Papst Franziskus hat einen Untersekretär für die vatikanische Güterverwaltung APSA bestimmt. Er berief den aus der Diözese Tarent stammenden Priester Giuseppe Russo an diese neu geschaffene Stelle. Die APSA fungiert seit der Umgestaltung der vatikanischen Wirtschaftsangelegenheiten als eine Art Zentralbank für den Vatikanstaat und den Heiligen Stuhl. Im Gegenzug hatte Franziskus jene Abteilung der APSA, die bis dahin für die Verwaltung der vatikanischen Immobilien zuständig war, herausgelöst und dem neu geschaffenen Wirtschaftssekretariat unter Kardinal George Pell angegliedert. Giuseppe Russo war bisher bei der Italienischen Bischofskonferenz für die Verwaltung kirchlicher Immobilien verantwortlich. Der Untersekretär ist Teil der meist dreiköpfigen Führungsebene einer päpstlichen Behörde. (rv)
Jahr: 2016
Italien/Libanon: Anima-Kirche erhält Charbel-Reliquie
Die Kirche der deutschsprachigen Katholiken in Rom, Santa Maria dell´Anima, erhält eine Reliquie des libanesischen Heiligen Charbel. An diesem Freitag um 18 Uhr zelebriert Kardinal Bechara Boutros Rai, der Patriarch von Antiochien, anlässlich der feierlichen Übergabe in der Anima eine Heilige Messe im maronitischen Ritus. Die Knochenreliquie ist ein Geschenk des Kollegs Mar Abda des Maronitenordens der Heiligen Jungfrau Maria im Libanon. Sie erhält ihren Platz in einem der Altare der Kirche, an dem zugleich ein permanentes „Friedenslicht für den Libanon und den Nahen Osten“ entzündet wird.
Charbel Makhlouf ist ein maronitischer Mönch des 19. Jahrhunderts, den Papst Paul VI. erst selig und schließlich 1977 heiligsprach. Er führte in einer Einsiedelei des Klosters Annaya ein asketisch strenges Büßerleben und wurde schon zu Lebzeiten wie ein Heiliger verehrt. (rv)
Neuer Gardekaplan: Katechese zu Barmherzigkeit geplant
Der neue Kaplan der Schweizer Garde ist 32 Jahre alt, kommt aus dem Bistum Chur, kennt aber Rom schon sehr gut und auch den Vatikan. Thomas Widmer studierte unter anderem an der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom Philosophie sowie Theologie. Am 12. Dezember 2015 hatte Papst Franziskus den Priester des Bistums Chur zum neuen Kaplan der Schweizer Garde ernannt. Mario Galgano hat ihn in der Kaserne der Garde im Vatikan getroffen.
„Am 1. Januar habe ich mit der neuen Aufgabe begonnen. Offiziell wurde ich am 3. Januar mit einer Heiligen Messe eingesetzt.“
Sie haben ja den Vatikan schon als Student gekannt. Wie haben Sie die Ernennung aber aufgenommen und sich dabei gefühlt?
„Das kam überraschend, denn zuerst dachte ich, meine Studien hier in Rom zu beenden und so schnell wie möglich in die Schweiz zurück zu kehren. Ich freue mich natürlich auf die neue Aufgabe. Es ist selbstverständlich eine Ehre und gleichzeitig auch eine Herausforderung. Ich habe bereits mit meinen Vorgängern gesprochen, da sie den Vatikan besser als ich kennen.“
Sie haben schon früher in Rom gelebt und hier studiert. Ist das von Vorteil und welches Bild hatten Sie von der Schweizer Garde, gerade als sie als Studierender in unmittelbarer Nähe zu den Gardisten wohnten?
„Zum einen ging ich immer durch den Eingang Petriniano und so konnte ich immer wieder mit einzelnen Gardisten sprechen. Ich wurde manchmal für die Aushilfe bei den Gottesdiensten in der Gardekappelle angefragt. Und so habe ich die Schweizergarde kennengelernt. Das ist sicher von Vorteil für meine jetzige Aufgabe, da viele mich bereits von früher her kennen.“
Was sind denn eigentlich die Aufgaben eines Kaplans der Schweizergarde?
„Er feiert die Heilige Messe für die Gardisten und die Familien. Er macht sonntags jeweils eine Runde auf den Dienstposten, um mit den Gardisten zu sprechen. Er organisiert auch kulturelle Anlässe und ist seelsorgerlich tätig, hält Katechesen usw.“
Jemand, der die Schweizer Garde nicht kennt, wie soll er sich das Gardeleben im 2016 vorstellen?
„Die Schweizer Garde kann vielleicht den Anschein geben, nur eine Touristenattraktion zu sein. Das ist sie aber nicht, denn sie ist für die Sicherheit des Papstes zuständig. Daraufhin wird auch gearbeitet.“
Wie sind denn die Beziehung zu Papst Franziskus?
„Die sind sehr gut.“
Welche Projekte haben Sie vor?
„Es ist ja das Jahr der Barmherzigkeit und das ist auf jeden Fall das Thema. Es geht um Katechesenreihen zu diesem Thema.“ (rv)
Israel/Palästina: Verlassenes Heiliges Land
Die Pilger im Heiligen Land bleiben aus. Die heiligen Stätten scheinen verlassen und die Christen, die im Tourismus arbeiten, denken daran wegzuziehen. Das sagt Franziskanerpater Ibrahim Faltas von der Kustodie des Heiligen Landes in Jerusalem. Alleine aus Italien seien rund 40 Prozent weniger Gäste gekommen. Es handle sich nicht nur um ein wirtschaftlich-soziales Problem, sondern es sei auch ein „Verlust der Werte der Pilgerorte“, prangert Pater Faltas an.
„In der Tat war 2015 ein sehr schwieriges Jahr für den gesamten Raum des Heiligen Landes und für die Pilger….Wir können sagen, dass weniger als die Hälfte als im Vorjahr gekommen sind und das ist ein großer Verlust. Das schadet auch der christlichen Präsenz, denn die meisten Christen hier arbeiten im Tourismusbereich: sie haben Unterkünfte, Restaurants, sind Reiseleiter und in diesem Moment sind alle Pilgerorte leer. Die Menschen weinen, viele von ihnen sind arbeitslos geworden und deswegen verlassen sie das Heilige Land. Das ist das Problem.“
Pater Faltas erlebte im Jahr 2000 auch die zweite Intifada mit. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte er, dass die derzeitige Situation noch drastischer sei, wenn es um die Besucherzahl gehe.
In Getsemani beispielsweise, wo normalerweise fünf- bis sechstausend Menschen täglich hin pilgern, sei derzeit so gut wie niemand. Schuld daran sei, laut Pater Faltas, auch die negative Berichterstattung der Medien.
„Und dann denke ich, dass die Menschen Angst haben. Sie haben nicht nur Angst ins Heilige Land zu kommen, sondern in den gesamten Nahen Osten, nach Ägypten oder Jordanien. Dort ist die Situation ähnlich. Das gilt auch für die Türkei nach den letzten Attentaten. Das sind große Probleme, Probleme, die mit Angst verbunden sind. Darum sage ich den Menschen, sie sollen diese Angst überwinden. Ihr müsst als Pilger wieder kommen. Es ist wirklich noch nie einem Pilger etwas passiert. Palästinenser und Israelis respektieren die Touristen. Während der zweiten Intifada war ich mit einer Touristengruppe in Betlehem. unterwegs Die Kämpfe wurden damals für unseren Eintritt unterbrochen.“
Während Pater Faltas dazu aufruft ins Heilige Land zu pilgern, meldete jedoch die deutsche Benediktinerabtei Dormitio in Jerusalem christenfeindliche Attacken. Unbekannte hätten vergangenes Wochenende in schwarzer Farbe Sprüche auf die Außenwand der Kirche sowie ein Hospiz gesprüht. Tatverdächtig seien jüdische Extremisten, berichtete die Zeitung Haaretz. Nach Angaben der Abtei schrieben sie unter anderem Parolen wie „Christen zur Hölle“, „Tod den Christen“ oder „Rache für die Israeliten“. Auch die Umfassungsmauern eines benachbarten griechisch-orthodoxen und eines armenischen Friedhofs seien betroffen. Die Mönche forderten die israelischen Behörden zu mehr Schutz auf und sowohl Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu als auch der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal verurteilte den Angriff. (rv)
Kardinal Pell bricht eine Lanze für die Marktwirtschaft
Kurienkardinal George Pell sieht in der freien Marktwirtschaft mehr Licht als Schatten. „Ein besseres Modell ist derzeit nicht vorhanden“, sagte der Australier, der im Auftrag von Papst Franziskus das vatikanische Wirtschaftssekretariat leitet. Marktwirtschaft werde überdauern, sie habe die Fähigkeit, nach Depressionen wie der jüngsten Weltfinanzkrise wieder auf die Beine zu kommen, und sie habe nicht zu der von Karl Marx vorhergesagten „massiven Entfremdung“ geführt. Es gebe vielleicht „zu viel Zucker in unserer Gesellschaft, wie etwa Konsumismus, aber wir werden wenigstens nicht von Salzwüsten vergiftet“, sagte Pell bei einer Konferenz der australischen „Global Foundation“ in Rom am vergangenen Sonntag.
Marktwirtschaft habe eine „noch nie dagewesene Blüte“ gebracht und stelle „trotz vieler Fehler und Mängel eine außerordentliche menschliche Errungenschaft“ dar, so der Kardinal. Er zitiere immer gerne die britische Premierministerin Margaret Thatcher mit der Aussage, der Barmherzige Samariter hätte ohne finanzielle Mittel nicht für die Pflege des geschlagenen und ausgeraubten Mannes aufkommen können. Im Übrigen realisierten etwa auch Migranten und Flüchtlinge, dass demokratische Gesellschaften mit freier Wirtschaft für sie und ihre Kinder bessere Aussichten böten.
Allerdings seien in der westlichen Welt „neue und tiefer werdende Ungleichheiten“ zu verzeichnen, räumte Pell ein. So verdiene heute ein Vorstandsmitglied in einem US-amerikanischen Konzern 231 Mal mehr als ein Arbeiter, bei den Banken sogar 500 Mal mehr. Während die Unterscheidung zwischen „verdienten“ und „unverdienten“ Armen heute nicht mehr gemacht werde, „könnte es hilfreich sein, zwischen verdienten und unverdienten Reichen zu unterscheiden“, schlug der Kardinal vor. Dennoch: „Wenn wir die Weltwirtschaft wirklich nachhaltig ankurbeln wollen, dann wird Business und nicht Regulierung eine führende Rolle spielen müssen.“
Pell ließ in der Vergangenheit mitunter mit Stellungnahmen aufhorchen, die in merklichem Gegensatz zu Positionen von Papst Franziskus stehen. Bei der Konferenz sagte der Kardinal, das Engagement des Papstes für soziale Gerechtigkeit und seine Verurteilung von Ausbeutung und Konsumismus sei weithin bekannt, viel weniger werde aber wahrgenommen, was Franziskus zustimmend zur Rolle von Wirtschaft gesagt und geschrieben habe; Pell nannte die Papstrede vor dem US-amerikanischen Kongress.
Die römische Konferenz der „Global Foundation“ mit dem Titel „Die Globalisierung der Gleichgültigkeit zurückweisen – für eine inklusivere und nachhaltigere Weltwirtschaft“ war hochrangig besetzt. Als weiterer Gastredner aus dem Vatikan war Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin eingeladen. Auch die Direktorin des Internationalen Währungsfonds Christine Lagarde nahm teil. Die französische Finanzpolitikerin wurde am Montag von Papst Franziskus in Audienz empfangen. (rv)
Bisher wenige Heilig-Jahr-Pilger in Rom
Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit läuft in Rom anders als vorhergesagt. Bisher sind deutlich weniger Pilger als vermutet gekommen. Das ist an sich kein schlechtes Zeichen und überdies erklärbar, sagt Monsignore Liberio Andreatta, der Leiter des römischen Pilgerwerkes ORP im Gespräch mit Radio Vatikan.
„Wir leben in einer Gesellschaft, in der alles schnell geht, in der man alles in kurzer Zeit konsumiert – und in der es einen sehr ausgeprägten Individualismus gibt, der leider auch unsere Gläubigen betrifft. Das Ganze wird befeuert von den technologischen Instrumenten, social Media, von Transportmitteln wie Hochgeschwindigkeitszügen und Billigflügen, und vom Internet. Jeder kann maßgeschneidert seine eigenen Wege zusammenstellen. Wir haben ein wenig den Gemeinschaftssinn verloren. Wir müssten zusammen mit den Priestern mehr daran arbeiten, damit die Gläubigen besser verstehen, dass man eine Pilgerfahrt nicht alleine macht, sondern in Gemeinschaft. Denn das Pilgern ist eine kirchliche Erfahrung. Es lehrt den einzelnen, gemeinsam unterwegs zu sein, miteinander zu leben, dem anderen, der neben einem hergeht, zu helfen, und so wird das Pilgern auch eine Erfahrung, die menschlich und christlich bildet.
Die Wirtschaftskrise und nicht zuletzt die Angst vor Terroranschlägen tun ihr Übriges, „auch wenn unsere Erfahrung zeigt, dass die Menschen ein kurzes Gedächtnis haben“, so Andreatta, der seit Jahrzehnten Pilger betreut. Und noch etwas: dass die Heilig-Jahr-Pilger derzeit nach Rom nur tröpfeln statt strömen, liegt auch am neuen Charakter, den Papst Franziskus dem Jubeljahr verliehen hat.
„Das Heilige Jahr wird in allen Bistümern und Wallfahrtsorten begangen. Das ist eine Neuheit, dass die Gläubigen es in ihren Gemeinschaften begehen, mit ihren Bischöfen und Priestern und in ihren Wallfahrtsorten zu Hause begehen. Zweiter Aspekt: es ist auch ein Moment, in dem die Ereignisse von Paris immer noch frisch sind und die Angst herrscht. Es ist auch nicht Reisezeit. Ich denke, gegen Ostern werden wir eine stärkere Teilnahme von Pilgern sehen.“
Der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung, Erzbischof Rino Fisichella, hatte kürzlich von einer Million Heilig-Jahr-Pilger im ersten Monat gesprochen. Anwohner, Händler und Restaurantbesitzer meinen, die Zahl sei deutlich zu hoch gegriffen. Sie sehen bisher sogar eher weniger Rom-Besucher als sonst im Dezember und Januar. (rv)
Kardinal Marx sieht Fortschritte in Vietnam
Kardinal Marx sieht Fortschritte bei der Religionsfreiheit in Vietnam. Zwar seien noch nicht die vollen Rechte gewährleistet, wie sie in den internationalen Menschenrechtsvereinbarungen festgehalten sind. Aber der heutige Zustand sei auch „weit entfernt von der Repression, die die Kirche in früheren Jahrzehnten erleiden musste“, so der Kardinal laut einer Pressemitteilung der Deutschen Bischofskonferenz. Am Sonntag war der Münchner Erzbischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz von einer neuntägigen Reise in das Land zurückgekehrt. Er war mit Vertretern der örtlichen Kirche und Repräsentanten des Staates sowie des Wirtschaftslebens in Hanoi und Ho-Chi-Minh-City zusammengetroffen. Auch sprach Marx mit einigen Dissidenten. Ein geplanter Besuch in die zentralvietnamesische Stadt Vinh wurde hingegen von den staatlichen Behörden untersagt, wahrscheinlich wegen des geplanten Begegnung mit dem Bischof von Vinh, Nguyen Thai Hop. (rv)
Ökologie und Gerechtigkeit: Auf diese Generation kommt es an
Die Zukunft des Planeten entscheidet sich durch das Tun der Generation, die noch etwas ändern könnte, also der jetzigen. Das sagte Kardinal Peter Turkson auf einer Konferenz, die von der Vertretung des Vatikans bei der UNO in Genf abgehalten wurde. Ein Schritt hin zu einem gesunden Planeten für die nachfolgenden Generationen könne das Klima-Abkommen von Paris sein, so der Kardinal – wenn es denn auch umgesetzt werde. Papst Franziskus wolle genau dies, konkrete Schritte für eine bessere Zukunft und eine ganzheitliche Ökologie, welche den Menschen und seine sozialen Beziehungen zum Zentrum habe. Das sei Inhalt und Methodologie seiner Sozialenzyklika ‚Laudato Si’’, so der Vatikanverantwortliche für die Themen Gerechtigkeit und Frieden in Genf. (rv)
Papst fordert „neuen Humanismus der Arbeit“
Franziskus hat einmal mehr die hohe Jugendarbeitslosigkeit in einigen Ländern Europas beklagt. Im Vatikan empfing er am Samstagmittag Italiens christliche Arbeiterbewegung. In seiner Ansprache kritisierte er Ausbeutung und „Sklavenarbeit“ und rief nach einem „neuen Humanismus der Arbeit“.
Franziskus kam etwas verspätet zur Audienz und bat dafür auch um Entschuldigung; doch in seiner Ansprache erlebten ihn die Arbeiter aus ganz Italien mit ihren Familien dann engagiert wie immer, wenn’s um das Thema Arbeit und Menschenwürde geht. „Wir brauchen einen neuen Humanismus der Arbeit, denn wir leben in einer Zeit der Ausbeutung von Arbeitern – einer Zeit, in der die Arbeit nicht wirklich im Dienst der Menschenwürde steht, sondern Sklavenarbeit ist! Wir brauchen einen neuen Humanismus der Arbeit, bei dem der Mensch im Zentrum steht und nicht der Profit; bei dem die Wirtschaft dem Menschen dient, statt sich des Menschen zu bedienen!“
Mit Verve warnte der Papst vor der in Italien endemischen Schwarzarbeit. In der Arbeitswelt „und überhaupt in jedem Ambiente“ müsse man ganz neu zur „Ehrlichkeit“ erziehen; Schummeleien und Betrügereien seien „des Menschen unwürdig“, das Herz solle „frei bleiben“.
„Denn sonst kommt es zu einer verkehrten und schädlichen Mentalität: der Illegalität nämlich. Sie führt zur Korruption des Menschen und der Gesellschaft. Illegalität ist wie eine Krake: Man sieht sie nicht, sie ist versteckt, unter Wasser, aber mit ihren Fangarmen hat sie alles im Griff und vergiftet es, sie verschmutzt und wirkt Böses.“
Der heilige Paulus habe mal geschrieben, wer nicht arbeite, der solle auch nicht essen: „Auch damals gab es Leute, die andere arbeiten ließen, um selbst zu essen“, kommentierte Franziskus, abweichend von seinem vorbereiteten Text. Heute hingegen wollten viele arbeiten, fänden aber keine Stelle. Junge Leute, die arbeitslos seien, nannte der Papst „die neuen Ausgeschlossenen unserer Zeit.
„Stellt euch mal vor: In einigen Ländern unseres Europa gibt es eine Jugendarbeitslosigkeit von etwa vierzig Prozent. Was macht denn ein Jugendlicher, der keine Arbeit hat? Wo endet er? In der Drogenabhängigkeit, der Krankheit, dem Selbstmord? Nicht immer werden die Selbstmordstatistiken von Jugendlichen veröffentlicht. Das ist ein Drama! Das Drama der neuen Ausgeschlossenen unserer Zeit – sie werden ihrer Würde beraubt. Menschliche Gerechtigkeit verlangt Zugang zur Arbeit für alle!“
Menschen, die in Schwierigkeiten seien – etwa junge Paare, die mangels Arbeit keine Familie gründen können – bräuchten „keine Predigten“, sondern „konkrete Hilfe“, so Franziskus. (rv)
Exerzitien im Vatikan: Dieser Papst bringt den Frühling
Ernannt wurde er während eines Telefongesprächs mit dem Papst: Pater Ermes Ronchi wird in diesem Jahr die Exerzitien für die Kurie leiten. Sie werden vom 6. bis zum 11. März stattfinden, und zwar von neuem in Ariccia. „Es war eine große Überraschung, so einfach einen Anruf des Papstes zu erhalten, der ja ganz offen und einfach spricht,“ berichtet der Servitenpater gegenüber Radio Vatikan. „Er hat mich um einen Gefallen gebeten, einfach so, um den Gefallen, bei den Exerzitien zu predigen. Natürlich habe ich sofort gesagt, dass ich dafür nicht wirklich geeignet bin, aber er hat schlicht gesagt ‚Schauen Sie im Kalender nach, ob Sie Zeit haben’.“
Zu den Exerzitien werden die Leiter der vatikanischen Einrichtungen und Behörden eingeladen. Früher fanden die geistlichen Impulse und Predigten in der Kapelle des dritten Stocks im Apostolischen Palast statt; Papst Franziskus hat aber darauf bestanden, die geistlichen Übungen fern vom Arbeitsplatz zu machen, und sich für Ariccia entschieden, ein Bergstädtchen nicht weit entfernt von Castelgandolfo in den Albaner Bergen.
Der Papst betont immer wieder, was er sich von Predigten erwartet: Sie sollen klar sein, einfach, kurz und so, dass normale Menschen sie verstehen können. In seinem Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium vom Herbst 2013 hatte er dem Predigen einen ganzen eigenen Abschnitt gewidmet. Ronchi: „Bei meiner ersten Predigt als Priester habe ich meinen Vater gefragt, was ich sagen soll, und der hat geantwortet ‚Mach wenige Worte, aber sei konkret’. Ich habe damals verstanden, dass das Wort Fleisch werden muss, sozusagen, dass man es berühren können muss, schleifen und kratzen. Damals habe ich mir Folgendes vorgenommen: Niemals ein Wort sagen, das mich vorher nicht hat leiden oder freuen lassen. Sonst ist es nicht in der Welt und erreicht niemanden. Als zweites fundamentales Kriterium nenne ich die Einfachheit: nicht große theoretische Ideen austüfteln, sondern schlicht verstehen, dass wir in ein Meer der Liebe eingetaucht sind und dass wir das meistens gar nicht wahrnehmen.“
Drittens sei da die Schönheit, fügt Pater Ermes an, sie sei einer der Namen Gottes. Und viertens wolle er immer positiv sein, immer kreativ, voller Hoffnung, denn auch die Frohe Botschaft sei positiv, das verrate ja schon die Bezeichnung „frohe“.
Er sei immer noch bewegt davon, dass er in über einem Monat die Exerzitien leiten solle, fügt Pater Ermes noch an, vor allem, weil der Papst dabei sein wird. „Er bringt den Frühling! Das ist das, was ich als erstes während des Telefongesprächs zum Papst sagen wollte: ihm für das danken, was er tut, sagt, bringt, und für das, was er dadurch vermittelt, für diesen frischen Wind, der den Staub von den Regalen weht, von den Gesichtern und den Begegnungen. Dieser Frühling ist für mich wirklich die Blüte des Heiligen Geistes.“ (rv)