Vatikan am Welttag der Frau: Mit Bildung zu neuem Selbstvertrauen

Casina Pio IVZum dritten Mal in Serie wird im Vatikan der internationale Welttag der Frau begangen. Das Erzähl-Event „Voices of Faith“, zu Deutsch „Stimmen des Glaubens“, am 8. März in der Casina Pio IV. in den vatikanischen Gärten bietet engagierten Katholikinnen aus aller Welt eine Plattform. Eingeladen sind Frauen aus vier Kontinenten, die Opfer von Menschenhandel oder Zwangsheirat wurden oder aktiv gegen diese Missstände ankämpfen. Thema ist auch der Zugang zu Bildung für Frauen in armen Ländern. Zusätzlich ist eine Podiumsdiskussion zur Rolle der Frau in der Kirche geplant.

Chantal Götz, die Präsidentin der katholischen Fidel-Götz-Stiftung aus Liechtenstein, organisiert das Treffen im Vatikan. Es trägt anlässlich des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit den Titel „Barmherzigkeit braucht Mut“. Götz erklärt, warum es so wichtig ist, die Stimmen dieser Frauen zu hören:

„Die Erfahrung hat gezeigt, dass der Vatikan nicht unbedingt nach außen geht und sich das Ganze auch ein bisschen anschaut. Der Papst hat ja auch dazu aufgefordert, dass die Bischöfe und Kardinäle ein bisschen mehr Felderfahrung bekommen. Das findet in dem Sinn so nicht statt. Aufgrund meiner eigenen Erfahrung in der Stiftung, wo ich viel rausgehe und mit den Frauen und Mädchen spreche, habe ich gesagt, vielleicht ist es einfacher, wir bringen diese tollen Frauen mit ihren Geschichten in den Vatikan rein. Ich denke, aufgrund von diesen Geschichten können wir eine gewisse Mentalitätsveränderung erreichen und über einen emotionalen Weg sagen, Frauen tragen viel dazu bei, um die Gleichberechtigung in der Kirche anzustreben, aber wir können die Männer mit ins Boot holen und sagen: Eigentlich gehören wir doch alle zu dieser Kirche.“

Jedes Jahr werden weltweit über 15 Millionen Mädchen verheiratet, ein großer Teil davon in Indien. Caroline und Judy, die am Weltfrauentag im Vatikan sprechen, kommen beide aus Kenia. Sie konnten sich einer Kinderheirat im Teenageralter entziehen. Caroline Nduku ist nun 21 und erzählt, wie sie im Alter von 14 vor die Wahl gestellt wurde: entweder zu heiraten oder Kinderarbeit zu leisten.

„Ich konnte mich der Zwangsheirat entziehen, weil ich eine Leidenschaft fürs Lernen hatte. Was mich dabei antrieb, war, dass ich sah, was meine Schwestern für ein trauriges Leben voller Bitterkeit führten, weil sie direkt nach der Grundschule mit ungefähr 14 Jahren verheiratet wurden.“

Die Kultur, in der sie lebten, hindere sie an einer guten Zukunft, sagt Caroline. Deshalb sieht sie nur einen einzigen Ausweg für die jungen Frauen dort: ausbrechen. „Rennt weg vor diesen Kulturen, wenn ihr könnt.“

Judy Onyango kommt ebenfalls aus Kenia und studiert zurzeit für einen Master of Business Administration (MBA). Als ihr Vater starb, riskierte ihre Familie ein Leben in Armut. So wuchs der Druck auf Judy, von der Schule zu gehen und mit 16 zu heiraten, damit die Familie durch einen Ehemann finanziell unterstützt werde. Doch Judy hielt dem Druck Stand.

„Ich sah, was meine Mutter für ein elendes Leben hatte ohne ihren Mann. Wir konnten gerade so überleben, lebten von der Hand in den Mund. Wir aßen alles, was sie finden konnte. Und wir hatten keine Bildung. Alle diese Erfahrungen führten mir vor Augen, dass ich nicht einfach ohne Ausbildung heiraten sollte, weil ich sonst enden würde wie meine Mutter. Aber mit einer guten Bildung bin ich eine unabhängige Frau, die nicht auf das Geld ihres Ehemanns angewiesen ist.“

Mithilfe von Freunden und der Kirche konnte Judy sich finanziell über Wasser halten und ihre Ausbildung fortsetzen. Heute ist sie stolz, weil sie es aus den gesellschaftlichen Zwängen herausgeschafft hat und Vorbild für andere sein kann:

„Gute Bildung hat so viele positive Auswirkungen auf dein Leben. Zu allererst den Respekt und die Würde, die du dadurch bekommst. Jetzt schauen die Menschen auf mich und bewundern, dass ich es bis dorthin geschafft habe. Meine Geschwister sehen zu mir auf, ich bin ein Vorbild für sie. Auch auf andere Menschen und Organisationen habe ich einen Einfluss, um andere zu unterstützen. Hätte ich keine Bildung, hätte ich diesen Einfluss nicht. Ich bin so dankbar, dass ich anderen jungen Menschen nun helfen kann, indem ich ihnen meine Geschichte erzähle.“

Auf die Frage, was ihre Ziele sind, antwortet Judy:

„Für mich sind nach oben keine Grenzen gesetzt. Nach meinem Master möchte ich gerne einen Doktor machen. Damit die Gesellschaft auf mich schaut und sagt: Das ist eine der wenigen, die es geschafft haben. Ich möchte so vielen Menschen wie möglich Kraft geben. Das geht nur mit dem höchsten möglichen Grad an Bildung. Noch gibt es sehr wenige Frauen in meiner Lage, die das getan haben. Und ich glaube, wenn diese wenigen Frauen zusammenkommen mit ihrer Erfahrung, ihrem Wissen und Fähigkeiten, sind sie dazu imstande, die Gesellschaft zu ändern. Weil in unserer Gesellschaft Frauen nach wie vor keinen Respekt erfahren.

Der indische Salesianerpater George Menamparampil begleitet die beiden Mädchen am Dienstag bei der Veranstaltung im Vatikan. Er ist für die Finanzierung von rund 300 Schulen und Hochschulen in Indien verantwortlich. Besonders leidenschaftlich setzt er sich für die Bildung von Mädchen ein, denn in seiner Heimat sind Kinderehen insbesondere in den unteren Schichten weit verbreitet, wie er erzählt:

„In Indien wird meistens auf die Mädchen heruntergeschaut, sie haben keine eigene Identität. Sie sind die Tochter des Vaters, die Schwester des Bruders, die Frau ihres Mannes oder die Mutter eines Kindes – aber eine eigene Identität wird ihnen nicht zugestanden. Mädchen werden missbraucht, ausgebeutet, sie haben keine Chance, ihr Potenzial auszuschöpfen. Dabei hätten Mädchen mit ihrer Intelligenz und all ihren anderen Qualitäten auf emotionaler, spiritueller und menschlicher Ebene ebenso viel zur Gesellschaft beizutragen wie Männer.“

Mit hunderten sogenannter Kinderparlamente versucht die Don Bosco-Gemeinschaft in ländlichen Gegenden Indiens die jungen Menschen für Kinderehen zu sensibilisieren und im Zweifel auch einzugreifen und die Polizei einzuschalten, um Druck auf die Eltern auszuüben. Nur so können die Mädchen zumindest bis zum 18. Lebensjahr zur Schule gehen.

Die Veranstaltung „Voices of Faith“ 2016 am Weltfrauentag, dem 8. März, kann per Livestream mitverfolgt werden. (rv)

Vatikanzeitung würdigt verstorbenen Erfinder der E-Mail

E-MailDie Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“ würdigt den verstorbenen US-Internetpionier Raymond Tomlinson. Der Erfinder der E-Mail sowie des @-Zeichens verschied am Samstag im Alter von 74 Jahren. Im Jahre 1971 hatte er die erste E-Mail versandt, eine Entwicklung, die das Feld der Kommunikation revolutionieren sollte. Der „Osservatore“ würdigte Tomlinson als „demütigen und bescheidenen Mann, der selten E-Mails verschickte“. Der Vatikan selbst nutzt das Internet seit 1995. Im November 2001 verschickte erstmals ein Papst – der heilige Johannes Paul II. – eine E-Mail. (rv)

Hoffnung für den im Jemen entführten Pater Tom

JemenADEN/ROM – Auch wenn es keine Neuigkeiten gibt und sich die Verhandlungen in einer unübersichtlichen Situation wie bei den Jemeniten als schwierig erweisen können, haben die Salesianer noch Hoffnung, dass Pater Tom Uzhunnalil, der am 4. März nach den Anschlägen auf das Kloster der Missionarinnen der Nächstenliebe im Jemen entführt wurde, noch am Leben ist.

Am 4. März waren das Kloster und das Pflegheim der Missionarinnen der Nächstenliebe Ziel eines Anschlags, bei dem vier Nonnen und zwölf Gäste getötet wurden.

Zum Zeitpunkt des Anschlags befand sich Pater Tom – ein Salesianer aus Kerala, Indien – in der Kapelle des Klosters zum Beten und wurde dort von den Attentätern entführt.

Pater Francesco Cereda, Vikar des Generaloberen der Salesianer, Pater Angel Fernandez Artime, sagte der CNA am 7. März, dass „es schwierig ist, zu verstehen, warum sie Pater Tom entführt haben.“

„Das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten von Neu-Delhi hat bestätigt, dass gemeinsam mit Pater Tom auch eine der indischen Schwestern, die zur Gemeinschaft von Aden gehört, verschwunden und dass auch ihr Aufenthaltsort unbekannt ist“, sagte er weiter.

Die gemeinsame Nationalität „könnte ein Silberstreif am Horizont einer ansonsten sehr düsteren Situation sein. Wenn sie tatsächlich vorgehabt hätten, auch die beiden zu töten, dann hätten sie das schon früher zusammen mit den anderen 16 machen können.“

Pater Cereda betonte, dass „wir auf jede Möglichkeit der Freilassung unseres Mitbruders hoffen.“

Er erklärte, dass „die Zentralregierung von Indien durch das Außenministerium (MEA) daran beteiligt ist, den Aufenthaltsort der Schwester und von Pater Tom zu ermitteln.“

Darüber hinaus „hat auch der Oberminister des Bundesstaates Kerala, der Heimatstaat von Pater Tom, sein persönliches Interesse an der Sache bekundet und steht diesbezüglich in Kontakt mit der MEA in Neu Delhi.“ Auch „der Vatikan und die katholische Bischofskonferenz von Indien (CBCI) sind an der Suche nach Pater Tom und der Schwester beteiligt.“

„In der gesamten Salesianischen Welt wird für eine rasche Freilassung gebetet. Wir glauben, dass diese Bemühungen nicht vergebens sind“, so Pater Cereda.

Die Salesianer sind seit 1997 mit der Mission im Jemen betraut. Zu Beginn war sie Teil des Apostolischen Vikariats von Aden, gegründet von Papst Leo XIII im Jahre 1885.

Die Salesianer sind die einzigen katholischen Priester, die in dem Land arbeiten. In vier Städten bieten sie ihre Dienste an: in der Hauptstadt Sana’a, in Aden, in Holeida und in Taiz.

Wie Pater Cereda sagte, „waren Salesianer dort, um sich um die geistigen und sakramentalen Bedürfnisse der großen Zahl katholischer Migranten aus Indien, von den Philippinen und von überall sonst her zu kümmern.“

Pater Cereda bemerkte, dass „die Anwesenheit von Salesianern auch eine große Unterstützung für die Missionarinnen der Nächstenliebe war.“

Dennoch sei der Dialog mit anderen religiösen Konfessionen schwierig gewesen. „Es steht außer Frage in einen Dialog zu treten, wenn die grundlegende Situation für derartige Bemühungen nicht günstig ist. Also haben die Salesianer ihre Dienste in erster Linie beschränkt auf die von den Schwestern betriebenen Einrichtungen und die eingewanderte katholische Bevölkerung.“

Nach dem so genannten arabischen Frühling 2011 lehnten sich die Menschen gegen den ehemaligen Präsidenten Ali Abdallah Saleh auf, was dazu beitrug, die bereits schwierige Situation weiter ins Chaos zu stürzen.

Seit 2015 herrscht im Jemen wieder Bürgerkrieg, der durch einen Konflikt zweier Fraktionen ausgelöst wurde, die beansprucht hatten, die jemenitische Regierung zu stellen. Das Gebiet unterliegt zudem dem Einfluß der Terrororganisation Al Qaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) und des selbsternannten Islamischen Staats (IS).

Trotz der schwierigen Situationen entschieden sich die Salesianer, im Jemen zu bleiben.

„Die Salesianer“, sagt Pater Cereda, „waren sich voll und ganz bewusst, dass sich die Situation von Tag zu Tag verschlechterte. Nachdem Indien die Botschaft im Jemen geschlossen hatte, rief die indische Regierung ihre Staatsangehörigen dazu auf, das Land zu verlassen und holte im Jahr 2014 Tausende von Indern zurück.“

Pater Cereda erwähnte, dass Bischof Paul Hinder, Apostolischer Vikar für Südarabien, im Januar vergangenen Jahres ein Gespräch mit dem Salesianer-Provinzial von Bangalore, Indien, hatte, dem die Mission im Jemen anvertraut ist.

„Man war der Meinung, dass die Aufgabe der Mission dem Land insgesamt die einzige organisierte katholische Präsenz rauben würde“, so Pater Cereda.

Doch „da man sich einig war, dass niemand einen anderen dazu zwingen könne, vor Ort zu bleiben, ließ man den einzelnen Mitbrüdern die Wahl“, erklärte der Vikar.

„Von fünf Mitbrüder kehrten drei nach Indien zurück, während zwei geblieben sind, mit der Hoffnung insbesondere den Missionarinnen der Nächstenliebe eine Unterstützung zu sein. Auch sie hatten beschlossen, zu bleiben, genauso wie die wenigen Katholiken, die noch immer mit ihnen vor Ort arbeiten.“

Pater Tom war einer von denen, die geblieben sind und er erbrachte einen riskanten Dienst, da er von der einen Gemeinschaft zur anderen gehen musste.

Jenseits aller ‘diplomatischen’ Bemühungen Pater Tom zu befreien, wird in der gesamten Salesianischen Welt für seine rasche Freilassung gebetet.

„Wir glauben“, sagte Pater Cereda zum Schluss, „dass diese Bemühungen nicht vergeblich sein werden. In der stark zersplitterten Gesellschaft des Jemens werden sich die Verhandlungen aber auf jeden Fall als schwierig herausstellen und wir können nicht vorhersagen, wie schnell wir es schaffen, Pater Tom zu befreien.“ (CNA Deutsch)