UNHCR kritisiert EU-Türkei-Vereinbarung

TürkeiNoch ist es nur eine Skizze – doch schon jetzt ruft das sich abzeichnende Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der Türkei Kritiker auf den Plan. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR), zum Beispiel. Vincent Cochetel leitet das Europa-Büro der Organisation; er sagt im Interview mit Radio Vatikan von Genf aus:

„Wir kennen noch keineswegs die Details und die Tragweite der Abmachung. In diesem Stadium muss man noch vorsichtig sein. Allerdings haben wir schon einen konkreten Punkt, der uns beunruhigt. Da geht es darum, dass jeder Migrant, der eine griechische Insel erreicht, wieder in die Türkei zurückgeschickt werden soll – ohne eine Einzelfalluntersuchung.“

Angeboten hat das beim Brüsseler Gipfel vom Montag der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu: Ankara würde alle Personen wieder aufnehmen, die irregulär über die Ägäis nach Griechenland übersetzen – egal ob das Kriegsflüchtlinge sind oder Wirtschaftsmigranten. Jeden Flüchtling ohne Ausnahme. Hintergrund ist, dass die EU und die Türkei zugleich legale Möglichkeiten der Einreise für jene ermöglichen wollen, die ein Anrecht auf Schutz haben.

Die Kritik aus Sicht des UNO-Flüchtlingshilfswerks fasst Cochetel so zusammen: „Das sind in erster Linie Menschen, die aus Kriegsgebieten oder aus Gegenden flüchten, in denen Menschenrechte verletzt werden: Syrien, Irak, Afghanistan. Mehr als 91 Prozent der Flüchtlinge kommen aus diesen drei Ländern. Man muss also extrem vorsichtig sein und kann nicht einfach sagen: Diese Menschen können wir in die Türkei zurückschicken, und die Türkei ist ein sicherer Drittstaat für alle. Da braucht man jedenfalls Sicherheitsgarantien und Prozeduren, um die Befürchtungen von jedem einzelnen dieser Menschen auf ihre Berechtigung hin zu überprüfen!“

„Das widerspräche dem europäischen Recht“

In welcher Form solche Sicherungen in den EU-Türkei-Deal eingebaut werden können, das müssten die nächsten Tage lehren. EU-Ratspräsident Donald Tusk muss binnen kurzer Zeit bis zum nächsten Sondergipfel die Einzelheiten aushandeln. Cochetel: „In diesem Stadium haben wir noch nicht die Gewissheit, dass es diese Sicherheitsklauseln und Prozeduren gibt. Wenn alle Migranten einfach so in die Türkei zurückgeschickt würden, dann wäre das aus unserer Sicht eine kollektive Abschiebung von Ausländern, und das widerspräche dem derzeit geltenden europäischen Recht sowie einer Reihe weiterer Normen im Bereich des Menschenrechtsschutzes.“ Das zielt vor allem auf die Genfer Flüchtlingskonvention.

Der UNHCR-Verantwortliche wundert sich nicht darüber, dass die Türkei auf dem Gipfel ein so detailliertes Angebot auf den Tisch gelegt hat. „Viele europäische Länder waren spürbar überrascht angesichts der türkischen Vorschläge, doch da muss man sich vor Augen halten, dass die Türkei das größte Asylland der Welt ist. Sie hat mehr als zwei Millionen und siebenhunderttausend Flüchtlinge auf ihrem Territorium!“

Vatikanzeitung: „EU delegiert das Problem“

Dass Ankara für sein Entgegenkommen handfeste Gegenleistungen von der EU erwartet, kommentiert Cochetel in unserem Interview nicht. „Ankara treibt den Preis nach oben“: So titelt die Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“ in ihrer Mittwochsausgabe. Vom Brüsseler Gipfel bleibe „der starke Eindruck von der Schwäche der EU“ zurück, heißt es in einer Analyse des Blattes. Europa sei aufgrund der divergierenden Interessen der EU-Staaten „unfähig, eine nachhaltige interne Lösung für die (Flüchtlings-)Krise zu finden“, und müsse sich deswegen an die Türkei binden. Selbst Angela Merkel handle derzeit offenbar mit Blick auf die Landtagswahlen vom nächsten Sonntag.

„Der Eindruck ist, dass es die EU als Ganzes einfach vorgezogen hat, das Problem nicht anzugehen, sondern zu delegieren.“ Der Preis dafür sei hoch, so Cochetel. „Ein weiteres Mal hat die EU darauf verzichtet, eine Protagonistenrolle einzunehmen.“ (rv)

Nach „Spotlight“ und der Anhörung von Kardinal Pell: Der Umgang der Kirche mit Missbrauch

Kardinal PellROM – Weltweite Aufmerksamkeit hat die Anhörung von Kardinal George Pell vor der australischen Missbrauchskommission erregt. Professor Hans Zollner hat sich mit den dazu angereisten Opfern und Angehörigen getroffen. Der Leiter des Kinderschutzzentrums der Päpstlichen Universität Gregoriana sprach mit CNA über den Auftritt von Kardinal Pell und den weiteren Weg der Kirche im Umgang mit Missbrauch und Prävention.

CNA: Pater Zollner, wie bewerten Sie den Ausgang des Gesprächs von Kardinal Pell mit den Opfern und Angehörigen von Opfern sexuellen Missbrauchs?

ZOLLNER: Nach all dem, was ich gehört habe ist der Kontakt mit den Betroffenen aus seiner Heimatdiözese — aus dem Ort, aus dem er selber ja auch stammt — deutlich besser verlaufen, als zu erwarten gewesen war. Es war offensichtlich für beide Seiten ein sehr ehrliches, aber auch ein sehr schmerzliches Gespräch, wie es der Kardinal beschrieben hat. Aber es war auch ein sehr konstruktiver Moment, im Sinn einer Begegnung, welche die Würde, die Fragen, die Nöte und das Leid der Betroffenen präsent machen konnten — und gleichzeitig auch die Bereitschaft dieses Kardinals, eines der höchsten Repräsentanten der Kirche, zuzuhören und angemessen zu reagieren. Kardinal Pell hat anschließend eine Erklärung vorgetragen, dass er an einem Forschungs- oder Schulungszentrum in Ballarat beteiligt sein werde: Damit diese Stadt, wo so viel Leid und Unmenschliches geschehen ist, wieder ein Ort der Hoffnung werden kann.

CNA: Kann ein solches Programm funktionieren?

ZOLLNER: Das kann sicherlich funktionieren. Ich bin sehr interessiert daran, dass unser Kontakt mit den Betroffenen weitergeht, weil sie als Betroffene ein andere Dringlichkeit im Vorgehen und eine andere Perspektive einbringen. Sie können uns sagen, worauf man besonders achten muss, etwa bei den „dunklen Stellen“: d.h. den Abwehrmechanismen der kirchlichen Verwaltung etwa. So können sie uns helfen, das Augenmerk darauf zu legen, was wir tun müssen, damit Institutionen wie Schulen, Pfarreien oder Jugendgruppen wirklich sichere Orte für Kinder und Jugendliche sind.

CNA: Sie haben das Modell gesehen?

ZOLLNER: Ja, und ich bin sehr beeindruckt davon, was sie mir vorstellten und an zwei Schulen auch schon eingeführt haben. Das sind genaue jene beiden Schulen, an denen sie selbst missbraucht wurden. Ich finde, das ist eine unglaubliche Geste. Wie sie mir mehrfach gesagt haben, geht es ihnen darum, sicherzustellen, dass sie die Letzten sind, die missbraucht wurden.

CNA: Die australische „Royal Commission“ untersucht, wie kirchliche, aber auch weltliche Einrichtungen auf Missbrauch reagiert haben. Wäre so etwas für europäische Verhältnisse auch sinnvoll?

ZOLLNER: Diese Art von Kommission ist eine seit etwa 100 Jahren oft geübte Praxis in angelsächsischen Ländern. Auch und gerade für den Bereich des Missbrauchs wurde gerade eine Kommission in Großbritannien auf den Weg gebracht; in Irland gab es mehrere solcher Kommissionen. Das sind Länder des „Common Law“, eines Rechtssystems, das anders ist als das unsere. Diese Art von Kommission gibt es bei uns kaum – das vergleichbarste wären die Enquete-Kommissionen, aber die haben meist weniger Vollmachten. So eine Royal Commission ist eine sehr gut ausgestattete Einrichtung mit weitreichenden Mitteln, mit viel Geld und Personal – auch wenn sie keine echte juristische Vollmacht hat. Die australische Kommission hat eine Reihe von sehr interessanten Forschungs-Aufträgen vergeben, unter anderem an die Australian Catholic University. Eine andere Frage ist allerdings, ob so etwas im eigenen Land so bekannt ist.

CNA: Auch hier gibt es Kommunikationslücken?

ZOLLNER: Also was ich sehr interessant fand im Gespräch mit den Opfern und Angehörigen war, dass die – wie sie selber sagten – „keine Ahnung“ hatten, was die Kirche schon alles tut, und sogar davon, was in ihrem eigenen Land geleistet an „Aufarbeitung“ und an Präventionsarbeit wird. Das ist enorm viel. Auch was die Kirche in Deutschland und Österreich tut. Da ist tatsächlich eine große Kommunikationslücke: Es geht nicht nur darum, dass die Leute das nicht wahrnehmen wollen. Wir als Kirche schaffen es offenbar nicht, die Öffentlichkeit darüber zu informieren, was alles Positives geschieht alleine im Bereich Präventionsschulungen, die in Deutschland für die Diözesen flächendeckend stattfinden.

CNA: Was muss aus Ihrer Sicht also noch geschehen?

ZOLLNER: Das ist ein sehr weites Feld. Ich war Anfang der Woche bei der österreichischen Bischofskonferenz eingeladen und habe dazu Kontakt auch mit der DBK und mit Präventionsbeauftragten aus Deutschland. Die größte Herausforderung für uns ist, dass wir an diesem Thema dran bleiben, und zwar in allen Präventionsbereichen, in den Schulen, der Jugendarbeit, den karitativen Berufen, bei den pastoralen Mitarbeitern. Dass wir darauf schauen, dass wir nicht locker lassen; dass wir alles tun, damit Aufmerksamkeit geweckt wird und keine Kinder und Jugendlichen in Gefahr geraten.

Ich bin überzeugt, dass wir uns auch durch diese tragischen und schrecklichen Dinge wieder neu besinnen müssen auf den Kern des Evangeliums, darauf dass, wie Jesus sagt, den Kindern das Reich Gottes gehört. Und dass dies uns als Kirche eine Chance bietet, uns so ehrlich und frei zu machen, wie Kinder es vor Gott sind.

CNA: Die Kirche hat hier also eine grundlegende Rolle zu spielen?

ZOLLNER: Ja. Ich glaube nicht, dass es bloßer Zufall ist, dass am gleichen Tag, an dem die Anhörung von Kardinal Pell stattfand ein Film einen Oscar gewonnen hat, der die Skandale von Boston von 2002 behandelt. Ein gut gemachter Film. Da ist offensichtlich ein Anruf, den Gott an uns gibt, und wo wir uns erstmal Rechenschaft geben müssen, dass Er uns zur Umkehr ruft und zu einem kohärenten Engagement. Es gibt viele zu lernen und zu tun im Umgang mit den Betroffenen. Oder auch im Blick auf eine Begleitung, die sicher stellt, dass Täter nicht wieder zu Tätern werden. Oder denken Sie an die Migrantenkinder, die ja höchst gefährdet sind… bei all diesen Fragen geht es darum: Wie kann die Kirche ihre Verantwortung wahrnehmen, eine prophetische Stimme haben und dabei mitarbeiten, dass Leid verhindert wird, und dass die verwundbarsten Menschen geschützt werden.

Hans Zollner SJ, geboren 1966 in Regensburg, ist Professor am Institut für Psychologie der Päpstlichen Universität Gregoriana, seit 2010 akademischer Vizerektor der Gregoriana und Vorstand des Instituts für Psychologie. Im Jahr 2011/2012 war er Vorsitzender des Organisationskommittees des Symposiums „Auf dem Weg zu Erneuerung und Heilung”. Der Jesuit ist Präsident des „Centre for Child Protection” der Gregoriana und Mitglied der Päpstlichen Kinderschutzkommission. (CNA Deutsch)

Papst-Exerzitien: „Kirche darf keine Angst vor Transparenz haben“

AricciaNeues aus Ariccia: Bei den Exerzitien des Papstes und der Kurie stand an diesem Mittwoch das Thema Transparenz auf der Tagesordnung der Meditationen. Servitenpater Ermes Ronchi sprach über die Güter und darüber, wie die Kirche sie verwende. Was viele Christen verletze sei wie sehr sich der Klerus ums Geld sorge. „Die Kirche darf keine Angst vor der Transparenz haben“, so Ronchi, auch Jesus habe gefragt, wie viele Brote und Fische da seien. Dann aber müsse das auch richtig eingesetzt werden. Jesu Logik sei die des Gebens.

Das gelte für die Kirche, aber auch mit Blick auf alle Menschen. Wenn aus „meinem“ Brot „unser“ Brot werde, dann reiche auch wenig aus. Wenn ich es aber für mich behalten will, wenn der Westen sein Brot und seine Fische für sich behalten will, dann hungere die gesamte Welt, so Ronchi mit Bezug auf das Evangelium der Brotvermehrung. Man brauche die Nahrungsmittel der Welt gar nicht zu vermehren, es reiche, sie zu verteilen und bei sich selbst zu beginnen. (rv)

Papstwahl vor 3 Jahren: „Von den Mächtigen der Welt gehört“

Papst FranziskusDas weltweite Ansehen von Papst Franziskus als „Meister der Menschlichkeit“ steigt auch nach drei Jahren Pontifikat noch an. So zieht Papstsprecher Federico Lombardi, seit dem 13. März an der Seite des Papstes, zum Wahltag am kommenden Sonntag Bilanz. „Er ist im weltweiten Horizont präsent und spricht mit sehr viel Glaubwürdigkeit von den Themen der Menschheit und der Kirche heute“, so Lombardi im Interview mit Radio Vatikan. Es ginge dem Papst um Krieg und Frieden, um Globalisierung, um Umweltfragen und die „Kultur des Wegwerfens“, samt und sonders Fragen, die alle Menschen angingen. „Er ist glaubwürdig, ein glaubwürdiger ‚Meister’, der durch seinen Dienst, obwohl der religiös und spirituell ist, allen Menschen wirkungsvolle Hilfe leistet. Er wird von den Mächtigen der Welt gehört.“

Wenn man wissen wolle, wo das geistliche Zentrum des Pontifikates sei, brauche man nur auf das Thema des Heiligen Jahres zu schauen: auf die Barmherzigkeit. Diese sei einerseits der Kern des Glaubens an Jesus Christus, andererseits aber auch sehr konkret mit ihrer Aufmerksamkeit für die Armen und die Peripherien.

Ein Projekt, mit dem sich der Papst seit dem ersten Tag seines Petrusdienstes befasst, ist die Vatikanreform, „das tut er mit einer geistlichen Perspektive, und das muss man sehen um verstehen zu können, was genau er tut“, so Lombardi. Dass sein Vorgehen gerade innerhalb in der Kirche nicht immer nur auf Verständnis stößt, sieht auch der Papstsprecher. „Das Gehen neuer Wege und die Antworten auf die dringenden Fragen einer sich ständig ändernden Welt verursachen nun einmal Bedenken, Angst und Unsicherheit, wenn man sich auf ein Feld begibt, was in vielen Aspekten noch dunkel ist.“ Papst Franziskus gehe mutig vor, mit viel Realismus, aber auch geleitet vom Evangelium, vor allem aber setze er in Bewegung, was nicht immer allen passe. „Er selber sagt oft, dass selbst er nicht immer klar und genau weiß, wo genau es hin gehen wird, wenn sich die Kirche in Bewegung setzt. Er weiß nur, dass sie sich bewegt, aber nicht immer wohin.“ Bei alldem sei Papst Franziskus aber ein „Meister darin, zu leiten und zu begleiten“, so Pater Lombardi. (rv)

„Die kleinste Armee der Welt“ privat gesehen: Das Leben der Schweizergarde

CNA_SchweizergardeGENF – „Die Kleinste Armee der Welt“ ist ein neuer Dokumentarfilm über die päpstliche Schweizergarde. Er handelt vom Eintritt, der Ausbildung und dem Einsatz eines jungen schweizer Theologiestudenten, der mehr über seinen Glauben erfahren wollte.

Der aus Bern in der Schweiz stammende René Ochsenbein beschloss mitten ins Zentrum der Kirche zu gehen, um sie besser kennenzulernen: „Als Papst Franziskus gewählt wurde, war ich fasziniert von ihm – das half mir, die Entscheidung zu treffen, ihm durch einen Eintritt in die Schweizergarde zu dienen.“

Der Dokumentarfilm wurde kürzlich bei den Vereinten Nationen in Genf gezeigt. Er gewährt einen Einblick in das, was bei offiziellen Anlässen nicht gesehen wird, nämlich den Alltag der Schweizergarde.

Über 500 Jahre im Dienst des Papstes

Monsignore Richard Gyhra ist der Interims-Beauftragte der Ständigen Vertretung des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf. Nach der Vorführung des Films sagte er: “ Wir haben heute Abend einen Dokumentarfilm über die Schweizergarde gesehen, der auch die Verbindungen zeigt, die zwischen der Schweiz und dem Heiligen Stuhl aufgrund dieser Verknüpfung durch die Schweizergarde bestehen. Über 500 Jahre Dienst für die Päpste zeigen dieses sehr enge Band. Der Film zeigt dass die Schweizergardisten nicht einfach nur in Uniform an einem Tor oder in den Korridoren des Vatikan stehen, sondern ihr großes Engagement, ihren Dienst, ihre – wenn man so will – Berufung, dem Heiligen Vater zu dienen, in den päpstlichen Appartements oder bei offiziellen Anlässen. Wir haben aber auch ihre menschliche Seite kennengelernt. Sie sind junge Männer, die einige Jahre ihres Lebens in den Dienst für den Heiligen Vater stellen. Das erfordert eine ganze Menge Disziplin, viel Training und viel Geduld. All das zeichnet diese jungen Männer aus. Aber als normale Menschen relaxen sie auch, gehen aus, essen Pizza und pflegen ihre Freundschaften untereinander. Weil sie wie eine Familie zusammen leben und arbeiten, sind sie kameradschaftlich stark verbunden. Und sie sind stolz auf die Arbeit, die sie leisten.

Ich denke, der Film war auch eine gute Gelegenheit, besonders hier bei den Vereinten Nationen, den vielen Diplomaten, dieser multikulturellen Gemeinschaft die Tür einen Spalt zu öffnen, um den Alltag der päpstlichen Schweizergarde kennenzulernen, wie sie lebt und wie sie dem Heiligen Vater dient.“

Dienst lässt persönlichen Glauben reifen

Hauptmann Cyril Duruz der Schweizergarde betont, dass sein Dienst in der päpstlichen Truppe auch einen Einfluss auf seine Religiosität hat: „Ja, es hat meinen Glauben reifen lassen. Es beeindruckt mich auch sehr, die vielen Pilger aus aller Welt zu sehen, die enorme Opfer bringen, um nach Rom zu kommen. Auch die Tatsache, dass wir bei der Kapelle der Heiligen Sebastian und Martin der Schweizer leben, inspiriert uns und vertieft unseren Glauben.“

Enges Verhältnis zwischen Papst und Schweizergarde

René Ochsenbein berührt das enge Verhältnis von Papst Franziskus zu seiner Schweizergarde: „Er kennt unsere Gesichter, er geht direkt auf uns zu und spricht mit uns: ‚Ja, ich habe dich vor einer Weile hier oder da gesehen‘. Papst Franziskus zu treffen ist immer faszinierend, seine Verbundenheit mit der Schweizergarde. Er schätzt die jungen Männer, die ihn umgeben, sehr.“

Gianfranco Pannone, der Regisseur der Dokumentation, erhielt dieses Jahr den italienischen „Silberband“-Filmpreis. Er wolle Gläubigen und Ungläubigen eine humanitäre Botschaft vermitteln, sagte er, die Botschaft, dass das Leben in der Kunst der Begegnung bestehe. (CNA Deutsch)

Vatikan am Welttag der Frau: Mit Bildung zu neuem Selbstvertrauen

Casina Pio IVZum dritten Mal in Serie wird im Vatikan der internationale Welttag der Frau begangen. Das Erzähl-Event „Voices of Faith“, zu Deutsch „Stimmen des Glaubens“, am 8. März in der Casina Pio IV. in den vatikanischen Gärten bietet engagierten Katholikinnen aus aller Welt eine Plattform. Eingeladen sind Frauen aus vier Kontinenten, die Opfer von Menschenhandel oder Zwangsheirat wurden oder aktiv gegen diese Missstände ankämpfen. Thema ist auch der Zugang zu Bildung für Frauen in armen Ländern. Zusätzlich ist eine Podiumsdiskussion zur Rolle der Frau in der Kirche geplant.

Chantal Götz, die Präsidentin der katholischen Fidel-Götz-Stiftung aus Liechtenstein, organisiert das Treffen im Vatikan. Es trägt anlässlich des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit den Titel „Barmherzigkeit braucht Mut“. Götz erklärt, warum es so wichtig ist, die Stimmen dieser Frauen zu hören:

„Die Erfahrung hat gezeigt, dass der Vatikan nicht unbedingt nach außen geht und sich das Ganze auch ein bisschen anschaut. Der Papst hat ja auch dazu aufgefordert, dass die Bischöfe und Kardinäle ein bisschen mehr Felderfahrung bekommen. Das findet in dem Sinn so nicht statt. Aufgrund meiner eigenen Erfahrung in der Stiftung, wo ich viel rausgehe und mit den Frauen und Mädchen spreche, habe ich gesagt, vielleicht ist es einfacher, wir bringen diese tollen Frauen mit ihren Geschichten in den Vatikan rein. Ich denke, aufgrund von diesen Geschichten können wir eine gewisse Mentalitätsveränderung erreichen und über einen emotionalen Weg sagen, Frauen tragen viel dazu bei, um die Gleichberechtigung in der Kirche anzustreben, aber wir können die Männer mit ins Boot holen und sagen: Eigentlich gehören wir doch alle zu dieser Kirche.“

Jedes Jahr werden weltweit über 15 Millionen Mädchen verheiratet, ein großer Teil davon in Indien. Caroline und Judy, die am Weltfrauentag im Vatikan sprechen, kommen beide aus Kenia. Sie konnten sich einer Kinderheirat im Teenageralter entziehen. Caroline Nduku ist nun 21 und erzählt, wie sie im Alter von 14 vor die Wahl gestellt wurde: entweder zu heiraten oder Kinderarbeit zu leisten.

„Ich konnte mich der Zwangsheirat entziehen, weil ich eine Leidenschaft fürs Lernen hatte. Was mich dabei antrieb, war, dass ich sah, was meine Schwestern für ein trauriges Leben voller Bitterkeit führten, weil sie direkt nach der Grundschule mit ungefähr 14 Jahren verheiratet wurden.“

Die Kultur, in der sie lebten, hindere sie an einer guten Zukunft, sagt Caroline. Deshalb sieht sie nur einen einzigen Ausweg für die jungen Frauen dort: ausbrechen. „Rennt weg vor diesen Kulturen, wenn ihr könnt.“

Judy Onyango kommt ebenfalls aus Kenia und studiert zurzeit für einen Master of Business Administration (MBA). Als ihr Vater starb, riskierte ihre Familie ein Leben in Armut. So wuchs der Druck auf Judy, von der Schule zu gehen und mit 16 zu heiraten, damit die Familie durch einen Ehemann finanziell unterstützt werde. Doch Judy hielt dem Druck Stand.

„Ich sah, was meine Mutter für ein elendes Leben hatte ohne ihren Mann. Wir konnten gerade so überleben, lebten von der Hand in den Mund. Wir aßen alles, was sie finden konnte. Und wir hatten keine Bildung. Alle diese Erfahrungen führten mir vor Augen, dass ich nicht einfach ohne Ausbildung heiraten sollte, weil ich sonst enden würde wie meine Mutter. Aber mit einer guten Bildung bin ich eine unabhängige Frau, die nicht auf das Geld ihres Ehemanns angewiesen ist.“

Mithilfe von Freunden und der Kirche konnte Judy sich finanziell über Wasser halten und ihre Ausbildung fortsetzen. Heute ist sie stolz, weil sie es aus den gesellschaftlichen Zwängen herausgeschafft hat und Vorbild für andere sein kann:

„Gute Bildung hat so viele positive Auswirkungen auf dein Leben. Zu allererst den Respekt und die Würde, die du dadurch bekommst. Jetzt schauen die Menschen auf mich und bewundern, dass ich es bis dorthin geschafft habe. Meine Geschwister sehen zu mir auf, ich bin ein Vorbild für sie. Auch auf andere Menschen und Organisationen habe ich einen Einfluss, um andere zu unterstützen. Hätte ich keine Bildung, hätte ich diesen Einfluss nicht. Ich bin so dankbar, dass ich anderen jungen Menschen nun helfen kann, indem ich ihnen meine Geschichte erzähle.“

Auf die Frage, was ihre Ziele sind, antwortet Judy:

„Für mich sind nach oben keine Grenzen gesetzt. Nach meinem Master möchte ich gerne einen Doktor machen. Damit die Gesellschaft auf mich schaut und sagt: Das ist eine der wenigen, die es geschafft haben. Ich möchte so vielen Menschen wie möglich Kraft geben. Das geht nur mit dem höchsten möglichen Grad an Bildung. Noch gibt es sehr wenige Frauen in meiner Lage, die das getan haben. Und ich glaube, wenn diese wenigen Frauen zusammenkommen mit ihrer Erfahrung, ihrem Wissen und Fähigkeiten, sind sie dazu imstande, die Gesellschaft zu ändern. Weil in unserer Gesellschaft Frauen nach wie vor keinen Respekt erfahren.

Der indische Salesianerpater George Menamparampil begleitet die beiden Mädchen am Dienstag bei der Veranstaltung im Vatikan. Er ist für die Finanzierung von rund 300 Schulen und Hochschulen in Indien verantwortlich. Besonders leidenschaftlich setzt er sich für die Bildung von Mädchen ein, denn in seiner Heimat sind Kinderehen insbesondere in den unteren Schichten weit verbreitet, wie er erzählt:

„In Indien wird meistens auf die Mädchen heruntergeschaut, sie haben keine eigene Identität. Sie sind die Tochter des Vaters, die Schwester des Bruders, die Frau ihres Mannes oder die Mutter eines Kindes – aber eine eigene Identität wird ihnen nicht zugestanden. Mädchen werden missbraucht, ausgebeutet, sie haben keine Chance, ihr Potenzial auszuschöpfen. Dabei hätten Mädchen mit ihrer Intelligenz und all ihren anderen Qualitäten auf emotionaler, spiritueller und menschlicher Ebene ebenso viel zur Gesellschaft beizutragen wie Männer.“

Mit hunderten sogenannter Kinderparlamente versucht die Don Bosco-Gemeinschaft in ländlichen Gegenden Indiens die jungen Menschen für Kinderehen zu sensibilisieren und im Zweifel auch einzugreifen und die Polizei einzuschalten, um Druck auf die Eltern auszuüben. Nur so können die Mädchen zumindest bis zum 18. Lebensjahr zur Schule gehen.

Die Veranstaltung „Voices of Faith“ 2016 am Weltfrauentag, dem 8. März, kann per Livestream mitverfolgt werden. (rv)

Vatikanzeitung würdigt verstorbenen Erfinder der E-Mail

E-MailDie Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“ würdigt den verstorbenen US-Internetpionier Raymond Tomlinson. Der Erfinder der E-Mail sowie des @-Zeichens verschied am Samstag im Alter von 74 Jahren. Im Jahre 1971 hatte er die erste E-Mail versandt, eine Entwicklung, die das Feld der Kommunikation revolutionieren sollte. Der „Osservatore“ würdigte Tomlinson als „demütigen und bescheidenen Mann, der selten E-Mails verschickte“. Der Vatikan selbst nutzt das Internet seit 1995. Im November 2001 verschickte erstmals ein Papst – der heilige Johannes Paul II. – eine E-Mail. (rv)

Hoffnung für den im Jemen entführten Pater Tom

JemenADEN/ROM – Auch wenn es keine Neuigkeiten gibt und sich die Verhandlungen in einer unübersichtlichen Situation wie bei den Jemeniten als schwierig erweisen können, haben die Salesianer noch Hoffnung, dass Pater Tom Uzhunnalil, der am 4. März nach den Anschlägen auf das Kloster der Missionarinnen der Nächstenliebe im Jemen entführt wurde, noch am Leben ist.

Am 4. März waren das Kloster und das Pflegheim der Missionarinnen der Nächstenliebe Ziel eines Anschlags, bei dem vier Nonnen und zwölf Gäste getötet wurden.

Zum Zeitpunkt des Anschlags befand sich Pater Tom – ein Salesianer aus Kerala, Indien – in der Kapelle des Klosters zum Beten und wurde dort von den Attentätern entführt.

Pater Francesco Cereda, Vikar des Generaloberen der Salesianer, Pater Angel Fernandez Artime, sagte der CNA am 7. März, dass „es schwierig ist, zu verstehen, warum sie Pater Tom entführt haben.“

„Das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten von Neu-Delhi hat bestätigt, dass gemeinsam mit Pater Tom auch eine der indischen Schwestern, die zur Gemeinschaft von Aden gehört, verschwunden und dass auch ihr Aufenthaltsort unbekannt ist“, sagte er weiter.

Die gemeinsame Nationalität „könnte ein Silberstreif am Horizont einer ansonsten sehr düsteren Situation sein. Wenn sie tatsächlich vorgehabt hätten, auch die beiden zu töten, dann hätten sie das schon früher zusammen mit den anderen 16 machen können.“

Pater Cereda betonte, dass „wir auf jede Möglichkeit der Freilassung unseres Mitbruders hoffen.“

Er erklärte, dass „die Zentralregierung von Indien durch das Außenministerium (MEA) daran beteiligt ist, den Aufenthaltsort der Schwester und von Pater Tom zu ermitteln.“

Darüber hinaus „hat auch der Oberminister des Bundesstaates Kerala, der Heimatstaat von Pater Tom, sein persönliches Interesse an der Sache bekundet und steht diesbezüglich in Kontakt mit der MEA in Neu Delhi.“ Auch „der Vatikan und die katholische Bischofskonferenz von Indien (CBCI) sind an der Suche nach Pater Tom und der Schwester beteiligt.“

„In der gesamten Salesianischen Welt wird für eine rasche Freilassung gebetet. Wir glauben, dass diese Bemühungen nicht vergebens sind“, so Pater Cereda.

Die Salesianer sind seit 1997 mit der Mission im Jemen betraut. Zu Beginn war sie Teil des Apostolischen Vikariats von Aden, gegründet von Papst Leo XIII im Jahre 1885.

Die Salesianer sind die einzigen katholischen Priester, die in dem Land arbeiten. In vier Städten bieten sie ihre Dienste an: in der Hauptstadt Sana’a, in Aden, in Holeida und in Taiz.

Wie Pater Cereda sagte, „waren Salesianer dort, um sich um die geistigen und sakramentalen Bedürfnisse der großen Zahl katholischer Migranten aus Indien, von den Philippinen und von überall sonst her zu kümmern.“

Pater Cereda bemerkte, dass „die Anwesenheit von Salesianern auch eine große Unterstützung für die Missionarinnen der Nächstenliebe war.“

Dennoch sei der Dialog mit anderen religiösen Konfessionen schwierig gewesen. „Es steht außer Frage in einen Dialog zu treten, wenn die grundlegende Situation für derartige Bemühungen nicht günstig ist. Also haben die Salesianer ihre Dienste in erster Linie beschränkt auf die von den Schwestern betriebenen Einrichtungen und die eingewanderte katholische Bevölkerung.“

Nach dem so genannten arabischen Frühling 2011 lehnten sich die Menschen gegen den ehemaligen Präsidenten Ali Abdallah Saleh auf, was dazu beitrug, die bereits schwierige Situation weiter ins Chaos zu stürzen.

Seit 2015 herrscht im Jemen wieder Bürgerkrieg, der durch einen Konflikt zweier Fraktionen ausgelöst wurde, die beansprucht hatten, die jemenitische Regierung zu stellen. Das Gebiet unterliegt zudem dem Einfluß der Terrororganisation Al Qaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) und des selbsternannten Islamischen Staats (IS).

Trotz der schwierigen Situationen entschieden sich die Salesianer, im Jemen zu bleiben.

„Die Salesianer“, sagt Pater Cereda, „waren sich voll und ganz bewusst, dass sich die Situation von Tag zu Tag verschlechterte. Nachdem Indien die Botschaft im Jemen geschlossen hatte, rief die indische Regierung ihre Staatsangehörigen dazu auf, das Land zu verlassen und holte im Jahr 2014 Tausende von Indern zurück.“

Pater Cereda erwähnte, dass Bischof Paul Hinder, Apostolischer Vikar für Südarabien, im Januar vergangenen Jahres ein Gespräch mit dem Salesianer-Provinzial von Bangalore, Indien, hatte, dem die Mission im Jemen anvertraut ist.

„Man war der Meinung, dass die Aufgabe der Mission dem Land insgesamt die einzige organisierte katholische Präsenz rauben würde“, so Pater Cereda.

Doch „da man sich einig war, dass niemand einen anderen dazu zwingen könne, vor Ort zu bleiben, ließ man den einzelnen Mitbrüdern die Wahl“, erklärte der Vikar.

„Von fünf Mitbrüder kehrten drei nach Indien zurück, während zwei geblieben sind, mit der Hoffnung insbesondere den Missionarinnen der Nächstenliebe eine Unterstützung zu sein. Auch sie hatten beschlossen, zu bleiben, genauso wie die wenigen Katholiken, die noch immer mit ihnen vor Ort arbeiten.“

Pater Tom war einer von denen, die geblieben sind und er erbrachte einen riskanten Dienst, da er von der einen Gemeinschaft zur anderen gehen musste.

Jenseits aller ‘diplomatischen’ Bemühungen Pater Tom zu befreien, wird in der gesamten Salesianischen Welt für seine rasche Freilassung gebetet.

„Wir glauben“, sagte Pater Cereda zum Schluss, „dass diese Bemühungen nicht vergeblich sein werden. In der stark zersplitterten Gesellschaft des Jemens werden sich die Verhandlungen aber auf jeden Fall als schwierig herausstellen und wir können nicht vorhersagen, wie schnell wir es schaffen, Pater Tom zu befreien.“ (CNA Deutsch)

Mutter Teresa wird bald heilig gesprochen

Mutter TheresaMutter Teresa steht vor der Heiligsprechung. Am Dienstag nächster Woche trifft sich der Papst mit Kardinälen zu einem Konsistorium, das über den Fall der seligen Gründerin der „Missionarinnen der Nächstenliebe“ die endgültige Entscheidung treffen soll. Es ist zu erwarten, dass die anwesenden Kirchenführer grünes Licht für die Heiligsprechung des „Engels von Kalkutta“ geben. Das Konsistorium wurde an diesem Montag offiziell angekündigt.

Bei der Versammlung im Vatikan wird auch das Datum einer Heiligsprechung von Mutter Teresa publik werden. Denkbar ist ein solcher feierlicher Akt noch während des laufenden „Heiligen Jahres der Barmherzigkeit“, etwa am Sonntag, 4. September. Am 5. September des Jahres 1997 war die aus Albanien stammende Friedensnobelpreisträgerin mit 87 Jahren in Kalkutta gestorben.

Über insgesamt fünf selige Christen sollen die in Rom residierenden oder anwesenden Kardinäle am nächsten Dienstag befinden. Zu den fünf Kandidaten für die Kanonisierung gehört auch Maria Elisabeth Hesselblad; die schwedische Ordensfrau des 19. und 20. Jahrhunderts, eine geborene Lutheranerin, ist Gründerin eines Ordens, der sich an der heiligen Brigitte von Schweden orientiert. Ebenfalls vor der Heiligsprechung stehen der mexikanische Märtyrer José Sanchez del Rio, der argentinische Priester José Gabriel Brochero und der polnische Ordensgründer Johannes Papczynski.

Franziskus hatte im Dezember des letzten Jahres ein Wunder anerkannt, das auf die Fürsprache von Mutter Teresa geschehen sein soll. Angehörige eines Brasilianers, der einen Hirntumor hatte, haben demnach im Jahr 2008 im Gebet Mutter Teresa angerufen; daraufhin wurde der 35-Jährige auf wissenschaftlich nicht erklärbare Weise von seinem Tumor geheilt.

Mutter Teresa hieß mit bürgerlichem Namen Agnes Gonxha Bojaxhiu; sie gehörte zur albanischen Minderheit im heutigen Mazedonien. 1910 geboren, arbeitete die Ordensfrau zunächst an einer Schule im indischen Kalkutta. Ab 1948 stellte sie sich in den Dienst von Sterbenden und Kranken in einem Elendsviertel der Stadt; heute wirken die „Missionarinnen der Nächstenliebe“, die sie gründete, in fast allen Teilen der Welt für die Ärmsten der Armen. Schon sechs Jahre nach ihrem Tod 1997 wurde Mutter Teresa von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen. (rv)

EXKLUSIV: „Es sind Agenten des Teufels“: Bischof Hinder über den Anschlag von Aden

Alan HoldrenVATIKANSTADT – Wie ist der tödliche Angriff auf die Missionarinnen der Nächstenliebe zu bewerten? Bischof Paul Hinder ist Apostolischer Vikar für das Apostolische Vikariat Südarabiens. Der Schweizer Kapuziner sprach im Interview mit dem Leiter der Vatikan-Redaktion von CNA/EWTN News, Alan Holdren.

CNA: In den Massenmedien wird berichtet, dieser Angriff sei nicht religiös motiviert. Wie sehen Sie das?

HINDER: Es wäre schon sehr schwierig, in diesem Vorfall nicht die Motivation eines irregeleiteten religiösen Geistes zu sehen, schon weil wir einfach keinen anderen Grund finden können (obwohl ich nicht über einen Grund für eine letztllich grundlose, irrationale Tat sprechen mag!). Für mich besteht kein Zweifel daran, dass die Schwestern [der Nächstenliebe] Opfer von Hass geworden sind, von Hass gegen unseren Glauben.

CNA: Warum sollten diese Schwestern und die Alten, um die sie sich kümmern, für irgendjemanden ein Ziel sein? Was haben die getan, um das zu verdienen?

HINDER: Ich glaube, dass es ein paar radikale Truppen gibt, die einfach nicht eine Anwesenheit von Christen wollen, welche sich um die Ärmsten der Armen kümmern. Das gilt offensichtlich nicht für die breite Mehrheit der Menschen im Jemen, welche die Missionarinnen der Nächstenliebe und deren Einsatz sehr schätzen und anerkennen. Um es klar zu sagen: Es gibt keinen Grund für eine solche Tat, es sei denn dass die Menschen, die so etwas anrichten, ob wissentlich oder unwissentlich, die Agenten des Teufels sind.

CNA: Haben Sie Neuigkeiten von dem entführten Pater Tom Uzhannalil?

HINDER: Zu diesem Zeitpunkt habe ich keine Neuigkeiten von Pater Tom.

CNA: Was sagt dieser tragische Vorfall über die Gesamtsituation im Jemen derzeit? Und was sagen Sie den Katholiken vor Ort jetzt? Was sollen sie nach diesen Angriffen tun?

HINDER: Die Morde zeigen erstens, dass der Krieg im Jemen andauert, trotz der Bemühungen um Verhandlungen. Es gibt Gruppen, vor allem in der Region Aden, die nicht unter der Kontrolle der Regierung sind und die versuchen, das Land zu destabilisieren und die Menschen zu terrorisieren. Die wenigen örtlichen Katholiken, die übrig geblieben sind, haben keine andere Wahl als so unauffällig wie möglich zu bleiben und darauf zu warten, dass der Frieden wieder hergestellt wird. Die Opfer der Schwestern und unser Gebet werden wirken, obwohl wir nicht einen unmittelbaren Effekt sehen. Als Christen glauben wir, dass Golgotha nicht das Ende ist, sondern der auferstandene Herr der beim letzten Gericht das letzte Wort haben wird. (CNA Deutsch)