„Ihr seid nicht vergessen“: Was von der Mexiko-Reise des Papstes bleibt

Franziskus in Mexiko

Eine sehr persönliche Einschätzung eines US-amerikanischen Bischofs „mit mexikanischem Herzen“ zur Papst-Reise, dem Völkermord an Christen durch den Islamischen Staat sowie die Schließung von Guantánamo Bay.

Für den Bischof der US-amerikanischen Diözese Las Cruces, Oscar Cantú, hatte Papst Franziskus eine einfache Botschaft:  „Ihr seid nicht vergessen.“ Doch gegenüber CNA setzte er die Reise und das Verhältnis der USA zu Mexico nicht nur in einen sehr persönlichen Rahmen; er brachte den Papst-Besuch auch in Zusammenhang von Fragen, die aktuell auf den Nägeln brennen: Eine mögliche Anerkennung des Völkermords an Christen durch Islamisten im Nahen Osten durch die USA sowie die Schließung des Gefangenenlagers von Guantánamo Bay.

Ermutigung für Opfer von Gewalt

Bischof Cantú, Vorsitzender des Komitees für Internationale Gerechtigkeit und Frieden der US-amerikanischen Bischofskonferenz, sagte, der Besuch des Papstes habe Mexiko gezeigt,  „dass sich der Heilige Vater um euch kümmert, und dass Gott sogar in schwierigen Momenten, sogar im Dunkel des Lebens, bei uns ist.“

Er war einer von zwei US-amerikanischen Bischöfen, die jeden Tag an den Messfeiern Papst Franziskus‘ auf seiner Mexiko-Reise vom 12. bis zum 18. Februar Teil nahmen.

Der Bischof, dessen Diözese im US-Bundesstaat New Mexico liegt, sprach während eines Besuchs in Rom mit CNA. Er sagte, der Papst habe den Mexikanern seine Anwesenheit als Hirte gezeigt und im Geiste der Heiligen Jungfrau von Guadalupe gehandelt.

Besonders beeindruckte ihn, wie der Papst auf die Ureinwohner Mexikos zuging; der römische Pontifex hatte ihnen gesagt, sie sollten in die Entscheidungsprozesse der Gesellschaft mit einbezogen und ihre Würde gehoben werden.

“Migranten ein menschliches Gesicht geben”

Bischof Cantú bemerkte auch die Ermutigung des Papstes, die er an Opfer von Gewalt richtete. Der römische Pontifex sagte den jungen Menschen auch, sie hätten etwas für das Gute in der Gesellschaft und in Mexiko beizutragen.

„Als Christen sind wir Menschen der Hoffnung“, sagte Bischof Cantú.

Am 17. Februar besuchte der Papst die US-amerikanisch-mexikanische Grenze bei der nordmexikanischen Stadt Ciudad Juarez. Er winkte den Menschen auf der anderen Seite des Grenzzauns zu, die in der westtexanischen Stadt El Paso standen.

„Ich denke, er wollte den Migranten ein menschliches Gesicht geben“, betonte Bischof Cantú.  „Sie sind Menschen. Jawohl, Menschen. Die meisten unter ihnen verfolgen sehr sehr gute Absichten und sind gute Menschen.“

Diese Migranten versuchen, der Gewalt,  „vernichtender Armut“ und einer schlecht funktionierenden Wirtschaft zu entkommen, fuhr der Bischof fort. Er ermutigte die Menschen, die Hauptursachen der Auswanderung zu betrachten: die Wirtschafts- und Handelspolitik und fehlende Investitionen in die Infrastruktur.

„Ich glaube, dass dies sinnvolle Lösungen darstellen, die mit dem Evangelium in Einklang stehen“, sagte Bischof Cantú.

Recht darauf, Grenzen zu schützen

Der Bischof fuhr außerdem fort, der Papst habe strenge Worte an die mexikanische Regierung über ihre Verantwortung für die Sorge um das Wohlergehen Mexikos gerichtet. Der Papst sprach auch über Mexikos Verantwortung, um eine Wirtschaft sicherzustellen, die Arbeitsplätze schafft, so dass die Menschen ihre Familien ernähren können und nicht auswandern müssen.

Die Kirche glaube nicht an offene Grenzen und glaube an das Recht eines Landes, seine Grenzen zu schützen, so Bischof Cantú. Die Kirche ermutige außerdem Länder zur Zusammenarbeit mit ihren Nachbarn.

Migration auch Teil der eigenen Biographie

Die Einwanderung hat im leben des Bischof selbst eine bedeutende Rolle gespielt. Sein Vater kam Mitte der 1950-er Jahre auf der Suche nach Arbeit aus Mexiko in die USA.

„Er wuchs auf einer Farm auf und sah in der Landwirtschaft im Norden Mexikos keine Zukunft. Er ging mit einem seiner Brüder und seinem Cousin nach Chicago. Sie schlugen sich mit Gelegenheitsarbeiten durch und verdienten so ihren Lebensunterhalt“, sagte der Bischof.

Der Vater des Bischofs lernte dessen Mutter während eines Sommers kennen, als er auf Besuch nach Mexiko zurückkehrte.  „Im darauffolgenden Sommer heiratete er sie und brachte sie nach Chicago“, sagte er, und sie wurden US-amerikanische Staatsbürger.

„Irgendwie waren ihre Herzen immer in Mexiko“, überlegte Bischof Cantú.  „Ich liebe Mexiko. Ich betrachte mich im Herzen als Mexikaner. Aber ich liebe auch Amerika. Hier wurde ich geboren.“

„Es besteht keine Gegensätzlichkeit darin, ein mexikanischer Amerikaner zu sein. Wir lieben beide Länder, weil wir Teile von uns in beiden Ländern haben.“

Er sagte, es sei für Einwanderer viel schwieriger geworden, die US-amerikanische Staatsbürgerschaft zu erwerben.

„Ich denke, dass es einige Vernünftige Wege gibt, die Einwanderungsgesetze unseres Landes an die heutige Zeit anzupassen“, sagte er.  „Ein Punkt, bei dem alle einer Meinung sind, ist, dass die Einwanderungsgesetze in unserem Land nicht mehr aktuell sind. Ich denke, wir sind klug und intelligent genug, um dies zu ändern. Es bedarf nur etwas politischen Willens und etwas Mute.“

Genozid an Christen im Nahen Osten

Bischof Cantú ist einer der Unterzeichner einer an US-Außenminister John Kerry gerichteten Petition über die Situation von Christen im Irak und in Syrien. Diese Petition bittet die US-Regierung darum, die durch den selbst-ernannten Islamischen Staat (IS) gegen Christen und andere religiöse Minderheiten verübten Gräueltaten als Völkermord anzuerkennen.

Der Bischof betonte, die Petition sei wichtig, um zu zeigen, dass die Welt die Situation beobachte, und um dazu beizutragen, dass der Islamische Staat nicht ungestraft davonkomme.

„Dass sie Christen aus dem einfachen Grund, dass sie Christen sind, umgebracht haben. Ich denke, es ich wichtig, dies als das was es ist zu benennen.“

Ringen um die Schließung von Guantánamo

Bischof Cantú sprach auch über die Bemühungen der Administration des US-Präsidenten Obama, das US-amerikanische Gefangenenlager an der Bucht von Guantánamo auf Kuba zu schließen. Er merkte an,  „die US-amerikanische Bischofskonferenz hat seit langer Zeit die Schließung Guantánamos unterstützt.“ (CNA Deutsch)

Die Heiligen Drei Könige kommen nach Japan

Kardinal WoelkiDie Heiligen Drei Könige kommen nach Japan: Als besonderes Geschenk zum 50. Ka­thedraljubiläum der Marienkathedrale in Tokio bringt der Erzbischof von Köln, Kardinal Rainer Maria Woelki, eine Reliquie der drei aus dem Kölner Dom mit.

Das Knochenfragment, das in einem modernen Reliquiar eingefasst ist, soll in Zukunft als einmaliges Zeichen die Verbundenheit zwischen Köln und Tokio ausdrücken. Bei der liturgischen Zeremonie werden die Gläubigen das Pilgergebet auf Japanisch sprechen, das auch die Pilger in Köln auf dem Gebetszettel finden, der am Dreikönigsschrein ausliegt.

Ein seltenes Ereignis

"Die Drei Könige haben für uns in Köln eine herausragende Bedeutung – und auch wenn sie zu Lebzeiten viel unterwegs waren, sollen sie natürlich weiterhin im Dom ruhen. Daher ist ein solches Geschenk eine wahre Seltenheit", erklärt Dompropst Gerd Bachner. Seit über 100 Jahren sei so etwas nicht mehr vorgekommen, so der Dompropst. Damals gab es eine Schenkung von Dreikönigsreliquien nach Mailand.

Weitere Programmpunkte der Reise sind der Besuch des mit Kölner Hilfe neu erbauten Karmelitinnenklosters "Carmel of the Holy Trinity" in Chofu, einem Stadtteil Tokios, sowie der Besuch der deutschen Auslandsgemeinde St. Michael. Dort wird der Kölner Erzbischof acht Jugendlichen das Sakrament der Firmung spenden.

Die beiden Erzbistümer sind seit 1954 Partner; unter anderem unterstützen Köln und Tokio gemeinsam die Kirche in Myanmar. (CNA Deutsch)

Kirche hofft auf „Friedens-Kampagne“ für Syrien

Kardinal TagleDas erlebt Kardinal Tagle nicht alle Tage: dass ein Mann am Straßenrand ruft „Es lebe die Caritas!“ Passiert ist die Szene in diesen Tagen im Libanon; da hat Tagle in der Bekaa-Ebene Flüchtlinge aus Syrien besucht. „Ich traf eine muslimische Familie, die aus Syrien stammt; der Familienvater rief: Es lebe die Caritas, es lebe die Kirche! Mich hat das sehr, sehr gefreut – nicht aus Stolz, sondern weil es zeigt, dass das Zeugnis der Nächstenliebe gültig ist.“

Luis Antonio Tagle ist Erzbischof von Manila auf den Philippinen; gleichzeitig leitet er auch die internationale Caritas, und dieses Amt war es, das ihn jetzt in den Libanon führte, in das von der libanesischen Caritas geleitete Flüchtlingslager. Was er dort gesehen hat, hat ihn beeindruckt.

„Es ist offensichtlich, dass das Leiden der Flüchtlinge nicht nur eine wirtschaftliche, sondern vor allem eine politische Ursache hat. Die internationale Gemeinschaft sollte dringend alles tun, um zu einer Lösung der politischen Konflikte zu kommen – wir brauchen eine echte Anstrengung, eine richtige Kampagne für den Frieden, damit das Leiden der Völker, der Vertriebenen und Flüchtlinge ein Ende nimmt!“

Von einer solchen Friedens-Kampagne träumt auch ein offizieller Kirchenvertreter in Damaskus: Mario Zenari, Erzbischof, Nuntius des Papstes in der syrischen Hauptstadt. Seit vier Tagen hört er keine Einschläge von Bomben und Raketen mehr: „Ich glaube, von ein paar Ausnahmen abgesehen scheint der Waffenstillstand zu halten. Wir wissen alle, dass das ein sehr, sehr zerbrechlicher und komplizierter Waffenstillstand ist – mit Leopardenflecken, sozusagen, weil der Islamische Staat und die Nusra-Front nicht mit inbegriffen sind. Aber es ist zu hoffen und zu beten, dass alle Träger dieser Waffenruhe sich ihrer Verantwortung bewusst sind.“

Syriens Präsident Assad hat Rebellen, die ihre Waffen niederlegen, eine Amnestie versprochen; UNO-Sondergesandter Staffan De Mistura kündigt für den 9. März eine Wiederaufnahme der Friedensgespräche an. Nuntius Zenari meint dazu: „Dieser Waffenstillstand soll, wie der Papst das auch in seinem Appell beim Angelus gesagt hat, zum einen das Verteilen von humanitärer Hilfe an die 450.000 Menschen möglich machen, die in belagerten Gebieten leben, und an die fünf Millionen Menschen, die in Gebieten wohnen, welche für Hilfe von außen nur schwer zugänglich sind. Und wenn dieser Waffenstillstand hält, dann sollte er zum Dialog und an den Verhandlungstisch führen!“ (rv)

Kardinalsversammlung zu Heiligsprechungen am 15. März

Mutter TheresiaEin Konsistorium – eine feierliche Versammlung der Kardinäle – wird am 15. März über die Heiligsprechung von Mutter Teresa von Kalkutta beraten. Das gab der Vatikan an diesem Montag bekannt. Dann werde auch der Termin für die Feier bekannt gegeben. Damit fände die Heiligsprechung der Ordensfrau während des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit statt.

Die Albanerin Agnes Gonxha Bojaxhiu – so ihr Geburtsname – wurde am 26. August 1910 in Skopje geboren. Von dem Orden, in den sie 1928 eingetreten war, wurde sie nach Indien gesandt, dort kümmerte sie sich vor allem um die Armen und gründete eine eigene Gemeinschaft, die „Missionarinnen der Nächstenliebe”. (rv)

Papst an Polizisten: „Benachteiligten helfen“

Carabinieri„Jeder Mensch ist von Gott geliebt, ist sein Geschöpf und verdient Aufnahme und Respekt.“ Das hat Papst Franziskus an diesem Montag ausgerechnet Polizisten ins Stammbuch geschrieben. Der Papst empfing den Verband italienischer Carabinieri, der für den Schutz der Zone rund um Sankt Peter zuständig ist. Dabei ging er mit keinem Wort auf Terrordrohungen und verschärfte Sicherheitsmaßnahmen ein; stattdessen legte er den Uniformierten ans Herz, vor allem „benachteiligten Menschen in ihren Schwierigkeiten zu helfen“.

„Ich danke Ihnen sehr für Ihre Arbeit im Dienst der Pilger und Touristen! Das ist eine Aktivität, die Professionalität und Verantwortungsbewußtsein verlangt, aber dazu auch Geduld, Offenheit und Aufmerksamkeit für die Menschen, von denen viele ältere Menschen sind. Das sind nicht leichte Qualitäten…“ Franziskus sagte auch einiges zum laufenden Heiligen Jahr der Barmherzigkeit: Es sei eine gute Gelegenheit zu einer „inneren Reinigung“, die einem dann „auch bei der Ausübung der täglichen Pflichten“ zugute komme.

„Diese geistliche Dimension des Jubeljahres sollte jeden von uns dazu veranlassen, sich zu fragen, wie treu er wirklich den Ansprüchen des Evangeliums gegenüber ist. Der Herr ruft uns zu dieser Treue, einen jeden in seiner Lebenslage… Und das Paradigma, an dem man sich messen sollte, sind die Werke der Barmherzigkeit.“ (rv)

Vatikan: Mehr Aufmerksamkeit für Träger seltener Krankheiten

Erzbischof Zygmunt ZimowskiDer päpstliche Rat für die Krankenseelsorge ruft zu mehr Aufmerksamkeit für Patienten auf, die an seltenen oder vernachlässigten Krankheiten leiden. Ärzte und Pflegepersonal, Forschung und Pharma-Industrie müssten große Sensibilität für die Anliegen der Patienten und ihrer Angehörigen aufbringen, schreibt der Präsident des Rates, Erzbischof Zygmunt Zimowski, in einer Botschaft zum 9. Welttag der Seltenen Krankheiten. Zugleich kündigte er einen vatikanischen Kongress zu dem Thema an. Das Treffen wird von 10. bis 12. November 2016 stattfinden, am Ende des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit. Die Medizin kennt rund 17.000 genetisch bedingte seltene Krankheiten. Sie sind häufig lebensbedrohlich oder chronisch einschränkend und bedürfen spezieller Therapien. (rv)

Umbrischer Kardinal bereitet Kreuzweg-Meditationen vor

Kardinal BassettiPapst Franziskus hat den Erzbischof von Perugia, Kardinal Gualtiero Bassetti, gebeten, die diesjährigen Meditationen zum Kreuzweg am Kolosseum zu verfassen. Auch dieses Jahr wieder wird der Papst am Karfreitag – es ist diesmal am 25. März – bei der römischen Sehenswürdigkeit beten. Kardinal Bassetti werde in seinen Texten vor allem auf das Thema des Leidens eingehen, verriet der Erzbischof der umbrischen Stadt im Gespräch mit Radio Vatikan. Bei den 14 Stationen wolle er auf das Leiden des heutigen Menschen, der Familien und auf die Verfolgungen hinweisen. Es seien aber nicht einfach „negative Beiträge“, sondern er wolle auch aufzeigen, dass die Liebe und die Vergebung stärker sind als das Leiden.

„Im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit ist es klar, dass meine Ausführungen zum Kreuzweg nicht anders aussehen können, als dass ich auf die Liebe und die Versöhnung hinweisen werde“, so Kardinal Bassetti. Er wolle jedoch vor allem auf die Schwierigkeiten der heutigen Familien hinweisen. „Bei der 4. Station, bei der Jesus seine Mutter trifft, war für mich ein sehr tiefgründiger Moment. Das Drama für die Muttergottes ist auch Sinnbild für das Leid der heutigen Familien – also die schwierigen Lebenssituationen, die Jugendarbeitslosigkeit – und das sind Themen, die mir sehr am Herzen liegen und die ich durch alle Meditationsbeiträge verteilt habe. Da geht es um kleine und große Leidensgeschichten der heutigen Menschen und auch die Kirche ist aufgerufen, sich ständig zu reinigen und versöhnt zu sein.“

Wenn er seine Meditationen kurz zusammenfassen müsste, so würde er sagen: „Der Kreuzweg Jesu Christi scheint mir in diesem Jahr vor allem der Kreuzweg der Menschen zu sein und zwar aus folgendem Grund, dass wir alle auf das Licht der österlichen Auferstehung ausgerichtet sind. Das ist die große Botschaft der Hoffnung, die wir weitertragen müssen. Christus ist gestorben und auferstanden, um uns und die Welt zu retten.“

Der Kreuzweg ist die längste der Osterliturgien und dauert beinahe drei Stunden. Der Kreuzweg gilt als stimmungsvollste Liturgie der Karwoche. (rv)

Neuer Ständiger Beobachter in UN-Tourismusbehörde

UNWTOPapst Franziskus hat einen neuen Ständigen Beobachter bei der Welttourismusorganisation ernannt. Der italienische Botschaftsrat Maurizio Bravi wird den Heiligen Stuhl bei der UN-Behörde vertreten. Der Kirchenrechtler ist seit 1995 im diplomatischen Dienst beim Heiligen Stuhl und hat bereits in den Ländern Dominikanische Republik, Argentinien und in den Nuntiaturen von Frankreich und Kanada gewirkt. Ziel der Welttourismusorganisation ist ein nachhaltiger, entwicklungsorientierter Tourismus. (rv)

Buchtipp: Keine Kirche ohne Frauen

Keine Kirche ohne Frauen„Papst Franziskus: Keine Kirche ohne Frauen“ heißt das Werk, das die Radio Vatikan-Redakteurin Gudrun Sailer soeben mit dem Verlag Katholisches Bibelwerk vorgelegt hat. Darin finden sich gesammelt alle Aussagen von Papst Franziskus zu und über Frauen, versehen mit einer längeren Hinführung der Herausgeberin. Wir sprachen mit Gudrun Sailer über ihr Buch und wollten zunächst wissen, was sie am meisten überrascht hat bei dem, was der seit drei Jahren amtierende Papst über Frauen sagt.

„Überrascht hat mich, wie vielfältig und breitgestreut diese Papst-Aussagen waren. Er spricht von einem Mehr an Einfluss, das Frauen bei Entscheidungsprozessen in der Kirche genießen sollten, erklärt aber auch, warum es beim Nein zu katholischen Priesterinnen bleiben wird, er pocht auf die unersetzliche Rolle der Frau in der Familie und fordert im selben Atemzug gleichen Lohn für gleiche Arbeit in der Arbeitswelt; er wünscht sich eine eigene Theologie der Frau, auch eine bessere Wahrnehmung und Einbindung der Arbeit von Theologinnen in das ganze Gebäude der Theologie. Sehr schön, oft poetisch ist, was er über Maria sagt und über einzelne Frauen der Bibel. Die alte Prophetin Hanna zum Beispiel nennt der Papst ohne Umschweife „die erste Verkünderin Jesu“. Da wird wirklich eine große Bandbreite erkennbar. Und auch eine große Wertschätzung für das, was Frauen sind und was sie einbringen.“

RV: Gibt es einen Schlüsselsatz, der die Position von Papst Franziskus zusammenfasst?

„Die Kirche ist weiblich“, vielleicht. Es heißt nicht „der Kirche“, sondern „die Kirche“, und das sagt doch etwas aus, was wir noch nicht recht erkannt haben. Das hat Franziskus mehrfach so und ähnlich gesagt. Und hier wird noch etwas klar: der Papst zeigt in der Frage der Frau in der Kirche viel Offenheit, und zugleich hat er keinen fertigen Marschplan in der Schublade.“

RV: Und wie kann es dann aus Sicht von Papst Franziskus gelingen, den Frauen den ihnen zustehenden Platz in der Kirche einzuräumen?

„Er hat das Feld geöffnet und bittet um Vorschläge. Und das passt als Vorgangsweise gut zu Franziskus. Er berät sich auf breiter Basis, dann entscheidet er. Es sind also jetzt die Katholikinnen selbst aufgerufen, sich einzubringen. Das geht nur zusammen mit den Gemeinden und den Bischöfen, einzelne Bischofskonferenzen – die deutsche und die österreichische zumal – sind da schon weiter als andere. Denn letztlich wird die Frage lokal gespielt, in den Ortskirchen. Aber es ist unerlässlich, dass der Papst die rechten Impulse gibt. Und die gibt er, das ist mir klargeworden, als ich alle seine Reden, Katechesen und Interviews durchgegangen bin auf der Suche nach den Frauen-Zitaten.“

RV: Wie weit oben steht das Thema Frau und Kirche auf seiner Agenda?

„Nicht ganz oben, meinem Eindruck nach, aber es ist unverkennbar, dass er es in seiner Tragweite sieht. Wenn die Kirche die Frauen verliert, dann würde sie das nicht überleben, das ist ein direktes Zitat von Franziskus.“

RV: Im Vorwort legen Sie unter anderem einen Essay vor, eine Einordnung der Papst-Aussagen, auch eine Bestandsaufnahme über Frauen im Vatikan, außerdem eine Art biografische Annäherung an das Thema Päpste und Frauen. Vor kurzem wurde doch bekannt, dass Papst Johannes Paul II. über Jahrzehnte eine sehr enge Freundschaft zu einer polnisch-amerikanischen Philosophin unterhalten hat. Gibt es so etwas auch im Fall von Franziskus?

„Genau diese interessante Frage hat ein Journalist vor einigen Tagen dem Papst auf dem Rückflug von Mexiko gestellt. Franziskus wollte nicht so recht mit der Sprache herausrücken, hat aber sehr schön und sehr klar gesagt: ein Mann, der keine freundschaftliche Beziehung zu einer Frau zu unterhalten kann, dem fehlt etwas. Und das gilt auch und erst recht für Priester. „Wir haben noch nicht das Gute erkannt, das eine Frau dem Leben des Priesters und dem Leben der Kirche zu geben vermag, im Sinne eines Ratschlags, im Sinne einer Hilfe oder einer gesunden Freundschaft.“ Ein Jammer, dass Franziskus das nicht schon vor ein paar Monaten gesagt hat: Es würde die Papst-Zitate in meinem Buch gut abrunden. Ich nenne aber in der Hinführung die „Frauen am Weg des Jorge Mario Bergoglio“, angefangen von der Großmutter, sicherlich die wichtigste Frau in seinem Leben, über das Mädchen, in das er sich als Seminarist verliebte, dann gab es eine Vorgesetzte, die ihn – obwohl Kommunistin – sehr prägte und beeindruckte, und noch einige mehr.“

RV: Viele empfinden es so, dass mit Papst Franziskus in der Kirche ein neues Zeitalter angebrochen ist. Auch wenn das eher für die Haltung als für die Inhalte stimmt: Gilt das auch für die Frage der Frau in der Kirche?

„Franziskus hat in seinen drei Jahren Pontifikat eine Menge Baustellen aufgemacht, zu Recht. Und eine davon ist dieser Akt des Neuauslotens für den Ort der Frau in der Kirche. Ich meine, er kann diese Baustelle nicht abschließen in der Zeit, die er noch hat, aber er hat sie aufgemacht, und das ist mehr, als jeder Papst vor ihm getan hat.“

Papst Franziskus: Keine Kirche ohne Frauen. Herausgegeben von Gudrun Sailer. Verlag Katholisches Bibelwerk, 2016. Rund 15 Euro. (rv)

Päpstlicher Überraschungsbesuch in Drogenklinik

FranzsikusPapst Franziskus hat am Freitagnachmittag überraschend ein Zentrum zur Rehabilitation von Drogensüchtigen in der Nähe von Castelgandolfo besucht. Das gab der Vatikan kurz nach der Visite bekannt. Franziskus sei ohne Eskorte und in Begleitung von Rino Fisichella, dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für Neuevangelisierung, aufgebrochen. Der Papst hörte die Erzählungen der etwa 60 Bewohner der Einrichtung, umarmte jeden von ihnen und erteilte den Patienten und Mitarbeitern seinen apostolischen Segen. Der Besuch reiht sich ein in eine lose Folge von päpstlichen Stippvisiten am Freitag im Rahmen des Jahres der Barmherzigkeit.

Mit dem Abstecher in Castelgandolfo wollte Papst Franziskus auf das Problem der Drogenabhängigkeit hinweisen und den Patienten der Einrichtung Mut für ihren persönlichen Kampf gegen die Abhängigkeit machen, hieß es. Das „Centro Terapeutico San Carlo di Castel Gandolfo“ wurde 1980 von dem Priester Mario Picchi gegründet. Drei Jahre später kam der heilige Papst Johannes Paul II. zu Besuch. Er hatte der Einrichtung als Sitz eine päpstliche Villa aus dem 16. Jahrhundert geschenkt. (rv)