Wenn die Sünde als normal dargestellt wird

Warnung des Kardinalgroßpönitentiars vor einer „Heiligung der Welt“ – Forderung, die Beichte in den Mittelpunkt zu stellen.

„Denjenigen, die die Sünde als normal darstellen wollen, antworten wir, in dem wir das Sakrament der Beichte in den Mittelpunkt stellen.“ Mit diesem Aufschlag hat Kardinalgroßpönitentiar Mauro Piacenza den XXVII. Kurs zum Forum internum der Apostolischen Pönitentiarie eröffnet. Diese Behörde des Vatikans ist einer der drei obersten Gerichtshöfe der Kirche, unter anderem zuständig für das Gnaden- und Ablasswesen.

Es geht um die Beichte und die Wahrheit der Sünde

Eine Woche lang ist dort nun das Motto: „Mit Überzeugung stellen wir das Sakrament der Versöhnung erneut ins Zentrum“; ein Satz aus der Verkündigungsbulle zum Jubiläum der Barmherzigkeit. In seinem Beitrag hat der Kardinal das Thema der Notwendigkeit der Beichte vorgestellt – nicht als eine sterile Pflicht, sondern als das Herz der Beziehung zwischen Mensch und Gott – ausgehend von der Verkündigung des Täufers: „Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.“

Die Leugnung der Wahrheit in unserer Zeit

Die Gefahren und Risiken der heutigen Situation sind für den Kardinal in Verhaltensweisen zu suchen, die ganz darauf abzielen, die Wahrheit zu leugnen und ins Herzen des Menschen die Lüge zu pflanzen.

Als erstes jene, Christus zu leugnen und die christliche Botschaft auf einen leeren Moralismus zu reduzieren, indem man sie von der Vernunft trennt.

Daraus rührt die „Heiligsprechung der Welt“, verstanden im johanneischen Sinn, also als etwas von Christus Entferntes. Diese „Welt“ habe das „Licht“ nicht erfasst, so der Kardinal, und erklärt weiter: So gelange man schließlich zur Diktatur des „vereinheitlichten Denkens“, weit entfernt vom „christlich geprägten Denken“.

Piacenza weiter: Der „Versucher“ komme dahin, die Sünde zu leugnen, nachdem er Christus geleugnet und die Welt heiliggesprochen habe. „Der Versucher bemüht sich also, die Aufmerksamkeit auf ‚ein paar‘ Arten von Bösem zu konzentrieren, auf jene, die als abscheulich in den Augen der öffentlichen Meinung gelten“, erklärt der Kardinal.

“Die Dinge beim Namen nennen”

Die Antwort der Kirche in dieser Situation muss klar und deutlich sein, sagt der Kardinalgroßpönitentiar:

„In einem Kontext, der Christus leugnet, ist es dringend notwendig, die Wahrheit der Menschwerdung und die Einzigartigkeit der Erlösung durch das Kreuz neu zu bekräftigen. In einem Kontext, der die Welt heiligspricht, ist es notwendig, den unüberwindlichen johanneischen Unterschied zwischen Kirche und Welt neu zu entdecken, in der demütigen und klaren Akzeptanz der Tatsache, dass ‘die Menschen die Finsternis mehr liebten als das Licht’ (Joh 3,19). Angesichts der Lüge in Bezug auf die Sünde, tritt die Notwendigkeit hervor, die Menschen dazu zu erziehen, die Dinge ohne Ambiguität beim Namen zu nennen.”

Zum Schluss betont er: „Das Sakrament der Versöhnung wieder ins Zentrum zu stellen bedeutet auch, die Einsamkeit des zeitgenössischen Menschen zu überwinden und ihn einzuladen, die Nähe Gottes zu entdecken, der ihn nicht der eigenen Sünde überlässt, sondern in die Unterwelt des Bösen hinabsteigt und zu neuem Leben aufersteht, mit jedem Menschen, der ihn annimmt.

Vorträge von Versöhnung bis Gender-Theorie

Das Programm fährt mit einem Vortrag von Krzysztof Nykiel fort: „Die Apostolische Pönitentiarie: Struktur, Kompetenzen, Praxis.“ In den kommenden Tagen sind folgende Beiträge geplant:

 

  • Juan Ignacio Arrieta Ochoa de Chinchetru „Zensuren, Unregelmäßigkeiten und Hindernisse auf Seiten des Beichtvaters und des Büßenden“
  • Giacomo Incitti: „Der Beichtvater und das Sakrament der Versöhnung: Rechte und Pflichten des Büßenden“
  • Pater Ján Ďačok, S.J. „Das Sakrament der Versöhnung: Barmherzigkeit, Wahrheit und Gerechtigkeit“
  • Paolo Carlotti, S.D.B. „Die Bildung des moralischen Gewissens im Sakrament der Versöhnung“
  • Dom Roberto Dotta, O.S.B. „Liturgisch-spirituelle Aspekte der Feier des Bußritus”
  • Pater Pedro Fernández Rodriguéz, O. P. „Der Beichtvater: privilegierter Zeuge der barmherzigen Liebe Gottes“
  • Monsignore Raffaello Martinelli „Der Beichtvater angesichts verschiedene Kategorien von Büßenden“
  • Pater Robert Geisinger, S.J. „Sakrament der Versöhnung und geistliche Begleitung“
  • Pater Maurizio Faggioni, O.F.M. „Die Gender-Theorie. Herausforderungen für die christliche Anthropologie und Ethik.“ (CNA Deutsch)

„Ihr seid nicht vergessen“: Was von der Mexiko-Reise des Papstes bleibt

Franziskus in Mexiko

Eine sehr persönliche Einschätzung eines US-amerikanischen Bischofs „mit mexikanischem Herzen“ zur Papst-Reise, dem Völkermord an Christen durch den Islamischen Staat sowie die Schließung von Guantánamo Bay.

Für den Bischof der US-amerikanischen Diözese Las Cruces, Oscar Cantú, hatte Papst Franziskus eine einfache Botschaft:  „Ihr seid nicht vergessen.“ Doch gegenüber CNA setzte er die Reise und das Verhältnis der USA zu Mexico nicht nur in einen sehr persönlichen Rahmen; er brachte den Papst-Besuch auch in Zusammenhang von Fragen, die aktuell auf den Nägeln brennen: Eine mögliche Anerkennung des Völkermords an Christen durch Islamisten im Nahen Osten durch die USA sowie die Schließung des Gefangenenlagers von Guantánamo Bay.

Ermutigung für Opfer von Gewalt

Bischof Cantú, Vorsitzender des Komitees für Internationale Gerechtigkeit und Frieden der US-amerikanischen Bischofskonferenz, sagte, der Besuch des Papstes habe Mexiko gezeigt,  „dass sich der Heilige Vater um euch kümmert, und dass Gott sogar in schwierigen Momenten, sogar im Dunkel des Lebens, bei uns ist.“

Er war einer von zwei US-amerikanischen Bischöfen, die jeden Tag an den Messfeiern Papst Franziskus‘ auf seiner Mexiko-Reise vom 12. bis zum 18. Februar Teil nahmen.

Der Bischof, dessen Diözese im US-Bundesstaat New Mexico liegt, sprach während eines Besuchs in Rom mit CNA. Er sagte, der Papst habe den Mexikanern seine Anwesenheit als Hirte gezeigt und im Geiste der Heiligen Jungfrau von Guadalupe gehandelt.

Besonders beeindruckte ihn, wie der Papst auf die Ureinwohner Mexikos zuging; der römische Pontifex hatte ihnen gesagt, sie sollten in die Entscheidungsprozesse der Gesellschaft mit einbezogen und ihre Würde gehoben werden.

“Migranten ein menschliches Gesicht geben”

Bischof Cantú bemerkte auch die Ermutigung des Papstes, die er an Opfer von Gewalt richtete. Der römische Pontifex sagte den jungen Menschen auch, sie hätten etwas für das Gute in der Gesellschaft und in Mexiko beizutragen.

„Als Christen sind wir Menschen der Hoffnung“, sagte Bischof Cantú.

Am 17. Februar besuchte der Papst die US-amerikanisch-mexikanische Grenze bei der nordmexikanischen Stadt Ciudad Juarez. Er winkte den Menschen auf der anderen Seite des Grenzzauns zu, die in der westtexanischen Stadt El Paso standen.

„Ich denke, er wollte den Migranten ein menschliches Gesicht geben“, betonte Bischof Cantú.  „Sie sind Menschen. Jawohl, Menschen. Die meisten unter ihnen verfolgen sehr sehr gute Absichten und sind gute Menschen.“

Diese Migranten versuchen, der Gewalt,  „vernichtender Armut“ und einer schlecht funktionierenden Wirtschaft zu entkommen, fuhr der Bischof fort. Er ermutigte die Menschen, die Hauptursachen der Auswanderung zu betrachten: die Wirtschafts- und Handelspolitik und fehlende Investitionen in die Infrastruktur.

„Ich glaube, dass dies sinnvolle Lösungen darstellen, die mit dem Evangelium in Einklang stehen“, sagte Bischof Cantú.

Recht darauf, Grenzen zu schützen

Der Bischof fuhr außerdem fort, der Papst habe strenge Worte an die mexikanische Regierung über ihre Verantwortung für die Sorge um das Wohlergehen Mexikos gerichtet. Der Papst sprach auch über Mexikos Verantwortung, um eine Wirtschaft sicherzustellen, die Arbeitsplätze schafft, so dass die Menschen ihre Familien ernähren können und nicht auswandern müssen.

Die Kirche glaube nicht an offene Grenzen und glaube an das Recht eines Landes, seine Grenzen zu schützen, so Bischof Cantú. Die Kirche ermutige außerdem Länder zur Zusammenarbeit mit ihren Nachbarn.

Migration auch Teil der eigenen Biographie

Die Einwanderung hat im leben des Bischof selbst eine bedeutende Rolle gespielt. Sein Vater kam Mitte der 1950-er Jahre auf der Suche nach Arbeit aus Mexiko in die USA.

„Er wuchs auf einer Farm auf und sah in der Landwirtschaft im Norden Mexikos keine Zukunft. Er ging mit einem seiner Brüder und seinem Cousin nach Chicago. Sie schlugen sich mit Gelegenheitsarbeiten durch und verdienten so ihren Lebensunterhalt“, sagte der Bischof.

Der Vater des Bischofs lernte dessen Mutter während eines Sommers kennen, als er auf Besuch nach Mexiko zurückkehrte.  „Im darauffolgenden Sommer heiratete er sie und brachte sie nach Chicago“, sagte er, und sie wurden US-amerikanische Staatsbürger.

„Irgendwie waren ihre Herzen immer in Mexiko“, überlegte Bischof Cantú.  „Ich liebe Mexiko. Ich betrachte mich im Herzen als Mexikaner. Aber ich liebe auch Amerika. Hier wurde ich geboren.“

„Es besteht keine Gegensätzlichkeit darin, ein mexikanischer Amerikaner zu sein. Wir lieben beide Länder, weil wir Teile von uns in beiden Ländern haben.“

Er sagte, es sei für Einwanderer viel schwieriger geworden, die US-amerikanische Staatsbürgerschaft zu erwerben.

„Ich denke, dass es einige Vernünftige Wege gibt, die Einwanderungsgesetze unseres Landes an die heutige Zeit anzupassen“, sagte er.  „Ein Punkt, bei dem alle einer Meinung sind, ist, dass die Einwanderungsgesetze in unserem Land nicht mehr aktuell sind. Ich denke, wir sind klug und intelligent genug, um dies zu ändern. Es bedarf nur etwas politischen Willens und etwas Mute.“

Genozid an Christen im Nahen Osten

Bischof Cantú ist einer der Unterzeichner einer an US-Außenminister John Kerry gerichteten Petition über die Situation von Christen im Irak und in Syrien. Diese Petition bittet die US-Regierung darum, die durch den selbst-ernannten Islamischen Staat (IS) gegen Christen und andere religiöse Minderheiten verübten Gräueltaten als Völkermord anzuerkennen.

Der Bischof betonte, die Petition sei wichtig, um zu zeigen, dass die Welt die Situation beobachte, und um dazu beizutragen, dass der Islamische Staat nicht ungestraft davonkomme.

„Dass sie Christen aus dem einfachen Grund, dass sie Christen sind, umgebracht haben. Ich denke, es ich wichtig, dies als das was es ist zu benennen.“

Ringen um die Schließung von Guantánamo

Bischof Cantú sprach auch über die Bemühungen der Administration des US-Präsidenten Obama, das US-amerikanische Gefangenenlager an der Bucht von Guantánamo auf Kuba zu schließen. Er merkte an,  „die US-amerikanische Bischofskonferenz hat seit langer Zeit die Schließung Guantánamos unterstützt.“ (CNA Deutsch)

Die Heiligen Drei Könige kommen nach Japan

Kardinal WoelkiDie Heiligen Drei Könige kommen nach Japan: Als besonderes Geschenk zum 50. Ka­thedraljubiläum der Marienkathedrale in Tokio bringt der Erzbischof von Köln, Kardinal Rainer Maria Woelki, eine Reliquie der drei aus dem Kölner Dom mit.

Das Knochenfragment, das in einem modernen Reliquiar eingefasst ist, soll in Zukunft als einmaliges Zeichen die Verbundenheit zwischen Köln und Tokio ausdrücken. Bei der liturgischen Zeremonie werden die Gläubigen das Pilgergebet auf Japanisch sprechen, das auch die Pilger in Köln auf dem Gebetszettel finden, der am Dreikönigsschrein ausliegt.

Ein seltenes Ereignis

"Die Drei Könige haben für uns in Köln eine herausragende Bedeutung – und auch wenn sie zu Lebzeiten viel unterwegs waren, sollen sie natürlich weiterhin im Dom ruhen. Daher ist ein solches Geschenk eine wahre Seltenheit", erklärt Dompropst Gerd Bachner. Seit über 100 Jahren sei so etwas nicht mehr vorgekommen, so der Dompropst. Damals gab es eine Schenkung von Dreikönigsreliquien nach Mailand.

Weitere Programmpunkte der Reise sind der Besuch des mit Kölner Hilfe neu erbauten Karmelitinnenklosters "Carmel of the Holy Trinity" in Chofu, einem Stadtteil Tokios, sowie der Besuch der deutschen Auslandsgemeinde St. Michael. Dort wird der Kölner Erzbischof acht Jugendlichen das Sakrament der Firmung spenden.

Die beiden Erzbistümer sind seit 1954 Partner; unter anderem unterstützen Köln und Tokio gemeinsam die Kirche in Myanmar. (CNA Deutsch)

Kirche hofft auf „Friedens-Kampagne“ für Syrien

Kardinal TagleDas erlebt Kardinal Tagle nicht alle Tage: dass ein Mann am Straßenrand ruft „Es lebe die Caritas!“ Passiert ist die Szene in diesen Tagen im Libanon; da hat Tagle in der Bekaa-Ebene Flüchtlinge aus Syrien besucht. „Ich traf eine muslimische Familie, die aus Syrien stammt; der Familienvater rief: Es lebe die Caritas, es lebe die Kirche! Mich hat das sehr, sehr gefreut – nicht aus Stolz, sondern weil es zeigt, dass das Zeugnis der Nächstenliebe gültig ist.“

Luis Antonio Tagle ist Erzbischof von Manila auf den Philippinen; gleichzeitig leitet er auch die internationale Caritas, und dieses Amt war es, das ihn jetzt in den Libanon führte, in das von der libanesischen Caritas geleitete Flüchtlingslager. Was er dort gesehen hat, hat ihn beeindruckt.

„Es ist offensichtlich, dass das Leiden der Flüchtlinge nicht nur eine wirtschaftliche, sondern vor allem eine politische Ursache hat. Die internationale Gemeinschaft sollte dringend alles tun, um zu einer Lösung der politischen Konflikte zu kommen – wir brauchen eine echte Anstrengung, eine richtige Kampagne für den Frieden, damit das Leiden der Völker, der Vertriebenen und Flüchtlinge ein Ende nimmt!“

Von einer solchen Friedens-Kampagne träumt auch ein offizieller Kirchenvertreter in Damaskus: Mario Zenari, Erzbischof, Nuntius des Papstes in der syrischen Hauptstadt. Seit vier Tagen hört er keine Einschläge von Bomben und Raketen mehr: „Ich glaube, von ein paar Ausnahmen abgesehen scheint der Waffenstillstand zu halten. Wir wissen alle, dass das ein sehr, sehr zerbrechlicher und komplizierter Waffenstillstand ist – mit Leopardenflecken, sozusagen, weil der Islamische Staat und die Nusra-Front nicht mit inbegriffen sind. Aber es ist zu hoffen und zu beten, dass alle Träger dieser Waffenruhe sich ihrer Verantwortung bewusst sind.“

Syriens Präsident Assad hat Rebellen, die ihre Waffen niederlegen, eine Amnestie versprochen; UNO-Sondergesandter Staffan De Mistura kündigt für den 9. März eine Wiederaufnahme der Friedensgespräche an. Nuntius Zenari meint dazu: „Dieser Waffenstillstand soll, wie der Papst das auch in seinem Appell beim Angelus gesagt hat, zum einen das Verteilen von humanitärer Hilfe an die 450.000 Menschen möglich machen, die in belagerten Gebieten leben, und an die fünf Millionen Menschen, die in Gebieten wohnen, welche für Hilfe von außen nur schwer zugänglich sind. Und wenn dieser Waffenstillstand hält, dann sollte er zum Dialog und an den Verhandlungstisch führen!“ (rv)