Halbzeit bei der vatikanischen Bischofssynode zu Ehe und Familie: An diesem Mittwoch stellten die 13 Arbeitsgruppen der Synode den Stand ihrer Beratungen vor. Er dreht sich um den zweiten der drei Teile des Synoden-Grundlagendokuments, also des sogenannten „Instrumentum Laboris“. Die Berichte der Arbeitsgruppen machen eines klar: Fast alle Teilnehmer der Bischofssynode finden das Grundlagendokument zu kompliziert und sperrig.
Für den britischen Kardinal Vincent Nichols von Westminster liegt das daran, dass sich das „Instrumentum Laboris“ aus zwei Quellen speist. Das sagte Nichols am Mittwochmittag vor der Presse. „Es ist zum Teil das Schlussdokument der außerordentlichen Bischofssynode (vom letzten Jahr), das seine eigene Logik, seinen eigenen Gedankenfluss hatte. Und da hineingearbeitet hat man Dinge, die sich aus den Konsultationen in der Zeit zwischen den beiden Synoden ergeben haben. Diese Kombination von zwei Quellen hat die meisten Arbeitsgruppen heute dazu gebracht, zu sagen: Das Instrumentum Laboris braucht, vor allem in diesem zweiten Teil, eine Neustrukturierung, und es braucht ein viel stärkeres theologisches Grundthema, das diesem ganzen zweiten Teil unterliegen sollte.“
Für dieses theologische Grundthema haben die Synodenvätern in den Arbeitsgruppen ein paar „kreative Vorschläge“ gefunden, findet Nichols. Überhaupt lässt der Londoner Kardinal auf die gestiegene Bedeutung der Arbeitsgruppen bei dieser Synode nichts kommen. „Eine Ähnlichkeit zu früheren Synoden besteht darin, dass es auch diesmal harte Arbeit ist, die uns sehr müde macht. Nach meiner Zählung haben wir über 200 Wortbeiträge gehört! Neu ist aber dieses Zusammenspiel von Arbeitsgruppen und Plenarsitzungen; das gibt der Synode nach meinem Eindruck mehr Energie und mehr Kreativität. Meine Arbeitsgruppe führt von der Zusammenarbeit immer mehr zur Wertschätzung, ja Freundschaft der einzelnen Mitglieder.“
„Unterschiedliche Sensibilitäten, große Freiheit“
Viele Synodenväter weisen den von manchen Medien genährten Eindruck, auf der Synode prallten gegensätzliche Meinungen frontal aufeinander, zurück. „Die Diskussion der Synode war bisher ausgesprochen brüderlich, sehr agil auch – und, wie ich glaube, mit einer großen Freiheit“, sagte der kolumbianische Kardinal Ruben Salazar Gomez am Mittwoch vor der Presse. „Man hat verschiedene Positionen vorstellen können, dabei konnte man feststellen, dass es in diesem Themenbereich unterschiedliche Sensibilitäten gibt – aber grundlegend ist der feste Wille zu spüren, der Welt zu zeigen, wie schön die Lehre der Kirche zu Ehe und Familie ist, und dass wir in ihr eine Quelle haben, von der aus wir uns der Problematik von Ehe und Familie nähern können.“
„In Afrika gibt es Polygamie, in Europa simultane Polygamie“
Was der lateinamerikanische Kardinal – der derzeit auch den kontinentalen Bischofsverband CELAM leitet – mit „unterschiedlichen Sensibilitäten“ auf der Synode meinte, das erklärte vor der Presse ganz konkret der afrikanische Kardinal Philippe Ouédraogo aus Ouagadougou. „Die Unterschiede sind zahlreich! In Europa ist man sehr besorgt über die Herausforderung der wiederverheirateten Geschiedenen, ihre Zulassung zur Eucharistie und zur Beichte. Aber nehmen Sie mehrheitlich islamische Länder, wo es zu religiös gemischten Ehen kommt; nehmen Sie Afrika mit – um ein Beispiel zu nennen – dem Phänomen der Polygamie. Auch in Europa wird Polygamie gelebt; bei uns ist es die simultane Polygamie… Wir stehen also sicher vor einer Herausforderung, die Europa in dieser Form nicht kennt! … Darum danke ich dem Herrn wirklich für diese Synode, die eine Chance bedeutet – nicht nur für die Kirche, sondern für die ganze Welt.“ (rv)
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