Papstansprache: Reform wird mit Entschlossenheit fortgesetzt

Papst Franziskus„Die Barmherzigkeit ist kein flüchtiges Gefühl, sondern sie ist die Synthese der Frohen Botschaft.“ Papst Franziskus ging in seiner Weihnachtsansprache an die römische Kurie an diesem Montag auf das Thema des Heiligen Jahres ein, die Barmherzigkeit. Aber wie es sich bei einem Chef in einer Ansprache an die Mitarbeiter gehört, wurde er praktisch. Einen „Katalog der notwendigen Tugenden“ wollte der Papst der Kurie vorlegen, zur Anwendung und Vertiefung.

Zu Beginn seiner Ansprache ging der Papst zunächst noch einmal auf das vergangene Jahr ein, die Krankheiten, von denen er in der vorigen Jahres-Ansprache gesprochen habe – der „Katalog der kurialen Krankheiten“ – hätten sich im Verlauf des vergangenen Jahres gezeigt, schmerzhaft und die gesamte Kurie verletzend. „Ich halte es für meine Pflicht zu bekräftigen, dass dies ein Anlass zu aufrichtigen Überlegungen und entscheidenden Maßnahmen war und weiter sein wird. Die Reform wird mit Entschlossenheit, klarem Verstand und Tatkraft fortgeführt werden, denn Ecclesia semper reformanda.“

Die Skandale könnten aber nicht verdecken, was Gutes geleistet werde: „Es wäre eine große Ungerechtigkeit, gegenüber all den anständigen und gewissenhaften Personen, die in der Kurie mit uneingeschränktem Einsatz, mit Ergebenheit, Treue und Professionalität arbeiten, nicht einen tief empfundenen Dank und eine gebührende Ermutigung zum Ausdruck zu bringen – sie schenken der Kirche und dem Nachfolger Petri den Trost ihrer Solidarität und ihres Gehorsams, ganz zu schweigen von ihren großherzigen Gebeten“. Noch einmal auf die Skandale eingehend betonte der Papst, dass die „Widerstände” und das Scheitern einiger Lektionen Möglichkeiten zu Wachstum böten, aber nicht zur Entmutigung. „Es sind Gelegenheiten, zum Wesentlichen zurück zu kehren“ und sich selbst zu fragen, wie es mit dem eigenen ‚sensus ecclesiae’, dem Gefühl für die Kirche, und dem ‚sensus fidei’, dem Sinn für den Glauben, bestellt sei.

Von diesem Wesentlichen wolle er zu diesem Weihnachtsempfang sprechen, fuhr der Papst fort, anlässlich des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit, Anlass für „Dankbarkeit, Umkehr, Erneuerung, Buße und Versöhnung“. Er wolle in dieser Ansprache eine praktische Handreichung vorlegen, einen nicht erschöpften „Katalog der notwendigen Tugenden“, „ich lade die Leiter der Dikasterien und die Vorgesetzten ein, ihn anzureichern und zu vervollständigen.”

Es folgte eine Auflistung von zwölf solcher Tugenden, jeweils mit einer Erklärung versehen. Der Papst begann mit „Missionarietà e pastoralità“, also „Missionsgeist und pastorale Grundhaltung“. Dies seien die Dimensionen, welche auch die Arbeit der Kurie fruchtbar machten. Glaube sei ein Geschenk, aber das Maß des Glaubens zeige sich darin, ob und wie er weitergegeben würde. Die pastorale Haltung sei ein Muss, das „Maß der Arbeit der Kurie und aller Priester“. „Ohne diese beiden Flügel werden wir nie fliegen können und auch die Seligkeit des „treuen Knechtes“ (vgl. Mt 25,14-30) nicht erreichen.“

Der Papst sprach von der Eignung und dem Scharfsinn, dann von der Spiritualität und Menschlichkeit. Diese beiden Gruppen ergänzen sich in der Papstansprache, die zweite stellt sicher, dass aus der ersten kein Funktionalismus wird, sondern dass alles geistlich und menschlich bleibt.

„Der selige Papst Paul VI. erinnerte die Römische Kurie an ‚ihre Berufung zur Vorbildlichkeit’”, fuhr Papst Franziskus fort. „Vorbildlichkeit, um die Skandale zu vermeiden, die die Menschen innerlich verletzen und die Glaubwürdigkeit unseres Zeugnisses bedrohen.“ Der Papst zitierte verschiedene Schriftstellen „’Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut, der tut es auch bei den großen’ (Lk 16,10) und ‚Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals im tiefen Meer versenkt würde. Wehe der Welt mit ihrer Verführung! Es muss zwar Verführung geben; doch wehe dem Menschen, der sie verschuldet!’ (Mt 18,6-7).“

Vernünftigkeit und Liebenswürdigkeit bilden zusammen eine weitere Tugend, auf die der Papst einging. „Die Vernünftigkeit dient dazu, übermäßige Gefühlsbetontheit zu vermeiden, und die Liebenswürdigkeit dazu, Übertreibungen in der Bürokratie sowie beim Erstellen von Programmen und Plänen zu vermeiden.” Auch hier beschrieb der Papst sich ergänzende und sich gegenseitig korrigierende Tugend-Paare. Das gleiche gilt für das Paar „wohlwollende Besonnenheit und Entschiedenheit“ und für die „untrennbaren Werte“ „Liebe und Wahrheit“: „Die Liebe ohne Wahrheit wird nämlich zur Ideologie des destruktiven ‚Alles-Gutheißens’, und die Wahrheit ohne Liebe zur blinden ‚Buchstaben-Justiz’.“

Das achte Tugend-Paar: Ehrlichkeit und Reife. „Ehrlichkeit ist die Rechtschaffenheit, die Kohärenz und das Handeln in absoluter Aufrichtigkeit gegenüber uns selbst und gegenüber Gott. Wer ehrlich ist, handelt redlich nicht nur unter dem Blick des Aufsehers oder des Vorgesetzten; der Ehrliche fürchtet nicht, überrascht zu werden, denn er hintergeht niemals den, der ihm vertraut. Der Ehrliche spielt sich niemals als Herr auf über die Menschen oder über die Dinge, die ihm zur Verwaltung anvertraut sind, wie es der „schlechte Knecht“ (vgl. Mt 24,48) tut. Die Ehrlichkeit ist das Fundament, auf dem all die anderen Eigenschaften aufruhen. Reife ist das Bemühen, zur Harmonie zwischen unseren physischen, psychischen und spirituellen Fähigkeiten zu gelangen. Sie ist das Ziel und das Ergebnis eines Entwicklungsprozesses, der nie endet und der nicht von unserem Alter abhängt.”

Achtung und Demut, das neunte Paar, spricht dagegen vom Umgang mit den Anderen, Mitarbeitern, Oberen und Untergebenen, aber auch mit den anvertrauten Aufgaben, der Papst geht auf Schweigepflicht und Vertraulichkeit ein.

Großherzigkeit und Aufmerksamkeit: Je mehr man auf Gott und die Vorsehung vertraue, desto erfüllter sei man und bereiter, zu geben, wissend dass man umso mehr erhält, desto mehr man gebe. „In der Tat ist es nutzlos, alle Heiligen Pforten sämtlicher Basiliken der Welt zu öffnen, wenn die Tür unseres Herzens für die Liebe verschlossen ist, wenn unsere Hände sich dem Geben verschließen, wenn unsere Häuser der Gastfreundschaft verschlossen sind und wenn unsere Kirchen sich der Aufnahme verschließen.” Angewandt auf die Arbeit in der Kurie bedeute dies „auf die Details zu achten, unser Bestes zu geben und in Bezug auf unsere Laster und Verfehlungen niemals die Zügel schleifen zu lassen“.

Unerschrockenheit und Regsamkeit folgten als elftes Tugendpaar, „ es bedeutet, wagemutig und entschlossen und ohne Lauheit zu handeln” und „die Fähigkeit, mit innerer Freiheit und Beweglichkeit zu handeln, ohne sich an die materiellen Dinge zu klammern, die vergänglich sind”. Es heiße, immer auf dem Weg zu sein, ohne Dinge zu sammeln und sich in den eigene Projekten „einzuschließen”.

Vertrauenswürdigkeit und Nüchternheit schlossen die vom Papst selbst als noch nicht ausgeschöpft bezeichnete Liste ab, es bedeute, sich nicht ablenken zu lassen. Zuverlässige Mitarbeiter seien dies auch ohne Aufsicht, und nüchterne ließen sich nicht von Überflüssigem oder der „Logik des Konsums“ ablenken. In diesem letzten Punkt kam noch einmal ein wesentliches Element der Lehre des Papstes zum Vorschein: „Nüchternheit bedeutet, die Welt mit den Augen Gottes zu betrachten – mit dem Blick der Armen und auf der Seite der Armen. Die Nüchternheit ist ein Lebensstil, der auf die Vorrangstellung des anderen als hierarchisches Prinzip hinweist und das Leben als Fürsorglichkeit und Dienst gegenüber den anderen zum Ausdruck bringt.“

Dieser „Katalog der notwendigen Tugenden“ solle Anleitung sein für die Arbeit der Kurie, ganz praktisch. „So möge also die Barmherzigkeit unsere Schritte lenken, unsere Reformen inspirieren und unsere Entscheidungen erleuchten. Möge sie die tragende Säule unseres Wirkens sein. Möge sie uns lehren, wann wir vorangehen und wann wir einen Schritt zurück tun müssen.“ (rv)

Bertone spendet 150.000 an Bambino Gesù

Kardinal BertoneKardinal Tarcisio Bertone spendet dem vatikanischen Kinderkrankenhaus Bambino Gesu 150.000 Euro. Das hat die Präsidentin der Einrichtung, Mariella Enoc, bekannt gegeben. Zugleich nahm die Krankenhausmanagerin den früheren Kardinalstaatssekretär vor Anschuldigungen in Schutz, er habe Gelder aus der Bambino-Gesu-Stiftung für die Renovierung seiner Privatwohnung im Vatikan erhalten. „Er hat aber anerkannt, dass das, was geschehen ist, unserem Krankenhaus geschadet hat“, erklärte Enoc; daher die Spende. Das Geld fließe in die Forschungsarbeit der Kinderklinik über seltene Krankheiten.

Die Angelegenheit rund um Kardinal Bertone und seine Wohnung sei gelöst, so Enoc. Im selben Sinn äußerte sich auch Bertones Nachfolger als Kardinalstaatssekretär, Pietro Parolin, bei einem Besuch des Kinderkrankenhauses am Freitagabend. Weitere mögliche Unregelmäßigkeiten würden derzeit von der Vatikanverwaltung geprüft, fügte Enoc hinzu. Die Verantwortung dafür liege sicherlich bei Funktionären des Krankenhauses. Mariella Enoc leitet das Bambino Gesu seit Februar 2015, sie löste damals Giuseppe Profiti ab.

In einem jüngst erschienenen Enthüllungsbuch hieß es, die Stiftung der Kinderklinik habe 200.000 Euro zur Renovierung der rund 300 Quadratmeter großen Wohnung Bertones im Vatikan beigesteuert. Im Gegenzug sollte der Kardinal das Appartement für Veranstaltungen zur Spendenwerbung zur Verfügung stellen. Giuseppe Profiti hatte den Vorgang im Wesentlichen bestätigt und gesagt, er würde es wieder tun: die Mehreinnahmen bei einer Spendenwerbung in einem solchen Rahmen rechtfertigten aus seiner Sicht den Zuschuss zur Wohnungsrenovierung an Kardinal Bertone.

Bei seinem Besuch im Bambino Gesu sprach Kardinal Parolin dem Personal des Kinderkrankenhauses im Namen von Papst Franziskus das Vertrauen aus. Dieser verfolge die Tätigkeit der Klinik mit Interesse und Dankbarkeit. „Hier gibt es sehr gute Leute, die sich um das Krankenhaus kümmern. Der Papst vertraut ihnen, weil er weiß, dass ihr Werk aus Intelligenz, Klugheit und Suche nach den besten Therapien besteht“, wird Parolin in einer Aussendung des Krankenhauses wiedergegeben. Zudem bestätigte er, dass ab kommendem Montag der päpstliche Hubschrauberlandeplatz im Vatikan für kindermedizinische Notfälle zur Verfügung stehen wird. Ein entsprechendes Abkommen war im Juli unterzeichnet worden.

Das Kinderkrankenhaus auf dem Hügel Gianicolo neben dem Vatikan gehört dem Papst und ist die größte Einrichtung ihrer Art in Italien. Jedes Jahr vor Weihnachten kommt der amtierende Kardinalstaatssekretär zu Besuch, um die dort behandelten Kinder und das Personal zu grüßen. (rv)

Fünfzehn Krankheiten der Seele: eine Spurensuche

VatikanDie Krankheiten der Seele, fünfzehn an der Zahl und von Papst Franziskus vor genau einem Jahr in seiner Weihnachtsansprache an die Kurie aufgezählt, sind schnell berühmt geworden. Wie kann ein Chef so etwas seinen Mitarbeitern vorhalten? Ist das wirklich nur ein Beichtspiegel, oder ist das nicht auch eine Rückmeldung? Viel Rätselraten, was es mit diesen Krankheiten, dem spirituellen Alzheimer, der geistigen Versteinerung, des Funktionalismus und so weiter, auf sich hat. An diesem Montag wird Papst Franziskus sich wieder an die Kurie wenden, dazu hat Pater Bernd Hagenkord hat etwas nachgeforscht (ausführlich hier) und eine Quelle für die Ansprache aus dem vergangenen Jahr gefunden. Was hat es damit auf sich?

„Nun ja, Quelle ist vielleicht etwas übertrieben, aber es gibt tatsächlich eine Vorlage dafür. Die Zahl fünfzehn hat mich stutzig gemacht. In der Tradition des Jesuitenordens gibt es einen Text, der auch ‚die Krankheiten der Seele und Weisen sie zu heilen’ heißt, und da sind es auch genau fünfzehn Stück. Sie sind alle anders als die von Papst Franziskus genannten, aber das Vorbild scheint mir klar zu sein. Ein früher berühmter Text, der in vielen Regelsammlungen des Ordens abgedruckt war. Und Pater Jorge Bergoglio kennt die Tradition seines Ordens sehr gut. Es ist übrigens ein alter Text, bereits aus dem Jahr 1600.“

Warum hat Papst Franziskus einen so alten Text aufgegriffen, um sich heute an die Kurie zu wenden?
„Da müssen wir den Papst schon selber fragen, aber ich denke, die Tradition der Beichtspiegel und die Versuche, erst einmal bei sich selbst anzufangen, bevor man allgemein kritisiert, das sind Traditionen, die er wachrufen wollte.

Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Original – wenn ich es denn mal so nennen darf – und der Ableitung durch den Papst. Das Original ist vom damaligen Jesuitengeneral Claudio Aquaviva als Leitungsinstrument geschrieben worden, es war also für Ordensobere gedacht. Papst Franziskus dagegen möchte, dass jeder über sich selbst nachdenkt, das ist eine völlig andere Gattung Text. Deswegen darf man die Analogie zwischen den Texten nicht übertreiben. Aber die Bildsprache der Krankheiten und die Zahl Fünfzehn legt sehr nahe, dass der Papst sich an diesem alten Text orientiert hat.“

Lernen wir aus dem alten Text etwas, was uns beim Verstehen der Papstansprache helfen kann?

„Ich glaube, dass uns das Bild der ‚Krankheit’ etwas klarer wird. Damit greift der Papst eine alte Sprache auf, die wir heute so nicht mehr verwenden, unser Verständnis von Krankheit ist ja ein anderes, niemand trägt Schuld daran, dass er etwa Alzheimer hat, das wäre absurd. Die Bildsprache der Krankheiten der Seele aber geht ja davon aus, dass man selber etwas daran machen kann. Also eine ganz andere Vorstellungswelt. Der alte Text kann uns beibringen, wie vorsichtig wir mit zu engen Analogien umgehen müssen. Es ist wirklich keine Analyse einer Situation, sondern eine Aufforderung, selber bei sich nachzudenken. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.“ (rv)

Erzbischof Wesolowski starb natürlichen Todes

PolenDer des Kindesmissbrauchs angeklagte Vatikandiplomat Erzbischof Jozef Wesolowski ist eines natürlichen Todes gestorben. Das hat nun auch ein weiterer medizinischer Befund ergeben, wie der Vatikan am Freitag mitteilte. Die chemisch-toxologische Untersuchung von bei der Autopsie entnommenen Proben wurde von Gerichtsmedizinern durchgeführt, die dazu von der vatikanischen Staatsanwaltes am Tag nach dem Tod des Erzbischofs beauftragt worden waren, hieß es.

Wesolowski war Ende August im Vatikan verstorben. Ein gegen ihn im Vatikan eröffneter Prozess kam wegen seiner Erkrankung nicht mehr zustande. Der polnische Erzbischof wurde 2009 Nuntius in der Dominikanischen Republik. Dort hat er der vatikanischen Staatsanwaltschaft zufolge mehrere Jungen im Alter von 13 bis 16 Jahren sexuell missbraucht und große Mengen kinderpornografischen Materials besessen. (rv)

Bayerische Pilgergruppe bei Benedikt XVI.

Benedikt XVI.Die bayerische Delegation, die den diesjährigen Weihnachtsbaum auf dem römischen Petersplatz spendiert und organisiert hat, traf am Donnerstagnachmittag den emeritierten Papst und Landsmann Benedikt XVI. im Vatikan. Hier die Beschreibung des Treffens:

„Vielen Dank, vor allem dass Sie da sind und für alles, was Sie mitgenommen haben. Ganz herzlichen Dank“, so der emeritierte Papst. „Ich freue mich auch sehr und danke Ihnen“, sagt die bayerische Europaministerin Beate Merk. „Ich bringe Ihnen noch zusätzlich selbstgebackene Plätzchen“, fügt sie an. Mit einem lächeln erwidert Benedikt: „Mmh!“. „Ich selber habe kontrolliert, dass sie besonders gut sind und alle Spezialitäten stammen aus der Oberpfalz, aus Schwaben und weitere Bereiche sind vertreten“, so Merk. „Ach ja, das sind die bayerischen Stämme. Das ist besonders schön, dass man auch Bayern schmecken kann. Vergelt´s Gott!“, so Benedikt XVI. Der Privatsekretär Erzbischof Georg Gänswein nimmt die Geschenke entgegen. Die bayerischen Pilger klatschen…

„Heiliger Vater, möchten Sie ein paar Worte sagen?“, fragt Erzbischof Gänswein. Dann folgten Benedikts Worte:

„Ja, liebe Frau Ministerin, liebe Herren Landräte, liebe Bürgermeister: ganz herzlichen Dank für diese Begegnung und für alles, was Sie in diesem Augenblick für uns tun. Ich finde es so schön, dass Sie aus dem Glauben und Freundschaft heraus, den Christbaum nach Rom bringen. Ich glaube, es ist das dritte Mal, dass ein Baum aus der Diözese Regensburg stammt. Ich wusste nicht, dass es da heilige Berge gibt. 700 Meter ist immerhin eine Höhe. Wir sind ja hier auch auf einem Hügel, aber das hat knapp hundert Meter oder vielleicht nicht einmal, aber immerhin!“

Eine kurze Pause und Benedikt setzte fort:

„Ich freue mich, dass Sie auf diese Weise der Spur der Freundschaft vom Norden nach Süden bringen und eine Spur der Freundschaft über die Welt hin bringen. Denn dieser Baum leuchtet ja nicht nur auf dem Petersplatz in Rom, er leuchtet in die weite Welt hinaus, wird von allen Menschen gesehen und zwar als Zeichen des Lichtes, der Freundschaft, der Versöhnung und der Güte. Der Baum sagt uns, dass Gott Freund ist von uns und dass wir deswegen miteinander Freunde und Geschwister sind. So ist dies eine Botschaft, der wir gerade in dieser Zeit bedürfen, in der so viel Gefahr zur Feinseligkeit und zum Terror besteht. Umso mehr stehen wir in der Freundschaft, die Licht ist, in die Welt hinein zu bringen. Ich danke Ihnen, dass Sie dieses Zeugnis ablegen und Bayern als einen Ort der Güte, der Herzlichkeit und der Menschlichkeit aus dem Glauben heraus darstellen. Ich freue mich, dass dieser Glaube so lebendig und gegenwärtig ist. (…)

Ich wünsche euch eine gesegnete Zeit hier in Rom. Viel Freude an Weihnachten und Neujahr. Ich wünsche Ihnen Gesundheit! Und ganz herzlich danke ich für die reichen Gaben, die uns so richtig Bayern schmecken lassen. Grüßen Sie den Ministerpräsidenten und ganz Bayern! Vergelt´s Gott!“

Dann sprach der Bürgermeister von Hirschau, Hermann Falck: „Heiliger Vater Benedikt, ich möchte Sie Bayern schmecken lassen. Es gibt Pralinen, Wurstpralinen.“ „Das ist ja was ganz Neues“, antwortete Benedikt. „Das kann man alles miteinander essen. Das ist ganz Wurst“, fügte der Bürgermeister an. „Ich möchte ihnen auch von unserem Heimatdichter ein in Oberpfälzer Sprache in Original geschriebenes Buch überreichen“, sagte Falck. Er überreichte ein Buch über den Kreuzweg sowie ein Bildband mit der Oberpfalz „von oben“. „Das Land und die Berge kannte ich noch nicht“, so der emeritierte Papst. „Amberg kannte ich schon, aber bis Sulzbach-Rosenberg bin ich noch nicht vorgedrungen“, fügte er an. „Auf diese Weise kann ich jetzt alles erkunden. Sie sind noch bis morgen in Rom und mit dem Flugzeug gekommen?“, wollte er wissen.

„Wir fahren am Samstagmorgen wieder zurück“, erläuterte der Bürger. „Ist es in Bayern auch noch warm?“, wollte Benedikt wissen. „Ja, aber es regnet“, erläuterte Ministerin Merk. „Klimaerwärmung um zwei, drei oder vier Grad… da müssen wir noch froh sein und schauen, wie es weitergeht. Ich wohl nicht mehr, aber Sie, deshalb alles Gute!“, sagte Benedikt XVI. abschließend.

Dann überreichte noch eine Bayerin ein Geschenk aus der Bäckerei, in der Josef Ratzingers Mutter noch gearbeitet hatte. „Ach, na so was!“, antwortete Benedikt XVI. Dann wurde ihm noch erklärt, dass der Weihnachtsbaum extra zwei Spitzen hat, damit eine Spitze dem amtierenden Papst Franziskus und die zweite dem emeritierten Papst Benedikt gewidmet sei. Auch der „Baumbesitzer“ stellte sich kurz vor und erläuterte, woher der Baum stammt und wie der Baum nach Rom transportiert wurde. (rv)

Kardinal Parolin feiert mit Suchtkranken und Flüchtlingen

Kardinal Pietro ParolinDer vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin feiert die Weihnachtsmesse mit Suchtkranken und Flüchtlingen. Am 22. Dezember begibt er sich zu den Drogenabhängigen und ihren Familien, die im kirchlichen Fürsorgezentrum Don Mario Picchi in Rom betreut werden, teilte der Vatikan mit. Indessen hat der vatikanische „Innenminister“, Erzbischof Angelo Becciu, am Donnerstag eine Weihnachtmesse im Vatikan mit Fußballschiedsrichtern gefeiert. Dabei erinnerte der Substitut die Schiedsrichter daran, dass man für Weihnachten „trainieren“ muss, und zwar mit Gebet und Meditation, „damit die Begegnung mit dem Jesuskind ein Wunder der Gnade sein kann“. (rv)

Zum Geburtstag des Papstes: Die Reform braucht Zeit

Papst FranziskusPapst Franziskus wird an diesem Donnerstag 79 Jahre alt. Ein Alter, was viele in der Kirche zweifeln lässt, dass er seine Projekte wird umsetzen können, vor allem die Reform der Kirche. „Es gibt, glaube ich, einige, die vielleicht die ganze Bedeutung des Wunsches des Papstes verstanden haben, alles was möglich ist, zu reformieren“, kommentiert das Kardinal Santos Abril y Castelló gegenüber Radio Vatikan. Er kennt den Papst seit vielen Jahren, er war Nuntius, also Papstbotschafter, in Argentinien während Jorge Mario Bergoglio Erzbischof von Buenos Aires war. Und als Erzpriester von Santa Maria Maggiore ist er sehr oft Gastgeber von Papst Franziskus bei dessen Besuchen in der Kirche vor der Madonnen-Ikone.

„Wie er selber es immer wieder gesagt hat: Das ist nicht nur seine Initiative, sondern er hat auf die Stimmen der vielen Kardinäle gehört, die in der Vorbereitung auf die Papstwahl auf viele Themen hingewiesen haben und die Reform der Kurie angesprochen haben.“ Die Reform hängt also nicht nur an einem Papst, sondern ist Wunsch der gesamten Kirche. Dass das nicht auf die Schnelle gehe, liege in der Natur der Sache, so der Kardinal. „Er hat die Vorschläge aufgenommen und will sie in die Realität umsetzten, in den Alltag der Kirche. Es ist nur natürlich, dass das etwas ist, was man nicht in kurzer Zeit machen kann, sondern was viel Zeit braucht und er setzt das Stück für Stück um, entschieden und klar.“ (rv)

Militärischer Einsatz auch katholisch zu rechtfertigen

Deutsche BundeswehrDie Bundeswehr hat ihren Anti-ISIS Einsatz begonnen, in der Nacht auf Mittwoch flog erstmals ein deutsches Tankflugzeug um Kampfjets in der Luft zu versorgen. Kardinal Reinhard Marx sagte hingegen jüngst in einem Interview, dass dieser Einsatz, ein Kriegseinsatz, eine Niederlage sei. Er hinterfragt den Bundeswehreinsatz in Syrien, ob dieser wirklich zu rechtfertigen sei. Doch es gibt auch katholische Stimmen, die diesen Einsatz befürworten: der ehemalige General Karl Hein Lather. Er engagiert sich im Stiftungsbeirat der Katholischen Friedensstiftung und hat mit Pia Dyckmans über den militärischen Einsatz der deutschen Bundeswehr in Syrien gesprochen.

Karl-Heinz Lather: „Ich glaube, dass es richtig ist, dass wir uns an der Koalition, die gegen den Islamischen Staat dort kämpft, beteiligen. Nicht zuletzt ist der Einsatz auch zu Stande gekommen wegen den Anschlägen in Paris und weil Frankreich um Hilfe bei der EU gebeten hatte. Von daher versteht sich, dass wir solidarisch die Lasten Frankreichs mittragen.“

RF: Viele sprechen von einem Kriegseinsatz, die Regierung nennt es vehement nicht Krieg. Was denken Sie, ist das Krieg, was wir da führen?

Lather: „Ich würde es militärischen Einsatz nennen. Ein Krieg ist es nicht, weil bei einem Krieg sich nach dem internationalen Völkerrecht, so wie es nach dem Zweiten Weltkrieg die Vereinten Nationen verfasst haben, zwei Staaten bekämpfen. Wir aber erkennen ganz bewusst nicht den sogenannten Islamischen Staat als Staat an, sondern bezeichnen ihn als Terrororganisation.“

RV: Kardinal Marx hat in einem Interview noch einmal in Frage gestellt, dass dieser Einsatz überhaupt gerechtfertigt ist. Ist der Einsatz denn gerechtfertigt oder braucht man mehr Diplomatie?

Lather: „Die Diplomatie war vielleicht nicht ganz gescheitert. Es laufen auch noch Gespräche in Wien, wo viele der Konfliktparteien miteinander versuchen eine diplomatische Lösung zu suchen. Wir haben in Saudi Arabien das Treffen der Gegner von Assad und dem IS gehabt, die haben sich darauf verständigt, dass man ohne Assad zu einem Kompromiss kommen könne. Das alles sind Dinge, die im Werden sind, aber wir vergessen zu schnell, was in Paris geschehen ist, was auf den Islamischen Staat zurück zu führen ist. Und der Islamische Staat ist ununterbrochen dabei, schlimmste Dinge zu tun, von Enthauptungen bis hin zu Vergewaltigungen oder Versklavungen. Das alles gelingt es nicht zu bremsen ohne, dass man militärisch eingreift.“

RV: Der Syrienkonflikt dauert schon viele Jahre, auch der IS ist nicht erst seit gestern am wüten im Irak und Syrien. Kommt der Einsatz nicht viel zu spät?

Lather: „Da würde ich zustimmen. Aber anscheinend bedurfte es dieses schlimmen Anschlags in Paris, dass die deutsche Bevölkerung und der deutsche Bundestag dann die Hemmschwelle überwunden hat, sich dort militärisch zu engagieren. Es ist oft so in unseren westlichen demokratisch verfassten Staatsgefügen, dass wir einen solch schlimmen Anlass brauchen, bevor wir dann beginnen konkret zu handeln.“

RV: Die kirchliche Friedenslehre sagt, Krieg ist die Ultima Ratio und militärische Gewalt darf nur in Betracht gezogen werden, bei Aussicht auf Erfolg. Besteht diese Aussicht? Viele kritisieren den Einsatz, weil es keinen Plan und kein konkretes Ziel gibt.

Lather: „Das mit der Ultima Ratio muss man direkt übersetzen, es bedeutet äußerstes und nicht letztes Mittel. Das ist mir ganz wichtig und ich stehe komplett in der christlichen Friedensethik und engagiere mich auch in dem Bereich. Ich glaube, dass wir momentan an einer Schwelle sind, wo das Beschreiben des Zieles des Ganzen politisch noch nicht vollständig gelungen ist. Gleichzeitig handelt man schon militärisch. Das ist nicht die Ideallösung nach unserer Ethik, aber es kommt dem Nahe. Zumal wir keine anderen Lösungen finden. Wir erleben jeden Tag die Unmengen von Flüchtlingen, die aus diesen Konfliktgebieten nach Europa streben. Wir müssen an die Ursachen ran und ein Teil der Ursachenbekämpfung ist der militärische Anteil. Ich hoffe, dass es politisch gelingt, die verschiedenen Konfliktparteien zueinander zu bekommen und zu einer Konfliktlösung zu kommen und dann eine friedliche Lösung zu finden. Das geht aber nicht ohne die Menschen vor Ort, die am Stärksten von diesem Konflikt betroffen sind.“

RV: Bedeutet das, dass gerade aus katholischer Friedenslehren-Sicht ist dieser militärische Einsatz auch ohne konkreten Friedensplan gerechtfertigt wegen der Lage vor Ort?

Lather: „Ich persönlich glaube das. Ich verstehe aber den ein oder anderen auch, der da rigoroser ist in seinem Urteil und sagt, die Politik hat noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um zu sagen, jetzt ist Ultima Ratio. Aber was muss denn noch Schlimmeres geschehen, als was Paris und die Menschen dort erlebt haben, damit wir zu einer politischen Entscheidung kommen? (rv)

Chef des Vatikan-TV: Kommunikation ist für Franziskus alles

Msgr Dario ViganoFranziskus ist der „Papst des Dialogs“. So umschreibt der Präfekt des Sekretariats für die vatikanische Kommunikation, Dario Edoardo Viganó, den Papst. Viganò ist auch Leiter des vatikanischen Fernsehzentrums CTV und hat nun ein Buch auf Italienisch herausgegeben über die Kommunikation des Papstes. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt er dazu: „Dieses Buch ist entstanden, weil wir einen Blick hinter die Kulissen zeigen wollen. Es handelt sich ja um ein Pontifikat mit viel Kreativität und das ist typisch für einen Mann der Kirche, der sich tief im Geheimnis Gottes verankert sieht. Das haben wir ja bereits kurz nach dem weißen Rauch am Ende des Konklave gesehen und da beginnt auch unsere Erzählung.“

CTV habe die historische Aufgabe übernommen, diesen Papst von Anfang an der Welt zu zeigen und zwar so, wie er ist: authentisch, nah und ehrlich.

„Ich erläutere ein Gespräch zwischen mir und einem Kamera-Techniker, der schon vor uns in der Regie wusste, wer nun auf dem Balkon des Petersdomes erscheinen wird, weil er dort unmittelbar stand und wir von unserem Raum aus natürlich noch nichts sahen. Dieses Gespräch zeigt, wie nah der Papst sein will. Das hat dann auch zu einem neuen Kamera-Blick geführt: man sah nämlich den Papst auf dem Balkon von hinten. So hatte man im Fernsehen den Eindruck neben ihm zu sein und auch den Blick auf die Menschenmenge zu erfahren, die er selber hatte.“

Dem Papst sei die Kommunikation ein großes Anliegen, so der päpstliche Beauftragte für die vatikanischen Medien.

„Das hat eine nicht-strategische Bedeutung, würde ich sagen. Die Kommunikation ist für ihn so wichtig, weil er eine Verbindung zu den Mitmenschen schaffen will und dazu bedarf es natürlich des Dialogs. Ihm ist es zum Beispiel ein Anliegen, dass vor jeder Aufzeichnung einer Videobotschaft er als erstes alle Techniker einzeln grüßt und sich danach auch bei jedem, der anwesend war sich bedankt und die Hand reicht. Seine Kommunikation ist nicht gestellt sondern er ist so.“ (rv)

 

USA: Traditionalisten fordern Papst zum Rücktritt auf

USADringender Appell an Papst Franziskus: Traditionalistische Katholiken aus den USA haben das Kirchenoberhaupt dazu aufgefordert, seinen Kurs zu ändern oder zurückzutreten. Die Zeitschrift „The Remnant“ veröffentlichte zum 8. Dezember auf ihrer Webseite einen offenen Brief an den Papst. Eine „wachsende Zahl von Katholiken, darunter Kardinäle und Bischöfe“, begänne einzusehen, dass das Pontifikat „der Katholischen Kirche schweren Schaden zufügt“, heißt es darin unumwunden. „Sie, Heiligkeit, sind nicht im Besitz der Fähigkeit oder des Willens, das zu tun, was die Pflicht jedes Papstes ist“, so der von 13 besorgten Gläubigen namentlich unterzeichnete Brief. „The Remnant“ steht der Piusbruderschaft nahe.

„Mehr als einmal“ habe Papst Franziskus „eine offene und alarmierende Feindseligkeit bezüglich der Lehren, der Disziplin und der traditionellen Gebräuche der Katholischen Kirche“ sowie ihrer Verteidiger an den Tag gelegt und sich stattdessen um „soziale und politische Fragen“ gesorgt, die „die Kompetenzen des Römischen Pontifex übersteigen“.

Begleitet wird der offene Brief von einer Broschüre in Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Rumänisch, die Papst Franziskus eine lange Liste von Verfehlungen zur Last legt. Statt der Lehre der Kirche verbreite der amtierende Papst „die eigenen Ideen“, die nach Ansicht der Verfasser der Broschüre bis hin zur „manifesten Irrlehre“ reichen, heißt es in Punkt eins mit besonderem Verweis auf das päpstliche Lehrschreiben „Evangelii Gaudium“ von 2013. Überdies mache Franziskus apostolische und kirchliche Traditionen lächerlich. Drittens sei die vom amtierenden Papst einberufene Familien-Bischofssynode „ein klarer Versuch, die unfehlbare Lehre der Kirche über Ehe, Fortpflanzung und Sexualität zu verwässern und anzupassen“. Viertens werfen die Schreiber Papst Franziskus vor, nicht genug über Themen wie Abtreibung oder Verhütung und zu viel über Klimawandel zu sprechen, „während die islamistischen Fanatiker die Christen im Nahen Osten, Afrika und im Herzen von Europa selbst abschlachten“. Die Punkte fünf und sechs betreffen die Ökumene, danach geben die Verfasser die Nummerierung auf und gehen in einer langen Anklageschrift chronologisch vor.

„The Remnant“ ist eine 1968 gegründete, zweimal monatlich erscheinende US-amerikanische Zeitschrift, die der schismatisch orientierten Priesterbruderschaft St. Pius XI. nahesteht. Franziskus‘ Vorgänger Papst Benedikt XVI. hatte versucht, auf die kurz „Piusbruderschaft“ genannte Vereinigung von Erzbischof Marcel Lefebvre zuzugehen. „The Remnant“ berichtete positiv über das Pontifikat von Papst Benedikt . (rv)