Mexiko: Presseschau von Freitag, 12. Februar

MexikoFreitagabend trifft der Papst in Mexiko ein, und Freitagmorgen haben die mexikanischen Tageszeitungen erstmals auch auf den Titelseiten über den bevorstehenden Papstbesuch berichtet. Der US-amerikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump ist allen mexikanischen Medien zumindest ein paar Zeilen wert; Trump hatte den Abstecher des Papstes in Ciudad Juarez kritisiert. Dort will Franziskus am vieldiskutierten und in Mexiko rundweg angelehnten Grenzzaun eine Messe feiern, zur Freude der Mexikaner, zum Leidwesen konservativer US-amerikanischer Politiker.

El Universal, die älteste und eine der größten Tageszeitungen Mexikos, informiert nicht nur über die Programmdetails, sondern versucht auch die blumigen Seiten der Visite einzufangen: im Sportteil steht nachzulesen, wie Bergoglio seinerzeit in Buenos Aires den Fußball nutzte, um die Kinder von der Straße in die Gemeinde zu holen. Für die Papstmesse am Nationalheiligtum der Jungfrau von Guadalupe sollen am Schwarzmarkt Eintrittskarten für 6.000 Pesos aufgetaucht sein, umgerechnet 300 Euro.

Milenio bietet seinen Lesern eine drastische Karikatur: Papst Franziskus auf einer Blutspur – Drogengewalt und organisierte Kriminalität ist damit angesprochen. Das Nationalbewusstsein stärkt ein Artikel über die bisher nicht weniger als sechs Papstbesuche in Mexiko. Ein längerer Artikel informiert über Papst Franziskus und die Menschenrechte.

„Reforma” hat mit dem Mitbruder des Papstes, Pater Antonio Spadaro gesprochen und macht sich über die möglichen Inhalte der Papstreden Gedanken. „Excelsior“ bringt eine zwölfseitige Beilage über den Papstbesuch und rechnet die Kosten vor: 200 Millionen Peseten, 10 Millionen Euro umgerechnet. Die Visite wird allerdings auch vollmundig als „Verabredung mit der Geschichte“ bezeichnet. (rv)

Bruderkuss auf Kuba: Franziskus trifft Moskauer Patriarch Kyrill

Papst FranziskusEin historisches kirchenpolitisches Treffen im nüchternsten aller Rahmen: Auf dem Flughafen von Havanna in Kuba sind einander an diesem Freitag Papst Franziskus und Patriarch Kyrill I. begegnet. Es ist das erste Mal, dass Oberhäupter der katholischen und der russisch-orthodoxen Kirche direkt miteinander sprechen. Ihre Unterredung hinter verschlossenen Türen in einem Empfangszimmer des kubanischen Flughafens dauerte zwei Stunden. Franziskus und Kyrill unterzeichneten eine gemeinsame Erklärung. Das sechs Seiten lange Dokument wurde nicht verlesen, vielmehr wechselseitig überreicht. Danach hielten erst Kyrill, danach der Papst eine kurze Ansprache in der jeweiligen Muttersprache, Russisch und Spanisch. Eine Ikone der in Russland sehr verehrten Muttergottes von Kazan schmückte den kahlen Raum, in dem das Treffen stattfand. Religiöse Gesten im engeren Sinn fehlten; kein gemeinsamer Segen wurde erteilt, kein "betet für uns" war zu hören.

„Bruder, endlich!", ließ sich Papst Franziskus vor der Umarmung mit dem Patriarchen vernehmen. „Wir sind Brüder, und es ist ganz klar, dass das hier der Wille Gottes ist." Kyrill antwortete: „Es ist schön, sich zu treffen, und troz aller Schwierigkeiten sind die Dinge jetzt leichter." Franziskus zeigte sich beeindruckt und bewegt von der Begegnung. „Wir haben wie Brüder miteinander geredet, wir haben dieselbe Taufe, wir sind beide Bischöfe, wir haben von unseren Kirchen geredet, wir waren einer Meinung darüber, dass die Einheit im gemeinsamen Unterwegssein entsteht", erklärte er vor den anwwesenden Würdenträgern.

Es war „ein sehr reichhaltiges Gespräch“, sagte Patriarch Kyrill, „das uns erlaubt hat, die jeweiligen Positionen zu verstehen und zu fühlen.“ Beide Kirchen könnten nun zusammenarbeiten, „damit kein Krieg mehr ist, damit das menschliche Leben überall respektiert wird, damit sich das moralische Fundament der Familie und des Menschen stärkt.“ Franziskus lobte ausdrücklich Metropolit Hilarion und Kardinal Koch für ihren Einsatz. Besonderes Lob zollte er dem Gastgeberland dieses historischen Treffens: „Ich will nicht weggehen ohne ein Zeichen meines Dankes an Kuba, an das große kubanische Volk und seinen hier anwesenden Präsidenten, für seine aktive Verfügbarkeit“. Und der Papst fuhr fort: „Wenn das so weitergeht, wird Kuba die Hauptstadt der Einheit."

In der gemeinsamen Erklärung bekunden katholische und russisch-orthodoxe Kirche ihren Willen, angesichts der Entwicklungen der zeitgenössischen Welt in Zukunft stärker miteinander aufzutreten. Das Dokument verteidigt die gemeinsamen christlichen Werte, die – auch angesichts der Zuwanderung – das Fundament Europas bleiben müssten. Ein Ja zur Ehe zwischen Mann und Frau und zum Lebensrecht für alle sind dort ebenso festgehalten wir die gemeinsame Sorge wegen Christenverfolgung und religiös fundiertem Terrorismus.

Als Gastgeschenk brachte Patriarch Kyrill eine Kopie der Marienikone von Kazan für den Papst mit. Franziskus verschenkte seinerseits einen silbernen Kelch mit Patene sowie eine Knochenreliquie des heiligen Kyrill aus der römischen Basilika San Clemente.

Kubas Präsident Raul Castro hatte Papst Franziskus am Flughafen empfangen und nach einer kurzen Begrüßung an die Schwelle eines für das Treffen der Kirchenführer vorgesehenen Raumes begleitet. Dem strengen Protokoll zufolge – „jeder Schritt und jeder Atemzug ist abgestimmt“, verriet der päpstliche Reisemarschall Alberto Gasbarri – betraten Papst Franziskus und Patriarch Kyrill den Raum gleichzeitig durch zwei verschiedene Türen. Sechs Personen nahmen an dem vertraulichen Gespräch teil: an der Seite des Papstes Kardinal Kurt Koch, der päpstliche Ökumene-Verantwortliche, an der Seite des Patriarchen Metropolit Hilarion, Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchates. Außerdem waren zwei Dolmetscher für Spanisch und Russisch zugegen.

Das Treffen zwischen Papst Franziskus und Patriarch Kyrill war vor einer Woche überraschend angekündigt worden. Bereits seit dem Pontifikat von Papst Johannes Paul II. bemühten sich beide Seiten hinter den Kulissen um ein solches katholisch-orthodoxes Spitzentreffen. Unter anderem waren 1997 die österreichische Stadt Graz sowie später unter Benedikt XVI. das österreichische Stift Heiligenkreuz als Rahmen einer solchen Begegnung im Spiel.

Papst Franziskus hatte signalisiert, er sei zu einem Treffen mit Patriarch Kyrill wann und wo auch immer bereit. Kuba, das der Papst vergangenes Jahr besucht hatte, bot sich an, weil es als nicht-europäischer Ort eine gewisse Neutralität verhieß und überdies zufällig am Schnittpunkt von seelsorgerlichen Unternehmungen beider Kirchenoberhäupter lag: Patriarch Kyrill befindet sich auf Pastoralreise auf der Karibikinsel, während Franziskus dort einen Zwischenstopp einlegte, um danach seine Pastoralreise in Mexiko aufzunehmen.

Drei Delegationen – aus Kuba, Russland und dem Vatikan – hatten sich am Flughafen eingefunden, um das historische Treffen zu begleiten. Anwesend waren unter anderem der Erzbischof von Havanna, Kardinal Jaime Ortega, der Erzbischof von Santiago de Cuba, Dionisio Garcia Ibanez, und der Apostolische Nuntius auf Kuba, Erzbischof Giorgio Lingua. Aus dem Vatikan war neben dem Papst und Kardinal Koch der französische Dominikaner Giacinto Destivelle angereist, der am Einheitsrat unter Koch für den Dialog mit der Orthodoxie zuständig ist. (rv)

Das Papstprogramm in Mexiko

MexikoPapst Franziskus reist vom 12. bis zum 18. Februar nach Mexiko und legt auf der Hinreise einen Zwischenstopp in Havanna ein, um sich mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. zu treffen. Radio Vatikan dokumentiert das offizielle Programm dieser zwölften Auslandsreise von Papst Franziskus, Schritt für Schritt. Die angegebenen Uhrzeiten beziehen sich auf römische Zeit.
Die mit Sternchen (*) versehenen Events werden wir mit deutschem Kommentar für Sie übertragen.


Freitag, 12. Februar 2016

07.45 Uhr: Abflug vom Flughafen Rom Fiumicino

*20.00 Uhr (14.00 Uhr Ortszeit): Ankunft in Havanna, Kuba. Im Flughafen Begegnung mit Kyrill I., zweistündiges Gespräch und Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung von katholischer und russisch-orthodoxer Kirche

2.30 Uhr (19.30 Uhr Ortszeit): Ankunft auf dem Internationalen Flughafen „Benito Juárez“ von Mexiko-City, Transfer via Papamobil in die Nuntiatur.


Samstag, 13. Februar – Mexiko Stadt

16.30 Uhr (9.30 Uhr Ortszeit): Begrüßungszeremonie im Nationalpalast durch Mexikos Staatspräsident Enrique Peña Nieto

17.15 Uhr (10.15 Uhr Ortszeit): Treffen mit den Autoritäten der Zivilgesellschaft und mit dem Diplomatischen Corps (Rede des Heiligen Vaters)

18.30 Uhr (11.30 Uhr Ortszeit): Treffen mit den rund 150 Bischöfen Mexikos in der Kathedrale (Rede des Heiligen Vaters)

*00.00 Uhr (17.00 Uhr Ortszeit): Krönung der Muttergottes-Statue von Guadalupe und Heilige Messe in der Wallfahrtskirche (Predigt des Heiligen Vaters)


Sonntag, 14. Februar – Ecatepec und Mexiko Stadt

17.15 Uhr (10.15 Uhr Ortszeit): Hubschrauberflug nach Ecatepec

*18.30 Uhr (11.30 Uhr Ortszeit): Heilige Messe auf dem Gelände des Studienzentrums von Ecatepec (Predigt und Angelus-Gebet des Heiligen Vaters)

23.45 Uhr ( 16.45 Uhr Ortszeit): Hubschrauberflug nach Mexiko-City

00.15 Uhr (17.15 Uhr Ortszeit): Ankunft in Mexiko-City

00.45 Uhr (17.45 Uhr Ortszeit): Besuch des Kinderkrankenhauses „Federico Gomez“ (Grußwort des Heiligen Vaters)


Montag, 15. Februar – San Cristóbal de Las Casas und Tuxtla Gutierrez, Bundesstaat Chiapas

14.30 Uhr (7.30 Uhr Ortszeit): Abflug nach Tuxtla Gutiérrez

16.15 Uhr (9.15 Uhr Ortszeit): Hubschrauberflug nach San Cristóbal de Las Casas

*17.15 Uhr (10.15 Uhr Ortszeit): Heilige Messe mit den indigenen Gemeinschaften von Chiapas im städtischen Sportzentrum (Predigt des Heiligen Vaters)

20.00 Uhr (13 Uhr Ortszeit): Mittagessen mit Vertretern der indigenen Bevölkerung und dem päpstlichen Gefolge

22.00 Uhr (15 Uhr Ortszeit): Besuch der Kathedrale von San Cristóbal del las Casas

22.35 Uhr (15.35 Uhr Ortszeit): Hubschrauberflug nach Tuxtla Gutierrez

*23.15 Uhr (16.15 Uhr Ortszeit): Treffen mit Familien im Stadion „Victor Manuel Reyna“ in Tuxtla Gutiérrez (Rede des Heiligen Vaters)

01.10 Uhr (18.10 Uhr Ortszeit): Abflug nach Mexiko-City

03.00 Uhr (20.00 Uhr Ortszeit): Ankunft auf dem Flughafen von Mexiko-City


Dienstag, 16. Februar – Morelia, Bundesstaat Michoacán

14.50 Uhr (7.50 Uhr Ortszeit): Abflug nach Morelia

*17.00 Uhr (10 Uhr Ortszeit): Heilige Messe mit Priestern, Ordensleuten, Geweihten und Seminaristen (Predigt des Heiligen Vaters)

22.20 Uhr (15.20 Uhr Ortszeit): Besuch der Kathedrale

*23.30 Uhr (16.30 Uhr Ortszeit): Treffen mit Jugendlichen im Stadion „Jose Maria Morelos y Pavon“ (Rede des Papstes)

01.30 Uhr (18.30 Uhr Ortszeit): Abflug nach Mexiko-City

03.00 Uhr (20 Uhr Ortszeit): Ankunft in Mexiko-City


Mittwoch, 17. Februar – Ciudad Juárez

15.35 Uhr (8.35 Uhr Ortszeit): Abflug nach Ciudad Juárez

18.00 Uhr (10 Uhr Ortszeit) : Ankunft auf dem Internationalen Flughafen „Abraham González“ von Ciudad Juárez

18.30 Uhr (10.30 Uhr Ortszeit): Besuch der Haftanstalt Cereso 3 (Rede des Heiligen Vaters)

*20.00 Uhr (12 Uhr Ortszeit): Treffen mit der Welt der Arbeit im Kolleg von Bachilleres im Bundesstaat Chihuahua (Rede des Heiligen Vaters)

*00.00 Uhr (16 Uhr Ortszeit): Heilige Messe auf dem alten Messegelände von Ciudad Juárez (Predigt und Abschiedswort des Papstes)

03.15 Uhr (19.15 Uhr Ortszeit): Abflug vom Internationalen Flughafen von Ciudad Juárez nach Rom Ciampino


Donnerstag, 18. Februar

15.15 Uhr: Ankunft auf dem Flughafen Rom Ciampino

(rv)

Brief: Aufruf Kollekte für Heiliges Land

Kardinal SandriWir halten hier den Brief der Ostkirchenkongregation an die Bischöfe für die Kollekte für das Heilige Land fest:

10.Februar 2016

Exzellenz,

Karfreitag ist der Tag, an dem das Böse zu siegen scheint: Christus hat unschuldig den Tod am Kreuz erlitten. Man könnte meinen, dass im Heiligen Land dieser Tag niemals zu Ende geht, hört doch die Gewalt dort nicht auf. Wer den Blick auf die ganze Welt weitet, wird ebenfalls kaum Gründe finden, auf eine friedlichere Zukunft zu hoffen.

Das Herz des Menschen ist unruhig und gepeinigt und verlangt nach Licht, Leben, Hoffnung. Der Mensch will nicht alleine gehen, er ersehnt Brüderlichkeit und möchte wieder aufbrechen können. Deswegen ist es so wichtig, dass man weiter blickt als nur auf die Wirklichkeit, die einen umgibt: auf eine Wirklichkeit, die größer und wahrhaftiger ist: Die ewige Erneuerung eines bereits geschenkten Heils.

Die Kollekte für das Heilige Land, die in den meisten deutschsprachigen Ländern am Palmsonntag gehalten wird, entflammt in uns neu eine sichere Hoffnung und erweckt in uns diesen Blick, der tiefer geht und wahrhaftiger auf das Böse schaut, das uns umgibt. Unser Blick richtet sich nach Osten, von wo das Heil kommt. Dort liegen unsere Wurzeln, da ist unser Herz: wir stehen in der Schuld jener, die von dort aufgebrochen sind, um der Welt den Glauben zu bringen. Wir sind aber auch jenen zu Dank verpflichtet, die dort geblieben sind, um den Glauben zu bezeugen und die Spuren zu hüten, die Jesus hinterlassen hat und durch die wir die Wahrheit unseres Glaubens berühren können, trotz des Leids, das sie durch die Jahrhunderte erlitten haben. Dieses Heilige Land ruft unsere Nächstenliebe auf den Plan. Schon immer und heute mit noch größerer Dringlichkeit! Weil alle, die dort leben und wirken, dringend unsere Gebete und konkrete Hilfe brauchen, um sich auch weiterhin für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen zu können.

In diesem Heiligen Jahr sind wir mehr denn je dazu aufgerufen, den Brüdern und Schwestern im Nahen Osten unsere Barmherzigkeit und Nähe zu zeigen. Flüchtlinge, alte Menschen, Kinder, Kranke brauchen unsere Hilfe. Hier im Orient wird gemordet, wird entführt, lebt man in Sorge um die eigenen Familienangehörigen; leidet man, weil Familien auseinandergerissen werden durch Exodus und Emigration. Die Menschen erfahren Dunkelheit und die Angst der Verlassenheit, Einsamkeit und Verständnislosigkeit. Eine Zeit der Prüfungen und Herausforderungen, Zeit des Martyriums. All dies verpflichtet uns zu helfen, die Notlagen anzugehen, wiederaufzubauen und neue Wege der Gemeinschaft und Hilfe zu finden. All dies sind notwendige und dringende Werke der Barmherzigkeit, die uns täglich die Wahrheit des Psalms aufgehen lassen: „Wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich jeder umsonst, der daran baut.“ (Psalm 127)

Wir halten uns fest am Kreuz von Karfreitag und werden zugleich aufgerichtet vom Licht der Auferstehung. Das Heilige Land ist ein Ort des Dialogs, in dem Menschen leben, die nicht aufhören von Brücken zu träumen, und in dem christliche Gemeinden leben, die das Evangelium des Friedens verkünden. Es ist ein Land des „Ökumenismus des Blutes“ und zugleich ein Land zwischen Ausnahmezustand und Normalität.

„Gott ist nicht gleichgültig! Für Gott ist die Menschheit wichtig, Gott verlässt sie nicht!“ (Papst Franziskus) Das zeigt sich im Ausstrecken der Hand, die großzügig den eigenen Beitrag leistet. Das zeigt sich aber auch darin, ohne Furcht weiterhin ins Heilige Land zu den Orten unseres Heils zu pilgern und dort auch Schulen und Sozialzentren zu besuchen, um das Zeugnis der einheimischen Christen zu hören und ihnen unsere Solidarität zu zeigen.

Die Heilig-Land-Kollekte erinnert uns an eine „alte“ und traditionsreiche Verpflichtung, die durch die Ereignisse der letzten Jahre noch viel dringlicher geworden ist. Sie ist zugleich eine freudige Gelegenheit, unsern Schwestern und Brüdern zu helfen.

Ich versichere Ihnen die Dankbarkeit des Heiligen Vaters Franziskus wie auch der Ostkirchenkongregation, die sich mit aufmerksamer Sorge um die Brüder und Schwestern im Orient kümmert, und ich bitte Sie, diesen Dank an alle Gläubigen ihrer Teilkirche weiterzugeben. Mit brüderlichen Grüßen im Herrn

Ihr Leonardo Card. Sandri

Präfekt

+ Cyril Vasil’, S.I.

Erzbischof – Sekretär (rv)

Neue vatikanische Münzen vorgestellt

Euro Vatikan-MünzenDas vatikanische Briefmarken- und Münzbüro hat die baldige Ausgabe der neuen Vatikan-Euromünzen für das Jahr 2016 bekannt gegeben. Die gängigen Euro-Münzen (2 und 1 €, 50, 20, 10, 5, 2 und 1 Cent) führen das Bild von Papst Franziskus und sollen als Souvenir des Vatikanstaates gelten.

Besonders in diesem Jahr ist, dass die 50 und 20 Cent-Münzen Bilder des Jahres der Barmherzigkeit zieren. Die 20-Cent-Münze zeigt eine Umarmung von Papst Franziskus mit einem Teenager, während auf der Rückseite die Geschichte des verlorenen Sohnes zu sehen sein wird. Das Bild des Heiligen Vaters bei der Öffnung der Heiligen Pforte der Petersbasilika wird auf der 50-Cent-Münze abgebildet werden. Die Rückseite zeigt das Logo des Jubiläumsjahres – Jesus, der einen Mann (stellvertretend für die Menschheit) auf seinen Schultern trägt.

Zudem wird es eine besondere Münze zum Jubiläum der Barmherzigkeit geben. (rv)

Der Erfolgreiche Rücktritt: Papst emeritus Benedikt verändert das Papstamt

Papst (Emeritus) Benedikt XVI.Zum Jahrestag der Rücktrittsankündigung Papst Benedikt XVI.: Der Papst emeritus hat nicht nur das Papstamt um eine Option bereichert, nämlich um die, zurücktreten zu können, sondern er hat selber diese Option auch mit Leben gefüllt. Er zeigt, dass man – anders als Politiker – wirklich zurückgezogen leben kann. Zukünftige Päpste, die zurücktreten, mögen vielleicht andere Lebensformen für sich wählen, das Maß des Rücktritts wird aber Papst emeritus Benedikt XVI. sein. Rücktritt heißt still, heißt Rückzug. Eine Würdigung von Pater Bernd Hagenkord (rv)

http://blog.radiovatikan.de/und-es-funktioniert/

 

Ökumene-Kardinal: Papst-Patriarchen-Treffen als Überwindung

Kardinal KochBei dem Treffen des Papstes mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. wird es auch um ganz konkrete Themen und Probleme gehen. Das bestätigt gegenüber Radio Vatikan der für die Ökumene zuständige Kurienkardinal Kurt Koch. Dass es überhaupt zu der Begegnung kommt, sei eine Überraschung, wenn auch die Vorbereitungen dazu schon lange im Gange waren, sagt der Schweizer Kardinal im Gespräch mit unserem Kollegen Mario Galgano. Als der Papst bei seiner Rückreise aus der Türkei im November 2014 gesagt hatte, er würde Kyrill überall und zu jeder Zeit treffen, habe dies auf Moskauer Seite zu einer Öffnung geführt.

„Der Hintergrund ist aber noch ein anderer: wie Metropolit Hilarion (er ist für die Außenbeziehungen des Moskauer Patriarchats zuständig, Anm. d. Red.) bei der Pressekonferenz in Moskau sagte, war es von russisch-orthodoxer Seite nicht gewünscht in Europa durchzuführen. Europa gilt als der Kontinent der Kirchenspaltungen und all diese Treffen wollen ja nicht eine Fortführung der Kirchenspaltung sondern eine Überwindung der Spaltung sein. Deshalb hat man Kuba gewählt.“

RV: Werden auch die „heißen Eisen“ aufgegriffen? Werden der Papst und der Patriarch auch die bisherigen Hindernisse ansprechen?

„Natürlich kann man in einem zweistündigen Gespräch nicht alles behandeln. Es werden sicher diejenigen Fragen behandelt, die die beiden Kirchenführer persönlich und von der Kirche her betreffen, ein Thema sein.“

RV: Also das Stichwort Ukraine zum Beispiel und die Situation dort wird auch behandelt?

„Die Ukraine war ja lange Zeit der Grund, weshalb dieses Treffen nicht zustande gekommen ist und zwar von orthodoxer Seite her. Der russisch-orthodoxe Patriarch ist sehr betroffen von der Situation in der Ukraine und auf der anderen Seite ist natürlich auch der Papst sehr betroffen über den Krieg, den es in der Ukraine gibt und die Schwierigkeiten, die es in den Beziehungen zwischen der griechisch-katholischen Kirche und der orthodoxen Kirche gibt. Die griechisch-katholische Kirche ist Teil unserer Kirche. Das berührt und betrifft den Papst sehr. Ich denke schon, dass es unmöglich ist, zusammenzukommen ohne über diese Frage zu reden.“

RV: Es gibt aber auch kritische Stimmen – vor allem auf russisch-orthodoxer Seite, aber auch bei der griechisch-katholischen Seite in der Ukraine – die gewisse Ängste und Befürchtungen vor dem Treffen haben. Wie sehen Sie das?

„Ich glaube, der russisch-orthodoxe Patriarch ist sich dessen sehr bewusst, dass es diese Stimmen und Reaktionen gibt. Das bestätigt ja erst Recht den Willen für diese Begegnung und in diesem Sinne würde ich schon sagen, dass es ein mutiger Schritt für ihn ist.“

RV: Gerade Russland mit dem Einsatz in Syrien steht in der Kritik. Da gibt es aber auch eine gewisse Kritik gegenüber der russisch-orthodoxen Kirche, die – so sagt man – zu eng mit dem Staat und mit der russischen Politik verbunden sei. Beeinflusst das auch dieses Treffen auf Kuba? Also Papst, Patriarch und Politik.

„Man muss zunächst einmal sehen, dass in der orthodoxen Tradition ein ganz anderes Verhältnis zwischen Kirche und Staat gegeben ist als in der katholischen Kirche, weil wir uns als universale Kirche verstehen. Da ist die Beziehung zwischen Kirche und Staat in den einzelnen Nationen nicht so eng, wie das vielleicht in der Orthodoxie der Falls ist. Das liegt aufgrund ihres Prinzips der Autonomie und Autokephalie. Das ist die grundlegende ekklesiologische Frage, die man diskutieren muss. Doch bei diesem Treffen auf Kuba geht es ja zunächst nicht um die Begegnung von zwei politischen Figuren sondern um zwei religiöse, spirituelle Persönlichkeiten. Das steht im Vordergrund. Natürlich sind die beiden von den großen politischen Fragen wie Gerechtigkeit, Friede und Bewahrung der Schöpfung, Sorge um die Armen, Christenverfolgungen usw. berührt und von dem her wird natürlich auch das Gespräch und die Begegnung solche politische Fragen berühren.“ (rv)

Papst nimmt Ernennungen vor

VatikanPapst Franziskus hat an diesem Dienstag mehrere Ernennungen vorgenommen. Eine davon betrifft das neue Mediensekretariat des Vatikans: Es soll auch eine theologisch-pastorale Abteilung bekommen. Zu ihrer Direktorin ernannte er die Theologin Natasa Govekar, die aus der Slowakei stammt und in Rom lehrt. Im Mediensekretariat, das vom früheren vatikanischen Fernsehchef Dario Edoardo Viganò geleitet wird, sollen in den kommenden vier Jahren die verschiedenen vatikanischen Medieninstitutionen zusammengeführt werden.

Außerdem wurde – ebenfalls am Dienstag – der US-Geistliche Peter Brian Wells zum neuen Nuntius in Südafrika und Botswana ernannt. Der 52-Jährige war seit sechs Jahren stellvertretender vatikanischer „Innenminister“, arbeitete also in der ersten Abteilung des Staatssekretariats. Wie bei Papst-Botschaftern üblich, wird auch Wells zum Erzbischof geweiht werden. (rv)

Reform im Vatikan macht Fortschritte

Pater LombardiDas Prinzip der Synodalität sollte auch bei der Reform der Kurie eine Rolle spielen. Diese Forderung ergab sich bei den Gesprächen des Kardinalsrats mit dem Papst. Die sogenannten K-9 haben am Montag und Dienstag anderthalb Tage lang im Beisein von Franziskus vor allem über Synodalität gesprochen; Ausgangspunkt war seine Rede zu diesem Thema vom vergangenen 17. Oktober.

Vatikansprecher Federico Lombardi berichtete an diesem Dienstagmittag vor der Presse über die Diskussionen im K-9. „Es gab auch den letzten Durchgang der Debatte über die zwei Dikasterien (zu denen der Papst bisherige Einrichtungen zusammenlegen will): eines zu Laien, Familien und Leben, das andere zu Gerechtigkeit, Frieden und Migration. Letzte Vorschläge, die dazu eingegangen sind, wurden besprochen und die Schlussfolgerungen dem Papst übergeben. Ich habe das so verstanden, dass damit die Arbeit an diesen beiden Dikasterien beendet ist.“

Damit ist aber noch nicht gesagt, wann Franziskus die neuen Einrichtungen tatsächlich gründen wird. Und auch nicht – wie Pater Lombardi extra noch mal betonte – ob sie Kongregationen oder päpstliche Räte werden… oder noch einmal etwas anderes.

„Dann gab es noch weitere, noch nicht abschließende Besprechungen zu zwei anderen Dikasterien, nämlich dem Staatssekretariat und der Liturgiekongregation… Aber das ist ein „work in progress“, das Nachdenken über diese beiden Dikasterien ist noch im Gang.“ Kardinal Sean O’Malley von Boston habe außerdem über die jüngste Tagung der vatikanischen Kinderschutz-Kommission referiert.

Abwesend bei den Beratungen war nur der indische Kardinal Gracias, der sich einer Operation unterziehen musste. Anwesend war hingegen Kurienkardinal George Pell; der vatikanische „Wirtschaftsminister“ informierte über den gegenwärtigen Stand der Reform in seinem Gebiet. (rv)

Zurück zum Mittelalter?

Pater PioZunächst ist das Heilige Jahr eher schleppend angelaufen; nur selten sah man vor dem Petersdom mal Pilger in Richtung Heilige Pforte wallen. Das hat sich jetzt geändert: Menschen stehen Schlange, um (noch bis Donnerstag) in Sankt Peter an den sterblichen Überresten der heiligen Pater Pio und Pater Leopoldo Mandic vorbeizudefilieren. Ein eigentümliches, irgendwie vorkonziliares Bild, diese zwei gestrengen Männer mit braunen Kutten und grauen Bärten, die in ihren Glassärgen im Petersdom liegen.

Pater Raniero Cantalamessa ist der offizielle Prediger des Päpstlichen Hauses und selbst Kapuziner. Wir fragten ihn, ob wir jetzt zurück sind im Mittelalter.

„Das Mittelalter ist wieder da – das könnte ja auch heißen, der heilige Franz von Assisi ist wieder da! Auch der große heilige Franziskus gehörte ja zum Mittelalter, und ich glaube nicht, dass irgendjemand etwas dagegen hätte, wenn wir heute einen neuen heiligen Franz hätten. Von Mittelalter sprechen ist also etwas Zweideutiges, weil Mittelalter auch etwas Positives, Wunderschönes bedeuten kann.“

Und trotzdem, Pater Cantalamessa: Diese Pilger, die kleine Heiligenbildchen oder Rosenkränze an den Sarg von Pater Pio drücken, um eine Berührungsreliquie zu schaffen – manchen Katholiken ist bei solchen Szenen unbehaglich.

„Natürlich hat die Volksfrömmigkeit Ausdrucksformen, die nicht dazu geschaffen wurden, um die ganz feinen Gaumen zufriedenzustellen, die Wohlerzogenen, manchmal auch Säkularisierten unserer Welt. Allerdings: Das, was das Volk liebt, geringzuschätzen, ist für mich eine Beleidigung des Volkes. Wir können uns nicht einerseits bei jeder Debatte aufs Volk berufen, wie sogenannte Volksparteien das immer tun, und andererseits, wenn das Volk sich in Bewegung setzt, von Lemmingen sprechen oder vom Mittelalter. Ich höre da ein bisschen Hochmut heraus – als käme man sich da besser vor als andere. Sicher muss man die Volksfrömmigkeit erziehen, aber ich wäre selbst gerne so einfach, um es einfach wie diese Leute zu halten und Gottvertrauen zu haben, auch Zutrauen zur Fürbitte der Heiligen.“ (rv)