Reformation und Versöhnung: Die Ökumene-Rede von Kardinal Kurt Koch

Kardinal KochVATIKANSTADT – Reformation und Versöhnung: An der päpstlichen Universität von San Anselmo fand dazu ein dreitägiges Theologentreffen statt. Auch mehrere Vertreter der evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) nahmen teil, darunter die EKD-Beauftragte für das Luther-Gedenkjahr 2017, Margot Käßmann. Als Redner bei der Schlussveranstaltung am Freitag sprach der höchste päpstliche Ökumene-Beauftragte, Kardinal Kurt Koch. CNA dokumentiert den Wortlaut des Kurienkardinals in vollem Umfang:

GRUSSWORT[1]

Kurt Kardinal Koch

„From Conflict to Communion“: Der Weg, der vom Konflikt zur Kommunion führt, heißt im Licht des christlichen Glaubens Versöhnung. Versöhnung aber setzt Umkehr voraus, und Umkehr ist die conditio sine qua non aller ökumenischen Bemühungen, wie das Ökumenismusdekret des Zweiten Vatikanischen Konzils „Unitatis redintegratio“ entschieden betont: „Es gibt keinen echten Ökumenismus ohne innere Bekehrung. Denn aus dem Neuwerden des Geistes, aus der Selbstverleugnung und aus dem freien Strömen der Liebe erweist und reift das Verlangen nach der Einheit.[2] Die vom Konzil eingeforderte Umkehr muss deshalb in erster Linie Umkehr zur leidenschaftlichen Suche nach der verloren gegangenen Einheit sein. Nur dann kann das Reformationsgedenken in einem ökumenischen Geist vollzogen werden. Ob und wie man im kommenden Jahr das Gedenken an die Reformation in ökumenischer Gemeinschaft und damit an eine „riforma che interpella tutti“ begehen wird, hängt zunächst davon ab, wie man das Jahr 1517 versteht, auf das sich das Fünfhundertjahrgedenken der Reformation bezieht.

Interpretiert man es von der ersten Jahrhundertfeier im Jahre 1617 her, in deren Vorbereitung entschieden worden ist, den 31. Oktober 1517 als Beginn der Reformation zu feiern, und zwar in Erinnerung an den so genannten Anschlag der Thesen über den Ablass an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg durch Martin Luther, dann wird das Reformationsgedenken unter dem Vorzeichen von Streit und Konflikt stehen. Denn im Jahre 1617 ist es offensichtlich gewesen, dass sich Europa auf einen schwerwiegenden Konflikt und sogar auf einen blutigen Glaubenskrieg hin bewegt hat. Die erste Centenarfeier der Reformation stand deshalb unter dem Vorzeichen einer antikatholischen Polemik und einer kämpferischen Rhetorik, wie der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, Pastor Olav Fykse Tveit, mit freimütigen Worten urteilt: „Die erste Feier zum Gedächtnis von 1517 war Auftakt zu einer Serie zerstörerischer Glaubenskriege, dem Dreißigjährigen Krieg, der die Erinnerung an Luthers mutige Tat im Jahre 1517 zu einer Waffe werden ließ.[3]

Betrachten wir demgegenüber das Jahr 1517 nicht im Schatten späterer Reformationsjubiläen, sondern in sich selbst, erscheint es in einem ganz anderen Licht. Seit Erwin Iserlohs im Jahre 1962 veröffentlichten Buch „Luthers Thesenanschlag – Tatsache oder Legende?“ gehen die meisten Historiker freilich davon aus, dass der Thesenanschlag in der bisher überlieferten Weise gar nicht stattgefunden hat, dass Martin Luther seine Thesen vielmehr an den zuständigen Ortsbischof versandt hat und die Veröffentlichung seiner Thesen zum Ablass als Einladung zu einer gelehrten Disputation konzipiert gewesen ist. Von daher erinnert das Jahr 2017 an jene Zeit, in der es noch gar nicht zum Bruch zwischen dem Reformator und der Katholischen Kirche gekommen und die Einheit der Kirche noch nicht zerbrochen gewesen ist, Martin Luther vielmehr noch in der Gemeinschaft der Katholischen Kirche gelebt hat. Dies bedeutet freilich, dass das Jahr 2017 gar nicht anders als in ökumenischer Gemeinschaft begangen werden kann und deshalb von den folgenden drei Leitmotiven geprägt sein muss:

Das erste Stichwort heißt Dankbarkeit. Im Jahre 2017 erinnern wir nicht nur fünfhundert Jahre Reformation, sondern auch fünfzig Jahre intensiven Dialog zwischen Katholiken und Lutheranern, in dem wir entdecken durften, wie viel uns gemeinsam ist. Indem wir unseren Blick auf die reife Frucht des ökumenischen Dialogs in den vergangenen Jahrzehnten richten, sind wir im Sinne des Austausches der Gaben eingeladen, einander zu sagen, was wir vom jeweiligen ökumenischen Partner in der Zwischenzeit gelernt haben. Zu einem gemeinsamen Reformationsgedenken gehört deshalb Dankbarkeit für die gegenseitige Annäherung im Glauben und im Leben, die in den vergangenen fünfzig Jahren möglich geworden ist.

Das zweite Stichwort heißt Schuldbekenntnis und Busse. Denn die Reformation bedeutet nicht nur die Wiederentdeckung der biblischen Botschaft von der Rechtfertigung. Es ist vielmehr auch die Kirchenspaltung eingetreten, und im 16. und 17. Jahrhundert sind grausame Konfessionskriege ausgetragen worden, vor allem der Dreißigjährige Krieg, der das damalige Europa in ein rotes Meer verwandelt hat. Als Fernwirkung dieser schwerwiegenden Konflikte ist es zudem zur Ausbildung von säkularen Nationalstaaten mit starken konfessionellen Abgrenzungen gekommen, die als eine große Bürde beurteilt werden muss, die aus der Reformationszeit geblieben ist. Katholiken und Protestanten haben deshalb allen Grund, Klage zu erheben und Busse für die Missverständnisse, Böswilligkeiten und Verletzungen zu tun, die wir uns in den vergangenen fünfhundert Jahren angetan haben. Ohne einen solchen öffentlichen Bussakt kann es kein ehrliches ökumenisches Reformationsgedenken geben.

Aus Busse angesichts des geschichtlichen Versagens und Leidens und aus dankbarer Freude über die in der Zwischenzeit erreichte ökumenische Gemeinschaft ergibt sich das dritte Stichwort: Hoffnung, dass ein gemeinsames Reformationsgedenken uns die Möglichkeit schenken wird, weitere Schritte auf die ersehnte und erhoffte Einheit hin zu tun und nicht einfach beim Erreichten stehen zu bleiben.

Nur mit dem Dreiklang von Dank, Busse und Hoffnung gedenken wir einer „riforma che interpella tutti“. Dieser Dreiklang kann dann symphonisch erklingen, wenn wir uns gemeinsam auf die Mitte der Reformation beziehen, wie dies Papst Benedikt XVI. bei seinem Besuch im Augustinerkloster Erfurt im Jahre 2011 zum Ausdruck gebracht hat. Er hat erstens die leidenschaftliche Gottsuche im Leben und Wirken des Reformators Martin Luther gewürdigt: „Was ihn umtrieb, war die Frage nach Gott, die die tiefe Leidenschaft seines Lebens und seines ganzen Weges gewesen ist.[4] Daraus hat Benedikt XVI. den Schluss gezogen, dass in der Nachfolge Luthers der ökumenische Dienst in der heutigen Zeit darin bestehen muss, in den weithin säkularisierten Gesellschaften die Gegenwart des lebendigen Gottes zu bezeugen. Zweitens hat Benedikt XVI. hervorgehoben, dass Luther seine leidenschaftliche Gottsuche in der Christozentrik seiner Spiritualität und Theologie konkretisiert und vertieft hat, weil er nicht an irgendeinen Gott geglaubt hat, sondern an jenen Gott, der uns sein ganz konkretes Gesicht im Menschen Jesus von Nazareth gezeigt hat.

Wenn sich heute Lutheraner und Katholiken gemeinsam auf die Zentralität der Gottesfrage und die Christozentrik konzentrieren, dann wird ein ökumenisches Reformationsgedenken möglich, und zwar nicht einfach in einem pragmatischen, sondern im tiefen Sinn des Glaubens an den gekreuzigten und auferstandenen Christus, den Martin Luther in neuer Weise zum Leuchten gebracht hat. Ich danke dem Pontificio Ateneo Sant’Anselmo herzlich, dass es den Convegno Internationale cattolico – luterano mit den wichtigen Akzenten: „Segni di perdono, Cammini di Conversione e Prassi di penitenza“ organisiert und durchgeführt hat, und allen, die dabei mitgewirkt und teilgenommen haben. Mit diesen drei Akzenten hat der Convegno einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass das Reformationsgedenken im kommenden Jahr unter einem guten Stern stehen und dem Ziel dienen wird, weitere glaubwürdige Schritte auf jene Einheit hin zu tun, um die Jesus gebetet hat und in deren Dienst auch Luther sein Wirken verstanden hat, weil er die Erneuerung der Kirche, aber keine Spaltung gewollt hat. Mein Saluto finale kann insofern nur ein saluto iniziale für jene Aufgaben sein, die uns bevorstehen und die darin bestehen, dass wir einer riforma gedenken „che interpella tutti“.

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[1] Saluto finale alla Sessione pubblica di chiusura del Convegno internationale cattolico-luterano „Segni di perdono, cammini di conversione, prassi di penitenza“ presso il Pontificio Ateneo Sant’Anselmo il 6 maggio 2016.

[2] Unitatis redintegratio, Nr. 7.

[3] O. F. Tveit, Das Erbe der Reformation und seine Bedeutung für die ökumenische Bewegung heute, in: P. Bosse-Huber, S. Fornerod, Th. Gundlach, G. W. Locher (Hrsg.), 500 Jahre Reformation. Bedeutung und Herausforderungen. Internationaler Kongress der EKD und des SEK auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 vom 6. bis 10. Oktober 2013 in Zürich (Zürich-Leipzig 2014) 109-124, zit. 110.

[4] Benedikt XVI., Begegnung mit Vertretern des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Augustinerkloster Erfurt am 23. September 2011.

(CNA Deutsch)

Übergriffe auf Christen in Deutschland: „Macht die Dinge aktenkundig“

OpenDoorsSie werden beleidigt, bedroht, gedemütigt und erfahren körperliche Gewalt. Christliche Flüchtlinge berichten immer wieder von hässlichen Auseinandersetzungen mit Muslimen in deutschen Flüchtlingsunterkünften. Die Organisation Open Doors hat diese Woche erstmals eine Studie veröffentlicht, in der religiös motivierte Übergriffe gegen christliche Flüchtlinge dokumentiert werden. Radio Vatikan sprach darüber mit dem Migrationsbeauftragten der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Klaus Barwig.

Von den 231 Flüchtlingen, die bis zum 15. April 2016 von Open Doors zu ihrer Situation in den Unterkünften befragt wurden, waren 86 Prozent Konvertiten, die vom Islam zum christlichen Glauben übergetreten waren. Die meisten von ihnen stammen aus dem Iran, Afghanistan und Syrien. Sie berichten von Morddrohungen, weil sie „Ungläubige“ seien; teils wurden ihnen die Kreuzanhänger vom Hals gerissen. Sie wurden bespuckt, geschlagen, Frauen sexuell bedrängt. Besonders dramatisch ist der Bericht eines Flüchtlings aus einer Unterkunft in Berlin-Steglitz. Dieser wurde so lange mit Korangesängen beschallt, bis er schließlich versuchte, sich das Leben zu nehmen. Besonders alarmierend: Unter den Tätern war auch muslimisches Wachpersonal. „Schaut endlich auf die Christen“, titelte diese Woche deshalb ein Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu diesem Thema.

Klaus Barwig ist Referent für Migration der Katholischen Akademie der Diözese Rottenburg Stuttgart. Er warnt davor, überstürzt von Christenverfolgung in Deutschland zu sprechen und eine allgemeine Panikstimmung gegenüber muslimischen Flüchtlingen zu verbreiten. Vielmehr plädiert er für Aufklärung: Wenn derartige Übergriffe passierten, müssten die Christen sich wehren, indem sie sich an kirchliche und staatliche Stellen wendeten. Trotz ihres bereits außerordentlich hohen Engagements müssten kirchliche Helfer dann auch noch stärker in den Unterkünften präsent sein, um als Vertrauenspersonen für die Christen da zu sein:

„Wenn wir da als Kirche etwas tun wollen, sollten wir, wenn uns so etwas gesagt wird, dem erstens auf den Grund gehen und das zweitens bis zur Klärung verfolgen. Um wirklich zu zeigen: Bei uns gilt Religionsfreiheit und das Grundgesetz für alle. Und wer hierher kommt, hat sich dem zu unterwerfen. Das muss unsere Antwort auf solche Dinge sein. Den orientalischen Christen sagen wir immer wieder: Macht die Dinge aktenkundig. Gebt euch auch nicht damit zufrieden, dass ihr es bedauert und bejammert und dann verschweigt, sondern geht die Sache offensiv an und wir helfen euch auch dabei.“

Laut dem Open-Doors-Bericht aber haben viele christliche Flüchtlinge Angst und ziehen es vor, über die Vorfälle zu schweigen. Insbesondere Frauen schämten sich oft, über sexuelle Belästigung zu sprechen. Viele entsprechende traumatische Erlebnisse tragen orientalische Christen bereits aus der Zeit in ihrer alten Heimat mit sich. Umso mehr schockt es sie, wenn sie auch in Deutschland, dem vermeintlichen sicheren Hafen, keine Sicherheit erfahren. Zudem fürchten viele orientalische Christen einen zu starken Einfluss der Muslime auch in Deutschland und haben Angst, von ihnen dauerhaft unterdrückt zu werden – ähnlich wie in ihrer Heimat, weiß Klaus Barwig als Beauftragter des Bischofs für die chaldäischen Christen in Deutschland:

„Da besteht natürlich eine Angst und eine Sorge der Christen, dass die Muslime hier, je mehr sie auch durch die Zuwanderung zahlenmäßig werden, auch hier die Gesellschaft verändern. Und das trifft sich mit den Sorgen, die die AfD in ihrem jüngsten Parteiprogramm auch anspricht. Unsere Aufgabe wird es sein, dass wir die geflüchteten Christen und Muslime mit ihren Erfahrungen aus der Vergangenheit und einem rückwärts gerichteten Blick nicht sich selbst überlassen. Das kann nicht im Interesse unserer Gesellschaft sein. Wir speziell als Kirche müssen unseren Glaubensbrüdern helfen, ihren Blick nach vorne zu wenden, und zu verstehen, dass wir eine plurale Gesellschaft sind die Religionsfreiheit garantiert. Und diese Religionsfreiheit ist keine Schwäche, sondern die Stärke unserer Gesellschaft. Die Achtung vor dem Anderen ist das höchste Maß, was durch unsere Verfassung garantiert ist.“

Die Religionsfreiheit aushalten, auch wenn man sich bedrängt fühlt. Auf keinen Fall dürften sich die Christen, seien es Flüchtlinge wie deutsche Katholiken, von antiislamischen Positionen der AfD vereinnahmen lassen, findet Barwig. Vielmehr müsse die Kirche sich der Realität stellen und einen Mittelweg finden. Auch die muslimischen Flüchtlinge seien jetzt nun einmal da.

„Wir müssen unseren neuen Mitbürgern, die absehbar wohl auf Dauer hier leben werden, klar machen, dass unser Zusammenleben durch Respekt vor dem Anderen und auch vor dessen Glauben geprägt ist und das Wegwünschen des Anderen keine Lösung darstellt.“

Gerade für Christen sei es viel zu unsicher, in ihre alte Heimat, etwa den Irak, zurückzukehren. Abgesehen von den tiefen Zerstörungen, die beispielsweise in Syrien angerichtet wurden – man denke nur an Aleppo. Auch wenn ein Exodus der Christen aus Nahost zu beklagen ist, auch wenn Konflikte zwischen geflohenen Christen und Muslimen in Deutschland vorerst stellenweise fortbestehen: Der Neuanfang der orientalischen Christen in Deutschland ist eine große Chance – auch für das europäische Christentum selbst, findet Barwig.

„Unsere Diözese hat den neu angekommenen Chaldäern eine eigene Kirche zur Verfügung gestellt. Der Bischof hat gesagt, dass das ganz bewusst geschieht, um ihnen das Ankommen zu erleichtern. Aufgrund ihres anderen Ritus und ihrer aramäischen Sprache und auch durch die Ausstattung dieser Kirche. Es sollte ein Ort werden, wo sie sich treffen und austauschen können und wir gezielt Beratungen anbieten können – als erste Geste der Beheimatung. Auch um sie nicht auf Gemeinden zu verstreuen, die nicht wissen, wer da unter ihnen ist. Inzwischen ist diese Kirche in Stuttgart, wenn man mal von der Domkirche St. Eberhard absieht, sonntags die Kirche mit dem höchsten Gottesdienstbesuch. Jeden Sonntag kommen 400 bis 500 Menschen hier in dieser Kirche zusammen. Das zeigt, dass unsere Kirche durch die Zuwanderung nicht nur ein Mehr an Mitgliedern bekommt, sondern auch ein Mehr an Spiritualität und Substanz.“ (rv)

„Vatikanbank“: Fast 5.000 Konten wurden aufgelöst

IORDer Operation Transparenz sind bei der sogenannten „Vatikanbank“ IOR von 2013 bis Ende 2015 fast 5.000 Konten zum Opfer gefallen: Genau 4.935 verdächtige Konten wurden geschlossen. Das steht im Jahresbericht des IOR für 2015, der an diesem Donnerstag publik wurde. Der Nettogewinn des Finanzinstituts wird mit 16,1 Millionen Euro angegeben, das Nettokapital mit insgesamt 654 Millionen.

Trotz der Unsicherheiten und Talfahrten an den Finanzmärkten, vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2015, ist das IOR mit seiner Leistung zufrieden: Die neue Investitionsstrategie, die seit Ende 2014 greife und auf mehr Sicherheit ziele, habe sich bezahlt gemacht. Den „tiefen Erneuerungsprozess“, bei dem alle Konten einzeln unter die Lupe genommen wurden, erklärt das Institut für abgeschlossen: „Die geltenden Normen werden sorgfältig auf alle Neukunden angewandt.“

Die Zahl der IOR-Kunden liegt bei etwa 14.800: Vatikanmitarbeiter, Orden und kirchliche Einrichtungen, Kleriker und beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomaten. Zweidrittel der Kunden haben ihren Sitz in Italien und dem Vatikan, 15 Prozent in Europa, zehn Prozent im Rest der Welt.

„Geldwäsche? Unmöglich“

Der Jahresbericht listet ausführlich auf, was das IOR alles tut, um im Einklang mit internationalen Standards zu sein. Die Haushaltsbilanz wurde den Rechnungsprüfern von „Deloitte & Touche” vorgelegt.

„Es ist mittlerweile unmöglich, über das IOR Geld zu waschen“, versicherte der Präsident des Instituts, der Franzose Jean-Baptiste Douville de Franssu, gegenüber Radio Vatikan. „Das mag in der Vergangenheit passiert sein, wie auch in vielen anderen Finanzinstituten und Banken in aller Welt. Aber inzwischen haben wir ausgesprochen strenge Bestimmungen, welcher Kunde überhaupt ein Konto beim IOR eröffnen kann, und alle Mitarbeiter wurden geschult, um diese Regeln genau umzusetzen. Und zweitens haben wir Steuerabkommen mit verschiedenen Ländern der Welt, in denen Kunden von uns wohnen, abgeschlossen – das macht das IOR zur schlechtesten Wahl für jemanden, der einen Platz zur Geldwäsche sucht… Wir sind jetzt eine starke Institution, die gegen Geldwäsche kämpft.“

Der adlige Banker betont, dass das IOR auf „volle Transparenz“ und Zusammenarbeit mit Steuerbehörden setzt. Zur Zukunft des IOR sagt er: „Wir bieten dem Heiligen Stuhl zwei Dienstleistungen an. Erstens Geldüberweisungen – das haben wir immer getan und werden wir weiterhin tun. Zweitens Vermögensmanagement für unsere Kunden; auch das werden wir fortsetzen. Das ist auch das, was der Heilige Vater uns bestätigt hat.“

Hintergrund

Das „Istituto per le Opere di Religione“, zu deutsch „Institut für religiöse Werke“, wurde 1942 von Pius XII. als karitative Stiftung im Sinn des Kirchenrechts gegründet; Vorläuferin des IOR war eine von Leo XIII. 1887 ins Leben gerufene „Commissione ad Pias Causas“. Die Statuten des IOR legen fest, dass das Institut „Einrichtungen oder Personen des Heiligen Stuhls und der Vatikanstadt“ offensteht. IOR-Sitz ist die Vatikanstadt. (rv)