Franziskus reist am 16. April nach Lesbos

GriechenlandPapst Franziskus wird am 16. April auf die griechische Insel Lesbos reisen. Das teilte der Vatikan an diesem Donnerstag mit. Dort wird der Papst gemeinsam mit dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., und dem griechisch-orthodoxen Erzbischof von Athen, Hieronimus II., Flüchtlinge treffen. Die Einladung auf die griechische Insel sei durch Bartholomaios und den griechischen Präsidenten erfolgt. Die Insel ist Haupt-Anlaufpunkt bei der Überfahrt der Flüchtlinge von der Türkei nach Griechenland und Brennpunkt des erst kürzlich in Kraft getretenen Rückführungsabkommen zwischen EU und Türkei. In seiner Mitteilung betonte der Vatikan auch den ökumenischen Charakter des Besuches von Papst Franziskus und den Vertretern der orthodoxen Kirche.

Vatikansprecher Federico Lombardi sagte dazu auf Anfrage von Radio Vatikan:

„Wie wir wissen, verfolgt der Papst immer mit großer Aufmerksamkeit alle großen Krisen auf der Welt und insbesondere, wenn es dabei Menschen gibt, die leiden und unserer Solidarität und Hilfe bedürfen. … Weil es sich bei der griechischen Insel um ein Gebiet handelt, das vorwiegend von orthodoxen Christen bewohnt ist, stattet er diesen Besuch zusammen mit Vertretern der orthodoxen Kirche ab. Was der Papst dort tut, hat nicht unbedingt einen direkten politischen Charakter sondern es hat menschliche, moralische und religiöse Bedeutung, weil er jeden von uns dazu aufruft, Verantwortung für die Mitmenschen zu tragen.“ (rv)

Italien: Sant´Egidio kritisiert EU-Türkei-Abkommen

TürkeiDas Abkommen zwischen der Europäischen Union und der Türkei über die Rückführung von Flüchtlingen „ist eine Niederlage“. Das sagte der Präsident der katholischen Basisgemeinschaft Sant´Egidio, Marco Impagliazzo, bei einer Pressekonferenz in Rom. Die katholische Bewegung organisiert seit kurzem mit dem Bund der evangelischen Kirchen in Italien humanitäre Korridore für Flüchtlinge. Bisher wurden bereits 97 syrische Flüchtlinge auf legale Weise und ohne dass sie auf Schlepper zurückgreifen mussten, in Italien aufgenommen.

„Unser Projekt kann man sehr gut andernorts wiederholen, weil es dem Staat nichts kostet. Alles liegt in den Händen von Verbänden und dennoch verläuft die Aufnahme der Flüchtlinge nach europäische Regelungen. Deshalb könnte das auch jeder andere EU-Staat genauso machen. Konkret geht es um die Vergabe von EU-Visa, die jedoch keine Schengen-Visa sind, wie es Touristen kennen. Wenn man also dieses Einreise-Instrument benützen würde, würde man auch das Problem in Griechenland oder Italien lösen, wo so viele Flüchtlinge auf ihr Weiterkommen warten.“

Ziel der humanitäre Korridore von Sant´Egidio ist es, in den nächsten zwei Jahren 1.000 Flüchtlingen aus Marokko, Äthiopien und anderen Transit-Ländern nach Europa zu begleiten. Es soll sich vor allem um sogenannte Risiko-Gruppen handeln. Dies sind vor allem Kinder, Kranke und Opfer von Menschenhandel. Bis Ende April soll die 150-Marke an aufgenommen Flüchtlingen erreicht werden.

„Wir rufen die Staaten Europas auf, aber auch jeden Bürger, unser Projekt zu unterstützen, weil es überall machbar ist. Wir sprechen von Korridoren, also gesicherten Wegen, die Tote im Meer verhindern sollen. Das heißt, Familien, ältere Menschen, Frauen und Kinder, die gerettet werden. Wir sehen stattdessen weiterhin Mauern, Zäune und Menschen, die in Auffanglagern warten und das mitten im Sumpf. So etwas mit anzusehen, tut weh, denn es gibt Möglichkeiten, um das zu verhindern.“ (rv)

Pressekonferenz zu Amoris Laetitia – live bei Radio Vatikan

Kardinal BaldisseriWas steht in der Apostolischen Exhortation Amoris Laetitia? Und was bedeutet das, was Papst Franziskus schreibt, für die Kirche und den synodalen Prozess zum Thema Familie? Fragen, die an diesem Freitag bei der Vorstellung des Textes beantwortet werden. Kardinal Christoph Schönborn und der Generalsekretär der Synode, Kardinal Lorenzo Baldisseri, werden neben einem italienischen Ehe- und Spezialistenpaar den Text bei einer Pressekonferenz vorstellen.

Sie können diese Pressekonferenz online live verfolgen, ab 11.30 Uhr entweder über Radio Vatikan Player oder über Youtube. (rv)

Amnesty International: Grauenhafter Rekord 2015

Amnesty InternationalEin grauenhafter neuer Rekord wurde im vergangenen Jahr aufgestellt. Amnesty International verzeichnet einen drastischen Anstieg von Hinrichtungen weltweit. Mindestens 1.634 Hinrichtungen wurden 2015 weltweit durchgeführt, wie aus der am Mittwoch vorgelegten Statistik der Menschenrechtsorganisation hervorgeht. Pia Dyckmans sprach mit dem Amnesty-Experten Oliver Hendrich über die jüngsten Entwicklungen.

Oliver Hendrich: „Für das vergangene Jahr hat Amnesty International mehr als 1.600 Hinrichtungen registriert – mindestens. Das ist die höchste Zahl an Hinrichtungen, die die Organisation unter Auslassung von China seit 1989 registriert hat. Allerdings sind für einen Großteil dieser Hinrichtungen drei Staaten verantwortlich: Pakistan, Iran und Saudi Arabien.“

Radio Vatikan: Etwa 90 Prozent der 2015 registrierten Hinrichtungen sind der Amnesty-Statistik zufolge auf die Staaten Iran (mindestens 977), Pakistan (mindestens 320) und Saudi-Arabien (mindestens 158) zurückzuführen, die hauptverantwortlich für den globalen Anstieg seien. Saudi Arabien ist ein wichtiger Handelspartner von Deutschland, das Auswärtige Amt spricht von einem „freundschaftlichen und spannungsfreien“ Verhältnis. Das passt doch irgendwie nicht zusammen.

Hendrich: „Das sollte auch für die Bundesregierung eine deutliche Mahnung sein, hier stärker auf die Menschenrechte zu achten und auch in den Außenbeziehungen mit wichtigen Wirtschafts- und Handlungspartnern solche Themen trotzdem anzusprechen. Hier würden wir uns wünschen, dass bei diesen Ländern diese Aspekte stärker berücksichtigt werden. Wir haben auch bei der Aufhebung der Sanktionen gegen Iran gesehen, dass es immer wieder Situationen und Entscheidungen gibt, wo auf der einen Seite gesagt wird, Menschenrechte sind uns wichtig, aber wenn es dann um wirtschaftliche Interessen geht, man dann doch eine Abwägung zu Gunsten der Wirtschaftsinteressen macht. Das ist eine Entwicklung, die nicht gut ist.“

RV: Die Zahlen von Hinrichtungen in China sind offiziell nicht bekannt, sie gelten als Staatsgeheimnis, dennoch schätzen Sie die als enorm hoch ein – Sie vermuten, dass China wieder mehr Menschen hinrichten ließ als der gesamte Rest der Welt zusammen. Wie kommen Sie auf die Zahlen?

Hendrich: „Amnesty International hat sich vor einigen Jahren dazu entschieden, keine Todesstrafenzahlen mehr für die Volksrepublik China zu veröffentlichen, weil wir davon ausgehen, dass die von uns ermittelte Mindestzahl sehr stark von der tatsächlichen Zahl abweicht. Amnesty beobachtet China natürlich weiterhin, aber die Todesstrafe wird dort als Staatsgeheimnis geführt, das heißt, es ist sehr schwer für Amnesty, aber auch für die Chinesen im Land, sich über die Todesstrafe zu informieren. Sodass es für uns sehr schwer ist, Schritte einschätzen zu können, die China unternommen hat. Deshalb fordert Amnesty International von China hier mehr Transparenz als erster wichtiger Schritt auf dem Weg zur Abschaffung.“

RV: Bei all den schrecklichen Zahlen schreiben sie aber auch von einer entgegengesetzten Entwicklung, Was sind denn positiven Meldungen ihres Berichts?

Hendrich: „Was wir sehen – und das ist glücklicherweise ein Trend, der seit Jahrzehnten anhält – dass immer mehr Staaten sich von der Todesstrafe verabschieden. Inzwischen wendet eine Mehrheit der Staaten diese Strafe nicht mehr an und inzwischen gibt es eine Mehrheit von Staaten, die die Todesstrafe aus ihren Strafgesetzbüchern gestrichen haben. Diese Gruppe wächst von Jahr zu Jahr. Im letzten Jahr haben vier Staaten diesen Schritt vollzogen: Fidschi, Madagaskar, Suriname und die Republik Kongo. Das führt natürlich zu Druck auf die Staaten, die die Todesstrafe weiter anwenden. Das ist ein stark motivierendes Signal an diese Staaten, diesen Schritt nun auch zu gehen.“

RV: Das klingt nach einem langfristige Trend in die Richtung einer Welt ohne Todesstrafen. Ist das nicht ein Widerspruch, wenn zwar einige wenige Länder nur noch die Todesstrafe verhängen, dafür diese es umso mehr umsetzen?

Hendrich: „Natürlich gibt es innerhalb der Gruppe, der Staaten mit Todesstrafe, einen wirklichen harten Kern von Staaten, die jedes Jahr bei der Statistik von Amnesty International auf den ersten Rängen landen. Diese Staaten sind diejenigen, die den Großteil des Problems ausmachen. Würden diese Staaten auch nur erste Schritte gehen auf dem Weg Abschaffung der Todesstrafe – das ist oftmals ein langer Prozess über verschiedene Stufen – wäre das Problem Todesstrafe insgesamt schon um eine ganze Größenordnung kleiner. Ich denke aber trotzdem, dass wir mit der ganz klaren Richtung in weltweiter Abschaffung auf einem guten Weg sind. Diese Gruppe von Staaten ist zunehmend isoliert und das übt schon Druck auf sie aus, auch Schritte in diese Richtung zu gehen.“ (rv)

Vatikanische Museen regen zum Blutspenden an

Vat_MuseumDie Vatikanischen Museen starten eine Initiative zum Blutspenden. Gemeinsam mit dem römischen Poliklinikum und der Universität Tor Vergata haben die Museen die Initiative „RossoArte“ ins Leben gerufen, die am Donnerstag vorgestellt wird. Damit wolle man im Heiligen Jahr dieses leibliche Werk der Barmherzigkeit würdigen, das eine echte Aufmerksamkeit für den Nächsten bedeute und Leben retten könne, so eine Pressemitteilung der Museen. Wer sich bei den Partnern der Aktion zum Blutspenden meldet, wird demnach einen Gutschein bekommen, mit dem er ohne anzustehen für vier Euro die Vatikanischen Museen besuchen kann. Die ersten Spender dürfen zudem im Anschluss an die Pressekonferenz am Donnerstag direkt die Kunstsammlungen der Vatikanischen Museen besuchen. (rv)

Bestätigt: Franziskus traf sich mit Oberen der Piusbruderschaft

cna_Kuppel_PetersdomVATIKANSTADT – Papst Franziskus hat sich am vergangenen Samstag mit Bischof Bernard Fellay getroffen, dem Generaloberen der Priesterbruderschaft St. Pius X (FSSPX), auch bekannt als Piusbruderschaft. Das hat Greg Burke, Vizedirektor des Presse-Amts des Heiligen Stuhls, bestätigt.

Über die Inhalte des Gesprächs ist bislang nichts bekannt; einzelne Medien berichten jedoch, das Treffen sei „sehr positiv verlaufen“.

Entgegenkommen des Papstes

Papst Franziskus hatte gegenüber der Piusbruderschaft im Rahmen des Heiligen Jahres bereits eine Geste des Entgegenkommens gemacht: Alle Gläubigen sei es gestattet, während des Jubeljahres bei Priestern der Bruderschaft zur Beichte zu gehen — so Franziskus in einem Schreiben Anfang September 2015. Darin schrieb er: “Ich vertraue darauf, dass in naher Zukunft Lösungen gefunden werden können, um die volle Einheit mit den Priestern und Oberen der Bruderschaft wiederzugewinnen.”

Franziskus setzt damit auch die Bemühungen seines Vorgängers, Papst Benedikt XVI., fort. Dieser hatte 2009 erwirkt, dass die Exkommunikation der vier Bischöfe aufgehoben wurde, die vom Gründer der Bruderschaft, Erzbischof Marcel Lefebvre, 1988 geweiht worden waren, darunter Bernard Fellay.

Ziel ist eine Normalisierung

Tatsächlich sei eine Beschränkung der Geste des Papstes zur Beichte auf das Heilige Jahr schlecht vorstellbar, “und dürfte wohl auch nicht dem Denken des Papstes entsprechen. Vielleicht folgen zunächst noch weitere Gesten ähnlicher Art. Aber auf die Dauer wird es sicher um eine endgültige Normalisierung mit einer kirchenrechtlichen Struktur für die Priesterbruderschaft St. Pius X. gehen”, so Pater Franz Schmidberger im Dezember 2015 gegenüber CNA. Er ist Regens des Priesterseminars “Herz Jesu” und ehemaliger Distriktoberer der Bruderschaft in Deutschland und Österreich. (CNA Deutsch)

Vatikan lanciert neue Internet-Endung „catholic“

VatikanDer Vatikan lanciert eine neue Internet-Domain mit der Endung „catholic“. Auf Anregung des vatikanischen Staatssekretariats hat das Kommunikationssekretariat eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich um die Umsetzung dieser Neuerung kümmern soll. Damit sollen künftig katholische Institutionen die Möglichkeit haben, sich mit dieser Endung im World Wide Web als „katholisch“ präsentieren zu können. Die Arbeitsgruppe des Vatikan soll damit jene Institutionen unterstützen, die die katholische Lehre und ihre Werte in der Cyberwelt verbreiten wollen, so eine Note des vatikanischen Pressesaals von diesem Montag. Geleitet wird die siebenköpfige Arbeitsgruppe vom ehemaligen Informatik-Verantwortlichen von Radio Vatikan, Mauro Milita. (rv)

Neue Fotoausstellung zeigt Schweizer Gardisten privat

SchweizergardeWas macht ein Schweizer Gardist eigentlich, wenn er keine Uniform trägt? Wo isst er zu Mittag? Wie verbringt er seine Freizeit? Wer schon immer mal neugierig war, etwas mehr über die bunt gekleideten Herren im Vatikan herauszufinden, kann das jetzt in einer Ausstellung in den Vatikanischen Museen tun. Die Schau „Live of a Swiss Guard. A private view“ zeigt Fotos aus dem Alltag der Gardisten. Radio Vatikan hat sich für Sie dort schon einmal umgesehen.

„Die Uniform ist eine Art Flamme des Lebens, die vom Gardisten jeden Tag neu entzündet werden muss.“ Dieser Spruch der Schweizer Garde bringt die Leidenschaft und Überzeugung zum Ausdruck, mit der junge Schweizer seit über 500 Jahren ihren Dienst für den Papst ausüben. Der Spruch steht unter einem der Fotos aus dem Leben der Schweizer Gardisten, die in den Vatikanischen Museen vom 2. April bis 12. Juni 2016 zu sehen sind – kostenlos als Extra beim regulären Besuch der Museen. Geschossen hat sie der italienische Fotograf Fabio Mantegna.

Die Idee zur Ausstellung hatte interessanterweise eine Frau: Romina Cometti vom Büro Patrons of the Arts der Vatikanischen Museen, als der Fotograf eines Tages Bilder aus dem Vatikan mitbrachte, worauf auch die Schweizer Garde zu sehen war. „Als wir die Bilder anschauten, sahen wir, dass sie wirklich etwas Anderes ausdrückten. Etwas, das das private Leben der Garde zeigt. Aber mit Fingerspitzengefühl: Dieser Fotograf ist sehr begabt, er macht Bilder, ohne den Menschen dabei zu nahe zu treten. Als wir die Bilder sahen, dachten wir: Das ist Material für eine Ausstellung. Eine neuartige Ausstellung, die nicht einfach das ist, was ihr immer seht. Ehrlich gesagt gab es da auch diese Neugier, etwas Verborgenes zu zeigen. Etwas, das über das Bild hinausgeht, das alle kennen. Wir Frauen sind nun einmal neugierig und deswegen wollen wir neue Einblicke geben.“

Der Kommandant der Schweizer Garde, Christoph Graf, unterstützte sie in ihrem Vorhaben und ist nun stolz, auch einmal die private Seite des Gardistenlebens zeigen zu können: „Es war schon an der Zeit, dass man das Leben eines Gardisten einmal aufzeigt. Das normale Leben. Man sieht sie nur immer mit der Gala-Uniform, hübsch geschmückt mit dem Helm und dem Federbusch. Aber hinter dieser Rüstung und dieser Uniform stecken eben junge Menschen, die auch ein normales Leben führen.“

Noch immer seien viele junge Männer motiviert, diesen außergewöhnlichen Dienst von mindestens zwei Jahren anzutreten. Sie sind im Schnitt 20 Jahre alt, kommen das erste Mal länger von zu Hause weg. Der Glaube spielt da eine entscheidende Rolle, auch im Alltag, wenn regelmäßig gebetet wird, so der Kommandant, der seit 30 Jahren in der Garde dient: „Im Grunde genommen möchte ich sagen, dass alle überzeugte Christen sind. Sie kommen überzeugt zu uns und sie möchten wirklich dem Heiligen Vater und der Kirche dienen. Ich glaube das ist die Hauptmotivation dieser jungen Leute. Aus Abenteuerlust muss man nicht kommen, des Geldes wegen auch nicht, weil in der Schweiz könnte man es besser haben. Aber ich glaube es ist schon diese tiefe Überzeugung.“

Leider blieben viele der jungen Männer nur für die zwei Pflichtjahre, danach gingen viele wieder zurück in die Schweiz. Der 25-jährige Gardist Sebastian ist länger geblieben, er ist bereits seit über 3 Jahren dabei. „Die meisten Freunde von mir haben es gut akzeptiert. Klar war es ein bisschen traurig, dass ich für zwei oder mehrere Jahre weggehe und das Gewohnte in der Schweiz nicht mehr habe. Treffen mit den Freunden zum Skifahren oder Jahrgangstreffen fallen hier in Rom ein bisschen weg. Aber hier gewinnt man wieder neue Freunde, wo man wieder andere Sachen erleben kann.“

Langweilig wird es in Rom sicher nicht, man denke nur an die vielen Feiertage an der Seite von Papst Franziskus, oder wenn er einem dann mal spontan die Hand gibt. „Natürlich wird es auch Routine, Papst Franziskus zu sehen. Aber ihm die Hand zu geben, das ist immer wieder etwas ganz Besonderes.“

Wenn die Gardisten dann einmal frei haben, machen sie das, was alle jungen Leute gerne tun: „Im Sommer gehen wir oft ans Meer. Wir gehen natürlich auch raus und sehen uns Rom an, spielen Fußball. Oder machen vielleicht mal die Wäsche. Oder an manchen Tagen einfach mal gar nichts.“

Die Sache mit dem Fußball ist allerdings ein eigenes, eher trauriges Kapitel. Von den insgesamt acht Fußballmannschaften – die Vatikanischen Museen sind auch dabei vertreten – ist die Schweizer Garde der chronische Verlierer. Dabei sind die Spieler mit Abstand am jüngsten im Vergleich zu den anderen Vatikan-Kollegen. Kommandant Graf versucht es zu erklären: „Wir haben keine Zeit zum Trainieren. Es sind zwar junge Leute, die zu uns kommen und ein Großteil hat auch in der Schweiz in Fußballclubs gespielt. Aber es ist schon ein intensives Programm gerade jetzt während des Heiligen Jahres, das keine Trainings zulässt. Und die Resultate zeigen es auf, wir sind meistens am hinteren Ende der Tabelle.“

Fußball hin oder her – in einem sind die Gardisten besonders gut: In ihrer Bescheidenheit. Und das kommt auch auf den Bildern dieser Fotoausstellung zum Ausdruck. (rv)

Katar: Fußball-WM auf dem Rücken Ausgebeuteter

FußballWer an Fußball denkt, denkt an Sport, Fair Play, Tore, Teamgeist und Fans. Internationale Turniere werden durch alle Gesellschaftsschichten mit Begeisterung verfolgt und stiften auch so etwas wie ein nationales Selbstbewusstsein. Doch für Fußballspiele braucht man Stadien, und die müssen in der Regel vor Weltmeisterschaften erst einmal gebaut werden. So in Katar, das die Fußball-WM 2022 ausrichten wird. Die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen der Bauarbeiter auf diesen Baustellen werden in einem kürzlich erschienen Bericht von Amnesty International dokumentiert und angeprangert. Was genau sind die Vorwürfe, die Amnesty erhebt? Das haben wir Regina Spöttl gefragt, sie ist Länderbeauftragte der Menschenrechtsorganisation Amnesty Deutschland für Katar.

„Die Vorwürfe fangen eigentlich schon in den Heimatländern der Arbeitsmigranten in den armen südostasiatischen Staaten an. Dort machen skrupellose Vermittlungsagenturen den Menschen falsche Versprechungen und bringen diese nach der Erhebung von erheblichen Vermittlungsgebühren nach Katar. Dort angekommen, nimmt man ihnen die Pässe ab und oft bekommen sie auch nur den halben Lohn gegenüber dem, der ihnen versprochen worden ist. Sie müssen lange Arbeitszeiten hinnehmen, sechs Tage die Woche bis zu 14 Stunden täglich bei glühender Hitze und werden dann abends in menschenunwürdige Quartiere gebracht, wo teilweise nicht mal Strom und Wasser zur Verfügung stehen. Die Lohnfortzahlungen lassen oft bis zu sieben Monate auf sich warten! Wer sich beschwert, der wird bedroht und eingeschüchtert, ihm droht die Abschiebung. Einer der Manager hat kürzlich zu einem Arbeiter gesagt, wenn du in Katar bleiben willst, dann sei still und arbeite weiter. Das ist ein Kriterium für Zwangsarbeit!“

RV: Wie reagiert denn die Fifa auf diese schlimmen Bedingungen, denen die Arbeiter ausgesetzt sind, die auch im Vorfeld so absehbar gewesen sind, und die jetzt nochmals durch den Amnesty-Bericht dokumentiert worden sind?

„Die Fifa ist erstaunlich gleichgültig. Sie beteuern zwar immer wieder, dass etwas geschehen muss, dass sie natürlich auch möchten, dass etwas geschehen sollte, aber die Fifa geht nicht konsequent genug an die katarische Regierung heran und fordert explizit eine Verbesserung der Lage für Arbeitsmigranten. Insofern verletzt die Fifa ihre Sorgfaltspflicht als Veranstalter und wenn jetzt nicht bald etwas passiert, wenn die Fifa nicht wirklich aktiv wird, dann wird sie mitverantwortlich dafür, dass die WM 2022 auf dem Rücken zehntausender ausgebeuteter Arbeitsmigranten stattfinden wird. Das wollen wir als Fans ganz bestimmt nicht.“

RV: Sie haben die Fans angesprochen. Was kann denn der einzelne Fan tun, um die Fifa in diesem Sinne zu beeinflussen?

„Wir haben seit gestern auf unseren Homepages amnesty.org und amnesty.de eine Petition geschaltet. Diese Petition geht an die Fifa und dort können sich alle Fans und alle Interessierten eintragen und fordern, dass etwas geschieht. Die Fans können aber natürlich auch an ihre Vereine gehen, gerade auch an die großen Vereine, die in Katar ja auch Wintertraining abhalten. Auch sie können sich engagieren und beteiligen und der Fifa endlich einmal klar machen, dass man dahinter nicht steht. Die Arbeitsbedingungen für die Arbeiter dort müssen menschenwürdig und respektvoll sein!“ (rv)

Schweizer Kardinal Georges Cottier verstorben

Kardinal CottierIn der Nacht auf den 1. April ist der langjährige Schweizer Kurienkardinal Georges Cottier im Vatikan gestorben. Das teilte der Vatikan an diesem Freitag mit. Cottier war Dominikanerpater und ehemaliger Päpstlicher Haustheologe. Der Trauergottesdienst für Cottier wird am Samstag, 2. April, im Petersdom in Rom zelebriert. Der Schweizer Kardinal kam 1922 in Carouge bei Genf auf die Welt. Cottier hatte an der Schweizer Universität Fribourg und in Rom studiert.

1945 trat er in den Dominikaner-Orden ein. So leitete er in Genf das „Centre dominicain“ und war Mitglied der päpstlichen Internationalen Theologen-Kommission und Konsultor des Päpstlichen Rates für die Nichtglaubenden.

Im März 1989 wurde er Generalsekretär der Internationalen Theologen-Kommission, dann im Dezember 1989 Theologe des Päpstlichen Hauses, ein Amt, das er bis 2005 ausübte. Er hatte als Mitarbeiter von Kardinal Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., wesentlichen Anteil an der Ausarbeitung zahlreicher Dokumente gehabt. Bevor er Theologe des Päpstlichen Hauses wurde, gab er die Zeitschrift „Nova et Vetera“ heraus und verfasste zahlreiche Schriften über die Philosophie im 19. Jahrhundert.

2003 wurde er unter Papst Johannes Paul II. zum Kardinal kreiert. (rv)