Papst auf Lesbos: Rede am Hafen

LesbosBei seiner apostolischen Reise nach Lesbos hat sich Papst Franziskus am Hafen der Insel an die Bewohner und an die Öffentlichkeit gewandt. Hier die Rede des Papstes im Wortlaut:

„Sehr geehrte Vertreter des öffentlichen Lebens, liebe Brüder und Schwestern,

Seit Lesbos ein Anlegeplatz für viele Migranten auf der Suche nach Frieden und Würde geworden ist, spüre ich den Wunsch hierherzukommen. Heute danke ich Gott, der es mir gewährt hat. Und ich danke Herrn Präsidenten Paulopoulos, dass er mich gemeinsam mit Patriarch Bartholomäus und Erzbischof Hieronymos eingeladen hat.

Ich möchte dem griechischen Volk meine Bewunderung ausdrücken: Trotz der großen Schwierigkeiten, mit denen sie sich auseinandersetzen müssen, haben sie es verstanden, ihre Herzen und ihre Türen offen zu halten. Viele einfache Leute haben das Wenige, das sie hatten, zur Verfügung gestellt, um es mit denen zu teilen, denen es an allem fehlte. Gott wird diese Großzügigkeit wie auch die anderer umliegender Nationen, die von Anfang an viele zur Migration Gezwungene mit großer Bereitschaft aufgenommen haben, zu belohnen wissen.

Segensreich ist auch die großherzige Präsenz so vieler Freiwilliger und zahlreicher Vereinigungen, die gemeinsam mit den verschiedenen öffentlichen Einrichtungen ihre Hilfe beigesteuert haben und weiterhin beisteuern. Sie bringen damit im Konkreten eine brüderliche Nähe zum Ausdruck.

Heute möchte ich aus bekümmertem Herzen erneut an die Verantwortung und die Solidarität appellieren angesichts einer so dramatischen Situation. Viele Flüchtlinge, die sich auf dieser Insel und in verschiedenen Gegenden Griechenlands befinden, leben in bedenklichen Situationen, in einem Klima der Beklemmung, der Angst und zuweilen auch der Verzweiflung aufgrund der materiellen Schwierigkeiten und der Unsicherheit der Zukunft.

Die Sorgen der Institutionen und der Menschen hier in Griechenland wie auch in anderen Ländern Europas sind verständlich und berechtigt. Und doch darf man nie vergessen, dass die Migranten an erster Stelle nicht Nummern, sondern Personen sind, Gesichter, Namen und Geschichten. Europa ist die Heimat der Menschenrechte, und wer auch immer seinen Fuß auf europäischen Boden setzt, müsste das spüren können; so wird es ihm selbst deutlicher bewusst werden, dass er sie respektieren und verteidigen muss. Leider ist es einigen – darunter vielen Kindern – nicht einmal gelungen, anzukommen: Sie haben ihr Leben im Meer verloren als Opfer unmenschlicher Reisen unter den Schikanen niederträchtiger Peiniger.

Ihr Bewohner von Lesbos beweist, dass in diesen Landstrichen, der Wiege der Zivilisation, noch das Herz einer Menschheit schlägt, die im anderen vor allem den Bruder oder die Schwester zu erkennen weiß; einer Menschheit, die Brücken bauen will und vor der Illusion zurückschreckt, Zäune aufzurichten, um sich sicherer zu fühlen. Tatsächlich schaffen die Barrieren Spaltungen, anstatt dem wahren Fortschritt der Völker zu dienen; und Spaltungen führen früher oder später zu Auseinandersetzungen.

Um wirklich solidarisch zu sein mit denen, die gezwungen sind, aus ihrem Land zu fliehen, muss man sich engagieren, um die Ursachen dieser dramatischen Realität zu beseitigen: Es genügt nicht, sich darauf zu beschränken, dem augenblicklichen Notfall zu begegnen, sondern es müssen weitreichende und nicht einseitige politische Pläne entwickelt werden. Vor allem ist es notwendig, dort, wo der Krieg Zerstörung und Tod verursacht hat, Frieden aufzubauen und zu verhindern, dass dieses Krebsgeschwür sich anderswo ausbreitet. Darum muss man standhaft der Verbreitung und dem Handel von Waffen und den damit verbundenen oft dunklen Machenschaften entgegenwirken. Wer Pläne des Hasses und der Gewalt verfolgt, dem muss jede Unterstützung entzogen werden. Dagegen muss die Zusammenarbeit zwischen den Ländern, den internationalen Organisationen und den humanitären Einrichtungen unermüdlich gefördert werden und diejenigen, welche den Notlagen entgegentreten, dürfen nicht isoliert, sondern müssen unterstützt werden. In diesem Sinn bringe ich erneut meine Hoffnung zum Ausdruck, dass der erste Weltgipfel für humanitäre Hilfe (World Humanitarian Summit), der im nächsten Monat in Istanbul stattfindet, Erfolg hat.

All das kann man nur gemeinsam tun: Gemeinsam können und müssen menschenwürdige Lösungen für die komplexe Flüchtlingsfrage gesucht werden. Und dabei ist auch der Beitrag der Kirchen und der Religionsgemeinschaften unverzichtbar. Meine Präsenz hier zusammen mit Patriarch Bartholomäus und Erzbischof Hieronymos bezeugt unseren Willen, weiter dafür zusammenzuarbeiten, dass diese epochale Herausforderung nicht Anlass zu Auseinandersetzungen wird, sondern eine Gelegenheit zum Wachsen der Kultur der Liebe.

Liebe Brüder und Schwestern, angesichts der Tragödien, welche die Menschheit verwunden, ist Gott nicht gleichgültig, bleibt er nicht fern. Er ist unser Vater, der uns beim Aufbau des Guten und bei der Zurückweisung des Bösen unterstützt – nicht nur unterstützt, sondern in Jesus hat er uns den Weg des Friedens aufgezeigt. Angesichts des Bösen in der Welt hat er sich zu unserem Diener gemacht, und mit seinem Dienst der Liebe hat er die Welt gerettet. Das ist die wahre Macht, die Frieden hervorbringt. Nur wer in Liebe dient, baut den Frieden auf. Der Dienst lässt aus sich herausgehen und nimmt sich der anderen an, er lässt nicht zu, dass die Menschen und die Dinge zugrunde gehen, sondern weiß sie zu behüten, indem er die dichte Decke der Gleichgültigkeit überwindet, die Herz und Geist umnebelt.

Ich danke euch, dass ihr Hüter der Menschlichkeit seid, dass ihr euch liebevoll um den Leib Christi kümmert, der im geringsten hungrigen und fremden Mitmenschen leidet und den ihr aufgenommen habt. (vgl. Mt 25,35).“ (rv)

Befragung von Gianluigi Nuzzi im Vatileaks 2-Prozess

Uffici GiudiziariVATIKANSTADT – Im Vatikan geht der Prozess Vatileaks 2.0 weiter. Nun fand im Gerichtssaal des Vatikanstaates eine Verhandlung statt, die der Befragung des angeklagten Gianluigi Nuzzi gewidmet war.

Im Saal anwesend waren – außer Nuzzi – auch die anderen vier Angeklagten, Monsignore Lucio Ángel Vallejo Balda, Francesca Immacolata Chaouqui, Nicola Maio und Emiliano Fittipaldi.

Laut Angaben von Pater Federico Lombardi – Leiter des Vatikanischen Presseamtes – hat das Gericht den Antrag einiger Strafverteidiger abgelehnt, neue Zeugen im Prozess zuzulassen, zusätzlich zu den bereits aufgenommenen.

Nuzzi, der beschuldigt wird, zusammen mit den anderen Angeklagten vertrauliche Dokumente und Informationen verbreitet zu haben, verteidigte sich, indem er sagte, keine Staatsgeheimnisse verletzt und nur Informationen veröffentlicht zu haben, die eine gesellschaftliche Relevanz besitzen und für das öffentliche Interesse von Wert sind. Nuzzi erklärte, die Dokumente von Monsignore Vallejo Balda – definiert als einflussreiche institutionelle Persönlichkeit, die wichtige Ämter innehatte und innehat – ohne Druck und Drohungen erhalten zu haben.

Nuzzi fügte hinzu, vom selben Vallejo Balda das Password zu seinem persönlichen Email-Account erhalten zu haben.

Das Gericht hat die Verhandlung auf Dienstag, den 26. April um 15.30 Uhr vertagt. Dann wird die Anhörung der zugelassenen Zeugen stattfinden. (CNA Deutsch)

Turkson: Suche nach langfristigen, nicht kurzfristigen Lösungen

Kardinal TurksonWenn Papst Franziskus nach Lesbos reist, ist das eine starke Geste, die an das Gewissen der Europäer und der internationalen Gemeinschaft rühren will. Das sagt Kardinal Peter Turkson, Präsident des päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, im Interview mit Radio Vatikan zur anstehenden Lesbos-Reise von Papst Franziskus.

Papst Franziskus wolle mit diesem Besuch nochmals gegen die von ihm oft angeprangerte Gleichgültigkeit der Menschen angehen. Doch Turkson meint auch, dass man nach den Ursachen dieser Gleichgültigkeit fragen müsse. „Griechenland kann sicher nicht gleichgültig sein, schließlich ist es das Land, wo die Leute jetzt sind. Aber die Maßnahmen, die von Europa umgesetzt werden… der Türkei eine riesige Summe an Geld zu geben, damit sie den Fluss an Migranten aufhält – ich weiß nicht – welchem Interesse dienen sie? Vielleicht wird es in Europa nun ein wenig ruhiger, aber wie lange wird diese Ruhe andauern? Denn wenn die Menschen auf dem Seeweg scheitern, werden sie andere Wege finden. Um eine langfristige Lösung zu finden, müssen wir alles tun, dass der Frieden in diesen Gebieten wiederhergestellt wird.“ Für Turkson sei der sogenannte IS nur scheinbar mächtig- doch vielmehr seien es das Geld und die Waffen, die ihm nach wie vor zugespielt würden, die ihn unterstützten. Dieser Fluss müsse zuallererst unterbrochen werden.

Während der Papst auf Lesbos ist, werden ihn die Kameras dieser Welt begleiten. Doch das Ziel sollte nicht nur sein, dass die leidenden Menschen von den Kameras eingefangen werden, sondern dass diese Bilder uns auch darüber nachdenken lassen, wie man diese Situation beenden und eine Lösung des Problems finden könne, betont Turkson.

Dieser Besuch erinnere Turkson an die erste Reise von Papst Franziskus, die ihn auf die Insel Lampedusa geführt habe. Auch diesmal sei es eine Insel, auf der Menschen, die zur Flucht gezwungen sind, stranden. „Deswegen wird dieser Besuch ein neuer Versuch sein, auf die globale Abschottung vor der Situation dieser Menschen sowie zugleich auf ihre Ursachen hinzuweisen und an die Welt und das globale Bewusstsein zu appellieren, hier etwas zu tun, um diese Situation zu verhindern. Es ist eine Situation der Gewalt, in diesem Fall durch den IS, aber zuvor auch schon durch den Krieg in Syrien. Es ist aber notwendig, dass Frieden herrscht. Doch dieser Frieden darf nicht nur eine Frucht der Diplomatie sein, sondern sollte auch weitgehend auf der Freundschaft, Liebe und Brüderlichkeit beruhen, die man diesen Menschen gegenüber zeigen kann.“ (rv)

„Der Papst fliegt nicht zufällig gerade jetzt nach Lesbos“

Griechenland„Diese Reise zeigt der ganzen Welt, dass die Migranten keine Zahlen sind, sondern Menschen“: Das sagt der katholische Pfarrer von Lesbos, Leo Kiskinis, zum bevorstehenden Papstbesuch. Franziskus werde auf Lesbos „dasselbe tun wie auf Lampedusa“, nämlich zeigen, dass die Flüchtlinge „Menschen sind, Träume haben, Namen tragen“. Und ja – natürlich sei die Reise auch ein politisches Signal.

„Zunächst mal denke ich: Diese Entscheidung, gerade hierher nach Lesbos zu kommen und nicht in irgendeinen anderen Teil Griechenlands, kann doch kein Zufall sein! Gerade nach Lesbos, auf die Insel, zu der die Migranten von der türkischen Seite aus aufbrechen. Und gerade ihre Einwohner, die einfachen Leute, haben eine Brüderlichkeit und Menschlichkeit unter Beweis gestellt, wie man sie hier bisher nicht erlebt hatte. Die Einwohner von Lesbos haben ihre Türen und Herzen nicht verriegelt, haben keine Mauern oder Barrieren errichtet, sondern diese Menschen aufgenommen in der Hoffnung, dass Europa – die Heimat der Menschenrechte – sie ebenfalls mit offenen Armen empfängt.“

Auch den Einwohnern von Lesbos soll seine „Nähe und Solidarität“ gelten, hat der Papst an diesem Mittwoch bei seiner Generalaudienz gesagt. Kiskinis betont auch den ökumenischen Charakter der Visite: Schließlich kommt Franziskus auf Einladung griechisch-orthodoxer Kirchenführer. „Und ich glaube, um diese Migrationskrise zu lösen, darf man eben keine Alleingänge machen, sondern dazu müssen alle zusammenarbeiten. Nicht nur die europäischen Regierungen, sondern eben auch die Kirchen. Zusammenarbeiten und in der Migrationskrise Geschlossenheit zeigen. Wir sind hier auf Lesbos als Christen, ohne Unterscheidungen nach Rasse, Kultur, Sprache oder Religion zu machen – wir helfen diesen leidgeprüften Menschen und wollen auch die Europäer, die Regierungen, dafür sensibilisieren, wie wichtig das Zusammenarbeiten ist. Mit Grenzen oder Zäunen lassen sich diese Menschen jedenfalls nicht aufhalten: Die fliehen vor einem Krieg und haben keine Alternative.“

Pfarrer Kiskinis ist Seelsorger für eine einzige, kleine Pfarrei; er hätte nie damit gerechnet, mal den Papst zu Gast zu haben. „Ich war sehr überrascht“, sagt er über die Ankündigung der Visite, „damit hätte ich wirklich nicht gerechnet“. Doch so klein die katholische Gemeinde auf Lesbos auch sei, so engagiert sei sie dennoch bei der Aufnahme der Migranten. Und darum sei das Kommen des Papstes „auch eine Genugtuung für diese kleine Gemeinde, die wirklich an der Peripherie der Kirche liegt“. „Auch weil es bis vor drei, vier Jahren keine feste Präsenz eines katholischen Priesters auf der Insel gab; darum haben diese Gläubigen allein leben müssen, ohne eine kontinuierliche Seelsorge. Erst vor vier Jahren hat der Bischof beschlossen, dass es einen festen Priester auf der Insel geben soll – und jetzt kommt schon der Papst zu Besuch! Also, wir fühlen uns wirklich geschmeichelt, auch wenn wir am Rand liegen…“ (rv)

Papst spricht mit Kardinalsrat über Bischofsernennungen

Kardinalsrat_K9Sollte der Vatikan etwas verändern am Prozedere für die Auswahl und Ernennung von Bischöfen? Auch über dieses Thema hat sich Papst Franziskus in den letzten drei Tagen mit seinem Kardinalsrat ausgetauscht. Vatikansprecher Federico Lombardi nannte an diesem Mittwoch, dem letzten Sitzungstag, einige Details der insgesamt 14. Runde des sogenannten K-9. „Sie wissen ja alle, was der Papst über Bischöfe und zu Bischöfen sagt“, so der Jesuit Lombardi. Das verleitete eine italienische Nachrichtenagentur zu der Schlagzeile, Franziskus wolle „neue und weniger römische Kriterien für die Auswahl von Bischöfen“.

Nur der indische Kardinal Oswald Gracias blieb den Beratungen des Kardinalsrats mit Franziskus aus Gesundheitsgründen fern. Gesprochen wurde nach Auskunft Lombardis über den Platz mehrerer Kongregationen und Räte in der künftigen neuen „Apostolischen Konstitution“, also dem Grundgesetz des Heiligen Stuhls. Die Zusammenlegung mehrerer Vatikan-Einrichtungen zu zwei neuen Dikasterien, nämlich „Laien-Familie-Leben“ und „Gerechtigkeit-Friede-Migration“, sei, was die Texte betreffe, fertig – jetzt liege die letzte Entscheidung darüber beim Papst.

Anfang Juni, Mitte September und Mitte Dezember will der Kardinalsrat wieder im Vatikan zusammentreten. (rv)

Der berühmte Trevi-Brunnen wird sich für die christlichen Märtyrer rot färben

Trevi_BrunnenVATIKANSTADT – Am 29. April wird sich der Trevi-Brunnen, einer der emblematischen Orte Roms und weltberühmte Touristenattraktion, zu Ehren der christlichen Märtyrer rot färben.

Das Mahnmal wird von Kirche in Not in Italien organisiert und zielt darauf ab, „Aufmerksamkeit für das Drama der antichristlichen Verfolgung zu gewinnen“.

In einer Mitteilung, die auf ihrer Website veröffentlicht wurde, teilt Kirche in Not mit, dass sie mit dieser Initiative „hofft, überall Vorreiter einer anhaltenden und konkreten Reaktion zu sein, mit dem Ziel, dass die Verfolgten des 21. Jahrhunderts baldmöglichst die effektive Ausübung ihres natürlichen Rechtes der Religionsfreiheit wieder erlangen.“

Die Organisatoren fügten hinzu, dass „die systematische Verletzung des Rechtes auf Religionsfreiheit, vor allem jener der Christen, ein zentrales Thema im öffentlichen Diskurs werden muss“.

An der Veranstaltung werden Monsignore Antoine Audo, chaldäischer Bischof von Aleppo (Syrien) und Kardinal Mauro Piacenza, internationaler Präsident von Kirche in Not teilnehmen.
Der Irak und Syrien sind zwei der Länder, in denen eine heftige Christenverfolgung besteht, die zunehmend als Völkermord anerkannt wird.

Neben der brutalen Unterdrückung des Christentums durch die kommunistische Diktatur in Nordkorea ist es vor allem der weltweit wachsende Islamismus, der Christen wegen ihres Glaubens verfolgt. Die Bandbreite reicht vom aktiven Völkermord durch den Islamischen Staat bis hin zu Misshandlung, Unterdrückung und Diskriminierung von Christen durch manche Muslime in deutschen Migranten-Unterkünften.

In Syrien stehen die Christen mitten im Feuer zwischen dem Islamischen Staat, den Rebellengruppen und den Streitmächten der Regierung. Tausende haben alles verlassen, weil sie sie nicht ihren Glauben verleugnen wollten. Viele befinden sich in Flüchtlingslagern, wo sie unter prekären Umständen leben.

Bis jetzt haben sich der Initiative verschiedene Vereinigungen angeschlossen, wie Comunione e Liberazione, die italienische Caritas, die christliche Arbeiterbewegung, die Fokolarbewegung, Lebensrechtsbewegungen und andere. (CNA Deutsch)

„Vatileaks 2.0“-Verhandlung: Eine „Schattenkommission“ und „para-vatikanische Dynamik“

cna_Schweizergardisten vor SynodenaulaVATIKANSTADT – Der sogenannte „Vatileaks 2.0″–Prozess ist mit einer Befragung des ehemaligen Exekutiv-Sekretärs der COSEA fortgesetzt worden.

In dem Verfahren sitzen die ehemalige Nummer 2 der Präfektur für die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Heiligen Stuhles, Lucio Angel Vallejo Balda, das ehemalige Mitglied der COSEA, Francesca Immacolata Chaouqui, sowie die Journalisten Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi auf der Anklagebank und Nicola Maio, ehemaliger Exekutivsekretär der COSEA, auf der Anklagebank sitzen. Die Verhandlung vom 11. April war komplett der Befragung des Letzteren gewidmet.

Sie begann gegen 10.35 Uhr unter Anwesenheit aller Angeklagten, außer Emiliano Fittipaldi. Maio hat seine Rolle innerhalb der COSEA betont, das heißt seine Funktion als Exekutivsekretär der Kommission, zusammen mit zwei anderen, die ebenfalls als Exekutivsekretäre arbeiteten.

Angebliche „Schattenkommissionen“

Was die – so wörtlich – „Schattenkommission“ oder „geheime Superkommission“ angeht, auf die er sich in den Anhörungen bezogen hat, um über eine Art „Unterstruktur“ der Kommission selbst zu sprechen, gab er an, einen unglücklichen Ausdruck benutzt zu haben. Die „Schattenkommission“ war in Wirklichkeit „eine Kontaktgruppe für einflussreiche Personen in der Kurie“ erklärte er, ohne dass jedoch näher erläutert wurde, um welche Personen es sich dabei handelte.

Maio hat auch über die Besorgnis dieser Gruppe gesprochen, die Reform „könne entgleisen“. Er hat die Beziehung totaler Abhängigkeit von Monsignore Vallejo Balda, seinem direkten Vorgesetzten, hervorgehoben und betont, nie ein Dokument aus der Präfektur entwendet zu haben.

Die Schattenkommission hätte nur wenig über das Ende der COSEA hinaus gewirkt, aber diese Besorgnis hatte im Februar/März 2014 angefangen, als gesagt wurde, die Reform hätte schlecht begonnen oder wäre sabotiert worden.

Maio hat bestätigt, die Vereinbarungen dieser ´Kommission´ zu kennen und ein Dossier erstellt zu haben, das Zeitungsartikel und verschiedenes andere Material enthält.

Maio gab ebenso an, auch Aufgaben im Wirtschaftssekretariat innegehabt zu haben, neben dem Amt als Exekutivsekretär der COSEA. Daher hatte er auch Zugang zum Material des Dikasteriums, das von Kardinal George Pell geleitet wird, unter anderem zu einem Brief des Sekretärs des Governatorats, Erzbischofs Vergez, an Kardinal Pell zu den Vergünstigungen der Kardinäle, über die im Lauf des Prozesses gesprochen wurde.

Gespräch über Geheimdienste und Establishment

Unter den verschiedenen Punkten, die in der Verhandlung angesprochen wurden, war auch jener eines angeblichen „psychischen Drucks“, den Maio bei seiner Arbeit für die COSEA verspürt habe. Maio hat auch unterstrichen, die COSEA verlassen zu haben, als er sich eines Interessenkonfliktes bewusst wurde, denn er führte Nebentätigkeiten aus, die nicht die Reform betrafen: Förderung der „Mensajeros de la Paz“, der Stiftung Santa Maria del Cammino, die sich Kirchengütern widmet und einer spanischen Stiftung mit dem Namen San Nicolas.

Maio sagte, es habe „eine ´paravatikanische´ Dymanik gegeben, und das erschien mir unpassend. Das war mein Gefühl.“ Es sei unpassend gewesen, dass er sich mit Aufklärung und Verwaltung der Wirtschaftsangelegenheiten im Vatikan befasste und als Nebenbeschäftigung auch mit Aktivitäten, die sich auf Interessen des Vatikan auswirkten: Er habe dort einen Interessenkonflikt gesehen.

Er wurde gefragt, ob er am Mittagessen mit Bisignani teilgenommen hatte und Maio bejahte es. Er erinnerte sich, mit Bisignani vertraut über das Establishment gesprochen zu haben und dass auch die Geheimdienste genannt wurden. Der restliche Verlauf des Mittagessens war den Mensajeros de la Paz gewidmet.

Maio teilte mit, dass man ihm am Ende des Abendessens in der Casina Pio IV im Mai 2014, bei dem die Arbeit der COSEA beendet wurde, den Ausweis der COSEA abnahm. Maio verneinte auch, dass Francesca Immacolata Chaouqui ihn je gebeten habe, Dokumente zu entwenden.

Zuletzt wurde das Protokoll zur Befragung verlesen und es wurde ihm stattgegeben. Die Verhandlung endete um 13.20 Uhr. (CNA Deutsch)

Wird Franziskus die Beichte bei der Piusbruderschaft auch nach dem Heiligen Jahr zulassen?

FSSPX LogoMedien berichten, der Papst habe dies zugesagt und die FSSPX ermutigt, in Italien ein Priesterseminar zu eröffnen – Erzbischof Pozzo: „Volle Versöhnung und kanonische Anerkennung“ angestrebt.

ECÔNE/ROM – Papst Franziskus wird offenbar seine „terliche Geste“ – die Möglichkeit für Katholiken, bei der Piusbruderschaft zur Beichte zu gehen – über das Jahr der Barmherzigkeit hinaus aufrecht erhalten. Das berichten mehrere Medien mit Verweis auf Aussagen des Generaloberen der Priesterbruderschaft St. Pius X (FSSPX), Bischof Bernard Fellay, am vergangenen Wochenende im Rahmen einer Messe in Le Puy en Velay. Dieser war zuvor zu Gesprächen in Rom unter anderem mit Papst Franziskus zusammen getroffen.

Auch andere Sakramente bald gültig?

Der Papst habe in diesem „sehr positiven“ Treffen erneut bestätigt, dass die FSSPX aus seiner Sicht katholisch sei, und er sie niemals verurteilen würde, hieß es. Im Gegenteil habe Franziskus mitgeteilt, dass er die Jurisdiktion der FSSPX ausweiten wolle.

Bei den Gesprächen in Rom sei Bischof Fellay auch ermutigt worden, ein Priesterseminar der Piusbruderschaft in Italien zu eröffnen, heißt es.

Der Sekretär der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei, Kurienerzbischof Guido Pozzo, betonte, das in einem „vertrauensvolleren und respektvolleren Klima“ geführte Treffen sei „nutzbringend“ gewesen. Die „volle Versöhnung“ sei das Ziel, so der Erzbischof gegenüber „Zenit“: Die kanonische Anerkennung der Piusbruderschaft.

Die von der Bruderschaft vorgebrachten Schwierigkeiten bezüglich der Beziehung zwischen Staat und Kirche und der Religionsfreiheit, der Praxis der Ökumene und dem Dialog mit den nichtchristlichen Religionen und einiger Aspekte der Reform der Liturgie und deren konkreter Anwendung, bleiben zu diskutierende und zu klärende Punkte. Sie stellen jedoch kein Hindernis für die kanonische und rechtliche Anerkennung der Bruderschaft dar.

Eine doktrinäre Erklärung, die der Bruderschaft „im geeigneten Moment unterstellt“ werde, würde diese Punkte beinhalten. Eine kanonische Anerkennung könnte etwa die Form einer Personalprälatur annehmen, spekulieren Vatikanisten.

Hintergrund: Piusbruderschaft

Die FSSPX wurde 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründet. Sie beschreibt sich selbst als „eine internationale priesterliche Gesellschaft mit Gemeinschaftsleben ohne Gelübde“, deren Ziel „die Ausbildung, Unterstützung und Förderung heiligmäßiger Priester“ sei, „die wirksam den katholischen Glauben auf der ganzen Welt ausbreiten sollen“.

Prägendes Merkmal der FSSPX ist ihre Pflege und Förderung der katholischen Tradition sowie die kritische Ablehnung moderner Tendenzen in der Kirche, einschließlich Beschlüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Ihre Priester feiern ausschließlich die Messe im überlieferten lateinischen Ritus. Zudem gab ihr Gründer wiederholt kritische Stellungnahmen zum Konzil ab. Diese Haltung führte kurz nach dem Konzil zum Konflikt mit Rom, und jahrelang unfruchtbaren, immer wieder stockenden Verhandlungen.

Im Jahr 1988 weihte Erzbischof Lefebvre ohne Genehmigung von Papst Johannes Paul II. vier Bischöfe, darunter den derzeitigen Generaloberen, Bischof Bernard Fellay, der seit 1994 die FSSPX leitet. Dieser Schritt führte zwischenzeitlich zur Exkommunikation der Bischöfe.

Im Jahr 2009 hob Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation der Bischöfe auf. Seitdem gibt es Gespräche zwischen der Bruderschaft und dem Vatikan mit dem Ziel, wieder in die „volle Kommunion mit der Kirche“ zu kommen. Diese gerieten im Sommer 2012 zwischenzeitlich ins Stocken, als Bischof Bernard Fellay sich weigerte, eine doktrinelle Präambel zu unterschreiben, die Rom vorgelegt hatte. Im Jahr 2014 wurde der Dialog mit der Glaubenskongregation jedoch fortgesetzt.

Vergangenes Jahr entsandte der Heilige Stuhl dann einen Kardinal und drei Bischöfe, um die Priesterseminare der Bruderschaft zu visitieren. Diese Besuche dienten unter anderem des Aufbaus besserer Beziehungen und der Diskussion doktrineller und theologischer Fragen in einem eher informellen Rahmen.

Im vergangenen September erklärte Papst Franziskus, dass zum Jahr der Barmherzigkeit die Beichte der Piusbruderschaft „gültig und erlaubt“ empfangen werden könne.

Nach eigenen Angaben gehören heute weltweit über 600 Priester der FSSPX an, sowie 187 Seminaristen. Zum Vergleich: Im Erzbistum München und Freising gab es Anfang 2015 nach eigenen Angaben 979 Priester, davon 593 aktive. (CNA Deutsch)

Erst Griechenland dann der Kaukasus: Die nächsten Reisen des Papstes

cna_Franziskus_PapamobilVATIKANSTADT – Nun sind sie offiziell bestätigt: Die nächsten vier Reiseziele von Franziskus. Der Papst wird zunächst am kommenden Samtag, 16. April, die griechische Insel Lesbos besuchen; Ende Juni und noch einmal im Herbst dann geht es in den Kaukasus, genauer: Nach Armenien, Georgien und Aserbaidschan.

Besuch eines Zentrums für Migranten

Wie das Presse-Amts des Vatikan meldete, reise Franziskus auf Einladung des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomäus I., sowie des griechischen Präsidenten Prokopis Pavlopoulos auf die Mittelmeerinsel. Zusammen mit dem Patriarchen und dem Präsidenten sowie dem Erzbischof von Athen und Oberhaupt der autokephlaen orthodoxen Kirche von Griechenland werde der Papst auch ein Zentrum besuchen, in dem Flüchtlinge und Migranten versorgt werden. Die Insel ist eines der Hauptziele der Schlepper und Menschenschmuggler, die Menschen über das Mittelmeer nach Europa bringen.

Einladung nach Armenien

Auf Einladung von Karekin II, dem Obersten Patriarch der Armenischen Apostolischen Kirche, wird Papst Franziskus vom 24. bis 26. Juni Armenien besuchen. Auf dem Programm stehen neben einem Treffen mit dem Katholikos aller Armenier, Karekin, auch Gespräche mit staatlichen Vertretern und der katholischen Kirche vor Ort.

Armenien war Schauplatz des Völkermords des Osmanischen Reiches an etwa 1,5 Millionen armenischen, syrischen und griechischen Christen. Weitere Millionen Menschen, die meisten Armenier, wurden von den Türken vertrieben. Bis heute bestreitet die türkische Regierung den Völkermord.

Franziskus ist der zweite Papst, der das Land besucht: Johannes Paul II. besuchte Armenien 2001.

Reise nach Georgien und Aserbaidschan

Vom 20. September bis 2. Oktober wird Franziskus dann Georgien und Aserbaidschan besuchen. Wie der Vatikan mitteilte, nehme der Papst damit eine Einladung des Oberhauptes der georgischen orthodoxen Apostelkirche an, Patriarch Ilia II., wie auch ziviler Vertreter Georgiens und Aserbaidschans. (CNA Deutsch)

Vatileaks 2 geht in die nächste Runde

Vatileaks II.Der Vatileaks-2 Prozess um die Weitergabe von vertraulichen Dokumenten an zwei Journalisten ging an diesem Montagvormittag wie geplant weiter. Das teilte Vatikansprecher Federico Lombardi in einer Presserklärung im Anschluss an die Sitzung mit. An diesem Prozesstag wurde ausschließlich der Angeklagte Nicola Maio verhört, der in einer inzwischen aufgelösten Kommission (COSEA) für die Reform der wirtschaftlich-administrativen Strukturen des Heiligen Stuhls mitgearbeitet hatte. Details aus der Vernehmung gab Lombardi jedoch nicht bekannt.

Anwesend waren neben dem Gericht die Angeklagten Lucio Ángel Vallejo Balda, Francesca Immacolata Chaouqui, und Gianluigi Nuzzi, jeweils mit ihren Anwälten. Der Angeklagte Emiliano Fittipaldi wurde von seinem Anwalt vertreten.

Die nächste Sitzung findet am kommenden Mittwoch ab 10.30 Uhr statt. (rv)