Vatikan ermittelt gegen römischen Bauunternehmer

VatikanplatzNeben der italienischen Justiz ermittelt nun auch die vatikanische Staatsanwaltschaft gegen den römischen Bauunternehmer Angelo Proietti. Das gab der Pressesaal am Mittwoch bekannt. Der Vatikan möchte Klarheit darüber erlangen, ob Proietti auch Einrichtungen des Heiligen Stuhls geschädigt habe. Der römische Bauunternehmer, dessen Unternehmen Edil Ars bis vor wenigen Monaten in einer Vatikan-Immobilie gegenüber der Audienzhalle residierte, steht wegen betrügerischen Bankrotts unter Hausarrest. Italiens Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, mehr als 11 Millionen Euro betrügerisch in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben. Vatikan und Italien haben einen Informationsaustausch vereinbart. Schon vergangene Woche hatte das vatikanische Geldinstitut IOR Proiettis Konten gesperrt. (rv)

Kardinal Tagle: „Wir brauchen ein humanitäres Umdenken“

Kardinal TagleAm ersten UNO-Gipfel für humanitäre Hilfe hat am Montag und Dienstag in Istanbul auch der philippinische Kardinal Luis Tagle teilgenommen. Der Erzbischof von Manila ist Präsident von Caritas Internationalis. Er wirbt im Gespräch mit Radio Vatikan für ein „humanitäres Umdenken“:

„Ich denke, der erste Schritt sollte sein, sich wirklich dem Menschen zuzuwenden. Die Opfer von Unglück und Leid bei der Hand zu nehmen, die Geschichten von Flüchtlingen anhören. Das ist das Eine. Der andere wichtige Punkt ist die humanitäre Hilfe – und damit beschäftigt sich besonders auch die Caritas. Bei der Caritas haben wir gelernt, dass internationale Förderer und Agenturen das Subsidiaritätsprinzip akzeptieren müssen. Anders geht es nicht. Denn die kommen von ganz oben, und manchmal meinen sie es zwar gut, aber die örtlichen Gemeinden kennen ihre eigene Kultur, ihre Bedürfnisse und ihre Situation besser. Also sollten wir den örtlichen Gemeinden bei ihrer eigenen Rehabilitation und dem Wiederaufbau helfen. Uns also nicht von oben herab einmischen.“

Der dritte Punkt, den Kardinal Tagle anspricht, hat vor allem mit der derzeitigen Flüchtlingskrise – nicht nur in Europa – zu tun. „Wir müssen die Gründe für die Konflikte, die Menschen dazu bewegen, aus ihrer Heimat wegzugehen, ansprechen. Wenn eine Naturkatastrophe der Grund ist, müssen wir das benennen und die dramatischen Veränderungen untersuchen, um sie in Zukunft verhindern zu können. Ich habe dieses ungute Gefühl, dass erfolgreiche Hilfsaktionen zwar gelobt werden – aber Menschen sollten nicht nur für kurze Zeit humanitäre Organisationen unterstützen. Das reicht nicht!“

Das Schicksal eines Menschen sei keine To-do-Liste, die man abhaken und dann wegwerfen könne, sagt Tagle. „Wenn eine Hilfsaktion erfolgreich ausgeführt wurde, meinen einige Bereiche der Gesellschaft sagen zu können: „Naja, die Bedürfnisse der Menschen sind gestillt … Damit ist es jetzt gut.“ Aber das ist kein Ersatz für politische Entscheidungen! Und leider denken gerade viele von denen so, die politischen Einfluss haben.“

Kardinal Tagle ist davon überzeugt, dass gerade in einer pluralen Welt die Menschen gut zusammenarbeiten können.

„Was für Ressourcen haben wir in unserer pluralen Welt, in der wir einander respektieren sollten, um Frieden zu schaffen? Wie können wir Brücken bauen? Wie schaffen wir Versöhnung? Wie können wir friedliebend sein? Ich bin mir sicher: Alle Religionen finden hierauf Antworten, denn alle Religionen haben genügend Ressourcen.“ (rv)

Kardinal Parolin: Istanbul-Weltgipfel muss Wirksamkeit noch beweisen

Kardinal ParolinDie zwei Tage des humanitären Weltgipfels der UNO in Istanbul müssen erst noch die Probe der Wirksamkeit überstehen. Darauf hat Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hingewiesen, der im Auftrag von Papst Franziskus eine dreiköpfige Vatikan-Delegation zum Gipfel begleitet hat. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte Parolin, es habe ihn beeindruckt, wie viele Teilnehmer beim Gipfel formulierten, dass es zum Anliegen der humanitären Hilfe heute keine irrealen Höhenflüge bräuchte, sondern einfach konkrete Antworten. „Genau das wird natürlich die Herausforderung sein“, kommentierte der Kardinalstaatssekretär. „Wir können nicht sagen, ob es diese Antworten geben wird. Es gibt den Willen, und hoffen wir, dass er sich verwirklicht. Das ist die Probe der Wirksamkeit des Gipfels, seiner Stichhaltigkeit.“

Der Erste Weltgipfel der humanitären Hilfe verstand sich als globaler Aufruf zum Handeln an die Weltgemeinschaft. Staaten und Zivilgesellschaft kamen mit dem Ziel zusammen, innovative Wege zu finden, um die humanitären Bedürfnisse in einer sich schnell verändernden Welt zu bewältigen. Da ging es unter anderem um die Vorbeugung und Beendigung von Konflikten, die Einhaltung der Regeln bei Kriegsführung, die Bewältigung des Klimawandels und die Frage, wie in Zukunft weniger Menschen auf der Welt von Beihilfen und Notprogrammen abhängen können. Rund um den Erdball sind die humanitären Bedürfnisse heute so dringend wie seit Jahrzehnten nicht, selbst grundlegendste Hilfeleistungen erreichen längst nicht alle Notleidenden. 125 Millionen Menschen brauchen laut UNO Unterstützung zum Überleben. Allein 60 Millionen sind auf der Flucht, vor zehn Jahren waren es mit 37 Millionen deutlich weniger.

Der Heilige Stuhl habe sich in allen drei Gesprächszirkeln eingebracht, erklärte Parolin. Besonders hob er den zweiten hervor, der sich mit der Frage nach der Einhaltung internationaler Normen beschäftigte. „Ich denke, wenn es dem Gipfel wirklich gelingt, diese Vorstellung durchzusetzen, dass das humanitäre Völkerrecht respektiert werden muss, wäre das ein großer Schritt für alle: von seiten der staatlichen Akteure und von seiten der nichtstaatlichen Akteure.“

Zukunftsweisend auch der dritte Runde Tisch beim Gipfel: die Erziehung zu einer Kultur des Friedens. Die katholische Welt gebe da bereits sehr konkrete Antworten, hob Parolin hervor. „Oft sind die katholischen Institutionen, besonders auf örtlicher Ebene, die ersten und, wie ich gehört habe, auch die letzten, die vor Ort bleiben, um zu helfen.“

Zu sehr von rein politischer Stellungnahme belastet war der Gipfel aus seiner Sicht nicht, sagte uns Kardinalstaatssekretär Parolin. „Sicher, einige haben die Anwesenheit eines Mikrofons dazu benutzt, ihre Positionen herauszustreichen. Aber sehr viele andere haben genau diesen Aufruf lanciert: die Positionen und die politischen Gegenüberstellungen zu überwinden, mit dem Ziel, eine menschliche und solidarische Antwort zu geben auf die Bedürfnisse so vieler Männer und Frauen in Not.“ (rv)

Vatikan: Zwei Bankmanager verlassen das IOR

IORWieder ein Wechsel beim vatikanischen Geldinstitut IOR: Der deutsche Bankmanager Clemens Börsig und sein italienischer Kollege Carlo Salvatori haben ihren Rücktritt als Mitglieder des Aufsichtsrats eingereicht. Der Schritt der beiden Finanzfachleute entspreche „legitimen Überlegungen und Meinungen über die Verwaltung eines Instituts mit so besonderer Natur und Zielsetzung wie das IOR“, heißt es wörtlich in einer Mitteilung aus dem Vatikan. Das Geldinstitut suche nun nach geeigneten Kandidaten für die beiden frei gewordenen Plätze. Der 68-jährige Clemens Börsig wirkte bis 2012 als Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank. (rv)

Ecce Homo: Heute beginnt der 100. Katholikentag

100_Katholikentag LeipzigLEIPZIG – Papst Franziskus hat erstmals eine Videobotschaft vorbereitet, die sich an die Besucher richtet: Mehrere zehntausend Gäste werden zum 100. Katholikentag erwartet, der heute in Leipzig beginnt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel wird zwar nicht dabei sein, doch viele andere Prominente und Politiker haben sich angemeldet. Rund 1.000 Veranstaltungen werden auf dem fünftägigen Treffen organisiert, wobei die heiligen Messen an Fronleichnam und zum Abschluss am Sonntag die Eckpfeiler bilden; an allen Tagen wird die Beichte angeboten, das Sakrament, auf das Papst Franziskus mit dem Jahr der Barmherzigkeit aufmerksam machen will. Gebete und Lesungen der Heiligen Schrift, Anbetung und Exerzitien sind auch in vielfältiger anderer Form angeboten.

Das weitere Programm liefert Höhepunkte wie die Uraufführung des Oratoriums „Ecce Homo“ von Colin Mawbry, eine reiche Vielfalt an Angeboten rund um den Glauben und gesellschaftliche Fragen, allerdings auch umstrittene Workshops und Vorträge einzelner Interessensgruppen.

Mensch im Mittelpunkt

Der Katholikentag steht unter Motto: „Seht, da ist der Mensch“ — die deutsche Übersetzung des berühmten Zitats aus dem Evangelium nach Johannes, Ecce Homo. Damit verweist Pontius Pilatus auf den Herrn, Jesus Christus. In Leipzig soll damit „Menschsein und menschliche Würde“ in den Mittelpunkt gestellt werden. Auf den Plakaten sind deswegen auch große Portraitbilder verschiedener Menschen zu sehen, statt dem Erlöser. Im Leitwort wird erklärt, dass der Widerspruch nur scheinbar ist: Wer genauer hinsehe, erkenne im menschlichen Gegenüber, dass dieses auf Gott zeige „den Gott, an den wir Christen glauben, einen Gott, der mit den Menschen leidet“.

Den meisten Bewohnern Leipzigs wird diese Spannung der christlichen Botschaft ohnehin nicht klar sein: Keine vier Prozent von ihnen sind katholisch; zwei Drittel der Bevölkerung des Freistaats Sachsen sind konfessionslos.

Katholikentag in der Diaspora

Diesem Umstand, dass das einst christliche Ostdeutschland als eines der atheistischsten Regionen der Welt gilt, trägt auch das Programm des Katholikentags Rechnung: Dem Dialog mit Konfessionslosen, die Christen ja evangelisieren sollen, ist ein eigener Themenbereich gewidmet; auch insgesamt gibt es im Programm viele Anknüpfungspunkte für Menschen, die keine christliche Prägung haben oder suchen.

Ehe und Familie, Pflege und Sterben, Chancen und Risiken der Biomedizin, die Flüchtlingskrise und Masseinwanderung nach Deutschland: praktisch alle aktuellen gesellschaftspolitischen Themen finden ihren Platz. Was für Kritik und Debatten gesorgt hat: Ausgeschlossen von der Diskussion haben die Veranstalter, das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), alle Politiker der AfD; andererseits eingeladen wurden Gruppen und Aktivisten, welche Kritikern zufolge für Ziele kämpfen, die mit dem katholischen Glauben nicht vereinbar sind; etwa die von Papst und Kirche deutlich verurteilte Gender-Ideologie sowie Befürworter gleichgeschlechtlicher Sexualität bis hin zur „Homo-Ehe“, welcher der Papst erst wieder in Amoris Laetita deutlich eine Absage erteilt hat. Für Diskussionsstoff ist also gesorgt, auch wenn nicht alle potentiellen Teilnehmer eingeladen sind. (CNA Deutsch)

Ein neuer öffentlicher Auftritt von Benedikt XVI?

Papst (Emeritus) Benedikt XVI.VATIKANSTADT – Zu seinem 65. Priesterjubiläum am 29. Juni könnte der zurückgezogen lebende Papst emeritus Benedikt XVI. in der Öffentlichkeit auftreten. Das hat sein langjähriger Privat-Sekretär, Erzbischof Georg Gänswein, angedeuet: „Es wird einen weiteren Anlass geben, den Papst emeritus in der Öffentlichkeit zu sehen“. Der Präfekt des Päpstlichen Hauses sprach nach der Vorstellung des neuen Buches über das Pontifikat von Papst Benedikt, bei der er eine vielbeachtete Rede gehalten hatte.

„Benedikt XVI. wird am 29. Juni sein 65-jähriges Priesterjubiläm feiern, und wir werden schauen, was wir da machen können…es könnte eine Gelegenheit sein zu zeigen, dass es Benedikt XVI. gut geht.“

Die Kirche feiert das Martyrium von Peter und Paul am 29. Juni, den Schutzpatronen Roms. An diesem Festtag feiern neue Metropolitan-Bischöfe im Petersdom mit dem Papst die Messe, und erhalten von ihm das Pallium, das Symbol ihrer Rolle. Ein Metropolit ist ein Bischof, der als Oberhirte einem Verbund von Bistümern vorsteht.

Seit seinem Rücktritt vor drei Jahren ist Benedikt XVI. ein halbes Dutzend mal in der Öffentlichkeit erschienen.

Der zurückgetretene Pontifex nahm an den Konsistorien von Papst Franziskus am 22. Februar 2014 und 14. Februar 2015 teil. Außerdem war er beim Fest der Großeltern dabei, das am 27. September 2014 stattfand. Benedikt konzelebrierte bei der Messe zur Heiligsprechung von Johannes XXIII und Johannes Paul II am 27. April 2014, und er nahm an der Seligsprechungs-Feier für Paul VI. am 19. Oktober 2015 teil. Und er war der erste Pilger, der nach Papst Franziskus durch die Heilige Pforte des Petersdoms schritt bei deren Öffnung am 8. Dezember 2015 zum Auftakt des Jubiläumsjahres der Barmherzigkeit.

Die beiden Päpste haben auch mehrere private Treffen abgehalten, von denen einige fotografiert wurden.

Papst Franziskus besuchte Benedikt XVI. in Castelgandolfo am 23. März 2013, und begrüßte den emeritierten Papst am 2. Mai bei dessen Rückkehr in den Vatikan. Die beiden Päpste segneten gemeinsam eine Statue des Erzengels Sankt Michael in den Gärten des Vatikans am 5. Juli 2013.

Zu Weihnachten besuchte Franziskus seinen Vorgänger am 23. Dezember 2013 und lud ihn vier Tage später zum Mittagessen in das Domus Sanctae Marthae ein.

Sollte Benedikt am 29. Juni öffentlich auftreten, wäre es im Gedenken eines sehr wichtigen Tages in seinem Leben und Wirken.

Joseph Ratzinger – der spätere Papst Benedikt – wurde im Freisinger Dom am 29. Juni 1951 zum Priester geweiht. Am 14. September 2006 erinnerte er sich dort, aus dem Stegreif vor Priestern und ständigen Diakonen sprechend, wie er „hier bei der Priesterweihe auf dem Boden hingestreckt lag und, gleichsam eingehüllt in die Allerheiligenlitanei, in die Bitte aller Heiligen, wusste, dass wir auf diesem Weg nicht allein sind, sondern dass die große Schar der Heiligen mit uns geht und dass die lebendigen Heiligen, die Gläubigen von heute und von morgen, uns mittragen und begleiten. Dann der Augenblick der Handauflegung… und schließlich, als Kardinal Faulhaber uns das Wort Jesu zurief: „Iam non dico vos servos, sed amicos“ – „Ich nenne euch nicht mehr Knechte, sondern Freunde“, da habe ich Priesterweihe erfahren als Einweihung in die Gemeinschaft der Freunde Jesu, die gerufen sind, mit ihm zu sein und seine Botschaft zu verkünden.“ (CNA Deutsch)

Der Papst und der Scheich: Ein kurzes, aber wichtiges Treffen im Vatikan

cna_Fanziskus im VatikanVATIKANSTADT – Angesichts des weltweit eskalierenden islamistischen Terrors und des Völkermords an Christen durch den Islamischen Staat war diese Begegnung besonders brisant: Papst Franziskus hat heute im Vatikan einen der wichtigsten Gelehrten des sunnitischen Islam getroffen. Dabei kam es auch zu einer Umarmung der beiden Männer.

„Das Treffen war die Botschaft“, sagte Papst Franziskus über die Begegnung, wird berichtet.

Der Scheich der Azhar, Ahmed al Tayyeb, gilt als moderater Vertreter seiner Religion. Die Moschee und Einrichtungen der im Jahr 975 gegründeten Azhar Universität in Kairo sind ein wichtiges Zentrum des Islam. Als Geschenk überreichte der Papst dem islamischen Gelehrten eine Friedensmedaille und seine Enzyklika Laudato Si.

Die private Begegnung der beiden fand in der Bibliothek des Papstes statt und dauerte etwa 30 Minuten. Worüber der Pontifex und der Scheich genau sprachen, ist nicht bekannt; die Begegnung sei „sehr herzlich“ gewesen. Es wird gemeldet, dass es um Frieden und die Ablehnung von Gewalt und Terrorismus gegangen sei, sowie die Lage und den Schutz verfolgter Christen. In einer eigenen Stellungnahme teilte der Imam mit, es sei darum gegangen, „Missverständnisse“ über den Islam auszuräumen und Muslime in westlichen Staaten zu ermutigen, sich zu integrieren.

Der Imam war begleitet von acht Personen, die ihn auch beim weiteren Besuchsprogramm zur Seite blieben, darunter ein kurzes Treffen mit dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran, sowie dem Sekretär des Rates, Monsignore Miguel Ángel Ayuso Guixot.

Wie das Presse-Amt des Heiligen Stuhls mitteilte, dauerte der gesamte Besuch insgesamt eine gute Stunde.

Hoffnung und Warnung

Manche Beobachter erhoffen sich von der heutigen Begegnung eine Verbesserung der Beziehungen zwischen dem Vatikan und der Azhar. Diese hatte jedoch — unter dem gleichen Imam — den Kontakt zum Heiligen Stuhl im Jahr 2011 abgebrochen und Papst Benedikt XVI. vorgeworfen, er mische sich in die „inneren Angelegenheiten“ Ägyptens ein. Der Grund: Benedikt hatte einen Bombenanschlag auf eine koptische Kirche verurteilt und besseren Schutz für Christen gefordert.

Bereits im März dieses Jahres hatte Imam al Tayyeb Deutschland besucht und erklärt, seine Religion sei „eine Religion des Friedens“. Die „Terroristen“ seien nur eine Minderheit. Gleichzeitig rief Al Tayyeb damals europäische Muslime auf, sich an die Werte der Länder, in denen sie lebten, zu halten. Doch warnte der Imam auch, dass Muslime sich gleichberechtigt fühlen müssten in Europa. Sonst drohe „Extremismus und Gewalt.“

Im eigenen Land des Imam, kritisieren Beobachter, sind Christen freilich nach wie vor alles andere als gleichberechtigt und immer wieder Ziel massiver Gewalt durch radikale Muslime. (CNA Deutsch)

Die Woche im Vatikan: Imam, Fronleichnam, Katholikentag

Kardinal FiloniMit einem Paukenschlag startet der Vatikan in diese Woche: Die Audienz des Papstes für den Groß-Imam der al-Azhar-Universität von Kairo könnte den Dialog zwischen Katholiken und Muslimen wieder neu anstoßen. An diesem Montagmittag trifft Franziskus den Scheich Ahmad Muhammad al-Tayyib, der die renommierteste Einrichtung des sunnitischen Islam leitet. Etwas weniger hochrangig ist im Vergleich dazu das Treffen des Papstes mit dem römischen Präfekten Paolo Tronca: Der „Commissario Straordinario“ hatte Roms Geschicke in den letzten Monaten geleitet und scheidet nach den Bürgermeisterwahlen in ein paar Tagen aus dem Amt.

Für den Vatikan ist dieser Montag auch der erste Jahrestag der Seligsprechung von Erzbischof Oscar Arnulfo Romero (San Salvador). Der Präfekt der Missionskongregation, Kardinal Fernando Filoni, setzt seine Reise durch Kolumbien fort. In Istanbul beginnt der erste Weltgipfel für humanitäre Hilfe, in den Papst Franziskus große Erwartungen setzt und an dem auch eine Vatikan-Delegation teilnimmt.

Der Dienstag ist katholischer Weltgebetstag für die Katholiken in China. Im Vatikan wird das Ethnologische Museum (es ist Teil der Vatikanischen Museen) wiedereröffnet und zudem das Motto des nächsten großen Welttreffens der Familien bekanntgegeben, das die irische Hauptstadt Dublin 2018 ausrichten wird. Außerdem geht vor einem Vatikan-Gericht das Verfahren zu Geheimnisverrat, genannt „Vatileaks II“, weiter. In Griechenland treffen sich die orthodoxen Bischöfe des Landes, um über die Themen des für Juni auf Kreta geplanten Panorthodoxen Konzils zu beraten.

Am Mittwoch hält der Papst seine übliche Generalaudienz auf dem Petersplatz, und in Leipzig startet – u.a. mit einer Videobotschaft von Franziskus – der 100. Deutsche Katholikentag. Am Donnerstag wird das Hochfest Fronleichnam gefeiert; der Papst wird um 19 Uhr die Messe vor der Lateranbasilika feiern, danach zieht eine Prozession mit dem Allerheiligsten zur nahegelegenen Basilika Santa Maria Maggiore.

Für den Freitag stehen zwei Termine auf dem Papstprogramm, die erst noch einer offiziellen Bestätigung harren: Audienz für den Präsidenten von Costa Rica, Luis Guillermo Solis, und Treffen mit dem Generalkapitel der „Kongregation von Don Orione“. Außerdem starten im Vatikan die Heilig-Jahr-Feiern der Diakone. In Japan wird US-Präsident Obama als bisher höchstrangiger amerikanischer Politiker Hiroshima besuchen.

Für den Samstag ist eine Audienz von Papst Franziskus mit dem Präsidenten von Singapur, Tony Tan, geplant; auch hier allerdings steht die offizielle Bestätigung noch aus. Am Vatikan-Bahnhof wird der Papst erneut einen Kinderzug („Treno dei Bambini“) in Empfang nehmen, der Päpstliche Kulturrat hat auch diesmal benachteiligte Kinder ausgewählt, die per Zug in die Vatikanischen Gärten gebracht werden. Ebenfalls in diesen Gärten begeht der emeritierte Papst Benedikt XVI. am Samstag den 39. Jahrestag seiner Bischofsweihe: Am 28. Mai 1977 war er in der Liebfrauenkirche zum Erzbischof von München und Freising geweiht worden. Auch das armenische Programm von Radio Vatikan feiert am Samstag: Es wird 50.

Am Sonntag wird auf dem Petersplatz eine große Messe im Rahmen der Heilig-Jahr-Feiern der Diakone zelebriert; um 12 Uhr betet der Papst von einem Fenster des Apostolischen Palastes aus den Angelus. Im Apostolischen Palast von Castel Gandolfo beginnt am Sonntag eine Sommerschule in Astrophysik; Thema ist diesmal „Wasser im Sonnensystem und darüber hinaus“. (rv)

Erzbischof Gänswein: Mosaiksteine zum Verstehen von Benedikt XVI.

Papstsekretär Gänswein

Er lebt zurückgezogen im Schatten des Petersdoms, wie er es versprochen hatte: Der emeritierte Papst Benedikt XVI. zeigt nicht nur durch den Rücktritt vor drei Jahren, sondern auch durch das Leben, das er nun führt, dass auf diese Weise ein Amtsverzicht funktionieren kann. Aber je weniger sichtbar der emeritierte Papst wird, desto interessanter wird er für die Historiker, die sich ein Bild von seiner Zeit als Bischof von Rom machen wollen.

„Was das Pontifikat von Papst Benedikt hinterlässt, kann man heute noch nicht sagen.“ Klare Worte von Erzbischof Georg Gänswein, und er muss es wissen, stand er doch jahrelang an der Seite von erst Kardinal Josef Ratzinger und dann Benedikt XVI., bis heute ist er Sekretär des emeritierten Papstes und lebt mit ihm gemeinsam in dessen Ruhestandswohnung.

Über drei Jahre liegt der Amtsverzicht von Benedikt XVI. nun zurück, Zeit sich mit etwas zeitlicher Distanz neu dem Pontifikat zu nähern, weg von den tagesaktuellen und journalistischen Bewertungen, hin zu mehr historischen und reflektierenden. Einer, der das unternimmt, ist der italienische Kirchenhistoriker Roberto Regoli, dessen Buch „Oltre la crisi della Chiesa“, also „Jenseits der Kirchenkrise“ an diesem Freitagabend in der Päpstlichen Universität Gregoriana vorgestellt wurde. Dort sprach auch Erzbischof Gänswein, und gegenüber Radio Vatikan machte er danach den Vergleich, dass es mit dem Verstehen dieses Pontifikates sei wie bei einem Mosaik: „Zusammengesetzt gibt es ein Bild. Man hat jetzt schon einige Stücke, die auch erkennen lassen, was dann das Bild sein wird. Man wird sehen, dass dieses Pontifikat, das viele Herausforderungen hatte und das in dieser Zeit auch viele Kritiker hatte, einen wirklich großen Nachhall haben wird. Vor allem deswegen, weil mit Benedikt ein Mann an der Spitze der Kirche war, der überzeugend war, der geglaubt hat und aus dem Glauben heraus Theologie getrieben hat und aus diesem Glauben heraus auch die Kirche geführt hat.“

Als einige der großen Herausforderungen nennt Gänswein die Pädophilie, die Frage nach der Integration der Pius-Bruderschaft oder die Kirche in China. Auch die Befreiungstheologie sei ein Element gewesen, das noch ins Pontifikat hinein gegangen ist. Der Autor des Buches habe die Quellen gut ausgewertet, so Gänswein, „und er kommt zu einigen guten Überlegungen. Die Tageswertung damals stimmt mit der Wertung heute, drei Jahre nach dem Pontifikat, nicht überein. Viele Kritiker sehen heute das Pontifikat auf andere Weise.“ Damals mussten die Herausforderungen aber direkt angegangen werden.

Heute, in der Rückschau, sieht Gänswein einige Linien, oder in seinem eigenen Bild einige Mosaiksteine zum Verstehen. „Er ist in erster Linie ein Theologe. Seine große Begabung, die Gott ihm gegeben hat, ist sicherlich das Lehren und das Schreiben. Er war ein Leben lang Professor an verschiedenen Universitäten und er hat viele Bücher geschrieben, man kann sehen, dass er sehr produktiv war, und zwar auf eine Weise, die auch anderen Menschen im Glauben geholfen hat. Das heißt, ein großer Denker, der mit der Kirche denkt und der versucht, das Gedachte anderen Menschen schriftlich und mündlich weiter zu geben.“

Daneben sind da aber auch Dimensionen, die der Papst seinem Pontifikat selber gegeben hat. „Frieden und christliche Tradition, das sind zwei wichtige Elemente, zwei Steine auf denen das Pontifikat von Papst Benedikt aufgebaut war.“ Bereits die Namensgebung macht deutlich, wie Benedikt XVI. selber Schwerpunkte gesetzt haben wollte, erklärt der langjährige Sekretär. „Er wollte zurückgehen auf den großen Friedenspapst Benedikt XV., der leider im Ersten Weltkrieg gescheitert ist, und natürlich auch auf den großen Patron Europas, auf den Mönchsvater Benedikt.“

Einen dritten Mosaikstein nennt Gänswein dann auch noch, aber bei dem wird er dann sehr persönlich: „Der Aspekt seiner Menschlichkeit ist für mich etwas, was mich Tag für Tag immer wieder neu in Bann zieht und was mir auch hilft, im Glauben zu wachsen.“ (rv)

Mexikanischer Kardinal spricht sich klar gegen Homo-„Ehe“ aus

Suarez_IndaMEXIKO-STADT – Der Erzbischof von Morelia, Kardinal Alberto Suárez Inda, hat den Präsidenten Mexikos, Enrique Peña Nieto, scharf dafür kritisiert, Homo-„Ehe“ und Adoption durch Homosexuelle auf nationaler Ebene anerkennen zu wollen. Er mahnte, diese Maßnahmen würden die Familie und den sozialen Frieden angreifen.

In einer Pressekonferenz am 18. Mai hob Kardinal Suárez Inda hervor, dass „eine Ehe zwischen Mann und Frau, mit der Möglichkeit Kinder zu zeugen, nicht das gleiche sei, wie eine Verbindung oder Lebensgemeinschaft, die zwischen zwei Personen gleichen Geschlechtes besteht.“

„Ein anderes, allgemein anerkanntes Prinzip ist jenes, das Recht auf Frieden der anderen zu respektieren. Die Jungen und Mädchen haben das Recht einen Papa und eine Mama zu haben. Wenn man dieses Recht angreift, riskiert man die Harmonie der Familie, die das Fundament des sozialen Friedens ist“ erklärte er.

Am 17. Mai hatte der Präsident Mexikos angekündigt, dass er eine Reform der Konstitution und des bürgerlichen Gesetzbuches des Landes befördern würde, damit auf nationaler Ebene die Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Personen anerkannt werde, mittels eines Vorschlags, der auch Adoptionen von Seiten der Homosexuellen erlaube.

Der Vorschlag von Peña Nieto erntete heftige Kritik seitens der mexikanischen Bischofskonferenz (CEM) und der Bevölkerung, die in weniger als 24 Stunden mehr als 36.000 Unterschriften dagegen gesammelt hat.

Der mexikanische Präsident befindet sich am Tiefpunkt seiner Beliebtheit. Laut einer Umfrage, die die mexikanische Tageszeitung Reforma alle vier Monate durchführt, befinden nur 30 Prozent die Amtsführung Peña Nietos für gut. Das ist der niedrigste Prozentsatz für einen mexikanischen Regierenden seit 1995.

Mit Amoris Laetitia gegen Schwächung der Familie

Mit Verweis auf das apostolische Schreiben Amoris Laetitia von Papst Franziskus hob der Erzbischof von Morelia hervor: „Niemand kann meinen, die Familie als natürliche, auf die Ehe gegründete Gemeinschaft zu schwächen, sei etwas, das der Gesellschaft zugutekommt.“

In dem Schreiben betont der Heilige Vater, dass „die Partnerschaften zwischen Personen gleichen Geschlechts, zum Beispiel, nicht einfach mit der Ehe gleichgestellt werden können“.

Der mexikanische Kardinal bekräftigte seinen Respekt und die Achtung „aller Personen, ohne Unterschied von Herkunft, religiösen Überzeugungen, politischer Ausrichtung oder sexueller Identität“ und präzisierte, „meine einzige Intention ist es, die Ehe und das Leben zu verteidigen, die Familie als Basis der Gesellschaft zu verteidigen.“

„Ein gutes und gerechtes Gesetz muss als Grundlage und Absicht immer haben, die Harmonie und den Frieden zu stärken, unter Achtung der Unterschiede und Rechte der Personen“ erklärte er.

Der Erzbischof betonte, er „sei nicht einverstanden mit der Meinung des Herrn Präsidenten“ und verwies darauf, dass sein neuer Vorschlag „ihn Wählerstimmen in seiner Qualifikation als demokratischer Präsident kosten kann.“

„Ich glaube, dass er sich von einer bestimmten Strömung unter Druck setzen lässt, aber es scheint mir nicht, dass er die Bürger gebührend angehört hat“ fügte er hinzu.

Kardinal Suárez Inda wies auch darauf hin, dass es „menschliche Gesetze gibt, denen wir uns in unserem Gewissen nicht beugen müssen, denn ich glaube, zuerst kommt das Naturgesetz und die Gewissensfreiheit, die weiterhin ein Menschenrecht ist.“

„Die Wahrheit verteidigen ist keine Homophobie“

Der Bischof von San Cristóbal de las Casas, Monsignore Felipe Arizmendi Esquivel, kritisierte ebenfalls den Vorschlag von Peña Nieto und betonte, dass es keine Homophobie sei, die Wahrheit zur Ehe zu verteidigen.

„Das hat nichts mit Homophobie zu tun! Viel Respekt für diejenige, die eine andere sexuelle Ausrichtung haben, sei es aufgrund einer eigenen Entscheidung oder persönlicher Vorlieben oder als Folge ihrer Kindheit oder wegen einem Trend in ihrer Umgebung. Aber wir können nicht umhin, das zu verkünden, was zu unserem Glauben gehört oder das anzuprangern, was die Menschen und die Gesellschaft schädigt“ erklärte er in einer kürzlichen Mitteilung.

Monsignore Arizmendi Esquivel erinnerte daran, dass die Kirche immer – und nicht nur für die Gläubigen – betont habe, dass „eine echte Ehe nur aus einem Mann und einer Frau besteht, die sich lieben und die für die Zeugung von neuem Leben offen sind.“ (CNA Deutsch)