, zu dem Gott uns ruft“ (Petersplatz, 4. Okt 2014).

Schließlich gipfelt der synodale Weg im Hören auf den Bischof von Rom, der gerufen ist als „Hirte und Lehrer aller Christen“ zu sprechen (1. Vat. Konzil, Pastor Aeternus; CIC 749 §1): nicht bei seinen persönlichen Überzeugungen beginnend, sondern als oberster Zeuge des fides totius Ecclesiae ist er Garant des Gehorsams und der Übereinstimmung der Kirche mit dem Willen Gottes, dem Evangelium Christi und der Tradition der Kirche (Ansprache Abschluss der Synode 2014, 18. Oktober).

Mit dem Papst, unter dem Papst

Die Tatsache, dass die Synode immer cum Petro et sub Petro handelt, also nicht nur mit dem Papst, sondern auch unter dem Papst, ist keine Beschränkung ihrer Freiheit, sondern eine Garantie der Einheit. Tatsächlich ist der Papst dank dem Willen des Herrn „das immerwährende, sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Vielheit von Bischöfen und Gläubigen“ (LG 23, vgl. 1. Vat. Konzil Pastor Aeternus). Damit verbindet sich das Konzept der „hierarchischen Communio“, welche vom Zweiten Vatikanischen Konzil angewandt wurde: die Bischöfe sind verbunden mit dem Bischof von Rom durch das Band der bischöflichen Gemeinschaft (cum Petro) und sind zur gleichen Zeit hierarchisch ihm als Haupt des Kollegiums untergeordnet (sub Petro) (LG 22, Christus Dominus, 4).

Kirche und Synode sind Synonyme

Die Synodalität als konstitutives Element der Kirche bietet uns einen angemesseneren Interpretationsrahmen für das Verständnis des hierarchischen Dienstes. Wenn wir verstehen, dass wie der heilige Johannes Chrysostomos sagt „Kirche und Synode Synonyme sind“ (Explicatio in Ps 149) – weil die Kirche nichts anderes ist als das „gemeinsame Gehen der Herde Gottes auf den Wegen der Geschichte zur Begegnung mit Christus dem Herrn – dann verstehen wir auch, dass in ihrem Inneren niemand über die anderen „erhoben“ ist. Im Gegenteil, in der Kirche ist es notwendig, dass sich jemand „erniedrigt“ um sich in den Dienst an den Geschwistern auf dem Weg zu stellen.

Jesus hat die Kirche gegründet und an ihre Spitze das Kolleg der Apostel gesetzt, in dem der Apostel Petrus der „Fels“ ist (Mt 16,18); er soll seine Brüder im Glauben stärken (Lk 22,32). Aber in dieser Kirche befindet sich der Gipfel wie bei einer umgekehrten Pyramide unterhalb der Basis. Deswegen heißen diejenigen, die Autorität ausüben, „Diener“: weil sie im Ursprungssinn des Wortes die Kleinsten von allen sind. Dem Volk Gottes dienend wird ein jeder Bischof, für den ihm anvertrauten Teil der Herde, vicarius Christi (LG 27), Stellvertreter dieses Jesus, der sich beim letzten Abendmahl niedergekniet hat, um die Füße der Apostel zu waschen (Joh 13,1-15). In gleicher Sichtweise ist der Nachfolger Petri selbst nichts anderes als der Diener der Diener Gottes.

Vergessen wir das nie! Für die Jünger Jesu, gestern, heute und immer, ist die einzige Autorität die Autorität des Dienstes, die einzige Macht die Macht des Kreuzes, getreu den Worten des Meisters: „Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein.“ (Mt 20,25.27) Unter euch soll es nicht so sein: in diesem Ausdruck kommen wir zum Kern des Dienstes der Kirche – „bei euch soll es nicht so sein“ – und wir erhalten die notwendige Einsicht um den hierarchischen Dienst zu verstehen.

In einer synodalen Kirche ist die Bischofssynode nur der sichtbarste Ausdruck der Dynamik einer Gemeinschaft, die alle kirchlichen Entscheidungen anregt.

Die erste Ebene der Ausübung der Synodalität geschieht in den Ortskirchen. Nachdem es die noble Institution der Bischofssynode wieder eingeführt hat, in der Priester und Laien gerufen sind gemeinsam mit dem Bischof für die gesamte kirchliche Gemeinschaft zusammen zu arbeiten (CIC 460-468) widmet das Kirchenrecht viel Aufmerksamkeit denjenigen Institutionen, die allgemein „Organe der Gemeinschaft“ in den Ortskirchen genannt werden: dem Priesterrat, dem Beraterkolleg, dem Domkapitel und dem Pastoralrat (CIC 495-514). Nur in dem Maß in dem diese Organismen mit der „Basis“ verbunden bleiben und von den Menschen ausgehen, von den Problemen des Alltag, kann von dort aus eine synodale Kirche ausgehen: diese Instrumente, die manchmal mühselig vorangehen, müssen geschätzt werden als Gelegenheiten des Hörens und Teilens.

Wir sind auf halbem Weg

Die zweite Ebene ist die der Kirchenprovinzen und kirchlichen Regionen, der Partikular-Konzilien und auf besondere Weise die der Bischofskonferenzen (CIC 431-459). Wir müssen darüber nachdenken, um die Zwischeninstanzen der Kollegialität durch diese Organismen noch besser zu machen, vielleicht durch eine Aktualisierung von einigen Aspekten der antiken Kirchenordnung. Der Wunsch des Konzils, dass diese Organismen zum Wachsen des Geistes der bischöflichen Kollegialität beitragen können, ist noch nicht voll erfüllt. Wir sind auf halbem Weg, auf einem Teil des Weges. Wie ich bereits gesagt habe, ist es in einer synodalen Kirche „nicht angebracht, dass der Papst die örtlichen Bischöfe in der Bewertung aller Problemkreise ersetzt, die in ihren Gebieten auftauchen. In diesem Sinn spüre ich die Notwendigkeit, in einer heilsamen „Dezentralisierung“ voranzuschreiten“ (EG 16).

Die letzte Ebene ist die der universalen Kirche. Hier wird die Bischofssynode, welche das gesamte katholische Episkopat repräsentiert, zum Ausdruck der bischöflichen Kollegialität in einer ganz und gar synodalen Kirche (Christus Dominus 5, CIC 342-348). Zwei verschiedene Begriffe: „bischöfliche Kollegialität“ und „eine ganz und gar synodale Kirche“. Das drückt eine affektive Kollegialität aus, die in einigen Umständen zu einer „effektiven“ werden kann, welche die Bischöfe unter sich und mit dem Papst im Dienst am Volk Gottes verbindet (Johannes Paul II., Partores Gregis, 8).

Bekehrung des Papsttums

Gleichzeitig bestehe ich auf der Notwendigkeit, über eine „Bekehrung des Papsttums“ nachzudenken (EG 32); gerne wiederhole ich die Worte meines Vorgängers Papst Johannes Paul II.: „Als Bischof von Rom weiß ich sehr wohl, und habe das in der vorliegenden Enzyklika erneut bestätigt, daß die volle und sichtbare Gemeinschaft aller Gemeinschaften, in denen kraft der Treue Gottes sein Geist wohnt, der brennende Wunsch Christi ist. Ich bin überzeugt, diesbezüglich eine besondere Verantwortung zu haben, vor allem wenn ich die ökumenische Sehnsucht der meisten christlichen Gemeinschaften feststelle und die an mich gerichtete Bitte vernehme, eine Form der Primatsausübung zu finden, die zwar keineswegs auf das Wesentliche ihrer Sendung verzichtet, sich aber einer neuen Situation öffnet“ (Ut unum sint, 95).

Unser Blick weitet sich auch auf die ganze Menschheit. Eine synodale Kirche erhobenes Banner unter den Völkern (Jes 11,12) in einer Welt, die – obwohl sie zu Beteiligung, Solidarität und Transparenz in der öffentlichen Verwaltung einlädt – oft das Schicksal ganzer Völker in die gierigen Hände einer beschränkten Gruppe Mächtiger gibt. Als Kirche, die gemeinsam mit den Menschen unterwegs ist, die an den Mühen der Geschichte Anteil hat, pflegen wir den Traum dass die Wiederentdeckung der unverletzlichen Würde der Völker und der Dienstcharakter der Autorität auch den Gesellschaften helfen kann, um sich auf Gerechtigkeit und Geschwisterlichkeit zu stützen, um eine bessere und würdigere Welt für die Menschheit zu bauen und für die Generationen, die nach uns kommen (EG 186-192, Laudato Si’ 156-162).

Übersetzt ist der inhaltliche Teil der Rede, die Gruß- und Dankworte zu Beginn fehlen. (rv)

Kardinal Pell: „Schon ein sichtbarer Konsens“

Kardinal PellEr ist einer der Väter des ‚Briefs der 13 Kardinäle’, der (laut Vatikansprecher Lombardi) die Berichterstattung zur Bischofssynode leider zeitweise überlagert hat. Der Brief, der dem Papst die Sorgen mehrerer Synodenväter über das Prozedere bei der Synode übermittelt hat, war letzte Woche auf unklaren Wegen an die Öffentlichkeit gelangt. Doch er – die Rede ist vom australischen Kurienkardinal George Pell – betont in einem Interview mit RV die brüderliche, gesprächsbereite Atmosphäre der Synode. „Das Klima ist sehr gut! Wir machen meiner Meinung nach substanzielle Fortschritte bei der überwältigenden Mehrheit der Themen. Es gibt schon einen sichtbaren Konsens!“

Für Beobachter von außen scheinen in den Äußerungen von Synodenvätern manchmal Lehre und Barmherzigkeit in einen Gegensatz zu geraten. Ein ‚Die Lehre wird nicht angerührt’ gegen ein ‚Barmherzigkeit ist wichtiger als Lehre’. „Ganz offensichtlich gibt es unterschiedliche Akzente bei einigen dieser Themen“, sagt Pell dazu. „Zugleich ist es aber deutlich, dass der Heilige Vater sagt: Die Lehre wird nicht angerührt. Wir sprechen ja über Moral- und Sakramentallehre; da gibt es natürlich ein wesentliches Element der Praxis, der Disziplin. Da weisen einige darauf hin, dass der Kommunionempfang in einem Land unter bestimmten Umständen als Sakrileg aufgefaßt werden kann, in einem anderen Land dagegen als Möglichkeit zur Gnade. Aber wir sind eine geeinte Kirche; es gibt viele Theologien, viele unterschiedliche Arten zu beten und fromm zu sein, aber eine wesentliche Einheit in der Lehre und den Sakramenten. Darin folgen wir Christus, dem hl. Paulus und der ganzen Kirchengeschichte.“

„Eine kluge Mutter gibt ihren Kindern nicht immer alles, was die wollen“

Frage an Kardinal Pell: Schließen Sie es aus, dass wiederverheiratete Geschiedene unter bestimmten Umständen, nach einem Bussweg und mit einer Ausnahmegenehmigung, wieder zur Kommunion zugelassen werden können? Könnte es dazu vielleicht Sonderwege bei einzelnen Ortskirchen geben? Seine Antwort: „Ich komme aus dem fernen Australien. Wie wir unseren Glauben leben, unterscheidet sich sehr von der Kirche in Afrika, in Südamerika und Asien. Aber in den wesentlichen Punkten der Lehre und der Sakramente, speziell bei der Kommunion, ist die Einheit, vom Standpunkt des Lehramts aus, essentiell.“

Es sei „vollkommen falsch“, so zu tun, als sei das Klima auf der Synode vergiftet, fährt Kardinal Pell fort. „Die Journalisten von draußen tun so, als gäbe es eine Krise, ein bisschen Chaos, ein verzweifeltes Klima – aber da ist nichts von alldem!“ Natürlich gebe es Differenzen und unterschiedliche Standpunkte, aber die Ehe werde von den Synodenvätern keineswegs neu erfunden. „In den Zwischenberichten hat eine Gruppe nach der anderen klar gesagt: Ehe ist zwischen Mann und Frau, und offen für das Leben. Wir folgen da nicht nur der ganzen Kirchengeschichte, sondern auch der Lehre Jesu selbst im Neuen Testament.“ Die Kirche sei „wie eine Mutter“, ja doch: „Aber eine kluge Mutter gibt ihren Kindern nicht immer alles, was die wollen. Und die Mutter interessiert sich nicht nur für die Schwachen unter ihren Kindern, sondern für alle ihre Kinder!“ (rv)

Synode: Geschiedene könnten doch Ehekurse geben…

Bischofssynode 2015Die polnischen Bischöfe bleiben bei ihrem Nein zu einer Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion. Das machte Stanislaw Gadecki, Erzbischof von Polens ältestem Bistum Poznan (Posen) und Präsident der Polnischen Bischofskonferenz, an diesem Donnerstag vor Journalisten deutlich. „Wir als Polnische Bischofskonferenz schließen diese Möglichkeit aus. Wir haben immer auf die Möglichkeit von Ehe-Annullierungen hingewiesen und darauf, dass Geschiedene an zahlreichen kirchlichen Aktivitäten teilnehmen können, in der Bildungsarbeit, der Caritas, beim Hören auf das Wort Gottes, auch durch die Teilnahme an der Messe. Auf allen Gebieten sind diese Betroffenen auch gültige Zeugen für die Schwierigkeiten des Familienlebens; vielleicht können sie sogar besser Paare, die vor der Ehe stehen, vorbereiten als jemand, der diese Erfahrung nicht hat! Es gibt also zahlreiche Möglichkeiten für wiederverheiratete Geschiedene, am Leben der Kirche teilzunehmen, und sie sind auf keine Weise aus der Kirche ausgeschlossen oder exkommuniziert.“

Nach seiner Erfahrung, so Gadecki, hätten viele wiederverheiratete Geschiedene eine größere Sehnsucht nach dem Kommunionempfang als andere, die dazu zugelassen seien; auch das zeige doch, „wie der Heilige Geist wirkt“. Ziel der Synode sei es, diese und andere „verwundete“ Menschen „aufzunehmen und in Liebe zu begleiten“. Der polnische Erzbischof wies die Frage eines Journalisten zurück, ob unter den Synodenvätern trotz der Aufforderung des Papstes zu Freimut nicht Angst herrsche. „Eine Atmosphäre der Angst gibt es (auf der Synode) nicht, denn wir glauben an den Heiligen Geist! Wir glauben auch an die Leitung durch den Heiligen Geist, der diese Dinge noch weiter regeln muss.“

Der mexikanische Erzbischof Carlos Aguiar Retes von Tlalnepantla, bis vor kurzem Präsident des lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM, unterstrich auf derselben Pressekonferenz im Vatikan: „Ich glaube, man muss daran erinnern, dass die Synode nie vorgegeben hat noch vorgibt, schon auf der Synode selbst zu Entscheidungen zu kommen. Unsere Reflexionen und Standpunkte bleiben offen, in den Händen des Heiligen Vaters.“

Der mexikanische Erzbischof relativierte auch die unter Synodenvätern verbreitete Kritik am Grundlagendokument ihrer Beratungen: Es sei ja nur ein Arbeitsdokument und kein „organisches Gebilde“. Gadecki hingegen sagte: „In meinem Sprachzirkel hat man wirklich den Eindruck, dass die Komposition einiger Teile des Grundlagendokuments ziemlich entstellt ausgefallen ist. Einige haben deshalb für eine sehr starke Überarbeitung des Instrumentum Laboris plädiert; andere sagten: Man sollte hier und da Worte ändern und Begriffe vertiefen, ohne alles zu ändern. Wie immer bei solchen Gelegenheiten zeigt sich hier ein Weg des Minimums. Meiner Meinung nach könnte dieses Instrumentum Laboris viel besser strukturiert werden, als das der Fall ist.“

Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz bekräftigte auch, dass Ehe und Familie aus seiner Sicht weiterhin sehr attraktiv seien für die Menschen von heute. „Wenn wir auf die Statistiken sehen, dann ergibt sich normalerweise immer dasselbe Bild: Junge Menschen von heute wünschen sich als allererstes eine glückliche Familie. Fast alle Jugendlichen haben diesen Traum. Doch dann kommt die grausame Wirklichkeit; wenn man nicht richtig vorbereitet ist auf die Ehe, dann macht man sich Illusionen.“ (rv)