Kardinalstaatssekretär Parolin wird die Ukraine besuchen

Kardinal ParolinDer vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin wird im Juni die Ukraine besuchen. Das teilte er an diesem Mittwoch im Rahmen seines derzeitigen Estland-Besuches mit. „Da die aktuelle Lage sehr schwierig geworden ist, werde ich persönlich in die Ukraine reisen, um den Menschen dort die Solidarität des Papstes zu bekunden“, so Kardinal Parolin wörtlich. Er erinnerte an die Kollekte für das Land am vergangenen 24. April und wies darauf hin, dass der Vatikan besonders besorgt sei über die wegen des Konfliktes immer schlimmer werdende humanitäre Lage. Wegen Inflation und anderer Probleme seien eine halbe Million Menschen ohne Brot, mehr als eineinhalb Millionen seien auf der Flucht oder evakuiert.

Die katholische Kirche vertrete in der Ukraine zwar eine Minderheit, aber sie setze sich für das Wohl der gesamten Bevölkerung ein. Der Heilige Stuhl seinerseits bereite eigene Beiträge vor, ohne zwischen den Glaubenszugehörigkeiten zu unterscheiden. (rv)

WJT: Papst will Zeichen der Barmherzigkeit in Auschwitz setzen

WJT2016Bei seiner Teilnahme am nächsten Weltjugendtag in Krakau im kommenden Juli wird Papst Franziskus auch das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz besuchen. Auch dort wolle er ein Zeichen der Barmherzigkeit setzen, passend sowohl zum Heiligen Jahr als auch zum Motto des Weltjugendtags in Polen „Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden“. Im Gespräch mit uns sagt der Mitorganisator auf vatikanischer Seite, der deutsche Kurienbischof Josef Clemens, dass der Papst auch Überlebende des KZ treffen werde. Bischof Clemens ist Sekretär beim Päpstlichen Rat für die Laien, der die Weltjugendtage durchführt.

„Es sind ja nicht mehr so viele Überlebende, die das Konzentrationslager leibhaftig erlebt haben. Selbstverständlich werden sie dabei sein, darauf legt der Papst auch Wert. Und wer nun zum ersten Mal nach Polen kommt – wer ganz in die Nähe des Konzentrationslagers Auschwitz kommt – der muss diese Stelle einfach besuchen. Die Vorgänger, also Papst Benedikt XVI. und Papst Johannes Paul II., haben Auschwitz besucht, wichtige Dinge dort gesagt. Dieser Ort ist auch für uns als Kirche ein wichtiger Ort für unser eigenes Tun.“

Was hingegen die Austragung des übernächsten Weltjugendtages betrifft, so weiß bisher noch niemand, wohin es nach Krakau gehen wird.

„Es ist wirklich so – und das ist jetzt keine Ausrede – dass es noch nicht entschieden ist, wohin es beim nächsten Mal geht. Das ist wie bisher in den Händen des Papstes. Aber ich möchte doch eine herzliche Einladung aussprechen: Alle, die sich noch nicht entschlossen haben, können sich immer noch anschließen und den kommenden Weltjugendtag besuchen. Sie werden es nicht bereuen. Wir hören ja im Nachhinein immer von so vielen Jugendlichen, die wirklich begeistert sind und manche haben uns auch geschrieben, dass sie innerlich verändert worden sind. Das ist natürlich ein wunderbarer Erfolg, den wir uns wünschen.“

Der 31. Weltjugendtag findet vom 26. bis zum 31. Juli in Krakau statt. Es ist nach dem Weltjugendtag 1991 in Częstochowa der zweite Weltjugendtag in Polen. (rv)

Aus dem Geheimarchiv des Vatikans: Die Bullen der Jubeljahre

Siegel Gregor XIIIVATIKANSTADT – Das Pilgerzentrum des Bistums Rom organisiert eine Ausstellung von historischen Dokumenten über die Heiligen Jahre der Kirche seit dem Jahr 1300. Damit soll das Heilige Jahr der Barmherzigkeit auch unter einem historischen Blickwinkel betrachtet werden können.

„Peregrinatio Sancta. Die Bullen der Jubeljahre aus dem Geheimarchiv des Vatikans“. Unter diesem Namen zeigt jetzt eine Ausstellung die päpstlichen Bullen, mit denen die Heiligen Jahre zwischen 1300 und 2000 verkündigt wurden. Die Schau wird von der Opera Romana Pellegrinaggi organisiert.

Die gezeigten Dokumente sind normalerweise für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Nur Fachleute, die Experte auf diesem Gebiet sind, sowie Spezialisten in Konservierung, die im Geheimarchiv des Vatikans arbeiten, haben in der Regel Zugang dazu.

Die Ausstellung enthält auch Bullen aus den Archiven der Petrusbriefe, die in der Vatikanischen Bibliothek aufbewahrt werden, sowie die sogenannten „Inkunabeln“ – Bücher, die vor 1500 gedruckt wurden -, die sich in der Biblioteca Casanatense befinden.

Die Schau, die noch bis zum 31. Juli 2016 im Palazzo del Vicariato Vechio in Rom zu sehen ist, enthält auch Informationstexte auf Englisch und Italienisch über den historischen Rahmen der einzelnen Heilige Jahre.

Päpstliche Bullen sind Urkunden, die mit einem Siegel aus Blei – lat. „bulla“ – versehen sind, die ihre Echtheit beweisen.

Mit diesen Dokumenten wurden im Laufe der Geschichte die Heiligen Jahre ausgerufen. Die biblischen Wurzeln der Heiligen Jahre gehen auf das mosaische Gesetz zurück. In dieser Zeit wurde festgelegt, dass alle 50 Jahre ein Jubeljahr sein sollte, als Zeichen der Barmherzigkeit Gottes, der die Sklaven erlöst und die Schulden erlassen hatte.

Im Jahr 1300 nahm Papst Bonifatius VIII. diese Tradition wieder auf; die nach Rom gepilgerten Gläubigen konnten einen vollkommenen Ablass unter den gewohnten Bedingungen gewinnen. Zwischen den Jahren 1300 und 2000 wurden in Rom 29 Heiligen Jahre gefeiert.

Papst Franziskus rief das Jubiläum der Barmherzigkeit aus, ein Außerordentliches Heiliges Jahr, das am 8. Dezember 2015, Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria, begann und am 20. November 2016, Christkönigfest, zu Ende geht.

Der Papst eröffnete offiziell das Heilige Jahr mit dem Öffnen der Heiligen Pforte vom Petersdom, die ausschließlich in den berühmten Jubeljahren geöffnet wird – in der Regel alle 25 Jahre, oder wenn ein Papst ein außerordentliches Heiliges Jahr ausruft.

Die Pilger, die die Pforte durchschreiten, können einen vollkommenen Ablass gewinnen unter Beachtung der gewohnten Bedingungen, wie die Beichte und das Gebet für die Anliegen des Papstes. (CNA Deutsch)

Britisches Studienzentrum im Geist Benedikts XVI.

Papst Benedikt XVI.Er war Botschafter Ihrer Majestät beim Heiligen Stuhl – und ist jetzt Vizekanzler von St. Mary’s University Twickenham, London. Aber das Thema Vatikan hat Francis Campbell nicht losgelassen: An der Londoner Uni half er mit, ein Benedikt-XVI.-Institut aus der Taufe zu heben. Es soll den Dialog der Zivilisationen sozusagen von innen her erneuern, ganz im Geist Joseph Ratzingers.

Vor ein paar Tagen wurde das „Benedict XVI Centre for Religion and Society”, also ein „Studienzentrum für Religion und Gesellschaft“, offiziell lanciert – übrigens in demselben Saal, in dem der damalige Papst Benedikt während seines Besuchs in Großbritannien 2010 eine Rede gehalten hatte. Campbell hatte die Reise mitorganisiert.

„Für mich war es ein Highlight dieser Reise, als Benedikt XVI. an einem Freitagnachmittag in der Westminster Hall an genau der Stelle stand, an der einst Thomas Morus zum Tod verurteilt wurde. Er hielt eine Rede an die britische Gesellschaft, aber da ging es um ein Thema, mit dem er sich in seinem ganzen intellektuellen Leben beschäftigt hatte und das in der ganzen Geschichte des Christentums eine wichtige Rolle gespielt hat, nämlich um die Beziehung des Einzelnen zum Staat, um den Platz des Glaubens im größeren Kontext der Gesellschaft. Ich saß an diesem Abend seitlich und konnte während der Rede den Papst, aber auch jeden einzelnen der noch lebenden Ex-Ministerpräsidenten sehen, die ihm zuhörten. Auch Frau Thatcher war, ein letztes Mal, noch dabei. Und für mich war diese Szene sehr sprechend: In einem Land, das keineswegs eine katholische Bevölkerungsmehrheit hat, waren alle früheren Ministerpräsidenten gekommen, um ihn in Westminster Hall sprechen zu hören!“

Der historische Moment überwältigte den Botschafter gewissermaßen; noch heute hält er die Londoner Rede für „eine der zwei bedeutendsten, die er während seines Pontifikats gehalten hat“. (Leider haben wir vergessen, nachzufragen, welche die andere Rede war.) „Darum ist es sehr angemessen für uns, darauf aufzubauen und hier in St Mary’s ein Studienzentrum für Religion und Gesellschaft zu eröffnen. Und dieser Saal, in dem das Zentrum lanciert wurde, ist genau die Stelle, wo Benedikt 2010 zwischen dem Oberrabbiner und dem ersten weiblichen muslimischen Kabinettsmitglied einmal mehr über die Rolle von Religion in der Gesellschaft sprach. Wir wollen, sechs Jahre nach diesem Augenblick, dieses Engagement fortführen und dabei interdisziplinär alle Ressourcen der Universität einsetzen.“

Francis Campbell hebt hervor, dass der emeritierte Papst einen ganz spezifischen Blick auf das Thema Religion und Gesellschaft habe. Andere Religionsführer oder Gelehrte bezögen sich in der Regel auf eine Vergangenheit, die aus ihrer Sicht „einfacher oder besser“ gewesen sei. „Joseph Ratzinger hingegen erinnerte uns in seinen Veröffentlichungen als Kardinal und später dann als Papst daran, dass es um die Zukunft der westlichen Zivilisation geht und dass das Christentum gerade bei dieser Erneuerung eine Rolle zu spielen hat. Und das ist besonders gültig für das Vereinte Königreich.“

Der frühere Botschafter würdigt auch einen zweiten Ansatz Benedikts, der ihm besonders wichtig scheint: die sogenannten „kreativen Minderheiten“. „Für ihn war das Christentum eine kreative Minderheit, die sich engagiert auf die Zivilisation – die westliche Zivilisation – einlässt und sie herausfordert, aber auch dazu beiträgt, sie von innen her zu erneuern. Dieser Begriff der „kreativen Minderheit“ ist allerdings gar nicht von ihm, sondern er bezieht sich da auf einen britischen Denker: Arnold Toynbee. Da geht es um die berühmte Debatte zwischen Spengler und Toynbee zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, ob die westliche Zivilisation wie alle anderen bisherigen irgendwann einmal einfach an ein Ende kommen wird – das war Spenglers Sicht. Toynbee hingegen sagte: Nein, die westliche Zivilisation ist anders. Und sie ist anders wegen der erneuernden Rolle des Christentums, das im Kern unserer Zivilisation ist. Das ist es, was Benedikt XVI. neu hervorgebracht hat: Er erinnerte Glaubensgruppen an ihren Beitrag zur westlichen Zivilisation und Gesellschaft.“

Das neue Institut ist an der Schnittstelle zwischen Religion und Sozialwissenschaften angesiedelt. In Zusammenarbeit mit dem University College London, Queen’s University Belfast und Coventry University wird es bis Dezember eine erste Studie über nichtreligiöses Glauben vorlegen. Auch eine Konferenz über den fünfzigsten Jahrestag der Enzyklika Humanae Vitae von Papst Paul VI. ist in der Planung. Der bekannte Wirtschaftswissenschaftler Philip Booth wird am Institut eine Vorlesungsreihe über die katholische Soziallehre halten. (rv)

„Ihr seid Zeugen Christi“: Vereidigung der neuen Schweizergardisten

cna_SchweizergardistenVATIKANSTADT – Jedes Jahr, am Tag der Plünderung Roms im Jahre 1527, werden die neuen Rekruten der Päpstlichen Schweizergarde vereidigt. Sie schwören, den Papst zu schützen und verteidigen, wenn nötig mit ihrem Leben. In diesem Jahr legten 23 junge Männer den Eid ab, den schon ihre Vorgänger und Vor-vorgänger abgelegt haben.

„Ihr seid Zeugen Christi — hier in Rom, in Euer Schweizer Heimat und wo auch immer Ihr hingeht“, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin den neuen Rekruten der kleinsten und ältesten Armee der Welt im Petersdom.

Er sagte den Gardisten, dass ihr Einsatz ein Beispiel sei für Gleichaltrige, die sich „nach Sinn und Erfüllung“ sehnen in einer Welt, die verzweifelt das Licht suche, aber oft nicht den Mut habe, diese auch zu empfangen, so Kardinal Parolin.

Sie, die neuen Gardisten, dagegen könnten ihren Altersgenossen sagen, dass es sich lohne, sich für große und schöne Dinge einzusetzen, und das mit Einsatz und Hingabe, so der Staatssekretär des Heiligen Stuhls zu den Gardisten — auch wenn es zu Erschöpfung führe.

Kardinal Parolin erinnerte an die Schlacht vom 6. Mai 1527, bei der 147 Schweizergardisten ums Leben kamen — die höchste Zahl in der Geschichte der päpstlichen Wache. Sie kämpften gegen die Landsknechte des Heiligen Römischen Reiches und ermöglichten so Papst Klemens VII., durch einen Geheimgang vom Vatikan in die Engelsburg zu fliehen.

Treu zu sein: Das sei nicht immer einfach, so Kardinal Parolin, wie es auch nicht einfach für die Gardisten gewesen sei, die ihr Leben in der Schlacht ließen. Diese Helden seien Vorbilder, deren Beispiel die neuen Gardisten ohne zu zögern folgen sollten.

„Liebe Gardisten, zögert nicht. Fangt schon heute an, Zeugen zu sein — mit Eurer Treue im täglichen Dienst für den Heiligen Vater, mit Euer Kameradschaft, und mit guten Beziehungen untereinander“, sagte er.

Indem sie beispielhaft Zeugnis für den Glauben abgeben sollten, sollte die Schweizergarde zeigen, „dass der Herr lebt, dass er Mitleid hat und barmherzig ist, dass er Friede, Freude und wahre Erfüllung schenken will, um jede Wunde zu heilen“, fuhr der Kardinal fort.

Die Gardisten sollten Gott stets erkennen, und ihn für seine stete Anwesenheit in ihrem Leben lieben; er ermutigte sie, sich ein Beispiel an ihren Schutzpatronen zu nehmen: St. Martin, St. Sebastian und St. Nikolaus von der Flue. Dazu rief sie der Kardinal in dem Augenblick auf, in dem die neuen Wachen ihren Eid ablegten. Und er bat die Heiligen im Gebet dafür, sich dafür einzusetzen, dass die Gardisten ihren Dienst stets treu erfüllten, mit der „Freude im Herzen, die niemand wegnehmen kann“.

Die Schweizergarde, deren Motto „Mut und Treue“ ist, ist die kleinste und älteste Armee der Welt. Sie hat eine Stärke von 120 Mann. (CNA Deutsch)

Papst Franziskus erhält den Karlspreis

Papst FranziskusPapst Franziskus hat an diesem Freitag den Internationalen Karlspreis zu Aachen für die Einheit Europas erhalten. Damit geht der Preis nicht nur an das Oberhaupt der katholischen Weltkirche, sondern auch an einen Lateinamerikaner, der bislang als Papst vor allem auf die Ränder Europas geschaut hat: Sein erster Besuch als Pontifex führte ihn auf die Mittelmeerinsel Lampedusa, wo jährlich tausende Flüchtlinge sterben. Er besuchte Albanien, Sarajevo und erst kürzlich die griechische Insel Lesbos, neuer Hotspot der europäischen Flüchtlingspolitik. Nicht zu vergessen seine Rede vor dem Europäischen Parlament im November 2014 in Straßburg, wo er die Würde des Menschen anmahnte und von einer müden Großmutter Europa sprach.

Jürgen Linden, Vorsitzender des Direktoriums der Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen, gab in seiner Ansprache die Begründung für die Verleihung des prestigeprächtigen Preises an Papst Franziskus: „Sie sind eine Stimme des Gewissens, die uns mahnt, bei all unserem Tun den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Sie sind eine herausragende moralische Autorität, die uns als Mahner und Mittler daran erinnert, dass wir in Europa den Auftrag und die Verpflichtung haben, aufbauend auf den Idealen der europäischen Gründerväter Frieden und Freiheit, Recht und Demokratie, Solidarität und die Bewahrung der Schöpfung zu verwirklichen.“

Der Text der Medaille lautet: „Karlspreis zu Aachen 2016 Papst Franziskus Europa – eine Gesellschaft der Werte“. Linden schloss mit den Worten: „Heiliger Vater, geben Sie uns Mut und Zuversicht, Europa wieder zu dem Traum zu machen, den wir seit mehr als 60 Jahren zu träumen gewagt haben.“

Zu Ehren des Preisträgers waren auch die Spitzen der Europäischen Union und frühere Karlspreisträger gekommen, der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, der Präsident des Europäischen Rates, Donald Tusk, und der Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel war gekommen und hatte bereits am Vormittag eine Privataudienz bei Franziskus erhalten. Des Weiteren waren der König von Spanien, Felipe VI. und der Großherzog Henri von Luxemburg sowie der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi und die Staatspräsidentin der Republik Litauen, Dalia Grybauskaité, anwesend. (rv)

Medienbischof: Diskussion um AfD versachlichen

Bischof Gerhard FürstDer deutsche Medienbischof Gebhard Fürst sieht die katholischen Medien im Land vor einer großen Herausforderung. Einerseits müssten die Ängste der Bürger im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise ernst genommen werden. Gleichzeitig dürfe sich die Kirche von den Positionen der AfD nicht vereinnahmen lassen. Eine Gratwanderung. Mit Radio Vatikan sprach Bischof Fürst in Rom.

RV: Herr Bischof, die AfD hat jüngst in Stuttgart ihr neues Grundsatzprogramm vorgestellt. Wie gehen Sie in der Diözese Rottenburg-Stuttgart nun damit um?

„Die erste Lektüre des Programms der AfD zeigt doch, wie disparat und wie vielschichtig dieses Programm ist, mit teilweise aus meiner Sicht fast unvereinbaren Positionen. Wir müssen das jetzt aus unserer katholischen Perspektive genau anschauen und dann auch mit Thesen in die öffentliche Auseinandersetzung treten. Es ist natürlich für uns als katholische Kirche, die auch eine europäische Dimension hat, einfach nicht akzeptabel, jetzt Europa zum Sündenbock zu machen und zu desavouieren. Es ist für uns auch nicht akzeptabel, dass wir nationalistische Töne anschlagen, dass wir gegen Fremde einfach Ängste schüren. Da müssen wir ganz intensiv ins Gespräch und in die Auseinandersetzung gehen.“

RV: Wie leicht oder schwer ist es, einerseits Probleme im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise zu benennen und andererseits sich als Kirche nicht von der AfD und ihren Positionen vereinnahmen zu lassen?

„Wir müssen sehen, dass es in unserer Gesellschaft viele Menschen gibt, die in Sorge sind um unsere Gesellschaft, um unser Land und um ihre eigene Zukunft. Solche Sorgen und Ängste darf man nicht einfach wegwischen. Man darf sie auch nicht dämonisieren, weil sie sind da. Menschen haben diese Ängste, die nicht einfach bösartig sind, sondern sie sind da und wir müssen mit diesen Menschen ins Gespräch kommen. Um diese Ängste mal auf das zurück zu führen, was wirklich der Anlass ist. Vielfach sind die Ängste relativ diffus, Zukunftsängste, Ängste, sozial abzusteigen. Ängste, die mit der Zukunft der eigenen Kultur zusammenhängen. Das muss man ausloten, anschauen und mit den Menschen, mit denen wir sprechen können, in ein Gespräch gehen. Das ist meine Absicht. Wir schauen jetzt mal, wie die Partei sich entwickelt und wie das wird, wenn jetzt die Landesregierung steht und das Parlament dann arbeitet. Da werden wir sehr aufmerksam draufschauen und das uns notwendig Erscheinende dann auch tun.“

RV: Sie sind Medienbischof der Deutschen Bischofskonferenz. Wie muss die katholische Medienarbeit denn nun reagieren? Wie muss sie sich neu positionieren?

„Als katholische Kirche haben wir einen großen Vorteil vor allen anderen. Wir sind eine ganz freie, im politischen Geschäft nicht so verhakte große Einrichtung, wie das jetzt Parteien oder Interessensverbände sind. Und es ist eine große Chance, die wir da haben, dass wir unabhängig auf die Situation schauen können, natürlich verbunden mit unseren Grundorientierungen und Werten. Aber wir können differenziert und nüchtern auf die Situation in Deutschland mit den Flüchtlingen und den politischen Veränderungen blicken. Wir können helfen, dass sich die Diskussion versachlicht, dass sie differenziert stattfindet. Versachlichung, Differenzierung und Förderung der Urteilskraft der Menschen ist ja ein Grundanliegen der Medien. Ich denke, wir als katholische Kirche haben hier gute Möglichkeiten, diesen gesellschaftlichen Diskurs so zu führen, dass er nicht zu einem emotionalisierten Gegeneinander wird. Das ist unser Beitrag. Da müssen wir alle unsere Medienmöglichkeiten einsetzen. Wenn ich mir die großen Herausforderungen, die wir da haben, anschaue, wünschte ich mir eins: dass wir noch mehr Ressourcen hätten, um diese Arbeit aus der Perspektive der Deutschen Bischofskonferenz auf der Ebene der katholischen Kirche in Deutschland noch fruchtbarer werden zu lassen und in diesen gesellschaftlichen Prozess konstruktiv einzusteigen.“ (rv)

Nigeria: Nach Angriff auf Kardinal – „Ich war nicht das Ziel“

Kardinal OnaiyekanEs kommt – zum Glück – nicht alle Tage vor, dass ein Anschlag auf einen Kardinal für Schlagzeilen sorgt. In Nigeria wurde vor zwei Wochen ein Angriff auf den nigerianischen Kardinal John Olorunfemi Onaiyekan verübt. Vieles war unklar, sogar über das Datum des Überfalls gab es widersprüchliche Angaben. Nun äußerte sich der Erzbischof von Abuja selbst im Interview mit Radio Vatikan zum Vorfall. Er sagt: solche Gewalttaten geschehen fast täglich, und sie haben nichts Religion zu tun. Dass man jetzt darüber spreche, liege eben daran, dass auf einmal ein Kardinal betroffen sei.

„Ich wollte seit dem Überfall keinen großen Wind darum machen, weil nicht ich das Ziel dieser Gewaltaktion war. Ich saß in einem Auto und es gab noch weitere Fahrzeuge auf einer öffentlichen Straße hier in Nigeria. Plötzlich wurde das Feuer eröffnet und wir gerieten leider dazwischen. Und im Übrigen wurden nicht nur wir in den Autos angegriffen, sondern sogar die Passanten wurden beschossen, denn auf dieser Straße laufen auch viele Menschen zu Fuß.“

Der Chauffeur des Kardinals habe sofort den Rückwärtsgang eingelegt und habe versucht, sich so rasch wie möglich vom Ort des Geschehens zu entfernen. Im Auto des Kardinals saßen noch weitere drei Personen.

„Solche Angriffe geschehen fast täglich. Vor zwei oder drei Wochen wurde ein Auto beschossen, in dem auch mehrere Priester saßen. Ein Priester wurde schwer verletzt. Das Problem ist, dass es keine Straßensicherheit und Kontrollen gibt. Ich hoffe, dass die Aufmerksamkeit für den Vorfall, der mir zugestoßen ist, dazu führt, dass sich diesbezüglich etwas ändert.“

Gemäß Medienberichten handelt es sich bei den Angriffen auf der Straße von Benin nach Ekpoma um die Suche nach Aufmerksamkeit der nomadischen Ethnie der Fulani, die seit Jahren für ihre politische Anerkennung kämpft. Doch dazu wisse er nichts und er könne auch zur Identität der Täter nichts sagen, antwortete der Kardinal auf Anfrage. (rv)

Europas Bischöfe: Verschiedene Perspektiven in Sachen Flüchtlingspolitik

CCEEDie Uneinigkeit, die beim Thema Flüchtlinge in Europa herrscht, wirft ihre Schatten bis in die Bischofskonferenzen Europas. Deshalb stand das Thema ganz oben auf der Tagesordnung beim Besuch des Präsidiums des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen – kurz CCEE mit Sitz im Schweizerischen St. Gallen – bei Papst Franziskus und bei verschiedenen vatikanischen Dikasterien. Der Vorsitzende des Rates, der ungarische Kardinal Peter Erdö, erläutert nach dem Treffen mit dem Papst am Montag im Gespräch mit Radio Vatikan, wie unterschiedlich die Problematik von den einzelnen Bischofskonferenzen in Europa angegangen wird.

„Unter unseren Mitglieds-Bischofskonferenzen zählen wir auch die Türkei oder Russland. Deshalb gibt es da unterschiedliche Perspektiven“, kommentiert Kardinal Erdö. Auch weist er auf die unterschiedlichen sozialen Begebenheiten in den Ländern Europas hin. So sei auch sein Heimatland Ungarn von der Flüchtlingswelle betroffen, jedoch vor allem als Durchgangsland. Gerade Ungarns Politik mit der Errichtung von Barrieren an ihrer Staatsgrenze sorgte für Diskussionen darüber, ob und wie man Flüchtlinge aufnehmen solle. Für Kardinal Erdö ist eines klar: „Wir können unterschiedliche politische Lösungen haben, aber als Christen hören wir auf die Botschaft des Heiligen Vaters und zwar, dass wir solidarisch sein sollen: und genau das waren die kirchlichen Einrichtungen in allen Ländern Europas.“ Kurz zusammengefasst: Jedes Land in Europa muss aus seiner eigenen Sicht handeln, dürfe dabei jedoch niemals die christliche Solidarität vergessen, so die Botschaft Erdös.

Die Bischofskonferenzen in Europa wollen sich nicht auf eine einheitliche Linie in der Flüchtlingskrise verständigen. In dieser Frage könne es „nicht nur eine einzige Antwort geben“, sagte der Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), Kardinal Peter Erdö, am Dienstag in Rom. Bei einem Treffen der CCEE-Leitung mit hohen Kurienvertretern im Vatikan habe man zwar lange über Migration gesprochen; das Problem lasse sich aber nicht in einer Stellungnahme „mit drei Zeilen“ erklären, so der Budapester Kardinal. (rv)

„Mit Maria auf dem Weg“: Große Wallfahrt aller bayerischen Bistümer nach Eichstätt

Bischof Gregor Maria HankeEICHSTÄTT – Es ist ein Highlight der katholischen Kirche in Bayern und dem gesamten deutschsprachigen Raum Europas: Über 3.000 Pilger werden erwartet, wenn am Samstag, 7. Mai im Rahmen der Wallfahrt Patrona Bavariae auf dem Eichstätter Residenzplatz alle sieben bayerischen Oberhirten zur Ehren der Muttergottes die heilige Messe feiern.

Bei der zentralen Wallfahrt 2016 kommt dem Marienbild der „Dreimal wunderbaren Mutter“ eine große Bedeutung zu, das im Video zu sehen ist: Das Motiv ist eine um 1570 entstandene Interpretation der Marienikone Salus populi Romani („Heil des römischen Volkes“) in der Basilika Santa Maria Maggiore. Dort legt auch Papst Franziskus vor und nach jeder Reise Blumen bei der Muttergottes ab.

Der Pontifikalgottesdienst beginnt um 16 Uhr. Hauptzelebrant ist der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx; auch kann Eichstätts Bischof Gregor Maria Hanke als Gastgeber auch zwei Bischöfe aus Eichstätter Partnerdiözesen begrüßen: Erzbischof Simon Ntamwana aus Gitega in Burundi und Bischof emeritus Valerian D’Souza aus Poona in Indien.

Musikalisch umrahmt wird der Gottesdienst vom Eichstätter Domchor, einem Blechbläserensemble und Pauken. Unter der Leitung von Domkapellmeister Christian Heiß werden Lieder aus dem Gotteslob für Gemeinde, Chor und Bläser gespielt. Zu hören sind unter anderem auch Werke von Palestrina, Felix Mendelssohn Bartholdy und Henry Purcell.

Der Gottesdienst zur Marienwallfahrt Patrona Bavariae in Eichstätt wird auch live im Fernsehen und im Internet ausgestrahlt. Der katholische TV-Sender EWTN Deutschland überträgt ab 16 Uhr das Pontifikalamt.

Anlass der Feierlichkeiten ist die Vorbereitung auf das 100-jährige Jubiläum des Festes Patrona Bavariae. Sieben unterschiedlich geprägte Wege führen in einer großen Sternwallfahrt zum Residenzplatz. Im Anschluss an den Gottesdienst wird die Weihe an die „Dreimal wunderbare Mutter“ Maria erneuert. Weitere Informationen gibt es auf der eigenen Website.

Der Fernsehsender EWTN wird mit einer digitalen Satellitenanlage über Astra, Frequenz 12460 MHz und Senderkennung EWTN katholisches TV empfangen. Außerdem steht das Programm über Kabel zur Verfügung. Zusätzlich läuft der Gottesdienst auf www.ewtn.de und auf der kostenlosen App von EWTN für Smartphones und Tablets. (CNA Deutsch)