Was macht ein Schweizer Gardist eigentlich, wenn er keine Uniform trägt? Wo isst er zu Mittag? Wie verbringt er seine Freizeit? Wer schon immer mal neugierig war, etwas mehr über die bunt gekleideten Herren im Vatikan herauszufinden, kann das jetzt in einer Ausstellung in den Vatikanischen Museen tun. Die Schau „Live of a Swiss Guard. A private view“ zeigt Fotos aus dem Alltag der Gardisten. Radio Vatikan hat sich für Sie dort schon einmal umgesehen.
„Die Uniform ist eine Art Flamme des Lebens, die vom Gardisten jeden Tag neu entzündet werden muss.“ Dieser Spruch der Schweizer Garde bringt die Leidenschaft und Überzeugung zum Ausdruck, mit der junge Schweizer seit über 500 Jahren ihren Dienst für den Papst ausüben. Der Spruch steht unter einem der Fotos aus dem Leben der Schweizer Gardisten, die in den Vatikanischen Museen vom 2. April bis 12. Juni 2016 zu sehen sind – kostenlos als Extra beim regulären Besuch der Museen. Geschossen hat sie der italienische Fotograf Fabio Mantegna.
Die Idee zur Ausstellung hatte interessanterweise eine Frau: Romina Cometti vom Büro Patrons of the Arts der Vatikanischen Museen, als der Fotograf eines Tages Bilder aus dem Vatikan mitbrachte, worauf auch die Schweizer Garde zu sehen war. „Als wir die Bilder anschauten, sahen wir, dass sie wirklich etwas Anderes ausdrückten. Etwas, das das private Leben der Garde zeigt. Aber mit Fingerspitzengefühl: Dieser Fotograf ist sehr begabt, er macht Bilder, ohne den Menschen dabei zu nahe zu treten. Als wir die Bilder sahen, dachten wir: Das ist Material für eine Ausstellung. Eine neuartige Ausstellung, die nicht einfach das ist, was ihr immer seht. Ehrlich gesagt gab es da auch diese Neugier, etwas Verborgenes zu zeigen. Etwas, das über das Bild hinausgeht, das alle kennen. Wir Frauen sind nun einmal neugierig und deswegen wollen wir neue Einblicke geben.“
Der Kommandant der Schweizer Garde, Christoph Graf, unterstützte sie in ihrem Vorhaben und ist nun stolz, auch einmal die private Seite des Gardistenlebens zeigen zu können: „Es war schon an der Zeit, dass man das Leben eines Gardisten einmal aufzeigt. Das normale Leben. Man sieht sie nur immer mit der Gala-Uniform, hübsch geschmückt mit dem Helm und dem Federbusch. Aber hinter dieser Rüstung und dieser Uniform stecken eben junge Menschen, die auch ein normales Leben führen.“
Noch immer seien viele junge Männer motiviert, diesen außergewöhnlichen Dienst von mindestens zwei Jahren anzutreten. Sie sind im Schnitt 20 Jahre alt, kommen das erste Mal länger von zu Hause weg. Der Glaube spielt da eine entscheidende Rolle, auch im Alltag, wenn regelmäßig gebetet wird, so der Kommandant, der seit 30 Jahren in der Garde dient: „Im Grunde genommen möchte ich sagen, dass alle überzeugte Christen sind. Sie kommen überzeugt zu uns und sie möchten wirklich dem Heiligen Vater und der Kirche dienen. Ich glaube das ist die Hauptmotivation dieser jungen Leute. Aus Abenteuerlust muss man nicht kommen, des Geldes wegen auch nicht, weil in der Schweiz könnte man es besser haben. Aber ich glaube es ist schon diese tiefe Überzeugung.“
Leider blieben viele der jungen Männer nur für die zwei Pflichtjahre, danach gingen viele wieder zurück in die Schweiz. Der 25-jährige Gardist Sebastian ist länger geblieben, er ist bereits seit über 3 Jahren dabei. „Die meisten Freunde von mir haben es gut akzeptiert. Klar war es ein bisschen traurig, dass ich für zwei oder mehrere Jahre weggehe und das Gewohnte in der Schweiz nicht mehr habe. Treffen mit den Freunden zum Skifahren oder Jahrgangstreffen fallen hier in Rom ein bisschen weg. Aber hier gewinnt man wieder neue Freunde, wo man wieder andere Sachen erleben kann.“
Langweilig wird es in Rom sicher nicht, man denke nur an die vielen Feiertage an der Seite von Papst Franziskus, oder wenn er einem dann mal spontan die Hand gibt. „Natürlich wird es auch Routine, Papst Franziskus zu sehen. Aber ihm die Hand zu geben, das ist immer wieder etwas ganz Besonderes.“
Wenn die Gardisten dann einmal frei haben, machen sie das, was alle jungen Leute gerne tun: „Im Sommer gehen wir oft ans Meer. Wir gehen natürlich auch raus und sehen uns Rom an, spielen Fußball. Oder machen vielleicht mal die Wäsche. Oder an manchen Tagen einfach mal gar nichts.“
Die Sache mit dem Fußball ist allerdings ein eigenes, eher trauriges Kapitel. Von den insgesamt acht Fußballmannschaften – die Vatikanischen Museen sind auch dabei vertreten – ist die Schweizer Garde der chronische Verlierer. Dabei sind die Spieler mit Abstand am jüngsten im Vergleich zu den anderen Vatikan-Kollegen. Kommandant Graf versucht es zu erklären: „Wir haben keine Zeit zum Trainieren. Es sind zwar junge Leute, die zu uns kommen und ein Großteil hat auch in der Schweiz in Fußballclubs gespielt. Aber es ist schon ein intensives Programm gerade jetzt während des Heiligen Jahres, das keine Trainings zulässt. Und die Resultate zeigen es auf, wir sind meistens am hinteren Ende der Tabelle.“
Fußball hin oder her – in einem sind die Gardisten besonders gut: In ihrer Bescheidenheit. Und das kommt auch auf den Bildern dieser Fotoausstellung zum Ausdruck. (rv)
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