Wofür ist das Priestertum? Ein Gespräch mit Bischof Robert Barron

cna_Bischof BarronROM ,- Während der Jubiläumsfeier für Priester in Rom hat Bischof Robert Barron mit CNA in einem Interview die Bedeutung des Priestertums nach Papst Franziskus diskutiert. „In der Vision des Papstes sind Priester die Schlüsselfiguren, die Barmherzigkeit Gottes in der Welt mitzuteilen. Das sieht er als unsere Hauptmission an“ sagte Bischof Barron am 3. Juni. Bischof Barron, Gründer der „Word on Fire Catholic Ministries“ und Weihbischof der Erzdiözese Los Angeles, wurde eingeladen, eine Katechese während des Priesterjubiläums 1.-3. Juni für die englischsprachigen Teilnehmer zu halten. Die dreitägige Veranstaltung war eine Initiative im Jubiläumsjahr der Barmherzigkeit, das im letzten Dezember angefangen hat und bis November 2016 andauert. Bevor er als Weihbischof von Los Angeles im Juli des letzten Jahres eingesetzt wurde, war Bischof Barron seit 2012 Rektor des Mundelein Priesterseminars der Erzdiözese Chicago. Einige Jahre davor hat der aus der gleichen Stadt kommende Bischof im Jahr 2000 „Word on Fire Online Ministries“ gegründet.

Im Folgenden lesen Sie das vollständige CNA-Interview mit Bischof Robert Barron:

Sie haben eine Katechese für ca. 800 englischsprachige Priester, die in der Jubiläumsfeier teilgenommen haben, in der Sant’Andrea della Valle Kirche gehalten. Was waren einige von den diskutierten Schwerpunkten?

Ich habe über die Geschichte der Frau beim Brunnen gesprochen, die einer der beliebtesten von Papst Franziskus ist. Daraus habe ich vier Punkte über die Barmherzigkeit Gottes

gezogen. Erstens, dass Gottes Barmherzigkeit unablässig ist und Grenzen überschreitet wie Jesus tut, mit diesem dreifach Außenstehenden in Kontakt zu treten. Zweitens ist die Barmherzigkeit Gottes vergöttlicht. Sie streichelt einfach nicht über den Kopf und heilt unsere Wunden; sie hebt uns auf, am göttlichen Leben teilzunehmen Er will der Frau beim Brunnen das zum ewigen Leben übersprudelnde Wasser geben. Und drittens habe ich die Barmherzigkeit Gottes als herausfordernd beschrieben. Ich bin nicht der Meinung, dass je mehr man „Barmherzigkeit“ sagt desto weniger „moralische Herausforderung“ sagt. Nein, es ist beides und vor allem ist es Barmherzigkeit. Und das impliziert eine Verwandlung-metanoia. Letztens sendet uns die Barmherzigkeit zur Mission.

Es gab viele Jubiläen während dieses heiligen Jahres der Barmherzigkeit. Was macht dieses Jubiläum für Priester besonders?

Ich denke, die Priester sind laut der Vision des Papstes die Schlüsselfiguren, um Gottes Barmherzigkeit zur Welt mitzuteilen. Er versteht das als unsere wichtigste Mission. So sind wir andere Christus. Was hat Christus getan, außer die Barmherzigkeit des Vaters zur Welt zu tragen? Das ist unser Job- als andere Christus.

Ich meine, er sieht die Betonung der Barmherzigkeit als der beste Weg, das Priestertum in unserer Zeit zu erneuern. Wenn ich ihn beim Sprechen mit Priestern höre, höre ich das immer wieder.

Papst Franziskus ist der geistliche Vater aller Priester in der Kirche, und während dieses Jubiläums hat er geistliche Exerzitien besonders für Priester geleitet. Was bedeutet es – aus ihrer Sicht, da Sie damit betraut waren, Priester im Mundelein Priesterseminar auszubilden – dass der Papst selbst Exerzitien für diese Priester leitet?

Es ist super wichtig. Sie haben es richtig gesagt, dass er der geistliche Vater ist. Der Papst ist mehr als der Leiter. Er ist mehr als ein Typ mit klugen Ideen. Er ist der Vater. Er ist der Vater der ganzen Katholischen Kirche, aber auf eine besondere Weise für Priester.

Als Rektor des Priesterseminars habe ich festgestellt, dass meine primäre Aufgabe war, geistlicher Vater der Gemeinde zu sein. So ist die Kirche strukturiert. Ohne geistliche Vaterschaft weichen wir ab. Und so lernen Priester auf dieselbe Weise, wie ein Kind von seinem Vater lernt – zu ihm aufzublicken, ihm zuzuhören, aber wichtiger sein Handeln zu betrachten, lernen was sie sein sollen.

Ich halte es für sehr wichtig, dass er persönlich hier ist, um uns zu hüten und unser Vater zu sein.

Wenn die Gläubigen für die Priester beten sollen, wofür sollten sie beten? Was sind besonders heute die größten Herausforderungen, vor der sie stehen?

Ich würde sagen, für unsere geistliche Integrität zu beten. Dass die Priester mit Christus verbunden bleiben, auf die Sakramente gegründet, besonders auf die Sakramente der Beichte und der Eucharistie, dass wir die geistliche Mitte behalten. Ich würde auch dafür beten, weil das Priestertum, wie Sie wissen, auf unterschiedliche Weisen von der Kultur und in der Gesellschaft angegriffen wird, dass die Priester auf Christus gegründet bleiben und dass sie wissen, wer sie sind. Ich würde auch für ihren Schutz beten. Bittet die heilige Mutter, die Priester zu schützen.

Und ich würde auch sagen, für Berufungen zu beten. Als ich Rektor des Mundelein Priesterseminars war, fand ich es sehr belehrend, dass immer Berufungen gekommen sind, obwohl viele dachten, dass die Zahlen wegen den Skandalen weiter sinken würden. Aber so war das nicht. Die Berufungen sind immer gekommen. So beten wir, dass immer mehr Berufungen kommen.

Haben Sie weitere Eindrücke von den unterschiedlichen Veranstaltungen, an denen Sie während des Priesterjubiläums teilgenommen haben?

Am Abend, an dem ich den Vortrag in der Andrea della Valle Kirche gehalten habe, sah ich am Ende der Messe, die ich nach dem Vortrag gefeiert habe – diese Armee von weiß-bekleideten Priestern, die hervortraten, um die Eucharistie zu empfangen. Die Eucharistie war also am Altar und die Priester traten hervor, sie zu empfangen. Ich dachte an der Offenbarung des Johannes und den weiß-bekleideten Mitgliedern der Kirche. Es hat mich einfach tief berührt. Und dann nachher, mit so vielen Priestern aus der ganzen Welt zu reden – aus Kanada, Amerika, Groß Britannien, Irland, Ghana, Kamerun, den unterschiedlichsten Teilen von Osteuropa, aus der ganzen Welt. Dieses Bild ist sehr gewaltig in mir geblieben.

Übersetzt aus dem Englischen von R. Andrew Krema. (CNA Deutsch)

Großbritannien: Keine Wahlempfehlung, aber…

GroßbritannienDie Bischöfe Nordirlands rufen ihre Landsleute dazu auf, sich am Referendum über einen Verbleib oder einen Ausstieg des Vereinten Königsreichs aus der EU zu beteiligen. Dabei geben sie zwar keine Wahlempfehlung ab, doch nennen sie es „fundamental“, dass die Nordiren bei ihrer Entscheidung nicht den Geist der Gründerväter eines geeinten Europa aus dem Blick verlieren. Die Bischöfe formulieren außerdem, dass die Gründungswerte der EU denen der katholischen Soziallehre entsprächen. Das habe zu Errungenschaften geführt, die jetzt nicht aufs Spiel gesetzt werden dürften.

Ausdrücklich erinnern die Bischöfe auch an die Rolle der EU beim nordirischen Friedensprozess und bei der Normalisierung der Beziehungen zwischen London und Dublin. Es wäre ein Fehler, die EU jetzt rein nach ökonomischen Gesichtspunkten zu beurteilen, so die Bischöfe. Sie können wohl auch deshalb so deutlich werden, weil die Nordiren wie die Schotten in ihrer Mehrheit EU-freundlich gesinnt sind. (rv)

Papstreise nach Polen: das Programm

WJT2016Der Vatikan hat an diesem Donnerstag das offizielle Programm der Papstreise nach Polen bekanntgegeben. Franziskus wird sich vom 27. bis 31. Juli in der Heimat seines heiligen Vorgängers Johannes Paul II. aufhalten. In Krakau nimmt er am 31. Weltjugendtag teil.

Am ersten Reisetag, 27. Juli, trifft Franziskus gegen 16 Uhr in Krakau ein. Eine Stunde später hält er im Ehrenhof des Krakauer Königsschlosses Wawel seine erste große Rede. Anschließend stattet er dort Präsident Duda einen Höflichkeitsbesuch ab. Um 18.30 Uhr ist in der Wawel-Kathedrale eine Begegnung mit den polnischen Bischöfen vorgesehen.

Am Donnerstag, 28. Juli, hält sich Franziskus im Marienwallfahrtsort Tschenstochau auf. Dort feiert er vormittags eine heilige Messe zum 1050. Jahrestag der Taufe Polens. Am Nachmittag ist er zurück in Krakau und heißt im Blonia-Park Jugendliche willkommen, die zum Weltjugendtag angereist sind.

Freitag, 29. Juli, steht im Zeichen des Papstbesuchs auf dem Gelände des früheren Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Franziskus stellt sich damit in die Reihe seiner Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Am Nachmittag will er ein Kinderkrankenhaus in Krakau besuchen und anschließend am Kreuzweg der Jugendlichen teilnehmen.

Am Samstag, 30. Juli, wird Franziskus die Heilige Pforte an der Wallfahrtskirche der göttlichen Barmherzigkeit in Krakau-Lagiewniki durchschreiten; dort will er dann auch mit Priestern, Seminaristen und Ordensleuten die Messe feiern. Abends um 19.30 Uhr beginnt die für Weltjugendtage charakteristische Gebetsvigil auf dem „Campus Misericordiae“.

Sonntag, 31. Juli, ist der letzte Reisetag. Mit einer großen Messe beschließt Franziskus den Weltjugendtag; anschließend bedankt er sich bei den freiwilligen Helfern und Organisatoren des Großereignisses, bevor er gegen 18.30 Uhr von Krakau abfliegt. In Rom wird er um 20.25 Uhr zurückerwartet. (rv)

Kardinal Müller: Schritt halten mit der Prophetie

Kardinal Müller„Iuvenescit Ecclesia – die Kirche verjüngt sich“: So heißt ein Brief der Glaubenskongregation an die Bischöfe, der nächsten Dienstag im Vatikan vorgestellt wird. Thema ist das oft heikle Verhältnis kirchlicher Bewegungen und Gruppen zur Hierarchie. Dürfen Bewegungen schalten und walten, wie sie wollen, oder müssen sich an die Vorgaben des zuständigen Ortsbischofs halten? Das dürfte eine der Fragen sein, die das vom Papst schon im letzten März approbierte Papier behandelt.

In der Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“ gab der Präfekt der Kongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, bereits vorab einige Grundlinien des Dokuments preis. Was der Heilige Geist im Volk Gottes aufrühre, sei „eine Gnade für das ganze Volk Gottes“. Allerdings bedeuteten diese Gaben „oft eine grundstürzende Neuheit“ und bedürften der „Reinigung“. „Man könnte sagen: Sie sind ein wenig wie Kinder, die ungeplant zur Welt kommen“, so der Kardinal. „Aber wer wirklich Vater bzw. Mutter ist, liebt diese Kinder, sobald sie zur Welt kommen, und sorgt für sie wie für seine anderen, ja sogar noch mehr!“

Müller zeichnet die neuen kirchlichen Bewegungen in den Rahmen eines Pontifikats ein, das die Kirche immer wieder zum Aufbruch, zum „Hinausgehen“ drängt. Einige Teile der Kirche haben nach seiner Beobachtung Schwierigkeiten mit dieser Aufforderung des Papstes. „Es ist schwierig, mit der Prophetie Schritt zu halten“, sagt der deutsche Kurienkardinal dazu. „Aber es ist ja auch nicht die Schrittgeschwindigkeit, auf die es eigentlich ankommt. Was zählt, ist, dass das ganze Volk Gottes und alle Teile der Kirche, jeder mit seiner Geschwindigkeit und seinen eigenen Gaben, ja sogar Schwächen, sich in die richtige Richtung auf den Weg machen.“ Das sei immer mit etwas „Mühe“ und einem „Aspekt des Kreuzes“ verbunden.

Es stimme, dass Papst Franziskus die Bewegungen immer wieder beredt davor warne, den Heiligen Geist „nicht in einen Käfig zu sperren“. Das bedeute aber nicht, dass er ihnen skeptischer gegenüberstehe als seine Vorgänger. Gegen allzu viel Selbstbezogenheit hilft nach Müllers Einschätzung, „sich in den Dienst eines Projekts oder von Bedürfnissen zu stellen, die größer sind als die eigenen Pläne oder Bedürfnisse“. Das gelte im übrigen „für alle Gläubigen ohne Ausnahme“, auch die Bischöfe. (rv)

K9-Rat: „Vereinfachen, harmonisieren und dezentralisieren“

KardinalsratDas 15. Treffen des sogenannten K9-Rates ist beendet. Die neun Papstberater haben in den vergangenen drei Tagen vor allen Dingen über die vatikanische Medienreform, die Weiterentwicklung der Wirtschaftsfragen im Vatikan und den Kampf gegen die Pädophilie gesprochen. Das unterstrich Vatikansprecher P. Federico Lombardi bei einer Pressekonferenz im Vatikan an diesem Mittwoch.

Der Papst habe bei den dreitägigen Arbeiten mehrmals persönlich teilgenommen. Die neun Kardinäle, die den Papst bei der Erarbeitung einer neuen Apostolischen Konstitution mithelfen, hätten über die Weiterführung „einiger Dikasterien“ beraten, so P. Lombardi. Namentlich ging es um das vatikanische Staatssekretariat, die Bischofskongregation und die Ostkirchenkongregation als auch die Kongregation für katholische Bildung und die Päpstlichen Räte für Kultur sowie jene für die Ökumene und den interreligiösen Dialog.

Es seien auch „Evaluationsresultate“ des K9-Rates an den Papst überreicht worden, die die Glaubenskongregation sowie jene für die Sakramentenordnung, die Heiligsprechungs- und die Ordenskongregation betreffen. Es wurden auch weitere Überlegungen zu dem bereits beschlossenen neuen Dikasterium Caritas, Gerechtigkeit und Frieden gemacht, fügte der Vatikansprecher an. Es seien drei Punkte hervorgehoben worden, die Reformen sollten „vereinfachen, harmonisieren und dezentralisieren“, sagte P. Lombardi.

Im Übrigen kümmere sich der K9-Rat nicht nur um die Kurienreform, sondern berate den Papst auch in anderen Fragen, unterstrich Jesuitenpater Lombardi. Der Rat habe kein „festgelegtes Ende ihrer Tätigkeit“. Die nächsten Sitzungen finden vom 12. bis 14. September und vom 12. bis 14. Dezember im Vatikan statt. (rv)