Reisemarschall erläutert Mexiko-Besuch des Papstes

Pater Lombardi PressekonferenzSechs Tage, sechs Städte, 15 Reden und viele Themen: das ist, auf den kleinsten Nenner gebracht, das Programm von Papst Franziskus bei seinem bevorstehenden Besuch in Mexiko von 12. bis 18. Februar. Der päpstliche Reisemarschall Alberto Gasbarri stellte den Ablauf der Reise an diesem Freitag bei Radio Vatikan im Detail vor. Die weitaus bedeutendste Abweichung vom ursprünglich vorgesehenen Programm ist die historische Begegnung von Papst Franziskus mit dem russisch-orthodoxen Patriarch Kyrill I. in Havanna, für die Franziskus den Beginn seiner Mexiko-Reise um einen halben Tag vorzieht.

Die sechs Städte, die Franziskus in dem mittelamerikanischen Land ansteuert, sind: Mexiko-Stadt und Ecatepec de Morelos im Ballungsraum der Millionenmetropole; Tuxtla Gutiérrez und San Cristóbal de Las Casas im südlichsten Bundesstaat Chiapas mit hohem Anteil an Indigenen, die Drogenkartell-Hochburg Morelia im Zentrum sowie die nördliche Grenzstadt Ciudad Juárez direkt am Zaun zu den USA. Mexikos Präsident Peña Nieto hatte Franziskus mehrmals sowohl schriftlich als auch telefonisch in sein Land eingeladen, erklärte Gasbarri. Der Papst habe darauf bestanden, Mexiko nicht im Zug einer anderen Reise in die Region, sondern einzeln und für mehrere Tage am Stück zu besuchen. Abgesehen von der Madonna von Guadalupe, der hochpopulären Patronin Amerikas, habe Franziskus Orte ansteuern wollen, an denen noch nie zuvor ein Papst war. Einzig in Tuxtla Gutiérrez war bereits der heilige Johannes Paul II. im Mai 1990.

Franziskus fliegt am Freitag, den 12. Februar morgens in Rom ab und landet – nach seinem gewichtigen Zwischenstopp in Kuba – am selben Abend in Mexiko-Stadt, wo er ohne offizielle Begrüßungsfeier im Papamobil direkt zur Nuntiatur fährt, die ihm während des gesamten Mexiko-Aufenthaltes als Unterkunft dient. Am 13. empfängt Peña Nieto den Gast mit allen Ehren. Der Präsident habe Franziskus auch zu einer Rede im mexikanischen Parlament eingeladen, erklärte Gasbarri, doch habe dieser dankend abgelehnt mit der Begründung, seine Rede vor dem US-Kongress vom vergangenen September sei eine Ausnahme gewesen. In der Kathedrale von Mexiko City trifft der Papst am Samstag die rund 150 mexikanischen Bischöfe, danach fährt er zum Heiligtum Unserer Lieben Frau von Guadalupe, die er mit einem Diadem aus Silber und Gold bekrönen wird, eher er mit den Gläubigen die Messe feiert.

Die Sonntagsmesse am 14. Februar zelebriert der Papst im nahegelegenen Ecatepec. Ein Helikopter bringt das Kirchenoberhaupt in die Drei-Millionen-Stadt, die auf einem Hochplateau liegt. Weil es dort nachts sehr kalt ist und der Papst den Gläubigen aus diesem Grund keine nächtliche Anreise zumuten wollte, wurde die Messe auf 11:30 Uhr verschoben. Wegen dieser Verzögerung entfällt am Sonntag das ursprünglich vorgesehene Treffen mit der Welt der Kultur in Mexiko-Stadt. Franziskus habe hingegen unbedingt an seinem Besuch im Kinderkrankenhaus am selben Tag in Mexiko-Stadt festhalten wollen, wo er schwer leidende Buben und Mädchen in ihren Zimmern auf der Krebsstation aufsuchen werde.

Am 15. Februar begibt sich Franziskus in Mexikos Süden nach Tuxtla Gutiérrez und San Cristóbal de Las Casas. Die Messe feiert er in San Cristóbal mit Indigenen, wobei Franziskus selbst einige Worte in einer Indigenensprache sprechen will, informierte Gasbarri. Der Papst wird mit acht mexikanischen Ureinwohnern zu Mittag essen, ehe er die Kathedrale besucht; am Ausgang erwarten ihn Kranke zu einem kurzen Gruß. In Tuxtla Gutiérrez, der Hauptstadt des Bundesstaates Chiapas, begegnet Franziskus mexikanischen Familien, wobei drei von ihnen in verschiedenen Lebenslagen über ihre Realitäten, ihre Hoffnungen und Sehnsüchte sprechen werden. Chiapas ist nicht nur das Land der Indigenen, sondern auch der Migration: durch diesen Bundesstaat an der Grenze zu Guatemala passieren zahllose Migranten aus Mittel- und Südamerika, die in den USA eine Zukunft suchen.

Am 16. Februar fliegt der Papst in den zentralen Bundesstaat Michoacán, wo er in Morelia die Messe in einem Stadion mit 20.000 Priestern und Ordensleuten feiern will. Das Mittagessen nimmt er mit dem Kardinal von Morelia Alberto Suárez Inda ein, der ihm seine Kathedrale zeigt und Hunderte Erstkommunionkinder vorstellt. In einem anderen Stadion von Morelia begegnet Franziskus am Nachmittag Tausenden Jugendlichen.

Am Mittwoch, den 17. Februar, bricht der Papst wiederum von Mexiko City aus zu seiner letzten Reisestation Ciudad Juárez auf. Dort an der Nordgrenze besucht er eines der größten Gefängnisse Mexikos, trifft im Sportpalast die Welt der Arbeit – Arbeiter, Arbeitgeber und Arbeitslose gleichermaßen – und feiert am Nachmittag auf einem ehemaligen Messegelände direkt am Grenzzaun zu den USA die Heilige Messe. Auf der anderen Seite der Grenze, in den USA, würden bis zu 50.000 Gläubige, meist Mexikaner, die Papstmesse mitfeiern und dort auch die Kommunion empfangen, bestätigte der Reisemarschall. Vor Beginn des Gottesdienstes werde Franziskus direkt an den wenige Meter von der Altarbühne vorbeiführenden Grenzzaun gehen und vor einem dort aufgestellten Kreuz im Gebet verharren. Nach der Messe ist bereits der Abschiedsgruß des Papstes vorgesehen, da er ohne weitere Zeremonie vom Flughafen von Ciudad Juárez zurück nach Rom fliegt. Eine Begegnung mit mexikanischen Missbrauchsopfern durch Kleriker ist – anders als andere Quellen verbreiten – an keiner Station vorgesehen, sagte Gasbarri.

Im Gefolge des Papstes reist diesmal – neben Kardinalstaatssekretär Parolin und Substitut Angelo Becciu – unter anderem der kanadische Kurienkardinal Marc Ouellet in seiner Eigenschaft als Präsident der Kommission für Lateinamerika. Als Laienbediensteten nimmt Franziskus diesmal einen vatikanischen Feuerwehrmann mit.

Für Alberto Gasbarri ist es das letzte Mal, dass er eine Papstreise betreut. Nach 125 päpstlichen Visiten einschließlich der letzten in Mexiko, die er in allen Erdteilen vorbereitet hat, geht der Laienmitarbeiter im Alter von 70 Jahren in den Ruhestand. Seine Nachfolge übernimmt der aus Kolumbien stammende Priester Mauricio Rueda Beltz, ein vatikanischer Diplomat, der zuletzt im Staatssekretariat arbeitete. (rv)

Durchbruch: Der Papst trifft Kyrill

Papst FranziskusZu einer historischen Begegnung wird es am 12. Februar auf Kuba kommen: Dort wollen sich Papst Franziskus und der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. von Moskau treffen. Das gaben der Vatikan und das Moskauer Patriarchat an diesem Freitagmittag in einer gemeinsamen Presseerklärung bekannt. Es wird die erste Begegnung der Oberhäupter dieser beiden Kirchen überhaupt in der Geschichte sein. Schon Johannes Paul II. hatte einst vergeblich auf ein Treffen mit dem damaligen russisch-orthodoxen Patriarchen gehofft. Die Bemühungen scheiterten bisher immer an Meinungsverschiedenheiten über das kanonische Territorium der beiden Kirchen und an einem Streit um mit Rom unierte Kirchen des Ostens wie beispielsweise in der Ukraine.

Kyrill wird sich am 12. Februar zu einem offiziellen Besuch auf Kuba aufhalten; Franziskus will auf dem Flug nach Mexiko, dem er eine Apostolische Visite abstattet, einen Zwischenstopp in Havanna einlegen. Auf dem Flughafen der kubanischen Hauptstadt wollen Papst und Patriarch zunächst ein Gespräch führen. Anschließend ist die Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung geplant. Kardinal Kurt Koch, als Präsident des Päpstlichen Einheitsrates für die Ökumene zuständig, wird dabei anwesend sein, wie aus dem Einheitsrat zu erfahren war.

Der Heilige Stuhl und das Moskauer Patriarchat betonen, die Begegnung der beiden Kirchenführer sei „schon seit langer Zeit vorbereitet worden“. Sie werde eine „wichtige Etappe in den Beziehungen zwischen beiden Kirchen darstellen“. Beide Seiten hofften, dass das Treffen auch „als Zeichen der Hoffnung für alle Menschen guten Willens“ diene: „Sie laden alle Christen dazu ein, inständig darum zu beten, dass Gott diese Begegnung segnen möge, damit sie gute Früchte bringt.“

Auch wenn das persönliche Treffen der beiden Kirchenchefs eine Premiere ist, so unterhält der Vatikan doch schon seit langem gute Arbeitsbeziehungen zum orthodoxen Patriarchat von Moskau. Der Leiter des Moskauer Außenamtes, Metropolit Hilarion, ist häufig im Vatikan zu Gast; erst im vergangenen Juni hat ihn Franziskus wieder zu einem Gespräch empfangen. Besser als zur russisch-orthodoxen Kirche sind die Beziehungen des Vatikans zum griechisch-orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., der in Istanbul residiert. Johannes Paul II., Benedikt XVI. und auch Franziskus haben einige Monate nach ihrem Amtsantritt den Sitz des Ökumenischen Patriarchen – so sein Ehrentitel – besucht.

Etwa vier Stunden Gespräch geplant

Das Treffen zwischen Papst und Patriarch findet nur wenige Monate vor einem geplanten panorthodoxen Konzil statt; zu ihm wollen orthodoxe Kirchenführer im Juni auf der Insel Kreta zusammentreten.

Kyrill wird, wie Vatikansprecher Federico Lombardi am Freitagmittag erläuterte, bereits am 11. Februar auf Kuba eintreffen, wo er eine Pastoralreise nach Lateinamerika beginnt. Franziskus will, anders als ursprünglich geplant, schon am frühen Morgen und nicht erst am Mittag des 12. Februar von Rom aus aufbrechen. Nach Angaben von Reisemarschall Alberto Gasbarri landet der Papst gegen 14 Uhr Ortszeit in Havanna und wird dort von Kubas Staatschef Raúl Castro empfangen, der den Gast in einen Saal des Flughafens begleitet, ihn offiziell begrüßt und sich dann zurückzieht. Auf 14.15 Uhr ist die private Unterredung zwischen Franziskus und Kryrill in einem anderen Saal des Flughafengebäudes angesetzt. Die beiden Kirchenführer werden durch getrennte Türen gleichzeitig in den Saal eintreten, kündigte Gasbarri an; die Begegnung sei bis in die kleinsten Details abgestimmt.

Aufhorchen ließ, dass für die Unterredung zwischen Papst Franziskus und Patriarch Kyrill volle zwei Stunden geplant sind. Metropolit Hilarion und Kurienkardinal Koch werden dabei anwesend sein, zuzüglich zweier Dolmetscher: die Gespräche werden auf Russisch und Spanische geführt, so Gasbarri. Im Anschluss tauschen der Papst und der Patriarch Geschenke aus. Gegen halb fünf gehen beide miteinander in einen anderen Saal des Gebäudes, in dem sie Präsident Castro bereits erwartet. Dort werden Franziskus und Kyrill die rund sechs Seiten lange Erklärung unterzeichnen, deren Original auf Spanisch bzw. auf Russisch verfasst ist. Das Dokument wird bei der Gelegenheit nicht verlesen, aber veröffentlicht. Anschließend werden sowohl der Papst als auch der Patriarch in freier Rede in ihrer jeweiligen Muttersprache ihre Eindrücke von dem Treffen schildern, sagte Gasbarri.

Die historische Begegnung endet ungefähr um 17 Uhr mit einer gegenseitigen Vorstellung der Delegationen, die den Patriarchen und den Papst begleiten. Präsident Castro wird Franziskus dann zum Flugzeug zurückbegleiten, und der Papst setzt seinen Flug nach Mexiko fort. Änderungen am Reiseprogramm von Franziskus für Mexiko gibt es keine, er trifft planmäßig um 19.30 Uhr in Mexiko Stadt ein. (rv)

Papst kündigt Fußballmatch an

FußballDas kommt nicht alle Tage vor: Papst Franziskus hat ein Fußballspiel angekündigt. Bei einem Treffen der päpstlichen Stiftung Scholas Occurrentes im Vatikan (und in Anwesenheit des Starfußballers Ronaldinho) gab Franziskus bekannt, dass am kommenden 29. Mai im römischen Fußballstadion erneut ein Fußball-„Friedensmatch“ stattfinden wird. Am 7. Mai hingegen soll es, wie ebenfalls der Papst bekanntgab, in Las Vegas eine Boxpartie zwischen einem Muslim und einem Christen geben. Die sportlichen Events gehören zu einer Serie von interreligiösen Initiativen, die das Heilige Jahr der Barmherzigkeit begleiten.

Die Stiftung „Scholas Occurrentes“ wurde vom Papst bereits als Erzbischof von Buones Aires angestoßen. Mittlerweile verbindet das Netzwerk von Schulen mehr als 400.000 Bildungseinrichtungen auf der ganzen Welt. (rv)

Papst Franziskus besucht Vatikanbehörden

Erzbischof FisichellaEr hat es wieder getan: Papst Franziskus hat an diesem Donnerstagvormittag einigen vatikanischen Behörden einen unangekündigten Blitzbesuch abgestattet und sich mit den dort arbeitenden Menschen unterhalten. Er war bei der Ostkirchenkongregation sowie bei den Päpstlichen Räten „Cor Unum“ und zur Förderung der Neuevangelisierung in der römischen Via della Conciliazione. Wie der Präsident des Rates für die Neuevangelisierung, Erzbischof Rino Fisichella, gegenüber Radio Vatikan verlauten ließ, habe der Papst mit großem Entgegenkommen auf die Fragen reagiert, die einige Mitarbeiter an ihn gerichtet hätten. (rv)

Myanmar: Kardinal betet für friedliche Demokratisierung

Kardinal BoKardinal Charles Maung Bo zeigt sich bewegt von der Demokratisierung seines Landes. Nach Jahrzehnten der Militärdiktatur ist in Myanmar am vergangenen Montag erstmals ein frei gewähltes Parlament zusammengetreten. Im Gespräch mit Radio Vatikan würdigte Bo die „innerliche Öffnung“ der Nation.

„Es war etwas überraschend, dass in Myanmar nach fünfzig Jahren Militärregime am letzten 8. November demokratisch eine Regierung gewählt werden konnte. Ein neunzigprozentiger Sieg, ein Erdrutsch-Sieg der Demokratie. Natürlich müssen wir viel dafür beten, dass der Übergangsprozess Schritt für Schritt und friedlich über die Bühne gehen kann. Die Militärs waren ein halbes Jahrhundert an der Macht, und für sie ist es schwierig, die Macht abzugeben. Aber Aung San Suu Kyi sucht hier viel Ausgleich, so dass es keine aggressiven Vorgänge gibt. Es wird hart daran gearbeitet, dass der Übergang sanft vonstatten geht.“

Papst Franziskus hat den Erzbischof von Yangon 2014 als ersten Bischof Myanmars in der Geschichte in den Kardinalsrang erhoben. Bo vertrat den Papst beim Eucharistischen Weltkongress in Cebu auf den Philippinen, der am Sonntag zu Ende gegangen ist. In seiner Eröffnungspredigt hatte der Kardinal aus Myanmar von einem „Dritten Weltkrieg gegen die Armut“ gesprochen, den die gesamte internationale Gemeinschaft führen müsse. Radio Vatikan gegenüber präzisierte Bo diese Forderung, die etwas missverständlich klingt.

„Was ich meine: Die ganze Welt, das globale Volk sollte teilnehmen an dieser Herausforderung, Armut auszurotten. Wir können das lösen! Eine gerechte Verteilung ist möglich! Auf der Welt gibt es Reichtum und Armut, nicht weil nicht genug Bodenschätze und Naturreserven vorhanden wären oder es nicht genug Essen gäbe. Armut gibt es wegen der armseligen, ungenügenden Verteilung! Es sollte ein System in allen Religionen, in allen Kirchen, in allen Ländern mit ihren Regierungen entwickelt werden, ein System, das auf Teilen beruht. Wir haben das Beispiel des Papstes. Nicht nur die katholische Welt schaut auf ihn, sondern auch alle anderen Religionen.“ (rv)

Wunsch der Männerorden: Auch Laienbrüder als Äbte und Obere

Gudrun SailerDie katholischen Männerorden wünschen sich, dass zukünftig auch Laienbrüder in die höchsten Ämter ihrer Orden zugelassen werden können. Papst Franziskus ist offen für diese Neuerung, sagte im Gespräch mit Radio Vatikan Pater Mauro Jöhri, seines Zeichens Generalminister des Kapuzinerordens; der aus der Schweiz stammende Ordensmann ist zugleich Präsident der weltweiten Union der Generaloberen. Dieses Anliegen trug Jöhri gemeinsam mit dem Jesuitengeneral Adolfo Nicolas Pachon vor einigen Wochen dem Papst in einer Privataudienz vor.

„Es ging unter anderem um die Frage, die nicht nur für uns Kapuziner und Franziskaner, sondern auch für die Benediktiner oder die Salesianer eine zentrale Frage ist, nämlich: dass alle Mitglieder unserer Ordensgemeinschaften, ob Priester oder nicht Priester, Zugang haben zu allen Ämtern im Orden. Sodass zum Beispiel ein Bruder, der Laie ist, also nicht (zum Priester) geweiht, aber volles Mitglied der Ordensgemeinschaft, auch Provinzial oder Abt werden kann. Bisher waren diese Dienste nur den Priestern vorbehalten. Wir meinen, aufgrund unserer Tradition, wenn man vor allem das geweihte Leben in den Mittelpunkt stellt, dass so etwas möglich werden müsste. Das Kirchenrecht muss dazu an, glaube ich, zwei Stellen abgeändert werden, und das kann nur der Papst. Franziskus ist demgegenüber nicht abgeneigt, mit ihm lässt sich darüber sprechen. Jetzt wollen wir entsprechend innerhalb unserer Vereinigung die Kommission für Kirchenrecht einsetzen, damit wir auch die Unterlagen erarbeiten, um die Sache voranzubringen. Das haben wir mit dem Papst besprochen, er hat das gut geheißen.“

RV: Nur Priester können heute Männerorden und -Klöster leiten – war das historisch betrachtet auch so?

„Nein, historisch betrachtet ist das Ordensleben als Bewegung von Laien entstanden. Vor allem auch das Mönchtum. Es gab nur wenige Priester, damit die Mönche die Eucharistiefeiern hatten. Und bei Franz von Assisi war es so, dass die ersten Brüder Laien waren. Dann haben sich auch ein paar Priester gemeldet und er hat sie aufgenommen, sodass unsere Ordensgemeinschaft am Anfang aus Laien und Priestern bestand. Und in der Regel des heiligen Franziskus, die heute noch unsere Regel ist, heißt es im 7. Kapitel: wenn einer gesündigt hat, soll er zu seinem Oberen gehen. Und wenn dieser Priester ist, soll er ihm die Absolution erteilen; ist er nicht Priester, soll er ihn zu einem Priester schicken. Das heißt, zur Zeit des Franz von Assisi war das möglich. Wir Franziskaner bitten einfach darum, dass man uns die Möglichkeit gibt, das Charisma von Franziskus auch heute noch zu leben.“

RV: Dennoch ist dieses Anliegen heute breiter, es verbindet viele Männerorden. Warum?

„Ja, andere Ordensgemeinschaften wünschen sich dasselbe, zum Teil aus folgendem Grund: es besteht die Gefahr, vor allem in der südlichen Hemisphäre, dass sehr viele in die Orden eintreten mit dem einzigen Ziel, Priester zu werden, so dass das geweihte Leben irgendwie in den Hintergrund tritt. Und dann sind es Priester mit einer braunen Kutte (aber eben vorrangig Priester). Es sind nicht zuerst Kapuziner. Es geht darum, dass im geweihten Leben die Identität des Ordensmannes wieder in den Mittelpunkt kommt.“

RV: Das Jahr des geweihten Lebens geht an diesem Dienstag zu Ende. Wie sieht Ihre Bilanz aus?

„Meine Bilanz ist erfreulich! Für mich war vor allem wichtig, dass die Kirche sich bewusst wird – das war nicht nur eine Frage der Orden – es war ein Jahr für die Kirche, für die Gemeinden, die Diözesen, und dass in den Diözesen bewusst wird, dass die Ordensleute da sind und was sie für die Kirche bedeuten, nicht nur indem sie gewisse Dienste ausüben, sondern das geweihte Leben als solches. Der Papst sagt aufgrund des II. Vatikanischen Konzils, dass die Kirche über hierarchische und charismatische Gaben verfügt, und ich glaube, dass wir Ordensleute zu den charismatischen Gaben der Kirche gehören, und dass die Kirche sich darüber bewusst ist und bleibt, uns schätzt und uns entsprechend einsetzt.“

RV: In wenigen Tagen werden Reliquien der Kapuziner Pater Pio und Pater Leopold Mandic nach Rom überstellt, wo sie zur Verehrung im Petersdom ausgestellt werden. Der Glassarg mit dem Leichnam Pater Pios hat noch nie seinen angestammten Ort in San Giovanni Rotondo in Apulien verlassen. Von wem stammte denn diese Idee?

„Diese Idee stammt vom Papst. Es war Papst Franziskus selbst, der darum gebeten hat, wir sollten diese Reliquien für das Heilige Jahr der Barmherzigkeit nach Rom bringen. Wichtig ist zu wissen, dass diese beiden Mitbrüder wirklich im Beichtstuhl heilig geworden sind, das waren Spender der Barmherzigkeit. Padre Pio ist bekannter als Pater Leopold, der aus Montenegro stammte, er war Mitglied der Provinz Venedig, ein ganz kleiner Mann, der kaum sprechen konnte, er konnte nicht predigen, dafür hat er gut zuhören können und hat sein ganzes Leben im Beichtstuhl verbracht. Es gab Bischöfe, die ihren Priestern fast verboten haben, zu ihm zur Beichte zu gehen, weil sie sagten, er sei viel zu barmherzig! Ich glaube, Papst Franziskus kennt diese Gestalt gerade deshalb, weil eine große Nähe zu ihn besteht. Franziskus stellt ja die Barmherzigkeit in die Mitte der Botschaft, wir haben viel zu lange über Moral gesprochen, und die Beichte war belastet mit Angst und mit Kontrolle der Seelen. Und jetzt soll wirklich die Barmherzigkeit die Mitte des Evangeliums sein. Darum holt der Papst solche Gestalten, die so etwas verkörpert haben.“

RV: Warum ist Pater Pio der bekannteste Heilige Italiens der Neuzeit? Weil er die Wundmale Christi trug?

„Natürlich, er war auch als Stigmatisierter gekennzeichnet. Er selbst wünschte sich, dass die Wundmale verschwinden, er war bereit, das Leiden zu tragen, aber er wollte nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Wir wissen, dass er manchmal auch gewisse Beichtkinder weggeschickt hat, weil er gesehen hat, dass sie nicht ganz ehrlich waren, bis sie ein nächstes Mal kamen. Er hatte Gaben, die andere nicht hatten. Und das ist glaube ich der Grund, warum Papst Franziskus uns gefragt hat. Ich habe dann gesagt, gut, der Papst wünscht, dass wir ihm für zehn Tage die Reliquien bringen, aber vielleicht darf ich auch um etwas bitten? Ich habe gebeten um eine Eucharistiefeier (gefeiert vom Papst) mit meinen Mitbrüdern. Und am 9. Februar werden ungefähr 8000 Kapuziner in Rom sein, um morgens mit Franziskus eine Messe zu feiern.“

RV: Das ist viel, denn Ihr Orden hat 11.000 Brüder, nicht?

„Ja, unser Orden hat noch über 10.000 Mitbrüder, 2.000 davon leben immer noch in Italien, der größte Teil ist noch in Europa, aber mehr als die Hälfte lebt jetzt außerhalb Europas. Aber wissen Sie, einen Gottesdienst mit dem Papst zu feiern – ein Papst, ein Jesuit, der jetzt Franziskus heißt, das ist für uns ein Ereignis, und darum machen sich die Brüder auf die Beine nach Rom für dieses Ereignis.“

RV: Bruder Mauro, Sie waren bei der Familien-Bischofssynode von 2014 anwesend, bei jener von 2015 mussten Sie aufgrund vieler anderer Verpflichtungen Ihre Teilnahme absagen. Nun war 2015 unter den gewählten männlichen Ordensvertretern ein Laienbruder, der – das war ein Novum – vom Synodensekretariat das Stimmrecht erhielt, also Synodenvater war, obwohl er nicht Priester ist. Die drei Ordensfrauen bei der Synode hingegen nahmen ohne Stimmrecht teil. Die Ordensmänner wollten sich dann nach dieser Erfahrung dafür verwenden, dass Ordensfrauen bei Synoden in Zukunft stimmen dürfen. Wie steht es mit diesem Vorhaben?

„Wir haben während der letzten Generalversammlung im November darüber gesprochen. Und dann haben wir uns Gedanken gemacht über die Zukunft der Synode und uns gefragt: Wenn es eine Bischofssynode ist, ist es sinnvoll, dass auch Ordensleute und Ordensschwestern hinzukommen? Dann ist es nicht mehr die Bischofssynode. Ich glaube, wenn man davon ausgeht, dass die Kirche aus hierarchischen und charismatischen Gaben besteht, soll durchaus die Bischofssynode Bischofssynode bleiben, aber dann sollten die Bischöfe auch ein Gegenüber haben, mit dem sie ins Gespräch kommen, und das könnte das ganze Volk Gottes sein. Wir als Ordensleute würden uns eher, glaube ich, beim Volk Gottes einreihen, also bei den Laien, und dort ein Gremium schaffen, wo Ordensfrauen und Ordensmänner und Bewegungen und alle anderen eine Möglichkeit haben, diesen gemeinsamen Weg zu gehen – Synode heißt ja miteinander unterwegs sein mit verschiedenen Aufgaben – sodass die communio in der Kirche voll bewahrt wird und zum Ausdruck kommt. In diesem Sinn haben wir auch als Vereinigung den Vorschlag eingebracht, die nächste Synode soll über die Synodalität der Kirche arbeiten und dieses Thema vertiefen und die entsprechenden Strukturen ins Leben rufen. Das ist unsere Antwort. Die andere Antwort, uns einfach dafür stark zu machen, dass die Ordensfrauen in der Synode ein Stimmrecht bekommen, wird wahrscheinlich kaum erreichbar sein, und vielleicht ist es nicht erwünscht, sondern es ist eher erwünscht, die Sache zu erweitern – von der Überlegung her.“

RV: Papst Franziskus ist seit bald drei Jahren im Amt. Was ist neu geworden mit ihm?

„Als ich vernommen habe, dass ein Jesuit zum Papst gewählt wurde und dass er den Namen Franziskus gewählt hat, musste ich weinen… Es gab eine Zeit nach dem Konzil, wo die geistlichen Bewegungen sehr hoch gehalten worden sind, teils zu Recht, aber man sagte, die Bewegungen lösen jetzt das Ordensleben ab. Das ist nicht der Fall. Und ich glaube, bei Papst Franziskus werden gewisse Gleichgewichte wieder geschaffen. Ordensleute sind wichtig, Bewegungen sind wichtig, die Aufgaben sind etwas verschieden, aber es gibt Platz für beide und für alle in der Kirche. Was mich am meisten freut an Papst Franziskus ist sein Stil."

RV: Und das bedeutet konkret für Sie?

„Seine Volksnähe, die unmittelbare Sprache, die Gebärden und Gesten, die er spontan setzt, wie er unter die Leute geht… Würde es ihm die Sicherheit ermöglichen, dann würde er wahrscheinlich abends in die römischen Armenviertel gehen und den Leuten begegnen. Als ich ihn mit Pater Nicolas traf, haben wir auch die Situation in Bangui, Zentralafrika, erwähnt, wo er praktisch schutzlos unter die Leute ging, und wie er das Heilige Tor in der Kathedrale eröffnet hat. Und er sagte zu uns: Wisst ihr, die Leute, auch Politiker, haben gesagt, Sie haben unserem Volk die Würde zurückgegeben, dadurch, dass Sie so zu uns gekommen sind, wie um zu sagen: Man kann diesen Leuten trauen.“ Und das ist das Neue und Schöne an Papst Franziskus, dass auch Leute außerhalb der Kirche und solche, die nicht mehr kirchlich angebunden sind, seine Autorität, seine natürliche Autorität schätzen. Und wenn man ihm begegnet, dann spürt man, dass er ein freier Mensch ist. Dass er die Struktur vereinfachen möchte, die Struktur auch im Vatikan, das bereitet vielen Leuten, glaube ich, schlaflose Nächte. Aber das ist sein gutes Recht und auch von vielen Seiten erwünscht.“

RV: Was soll dem Papst noch glücken in seiner Amtszeit?

„Ich wünsche mir, dass er diese Reform des Vatikans, der Strukturen, dass ihm das glückt. Ich würde mir wünschen, dass vor allem auf der Ebene der Ökumene mehr glückt. Jetzt steht ja das 500 Jahres-Reformationsgedenken vor uns. Luther wollte nicht eine eigene Kirche gründen, sondern die Kirche seiner Zeit erneuern. Und dann ist es so weit gekommen, weil das Gespräch abgebrochen wurde. Ich wünsche mir, dass auf dieser Ebene einiges geschieht. Als der Papst hier in Rom bei den Lutheranern war, hat er betont, dass aufgrund der gemeinsamen Taufe vieles möglich ist. Ich glaube es auch: da ist vieles möglich, dass bald Interkommunion möglich sei. Ich denke an die vielen gemischten Ehepaare, dass diese offen zur Eucharistie oder zum Abendmahl gehen können. Ich erhoffe mir, dass solche Dinge auch gelingen.“

Das Gespräch führte Gudrun Sailer. (rv)

Radio Vatikan erstmals in weißrussischem Radio

Radio VaticanaVon diesem Montag an überträgt der weißrussische Radiosender „Radio Racja“ täglich das weißrussische Programm von Radio Vatikan. Der nicht-religiöse Sender sendet von Polen aus für die weißrussische Minderheit im Land, wird aber auch im Westen von Weißrussland und Litauen gehört. Das Programm von Radio Racja widmet sich vorwiegend politischen, sozialen und kulturellen Themen. Es ist das erste Mal in der 66-jährigen Geschichte des weißrussischen Programms von Radio Vatikan, dass es täglich und in vollem Umfang von einem anderen Radiosender übertragen wird. (rv)