Laien, Familie und Leben: Bischof Farrell leitet neue Institution

Bischof FarrellDie neue Vatikanbehörde für „Laien, die Familie und das Leben” beginnt am 1. September mit ihrer Arbeit. Papst Franziskus setzte mit einem Rechtsschreiben (Motu Proprio), das der Vatikan an diesem Mittwoch veröffentlichte, die Institution formell ein. Leiter des neuen Dikasteriums wird Bischof Kevin Joseph Farrell, bislang Bischof von Dallas in den USA.

Der geborene Ire Farrell war vor seiner Ernennung zum Bischof von Texas 2007 unter anderem in Mexiko und als Seelsorger für spanischsprachige Katholiken im Erzbistum Washington tätig.

Die römische Kurie solle sich immer an die Bedürfnisse der Weltkirche anpassen, schreibt der Papst in dem Motu Proprio. Deswegen erfolge diese Umstrukturierung, bei der der Laienrat, der Familienrat und die Akademie für das Leben in der neuen Institution aufgehen. Die beiden Räte hören dann auf, unabhängig zu bestehen, während die Akademie lediglich unter die Leitung der neuen Institution fällt.

Ein weiterer Schritt der Reform

Damit geht die von Papst Franziskus angestoßene Strukturreform im Vatikan einen Schritt weiter. Während der Bischofssynode im Oktober hatte der Papst angekündigt, eine Vatikanbehörde zu gründen, die sich mit Laien, dem Thema Familie und dem Schutz für das Leben befassen soll. Am 4. Juni diesen Jahres war diese Behörde dann formell vom Papst approbiert worden. Es sei der „Abschluss einer wichtigen Etappe und der Beginn einer neuen“, so hatte der Papst bei seinem letzten Empfang für eine der Institutionen, den Laienrat, formuliert.

Mit der Errichtung gab der Vatikan gleichzeitig auch die Statuten des neuen Dikasteriums – wie die Institutionen im Vatikan genannt werden – bekannt. Sie gelten wie die Errichtung selber erst einmal ad experimentum und sollen nach einiger Zeit überprüft werden. Neu an dieser Institution ist, dass der Posten des Sekretärs von einem Laien besetzt werden kann, wie es in Artikel zwei der Statuten ausdrücklich heißt, und dass die Untersekretäre Laien sein sollen. Zu den Mitgliedern des Dikasteriums – so etwas wie der Verwaltungsrat – sollen ebenfalls Laien wie Kleriker, Verheiratete wie zölibatär Lebende gehören. Ernennungen hierzu wurden noch nicht bekannt.

Ebenfalls zur neuen Institution gehört das „Institut Johannes Paul II“ zu Studien von Ehe und Familie, das bislang der Päpstlichen Lateranuniversität angegliedert war.

Aufgaben des Dikasteriums

Zu den Aufgaben der neuen Institution – die weder als Kongregation noch als Päpstlicher Rat eingestuft wird – soll das Organisieren von internationalen Begegnungen wie etwa den Weltjugendtagen gehören. Sie soll sich um die „Sendung der Laien in Kirche und Welt“ kümmern, Fragen von Familienpastoral behandeln und Weiterbildungsinitiativen auf diesem Gebiet einrichten. Zur letzten Frage sehen die Statuten deswegen die Verbindung mit dem Päpstlichen Institut Johannes Paul II. für Ehe und Familie vor. Auch Fragen um das menschliche Leben herum, wie etwa die Fragen von Lebensschutz, Hilfe für Schwangere und Bioethik, gehören in die Kompetenz der neuen Einrichtung. Das ist der Grund für die Verbindung mit der Päpstliche Akademie für das Leben, sie soll vor allem mit Studien und Diskussion der Themen helfen. (rv)

Parolin betet für Frieden in Venezuela

Kardinal ParolinDie Nummer Zwei im Vatikan, Kardinal Pietro Parolin, ruft zur Bewahrung des Friedens in Venezuela auf. Bei einer Messe in der italienischen Provinz Teramo bat der vatikanische Kardinalstaatssekretär an diesem Samstag seine Zuhörer darum, für Venezuela zu beten. Das Land, in dem Parolin vor seinem Wechsel in den Vatikan päpstlicher Nuntius war, macht seit Monaten eine schwere politische, soziale und wirtschaftliche Krise durch.

Der Kardinal sprach von „ausgesprochen großen Schwierigkeiten“ Venezuelas, „die in der Bevölkerung zu großem Leid führen“. Er bat um Gebet für die „Verantwortlichen des öffentlichen Lebens und die Komponenten der Gesellschaft, auf dass sie weise und mutig seien“. Es gelte, „friedliche Lösungen für die gegenwärtige Krise zu finden“. Dazu müsse bei allen der „Sinn für das Gemeinwohl“ an erster Stelle stehen. (rv)

Religionsfreiheit: Eine dramatische Entwicklung

RFBFIn jedem vierten Land der Welt ist das Recht auf freie Religionsausübung eingeschränkt; in diesen 24 Prozent der Länder leben aber 75 Prozent der Weltbevölkerung. Das geht aus Zahlen hervor, welche das US-Außenministerium in dieser Woche veröffentlicht hat. „Diese Zahlen sind nicht neu und sie wachsen weiter“, kommentiert Brian Grim, Präsident der Religious Freedom & Business Foundation. Er hat zuvor für das wichtigste Umfrage-Unternehmen der USA – PEW – gearbeitet und lehrt an der katholischen Georgetown Universität am Religious Liberty Project. „Die Zahlen kommen vom PEW-Research Center, das ich geleitet habe, und rechnen sowohl Einschränkungen der Religionsfreiheit durch Regierungen als auch sozial feindliche Einstellungen gegen Religion mit ein.“

Wie aus dem Bericht für 2015 hervorgeht, meint das auch Terrororganisationen wie den so genannten Islamischen Staat. Der Bericht dokumentiert „den Status des universellen Menschenrechts auf Religionsfreiheit in 199 Ländern“. Auch ein Blasphemie-Fall aus Deutschland wird darin kurz erwähnt. „Das Anwachsen der Einschränkungen kann man auf die Terroranschläge durch El Kaida vom 11. September 2001 datieren. Damit hat ein Teufelskreis begonnen: Regierungen handeln, um Religionsausübung einzuschränken – aus Sicherheitsgründen –, und dagegen wiederum wehren sich einige Religionen und heizen das noch weiter an.“

Religionsfreiheit hat Auswirkungen auf andere Freiheiten

„Keine Region, kein Land und keine Religion ist immun“, sagt der Report des Außenministeriums. Dabei geht es bei Religionsfreiheit um viel mehr als „nur“ um Religion, kommentiert Brian Grim. „Wo man Religionsfreiheit einschränkt, fällt das meist zusammen mit Einschränkungen von Versammlungsfreiheit, Redefreiheit, Meinungsfreiheit, und die bemerkt man nicht nur in den Religionen, sondern in der gesamten Gesellschaft. Wo es Religionsfreiheit gibt, gibt es statistisch gesehen mehr Freiheiten für jeden in der Gesellschaft.“

Man könne den Kreis auch noch weiter ziehen, sagt Grim – über die Grundrechte hinaus in ganz andere Bereiche. „Wo es Religionsfreiheit gibt, hat man stabilere und friedlichere Gesellschaften, und wo man Stabilität und Frieden hat, da gibt es auch eine stabilere Wirtschaft.“

Für stabilere Gesellschaften

Was die weitere Entwicklung angeht, ist er nicht sehr optimistisch. Die vielen Faktoren, die zu Einschränkungen von Religionsfreiheit führten, nähmen nicht ab, im Gegenteil. Auch der Trend zu immer säkulareren Gesellschaften im Westen habe oft genug negative Auswirkungen für die Religionsfreiheit. „Wenn Menschen säkularer werden, hören sie auf, den Wert zu sehen, den Religion für eine Gesellschaft hat.“

Zunehmend gebe es aber auch internationale Initiativen, die sich für Religionsfreiheit einsetzten, weil sie die stabilisierende Wirkung für die gesamte Gesellschaft erkannt hätten, sagt Grim. „Im September wird meine Stiftung gemeinsam mit den Vereinten Nationen Preise an Wirtschaftsvertreter verleihen, die sich für das Verständnis unter Religionen und Religionsfreiheit für alle einsetzen. Diese kommen aus Indonesien, aus dem Heiligen Land, aus dem Libanon, aus Afrika und Europa. Die Vereinten Nationen erkennen also an, dass das ein gefährlicher Trend ist, der sich entwickelt, und sie suchen nach Verbündeten, um sich damit zu befassen.“ (rv)

Aleppos Katholiken fasten und beten für den Frieden

cna_GrabeskircheALEPPO – Während Rebellengruppen sich weiter mit der Regierung Assad einen blutigen Kampf um die Herrschaft über Syriens größte Stadt liefern, beten und fasten die Christen Aleppos dafür, dass der Frieden einkehrt.

„Wir wissen nicht, was passieren wird. Wir haben allen Priestern gesagt, und auch den Menschen, dass wir fasten und beten wollen für die nächsten 72 Stunden, damit der Wille, Frieden zu schließen sich durchsetzt, und er sich durchsetzt gegen den Willen, Krieg zu führen“, sagte Pfarrer Ibrahim in Aleppo gegenüber Radio Vatikan am 9. August.

Rebellengruppen haben erklärt, den Belagerungsring von Regierungstruppen um die Stadt durchbrochen zu haben. Rund 250.000 Menschen leben in der betroffenen Region, in der sich in letzter Zeit die Kämpfe an Heftigkeit zugenommen zu haben.

Pfarrer Ibrahim sagte, die Situation sei sehr schwierig, „denn die Bombenangriffe, die nachts heftiger werden, gehen weiter, doch nun fallen auch Raketen auf die westliche Seite der Stadt, in der wir leben“.

Die Einwohner Aleppos, fuhr er fort, „haben Angst, es gibt weder Strom noch Wasser“, zudem sei „alles teuer, und kürzlich wurden zwei Viertel evakuiert, und viele Menschen schlafen auf der Straße oder in Zelten“.

Der Priester macht keinen Hehl aus seinen Zweifeln an dem humanitären Waffenstillstand, den die Vereinten Nationen ausgerufen haben. Die Ankunft neuer Truppen verspreche vielmehr „einen totalen Krieg“, sagte der Geistliche.

„Die Armee will die Stadtteile zurückerobern, die sie in den vergangenen Tagen verloren hat, während diese militärischen Gruppen sich darauf vorbereiten, weiter gegen Hamdaniya vorzurücken und den gesamten Westteilt der Stadt.

Die Kirche kümmere sich weiter in dieser Situation um die Bevölkerung, sagte Pater Ibrahim. „Es ist ein Wunder“, dass sie weiterhin „tausenden bedürftigen Familien“ Lebensmittelpakete verteilen könnten. „Es ist ein Wunder und göttliche Vorsehung, dass wir alles kaufen konnten, bevor die Hauptstraße Aleppos geschlossen wurde“, sagte der Priester.

Der Geistliche betonte, dass er die Kämpfer gegen Assads Truppen nicht als „Rebellen“ bezeichne, „denn heute sehen wir klar und deutlich, dass innerhalb der Stadt Dschihadisten die Kontrolle über diese militärischen Gruppen ergreifen, die sehr, sehr unterschiedlich sind“.

Es gibt mehrere Rebellen-Koalitionen in Aleppo. Die größte ist die „Eroberungsarmee“, zu der auch Jabhat Fateh al-Sham gehört, die Nachfolge-Organisaton der Al-Nusra Front.

Der syrische Bürgerkrieg begann im März 2011 mit Demonstrationen gegen Assad. Der Krieg hat bislang über 280.000 Menschen das Leben gekostet, und 4,8 Millionen zu Flüchtlingen gemacht. Weitere 8 Millionen Syrer, so die Schätzungen, sind Binnenvertriebene.

Zu den Kriegsparteien gehören neben dem syrischen Regime unterschiedliche Rebellengruppen; darunter Moderate wie die „Freie Syrische Armee“ (FSA), Islamisten wie die genannte „Eroberungsarmee“ und der Islamische Staat (IS) sowie außerdem kurdische Separatisten. (CNA Deutsch)

1.000 Priestern wird zu Ehren von Pfarrer Jacques Hamel die Ausbildung unterstützt

cna_PriesterROM – Zu Ehren des von IS-Anhängern beim Feiern der heiligen Messe ermordeten Pfarrers Jacques Hamel wird die Ausbildung von 1.000 angehenden Priestern aus aller Welt finanziert: Das hat das päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ bekannt gegeben.

1.000 Seminaristen aus 21 Diözesen mehrerer Erdteile werde so das Studium ermöglicht, teilte der italienische Arm des Hilfswerks mit.

„Unterstützung für die Ausbildung neuer Priester ist eine konkrete Antwort auf Fundamentalismus, weil besonders in Ländern, in den die extremistische Bedrohung am größten ist, die Seelsorger Gottes die richtigen Werkzeuge haben müssen, um Dialog zu fördern und zur friedlichen Koexistenz aller Religionsgemeinschaften und dem Ende der Konflikte beizutragen“, sagte Alessandro Monteduro, Leiter von Kirche in Not in Italien.

Pfarrer Jacques Hamel feierte am 26. Juli die heilige Messe in Saint-Etienne-du-Rouvray, einer Gemeinde bei Rouen. Zwei bewaffnete Männer stürmten in die Kirche, nahmen mehrere Geiseln, und ermordeten schließlich den 84 Jahre alten Priester, indem sie ihn auf die Knie zwangen und die Kehle durchtrennten.

Die letzten Worte des Priesters waren, berichten mehrere Quellen, „vade retro, satana“: Die alte Formel, mit der Katholiken den Teufel von sich weisen.

Eine weitere Geisel verletzten die Täter schwer, bevor Polizeikräfte sie erschießen konnten.

Die Mörder waren radikale Muslime, die ihre Tat mit dem Handy filmten. Der IS bekannte sich zu dem Anschlag.

Kirche in Not in Italien teilte auf seiner Website mit, dass die angehenden Priester in Afrika, Osteuropa, Lateinamerika und Asien zuhause sind. Monteduro betonte, dass „wir Seminare auswählen, die am meisten Unterstützung brauchen, damit sie mehr Studenten ausbilden und unterrichten können.“ (CNA Deutsch)

Arbeitshilfe Gemeinsam Kirche sein: Einladung zum Experimentieren

dbkEin Papier, das zum Experimentieren einlädt, um für die Kirche der Zukunft zu lernen: Nach vielen bundesweiten und diözesanen Pastoralpapieren und nach einem mehrjährigen Dialog- und Gesprächsprozess macht die Deutsche Bischofskonferenz nun einen weiteren Schritt. Nach dem Dokument „Gemeinsam Kirche sein“ vom vergangenen Jahr gibt es jetzt eine Arbeitshilfe dazu, es wird konkret. Impulse und Ideen sollen es sein, aber auch Einsprüche, wie der Untertitel verrät.

Die Krisenphänomene der Kirche werden schon auch benannt, sagt Hubertus Schönemann, Leiter der Arbeitsstelle für Missionarische Pastoral und Mitarbeiter am Projekt „Gemeinsam Kirche sein.“ „Aber man muss aufpassen, dass man nicht die Mangelsituation als Ausgangspunkt für Reorganisation oder Rechristianisierung nimmt. Es ist wichtig, deutlich zu machen, dass hier Veränderungsprozesse stattfinden und dass das, was Kirche und Evangelium ausmacht, neu gelernt werden muss.“ Das Papier trage viele Anregungen zusammen, die zeigten, dass Kirche eine lernende Kirche werden müsse, so der Theologe.

Und so spricht die Arbeitshilfe über Taufe und Konversion, über Leitung und Ehrenamt, über Sendung der Kirche und Ökumene. Alles aus der Praxis heraus, alles mit dem Ziel, die veränderten sozio-kulturellen Bedingungen für Kirche in den Blick zu bekommen. Das seien Weisen zu lernen, wie man heute Kirche sein könne, betont Schünemann.

In dieser Deutlichkeit noch nicht gehört

Neu sei etwa die Betonung des Priestertums aller Getauften – an sich nicht ganz originell, aber in der Form, wie das Papier darüber spreche und was das dann pastoral auch bedeute, habe die Kirche das in dieser Deutlichkeit noch nicht gehört. „An vielen Stellen ist Kritik gekommen, dass die Bischöfe jetzt die Taufberufung entdecken, weil es immer weniger Priester gibt. Aber vielleicht ist das der äußere Anlass, der dazu führt, dass wir lernen, wie wir auf neue Weise Kirche sein können und wie Sakramentalität der Kirche nicht nur enggeführt werden kann auf Priesteramt und Eucharistie, sondern letztlich die Sakramentalität des Gottesvolkes neu entdeckt wird.“

Dahinter stecke die Frage der Charismen, also der Gaben Gottes an seine Kirche; dahinter stecke dann auch die Frage, wie Priester und Hauptberufliche in der Zukunft aufgerufen seien, diese Charismen zum Leben und Tragen zu bringen. „Damit verbindet sich noch ein weiterer Aspekt, der, wie ich finde, sehr deutlich in dem Papier zum Ausdruck kommt, und das ist die Frage der Leitung“, fügt Schünemann an. „Die Bischöfe sprechen von vielfältigen Formen von Leitung.“ In der pastoralen Praxis bedeute das eine vermehrte Einbeziehung von Frauen in die Leitung, etwa in Pastoralämtern. Auch Leitung im Team solle weiter entwickelt werden.

Vielfältige Formen von Leitung

Das Dokument vom vergangenen Jahr samt seinen Arbeitshilfen baut auf den Vorgängerdokumenten auf, auf dem Dialogprozess und diözesanen wie auch deutschlandweiten Vorüberlegungen. „Man kann sicher sagen, dass dieses Papier einiges zusammenfasst von dem, was im Gesprächsprozess gelaufen ist. Zum einen ist das also eine Zusammenfassung dessen, was ist, auch von Bistumsprozessen. Aber natürlich sind auch die Bistümer in Deutschland sehr unterschiedlich unterwegs, und von daher sehe ich auch, dass das Papier dazu einlädt, zu experimentieren. Es ist kein Schlusspunkt, sondern lädt dazu ein, in vielen Feldern der Pastoral neue Erfahrungen zu machen. Es ermutigt zum Lernen und zum Schauen, wie die Kirche in Deutschland sich weiterentwickeln kann, um ihre Sendung in – und das ist wichtig – veränderten sozio-kulturellen Gegebenheiten ausführen zu können.“

Konkret wird es etwa mit Bezug auf eine Erfahrung, die viele Gemeinden und Bistümer gerade machen: die Realität der Großpfarrei. Dabei gehe es nicht darum, einfach in größeren Räumen das Alte weiter zu machen, betont Schünemann. „Wenn man es richtig versteht, dann geht es darum, dass sich auf diesem Territorium ganz unterschiedliche Formen von christlichen Gemeinschaften bilden können.“ Das könnten kurzfristige oder länger bestehende Formen sein, es kommen Gemeinschaften neu in den Blick, genauso wie neue Kirchorte.

Kirche morgen

Das werde die Sozialgestalt von Kirche verändern. „Kleine Gemeinschaften, die bei den Menschen sind, wo vielleicht die Übersichtlichkeit nicht mehr so da ist, wie das früher war, aber letztlich differenziert und angelehnt an die Milieus und die Situation: Das ist die Zukunftsoption.“ Einige Bistümer hätten bereits jahrelang Erfahrung, würden aber erst jetzt merken, worum es wirklich gehe. Es seien also langfristige Prozesse, auf die man vorbereitet sein müsse, so Hubertus Schönemann. Bei Leitenden und Gläubigen gebe es gleichermaßen Beharrungsvermögen und auch viel Wunsch nach dem, wie es vor dreißig Jahren gewesen sei. „Aber ich bin überzeugt davon, dass wir dahin nicht wieder zurückkommen. Das Papier ermutigt dazu, Erfahrungen zu machen, diese anzuschauen und gemeinsam daran zu lernen.“

Das Dokument, die Arbeitshilfe und Weiteres finden Sie auch auf einer eigenen Webseite. (rv)

Überraschung! Papst stattet an seinem „freien“ Tag Ordensleuten Besuch ab

cna_Papst FranzPRATO – Der Papst begab sich gestern überraschend zu einem privaten Besuch bei Bischof Domenico Pompili in die Provinz Rieti.

Papst Franziskus gönnte sich somit am Dienstag einige Stunden Muße inmitten der Schönheiten der Region Rieti und in Begleitung des Bischofs Domenico Pompili. Der Besuch fand zwischen Carsoli und Borgo San Pietro statt, wo der Papst sich bei den franziskanischen Schwestern der heiligen Philippa Mareri aufhielt. Der Papst besuchte das Kloster in Borgo San Pietro, neben der Pfarrkirche, das Mutterhaus und Herz des Institutes, sowie Bezugspunkt für den Cicolano (einen Teil der Provinz Rieti) und das Rietital ist.

Zuvor, am frühen Vormittag, war der Papst in Carsoli gewesen, bei den Benediktinerinnen von der Sühne des Heiligen Antlitzes unseres Herrn Jesus Christus, die von Pater Ildebrando Gregori gegründet worden waren. Die Kongregation dieser Benediktinerinnen unterhält heute Häuser in Italien, Polen und Indien.

Überraschungen dieser Art sind bei Papst Franziskus nicht neu. Diesmal war es in unvergleichlicher Tag für die Diözese von Rieti, nach dem Besuch in Greccio im vergangenen Januar; damals fand dort ein Treffen der Jugendlichen statt.

„Auf dem Foto, das bei dieser Gelegenheit gemacht wurde, sieht man den strahlenden Bischof Domenico Pompili und Schwester Angela Severino, die Ordensschwester, die seit einigen Monaten den Hirten der Kirche Rietis unterstützt“ schreibt Daniela Melone in der Ausgabe des Messaggero für die Region Rieti. (CNA Deutsch)

Pakistan: „Der Hass beginnt im Schulbuch“

PakistanIn Pakistan sind bei einem Bombenanschlag rund 40 Menschen ums Leben gekommen. Der Sprengsatz explodierte vor einer Klinik, wo sich Anwälte und Journalisten zu einer spontanen Trauerfeier für Bilal Anwar Kasi versammelt hatten. Der Anwalt Kasi, Chef der Rechtsanwälte-Vereinigung der Provinz Balutschistan, war kurz zuvor erschossen worden; die Hintergründe des Anschlags sind noch unklar, man vermutet Al Quaida dahinter. Immer wieder wird Pakistan von schweren Bombenattentaten erschüttert, zuletzt starben in Lahore über 70 Menschen. Die Radikalisierung, die Anstachelung zum Hass und zur Intoleranz auch gegen Nicht-Muslime beginnt schon in den Schulbüchern. Das erklärt uns Mobeen Shahid, Dozent für islamische Religion an der Päpstlichen Lateranuniversität in Rom.

Schulbücher, die religiösen Fanatismus fördern: Das ist das Ergebnis einer Studie der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden in Pakistan, die von der katholischen Bischofskonferenz gegründet wurde. Vom Staat abgesegnete Bildungspläne, die in den vier Provinzen des Landes verteilt werden, sind demnach zumindest mitverantwortlich für die Massengewalt und den religiösen Extremismus. Mobeen Shahid bestätigt das:

„In den staatlichen wie in den vom Staat anerkannten privaten Schulen gibt es die Pflicht, einen staatlichen Bildungsplan einzuhalten. Die Schulbücher, insbesondere jene der Geschichte Pakistans, aber auch die Bücher für andere Fächer, die nichts direkt mit Religion zu tun haben, etwa Biologie, Physik und andere, haben immer eine islamistische Konnotation: Sie sind geleitet von einer Ideologie, die die gegenwärtige fanatische Kultur in der Nation geschaffen hat.“

In den Büchern wird demnach zum Hass angeregt – nicht nur gegen religiöse Minderheiten, sondern vor allem auch gegen den Westen. Dabei spielt besonders die Kolonialzeit auf dem indischen Subkontinent eine wichtige Rolle, die als eine dunkle Ära für die islamische Bevölkerung dargestellt wird; die Engländer hätten die Muslime unterdrückt. Diese Erklärungsmuster würden auch heute noch auf Christen angewendet, erklärt Mobeen Shahid.

„Vor zwei Monaten hat die Regierung der Region Khyber Pakhtunkhwa Entwicklungsgelder für die religiösen Minderheiten gestrichen und sie einem Islamschullehrer gegeben, der auch den Anführer der islamistischen Terrororganisation Tehreek-e-Taliban unterrichtete. Der nächste Schritt besteht dann darin, zu behaupten, dass der Westen und die Christen die Muslime unterdrücken wollen. Das erzeugt eine allgemeine Haltung der Intoleranz und des Hasses auf den Westen, aber auch auf die Christen aus Pakistan selbst.“

Dabei war dieser Hass zwischen den Religionen in dem mehrheitlich islamischen Land nicht immer so ausgeprägt. In den ersten 30 Jahren des Bestehens Pakistans sei das Zusammenleben zwischen den Religionen viel friedlicher gewesen, so Shahid. Muslime machten besonders gerne Geschäfte mit Christen, weil diese als verlässlich galten. Seit den 70er Jahren allerdings, so erklärt es Shahid, begann das Land mit der Ausbildung der Mudschahedin im Krieg in Afghanistan. „Von da an hielten Ideologien aus Saudi-Arabien Einzug ins Land, die von einer Kultur des Hasses gegen religiöse Minderheiten geprägt waren – mit dem Ziel, auch Pakistan noch stärker zu islamisieren, damit es auf der Welt eine Führungsrolle übernehmen könne.“ (rv)

„EU-Türkei-Deal funktioniert nicht“

TürkeiNach wie vor kommen Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak über die Türkei nach Griechenland. Der EU-Türkei-Deal aber, der ihre Verteilung in der EU regulieren soll, steht auf der Kippe. Die türkische Regierung droht immer wieder damit, den Flüchtlingspakt mit der EU platzen zu lassen, wenn die versprochene Visafreiheit nicht kommt. Die EU hingegen fordert als Ausgangsbedingung die Einhaltung der Menschenrechte im Land. Wie aber geht es den Flüchtlingen in Griechenland, die Gegenstand dieser Verhandlungen sind? Darüber sprach Radio Vatikan mit dem italienischen kirchlichen Migrations-Experten Giancarlo Perego. Der Geistliche ist Direktor der bischöflichen Stiftung Migrantes.

„Die Lage ist dramatisch, 70 Prozent der Menschen leben nicht mal in den Flüchtlingslagern oder vorgesehenen Einrichtungen. Der Schutz der Menschenrechte steht auf dem Spiel. Der EU-Türkei-Pakt ist ohnehin schon ein Rückschritt, was die Rechte von Migranten angeht, doch jetzt ist ihr Schutz noch mehr in Gefahr. Die Hälfte dieser gefährdeten Personen sind Kinder und Minderjährige. Europa bräuchte mehr Garantien für die Grundrechte der Asylbewerber und Flüchtlinge.“

Der Streit zwischen EU und Türkei dreht sich insbesondere um die Visafreiheit für türkische Staatsbürger, die als Gegenleistung für die Regulierung der Migration aus der Türkei nach Europa versprochen wurde. Die Türken machen Druck, damit die Visafreiheit baldmöglichst eingeführt wird, die EU hingegen fordert als Bedingung unter anderem die Einhaltung der Menschenrechte, die nach dem Putschversuch gegen Erdogan und durch seinen radikalen Staatsumbau besonders bedroht sind.

„Das Abkommen hat von vornherein schlecht funktioniert und funktioniert immer noch schlecht, vor allem was den Schutz der Rechte der Migranten angeht. Viele Hilfsorganisationen, etwa Caritas Europa oder Ärzte ohne Grenzen, weisen immer wieder auf die dramatische Situation der Flüchtlinge hin. Und sie hat sich jetzt noch weiter verschlechtert.“

Dennoch glaubt Perego nicht, dass jetzt ein Ende des EU-Türkei-Abkommens bevorsteht. Zu hoch seien die Interessen der beiden Partner, dabei das Gesicht zu wahren und zu demonstrieren, dass sie die Situation unter Kontrolle halten können. Dennoch wäre ein Plan B sinnvoll, findet er.

„Das wünschen wir uns: dass Europa eine Quotenverteilung der Flüchtlinge einführt, und dass es Asylrecht und ein nationales Asylsystem in allen 27 Mitgliedstaaten schafft, denn in fast 20 Mitgliedstaaten fehlt es daran noch. Auch warten wir noch immer auf die Umverteilung von rund 160.000 Flüchtlingen aus Griechenland und Italien in andere EU-Staaten, die im Herbst 2015 vereinbart wurde und von denen bislang nur wenige Tausend verteilt wurden. Vor allem müssten die EU-Länder jetzt aber humanitäre Korridore einführen, um Massenfluchten zu vermeiden und vor allem Schleppern und terroristischen Organisationen wie dem Islamischen Staat das Handwerk zu legen.“ (rv)

Radikale Muslime ermorden Christ auf den Philippinen

PhilippinenBIÑAN – Radikale muslimische Gruppen auf Jolo, einer Insel im Süden der Philippinen, haben einen Christen ermordet und zahlreiche weitere bedroht.

Dies berichtet die Agentur Fides unter Berufung auf Aussagen von Pater Sebastiano D’Ambra vom Päpstlichen Missionswerk für die Auslandsmissionen. Der in Zamboanga auf der Insel Mindanao, nahe bei Jolo, lebende Missionar rief „alle guten Muslim-Leaders, die auf der Insel leben“ auf, „nach Lösungen zu suchen und diejenigen zu isolieren, die im Namen des Islam solche Verbrechen begehen“.

„Viele Menschen auf Jolo leben jetzt in Angst; haben Angst zu reden, Angst auch in die Kirche zu gehen trotz des Militärs vor der Kathedrale in der Stadtmitte“.

„Viele chinesische Christen haben ihre Häuser verlassen, und andere wollen nach diesen Ereignissen die Insel verlassen. Das ist eine schlechte Nachricht für eine Bevölkerung wie die von Jola, die in der Vergangenheit in einer muslimisch-christlichen Harmonie gelebt hatte“.

Der Missionar wendet sich an all diejenigen, die das von ihm begründete Dialog-Zentrum „Silsilah”, besuchen, „denn wir alle nehmen uns Jolos an: Wir tragen dazu bei, für Jolo eine Zukunft des Friedens aufzubauen, in der alle geachtet sind und frei, ihrer eigenen Religion entsprechend zu beten. Wir werden es nicht erlauben, dass die guten Seiten des Islam und die muslimisch-christliche Freundschaft zerstört werden“. Pater D’Ambra klagt darüber, dass einige radikale Elemente auch Muslime getötet hätten, „Ungläubige“, nur weil sie Anhänger von Dialog und friedlicher Zusammenarbeit waren; er fordert auf vom Begriff der Barmherzigkeit ausgehend einen für Christen wie für Muslime wesentlichen Neuanfang zu machen.

„Ich bin überzeugt, dass von dieser Ausgangsbasis die Situation verbessert und Jolo wieder ein schöner Ort werden kann, wo alle Harmonie erproben können“, schloss Pater D’Ambra laut Fides. (CNA Deutsch)