Papst Franziskus, ein Pragmatiker der Wirtschaftsreformen

cna_Fanziskus im VatikanPapst Franziskus legt einen pragmatischen Geist an den Tag, wenn es um die vatikanische Wirtschaftsreform geht. Diese Einschätzung äußert der deutsche Politikwissenschaftler und Volkswirt Ralph Rotte, der seit Jahren die Änderungen in der Wirtschafts- und Finanzpolitik des Heiligen Stuhles untersucht. Mit einem neuen Erlass hat Franziskus jüngst die Verwaltung des Vermögens des Heiligen Stuhles und die Kontrolle dieser Verwaltung klarer voneinander getrennt. Betroffen sind die Güterverwaltung APSA, die nun nach zwei Jahren die Oberhoheit über die Verwaltung des beträchtlichen Immobilienvermögens des Heiligen Stuhles zurückerhält [Papst Franziskus hatte mit Motu Proprio vom 8.7.2014 verfügt, dass das Wirtschaftssekretariat die Immobilienverwaltung von der APSA übernimmt, Anm. d. R.], und das relativ junge Wirtschaftssekretariat.

Warum Verwaltung und Kontrolle bisher nicht sauber getrennt waren, erklärt sich Rotte damit, „dass es in diesen ganzen Finanzwesen des Heiligen Stuhles eine große Komplexität gibt, und dass bisher auch möglicherweise die Idee vorherrschte, eine Art Superministerium einzurichten mit dem neuen Wirtschaftssekretariat, das im Sinn eines klassischen Finanzministeriums alle anderen kontrolliert und gleichzeitig – analog zum Staat – Vermögenswerte verwaltet; und dass sich das letztlich nicht hat realisieren lassen. Man hoffte offenbar, hier eine klare Hierarchie aufzubauen, sodass quasi der Papst durchregieren kann im Sinn einer seelsorgerischen oder karitativen Ausrichtung der Kirche. Das hat aber offensichtlich im Rahmen der bestehenden Interessen in Zuständigkeiten in der Kurie so nicht funktioniert, sodass er jetzt einen Schwenk macht und zurückgeht zu einem stärker gleichgewichtigen System, in dem sich die verschiedenen Einheiten gegenseitig kontrollieren.“

RV: Was sind die wirklich neuen Punkte am neuen Erlass?

„Der zentrale neue Punkt ist, dass die Immobilienverwaltung wieder zurückgeht an die APSA, wo sie ursprünglich ja war. Und zweitens, das ist nichts Neues, wird aber betont, dass das Wirtschaftssekretariat über alle Ämter und Dikasterien des Heiligen Stuhles die Aufsicht hat, einschließlich der APSA. Gleichzeitig wird unterstrichen, dass die APSA quasi die zentrale Zahlstelle ist, Zentralbank, Sparkasse, Girozentrale, für alle anderen Institutionen des Heiligen Stuhles. Aus der Tatsache, dass sämtliche Rechnungen über den Tisch der APSA gehen werden, kann man lesen, dass auch die anderen Dikasterien stärker kontrolliert werden sollen, im Tandem sozusagen zwischen Wirtschaftssekretariat und APSA.“

RV: Das bedeutet, dass die vatikanische Güterverwaltung APSA jetzt mit dem neuen Motu Proprio wieder mehr Zuständigkeiten erhält als in den letzten zwei Jahren, zu Lasten des Wirtschaftssekretariates?

„Ja, das sieht so aus. Die APSA geht zurück zu ihrem Zustand vor zwei Jahren, bleibt natürlich weiterhin besonders kontrolliert und unter Aufsicht des Wirtschaftssekretariats, aber das Wirtschaftssekretariat insgesamt wird eigentlich in seinen Kompetenzen, was die Verfügung über tatsächliche Vermögenswerte und das Management angeht, etwas zurückgestutzt.“

RV: Was sind die beweglichen und unbeweglichen Güter des Heiligen Stuhles, also Geld und Immobilien – von welchen Vermögenswerten sprechen wir, und wie sind sie aufgeteilt?

Da gibt es keine öffentlichen Zahlen, nur Schätzungen. Man muss unterscheiden zwischen dem, was die APSA zukünftig wieder verwaltet, das ist zum einen das Stiftungskapital aus den Lateranverträgen (von 1929) und das, was daraus geworden ist an Anlagevermögen. Davon muss man unterscheiden zum Beispiel laufende Mittel, das Vermögen des Vatikanstaates mit den Museen und den Immobilien in Rom etc.. Konservative Quellen sagen, dass die APSA gegenwärtig ein Gesamtvermögen von einer Milliarde Euro verwaltet, ungefähr 50 zu 50 aufgeteilt in Wertpapieren und Immobilien. Wobei sich da das Problem ergibt, dass die Immobilienbewertung bei solchen Bilanzen immer sehr schwierig ist, und man davon ausgehen kann, dass der Marktwert von diesen Immobilien wesentlich höher ist, also es gibt auch andere Schätzungen, die gehen bis zu zehn Milliarden Vermögenswerten, die die APSA verwaltet.

RV: Davon abtrennen muss man alles, was vom Vatikanstaat, also dem Governatorat verwaltet wird.

„Richtig. Der Vatikanstaat mit den Museen hat schwer schätzbare Vermögenswerte, die man marktwertmäßig nicht wirklich beziffern kann. Dazu kommt noch, dass verschiedene Kongregationen auch noch zum Beispiel Immobilienbesitz haben wie etwa die Propaganda Fide (die Missionskongregation), und es gibt noch ein paar größere Töpfe an laufenden Mitteln, über die der Papst auch verfügen kann, die aber weder in den Bilanzen des Heiligen Stuhles, also der Kurie, aufscheinen, noch im Vatikanstaat. Das sind die Töpfe für die karitativen und pastoralen Aktivitäten des Papstes. Insgesamt gibt es die Schätzung, dass er über 900 Millionen Euro an laufenden Mitteln im Jahr verfügen kann. Dazu kommt das Vermögen, das schwerpunktmäßig bei der APSA, im Vatikanstaat und in einigen Kongregationen liegt.

RV: Wenn man das allmähliche Voranschreiten dieser vatikanischen Wirtschaftsreformen betrachtet, scheint sie nach dem Prinzip zu funktionieren: Versuch, Irrtum, neues Motu Proprio. Täuscht das?

„Natürlich kann man sagen, es ist ein so komplexes System an Organismen, die alle noch nicht ganz klar voneinander abgegrenzt sind oder noch keine klare Hierarchie haben, deswegen glaube ich, dass der Papst da einen pragmatischen Weg wählt und schaut, was funktioniert denn von dem, was ich mir oder meine Berater sich ausgedacht haben – und wenn es nicht funktioniert, kann man es ja wieder ändern.“ (rv)

Medienreform: Papst beruft ehemaligen ZDF-Intendanten

Kardinal StellaDer ehemalige ZDF-Intendant Markus Schächter wird Mitglied im vatikanischen Sekretariat für die Kommunikation. Der Pressesaal gab an diesem Mittwoch die Mitglieder dieser vor einem Jahr gegründeten Institution bekannt. Neben 13 Kardinälen und Bischöfen finden sich unter den Ernannten auch drei Laien; dies sind neben Schächter die US-Amerikanerin Kim Daniels und die Spanierin Leticia Sobarón Mainero. Aktuell ist Schächter unter anderem als Honorarprofessor am von ihm mit gegründeten Lehrstuhl für Medienethik an der jesuitischen Hochschule für Philosophie in München tätig.

Den Vatikan vertreten in diesem Gremium die Kardinäle Beniamino Stella (Kleruskongregation) und Leonardo Sandri (Ostkirchenkongregation). Daneben ist der ehemalige Leiter der arabischsprachigen Abteilung von Radio Vatikan, Kardinal Béchara Buoutros Raï, Mitglied. Ferner wurden berufen der Erzbischof von Dublin, Diarmuid Martin, sowie Bischöfe aus Kenia, Haiti, Myanmar, Litauen, Frankreich, Vietnam, Spanien und Portugal. Aus Italien ist der Bischof von Albano Marcello Semeraro dabei, der auch der Sekretär des Kardinalsrats des Papstes (der so genannte K9) ist.

Das Sekretariat für die Kommunikation steht unter der Leitung von Dario Eduardo Viganò und soll die Reform aller Vatikanmedien, darunter auch Radio Vatikan, umsetzen. Die Mitglieder des Sekretariates erfüllen in etwa die Funktion eines Aufsichtsrates. (rv)

Papst kondoliert zum Tod von Erzbischof Zimowski

Erzbischof Zygmunt ZimowskiPapst Franziskus hat in einem Beileidstelegramm zum Tod von Erzbischof Zygmunt Zimowski dessen Einsatz für den Heiligen Stuhl und das christliche Zeugnis, das er im Verlauf seiner schweren Krankheit abgegeben habe, gewürdigt. Ebenfalls erinnerte Franziskus an Zimowskis pastoralen Dienst in der Diözese von Radom, die er vor seiner Berufung in den Vatikan als Bischof geleitet hatte. Das Telegramm ist an Jean-Marie Mupendawatu gerichtet, der als Sekretär des Gesundheitsrates unter Erzbischof Zimowski wirkte. Er bete für den Verstorbenen, so der Papst in dem von ihm selbst unterzeichneten Telegramm weiter, und erbitte die Fürsprache der Gottesmutter und Patronin Polens für ihn. Außerdem erteile er allen Mitarbeitern des Rates sowie den trauernden Familienangehörigen des Erzbischofs seinen apostolischen Segen.

Wie die Polnische Bischofskonferenz und der Vatikan am Mittwoch bekannt gaben, starb der Präsident des Päpstlichen Rates für die Seelsorge im Gesundheitsdienst, Erzbischof Zygmunt Zimowski, kurz vor Mitternacht nach schwerer Krankheit in einer Klinik im südpolnischen Dabrowa Tarnowska. Er wurde 67 Jahre alt. Papst Franziskus hatte den Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankten Kurienerzbischof noch am Dienstagnachmittag in der Klinik angerufen und ihm versichert, dass er für ihn bete. Der aus Polen stammende Zimowski hatte seit 2009 den Päpstlichen Rat für die Seelsorge im Gesundheitsdienst geleitet. (rv)

Kardinal lobt „stählerne“ Theresa May

Kardinal NicholsDer katholische Erzbischof von Westminster gratuliert Theresa May: In einer Botschaft würdigt Kardinal Vincent Nichols, der auch die Bischofskonferenz von England und Wales leitet, die „stählerne Entschlossenheit“, Integrität und den Gerechtigkeitssinn der künftigen Ministerpräsidentin. Die bisherige Innenministerin wird David Cameron noch in dieser Woche in der Londoner Downing Street 10 als Regierungschefin beerben.

Nichols verspricht der Tory-Politikerin die Gebete der Katholiken. Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit ihr zum Besten des Allgemeinwohls. Vom Brexit, den May mit der EU verhandeln will, ist in dem Glückwunschschreiben des Kardinals keine Rede.

Nichols und May kennen sich, sie haben oft zusammengearbeitet, vor allem im Einsatz gegen Menschenhandel und moderne Sklaverei. Der Kardinal erwähnt, dass Frau May 2014 auch an der ersten Sitzung der sogenannten „Santa-Marta-Gruppe“ teilgenommen hat. Damals beschlossen auf Veranlassung von Papst Franziskus Verantwortliche aus mehr als zwanzig Ländern einen koordinierten Einsatz gegen Menschenhandel. (rv)

Scheidender Vatikansprecher Lombardi wirft einen Blick zurück

Pater Lombardi PressekonferenzPater Federico Lombardi, der scheidende Pressesprecher des Vatikans, denkt eigenen Angaben zufolge nicht daran, in Pension zu gehen. „Das ist ein Ausdruck, den es nicht gibt für einen Ordensmann“, sagte der bald 74 Jahre alte Jesuitenpater im Interview mit Radio Vatikan. „Wenn es also in Zukunft nicht mehr die Anrufe der Journalisten sind, die eine Antwort auf eine dringende Frage brauchen, dann werden es wahrscheinlich andere Anrufe oder Beziehungen sein, auf die ich versuche, aus vollen Herzen zu antworten.“ Lombardi leitet seit zehn Jahren den Pressesaal des Heiligen Stuhles, am Montag gab er seine Ablösung durch den US-amerikanischen Laien Greg Burke zum 1. August bekannt. Über den Stabwechsel sei er gar nicht überrascht, „ich habe dem Papst in diesen drei Jahren öfter gesagt, ich sei völlig offen für jede Entscheidung“. Beobachter vermuten, Lombardi werde eine verantwortungsvolle Aufgabe im Jesuitenorden übernehmen.

Der scheidende Pressesprecher zeigte sich überzeugt, dass seine beiden Nachfolger – als Vize wurde die 40-jährige spanische Radiojournalistin Paloma Garcia Ovejero benannt – in ihre Aufgabe gut hineinwachsen würden. „Man lernt unterwegs“, sagte Lombardi, der das vatikanische Umfeld als nicht weiter schwierig charakterisierte. „Ich habe immer eine große Verfügbarkeit von allen in der vatikanischen Welt und in der Kurie vorgefunden, wenn es um den Bedarf an Informationen ging oder um erbetene Ratschläge. Wir bewegen uns nicht in einer Welt, wo die Leute ein gezücktes Gewehr auf uns richten. Wirklich nicht! Auch in der journalistischen Welt, der unsere beiden Kollegen dienen werden, stoßen sie, denke ich, auf viel Sympathie, auf Wertschätzung und Vertrauen.“

Die für ihn schwierigste Phase war für Lombardi, wie er sagt, die Zeit der Aufdeckung der Missbrauchsfälle durch Kleriker. „Das war sehr schmerzhaft.“ Er habe gewusst, das sei „der Weg der Reinigung der Kirche, von dem Papst Benedikt oft gesprochen hatte“. Auch selbst habe er versucht, in dieser Sache zu Klarheit und Transparenz beizutragen, „sodass diese Dinge nicht mehr vorkommen können oder man sie zumindest von Anfang an korrekt und schnell und entschieden angeht.“ Auch der Dokumentenschwund, der als „Vatileaks“ in die Chronik eingegangen ist, war laut Lombardi schwierig – „nicht in beruflicher Hinsicht, man sagt die Wahrheit und man sagt die Dinge, die zu sagen sind, das ist nicht schwer – aber die Frage ist, dass man hier mitleidet und einem bewusst ist, dass man auch in der kommunikativen Dimension einen Weg zur Besserung durchläuft.“ Es gehe darum, der Wahrheit zum Recht zu verhelfen, sodass die Probleme angemessener, gelassener und vollständiger betrachtet werden können. (rv)

Vatikansprecher schaltet sich in Debatte um Messe „Ad Oriens“ ein

cna_LombardiVATIKANSTADT – Kein Zwang oder neue Anordnung: Der scheidende Leiter des Presse-Amtes des Heiligen Stuhls, Pater Federico Lombardi, hat erklärt, dass es keine Anweisung aus dem Vatikan gebe, dass Priester während der heiligen Messe „ad oriens“, also mit dem Volk auf Gott gerichtet, feiern müssen.

Die Erklärung vom 11. Juli ist eine Reaktion auf die Ermutigung von Kardinal Robert Sarah an alle Priester, mit den Gläubigen die Messe wieder „gemeinsam in die gleiche Richtung, auf den wiederkehrenden Herrn, den sie erwarten“ zu feiern.

Kardinal Sarah, Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, hatte dies sowohl in einem Interview mit der französischen „Famillie Chretienne“ vor einem Monat gesagt, als auch vergangene Woche in einem Vortrag in England wiederholt.

„Kardinal Sarah ist zurecht stets besorgt über die Würde der Feier der Messe, dass dies auf eine Art geschieht, die ausreichend eine Haltung des Respekts und der Anbetung ausdrückt für das Eucharistische Geheimnis“, steht im Statement von Pater Lombardi zu lesen.

Doch seien einige Worte des Kardinals „fehltinterpretiert worden“, als habe Kardinal Sarah neue Anweisungen angekündigt, die sich von den bisherigen liturgischen Normen unterscheiden würden.

Wie auch immer diese Fehlinterpretationen ausgesehen haben mögen: Kardinal Sarah hat in seiner Rede am 5. Juli selbst klargestellt, dass er keine Änderung der Messe befürworte oder anweise. Vielmehr sei ein Feiern der Messe zu Gott hin mit den derzeitigen Liturgievorschriften vereinbar und „völlig legitim“ im Rahmen des modernen Ritus – der auch als „Novus Ordo“ bezeichnet wird. In der überlieferten Form des Ritus, der auch als „tridentisch“ oder „alte Messe“ bezeichneten, ist dies ohnehin der Fall.

Kardinal Sarah hatte zudem weiter gesagt, dass Priester aus pastoraler Sicht entscheiden würden, wann und wie ein Feiern der Messe ad oriens möglich sei. Ein guter Anfang wäre vielleicht am ersten Adventssonntag zu machen. Priester sollten Vertrauen haben, daß dies „etwas Gutes für die Kirche und etwas Gutes für die Gläubigen“ sei, so der Leiter der Liturgie-Behörde der Kirche. Es sei ein Irrtum zu glauben, dass der Priester dem Volk den Rücken kehre, wenn er sich Gott zuwende – vielmehr führe er sie hin zu Gott.

Pater Lombardi teilt in seinem Statement mit, dass der Begriff einer „Reform der Reform“ zu vermeiden sei, weil dieser Missverständnisse provoziere. Tatsächlich hatte Kardinal Sarah gesagt, dass eine offizielle Reform der Liturgiereform dazu dienen würde, die Anliegen des Zweiten Vatikanischen Konzils besser umzusetzen. „Wenn wir Sacrosanctum Concilium treu umsetzen möchten, wenn wir erreichen wollen, was das Konzil sich zum Ziel setzte, dann muß die ernsthafte Frage erwägt und mit der notwendigen Klarheit und Klugheit umgesetzt werden“. (CNA Deutsch)

Portugiesischer Kardinal freut sich über EM-Sieg

Kardinal Saraiva MartinsHat sich der Papst am Sonntagabend das Endspiel der Fußball-Europameisterschaft angesehen? Nein, wahrscheinlich nicht. Aber einen Kardinal haben wir ausfindig gemacht, der hat das Spiel gesehen und ist auch noch Portugiese. Klar, dass sich der emeritierte Kurienkardinal José Saraiva Martins darüber freut, dass seine Landsleute mit ihrem 1:0 in Paris den Titel geholt haben.

„Für mich als Portugiesen war das natürlich etwas sehr Wichtiges. Eine riesige Freude! 2004 sind wir Zweite geworden und haben im Finale gegen Griechenland verloren. Darum ist dieser Sieg jetzt für uns, schon rein menschlich gesehen, etwas sehr Wichtiges; denn Sport hat in Portugal einen besonderen Platz bei den Menschen, und Fußball steht für große, soziale und menschliche Werte. Wir haben ja im Fernsehen gesehen, wie ausgelassen die Portugiesen sowohl in Frankreich als auch in der Heimat nach diesem Sieg über Frankreich gejubelt haben.“

Was Saraiva Martins am Fußball besonders anziehend findet? Die Antwort passt zu einem Kardinal, der im Vatikan lange für das Thema Selig- und Heiligsprechungen zuständig war – und für die Anerkennung von Wundern. „Es gibt keine eiserne Logik im Fußball; alles kommt darauf an, wie das Spiel auf dem Platz läuft. Viel Unvorhergesehenes spielt hinein; oft verlieren Mannschaften, die sehr gut spielen, trotzdem das Match, und die, die nicht so toll gespielt haben, gewinnen.“

Was nicht bedeutet, dass die Portugiesen am Sonntagabend nicht so besonders gespielt hätten – im Gegenteil. Der Kardinal verweist darauf, dass seine Landsleute trotz Ronaldos Verletzung den Pokal geholt haben. „Der beste Spieler der Mannschaft musste schon fast zu Beginn des Spiels das Feld verlassen – eine sehr schwerwiegende Angelegenheit. Und trotzdem hat die Mannschaft mit geballter Willenskraft weitergespielt und gewonnen! Das hat gezeigt, dass diese Mannschaft auch ohne Ronaldo von hohem Wert ist.“

Und das lehrt uns etwas Wichtiges, findet der emeritierte Kurienkardinal: „Ein solcher Sport ist eine kollektive, keine individuelle Angelegenheit. Da kann dann auch mal der beste Spieler ausfallen, so wie es diesmal passiert ist – was zählt, ist das Ensemble der Spieler. Es ist nicht X oder Y, die ein Spiel gewinnen, sondern die Mannschaft als solche.“ (rv)

Ein Mann, eine Frau: Papst beruft neue Pressesprecher

Greg BurkeDie vatikanische Pressearbeit bekommt erstmals ein – zumindest zur Hälfte – weibliches Gesicht: Papst Franziskus hat Greg Burke zum Pressesprecher des Heiligen Stuhles ernannt und Paloma García Ovejero zu dessen Stellvertreterin. Zugleich nahm der Papst den Rücktritt des langjährigen Pressesprechers Pater Federico Lombardi an. Burke war zuletzt bereits Vizedirektor des vatikanischen Pressesaales, García Ovejero ist eine spanische Radiojournalistin. Die Ernennungen werden mit dem kommenden 1. August effektiv.

Der US-Amerikaner Burke war seit 2001 in Rom als Korrespondent für den amerikanischen Sender Fox News tätig. 2012 berief ihn das Staatssekretariat zum Berater für den Medienauftritt des Vatikans. Er ist Numerarier beim Opus Dei und spricht Englisch, Italienisch, Spanisch und Französisch. „Ich bin sehr aufgeregt“, sagt er in einem ersten Interview mit Radio Vatikan. „Gleichzeitig habe ich auch ein bisschen Angst. Mir ist klar, dass die Arbeit im Pressesaal keine leichte ist. Es ist das eine, als Journalist zu arbeiten, aber etwas viel Komplizierteres, was mir jetzt bevorsteht!“

Neu im Vatikan ist die Vizesprecherin des Pressesaales. Die 1975 in Madrid geborene Paloma García Ovejero erlangte einen Studienabschluss in Journalismus an der Universität Complutense in ihrer Heimatstadt, gefolgt von einem Master in Baskischen Studien und einer Spezialisierung in Managementstrategien und Kommunikation an der New York University 2006. Seit 1998 war sie Redakteurin und Moderatorin beim spanischen Radio „Cadena Cope“, 2012 übersiedelte sie nach Rom und berichtete für Cope und andere Medien über Italien und den Vatikan. Sie spricht Spanisch, Englisch, Italienisch und Chinesisch.

Mit dem Rücktritt des bisherigen Pressesprechers Lombardi endet eine Ära. Der 73-jährige Jesuit aus Norditalien, der Deutschland als seine zweite Heimat ansieht, hat die vatikanische Medienarbeit seit 1990 geprägt – zunächst als Generaldirektor von Radio Vatikan, später als Leiter der vatikanischen Fernseharbeit und seit 2006 zusätzlich als Leiter des vatikanischen Pressesaals. (rv)

Programm der Papstreise nach Georgien und Aserbaidschan

AserbaidschanPapst Franziskus wird während seiner Reise nach Georgien und Aserbaidschan auch eine Moschee besuchen. Das geht aus dem Programm der Reise hervor, das der Vatikan an diesem Montag veröffentlicht hat. In Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans, wird er in der Heydar-Aliyev-Moschee den Scheich der Muslime im Kaukasus treffen. Es ist nicht der erste Moscheebesuch von Franziskus: In Istanbul hat er 2014 in der Blauen Moschee ein Gebet gesprochen.

Die Papstreise nach Georgien und Aserbaidschan ist der zweite Teil einer Kaukasus-Visite, die den Papst unlängst bereits nach Armenien geführt hat. Am 30. September wird Franziskus um 15 Uhr in der georgischen Hauptstadt Tiflis eintreffen und dem Präsidenten Giorgi Margvelashvili in seiner Residenz einen Höflichkeitsbesuch abstatten; dabei werden auch wichtige Vertreter des öffentlichen Lebens von Georgien anwesend sein. Anschließend trifft sich der Papst mit dem georgisch-orthodoxen Patriarchen und „Katholikos“ Elias II. in dessen Residenz sowie in einer Kirche mit der assyrisch-chaldäischen Gemeinschaft.

Am darauffolgenden Tag, einem Samstag, feiert Franziskus in einem Stadion der Hauptstadt die Hl. Messe. Danach trifft er in einer Kirche Priester und Ordensleute und sucht ein Caritas-Zentrum auf. Am Abend ein ökumenischer Schlusspunkt des Georgien-Aufenthalts: der Besuch in der orthodoxen Kathedrale.

Der Sonntag, 2. Oktober, ist der letzte Reisetag. Um 9.30 Uhr trifft Franziskus in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku ein; kurz danach feiert er in der Salesianerkirche der Stadt die Hl. Messe. Anschließend trifft er sich mit Präsident Ilham Aliyev sowie – wie eingangs erwähnt – mit dem muslimischen Scheich des Kaukasus. Auch Gespräche mit dem orthodoxen Erzbischof von Baku und mit dem Präsidenten der Jüdischen Gemeinde stehen auf dem Programm. Um 19.15 Uhr verlässt der Papst dann Baku in Richtung Rom. (rv)

Italien: Kardinal Piovanelli verstorben

piovanelliIm Alter von 92 Jahren ist vergangene Nacht der italienische Kardinal Silvano Piovanelli verstorben. Der emeritierte Erzbischof von Florenz hatte zuletzt in einem kirchlichen Konvikt seiner früheren Bischofsstadt gelebt und war schwer krank gewesen. Papst Franziskus schickte ein Beileidstelegramm nach Florenz und würdigte den verstorbenen Bruder im Bischofsamt als Mann, der „mit Freude und Weisheit“ dem Evangelium diente und die Kirche vorbehaltlos liebte. Mit besonderer Dankbarkeit blickte der Papst auf Piovanellis „intensives pastorales Wirken“ zurück. Die Zahl der Kardinäle sinkt mit Piovanellis Tod auf 212, davon könnten derzeit 112 bei einem Konklave den nächsten Papst wählen. (rv)