Pater Lombardi: Benedikt-Buch ist eine schöne Überraschung

letzte-gespraecheDas neue Buch „Letzte Gespräche“ mit Antworten des emeritierten Papstes Benedikt XVI. auf Fragen von Peter Seewald ist eine „schöne Überraschung“. So kommentiert Jesuitenpater Federico Lombardi die Neuerscheinung. Der ehemalige Direktor von Radio Vatikan und Vatikansprecher ist Aufsichtsratspräsident der vatikanischen Stiftung Joseph Ratzinger – Benedikt XVI.

„Es gibt meines Erachtens zwei wichtige Punkte zu dem Buch: Als erstes will ich das Zeugnis des emeritierten Papstes nennen. Da geht es um seine jetzige Phase in seinem Leben und wie er das erlebt. Er begeht einen Weg, der ihn zum Angesicht Gottes führen wird. Mit einfachen Worten: es geht um die Vorbereitung auf den Tod. Benedikt XVI. spricht ehrlich und offen darüber. Das beeindruckt mich sehr.“

Es gebe einen zweiten Punkt, der beim Lesen des Buches auffalle, so Pater Lombardi. Benedikt XVI. habe in dem Gespräch mit dem Journalisten Seewald auch tiefgründig über sein Pontifikat gesprochen und so einen „interessanten Rückblick“ geliefert.

„Aber das Buch ist keine Biographie und schon gar nicht eine Autobiographie. Es handelt sich zwar um Antworten von Benedikt XVI. auf Fragen, die gestellt wurden, um zwar eine Biographie herauszugeben. Aber in dem Buch wird keine systematische Beschreibung des Lebens des emeritierten Papstes getan. Sein Leben war ja voller wichtiger Momente und Etappen. Auf einige geht er in dem Interviewbuch ein.“ (rv)

Vatikan: Programm für Papstreise nach Schweden fixiert

SchwedenDie Pressestelle des Vatikan hat heute das Programm der Apostolischen Reise von Papst Franziskus nach Schweden veröffentlicht. Der Papst wird demnach am 31. Oktober, wie geplant, seine Reise nach Schweden antreten. Kaum gelandet steht auch schon der erste offizielle Termin am Programm, so wird der Papst die königliche Familie in Lund besuchen. Im Anschluss wird er in Lund zusammen mit dem Lutherischen Weltbund an den Beginn der Reformation vor 500 Jahren erinnern. So wird er in der lutherischen Kathedrale ein ökumenisches Gebet mit der Gemeinde feiern, danach geht es nach Malmö. Denn dort findet eine öffentliche Sitzung mit ökumenischen Delegationen statt. Am nächsten Tag, wird Papst Franziskus mit der katholischen Gemeinde in Malmö, die Ernte mitfeiern, bevor er dann um 15.30 Uhr in Rom zurück erwartet wird. (rv)

Benedikt sieht sich nicht als „Gescheiterten“

cna_Benedikt XVIUnd es gab sie: Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat in dem Interviewbuch von Peter Seewald „Letzte Gespräche“ bestätigt, dass es während seines Pontifikats eine homosexuelle Seilschaft im Vatikan gab. Er habe sie zerschlagen lassen, so der heute 89-Jährige. „Ob sich wieder was bildet, weiß ich nicht“, fügt Benedikt hinzu.

In dem Buch, das an diesem Freitag in Deutschland und anderen Ländern erschienen ist, nimmt der emeritierte Papst auch Stellung zu den Skandalen um pädophile Priester und korrupte Machenschaften im Vatikan: Es sei ihm nicht gelungen, die Kirche so vom „Schmutz“ zu reinigen, wie er sich das gewünscht habe. Immerhin habe er jedoch Hunderte pädophiler Priester entlassen.

Als „Gescheiterten“ sehe er sich trotz dieser Skandale nicht, auch wenn diese Fälle die katholische Kirche in ihren Grundfesten erschüttert hätten, so Benedikt XVI. Für Unruhe gesorgt hätten – neben den Missbrauchsfällen – auch der sogenannte Vatileaks-Skandal, bei dem vatikaninterne Dokumente an die Öffentlichkeit gelangten, sowie „der blödsinnige Fall Williamson“, wie Benedikt wörtlich sagte. Der Papst hatte 2009 die Exkommunikation für die vier Bischöfe der traditionalistischen Piusbruderschaft, darunter Williamson, aufgehoben. Der Brite leugnet öffentlich den Holocaust.

Dass es überhaupt zum Fall Williamson kommen konnte, sei der zuständigen Kommission im Vatikan anzurechnen. Diese habe ihn über dessen Vergangenheit nicht informiert. „Ich sehe die Schuld nur bei dieser Kommission“, sagt er nun und kritisiert eine „riesige Propagandaschlacht“ gegen die Kirche. Die der Glaubenskongregation angegliederte Kommission „Ecclesia Dei“ stand von 2000 bis 2009 unter der Leitung des kolumbianischen Kardinals Darío Castrillón Hoyos, der noch im Jahr der Vorfälle 80-jährig in den Ruhestand verabschiedet wurde.

Zu seinem Amtsverzicht im Februar 2013 sagt Benedikt, es sei „völliger Unsinn“, Spekulationen zu glauben, der Grund sei eine Verschwörung gewesen. Zu der Entscheidung geführt hätte ihn vor allem die körperliche Schwäche. Der Entschluss sei schon im August 2012 gefallen. „Es ging mir nicht so gut“, so der emeritierte Papst. Die Reise nach Mexiko und Kuba habe ihn extrem angestrengt, und den 2013 anstehenden Weltjugendtag in Rio de Janeiro hätte er nicht mehr verkraftet.

Das Amt als Papst vermisse er nicht, lässt Benedikt XVI. wissen. „Im Gegenteil, ich bin Gott dankbar, dass diese Verantwortung, die ich nicht mehr tragen könnte, nicht mehr auf mir lastet.“ Die Macht habe er als etwas „Schweres und Belastendes“ empfunden.

„Benedikt XVI. – letzte Gespräche“: Benedikt schätzt die offene Art von Papst Franziskus

„Benedikt XVI. – letzte Gespräche“: Benedikt will kein Buch mehr schreiben

„Benedikt XVI. – letzte Gespräche“: Benedikt besorgt über „Entchristlichung Europas

„Benedikt XVI. – letzte Gespräche“: Außenwirkung des Konzils wurde vorab „nicht bedacht

„Benedikt XVI. – letzte Gespräche“: Benedikt kritisiert „hochbezahlten Katholizismus“ in Deutschland. (rv)

Akademie für das Leben: „Theologie der schmutzigen Hände erwünscht“

Erzbischof PagliaIgnoranz beim Thema Sterben ist immer schädlich: Erzbischof Vincenzo Paglia, neu ernannt. Leiter der Päpstlichen Akademie für das Leben, zieht Bilanz zum Thema der letzten Dinge des Lebens. In einem Buch, das den aus dem Sonnengesang des Franziskus von Assisi entnommenen Titel „Schwester Tod“ trägt, wirft Paglia einen überaus kritischen Blick auf dem Umgang mit Leid und Sterben: Euthanasie sei eine Art Fundament des modernen Denkens geworden, schreibt der Erzbischof. Das Buch ist noch vor seiner Ernennung in die neue Aufgabe entstanden, betrifft aber seinen jetzigen Aufgabenbereich.

Er wolle für die Begleitung von sterbenden Menschen werben, so Paglia. „In einer Zeit, in der die Einsamkeit so etwas wie eine Krankheit geworden ist, welche die gesamte Gesellschaft erfasst hat, sind Tod und Leben bitter geworden, und sie werden noch bitterer, wenn sie nicht begleitet werden.“ Es sei so etwas die die große Selbstlüge der westlichen Welt, so Paglia und setzt die Begegnung dagegen. „Niemand ist eine Insel, wir sind alle niemals nur allein wir selbst, sondern immer auch gemeinsam mit anderen. Wir müssen das Bewusstsein einer ‚Communio’, einer Gemeinschaft für eine Gesellschaft wieder gewinnen, die über-individualistisch, über-technisch und letztlich über-einsam geworden ist.“

Es sei geradezu revolutionär, in einer Gesellschaft, die Menschen vereinsamen lasse und wegwerfe, diese aufzunehmen und sich um sie zu kümmern, das habe man nicht zuletzt bei Mutter Teresa sehen können. „Von daher ändert sich die Welt, von da her endet die Unmenschlichkeit. Ich glaube fest: wenn ein Weggeworfener geliebt wird, dann beginnt genau da das Paradies.“

Paglia plädiert mit Papst Franziskus unter anderem dafür, die Bindungen zwischen den Generationen wieder zu stärken und das Sterben nicht vor Kindern zu verheimlichen. Denn aus dem Umgang mit dem Tod sei viel zu lernen, so etwa die zentrale Bedeutung menschlicher Bindungen, die „wichtiger sind als Karriere, Geld und materielle Reichtümer“.

Zu diesen Überzeugungen passe seine neue Aufgabe im Vatikan sehr gut, so Paglia, den Papst Franziskus nicht nur zum Präsidenten der Päpstlichen Akademie für das Leben gemacht hat, sondern auch zum Großkanzler des Päpstlichen Instituts Johannes Paul II. für Studien zu Ehe und Familie.

„Meine Aufgabe lässt sich so übersetzen, dass ich dem Bewusstsein der Gläubigen und auch der Nichtglaubenden helfen soll zu verstehen, dass der Auftrag Gottes an uns in der Wirklichkeit der Grenzen, der Peripherien beginnt und in den Dramen, welche diese Peripherien kennzeichnen. Die Theologie vom Leben und übrigens auch die von Ehe und Familie muss sich die Hände schmutzig machen an der Realität des Lebens. In diesem Sinn bittet Papst Franziskus die Theologie und die Pastoral darum, nicht einfach nur die Konzepte zu putzen – wenn ich das so sagen darf – sondern zu helfen, Leben zu retten.“ (rv)

Mexiko: Tausende demonstrieren gegen Einführung einer „Homo-Ehe“

cna_MexikoCIUDAD JUAREZ – Circa 18.000 Personen sind am 3. September in Ciudad Juárez, einer Großstadt im Norden Mexiko, für die Familie auf die Straße gegangen. Sie demonstrierten auch gegen den Vorschlag des Präsidenten des Landes, Enrique Peña Nieto, die sogenannte Homoehe auf nationaler Ebene zu legalisieren.

Diese Demonstration ist die erste von über 100 weiteren, die im gesamten Land für die kommenden Tage anberaumt sind.

Dies teilte Carlos Alberto Ramírez Ambriz, Sprecher des „Frente Nacional por la Familia“, einem Familienverband mit, der betonte, dass Tausende „fröhlich zur Verteidigung der Familie mitgingen“ obwohl in Ciudad Juárez gleichzeitig ein anderes großes Ereignis stattfand – die Ankunft der Urne des verstorbenen mexikanischen Sängers Juan Gabriel.

„Dies ist die Speerspitze von über 100 Märschen, die im ganzen Land zugunsten der Familie stattfinden werden“ sagte er.

Der „Frente Nacional por la Familia“ – der mehr als 1000 Lebensschutz-Organisationen aus ganz Mexiko vereint – hat mehr als 100 Märsche landesweit angesetzt. Die meisten davon werden am 10. September stattfinden.

Eine große Demonstration ist für den 24. September in Mexiko-Stadt geplant.

Am 17. Mai dieses Jahres kündigte der Präsident Mexikos, Enrique Peña Nieto, Maßnahmen an, um die „Homo-Ehe“ und die Adoption von Kindern durch gleichgeschlechtliche Paare im ganzen Land zu legalisieren. Die massive Ablehnung der Bevölkerung war einer der Gründe für schwere Verluste der Partei Peña Nietos, dem Partido Revolucionario Institucional (PRI), bei den Regionalwahlen Anfang Juni.

Kürzlich hatte der der Koordinator des PRI, Emilio Gamboa, in einer Erklärung gegenüber der mexikanischen Zeitschrift Proceso angegeben, dass es in dieser Partei keinen Konsens zugunsten der Homoehe gebe, weshalb „mein Eindruck ist, dass dies bei den ordentlichen Tagungen nicht zu den Prioritäten im PRI zählen wird.“

Laut Informationen, die die vatikanische Nachrichtenagentur Fides eingeholt hat, nahmen 15 kirchliche Würdenträger aus den Grenzstaaten Amerikas und aus Mexiko unter Leitung des Bischofs von Ciudad Juárez, Monsignore José Guadalupe Torres Campos, an den Veranstaltungen zur Verteidigung der Familie wie auch zum Schutz der Migranten teil.

Die große Demonstration fand ihren Höhenpunkt im Kongresszentrum El Punto, in dem Monsignore Torres Campos zusammen mit den anderen anwesenden Bischöfen die Heilige Messe zelebrierte.

„Wir können der Stimme Gottes gegenüber nicht gleichgültig sein, die auch in diesem Moment durch die heilige Eucharistie zu uns spricht“ sagte der Bischof von Ciudad Juárez. „Im heiligen Evangelium spricht Gott durch einen Traum zu Josef und gibt ihm konkrete Anweisung: Steh auf, nimm deine Familie, sorge für sie, beschütze sie. Und Josef hört auf die Stimme Gottes, nimmt seine Familie und bringt sie nach Ägypten, um dort für sie zu sorgen und sie vor dem Feind zu schützen, zu retten, zu bewahren.“

Wie Josef, so der kirchliche Würdenträger, „müssen auch wir, was unsere Familien angeht, weiterhin auf die Stimme Gottes hören.“ (CNA Deutsch)

Vatikan: Mehr Beraterinnen am päpstlichen Kulturrat

Kardinal RavasiDie weibliche Beratergruppe des Päpstlichen Kulturrates hat sich vergrößert und umfasst aktuell 36 Frauen. Das geht aus dem an diesem Dienstag verschickten Newsletter des Kulturrates hervor. Vor der Sommerpause sei die Beraterinnengruppe im Juni zu zwei Sitzungen im Vatikan zusammengetreten. Das Gremium entwickle sich „als Präsenz und Stimme der zahlreichen Felder im Leben von Frauen sowie als positive und kritische Unterstützung für die Initiativen“ der Kurienbehörde, heißt es in der kurzen Mitteilung. Vertreten seien Angehörige verschiedener Religionen und auch Nichtglaubende.

Kardinal Gianfranco Ravasi, der Präsident des Päpstlichen Kulturrates, hatte die weibliche Beratungsgruppe im Juni 2015 ins Leben gerufen. An der ersten Sitzung nahmen 22 Frauen teil. Aufgabe der Beraterinnen ist es, die Arbeit des Rates kritisch zu begleiten. „In einigen Umständen und auf ausdrückliche Einladung“ von Kardinal Ravasi werden die Frauen darüber hinaus auch selbst aktiv, heißt es in den Informationen des Kulturrates.

Unter den Frauen, die der vatikanischen Beratungsgruppe derzeit angehören, sind die Google-Managerin Giorgia Abeltino, die Mode-Unternehmerin Lavinia Biagiotti, die Aufsichtsratspräsidentin des Kinderkrankenhauses Bambino Gesù Mariella Enoc, die Botschafterin Irlands beim Heiligen Stuhl Emma Madigan, die Ordensfrau Mary Melone, die erste Rektorin einer Päpstlichen Universität in Rom, die Leiterin des römischen Frauengefängnisses in Rebibbia Ida del Grosso sowie mehrere italienische Journalistinnen. (rv)

Vatikan-Reform: Neue Institution für Entwicklung und Migration

Kardinal TurksonPapst Franziskus richtet am Heiligen Stuhl eine neue Behörde für Gerechtigkeit und Frieden ein. Das „Dikasterium für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen“ – so der offizielle Titel – ist für ein dichtes Bündel an Menschenrechts- und sozialen Fragen zuständig: Migration, Umwelt, Armut, Kranke und Ausgeschlossene, Gefangene, Arbeitslose, Opfer von Kriegen und Naturkatastrophen, von Sklaverei, Menschenhandel und Folter. Die neue Behörde nimmt am 1. Januar 2017 ihre Tätigkeit auf. Zu ihrem Präfekten ernannte Franziskus den aus Ghana stammenden Kurienkardinal Peter Kodwo Appiah Turkson, der bisher als Präsident des päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden wirkte.

Die neue Institution entsteht in Zug der Kurienreform als Zusammenlegung von vier Räten, die damit aufgelöst werden, heißt es in dem päpstlichen Schreiben „Humanam progressionem“ in Form eines Motu Proprio, mit dem der Papst die Behörde gründet; der Vatikan veröffentlichte den auf 17. August datierten Erlass an diesem Mittwoch. Die Räte, die zum Jahreswechsel in dem neuen Dikasterium aufgehen, sind jene für Gerechtigkeit und Frieden, für die Pastoral im Krankendienst, für die Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs sowie der päpstliche Caritas-Rat „Cor Unum“.

Das Thema Migration untersteht direkt dem Papst

Ebenfalls am Mittwoch veröffentlichte der Vatikan die Statuten der neuen Behörde, die der Papst zunächst vorläufig – „ad experimentum“ – genehmigte. Aus ihnen geht hervor, dass die Abteilung für Flüchtlinge und Migranten des Dikasteriums vorübergehend unter der direkten Leitung des Papstes steht. „Tatsächlich kann es heute keinen Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen ohne besonders Aufmerksamkeit für das Phänomen der Migration geben“, heißt es in einer begleitenden Erklärung des vatikanischen Pressesaals.

Dass an der Kurie eine neue Behörde für Gerechtigkeit, Migration und Umwelt entstehen soll, war bereits länger bekannt. Der Rat der neun Kardinäle („K9“), der den Papst bei der Kurienreform unterstützt, hatte ein entsprechendes Votum abgegeben. Wie schon bei der neuen Vatikanbehörde für Laien, Familie und Leben benennen die vorläufigen Statuten nicht den genauen Status des Dikasteriums. Kongregationen und päpstliche Räte, neben den Gerichten die Hauptkategorien an der römischen Kurie und damit an der Verwaltung der Weltkirche, unterscheiden sich nicht nur historisch, sondern auch strukturell voneinander. Die Räte entstanden erst nach dem II. Vatikanischen Konzil und haben weniger weit reichende Kompetenzen.

Sekretär und Untersekretär können Laien sein

Offen bleibt vorerst auch die personelle Besetzung der neuen Behörde unterhalb der Ebene des Präfekten. Aus den Statuten geht hervor, dass Sekretär und Untersekretär „auch Laien sein können“. Einen Sekretär im Laienstand gibt es bisher nicht an der römischen Kurie, auch die Untersekretäre sind bis auf wenige Ausnahmen Priester. Das meist dreiköpfige Leitungsteam einer päpstlichen Behörde besteht aus Präfekt oder Präsident, Sekretär und Untersekretär, wobei das Dikasterium für die ganzheitlichen Entwicklung des Menschen „mindestens einen Untersekretär“ haben wird. Ausdrücklich schreiben die Statuten vor, dass die Mitarbeiter und die Berater aus verschiedenen Kontinenten kommen müssen, „damit sie den universalen Charakter der Kirche spiegeln“.

Die neue Behörde wird eng mit dem päpstlichen Staatssekretariat zusammenarbeiten, besonders wenn es um Dokumente oder Erklärungen geht, die die Beziehungen zu den Staaten betreffen. Wenn Delegationen des Heiligen Stuhles zu Meetings reisen, die in die Zuständigkeit des Dikasteriums für ganzheitliche Entwicklung fallen, werden Mitarbeiter desselben daran teilnehmen. Der neuen Behörde sind drei Kommissionen angegliedert: eine für Caritas, eine für Ökologie und eine für die Beschäftigten im Gesundheitswesen. Darüber hinaus ist das Dikasterium zuständig für die Einrichtung und die Überwachung internationaler katholischer Hilfswerke. (rv)

Vatikan: „Jede rein technische Lösung ist machtlos“

Kardinal TurksonWissenschaft kann Realität erklären, für den Wandel braucht es aber Motivation, und hier kann Religion einen wesentlichen Beitrag leisten: Kardinal Peter Turkson sprach an diesem Montag in Stockholm über das Thema „Glaube und Entwicklung“, anlässlich des bevorstehenden Weltgebetstages für die Schöpfung an diesem Donnerstag ging er auf die Papstenzyklika Laudato Si’ ein und auf die Hilfen, die Religion im Allgemeinen und das Christentum im Besonderen beim aktiven Schutz für die Umwelt leisten können.

Warum sollten mich die negativen Nachrichten über Arbeitslosigkeit, Korruption, Wassermangel, Umweltschäden und Ähnliches betreffen? Wissenschaft allein könne darauf keine Antwort geben, „jede rein technische Lösung ist machtlos“, so der Kardinal, der im Vatikan für die Themen Gerechtigkeit und Frieden zuständig ist.

Wandel ist ohne die Motivation dazu unmöglich, und hierbei könne Glaube und Spiritualität eine große Rolle spielen, zeigt sich der Kardinal überzeugt. Glaube zeige eine komplexe Vision des Menschen, er betrachte ihn nicht nur als Konsumenten oder Humankapital. (rv)

Die Diplomatie des Heiligen Stuhles: ein Überblick

Kardinal ParolinWas ist ein Nuntius, was ist seine Aufgabe und was nicht, wo liegen die Stärken und die Grenzen seiner Mission? Die Diplomatie des Heiligen Stuhles ist eine sehr weit zurückreichende Form politischen Ausgleichs zwischen Rom und der Welt. Erst rzlich hat Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der vatikanische Chefdiplomat, eine behutsame Akzentverschiebung in der Diplomatie angeregt: nicht mehr nur Streitparteien an einen Tisch bringen, sondern zugleich auch die Opfer eines Konflikts in den Blick nehmen. Die Nuntien, also die Botschafter des Papstes, könnten und sollten in einer solchen „Diplomatie der Barmherzigkeit“ (Parolin) vorangehen.

Über die Aufgaben und Funktionen der päpstlichen Diplomatie hat Gudrun Sailer mit dem jungen italienischen Jurist Matteo Cantori gesprochen, der eine vielbeachtete Diplomarbeit über kirchliche und kirchenrechtliche Aspekte der päpstlichen Diplomatie vorgelegt hat.

RV: Der Heilige Stuhl unterhält heute diplomatische Beziehungen mit nicht weniger als 180 Staaten. Die katholische Kirche hat eine Sendung der Verkündigung, der Evangelisierung. Wie verträgt es sich mit diesem Auftrag, gleichzeitig eine so artikulierte und ausgefaltete Diplomatie zu unterhalten?

Cantori: „Die erste Aufgabe der päpstlichen Diplomatie ist es, der Kirche in Einheit mit Petrus zu dienen. Der Nuntius muss sich in dem Land, in das er gesandt ist, zum Lautsprecher des Heiligen Vaters machen, muss wachen und informieren: Wachen über den Zustand der Kirchen und informieren über all das den Heiligen Stuhl. Zugleich ist die päpstliche Diplomatie eine Diplomatie „sui generis“, also eigener Art. Eine Diplomatie ohne Grenzen, keinen nationalen Wirkungsradius und Schluss, sie ist unbegrenzt. Sie zielt auf alle Menschen, nicht nur auf die Christgläubigen, sondern auf alle Männer und Frauen unserer Zeit, sie schaut auf die Entwicklung und das Wachstum und den Fortschritt aller, und sucht über ihre Missionarität und evangelisierendes Werk, alle Punkte des menschlichen Lebens zu berühren.“

RV: Der Nuntius ist der Botschafter des Papstes, doch was ihn auf den ersten Blick unterscheidet von einem Botschafter jedes anderen Staates, ist, dass er ein Priester ist, ein Erzbischof. Was heißt dieser Unterschied?

Cantori: „Der Nuntius steht auf derselben Ebene wie der Bischof von Rom, weil er Mitbruder im Bischofsamt ist. Juristisch gesagt ist er die Figur, über die der Heilige Stuhl die äußerliche Gesandtschaft und die innere Gesandtschaft ausübt. Das bedeutet, der Nuntius pflegt die Beziehungen einerseits mit dem Staat und andererseits mit seiner katholischen Bevölkerung. Zu seinen Aufgaben gehört es beispielsweise, neue Bischöfe vorzuschlagen. Er muss eine Unterstützung sein für den Klerus und die Ordensleute, für die örtlichen Bischofskonferenzen, wobei er sich ihr nicht überordnen darf. Er unterstützt, hilft und verbindet. Und er ist ein Vermittler, kein Bürokrat. Oft wird gesagt, der Nuntius macht eine bürokratische Arbeit. Nein: Der Nuntius ist in erster Linie Hirte.“

RV: Man hört oft, die päpstliche Diplomatie sei historisch betrachtet die erste gewesen. Stimmt das? Und wenn ja, welche Absichten hatten die Päpste zu Beginn der Kirchengeschichte?

Cantori: „Die päpstliche Diplomatie ist die erste. Sie kam zustande, um den Papst bei Konzilien und Synoden zu vertreten. Um aber Nuntiaturen zu sehen, die den heutigen ähneln, müssen wir in die frühe Neuzeit gehen, ins 15. Jahrhundert, wenn sich die großen Nationalstaaten herausbilden. Auch der Papst hat einen eigenen Staat, den Kirchenstaat, und auch er braucht Repräsentanten, etwa in Venedig oder in Polen, überall. So entstehen fixe Nuntiaturen, nicht fallweise Repräsentanten. Im Lauf der Jahrhunderte nimmt die Nuntiatur dann immer mehr eine evangelisierende Funktion an, sie erhält auch einen missionarischen Charakter.“

RV: Der Heilige Stuhl ist längst auch bei internationalen Organisationen mit seiner Diplomatie präsent und hat permanente Beobachter bei der UNO, bei der Atomenergiebehörde, dem Welternährungsprogramm und vielen anderen Organisationen. Aus welchem Grund?

Cantori: „Weil dem Heiligen Stuhl liegen die großen Fragen der Menschheit am Herzen. Auf internationaler Ebene hat die Kirche immer die Notwendigkeit verspürt, mit allen Staaten zusammenzuarbeiten, um sich den Herausforderungen der heutigen Welt zu stellen. Sicher, das Gewicht des Heiligen Stuhles ist moralisch, weniger politisch. Aber er ist ein anerkanntes Mitglied unter den Staaten, und er sieht ab von nationalen Interessen zugunsten universeller Werte: Recht auf Leben oder Verzicht auf Gewalt etwa. Die grundlegenden Menschenrechte, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit.“

RV: Inwiefern verteidigen die Repräsentanten des Heiligen Stuhles auch die Rechte der anderen Religionen?

Cantori: „Der päpstliche Repräsentant ist nicht nur für die katholischen Gläubigen da. Es wird nicht gesagt: hier sind 1.000 Einwohner, 100 Getaufte, ich muss noch 100 dazugewinnen. Nein: Hier sind 1.000 Einwohner, mir liegen die 100 Getauften am Herzen, aber mir liegen auch die 900 Nichtgetauften am Herzen, die anderen Religionen oder gar keiner angehören. Ein weiteres Merkmal der päpstlichen Diplomatie ist ihre Unparteilichkeit. Sie lässt sich nicht leiten von Sympathien oder Antipathien. Der Heilige Stuhl begreift es als seine Pflicht, die Stimme der Vernunft zu Gehör zu bringen.“ (rv)

Bischof Timmerevers in Bistum Dresden-Meißen eingeführt

Bischof_TimmereversROM/DRESDEN – Bischof Heinrich Timmerevers ist am heutigen Samstag in sein Amt als Oberhirte des Bistums Dresden-Meißen eingeführt worden.

Zahlreiche Gläubige und Gäste, darunter 32 Bischöfe, kamen Medienberichten zufolge zur heiligen Messe im Dresdener Dom – der berühmten „Hofkirche“ – um an der Eucharistiefeier teilzunehmen und den 50. Bischof des Bistums zu begrüßen.

Papst Franziskus ernannte Bischof Timmerevers am 29. April 2016. Der 64-jährige, der 1980 in Münster zum Priester geweiht wurde, ist – wie so oft bei Priestern – Sohn einer kinderreichen Familie. Er stammt aus dem Landkreis Cloppenburg. Der heilige Papst Johannes Paul II. ernannte ihn 2001 zum Weihbischof in Münster. Seit 2011 ist er Kaplan des Ordens der Malteser in Deutschland.

Bischof Timmerevers gehört dem „Werk Mariens“ an, das besser bekannt ist unter der Bezeichnung „Fokolar-Bewegung“.

Gut 140.000 Katholiken leben unter 4 Millionen Menschen im Bistum Dresden-Meißen – eine Minderheit von 3,5 Prozent.

Neben der Diaspora katholischer Sachsen ist die reiche Tradition der 40.000 Sorben ein wichtiger Teil des Lebens der Kirche im Bistum. Die slawischsprachige Gruppe prägt im Bistum vor allem das das sogenannte „katholische Dreieck“ in der Oberlausitz, zwischen Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda.

Schutzpatron der Diözese ist der heilige Benno von Meißen, der auch im Fisch und Schlüssel im neuen Wappen des Bischofs zu finden ist. Das Motto des neuen Bischofs von Dresden-Meißen ist „Suchet wo Christus ist“.

Die anderen Elemente verweisen unter anderem auf die Heimat von Bischof Timmerevers: Nikolausdorf im Landkreis Cloppenburg wird durch drei goldene Kugeln repräsentiert, nach der Legende um den heiligen Nikolaus; das Oldenburger Land wird durch die Flagge des gleichnamigen Großherzogtums, dem roten Kreuz auf blauem Grund, dargestellt.

Das Gotteslamm mit der Osterfahne stammt aus dem Wappen seines neuen Bistums – und erinnert natürlich an den Kern des Glaubens: Tod und Auferstehung des Heilands, Jesus Christus. (CNA Deutsch)