Katholische Kirche exkommuniziert schismatische Gruppe

cna_PetrusstatueVATIKANSTADT – Es ist das erste Mal während des Pontifikats von Papst Franziskus, dass eine schismatische Gruppierung offiziell exkommuniziert wird. Es handelt sich um die Chiesa cristiana universale della Nuova Gerusalemme („Universelle christliche Kirche des Neuen Jerusalem“): Sie wurde in Italien von der vermeintlichen Seherin Giuseppina Norcia gegründet, die in Gallinaro wirkt, einem kleinen Ort im Comino-Tal, südöstlich von Rom.

Auch wenn diese Sekte sich nicht in Gemeinschaft mit der katholischen Kirche befand und latae sententiae exkommuniziert war – also automatisch und ohne dass es nötig wäre, dass der Heilige Stuhl sich in irgendeiner Weise dazu äußere – hat die Kongregation für die Glaubenslehre entschlossen, es öffentlich zu verlautbaren.

Die Entscheidung wurde vom Bischof von Sora Cassino Aquino und Pontecorvo, Monsignore Gerardo Antonazzo verkündet, der in allen Kirchen der Diözese in den Sonntagsmessen eine diesbezügliche Mitteilung verbreiten ließ.

Der Vatikan beendet so 42 Jahre von Täuschung und angeblichen Visionen der Giuseppina Norcia, der es gelungen war, Dutzende Menschen zu ködern. „Die doktrinäre Position dieser Gruppe ist eindeutig gegen den katholischen Glauben und ihre Errichtung als neue Organisation, dreist schismatisch, verpflichtet jene, die die Verantwortung haben, das Volk Gottes zu leiten, klar Stellung zu beziehen, um das höhere Gut der Kirche und ihrer Gläubigen zu schützen“ heißt es in der Verlautbarung, die in den Messen verlesen wurde.

Daher ziehen sich „alle, die sich besagter Vereinigung anschließen, aufgrund des Delikts des Schismas die Exkommunikation latae sententiae zu“.

„Der Absolution von der Exkommunikation liegt in der Befugnis des Ortsordinarius. Um sich diese Sanktion zuzuziehen ist es notwendig, dass sich die Gläubigen bewusst oder auf formelle Weise dieser Vereinigung anschließen, im Hinblick auf deren Doktrin und Ideen; es reicht nicht gelegentlich oder von Zeit zu Zeit teilzunehmen“ heißt es weiter.

CNA hat mit einigen Personen aus der Diözese von Sora Kontakt aufgenommen und diese Information bestätigt. „Diesen Sonntag haben wir in den Messen die Mitteilung des Vatikan verlesen, so wie es uns vom Bischof aufgetragen worden war“ erklärt ein Pfarrer.

Die offizielle Verlautbarung der Exkommunikation der Sekte kann auf der Website der Diözese nachgelesen werden. (CNA Deutsch)

An welchem Punkt sind die Reformen von Papst Franziskus?

cna_Petersdom1VATIKANSTADT – Heute tritt im Vatikan der „K9“ zusammen: Die Versammlung des Kardinalsrats, den Papst Franziskus zu Beginn seines Pontifikates ernannt hatte, um ihn bei der Leitung der Kirche und Reform der Kurie zu beraten, dauert bis 8. Juni. Auf dem Programm stehen zwei wichtige Neuerungen: die Errichtung des Dikasteriums Familie, Laien und Leben und das Motu Proprio „Wie eine liebevolle Mutter“, das ein Verfahren festlegt, um Bischöfe ihres Amtes zu entheben, die Nachlässigkeit zeigen, vor allem in Bezug auf Missbrauchsfälle gegenüber Minderjährigen.

Beide Maßnahmen sind ein Ergebnis der Versammlungen des Rates. Erstere ist Teil jener Kurienreform, die dazu führen soll, die Dikasterien zu verringern und eine neue „Pastor Bonus“ zu schreiben, welche aktuell jene apostolische Konstitution ist, die Arbeitsweise und Aufgaben der Abteilungen der römischen Kurie regelt. Die zweite ist eine Initiative, die von der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen befürwortet wird, die vom Kardinalsrat selbst angeregt worden war.

Aber was bedeuten diese beiden Neuerungen konkret?

Die Errichtung des Dikasteriums Familie, Laien und Leben bedeutet die Abschaffung zweier Dikasterien der römischen Kurie: Jene des Päpstlichen Rates für die Laien und jene des Päpstlichen Rates für die Familie. Die Tatsache, dass das Dikasterium weder als Kongregation, noch als Päpstlicher Rat strukturiert ist – das sind die beiden Formen der Dikasterien der Kurie bezeugt den Willen zu einer neuen Terminologie; die neuen Dikasterien, die ein umfangreicheres Maß an Entscheidungskraft besitzen, werden Sekretariate genannt: das Sekretariat für Kommunikation und das Sekretariat für Wirtschaft.

Keines der beiden ist in Pastor Bonus, der apostolischen Konstitution über die Kurie, aufgeführt; auch nicht das Dikasterium für Familie, Laien und Leben, das einfach die Artikel der Pastor Bonus über die beiden abzuschaffenden Dikasterien aufhebt.

Aus den Statuten des Dikasteriums kann man einige Charakteristiken der Reform ableiten. Erstens: es wird nichts über den Präfekten des Dikasteriums, der es leiten soll, gesagt (sollte es ein Kardinal sein, wie alle Präfekten laut Pastor Bonus? Oder ein Erzbischof, wie es bei den Präsidenten der Päpstlichen Räte der Fall sein kann?). Unter Nummer 2 wird genauer angegeben, dass es „ein Laie sein kann“. Und es wird hervorgehoben, dass die Verantwortlichen der drei Untersekretariate Laien, Familie und Leben, Laien sein müssen. Nicht nur das: Auch die Mitglieder können Laien sein, nicht nur die Berater.

Die Reform von Papst Franziskus geht also in die Richtung, Laien innerhalb der vatikanischen Dikasterien mit einzubeziehen, auch in Ämtern, die traditionell für Priester bestimmt waren.

Die Tatsache, dass nichts über den Charakter des Präfekten gesagt wird, lässt daran denken, dass man einen gänzlich neuen Text erwarten kann. Daher ist keines der neuen Dikasterien von Papst Franziskus in Pastor Bonus eingefügt, so wie der Kardinalsrat nur ein beratendes und kein entscheidendes Organ bleibt.

Jetzt wartet man auf die Gründung des Dikasteriums Gerechtigkeit, Frieden und Migration, das die Päpstlichen Räte für Gerechtigkeit und Frieden und Seelsorge für Migranten und Menschen unterwegs vereint; vielleicht auch den Päpstlichen Rat Cor Unum, wenn man für diesen nicht ein neues Dikasterium zur Nächstenliebe einrichten will. Aber das wird alles noch zu sehen sein.

In den letzten Versammlungen haben die Kardinäle die Karten geordnet und neue Möglichkeiten geprüft. Nichts ist wirklich entschieden. Man denke nur daran, dass die beiden die Namen der neuen Über-Dikasterien im Lauf dieser Versammlungen des öfteren geändert wurden, und sogar deren Struktur (anfangs sprach man von fünf Sekretariaten, jetzt von drei Untersekretariaten).

Es handelt sich letztlich um organisatorische Verlagerungen, die die Mission der römischen Kurie nicht verändern, welche ein Organismus ist, der dem Papst in der Leitung der Kirche helfen soll.

Komplizierter erscheint die Frage des Motu Proprio „Wie eine liebevolle Mutter“:

Vor einem Jahr, am Ende der Versammlung des Kardinalsrates, wurde sogar vorgeschlagen, ein Gericht einzusetzen zur Bestrafung nachlässiger Bischöfe. Ein schwer umzusetzender Vorschlag, auch weil man nicht verstand, auf welche Art und Weise dieses Gericht die Kongregation für die Glaubenslehre unterstützen hätte sollen.

Nun wird schlicht und einfach eine Art Klärung der Prozeduren festgelegt, die vor allem von ehemaligen Opfern befürwortet wird, die mit der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen zusammenarbeiten.

Auf welche Weise sich die Dinge ändern werden, wird noch zu sehen sein. Der Fall der Amtsenthebung von Bischöfen ist im Kanon 193 des Kirchenrechtes geregelt, in dem hervorgehoben wird, dass jemand eines Amtes, „das auf unbestimmte Zeit übertragen ist“ oder „das ihm auf bestimmte Zeit übertragen ist“ nur „aus schwerwiegenden Gründen und unter Einhaltung der im Recht festgelegten Verfahrensweise“ enthoben werden kann.

Laut der Anmerkung von Pater Lombardi handelt es sich um eine Verfahrensweise, nicht um ein Strafverfahren, da es keine Straftat betrifft.

Pater Lombardi erklärt auch, dass diese schwerwiegenden Gründe auch die Nachlässigkeit eines Bischofs in der Ausübung seines Amtes beinhalten, denn die Nachlässigkeit kann anderen schweren Schaden zufügen. Das Motu Proprio verlangt, dass diese Nachlässigkeit objektiv bewiesen werden muss. Aber es hebt hervor, dass die Amtsenthebung auch „ohne schwere moralische Schuld“ von Seiten des Bischofs oder Eparchen geschehen kann, und in den Fälle von Missbrauch Minderjähriger „reicht es aus, dass die Nachlässigkeit schwer ist“ und nicht mehr „sehr schwer“. Das ist keine unnötige Unterscheidung: die Schwere und den Ernst der Fälle zu definieren, ist ein unabdingbares Kriterium, um wirklich Gerechtigkeit walten zulassen.

Einige Punkte bleiben offen: Ob es ein Gericht geben wird, das diese Fälle von Nachlässigkeit beurteilt, ob diese Nachlässigkeit auch auf andere Fälle, die nicht Missbrauch betreffen, angewendet werden wird und ob diese Kasuistik nicht schon vom Kanon 1389 abgedeckt wird, in dem es unter Paragraph 2 heißt: „Wer aber aus schuldhafter Nachlässigkeit eine Handlung kirchlicher Gewalt, eines kirchlichen Dienstes oder einer kirchlichen Aufgabe unrechtmäßig zu fremdem Schaden setzt oder unterläßt, soll mit einer gerechten Strafe belegt werden.“ Eine Strafe, die die Amtsenthebung mit einschließt. Denn es existiert auch Paragraph 2 des Kanon 401 – jenes Kanon, der die Absetzung von Bischöfen wegen schwerwiegender Gründe festlegt und der viele Male angewendet wurde, um Bischöfe zu entheben, die in Missbrauchsfällen falsch agiert haben.

Handelt es sich also einfach nur um eine Wiederholung dessen, was das Kirchenrecht bereits festlegt? Und wie ändert sich das Verhältnis zwischen Papst und Bischöfen? Wird es ähnlich dem zwischen einem Chefs und seinen Untergebenen, in dem der Vatikan die Bischöfe auch entheben kann, weil sie in einigen besonderen Fällen einfach nicht gehandelt haben?

Es wird noch zu verstehen sein, wie diese Neuerung angewandt werden wird. Sicher ist es aber eine Entscheidung, die Kardinal Sean O´Malley, Erzbischof von Boston und Präsident der Päpstlichen Kommission für den Schutz der Minderjährigen, begrüßt. In einer Erklärung, die am Abend des 4. Juni veröffentlicht wurde, hat der Kardinal gesagt, das Motu Proprio sei „eindeutig ein wichtiger Schritt nach vorne. Sein Zweck sei es, klare und transparente Mittel festzulegen, damit eine größere Übernahme von Verantwortung gesichert werde, mit der wir, die Vorsteher der Kirche, die Fälle von Missbrauch an Minderjährigen und verletzbaren Erwachsenen behandeln.“ (CNA Deutsch)

Eine menschlichere Welt bauen: Erster Humanitärer Weltgipfel in Istanbul

WHS_IstanbulISTANBUL – Ende Mai versammelte der erste Humanitäre Weltgipfel in Istanbul 9.000 Teilnehmer aus 173 UN- Mitgliedsstaaten: Vertreter aus der Privatwirtschaft, Zivilgesellschaft und Nichtregierungsorganisationen. Das Ziel des Gipfels war, Strategien zur Eindämmung der weltweiten humanitären Krisen zu finden.

Es ist der erste Gipfel in diesem Umfang und seiner Art in der 70-jährigen Geschichte der Weltorganisation.

Ban Ki-Moon, Generalsekretär der Vereinten Nationen, will die Staatenlenker verpflichten, die Humanität in das Zentrum ihrer Politik zu stellen. Sie sollen alles Notwendige tun, bestehende Konflikte zu beenden und neue nicht entstehen zu lassen.

Der UN Chef zeigte sich entäuscht darüber, dass viele Regierungsvertreter nicht gekommen waren, besonders die der G7 Mitgliedstaaten, mit Ausnahme der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Auch der Heilige Stuhl und der Souveräne Malteserorden nahmen zusammen mit Führungspersönlichkeiten anderer religiöser Gemeinschaften und Repräsentanten unterschiedlicher Glaubensrichtungen am Gipfel teil.

Der “Aussenminister” des Vatikans, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sagte: „Der Heilige Stuhl möchte mit seiner Anwesenheit die Wichtigkeit von Humanitärer Arbeit unterstreichen…und zum Ausdruck bringen, dass dabei immer der Mensch im Vordergrund stehen muss”.

Der früherer Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, António Guterres, sagte, dass die glaubensbasierten Organisationen immer an vorderster Front kämpfen – mit enormer Großherzigkeit und enormem Mut. “Sie verkörpern einen sehr wichtigen Teil des humanitären Geschehens rund um die Welt. Darüber hinaus wirken sie bewusstseinsbildend, prägen die öffentliche Meinung, damit die Regierungen ihre Verantwortung wahrnehmen, und humanitäre Arbeit besser unterstützen.“

Die Botschafterin des Malteserordens bei den Vereinten Nationen in Genf, Marie Therese Pictet-Althann unterstrich die Hoffnung, dass der Gipfel die Bedeutung religiöser Gemeinschaften und glaubensbasierter Organisationen in der humanitären Arbeit anerkenne und dass betont werde, wie wichtig sie sind.

Beobachter stellten fest, dass sich die Medien größtenteils auf politische Aspekte konzentrierten und den einfallsreichen, bunten Darbietungen einiger Hollywood-Berühmtheiten und -aktivisten, wie dem “James Bond”-Darsteller Daniel Craig und Schauspieler Forrest Whitaker. Weniger beachtet wurde so, dass in Nebenveranstaltungen und einer eigenen Sondersitzung der große Beitrag aufgezeigt wurde, den Religionen im Dienst der Menschheit leisten.

In seiner Rede unterstrich Albrecht Freiherr von Boeselager, Großkanzler des Malteserordens, dass es nun um Ergebnisse gehe. „Damit dieser Gipfel zu einem produktiven Ergebnis führt, müssen wir sicherstellen, dass die Ausführungen und Verpflichtungen, von denen wir gehört haben, in konkretes Handeln umgesetzt werden – im Namen all der Menschen, die Schutz und Hilfe von uns erwarten“.

Von Boeselager weiter: „Weil wir eine zunehmende Missachtung eindeutiger humanitärer Rechtsvorschriften beobachten, ist es wichtiger geworden, sich in Sachen Menschlichkeit auf die Werte zu verlassen, die in den verschiedenen Religionen grundgelegt sind. Wir hoffen, dass die Ergebnisse dieses Gipfels die Aufmerksamkeit der humanitären Liga auf diese Tatsache lenken.“

Michel Veuthy, Stellvertretender ständiger Vertreter des Malteserordens bei den Vereinten Nationen in Genf, hieb die Rolle des Ordens hervor: „Der Orden als Ganzes kann tatsächlich nicht nur als religiöse Organisation und humanitär Agierender, sondern auch aufgrund seines diplomatischen Status und internationalen Ansehens Regierungen, internationale Organisationen und religiöse Gemeinschaften zusammenbringen.“

Erzbischof Silvano M. Tomasi, Sekretär des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, war Mitglied der Delegation des Heiligen Stuhls in Istanbul. „Diese Konferenz beschäftigt sich umfassend mit der Tatsache, dass wir eine große Menschheitsfamilie sind, die eine neue Agenda für humanitäres Handeln braucht. Dieses neue Verständnis muss auf gegenseitiger Unterstützung und Toleranz aufbauen, vor allem aber auf Solidarität.“

Wie Kardinal Luis Antonio Gokim Tagle, President von Caritas Internationalis, betonte, „genügt [es] nicht, auf Katastrophen zu reagieren. Wir sollten unser Bestes tun, um zu verhindern, dass von Menschen verursachte Katastrophen das Leben und die Träume anderer Menschen zerstören.“

Am Dreifaltigkeitssonntag hatte Papst Franziskus eingeladen, für den Erfolg des Welthumanitätsgipfels zu beten und in seiner an den Gipfel gerichteten Botschaft sagte er: „Wenn wir von den Opfern und Leidenden lernen, werden wir eine menschlichere Welt bauen können.“

Dieser Bericht wurde von unserem Genfer Korrespondenten Christian Peschken, Pax Press Agency, verfasst. Der Bericht wird auch bei EWTN – Katholisches Fernsehen zu sehen sein im Rahmen des Magazins ‚Vatikano‘. Weitere Informationen zu Pax Press Agency, Genf unter www.paxpressagency.com (CNA Deutsch)

Italien: Verbeugung oder nicht Verbeugung vor dem Mafiaboss?

La RepubblicaAusgerechnet Corleone! Da müht sich die sizilianische Kleinstadt seit Jahren, ihr Image als Mafia-Nest loszuwerden. Und jetzt das: Eine Heiligenprozession zieht letzte Woche feierlich durch eine Straße der Stadt – und bleibt vor dem Haus von Totò Riina stehen. Riina war von 1982 bis zu seiner Verhaftung 1993 Boss der „Cosa Nostra“, der berühmteste und gefürchtetste Mafiaboss Italiens. Seine Frau, Ninetta Bagarella, steht zur Prozession auf dem Balkon des Hauses, wartend. Von einem „Inchino“, einer Verbeugung der feierlich herumgeführten Heiligenstatue, vor der Frau des Mafiabosses spricht die Tageszeitung „La Repubblica“.

Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft in Palermo. Und auch der Bischof von Monreale, Michele Pennisi, hat eine eigene Untersuchungskommission eingerichtet. „Ich bin am Sonntag gegen 22 Uhr informiert worden, dass es – nein, keinen „Inchino“, sondern einen unplanmäßigen Halt der Prozession in der Straße gegeben hat, wo die Frau von Totò Riina wohnt. Um 23 Uhr habe ich mit dem Pfarrer gesprochen und ihn um einen detaillierten Bericht geben, den er mir am nächsten Tag geschickt hat. Er beteuert, der Prozessionsweg sei derselbe wie immer und sei auch ordnungsgemäß mit der Polizei und den Carabinieri abgesprochen worden. Es gab einen Halt, der eigentlich nicht vorgesehen war, aber es gab keinerlei Verbeugung des Heiligenbildes (von Johannes dem Täufer). Das haben mir auch die Carabinieri bestätigt.“

Allerdings waren die Carabinieri aufgebracht über den Stopp vor dem Mafia-Haus. Wer sich diesen Stopp ausgedacht hat, wird im Moment untersucht. Im Verdacht steht ein Mitglied der Bruderschaft, die die Prozession alljährlich organisiert; er ist ein Cousin von Totò Riinas Frau.

Bischof Pennisi will, dass künftig keine Prozession mehr durch die betreffende Straße führt. Ansonsten wartet er die Ergebnisse seiner Untersuchungskommission ab. „Dann werde ich entscheiden. Wenn die Bruderschaft die Verantwortung trägt, dann wird sie entweder unter Aufsicht gestellt, oder die Mitglieder, die sich regelwidrig verhalten haben, werden bestraft. Ich habe schon vor zwei Jahren ein Dekret veröffentlicht, das festlegt: Wer Mitglied in einer Mafia ist, kann nicht gleichzeitig zu einer katholischen Bruderschaft gehören, denn Christus und gleichzeitig der Mafia zu dienen, ist unvereinbar. Mir wäre am liebsten, man würde es im ganzen Bistum machen wie hier in Monreale: Wir sprechen mit den Ordnungskräften nicht nur ab, welchen Weg unsere Kreuzprozession nimmt, sondern auch, wo Pausen eingelegt werden. Auf diese Weise kommt es zu keinerlei Missverständnissen.“

Firmpaten und Mafia-Paten

Bruderschaften – auf Italienisch „Confraternità“ – spielen eine große Rolle im sizilianischen Brauchtum. Umso strenger will die Kirche darüber wachen, dass ihre Mitglieder nichts mit der Mafia zu tun haben. Die Bürgermeisterin von Corleone, Leoluchina Savona, ist aufgebracht über die neuen Negativ-Schlagzeilen: Da werde der alte üble Ruf der Stadt wieder einmal von den Medien instrumentalisiert, und das beschädige alles bisher Erreichte im Einsatz für die „legalità“. Bischof Pennisi: „Sie ist auch deshalb verärgert, weil das Innenministerium gerade über eine mögliche Auflösung des Stadtrates (wegen mafiöser Unterwanderung) nachdenkt. Und sie hat das Gefühl, dass da jemand die Politiker in dieser Richtung beeinflussen will. Was jedenfalls die Kirche betrifft, kann ich nur sagen: Die Bruderschaften müssen Orte der „legalità“ sein, und es ist absolut nicht hinnehmbar, dass eine Prozession vor Personen, die mit der Mafia verbunden sind, einen Halt einlegt!“

In Pfarreien und Schulen sei in den letzten Jahren viel getan worden, um Kinder und Jugendliche gegen die Mafia zu sensibilisieren. „Jedesmal, wenn ich Firmungen spende – nicht nur in Corleone –, sage ich: Wir sollen die Freiheit der Kinder Gottes haben und uns keiner Mafia-Macht unterwerfen. Und ich sage immer: Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem christlichen Paten, der den Firmling auf seinem Glaubensweg begleitet, und dem Mafia-Paten, der seinem Schützling dabei hilft, eine mehr oder weniger kriminelle Karriere zu machen. Diese Unterscheidung muss klar sein!“ (rv)

K9-Rat tagt wieder

Kardinalsrat_K9Der Kardinalsrat K9 tagt zum 15. Mal im Vatikan, und Papst Franziskus nimmt an den Beratungen teil. Bei der aktuellen Sitzungsrunde, die bis einschließlich Mittwoch dauert, sprechen die Kardinäle einschließlich Kardinal Reinhard Marx von München und Freising in erster Linie über die voranschreitende Reform der päpstlichen Medienlandschaft. Der neunköpfige Kardinalsrat berät den Papst bei den Reformen, denen er den Kurienapparat unterziehen möchte. Von diesem Wochenende stammt die Nachricht von der Schaffung einer neuen Vatikanbehörde, in der die Räte für Familie und Laien zusammenwachsen sollen. (rv)

Armenien: Hoffen auf Friedensstifter Papst

Logo ArmenienIn knapp drei Wochen geht Papst Franziskus auf seine nächste Auslandsreise: Vom 24. bis zum 26. Juni bereist er Armenien, ein Land, in dem „der erste Völkermord des Jahrhunderts stattgefunden“ hat, wie der Papst selbst sagte. Auch der Deutsche Bundestag hat letzte Woche das Massaker der ottomanischen Truppen 1915 an den christlichen Armeniern in einer umstrittenen Bundestagsresolution als Völkermord gebrandmarkt. Die Türkei als Nachfolgerin des Osmanischen Reichs sprach von einer historischen Fehlentscheidung des deutschen Parlaments.

Umso wichtiger in diesen Tagen der aufflammenden Diskussion ist jedoch der Geist der Versöhnung, den man sich von der Papstvisite in dem Land verspricht. Nareg Naamo ist der Rektor des päpstlichen armenischen Kollegs in Rom. Er hofft im Interview mit Radio Vatikan darauf, dass der Papst mit seinem Besuch einen wichtigen Beitrag zum Frieden in der gesamten Region leisten kann.

„Bei seinen Besuchen hat man immer wieder sein Charisma beobachtet, das im Geist, aber auch menschlich Veränderungen hervorruft. Und der Papst wird ja auch einen Friedensbesuch abstatten, nicht nur in Armenien, sondern in den kommenden Monaten auch in Georgien und in Aserbaidschan, zwei Länder, die keine guten Beziehungen zu Armenien haben – insbesondere Aserbaidschan. Deshalb erhoffen wir uns von diesem Besuch viele Früchte….“

Die Menschen in Armenien sind dem Papst dankbar, erzählt der Geistliche, dankbar nicht erst seit gestern. Vor gut einem Jahr, am 12. April 2015, feierte Franziskus zum 100-Jahrtag des Massakers an armenischen Christen im Petersdom eine Messe im armenischen Ritus. Im Zug der damit verbundenen Begegnungen luden der Staatspräsident und die Oberhäupter der katholischen und apostolischen armenischen Kirche den Papst in ihr Land ein.

Auch die ökumenischen Beziehungen der katholischen zur apostolischen armenischen Kirche könnten wichtige Impulse erhalten, ist sich Rektor Naamo sicher: „Unserem Volk, das in den vergangenen Jahren sehr aufgrund seines Glaubens, seiner Treue zur katholischen Kirche gelitten hat, wird sein Besuch einen Hauch von Hoffnung geben, einen Hauch von Liebe: Er ist der Vater, der seine Kinder besucht. Wir wissen sehr gut, dass die armenische apostolische Kirche, auch wenn sie nicht mit Rom uniert ist, der katholischen Kirche sehr nahe ist: sie hat viele Märtyrer, Theologen und Kirchenlehrer hervorgebracht, insbesondere letztes Jahr mit der Anerkennung des Heiligen Gregor von Narek als Kirchenlehrer durch Papst Franziskus.“ Alle diese Gaben, die die katholischen Kirche auch den nicht mit ihr unierten Kirchen schenke, ließen große Hoffnungen für das ökumenische Leben im Land zu. Doch es gebe noch zahlreiche andere Probleme des konkreten täglichen Lebens, die den Papst erwarteten, so der Rektor:

„Es ist ein historischer Besuch für uns Armenier, aber auch ein Besuch, der viele Themen vereinigt: sei es religiöser, ökumenischer oder vor allem auch politischer Natur. Die Region, die der Heilige Vater besuchen wird, wurde vor einigen Jahren von einem schlimmen Erdbeben getroffen, das tausende Todesopfer forderte und viel Schaden anrichtete. Bis heute gibt es zahlreiche Obdachlose. Deshalb ist der Besuch des Papstes sehr wichtig auf politischer und internationaler, aber auch auf menschlicher und religiöser Ebene.“ (rv)

Vatikanbibliothek digitalisiert islamische Manuskripte

Erzbischof BruguèsDie 2010 begonnene Digitalisierung der rund 80.000 Manuskripte der Vatikan-Bibliothek soll künftig auch die hauseigenen Manuskripte aus der Golfregion und anderen islamischen Ländern einschließen. Das geht aus einem neuen Abkommen, dem sogenannten „Memorandum of Understanding“ hervor, das am Samstag von der Präsidentin der Qatar Foundation for Education, Science and Community Development, Sheikha Moza bint Nasser, und dem Präfekten der Apostolischen Bibliothek unterzeichnet wurde. Darin wird auch die Pflege, Restauration, und Zugänglichkeit der Dokumente der Geschichte und Kultur der Golfregion festgeschrieben. Man sei sich einig, dass es im Interesse beider Institutionen sei, die Manuskripte auch digital für die Forschung zugänglich zu machen.

Im Vorfeld wurde Moza bint Nasser, zweite Ehefrau des Emirs von Katar, von Papst Franziskus in Audienz empfangen. Wie Vatikan-Sprecher Federico Lombardi in einer Note mitteilte, sprach Musa bint Nasser mit Franziskus über ihr Engagement im Bereich der sozialen Entwicklung und die Situation der Schulen in Konfliktgebieten. Das Treffen dauerte eine halbe Stunde. Als Geschenk erhielt Franziskus ein 123-seitiges Manuskript der Evangelien in aufwändiger arabischer Kalligraphie, das aus der Türkei des 18. Jahrhunderts stammt. Der Papst wiederum übergab ihr eine Medaille mit dem Olivenbaum des Friedens und die arabische Ausgabe seiner Umwelt-Enzyklika Laudato si‘. (rv)

Laien, Familie und Leben: Neue Vatikaninstitution gegründet

VatikanplatzDie Vatikanreform geht einen weiteren Schritt: Wie bereits bei der Familien-Synode im vergangenen Oktober angekündigt, hat Papst Franziskus an diesem Freitag die Errichtung einer neuen Vatikanbehörde approbiert. Sie soll sich ab dem 1. September um die Fragen der Laien, der Familie und des Lebens kümmern und die Aufgaben der bisherigen Räte für die Laien und für die Familie übernehmen. Letztgenannte gehen mit dem 1. September in der neuen Struktur auf, so steht es in einer Pressemeldung, welche der Vatikan herausgab.

Mit der Errichtung gab der Vatikan gleichzeitig auch die Statuten des neuen Dikasteriums – wie die Institutionen im Vatikan genannt werden – bekannt. Sie gelten wie die Errichtung selber erst einmal ad experimentum und sollen überprüft werden. Neu an dieser Institution ist, dass der Posten des Sekretärs von einem Laien besetzt werden kann, wie es in Artikel zwei der Statuten ausdrücklich heißt, und dass die Untersekretäre Laien sein sollen. Zu den Mitgliedern des Dikasteriums – so etwas wie der Verwaltungsrat – sollen ebenfalls Laien wie Kleriker, Verheiratete wie zölibatär Lebende gehören.

Zu den Aufgaben der neuen Institution wird das Organisieren von internationalen Begegnungen wie etwa der Weltjugendtage gehören, sie soll sich um die „Sendung der Laien in Kirche und Welt“ kümmern, Fragen von Familienpastoral behandeln und Weiterbildungsinitiativen auf diesem Gebiet einrichten. Zur letzten Frage sehen die Statuten eine direkte Verbindung mit dem Päpstlichen Institut Johannes Paul II. für Ehe und Familie vor. Auch Fragen um das menschliche Leben herum, wie etwa die Fragen von Lebensschutz, Hilfe für Schwangere und Bioethik, gehören in die Kompetenz der Institution. Hierzu wird die Päpstliche Akademie für das Leben mit dem Dikasterium verbunden, sie soll vor allem mit Studien und Diskussionen der Themen helfen.

Ernennungen für die Leitungspositionen des Präfekten und des Sekretärs gab der Vatikan noch nicht bekannt. (rv)

Entlassung von Bischöfen bei Nachlässigkeit gegen Missbrauch

CNA_FranziskusBischöfe, die sich nicht um Fragen der sexuellen Gewalt gegen Minderjährige gekümmert haben, sollen ihr Amt verlieren. Das bestimmt Papst Franziskus durch ein Rechtsdokument, ein so genanntes Motu proprio, das der Vatikan an diesem Samstag bekannt gab. Der Papst legt darin fest, dass zu den schweren Fällen, wie sie das Kirchenrecht bereits definiert hat, die Nachlässigkeit gegenüber sexuellem Missbrauch hinzu kommt.

Die Sorge und der Schutz der Schwächsten obliegt der ganzen Kirche, besonders aber den Hirten, schreibt der Papst in dem Dekret. Er wolle nun präzisieren, dass zu den bereits im Kirchenrecht behandelten schwerwiegenden Fällen, zum Beispiel Besitz von kinderpornographischem Material, nun auch die Nachlässigkeit dazu gehöre, heißt es im Text. Damit wird die Rechtsprechung in den Fällen sexueller Gewalt fortgeschrieben, zuletzt hatte Benedikt XVI. die „schwerwiegenden Fälle“ genauer definiert.

Das Dokument legt fest, dass sowohl Handlungen wie auch Unterlassungen zur Ablösung vom Amt führen können, selbst wenn sie selbst keine „schwere moralische Schuld“ tragen. Die Schuld müsse aber objektiv sein, also beweisbar, so der Text weiter. Im Fall vom Missbrauch von Minderjährigen reiche es aus, dass der Mangel an Sorgfalt schwerwiegend sei.

Für Bischöfe ist entweder die Bischofskongregation oder die Missionskongregation zuständig, für so genannte „höhere Obere“, also Ordenobere wie Provinziäle und Äbte, die Ordenskongregation. Diese entscheiden über eine Anklage und sollen dann in einer ordentlichen Sitzung festlegen, ob ein Bischof oder Ordensoberer innerhalb von fünfzehn Tagen seinen Rücktritt einreichen muss. Die Glaubenskongregation ist am Verfahren selber nicht beteiligt, sie kümmert sich um die direkten Fälle von Missbrauch, nicht um Fehlverhalten bei Verhütung und Aufklärung.

Die letzte Entscheidung darüber liegt dann beim Papst, der sich durch eine Gruppe von Kirchenrechtlern beraten lässt. (rv)

Trotz Türkeiprotest: Bundestag erkennt Völkermord an Armeniern und anderen Christen an

BundestagKardinal Reinhard Marx würdigt Entscheidung mit einer Stellungnahme – Aufruf zum Dialog.

BERLIN – Der Deutsche Bundestag hat heute den Völkermord an Armeniern und anderen christlichen Minderheiten anerkannt – trotz scharfer Kritik der Türkei, welche bis heute die Anerkennung verweigert.

Mit einer Resolution wurden die während des Ersten Weltkrieges begangenen Massaker, Todesmärsche und weiteren Verbrechen an Armeniern, Aramäern, Assyrern und Pontos-Griechen als Genozid bezeichnet. Auch Papst Franziskus, der Armenien in einigen Tagen besuchen wird, spricht seit Jahren von einem Völkermord.

Dazu reagierte unmittelbar nach der Abstimmung der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx mit einer Stellungnahme zu der Anerkennung der „systematischen Vernichtungsaktion“ des Osmanischen Reiches, die CNA im vollen Wortlaut dokumentiert:

„Es ist wichtig und verdienstvoll, dass sich der Deutsche Bundestag in seiner Resolution mit den furchtbaren Ereignissen befasst, denen in der Zeit der jungtürkischen Regierung des Osmanischen Reiches Hunderttausende Menschen zum Opfer gefallen sind. Besonders umstritten war und ist dabei die Qualifizierung der an den Armeniern und anderen Gruppen begangenen Verbrechen als ‚Völkermord‘. Für die Nachfahren der Opfer ist die Verwendung dieses Begriffs verständlicherweise ein großes Anliegen. Tatsächlich gebietet es die Redlichkeit, keinen Zweifel daran zu lassen, dass es sich bei dem ‚großen Verbrechen‘ (wie die Armenier sagen) nicht um kriegsbedingte Exzesse handelte, sondern um eine systematische Vernichtungsaktion, um einen Genozid.

Angesichts ihrer Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eignen sich die Deutschen am allerwenigsten als Lehrmeister anderer Völker. Wenn der Bundestag sich heute mit dem Unrecht befasst hat, das den Armeniern angetan wurde, so geschieht dies daher vor allem auch deshalb, weil das Deutsche Reich als Verbündeter der Osmanen im Weltkrieg genaue Kenntnisse von den damaligen Ereignissen hatte und dennoch nichts tat, um effektiv Einfluss auf die Regierung in Konstantinopel zu nehmen. Diese kalte Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der Armenier gibt uns Deutschen auch heute noch Anlass zur Scham.

Der Blick in die Vergangenheit darf niemals dazu dienen, alte Rechnungen zu begleichen und andere Völker anzuklagen. Vielmehr soll er – über die Gräben der Schuld hinweg – eine Zukunft des Miteinanders eröffnen. Es kommt deshalb jetzt darauf an, Dialog, Zusammenarbeit und Versöhnung zwischen der Türkei und Armenien zu fördern. Wenn Deutschland dazu einen Beitrag leisten kann, sollte unser Land, in Freundschaft mit beiden Völkern, zur Stelle sein.“ (CNA Deutsch)