Kardinal Tarcisio Bertone spendet dem vatikanischen Kinderkrankenhaus Bambino Gesu 150.000 Euro. Das hat die Präsidentin der Einrichtung, Mariella Enoc, bekannt gegeben. Zugleich nahm die Krankenhausmanagerin den früheren Kardinalstaatssekretär vor Anschuldigungen in Schutz, er habe Gelder aus der Bambino-Gesu-Stiftung für die Renovierung seiner Privatwohnung im Vatikan erhalten. „Er hat aber anerkannt, dass das, was geschehen ist, unserem Krankenhaus geschadet hat“, erklärte Enoc; daher die Spende. Das Geld fließe in die Forschungsarbeit der Kinderklinik über seltene Krankheiten.
Die Angelegenheit rund um Kardinal Bertone und seine Wohnung sei gelöst, so Enoc. Im selben Sinn äußerte sich auch Bertones Nachfolger als Kardinalstaatssekretär, Pietro Parolin, bei einem Besuch des Kinderkrankenhauses am Freitagabend. Weitere mögliche Unregelmäßigkeiten würden derzeit von der Vatikanverwaltung geprüft, fügte Enoc hinzu. Die Verantwortung dafür liege sicherlich bei Funktionären des Krankenhauses. Mariella Enoc leitet das Bambino Gesu seit Februar 2015, sie löste damals Giuseppe Profiti ab.
In einem jüngst erschienenen Enthüllungsbuch hieß es, die Stiftung der Kinderklinik habe 200.000 Euro zur Renovierung der rund 300 Quadratmeter großen Wohnung Bertones im Vatikan beigesteuert. Im Gegenzug sollte der Kardinal das Appartement für Veranstaltungen zur Spendenwerbung zur Verfügung stellen. Giuseppe Profiti hatte den Vorgang im Wesentlichen bestätigt und gesagt, er würde es wieder tun: die Mehreinnahmen bei einer Spendenwerbung in einem solchen Rahmen rechtfertigten aus seiner Sicht den Zuschuss zur Wohnungsrenovierung an Kardinal Bertone.
Bei seinem Besuch im Bambino Gesu sprach Kardinal Parolin dem Personal des Kinderkrankenhauses im Namen von Papst Franziskus das Vertrauen aus. Dieser verfolge die Tätigkeit der Klinik mit Interesse und Dankbarkeit. „Hier gibt es sehr gute Leute, die sich um das Krankenhaus kümmern. Der Papst vertraut ihnen, weil er weiß, dass ihr Werk aus Intelligenz, Klugheit und Suche nach den besten Therapien besteht“, wird Parolin in einer Aussendung des Krankenhauses wiedergegeben. Zudem bestätigte er, dass ab kommendem Montag der päpstliche Hubschrauberlandeplatz im Vatikan für kindermedizinische Notfälle zur Verfügung stehen wird. Ein entsprechendes Abkommen war im Juli unterzeichnet worden.
Das Kinderkrankenhaus auf dem Hügel Gianicolo neben dem Vatikan gehört dem Papst und ist die größte Einrichtung ihrer Art in Italien. Jedes Jahr vor Weihnachten kommt der amtierende Kardinalstaatssekretär zu Besuch, um die dort behandelten Kinder und das Personal zu grüßen. (rv)