Zweiter Weltkrieg: Neue Datenbank zu Massakern in Italien

ItalienAn diesem Montag, 25. April, ist in Italien „Tag der Befreiung“, die Italiener erinnern an den Abzug der Nationalsozialisten 1945. Dabei war das Jahr zuvor, 1944, noch das vielleicht blutigste Jahr des Krieges in Italien, mit tausenden zivilen Opfern insbesondere in der Toskana und Emilia Romagna. Beteiligt waren nicht nur Nationalsozialisten, sondern auch viele italienische Faschisten. Ein italienisches Forschungsprojekt hat nun – gut 70 Jahre später – eine Internet-Datenbank, den sogenannten Atlas der Gewalt der nazistischen und faschistischen Massaker erstellt. Das Projekt wurde auch vom deutschen Staat mitfinanziert. Radio Vatikan sprach bei der Vorstellung des Projekts im italienischen Außenministerium über den Zeitpunkt der Veröffentlichung der Ergebnisse und die Schlüsse, die daraus gezogen werden können, mit dem Leiter des Forschungsprojektes sowie mit der deutschen Botschafterin in Italien, Susanne Wasum-Rainer.

In der Datenbank „Atlas der Gewalt“ sind alle Massaker und einzelnen Tötungen von Zivilisten und Partisanen erfasst, die von deutschen Militärs und von Einheiten der Repubblica Sociale Italiana, also den Faschisten, nach dem 8. September 1943 begangen wurden. Fazit: Es kamen in den Jahren 1943 bis 1945 rund 23.000 unbewaffnete Zivilisten ums Leben, darunter auch über 2.000 Kleriker. Besonders eindrücklich wird das Ausmaß der Gewalt, wenn man die roten Markierungen auf der dazugehörigen Italienkarte ansieht, die dicht gestreut sind. In einem genauen Suchfilter kann man einzelne Städte und Dörfer eingeben, die Typologie der Opfer, Geschlecht, Alter, Jahreszahl. Hinzu kommen die Begleitmaterialien, Dokumente, Illustrationen, Videos.

„Wir sind sehr glücklich über dieses Projekt, was aus unserer Sicht eine extreme Bedeutung hat, auch um das einzelne Opfer zu ehren“, so die deutsche Botschafterin Susanne Wasum-Rainer. „Die Erinnerung an das einzelne Opfer hochzuhalten. Aber natürlich um diese vielen Ereignisse so klar herauszuarbeiten, wie nur irgendwie möglich“. Das Projekt wurde von der Italienischen und der deutschen Regierung gefördert. Beide Länder haben 2009 eine deutsch-italienische Historikerkommission eingesetzt, um eine kritische Analyse der Geschichte und der gemeinsamen Weltkriegsvergangenheit zu erarbeiten, um damit einen Beitrag zur Entstehung einer neuen Erinnerungskultur zu leisten.

Diese Erinnerung war in Italien bislang eher einseitig, weiß der Leiter des Forschungsprojekts „Atlas der Gewalt“, Paolo Pezzino von der Universität Pisa. „Die Erinnerungskultur an den Zweiten Weltkrieg in Italien war vorwiegend bezogen auf die bewaffneten Partisanen, also auf die Kämpfer. Dann bekamen die Opfer mehr Aufmerksamkeit. In diesem wissenschaftlichen Projekt haben wir die Opfer und ihre Todesumstände genauer untersucht, wenn möglich versucht, ihre Namen herauszufinden, aber auch eine Untersuchung der verschiedenen Arten der Hinrichtungen und der Täter.“

Auch Italien muss Verantwortung übernehmen

Eigentlich sollte das Projekt Atlas der nazifaschistischen Massaker heißen, doch die erstaunlich hohe Zahl der Opfer sowie die hohe Eigenverantwortung faschistischer Täter bei Massakern führte dazu, dass er umbenannt wurde. Nun ist es der Atlas der Gewalt von Nationalsozialisten und Faschisten. „Auch wir Italiener müssen einen Teil der Verantwortung übernehmen für das, was passiert ist. Bis jetzt waren die Deutschen da immer im Vordergrund. Sicher sind die Nationalsozialisten die Haupttäter in der Gewalt gegen Zivilisten gewesen. Aber die Rolle der Italiener war nicht einfach nur die der Kollaborateure, sondern sie waren manches Mal auch Hauptverantwortliche. Es war auch ein Bürgerkrieg unter Italienern, der viele Tote gefordert hat.“

Auch viele Priester und Ordensleute wurden dabei getötet, über 2.000. Viele leisteten Widerstand, indem sie mit Partisanen zusammenarbeiteten oder in ihren Gemeinden blieben, wenn die Gewalt der Nationalsozialisten und Faschisten um sich schlug. Nicht selten wehte dabei ein stark antichristlicher Geist: „Ein kleiner Teil der Priester hat im Widerstand gearbeitet, sie haben mit den Partisanen zusammengearbeitet, aber viele wurden vor allem deshalb getötet, weil sie in den Gemeinschaften blieben, als die Massaker stattfanden. Auch als Form von Pastoral. In der Toskana, die besonders stark von Massakern betroffen war in dieser Zeit, gab es von der toskanischen Bischofskonferenz die Anordnung, am Ort zu bleiben und nicht zu fliehen.“

Damit diese Zahlen nicht nur Zahlen bleiben, sind nun die Schulen und lokalen Gemeinden aufgerufen, diese erstmals so genau erhobenen Daten zu verwerten und im Geschichtsunterricht oder Erinnerungsprojekten wieder zum Leben zu wecken. Nicht zuletzt damit die ganze Zivilgesellschaft, aber auch andere Nationen, etwa Deutschland, davon profitieren, ist es eine Internetseite geworden. (rv)

Die Woche in Rom: Jugend, Vatileaks und Militär

CNA_FranziskusAm Montag endet das Jubiläum der Jugend, eines der Highlights im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit. Seit Freitag waren über 60.000 Jugendliche in Rom unterwegs, um mit Papst Franziskus gemeinsam zu feiern und konnten sogar bei ihm persönlich beichten gehen. Der Montag ist in Italien auch ein wichtiger historischer Tag: Am 25. April feiern die Italiener traditionell die Befreiung von den Nationalsozialisten im Jahr 1945. Am Dienstag gehen die Anhörungen im Vatikangericht zum Vatileaks-2-Prozess weiter. An diesem Tag jährt sich die Katastrophe von Tschernobyl zum 30. Mal; bereits in der vergangenen Woche war eine Delegation von Betroffenen bei der Generalaudienz mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz. Am Mittwoch findet wieder eine Generalaudienz statt, außerdem ist der Mittwoch der zweite Jahrestag der Heiligsprechung von Papst Johannes Paul II. und Johannes XXIII.

Am Donnerstag empfängt Papst Franziskus die Teilnehmer einer internationalen Konferenz zur regenerativen Medizin, die bis Samstag dauert. Am Freitag beginnt zudem ein weiteres Jubiläumstreffen, nämlich das der Familien von Militär und Polizei. Anlass ist der 30. Jahrestag der Apostolischen Konstitution „Spirituali Militum Curae“ von Papst Johannes Paul II. für die Ordnung der katholischen Militärseelsorge. Am Samstag nehmen die Familien teil an der außerordentlichen Generalaudienz mit Papst Franziskus zum Heiligen Jahr, am Sonntag wird Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin mit ihnen im Petersdom eine Messe feiern. Papst Franziskus wiederum betet am Sonntag um 12 Uhr auf dem Petersplatz das Regina Coeli gemeinsam mit Mitgliedern einer Organisation, die sich gegen Gewalt, Ausbeutung und Pädophilie gegen Kinder engagiert. (rv)

Ein Stückchen Heimat für Deutsche in Rom

Santa Maria dell AnimaDas schlagende Herz der Weltkirche. Das sagt man gerne über Rom. Die ewige Stadt ist gerade im Heiligen Jahr ein Anlaufpunkt für viele Pilger aus aller Welt, darunter auch viele Deutsche. Was macht man aber, wenn man in Rom angekommen ist, zum Gottesdienst will, aber kein Italienisch kann? Dafür gibt es in Rom schon seit Jahrhunderten eine Anlaufstelle: Die deutsche Nationalkirche Santa Maria dell’Anima.

Sie liegt in einer kleinen Seitenstraße hinter der Piazza Navona, einer der Haupt-Treffpunkte für Touristen in Rom. Viel ist hier los, fast rund um die Uhr. Kommt man aus dem Trubel heraus und betritt die Kirche, ist man in einer vollkommen anderen Welt: „Wer durch die Türe tritt, kommt in einen hellen, schönen, großen Raum. Er wird angetan sein von der Fülle von Eindrücken, die auf ihn einströmen. Unsere Kirche lädt, obwohl mitten in der Stadt, zur Stille ein.“

Santa Maria dell’Anima ist die Kirche der deutschen katholischen Gemeinde in Rom. Neben dem Kirchengebäude beherbergt der Komplex Unterkünfte für Theologiestudenten aus Deutschland – und steht auch immer offen für deutsche Pilger und Touristen. Pfarrer Peter Unkelbach ist Kurat der Gemeinde. Eine Aufgabe die in Rom nicht viel anders aussieht als in Deutschland: „Ich bin Seelsorgs-Geistlicher. Mir sind Dienste aufgetragen, wie sie jedem Priester aufgegeben sind: Die Feier der Heiligen Messe oder Spendung der Sakramente.“

Die Geschichte der Kirche reicht zurück bis ins 14. Jahrhundert. Einem deutschen Ehepaar ist ihre Errichtung zu verdanken. Einen Ort für deutsche Pilger in Rom wollten sie schaffen: „Beim Haupteingang zur Anima finden Sie eine lateinische Inschrift, die die damalige Bestimmung festgehalten hat. Zu Deutsch: Fremdenherberge Beata Maria de Anima, (Maria der Seelen). Errichtet für die Betreuung der armen deutschen Pilger.“

Und das ist auch heute noch eine der Hauptaufgaben der Anima in Rom. Betritt man die Kirche, hat man den Eindruck eines großen, offenen Raumes, da alles zentral auf den Altar ausgerichtet ist. Die offenen Seitenkapellen reichen fast bis zur Decke. Auf der rechten Seite des Chores findet sich das Grabmal von Papst Hadrian VI. Ein Zeichen der Verbundenheit mit dem Vatikan. Die deutsche Kirche in Rom ist jedoch kein Ort des Todes, sondern ein Ort des Lebens. Ein aktives Gemeindeleben prägt die Anima. Gottesdienste, Konzerte, Führungen und andere Veranstaltungen stehen offen für deutsche Römer, Pilger und Touristen. „Menschen die zu uns kommen, haben das Gefühl ‚hier bin ich daheim‘.“

Täglich werden Gottesdienste in deutscher Sprache gefeiert. Am Sonntagabend auch auf Latein, mit Predigt auf Deutsch und Italienisch. Die Anima liegt eben mittendrin: Zwischen Römern und Touristen, zwischen Pilgern und Passanten, zwischen Deutschland und Italien. „Wir wollen für jene da sein, die in Rom ein Zuhause gefunden haben,“ sagt Pfarrer Unkelbach. (rv)

Wird die USA Schritte unternehmen, um die Opfer des IS-Völkermords zu schützen?

cna_DawosijaWASHINGTON – Nachdem die USA den Völkermord an Christen und anderen Minderheiten durch den Islamischen Staat (IS) anerkannt haben, werden sie etwas dagegen unternehmen?

Das war die Frage einer Anhörung des US-Kongresses vor einer Menschenrechtskommission in Washington. Die Anhörung könnte indirekt auch Druck auf Verantwortliche in Deutschland ausüben, konkrete Maßnahmen gegen den andauernden Genozid zu ergreifen.

„Diese Verbrechen beim Namen zu nennen heißt nicht auch gleich, dass Gerechtigkeit die Oberhand behält“, sagte Frank Wolf, einer ehemaliger Kongress-Abgeordneter, in seiner Aussage.

Das Außenministerium der USA erklärte am 17. März die Verbrechen des IS — auch bekannt als ISIL oder Daesh — in Syrian und Irak zum Völkermord an Christen, Jesiden und Schiiten. Diese Anerkennung folgte ähnlichen Anerkennungen der Europäischen Union, des US Kongresses und weiterer Institutionen.

Carl Anderson, Oberster Ritter der Knights of Columbus, der größten Laienvereinigung katholischer Männer, sagte aus, es gebe zwei Arten von Völkermord: Physischen und spirituellen. Den religiösen Minderheiten im Irak drohe beides. Sie „fühlten sich total verlassen“, als der Islamische Staat begann, sein Territorium durch Eroberungen auszudehnen. Mit der Anerkennung des Genozids zeige die USA den Menschen, dass „sie nicht die Hoffnung verlieren sollten“, sagte das Oberhaupt der Kolumbusritter.

Auf die schieren Zahlen verwies in seiner Aussage der Vorsitzende der US Kommission über Internationale Religionsfreiheit, Robert George. Etwa 3,4 Millionen Menschen sind Binnenflüchtlinge im Irak und Syrien; weitere 4.8 Millionen Flüchtlinge halten sich in Nachbarländern auf.

Die geographische Ausweitung des Islamischen Staates, so Dr. George, stelle eine Bedrohung der religiösen Minderheiten in der gesamten Region dar. Wo auch immer der Islamische Staat an Boden gewinne, „werden alle Freiheitsrechte ausgelöscht“.

Was also kann ein Land tun, um Minderheiten vor der Verfolgung und Ermordung besser zu schützen?

Zum einen müsse die USA Pläne für die Befreiung von Städten und Gemeinden im Norden des Irak erstellen, so Kolumbusritter Anderson. Dabei sei wichtig, dass die Truppen nicht als den IS nur austauschende Besatzer wahrgenommen würden, sondern integriert seien.

Zweitens könne die USA auch sicherstellen, dass Hilfsmittel, die an die Kurdische Regionalregierung gesendet werden, „auch tatsächlich“ die Vertriebenen erreiche. Die Opfer des Völkermords, die nach Kurdistan entkommen sind, bräuchten zudem Zugang zu Schulen und Arbeit.

Nur drei Prozent der Flüchtlinge Opfer des Genozids

Überlebende des Völkermords dürften auch nicht „in der Schlange hinten anstehen“ müssen, wenn es darum gehe, Flüchtlinge aufzunehmen. Anderson wies darauf hin, dass von den 1.366 Flüchtlingen, welche die USA im Finanzjahr 2016 aus Syrien aufnehme, nur drei Prozent Überlebendes des IS-Völkermords seien.

Auch unter den Migranten und Flüchtlingen, die in Millionenhöhe nach Europa strömen, sind die wenigsten vom IS verfolgte Christen. Die Mehrzahl, über 70 Prozent sogar, sind muslimische Männer.

Die USA müsse Christen helfen, sich in sicheren Ländern niederzulassen. Aber sie müsse auch jene unterstützen, die bleiben wollen, so Anderson. Es sei auch im Interesse der USA, die christlichen Gemeinschaften im Nahen Osten intakt zu halten. Der religiöse Pluralismus werde vernichtet, wenn sie alle fliehen sollten.

Der Mangel an Religionsfreiheit und Pluralismus seien „genozidale Vorboten“ des Islamischen Staates, fuhr Anderson fort. Die USA könne den IS nicht schlagen, ohne diese Probleme zu lösen. Religiöse Minderheiten könnten nicht Menschen „zweiter Klasse“ sein. Das Heilmittel dagegen seien „volle Gleichberechtigung in Gesetz und Praxis“.

Widerstand gegen Erklärung zu „Countries of Particular Concern“

Carl Anderson forderte, dass das Außenministerium Syrien und den Irak zu „Ländern die besondere Besorgnis erregen“ deklariert. Dieser Status von „Countries of Particular Concern“ ist wichtig, denn er kann zu politischen Konsequenzen führen, etwa wirtschaftlichen Sanktionen. Er wird für Länder verwendet, in denen „systematische, andauernde, und schwere Verstöße gegen die Religionsfreiheit“ verübt oder von der Regierung toleriert werden.

Doch wenige Momente vor der Anhörung hatte Rabbi David Saperstein verteidigt, dass dies bislang nicht der Fall ist. Saperstein ist Ambassador-at-Large für Internationale Religionsfreiheit. Seine Begründung: Das Gesetz „spricht nicht über nicht-staatliche Akteure“, welche solche Verbrechen begingen, sondern nur über Regierungen, so der Botschafter. Die irakische Regierung habe „klar sich bemüht, Daesch [den Islamischen Staat] aufzuhalten“. Die Agentur werde jedoch diese Situation neu prüfen.

Robert George betonte, die US-Regierung könnte sich zum Ziel setzen, 100.000 syrische Flüchtlinge aufzunehmen. Doch diese müssten „strengstens geprüft“ und „nach Verwundbarkeit priorisiert“ werden, so Dr. George. Die Öffentlichkeit müsse zudem einen solchen Schritt unterstützen. Dies sei nicht der Fall, wenn die nationale Sicherheit nicht gewährleistet sei. Die Öffentlichkeit sei nicht grausam, und ihr fehle es auch nicht an Mitleid. Sie haben gerechtfertigte Sorgen über die Sicherheit, räumte George ein. Doch diese könnten durch entsprechende Vorsichtsmaßnahmen ausgeräumt werden. (CNA Deutsch)

Synodenrat tagte mit dem Papst zusammen

Kardinal SchönbornWorüber wird die nächste Bischofssynode im Vatikan beraten? Eine erste Tagung des neu gewählten Synodenrats zusammen mit dem Papst hat am Dienstag und Mittwoch schon ein paar Themenvorschläge gemacht, hält sie aber noch geheim. Das geht aus einer Mitteilung von diesem Mittwoch hervor. In die Suche nach dem nächsten Synodenthema waren die Dikasterien der Römischen Kurie, die Bischofskonferenzen, die Ostkirchen und der Verband von Generaloberen involviert, soviel wurde immerhin mitgeteilt. Über das Thema entscheiden wird der Papst.

Es war die erste Tagung des 14. Ordentlichen Rats des Generalsekretariats der Bischofssynode; zu den gewählten Mitgliedern gehört auch der Wiener Kardinal Christoph Schönborn. Zu den Gesprächsthemen gehörte auch eine Revision des „Ordo Synody Episcoporum“, also des Regelwerks für den Ablauf von Synoden. Auch in diesem Fall wurde nicht bekannt, welche konkreten Neuerungen besprochen wurden. (rv)

Vereinte Nationen mahnen: Radikalisierung und Extremismus vorbeugen

UN GenfGENF – Anfang diesen Monats veranstalteten die Vereinten Nationen in Genf zusammen mit der Regierung der Schweiz eine Spitzenkonferenz zur „Prävention extremistischer Gewalt“.

Die Konferenz stand unter dem Motto „Vorangehen“. Zentraler Tenor der Veranstaltung war, wie wichtig Präventionsmaßnahmen seien auf allen Ebenen seien; angefangen in der Familie.

Erste Konferenz mit neuem Nuntius

„Frieden innerhalb der Familie bringt nicht leicht radikale Extremisten hervor“, brachte es Botschafterin Marie Thérèse Pictet-Althann auf den Punkt. Sie vertritt den Malteser-Orden bei den Vereinten Nationen in Genf.

Die Konferenz war auch die erste, an welcher Erzbischof Ivan Jurkovič, der von Papst Franziskus neu berufene Nuntius des Heiligen Stuhls, teilnahm. Er hatte Anfang April sein neues Amt in Genf angetreten. Die Amtszeit seines Vorgängers, Erzbischof Silvano M. Tomasi, endete im Februar diesen Jahres.

Erzbischof Ivan Jurkovič sagte: „Es überrascht mich, meine Aufgabe in Genf mit dem Thema extremistischer Gewalt zu beginnen. Diese Konferenz hier ist für mich ein Zeichen dafür, dass die Menschheit zunehmend besorgt ist. Immer neue Probleme werden sichtbar und wir sind nicht in der Lage, sie im gleichen Tempo zu lösen wie sie auftauchen.“

Der Direktor des Arbeitsausschusses der Vereinten Nationen zur Bekämpfung von Terrorismus (CTITF) und des UN-Zentrums für Terrorismusbekämpfung (UNCCT), Jehangir Khan, äußerte seine Empörung darüber, dass sogar Kinder rekrutiert werden, um, wie er sagte, „sich später in die Luft zu sprengen.“

Während einer Pressekonferenz zog er ein Mobil-Telefon aus seinem Jacket und meinte: „Das ist, was ich als den neuen Molotow-Cocktail bezeichne. Dies ist auf Jugendliche ausgerichtet. Es ist der neue Molotow-Cocktail, den die Terroristen benutzen, um besonders junge Leute zu radikalisieren, zu rekrutieren, zu mobilisieren um schockierende rohe, terroristische Menschenrechtsverletzungen zu begehen.“

Der Vorsteher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), Didier Burkhalter, sprach über Präventions-Strategien: „Wir konzentrieren uns darauf, Jugendliche, junge Menschen und auch Frauen dafür zu gewinnen, als Gegner des gewalttätigen Extremismus tätig zu werden.“

„Wir zeigen nicht mit dem Finger auf jemanden“

Auch wenn diplomatisch vermieden wurde, den Islam speziell beim Namen zu nennen: Die Radikalisierung und aggressive Werbung; vor allem aber die rasante Zunahme islamistischen Terrors, bis hin zum andauernden Völkermord an Christen und anderen Minderheiten durch den Islamischen Staat, hat die internationale Gemeinschaft während der letzten Jahre stark beunruhigt.

Doch nicht nur extremistische muslimische Gruppen weigern sich, die Charta der Vereinten Nationen und die Menschenrechte anzuerkennen. Auch andere ideologische Strömungen unterlaufen die Bemühungen der Vereinten Nationen, Frieden und Sicherheit zu erhalten, nachhaltige Entwicklung zu fördern, die Achtung der Menschenrechte einzufordern und dringend notwendige humanitäre Hilfe zu leisten. In seiner Rede meinte U.N. Chef Ban Ki-moon, dass „extremistisches Mitläufertum als Wegbereiter für Terrorismus nicht auf eine bestimmte Religion, Vision, Nationalität oder ethnische Gruppe begrenzt“ sei. Die Vereinten Nationen betonten auch in Genf erneut, dieser ernsthaften Herausforderung könnten nur mit vereinten Kräften begegnet werden.

„Wir zeigen nicht mit dem Finger auf jemanden“, so Jehangir Khan. „Unsere Botschaft ist, dass sich alle Länder zusammenfinden müssen. Das haben wir hier auf eindrucksvolle Weise gesehen. So viele Länder waren versammelt, so viele Länder haben gesprochen. Kein Land kann dieses Problem im Alleingang lösen.“

Dieser Bericht wurde von unserem Genfer Korrespondenten Christian Peschken, Pax Press Agency, verfasst. Der Bericht wird auch bei EWTN – Katholisches Fernsehen zu sehen sein im Rahmen des Magazins ‚Vatikano‘. (CNA Deutsch)

Benedikt bedankt sich für Glückwünsche

Papst (Emeritus) Benedikt XVI.Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat sich für die zahlreichen Glückwünsche zu seinem 89. Geburtstag bedankt. Er gebe die guten Wünsche zurück und begleite die Menschen im Heiligen Jahr mit seinen Gebeten, hieß es am Dienstag in einer kurzen Botschaft auf der Seite der Joseph Ratzinger Stiftung. An diesem Dienstag ist auch der 11. Jahrestag seiner Wahl zum Papst. Der jetzige Papst Franziskus hatte Benedikt am vergangenen Samstag, 16. April, sowohl auf seinem Flug nach Lesbos als auch auf Twitter herzlich zum Geburtstag gratuliert. In dem Tweet sprach Franziskus Gott seinen Dank aus, dass er Benedikt der Kirche und der Welt geschenkt habe. (rv)

„Ich kann sagen, Ja“: Papst Franziskus über Kommunion für geschiedene Wiederverheiratete

cna_Fliegende_PressekonferenzEigentliches Problem seien aber Familien in der Krise – Medien hätten sich zu sehr auf Umgang mit geschiedenen Wiederverheirateten fixiert – Die sinkende Geburtenrate in Europa ist „zum Weinen“ – Fragen auch zu muslimischer Migration und Bernie Sanders.

ROM – Papst Franziskus hat bestätigt, dass er in seinem Lehrschreiben Amoris Laetitia („die Freude der Liebe“) eine Kommunion für geschiedene Wiederverheiratete zulässt.

Der Heilige Vater beantwortete auf dem Rückflug von Lesbos nach Rom auch kritische Fragen über seinen Umgang mit dem Thema der Masseneinwanderung nach Europa und die Schwierigkeiten der Integration von Muslimen.

Zentrales Thema freilich war die Frage, ob er mit seinem Lehrschreiben Amoris Laetitia eine Zulassung geschiedener Wiederverheirateter zur Kommunion ermögliche.

Ich kann sagen, Ja.“ — So die Antwort des Papstes an einen Journalisten des „Wall Street Journal“. Dieser hatte ihn mit Verweis auf „die vielen Diskussionen“ und zum Teil widersprüchlichen Interpretationen des Schreibens gefragt, ob es denn, so wörtlich, nun „neue, konkrete Möglichkeiten gibt, die es vor der Veröffentlichung nicht gab“.

Im gleichen Atemzug zu seinem „Ja“ fügte der Papst hinzu: „Doch dies wäre eine Antwort, die zu klein ist.“ Die Antwort sei in der Vorstellung von Amoris Laetitia durch Kardinal Christoph Schönborn zu finden, so der Papst weiter.

Der Wiener Kardinal hatte am 8. April auf Einladung von Franziskus im Vatikan das Lehrschreiben vorgestellt. Dabei hatte der Erzbischof von Wien inhaltlich unter anderem gesagt, Amoris Laetita müsse aus der Perspektive der Armen gelesen werden.

Frage nach Fußnote 351

Diese Aussage des Papstes warf weitere Fragen auf. Ein Journalist wollte wissen, was viele der Kritiker von Amoris Laetitia fragen: Warum Franziskus überhaupt eine so wichtige Frage in einer Fußnote beantworte. Tatsächlich ist die Möglichkeit einer Zulassung von geschiedenen Wiederverheirateten in Fußnote 351 des achten Kapitels des 190 Seiten umfassenden Lehrschreibens zu finden. „Haben Sie nicht den Widerstand vorhergesehen oder wollten Sie damit sagen, dass dieser Punkt nicht so wichtig sei?“, fragte der Journalist von „Le Figaro“ wörtlich.

Franziskus antwortete, die Medien hätten sich auf diese Frage der geschiedenen Wiederverheirateten zu sehr fixiert. „Das hat mich traurig gemacht„, so der Papst.

Krise von Ehe und Familie das eigentliche Problem

Das eigentliche Problem seien Familien in der Krise: „Versteht ihr nicht, dass die Familie weltweit in der Krise steckt? Realisieren wir nicht, dass die sinkende Geburtenrate in Europa zum Weinen ist? Und die Familie ist die Basis der Gesellschaft“, betonte Franziskus. „Dies sind die großen Probleme. Ich kann mich nicht an die Fußnote erinnern, aber bestimmt, wenn es etwas Generelles ist in einer Fußnote, dann weil ich darüber gesprochen habe, ich glaube, in Evangelii Gaudium“. Damit beendete der Papst die Pressekonferenz, die insgesamt 25 Minuten gedauert hatte.

Fragen zu muslimischer Migration und Integration

Weitere Fragen der Journalisten drehten sich um seine spektakuläre Geste, drei syrische Familien von Lesbos nach Rom mitzunehmen. Die Aktion hatte für Begeisterung, aber auch Kritik gesorgt. „Sie sprechen viel über das Willkommen heißen, aber vielleicht sprechen Sie zu wenig über Integration“, sagte eine Journalistin von „Il Messaggero“. Sie sagte wörtlich: „In Anbetracht dessen, was gerade in Europa passiert, wo es eine große Welle von Einwanderern gibt, wo wir sehen, wie sich in Städten Ghettos bilden…In all diesem zeigt sich, dass muslimische Einwanderer die größten Schwierigkeiten haben, sich mit unseren Werten, den Werten des Westens, zu integrieren. Wäre es das nicht nützlicher, christliche Einwanderer zu bevorzugen? Und warum haben Sie drei ausschließlich muslimische Familien mitgenommen?“Der Papst antwortete, er habe „keine religiöse Entscheidung zwischen Christen und Muslimen“ gefällt. „Diese drei Familien hatten die richtigen Papiere“. Es habe auch zwei christliche Familien gegeben, die aber nicht die richtigen Paper hatten, so Franziskus. „Dies ist kein Privileg. Alle 12 sind Kinder Gottes. Es ist ein Privileg, ein Kind Gottes zu sein“, so Franziskus wörtlich.

„Was die Frage der Integration betrifft: Sie haben ein Wort verwendet, dass in der heutigen Kultur vergessen scheint, aber das weiter existiert: Die Ghettos. Und manche der Terroristen sind Kinder und Enkel der Menschen, die in Europa geboren sind, und was ist geschehen? Es gab keine Politik der Integration“, antwortete der Papst.

Die Integration sei auch Thema von Amoris Laetitia, betonte er, und zwar im Sinne, dass die Integration von Familien in der heutigen Gesellschaft eine pastorale Herausforderung sei. Franziskus weiter: „Mit der Integration wird Europas Kultur bereichert. Ich glaube, wir brauchen eine Erziehung, eine Lektion, über eine Kultur der Integration“.

Was er bei seinem Besuch in Lesbos gesehen habe, habe ihn fast zum Weinen gebracht, sagte Franziskus: Er zeigte den Journalisten Bilder, die ihm Kinder geschenkt hatten. Auf einem war eine weinende Sonne zu sehen, die über eine Darstellung von Flüchtlingen in einem sinkenden Boot gemalt war. Vor diesem Hintergrund erinnerte er an Mutter Teresas Aussage, dass ein Tropfen, der ins Meer falle, das Meer verändere. So sei auch seine Reise nach Lesbos und die Mitnahme der 12 Flüchtlinge zu verstehen.

Begrüßung mit Bernie Sanders

Eine amerikanische Journalistin fragte Franziskus über sein Treffen mit Bernie Sanders, dass in den USA großes Aufsehen erregt hatte. Dieses stelle keine Einmischung in die Politik dar, sagte dazu Franziskus. Es sei nur eine Geste der Höflichkeit gewesen. Der Papst hatte Sanders zu einer Konferenz in den Vatikan eingeladen. (CNA Deutsch)

Papst nimmt 12 Flüchtlinge mit nach Rom

cna_LesbosVATIKANSTADT – Es ist eine spektakuläre Aktion: 12 Flüchtlinge werden nach Abschluss des Besuchs von Papst Franziskus auf Lesbos mit ihm nach Rom fliegen. In Abstimmung mit griechischen und italienischen Behörden hat dies das Staatssekretariat des Vatikans offenbar auf Anregung des Papstes organisiert.

Wie Vatikansprecher Federico Lombardi bestätigte, handelt es sich dabei um drei muslimische Familien aus Syrien. Die Flüchtlinge, davon sechs Kinder, seien bereits vor Inkraftreten des Abkommens zwischen der EU und der Türkei nach Lesbos gekommen. Dem zufolge werden illegal eingereiste Migranten zurück in die Türkei gebracht.

Die Aktion wurde während der Tagesreise des Papstes auf der Insel bekanntgegeben. Dabei traf Franziskus auch mit führenden Vertretern der Orthodoxie zusammen, darunter Patriarch Bartholomäus I. von Konstantinopel und Erzbischof Hieronymos von Athen.

Die Gemeinschaft von Sant’Egidio werde sich um die drei arabischen Familien erst einmal kümmern, hieß es. (CNA Deutsch)

„Wer glaubt, ist nie allein“: Zum 89. Geburtstag von Papst em. Benedikt

Papst (Emer.) Benedikt XVI.VATIKAN – „Wer glaubt, ist nie allein“: Dies waren die unvergessenen Worte von Papst Benedikt XVI., gesprochen am 24. April 2005, in der Predigt der Messe zu seiner Einführung als Papst. In seinem langen und intensiven Leben hat Joseph Ratzinger stets daran festgehalten, in Wort und Tat den Glauben zu leben. So ist er niemals allein gewesen – und wird es auch weiterhin nicht sein.

Heute feiert Papst emeritus Benedikt XVI. seinen 89. Geburtstag. Und mit dem Heiligen Paul kann Benedikt sagen, dass er bis heute den guten Kampf gekämpft hat, und den Glauben gehalten (vgl. 2 Tim 4) – doch sein Lauf ist noch nicht vollendet, sondern in seiner vielleicht wichtigsten Phase angekommen.

Gesegnet sind die, die beten: So sagte es Papst Benedikt wenige Tage vor seinem monumentalen Rücktritt selber. Seit diesem 28. Februar lebt er den Brüdern und Schwestern im Glauben vor, was dies bedeutet.

Seinen Glauben, den er mit dem gesamten Volk Gottes geteilt hat, besonders als Papst, teilt er nun vor allem im Gebet und der Stille, seit er vor nunmehr drei Jahren sich ins Kloster Mater Ecclesiae zurückgezogen hat.

„Wer glaubt, ist nie allein“. Und wer glaubt, drückt seinen Glauben im Gebet aus, in der Einheit mit den Geschwistern im Glauben. Wie sagte er doch selber: „Das wahre Gebet ist der Motor, die Triebkraft der Welt, denn es hält sie für Gott offen“.

Die geistige Nähe, welche so viele Gläubige mit ihm verspüren, und die Dankbarkeit, die noch viel mehr Menschen für ihn hegen, drückt sich auf vielfache Weise aus. Wer ihn persönlich kennengelernt hat, weiß, dass seine Persönlichkeit in einer tiefen, echten Bescheidenheit ausdrückt, welche die Spiritualität und brilliante Intelligenz dieses „weisen Großvaters“, wie ihn Papst Franziskus liebevoll nennt, komplimentiert.

Herzlichen Glückwunsch, Papst Benedikt. Ad multos annos! (CNA Deutsch)