Als die Päpste noch Feuerwerke zündeten

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VATIKANSTADT – Ulrich Nersinger.

Ein Jahreswechsel ohne traditionelle Böllerschüsse oder in die Höhe zischende und farbenprächtig explodierende Raketen ist kaum denkbar. In der Nacht zum ersten Januar werden überall unzählige Feuerwerkskörper gezündet und funkensprühende Raketen in den dunklen Himmel geschossen. Auch in der Ewigen Stadt wurde und wird mit diesem Brauch das alte Jahr verabschiedet und das neue begrüßt. Für die Römer aber war in vergangenen Zeiten ein solches Spektakel nicht nur zu Silvester üblich; bis zum Untergang des alten Kirchenstaates kamen sie mehrfach im Jahr in den Genuss eines Feuerwerks, das unsere Silvesterknallerei in den Schatten stellte.

Das Tagebuch eines Domherrn von Sankt Peter berichtet für den 22. Mai 1410 von Feuerwerken in Rom, die nach Erhalt der Nachricht von der Wahl des [Gegen-]Papstes Johannes’ XXIII. (1410-1415) in Bologna gezündet worden seien. Es sollten jedoch noch mehr als siebzig Jahre vergehen, bis man in Rom zu einem Spektakel fand, das alle bisherigen Dimensionen eines Feuerwerkes in den Schatten stellte: die „Girandola“, das Feuerrad auf der Engelsburg. Vermutlich wurde die Girandola erstmals im Jahre 1481 gezündet, zum Jahrestag der Thronbesteigung Papst Sixtus’ IV. (1471-1484). Aus dem letzten Pontifikats Jahr Papst Julius’ III. (1550-1555) existiert eine Medaille, die ein Fass zeigt, aus dem Feuerwerkskörper emporsteigen; die Medaille trägt die ungewöhnliche Umschrift „Hilaritas Pontificia – Päpstliche Heiterkeit“.

Die päpstlichen Feuerwerke wurde als Kunstwerke betrachtet, wohl auch weil sie von Michelangelo (1475-1564) und Gianlorenzo Bernini (1598-1680) konzipiert worden waren. Unter der Girandola verstand man ursprünglich den Strahlenkranz, der durch die Explosion sehr vieler, gleichzeitig abgefeuerter Raketen gebildet wurde. Der letzte Akt des Feuerwerks glich so einem gewaltigen Vulkanausbruch, „dem des Stromboli sehr ähnlich“ (Gianlorenzo Bernini). Durch ein hochkompliziertes Zündsystem wurden zeitgleich 4.500 Raketen in den römischen Himmel geschossen. Das Zeichen zum Beginn dieses einzigartigen Schauspiels gab der Papst gegen zwei Uhr in der Nacht von seiner jeweiligen Residenz aus – mit einem donnernden Kanonenschuss.

Für Reinhard Raffalt baute sich „aus Raketenbahnen und gebündeltem Licht eine himmlische Engelsburg auf, die Apotheose jenes Prinzips, das Rom dazu ermächtigt, den Erdkreis an sich zu ziehen und in den Himmel hinauf zu schleudern“. Noch im 19. Jahrhundert galt die römische Girandola als das wohl bekannteste Feuerwerk der Welt. Sogar an ungewohnter Stelle, in den Schriften von Karl Marx und Friedrich Engels, findet das prächtige Spektakel Erwähnung. Friedrich Engels verglich die Bestrebungen seiner sozialistischen Gegner, ihre politischen Ansichten publikumswirksam zu präsentieren, mit „einer Girandola, wie man sie in Rom nicht glänzender sehen kann“.

Die prominenten Romfahrer des 18. und 19. Jahrhunderts versuchten ihren Aufenthalt in der Ewigen Stadt so zu legen, dass sie Zeuge einer Girandola werden konnten. Auch Charles Dickens (1812-1870) gehörte zu ihnen. Er hatte unter größten Schwierigkeiten und unter Aufbringung einer hohen Geldsumme ein Zimmer gegenüber dem Castel Sant’Angelo gemietet, einzig für das nicht einmal eine halbe Stunde dauernde Abbrennen der Girandola. In seinen „Bilder aus Italien“ schrieb der englische Poet: „Das Schauspiel begann mit einer donnernden Geschützsalve und dann war zwanzig Minuten oder eine halbe Stunde lang die ganze Burg eine einzige Feuerfläche, ein Labyrinth von Feuerrädern von jeder Farbe, Größe und Schnelligkeit, während hoch in die Luft Raketen stiegen, nicht ein oder zwei oder zwanzig, sondern Hunderte auf einmal. Die Schlussszene – die Girandola – glich einer Explosion der ganzen großen Burg, allerdings ohne Rauch oder Staub“.

Mit dem Ende des alten Kirchenstaates im September des Jahres 1870 verschwanden viele „allegrezze“ (Heiterkeiten, Vergnügungen) aus dem Leben der Ewigen Stadt. Auch die Girandola war davon betroffen. Am 3. Juni 1888 erleuchtete ein letztes Mal eine traditionelle Girandola den römischen Himmel; auf einer bei der Piazza di Popolo eigens errichteten Tribüne wohnten zwei europäische Monarchen, König Umberto I. und Kaiser Wilhelm II., dem Schauspiel bei.

1999 regte der Bürgermeister der Stadt Rom ein der alten Girandola nahekommendes Feuerwerk auf der Engelsburg zum Millenniumswechsel an. Die „Soprintendenza per i beni culturali“, die Aufsichtsbehörde für die staatlichen Kulturgüter, erhob umgehend Einspruch: die Bausubstanz des Kastells, die neueren Aufbauten, die modernen elektrischen und elektronischen Anlagen usw. würden ein solches Feuerwerk nicht unbeschädigt überstehen. Schon zu Zeiten der Päpste waren bei einer Girandola sämtliche „Vigili del fuoco“ (Feuerwehrleute) der Stadt um die Engelsburg herum postiert worden – und auch stets im Einsatz gewesen (trotz der Vorsichtsmaßnahmen der Pyrotechniker kam es immer wieder zu Unfällen; mehr als einmal hatten kleine Brände das Archiv des Kastells bedroht).

In den letzten Jahrzehnten tauchten Feuerwerke wieder vereinzelt im päpstlichen Umfeld auf. So bei der 500-Jahr-Feier der Päpstlichen Schweizergarde im Jahre 2006 oder bei dem ein oder anderen Patronatsfest des Gendarmeriekorps des Vatikanstaates. (CNA Deutsch)

Von der Pfeife zu Bit und Byte: Warum es in Sankt Peter nun eine digitale Orgel gibt

„Neue Anforderungen erfordern neue Lösungen“. Ganz sachlich kommentiert Massimo Palombella einen Neuzugang im Petersdom: Seit Weihnachten 2017 erklingt bei Papstmessen eine digitale Orgel. Zum ersten Mal war sie in der Christmette zu hören.

Palombella, der als Direktor des Vatikan-Chores Cappella Sistina alle Papstliturgien musikalisch begleitet, ist begeistert von den neuen Möglichkeiten, die dieses Instrument bringt. Bisher hatte ausschließlich eine Pfeifen-Orgel die Liturgie untermalt, allerdings musste auch sie schon per Mikrofon und Lautsprecher verstärkt werden. Gedacht war sie ausschließlich für Feiern am Hochaltar von Sankt Peter, hinten in der Apsis, sie reichte nie aus, den gesamten Raum des Petersdoms zu füllen. Außerdem musste die Musik übertragen werden, sowohl auf den Petersplatz wie auch über Radio Vatikan, jetzt Vatican News, auch das habe schon immer Technik involviert.

Die gesamte Basilika musikalisch füllen

Seit dem Konzil aber sei die gesamte Peterskirche zu einem einzigen Gottesdienstraum geworden, zuvor sei das nicht der Fall gewesen. Mit diesem großen Raum seien ganz eigene Herausforderungen verbunden, sagt Palombella. An deren Lösung waren und sind die Experten des Vatikan beteiligt wie auch Techniker des italienischen Senders Rai und der Deutschen Grammophon, mit der die Cappella Sistina, der älteste Chor der Welt, eng zusammen arbeitet. Die neue digitale Orgel könne nun den gesamten Raum akustisch füllen.

Die Feier der Christmette mit Papst Franziskus

Auch musikalisch müsse die Kirche mit der Welt von heute im Dialog sein, so Palombella. Und diese neue, von der US-Firma Allen Organ Company gestiftete Orgel, sei einfach exzellent. (vatican news)

Die gefährlichsten Orte für Missionare im Jahr 2017

VATIKANSTADT – 23 Missionare wurden, wie der Fidesdienst der päpstlichen Missionswerke meldet, im Jahr 2017 ermordet: 13 Priester, 1 Laienbruder, 1 Ordensschwester und 8 Laien im kirchlichen Dienst.

Nach Kontinenten aufgeteilt steht im achten aufeinanderfolgenden Jahr Amerika an erster Stelle, was die Zahl der ermordeten Missionare anbelangt, mit insgesamt 11 ermordeten kirchlichen Mitarbeitern: 8 Priestern, 1 Laienbruder, 2 Laien; gefolgt von Afrika mit 10 ermordeten kirchlichen Mitarbeitern (4 Priester, 1 Ordensschwester, 5 Laien); in Asien wurden 2 kirchliche Mitarbeiter ermordet (1 Priester, 1 Laie).

Wie aus den von Fides gesammelten Daten hervorgeht, wurden den Jahren von 2000 bis 2016 weltweit insgesamt 424 kirchliche Mitarbeiter ermordet, davon fünf Bischöfe.

Die von Fides am Ende jeden Jahres veröffentlichten Statistiken betreffen nicht nur Missionare ad gentes im engeren Sinne, sondern sie berücksichtigen alle kirchlichen Mitarbeiter, die auf gewaltsame Weise ums Leben kamen, wenn auch nicht immer wegen ihres Glaubens.

Deshalb wird auch nicht der Begriff „Märtyrer“ im eigentlichen Sinne benutzt, sondern vielmehr im Sinne von „Zeugen“, um damit nicht der Beurteilung vorwegzugreifen, die die Kirche eventuell in den einzelnen Fällen aussprechen wird, während Fides nur versucht, den jeweiligen Kontext Jahr für Jahr zu dokumentieren.

Viele kirchliche Mitarbeiter kamen bei versuchten Raubüberfällen ums Leben, die oft in einem Kontext der wirtschaftlichen und kulturellen Armut verübt wurden oder vor dem Hintergrund des moralischen und gesellschaftlichen Verfalls, wo Gewalt zur Verhaltensregel wird und es keinen Respekt gegenüber dem Menschenleben und den Menschenrechten mehr gibt, so „Fides“. Auf allen Breitengranden teilen Priester, Ordensleute und Laien den Alltag mit den einfachen Menschen und versuchen mit dem Zeugnis vom Evangelium ein Zeichen der Hoffnung zu setzen.

„Spitze des Eisbergs“

Dabei sind die Ermordeten nur die Spitze des Eisbergs, da die Liste der unbekannten Pastoralarbeiter und Katholiken, die angegriffen, misshandelt, ausgeraubt und bedroht werden lang ist. Dies gilt auch für katholische Einrichtungen, die sich in den Dienst der Bevölkerung stellen und Zielscheibe von Anschlägen und Plünderungen sind.

Zu den von Fides gesammelten provisorischen Daten „müssen also all jene hinzugefügt werden, von denen wir vielleicht nie erfahren werden, da die Namen derer nicht bekannt sind, die in vielen Teilen der Welt wegen ihres Glaubens an Christus Leid erfahren oder ihr Leben verlieren“.

In vielen Fällen werden die Täter lange nicht gestellt oder verurteilt. Ein Beispiel dafür ist der Fall des spanischen Jesuitenpaters Vicente Canas, der 1987 in Brasilien ermordet wurde. Im ersten Prozess wurden die Angeklagten wegen des Mangels an Beweisen im Jahr 2006 freigesprochen; erst bei einem neuen Prozess wurde schließlich am vergangenen 29. und 30. November der Mandant als einziger noch lebender Angeklagter verurteilt – so Fides. (CNA Deutsch)

Papst: „Theologie macht man miteinander, nicht gegeneinander

Theologie macht man miteinander, nicht gegeneinander. Daran hat Papst Franziskus an diesem Freitag vor italienischen Theologen im Vatikan erinnert.

Anne Preckel – Vatikanstadt.

Die italienische Theologen-Vereinigung „Associazione Teologica Italiana“ (ATI) feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen; heute gehören ihr über 330 Theologen und Theologinnen an. Der Papst empfing Vertreter der Vereinigung an diesem Freitag im Vatikan in Audienz. Der gemeinschaftliche Stil sei grundlegender Teil theologischen Suchens, bekräftigte er in seiner Ansprache:

„Denn man kann nicht denken, der Wahrheit eines Gottes der Liebe und ewigen Gemeinschaft des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes (…) zu dienen, wenn man das auf individualistische, partikuläre Weise tut – oder, schlimmer noch, mit einer Logik der Konkurrenz. Die theologische Forschung ist notwendig eine persönliche Suche, doch eine Suche von Mitgliedern einer theologischen Gemeinschaft, die so groß wie möglich ist und zu der sich alle wirklich zugehörig fühlen, einbezogen in solidarischen Beziehungen und auch echter Freundschaft. Das ist kein Zubehör der Theologie!“

Kreative Treue

Der Papst rief die Theologen und Theologinnen dazu auf, das Zweite Vatikanische Konzil bei ihrer Arbeit als Referenzpunkt zu nehmen. Mit „kreativer Treue“ sollten sie sich darum bemühen, die Glaubensbotschaft für die Welt von heute authentisch aufzubereiten. Auch heute erweise die Theologie der Kirche einen kostbaren Dienst. Gleichwohl seien akademische Kurse für einen authentischen Glauben nicht zwingend notwendig, erinnerte der Papst:

„Es gibt einen Sinn für die Realitäten des Glaubens, der dem ganzen Gottesvolk gehört, auch jenen, die keine besonderen intellektuellen Mittel haben, um das auszudrücken. Diesem Empfinden muss man zuhören, man muss es erforschen. Und es gibt auch sehr einfache Menschen, die diese ,Augen des Glaubens‘, diesen Blick, zu schärfen verstehen. Es ist dieser lebendige Glaube des heiligen und treuen Gottesvolkes, dem sich jeder Theologe zugehörig fühlen und von dem er sich auch unterstützt, transportiert und umarmt fühlen sollte.“

Eine notwendige theologische Durchdringung des Glaubens stehe dazu in keinem Widerspruch, hielt der Papst fest. In der heutigen Zeit müsse Theologie vor allem einer „Kirche im missionarischen Aufbruch“ dienen, die den Menschen „das Zentrum und den tiefsten Kern des Evangeliums“ vor Augen führe. Die theologische Forschung sei heute eine „Aufgabe der Wesentlichkeit“, formulierte der Papst. Sie sei „im Zeitalter der Komplexität und eines beispiellosen wissenschaftlichen und technischen Fortschrittes“ sowie angesichts drohender Verfälschungen bei der Glaubensweitergabe unerlässlich.

„Damit die Kirche den Frauen und Männern von heute das Zentrum des Evangeliums weiter nahebringen kann, damit die Glaubensbotschaft wirklich die Menschen in ihrer Einzigartigkeit erreicht und die Gesellschaft in all ihren Dimensionen durchdringt, ist die Aufgabe der Theologie unabdingbar – mit ihrem Bemühen, die großen Themen des christlichen Glaubens innerhalb einer zutiefst verwandelten Kultur neu zu denken.“

Mit anderen Disziplinen Dialog aufsuchen

Papst Franziskus ermutigte die Glaubensforscher, sich in Dialog mit anderen Disziplinen und mit Vertretern anderer Kirchen zu begeben. Themenfelder und Debatten, zu denen Theologen einen wertvollen Beitrag leisten könnte, seien zum Beispiel ökologische Fragen und Entwicklungen in den Neurowissenschaften und der Bioethik, aber auch gesellschaftliche Missstände wie die immer größer werdende soziale Ungleichheit und die globalen Migrationsbewegungen mit all ihren Herausforderungen.

Wesentlich für die Theologie sei das Staunen, fügte der Papst dann in freier Rede an: „Das Staunen, das uns zu Christus bringt, Theologie staunend betreiben.“ Auch sei der Theologie ein Wissenschaftler „auf Knien“, betonte Franziskus weiter: „Theologie auf Knien betreiben, wie die großen Kirchenväter. Sie dachten, beteten, beteten an… das ist die starke Theologie, Fundament der gesamten theologischen Entwicklung des Christentums.“ Und schließlich: „Theologie in der Kirche betreiben, im heiligen treuen Gottesvolk, das – und hier benutze ich ein nicht-theologisches Wort – den ,Riecher‘ des Glaubens besitzt, diesen sensus fidei, der im Glauben nicht irren kann.“ (vatican news)

Nur ein gebildetes Gewissen kann entscheiden: Kardinal Marx über Sexualität und Lehre

MÜNCHEN – Kardinal Reinhard Marx hat erklärt, dass Entscheidungen über Sexualmoral eine Frage des persönlichen – allerdings christlich gebildeten – Gewissens sind. Dabei gehe es nicht um rein subjektive Entscheidungen, sondern „das Zusammenspiel von Freiheit und Verantwortung“.

In einem weitreichenden Interview mit Stefan Orth und Volker Resing in der „Herder Korrespondenz“ (*) sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz wörtlich:

„Die Schwierigkeit besteht darin, objektiv von außen zu sagen, jemand sei in einem Zustand der Todsünde. Ohne Blick auf die Gewissenssituation des Einzelnen, ohne Blick auf seine Realität, auf die konkreten Umstände ist eine wirklich umfassende und die Schwere der Schuld bewertende Beurteilung nicht möglich.“

Dies gelte auch für Homosexualität, so der Erzbischof von München und Freising auf Nachfrage der Interviewer.

„Natürlich muss der Gläubige auch hier vor die ganze Wirklichkeit des Glaubens geführt werden und die Stimme der Kirche hören. Es reicht nicht, zu sagen, man wisse selbst, was für einen gut ist. Das wäre noch keine Gewissensentscheidung im Kontext des Evangeliums.“

Kardinal Marx warnte mi Gespräch mit der „Herder Korrespondez“ weiter davor, dies als „Relativismus“ zu interpretieren, denn es gehe auch um die Verantwortung vor dem Evangelium und der gesamten Lehre der Kirche; gleichzeitig müsse „es einen Respekt vor der Entscheidung geben, die einer in Freiheit trifft“.

„Es wäre schlimm, darin Relativismus zu sehen, wie das durchaus immer wieder auch gesagt wird – als ob jeder einfach machen würde, was er will.“

Vor dem Hintergrund laufender Kontroversen gefragt nach dem Risiko eines Schismas sagte der Münchner Erzbischof, dass er ein solches nicht sehe. Produktive Debatten seien jedoch „gerade in unserer Zeit besonders wichtig“.

Der von den Interviewern ebenfalls gestellten Frage nach einer Weihe von Frauen zu Priestern erteilte der Münchner Erzbischof eine klare Absage. „Das ist jetzt wirklich nicht das Thema“, so der DBK-Vorsitzende wörtlich. Der Papst habe dazu das Entscheidende gesagt.

(*) Im Gespräch mit der „Herder Korrespondenz“ äußert sich Kardinal Marx mehr über diese und zahlreiche weitere Themen, darunter das Lutherjahr 2017, die liturgische Annäherung und weitere Anliegen der Ökumene, Synodalität und die Frage von Laien in Führungspositionen, sowie welche Rolle die Begriffe „Wahrheit“ und „Freiheit“ spielen – für ihn wie die Kirche. (CNA Deutsch)

Papst an Taizé-Treffen: Gegenseitig bereichern statt einsam sein

Tausende Jugendliche aus ganz Europa treffen sich ab diesem Donnerstag in der Nordschweizer Stadt Basel, um an dem alljährlichen Jahresabschlusstreffen der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé teilzunehmen. Auch der Papst richtete einige Grußworte an sie, wie Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bestätigt.

Mario Galgano – Vatikanstadt.

Gerade zum Abschluss des Reformationsgedenkjahres sei es für die Jugend Europas wichtig, zusammenzukommen und sich gegenseitig zu bereichern. Protestanten, Katholiken und auch Orthodoxe müssten zusammenhalten, so der Papst an die Teilnehmer des Taizé-Treffens in Basel. Die Papst-Botschaft ist vom vatikanischen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin unterzeichnet.

Franziskus erinnert daran, dass es sich bereits um das 40. Treffen der ökumenischen Gemeinschaft handelt. Basel als Austragungsort sei ein europäischer Drehpunkt zwischen der Schweiz, Frankreich und Deutschland und somit Sinnbild für den Austausch der Freude und des Glaubens.

Im Gespräch mit Vatican News unterstreicht auch der Gastgeber des Treffens, der Prior von Taizé Frère Alois, dass die europäische Dimension ein wichtiges Element der Zusammenkunft sei.

„Wir sind nach Basel eingeladen worden, deshalb findet das europäische Treffen hier statt. Wir sind sehr froh darüber, weil nicht nur in der Stadt Basel, sondern auch in den angrenzenden Teilen Frankreichs und Deutschlands Begegnungen im Rahmen des Taizé-Treffens stattfinden“, so Frère Alois. Auch in anderen grenzübergreifenden Gegenden in Europa habe es bereits solche Treffen gegeben und werde es auch weiter geben. „Das ist etwas, das in Europa gewachsen ist, und dahinter zurück werden wir nie mehr gehen“, bekräftigte er.

Stadt der Reformation

Ein anderer Grund, weshalb Basel ausgewählt wurde: es handelt sich um eine Stadt der Reformation. „In diesem Jahr, wo wir ,500 Jahre Reformation´-Gedenkfeiern gehabt haben, wollen wir an diesem Jahresende noch einmal deutlich sagen, wie wichtig es ist, dass wir Christen heute zusammenkommen“, so Frère Alois. Ein Zeichen der Einheit zu geben, bedeute, „das Evangelium verständlich für Menschen von heute“ zu machen.

Friede und Freude

Wie der Papst in seiner Grußbotschaft betont, lautet das Thema des Treffens „Freude“. Es handele sich um eine Freude, die nicht vergeht, so der Gastgeber aus Taizé. Frère Alois: „Wie können wir in der Quelle des Evangeliums die Freude entdecken, die von der Liebe Gottes kommt, die für jeden Menschen da ist? Mir scheint es wichtig, dass wir die Quellen des Evangeliums frei legen, dass wir den Glauben vertiefen. In dieser Glaubensvertiefung entdecken wir eine Freude, die nicht eine Flucht vor den Problemen dieser Welt ist, sondern ganz im Gegenteil eine Freude, die uns den Mut gibt, die Augen auf zu machen und zu den Menschen zu gehen, die unsere Hilfe brauchen.“

Flüchtlinge

Schaut man auf das zu Ende gehende Jahr zurück, so war wohl das Flüchtlingsthema das prägendste Element in und für Europa. „In all unseren Ländern in Europa gibt es große Veränderungen. Sicher ist die große Zahl der Flüchtlinge eine der Veränderungen, die noch stärker werden wird“, sagt dazu Frère Alois: „Wir müssen überlegen, wie wir auf diese Veränderung eingehen, und das bedeutet auch ganz konkret, auf die Menschen zuzugehen, die jetzt schon da sind“, fügt er an.

Und er richtet sich an alle Jugendlichen: „Nehmt persönlichen Kontakt auf zu einem Migranten, um seine Situation besser zu verstehen.“ Diese Menschen bräuchten nicht nur materielle und administrative Hilfen, sondern sie bräuchten genauso „ein offenes Ohr und ein offenes Herz“, um ihre Situation zu verstehen. „Wenn wir das nicht verstärken, werden wir die Probleme, die natürlich mit dieser großen Flüchtlingswelle auf uns zukommen, nicht meistern können“, so der Prior der Taizé-Gemeinschaft. (vatican news)

Niemals im Ruhestand: Benedikt XVI. schreibt Gerhard Ludwig Müller

„Ein Priester und erst recht ein Bischof und Kardinal ist nie einfach im Ruhestand“: Das schreibt der emeritierte Papst Benedikt XVI. dem emeritierten Präfekten der Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller.

Die Worte Benedikt XVI. stammen aus dem Grußwort zu einer Festschrift, die Müller gewidmet ist. Papst Paul VI. habe gewollt, dass höhere Ämter im Vatikan immer nur auf fünf Jahre vergeben werden, schreibt der emeritierte Papst, aber auch ohne ein bestimmtes Amt könne und werde Müller weiterhin

„öffentlich dem Glauben dienen“,

als Priester und als Theologe.

Benedikt XVI. würdigt das Amt, das beide inne hatten, das des Präfekten der Glaubenskongregation. Dort müsste zur Fachkompetenz auch Weisheit dazu kommen, welche die Grenze des bloß Gelehrten erkenne. Müller habe sich in seinen Jahren in Rom darum bemüht, genau das zu tun. „Du hast die klaren Überlieferungen des Glaubens verteidigt, aber im Sinn von Papst Franziskus ein Verstehen dafür gesucht, wie sie heute gelebt werden können“, heißt es in dem Text.

“ Du hast die klaren Überlieferungen des Glaubens verteidigt, aber im Sinn von Papst Franziskus ein Verstehen dafür gesucht, wie sie heute gelebt werden können ”

Anlass für die Festschrift sind der 70. Geburtstag Mülllers am 31. Dezember diesen Jahres und der 40. Jahrestag seiner Priesterweihe. Beiträge zu dem fast 700 Seiten starken Band steuern unter vielen anderen die Kardinäle Reinhard Marx und Kurt Koch, der Nachfolger Müllers Erzbischof Luis Ladaria, und die Theologen Karl-Heinz Menke und Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz bei.

Der Titel der Festschrift lautet „Der dreifaltige Gott. Christlicher Glaube im säkularen Zeitalter.“ (vatican news)

Kurienkardinal: Niemand ist gezwungen im Vatikan zu arbeiten

Der brasilianische Kurienkardinal Joao Braz de Aviz hat die Papstworte bei der Weihnachtsansprache verteidigt. Weltweit sorgte die Kritik des Papstes gegenüber jenen Kardinälen und Kurienmitarbeitern für Schlagzeilen, in denen Franziskus mangelnde Eintracht und Selbstsucht einiger Kurienmänner bemängelte.

Mario Galgano – Vatikanstadt.

Kardinal Joao Braz de Aviz ist Präfekt der Kongregation für das geweihte Leben. Seit 2011, also noch im Pontifikat von Benedikt XVI., leitet er dieses vatikanische Dikasterium. Gegenüber Vatican News betont er, dass die Rolle der Geweihten – und darunter zählen auch etliche Vatikanmitarbeiter – für die Kirche sehr wichtig sei.

„Ich glaube, gerade wir Gottgeweihten dürfen nicht mehr isoliert arbeiten. Es ist falsch, wenn man Parallelgesellschaften gründet oder sich verschließt. Das nützt niemanden. Was wir stattdessen ganz allgemein in der Kirche brauchen, ist die Förderung von aufbauenden Beziehungen und geschwisterlicher Zusammenarbeit. Jeder soll die eigenen Talente zur Verfügung stellen, damit die Kirche als Ganze ein gutes Zeugnis hervorbringen kann.“

Niemand sei gezwungen, im Vatikan zu arbeiten. Kardinäle seien die engsten Berater des Nachfolger Petri und dies müssten auch sie respektieren.

„Ich wünsche mir aber, dass die Gegenwart des Herrn auch durch unsere Schwächen erstarken kann. Vor allem müssen wir vor Augen halten, dass wir alle freiwillig den Herrn gewählt haben“, so Kardinal Braz de Aviz. (vatican news)

Finanzskandal? Maradiaga telefoniert mit dem Papst

Papst Franziskus und Kardinal Óscar Andrés Rodríguez Maradiaga haben miteinander telefoniert: Was zu normalen Zeiten keine Nachricht wäre, ist jetzt eine.

Denn eine italienische Zeitschrift hat dem Erzbischof von Tegucigalpa auf Honduras, der auch einer der wichtigsten Papstberater ist, einen Finanzskandal angehängt. Dabei geht es um große Geldsummen, die Maradiaga als Großkanzler der Katholischen Universität von Honduras bekommen haben soll und deren Verbleib nach Angaben des Magazins „L’Espresso“ ungeklärt ist.

Maradiaga weist die Anschuldigungen vehement zurück; in Interviews mit der katholischen italienischen Tageszeitung Avvenire und dem honduranischen Suyapa TV spricht er von Verleumdung und vermutet, da wolle jemand den Reformen des Papstes Steine in den Weg legen. Franziskus habe ihm per Telefon gesagt:

„Es tut mir leid, dass man dir so viel Übles antut. Aber mach dir keine Sorgen.“

Er, Maradiaga, habe dem Papst versichert, dass er mit sich selbst im reinen sei.

Die Vorwürfe, die „L’Espresso“ aufkocht, sind nach Angaben des Kardinals nicht neu; ein früherer Mitarbeiter der Universität habe sie letztes Jahr, als man ihn entlassen hatte, erhoben. Er könne nachweisen, dass die Gelder nicht in seinen Taschen gelandet seien, sondern bei der Caritas und zur Unterstützung von Priestern im ländlichen Raum.

Der honduranische Kardinal – ein Salesianer – ist Koordinator des K-9, also des Kardinalsrates, den Papst Franziskus eingerichtet hat. (vatican news)

Franziskus besuchte Benedikt XVI. vor Weihnachten

Papst Franziskus hat seinem Vorgänger Benedikt XVI. persönlich die Weihnachtsgrüße überbracht. Franziskus besuchte den emeritierten Papst am vergangenen Donnerstag.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Rund eine halbe Stunde lang dauerte das Treffen der beiden in der Residenz des emeritierten Papstes. Benedikt XVI. wohnt seit seinem Amtsverzicht in dem Kloster „Mater Ecclesiae“ in den Vatikanischen Gärten. Franziskus überbrachte die Weihnachtsgrüße und Wünsche und tauschte sich kurz mit dem emeritierten Papst aus. Das Kloster „Mater Ecclesiae“ ist genau einen Kilometer von der Papstwohnung im Gästehaus Santa Marta entfernt. (vatican news)