Kardinal Müller: Rom muss in Übersetzungsfragen entscheiden

„Die letzte Autorität im Zweifelsfall kann nicht bei den Bischofskonferenzen liegen. Das würde die Einheit der katholischen Kirche im Glauben, im Bekenntnis und im Gebet zerstören.“

PASSAU – Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat sich in die Debatte darüber eingeschaltet, welche Rolle Bischofskonferenzen und dem Vatikan im Umgang mit Übersetzungen liturgischer Texte aus dem Lateinischen zukommen.

Das meldet die „Passauer Neue Presse“ vorab zu einem Interview der Zeitung mit dem ehemaligen Präfekt der Glaubenskongregation. Kardinal Müller habe wörtlich gesagt:

„Die letzte Autorität im Zweifelsfall kann nicht bei den Bischofskonferenzen liegen. Das würde die Einheit der katholischen Kirche im Glauben, im Bekenntnis und im Gebet zerstören.“

Neu aufgeworfen hat die Frage das Schreiben Magnum Principium. Papst Franziskus veröffentlichte das Motu Proprio am 9. September und setzte damit die bisherige Regelung, Liturgiam Authenticam, außer Kraft. Das neue Schreiben gibt den Ortsbischöfen mehr Autorität, und räumt der zuständigen Behörde in Rom die Rolle ein, nicht mehr eine Recognitio zu erteilen, sondern eine Confirmatio.

In einer Erklärung dazu betonte der Präfekt der zuständigen Kongregation für den Gottesdienst, Kardinal Robert Sarah, dass Rom weiterhin nicht nur Übersetzungen bestätige, sondern auch genehmigen müsse. Diese Sicht beantwortete Papst Franziskus prompt in einem veröffentlichten Schreiben an Kardinal Sarah.

Verwässerung des heiligen Originals?

Kardinal Müller erklärte dazu nun gegenüber der PNP, er bedauere es sehr, „dass bei der Frage der richtigen und treuen Übersetzung der originalen lateinischen Liturgiesprache des römischen Ritus solche Friktionen entstanden sind“. Er habe es „oftmals erlebt, dass die von den Bischöfen herangezogenen Übersetzer die biblischen und liturgischen Texte unter dem Vorwand der besseren Verständlichkeit verwässert haben“.

Dazu gehörten auch und gerade „hoch anspruchsvolle Lehren“, etwa der stellvertretenden Sühnetod Jesu am Kreuz: Dieser würden „in manchen Ländern wegrationalisiert oder auf ethische Appelle heruntergebrochen und so des katholischen Heilsrealismus entkleidet“.

Die zentrale Frage, und Anliegen auch gegenteiliger Meinungen zum Thema, ist ein besseres Verständnis der Liturgie – eine mögliche Antwort bietet das Zweite Vatikanische Konzil: Dieses betont in Sacrosanctum Concilium, dass in der Liturgie die zentrale Rolle des Lateinischen zu bewahren ist, und die Christgläubigen müssen, so das Dokument weiter, ihren Teil der Liturgie „auch lateinisch miteinander sprechen oder singen können“.

Eine bessere Bildung der Gläubigen in der Liturgie hat auch Papst Franziskus just am heutigen Mittwoch in der Generalaudienz gefordert. (CNA Deutsch)

Papst emeritus Benedikt nimmt Regensburger Sonntagsbibel entgegen

REGENSBURG – Die Regensburger Sonntagsbibel ist in der Ewigen Stadt angekommen: Das Redaktionsteam um Bischof Rudolf Voderholzer hat in Rom ein Exemplar der Regensburger Sonntagsbibel an Papst emeritus Benedikt XVI. übergeben.

In dieser sind unter anderem Texte von Benedikt XVI. enthalten.

Das 11-köpfige Team traf den emeritierten Papst am Montagmittag in seinem Wohnsitz im Mater Ecclesiae in den vatikanischen Gärten.

Benedikt zeigte sich gerührt und erfreut, auf so viele Regensburger zu treffen. Bischof Rudolf Voderholzer stellte jeden einzelnen vor und erläuterte, welche Funktion derjenige bei der Entstehung der Sonntagsbibel hatte. Benedikt XVI. fand am Ende des Treffens für jeden einige persönliche Worte.

Benedikt erinnert die Hausbibel an seine Kindheit

Mit der Tradition der Hausbücher, wie die Regensburger Sonntagsbibel eines ist, ist Benedikt XVI. seit jeher verbunden. Schon als Kind begann der Sonntag für ihn bereits am Samstag mit der Lesung, die sein Vater vortrug – aus eben einem solchen Hausbuch. So berichtet er in einer Ansprache vom 2. Juni 2012 beim Pastoralbesuch in der Erzdiözese Mailand. Beim Treffen mit den Regensburgern in Rom nahm er erneut Bezug darauf und stellte heraus, wie schön diese samstagabendlichen Lesungen für ihn waren.

Die Tradition der Hausbücher ist nur noch wenig im Bewusstsein vieler Menschen verankert. Mit der Einführung der neuen Leseordnung nach dem zweiten Vatikanischen Konzil wurden die alten Hausbücher unbrauchbar. Danach gab es wenige, meistens kleinere Versuche, diese Tradition neu zu beleben. Die Sonntagsbibel ist jetzt der erste Versuch im großen Stil.

Mit ihr knüpft Bischof Rudolf Voderholzer an die katholische Tradition der liturgienahen Hausbibeln an. Die Regensburger Sonntagsbibel enthält jeweils die beiden Lesungen und das Evangelium für alle Sonn- und Feiertage der drei Lesejahre. Allen Lesungen ist ein Kommentar aus dem theologischen Gesamtwerk von Papst em. Benedikt XVI. zugeordnet. Dass in ihr Texte von ihm enthalten sind zeigt gleichermaßen seine Liebe zur Heiligen Schrift und seine Heimatverbundenheit.

Wie der Image-Film des Bistums Regensburg zeigt, liegt die 960 Seiten starke Regensburger Sonntagsbibel seit Oktober im Buchhandel vor. Sie enthält alle Schrifttexte der Sonn- und Feiertage eines Kirchenjahres. Zu Beginn steht das Tagesgebet, es folgen Lesungen aus dem Alten und Neuen Testament, zwei Impulsfragen, die zum Nachdenken anregen sollen sowie eine Betrachtung zum Evangelium von Papst Benedikt XVI. Eine Besonderheit stellen die insgesamt 240 abgebildeten christlichen Kunstwerke dar, die allesamt aus dem Bistum Regensburg kommen.

Viel gute Resonanz

Bereits am Montagmorgen hat die Gruppe eine Heilige Messe im Petersdom gefeiert. In der Kapelle der Ungarn nahe dem Grab des Apostels Petrus dankte Bischof Rudolf dem gesamten Team für die Leistung, die es bei der Arbeit an der Regensburger Sonntagsbibel erbracht hat. Mit erkennbarer Freude erklärte er, wie viele positive Rückmeldungen er bereits erhalten habe. Allem voran die dargestellten Bilder der Kunstwerke aus dem ganzen Bistum würden viel Aufmerksamkeit bekommen.

Neben Bischof Rudolf Voderholzer und Weihbischof Josef Graf besteht das Team aus Hans-Georg Gradl, Professor für Exegese des Neuen Testaments an der Theologischen Fakultät Trier und Priester des Bistums Regensburg; Wolfgang Stöckl, Leiter der Katholischen Erwachsenenbildung; Gabriel Weiten, Theologischer Referent des Bischofs; Maria Baumann, Leiterin des Diözesanmuseums; Professor Sigmund Bonk, Leiter des Akademischen Forums Albertus Magnus; Albrecht Weiland, Verleger des Schnell & Steiner Verlages; Fotograf Anton Brandl sowie Manfred Cuno vom Grafischen Centrum Cuno in Calbe und Falk Flach von Typegerecht in Berlin. (CNA Deutsch)

VH-Blog: In eigener Sache

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Menschenhandel und die Integration der Opfer

VATIKANSTADT – Wie kann man die Opfer von Menschenhandel wieder in die Gesellschaft integrieren? Auf welche Weise kann man ihnen auf juristischer Ebene helfen? Darüber sprachen die Teilnehmer beim Workshop der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften vom 4. bis 6. November.

Die Tagung ist Bestandteil eines umfangreichen Einsatzes im Kampf gegen den Menschenhandel, den sich die Akademie, mit Sitz in der Casina Pio IV., auf ausdrücklichen Wunsch Papst Franziskus´ an deren Kanzler, Erzbischof Marcelo Sanchez Sorondo, zu eigen gemacht hat.

Die Präsidentin, Margaret Archer, hob den bereits zurückgelegten Weg der Akademie hervor und versuchte, diesem letzten Workshop einen etwas praktischeren Ansatz zu geben. Man versuchte, „aus der Sicht der Opfer zu denken“ und nicht nur von der „klassischen Idee“, die Verantwortlichen des Menschenhandels zu belasten, auszugehen.

Das Thema des Menschenhandels ist mit starker Dringlichkeit auf die Agenda 2030 – Ziele für nachhaltige Entwicklung der UNO gesetzt worden, in der man unter Punkt 27 liest, dass sich die teilnehmenden Staaten dazu verpflichten, „Zwangsarbeit und Menschenhandel“ auszumerzen und der „Kinderarbeit mit aller Kraft“ ein Ende zu bereiten.

Der Menschenhandel ist ein „Milliardengeschäft“ betonte Rani Hong, Präsidentin der Tronie Foundation. Frau Hong gab auch ein persönliches Zeugnis. Sie war aus ihrer Familie entführt und versklavt worden und so lange Opfer der Menschenhandels gewesen, bis sie an das internationale Adoptionssystem Kanadas verkauft wurde. Dort fing sie an, sich ein neues Leben aufzubauen.

„Das Problem, die Kinder für Adoptionen zu verkaufen ist in den Medien präsent. Man spricht viel über die Kinder, die als Hausbedienstete oder für Organtransplantationen verkauft werden. Es ist wichtig, diesem Thema Bedeutung zu geben, damit die Menschen zu einer Sensibilität dafür erzogen werden.“

„Papst Franziskus hat sich mit diesem Problem schon vor einiger Zeit beschäftigt und betont, wie man von der Entführung auf den Straßen ins Internet gewechselt sei, denn das Internet ist der Ort, an dem die Kinder am häufigsten aufgegriffen werden“ so Erzbischof Sanchez Sorondo.

Der Kanzler der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften erläuterte weiterhin, dass es auch darum gegangen war „die Verbreitung des Phänomens Menschenhandel zu erklären und gute Ansätze oder bessere Modelle zu finden, um den Opfern zu helfen. Die Definition von Menschenhandel, die sowohl von Benedikt XVI. als auch von Papst Franziskus gegeben worden war, wurde wiederholt und zusammengefasst, d.h. Menschenhandel ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Form von Zwangsarbeit, Prostitution und Organhandel. Ebenso betrachtete man die Ausbreitung des Phänomens, wobei vor allem versucht wurde, die besten Auswege aus dieser Situation zu finden.“

Der Erzbischof erinnerte daran, dass „es unzählige weibliche Ordenskongregationen gebe, die sich um die Opfer kümmerten“; es sei aber auch wichtig, dass Laien eine „geistliche, psychologische und menschliche Hilfe“ anböten.

Weiterhin wurden behandelt, wie der Menschenhandel aufgedeckt werden könne, indem man die Geldflüsse verfolge. Diese Arbeit wird von der Global Alliance for Legal Aid, unter Leitung von Jami Solli, geleistet, die den Workshop mit organisiert hat.

Menschenhandel wird auch am kommenden 9. und 10. November das Thema sein, wenn in der Casina Pio IV die Konferenz „Richterinnen und Staatsanwältinnen über Menschenhandel und organisiertes Verbrechen“ stattfinden wird. (CNA Deutsch)

Papst holt zwei Frauen in weltkirchliche Top-Positionen

Papst Franziskus hat zwei Frauen als Untersekretäre der Vatikanbehörde für Laien, Familie und Leben bestellt. Für den Bereich Leben wird die Bioethik-Professorin Gabriella Gambino zuständig sein, für den Bereich Laien die Kirchenrechtlerin Linda Ghisoni, die bisher als Richterin am römischen Diözesangericht wirkte. Ghisoni studierte unter anderem in Tübingen, wo sie das Vordiplom in Philosophie und Theologie erlangte. 2013 bis 2016 arbeitete sie mit dem Päpstlichen Laienrat zusammen an vertiefenden Studien über Laien in der Kirche. 2016 nahm sie am Symposion der Glaubenskongregation über die Rolle der Frauen in der Kirche teil. Die 52-jährige Norditalienerin aus Piacenza ist zweifache Mutter.

Gabriella Gambino stammt aus Mailand und ist ausgebildete Politikwissenschaftlerin und Bioethikerin. Sie lehrte bisher Bioethik an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der römischen Universität Tor Vergata sowie am Päpstlichen Theologischen Institut Johannes Paul II. für Ehe- und Familienwissenschaften. Gambino ist 49 Jahre alt und hat fünf Kinder.

Die Ernennungen der Untersekretäre am päpstlichen Dikasterium für Laien, Familie und Leben waren mit Interesse erwartet worden. Franziskus hatte die Behörde im Zug der Kurienreform durch Zusammenlegung mehrerer päpstlicher Räte geschaffen. Statutengemäß müssen die Untersekretäre dieser Behörde Laien sein; der Sekretär als Nummer zwei nach dem Präfekten kann entweder Laie oder Priester sein, Franziskus ernannte einen Priester, den Brasilianer Alexandre Awi Mello. Präfekt ist der US-Kardinal Kevin Farrell.

Untersekretäre gehören zusammen mit Sekretär und Präfekt zum jeweiligen Leitungsteam einer päpstlichen Behörde. Berufungen von Frauen in Positionen mit effektiver Verantwortung für die Weltkirche sind am Heiligen Stuhl relativ selten. Derzeit wirken im Vatikan zwei weitere Frauen als Untersekretäre: Flaminia Giovanelli am Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen sowie Schwester Nicla Spezzati an der Ordenskongregation. Die Zahl von vier weiblichen Untersekretären wurde am Heiligen Stuhl noch nie erreicht.

Die Berufung von Barbara Jatta zur Direktorin der Vatikanischen Museen hingegen betrifft den Bereich Vatikanstadt. (rv)

Beweis erbracht: Johannes Paul I. starb an Herzversagen

39 Jahre nach seinem plötzlichen Tod steht nun einwandfrei fest, dass Papst Johannes Paul I. an einem Herzversagen starb. Das belegt die Vize-Postulatorin im Seligsprechungsprozess, Stefania Falasca, in einem neuen Buch. Johannes Paul war am 28. September 1978 verschieden, nach nur 33 Tagen im Amt. Sein Tod löste eine Serie wilder Spekulationen und Gerüchte aus. Sämtliche Krimi-Thesen kann Stefania Falasca nun entkräften. In ihrem Buch, das dieser Tage erscheint, zeichnet die Vatikan-Journalistin die letzten Stunden im Leben des 33-Tage-Papstes anhand von unveröffentlichten Dokumenten und neuen Zeugenaussagen nach.

„Es sind Dokumente, die für den Seligsprechungsprozess mündliche Quellen waren“, erklärt Stefania Falasca im Gespräch mit Radio Vatikan. Unter anderem wurde die Ordensfrau Margherita Marin befragt, die im Haushalt von Johannes Paul I. wirkte und mit ihrer Mitschwester Vincenza Taffarel den toten Papst am Morgen leblos im Bett fand. „Wie starb Albino Luciani: Wir haben die klinische Dokumentation und auch die Diagnose, die der Leibarzt Renato Buzzonetti kurz nach dem Tod des Papstes erstellte, und sie stimmt überein mit älteren klinischen Akten, die ebenfalls gefunden werden konnten. Man kann sagen, dass Luciani an einer Durchblutungsstörung starb, die zum Herzinfarkt führte. Das ist die nackte Wahrheit.“

Das Buch bietet reichhaltige Einblicke in Zeugenaussagen beim Seligsprechungsprozess. Unter Eid sagte beispielsweise Schwester Margherita aus, dass Schwester Vincenza und sie den Papst frühmorgens im Pyjama im Bett fanden, die Hände hielten maschinschriftliche Blätter, das Leselicht brannte, die Brille saß auf der Nase, der Kopf des Papstes war mit einem leichten Lächeln zur Seite geneigt. Irgendetwas Außergewöhnliches bemerkte die Schwester nicht, „nicht einmal eine Falte“ sei in Unordnung gewesen, nichts, das an einen Todeskampf erinnert hätte. „Er sah wirklich aus wie jemand, der beim Lesen eingeschlafen war“, gab die Ordensfrau zu Protokoll.

Allerdings habe der Privatsekretär des Papstes, der irische Priester John Magee, die Schwestern angewiesen, nicht öffentlich zu sagen, dass sie es waren, die den toten Papst entdeckten; „denn sie hatten beschlossen zu sagen, dass es die Sekretäre waren, die ihn zuerst fanden“. Bereits früher hatten Historiker angemerkt, dass diese Unwahrheit, die wohl aus Schicklichkeitsgründen erfunden wurde, die Spekulationen über die Todesumstände des Papstes ins Maßlose anschwellen ließ.

Unwohl fühlte sich der Papst bereits am Abend davor, als er mit Magee an seiner Seite in der Kapelle betete. Dies besagt ein im Buch wiedergegebenes, bisher unveröffentlichtes Dokument Buzzonettis, der als erster Arzt an das Sterbebett des Papstes gerufen wurde. Am 9. Oktober 1978 schickte er dem Staatssekretariat seinen ärztlichen Bericht. Darin ist die Rede von „Schmerzen im oberen Drittel der Brustbeinregion, die der Heilige Vater gegen 19:30 Uhr am Tag seines Todes fühlte, und die länger als fünf Minuten andauerten, während der Papst zur Komplet mit Pater Magee saß, und die ohne irgendeine Behandlung verstrichen“. So wurde weder die Vatikan-Apotheke avisiert noch Schwester Vincenza, eine ausgebildete Krankenpflegerin.

Mit der nun vorliegenden Dokumentation zur Todesursache von Johannes Paul I. kann sich die Forschung nun auf andere Aspekte des Wirkens von Albino Luciani konzentrieren. Das hofft Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der das Vorwort zu Stefania Falascas Buch schrieb. Die Vize-Postulatorin stimmt zu:

„Das war eine notwendige Arbeit. Über die Tugenden und die Heiligkeit von Johannes Paul I. bestehen, meine ich, keine Zweifel, er war eine strahlende Figur in dieser Hinsicht. Aber nötig war eben dieses Wühlen in den Archiven zu den Quellen, damit man über ihn nun wirklich mit wissenschaftlicher Methode reden kann. Ich meine, der Prozess war da eine Basis und kann eine neue Jahreszeit einläuten, die sich eher dem Lehramt und den Umständen widmet, die die Kirche in jenem Moment durchlief.“ (rv)

Venezuelas Regierung führt das Land in den Ruin: Kardinal Urosa

„Was wir brauchen, ist eine Änderung dieser marxistischen und totalitären Ideologie, die Venezuela in den Ruin geführt hat“.

CARACAS – Die Regierung Venezuelas ist „ist der Ruin des Landes“ und das Regime von Präsident Nicolás Maduro ist bemüht, „die Opposition zu zerstören, damit es nur eine einzige Partei gibt“, so Kardinal Jorge Urosa, Erzbischof von Caracas.

In einem Interview mit der venezolanischen Tageszeitung „El Nacional“ beklagte Urosa, die Situation im Land werde „immer schlimmer; es tut mir sehr weh, das sagen zu müssen.“

„Die wirtschaftliche Krise wird durch die Maßnahmen der Regierung immer schwerwiegender und die Hyperinflation nimmt erstaunliche Ausmaße an.“

Der Erzbischof von Caracas erklärte, die Kriminalität in Venezuela erreiche eine kritische Ebene, „Bürger sterben aus Mangel an Medikamenten und Lebensmitteln und wir erleben eine tiefe politische Krise, die durch die Verfolgung der Dissidenten noch verstärkt wird.“

Statt dass die Regierung wirksam diese Probleme in die Hand nehmen würde „bedroht sie weiterhin die Opposition, beschlagnahmt Güter, verstärkt die Kontrollen und ihr Monopol“.

„Venezuela ist sehr krank; es ist eine Tragödie“, fügte er hinzu. Der Erzbischof ermutigte die politischen Kräfte, die sich gegen das Maduro-Regime stellen, „sich zu vereinigen und demokratische Strategien zu erarbeiten, um eine weitere Verschlechterung zu verhindern.“

Ebenso warnte der Kardinal, dass „ein Volk, dem immensen Opfer aufgebürdet werden und das gedemütigt wird, sehr leicht explodieren kann. Ich hoffe, dass dies nicht geschehe.“

„Die Lage des Landes ist schlimmer als noch vor einem Monat: Die Menschenrechte werden weiterhin missachtet, immer noch gibt es politische Gefangene und Regierungsmitglieder werden verfolgt; die Unterernährung der Kinder nimmt zu und Krankheiten, die in den 50er Jahren bereits ausgerottet worden waren, kehren zurück, wie Malaria, Tuberkulose und Diphtherie. Aber wir müssen weiter kämpfen wie Bolivar, trotz aller Niederlagen.“

Kardinal Urosa sprach auch über die Verfassunggebenden Versammlung, die die Regierung Maduros eingesetzt hat, und bezeichnete sie als „betrügerisch und rechtswidrig.“

„Sie besteht aus politischen Aktivisten, die im Dienst der Regierung stehen und wird die finanziellen Probleme nicht lösen“, sagte er.

„Was wir brauchen, ist eine Änderung dieser marxistischen und totalitären Ideologie, die Venezuela in den Ruin geführt hat“.

Übersetzt aus dem Spanischen von Susanne Finner. (CNA Deutsch)

Vatikanische Museen gehen auf Tournee nach Chile

Tausende Kunstwerke, kilometerlanger Parcours: Die Vatikanischen Museen haben einiges zu bieten. Jährlich kommen Millionen von Besuchern hierhin. Nun werden 140 Kunstwerke aus dem Vatikan vom 7. November bis 11. November im Kulturzentrum La Moneda in Santiago de Chile ausgestellt. Es handelt sich um Werke aus der römischen Antike, wie die Leiterin der Vatikanischen Museen, Barbara Jatta, im Gespräch mit Radio Vatikan erläutert.

„Mein Vorgänger Antonio Paolucci hatte bei einem Treffen mit der chilenischen Präsidentin Michelle Bachelet 2015 beschlossen, eine solche Ausstellung in die Wege zu leiten. Es geht darum, den Mythos Rom und die Werke der Antike im Präsidentenpalast Chiles auszustellen, und zwar im Kulturzentrum La Moneda, das sich dort befindet.“

Es handelt sich um eine Ausstellung, die komplett von den Vatikanischen Museen geführt und geleitet wird, präzisiert Jatta. Ziel sei es, die „römische Identität“ bekannt zu machen.

„Das ist nicht nur archäologisch zu verstehen. Chile ist ein Land, das große Ähnlichkeit zu Italien hat, und ich denke nicht nur an die lateinische Kultur. Unsere Kultur hier in Europa ist christlich geprägt, das gilt auch für jene in Chile. Das lateinamerikanische Land ist sogar sehr stark katholisch geprägt, und das verbindet uns wiederum noch stärker.“

Bei den 140 Werken aus der Antike handelt es sich vorwiegend um Objekte aus der Zeit vom Ende des römischen Imperiums, als in Rom die ersten Christen Fuß fassten.

„Ein Großteil sind also Werke aus christlichen Katakomben und Repliken, die wir in den Vatikanischen Museen ausgestellt haben. Damit kann man unsere Geschichte und unsere Identität meiner Meinung nach sehr gut aufzeigen und verstehen.“

Papst Franziskus reist vom 15. bis 18. Januar 2018 nach Chile, ziemlich genau dreißig Jahre nach dem letzten Papstbesuch dort. (rv)

Seligsprechungs-Verfahren von Johannes Paul I. kommt voran

Das Verfahren zu einer Seligsprechung von Johannes Paul I. kommt voran: Schon bald wird mit einer Anerkennung der sogenannten heroischen Tugenden gerechnet. Pünktlich dazu erscheint jetzt in Italien eine ausführliche Biografie des Papstes, der 1978 schon nach 33 Tagen im Amt starb; die Autorin ist Stefania Falasca. Ihre Recherche trägt den Titel „Papa Luciani – Cronaca di una morte“ und kostet 17 Euro.

Um den 33-Tage-Papst ranken sich viele Mythen. Sein unprätentiöses Auftreten hat ihm den Spitznamen „der lächelnde Papst“ eingebracht, während sein plötzlicher Tod Verschwörungstheorien aufkommen ließ. Etwa ein Jahrzehnt hat Stefania Falasca nun in Archiven recherchiert, Dokumente gesichtet und Zeugen befragt. Jetzt erscheint das Resultat: eine historisch-wissenschaftliche Rekonstruktion. (rv)

Vatikan: „Brauchen neues Denken über Klima, Konsum und Gesundheit“

Die Gesundheit des Planeten und die Gesundheit des Menschen hängen auf engste zusammen, aber das Bewusstsein für diesen Zusammenhang ist erst im Entstehen begriffen. An der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften tagen zurzeit fachübergreifend etliche Dutzend Fachleute und Verantwortliche für öffentliche Gesundheit aus allen Teilen der Welt, die sich über diese Fragen austauschen. Vom Vatikan aus wollen sie am Samstag an Staatenlenker und Religionsführer appellieren, ihre Verantwortung wahrzunehmen.

Mit dabei ist aus Deutschland Hans-Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Mitglieder der päpstlichen Akademie der Wissenschaften und im Vatikan sehr geschätzt: Schellnhuber hatte damals die Umwelt-Enzyklika von Franziskus, „Laudato Si“, der Öffentlichkeit vorgestellt. Gudrun Sailer sprach mit dem Klimaforscher und fragte ihn zunächst, welche Ziele sich die vatikanische Konferenz gesteckt hat.

Schellnhuber: „Zunächst geht es darum, den Politikern und der Öffentlichkeit klar zu machen, dass wir ein ungeheures Gesundheitsproblem haben, das mit der Verschlechterung der Qualität unserer Umwelt zusammenhängt. Dieses Bewusstsein existiert weitgehend nicht. Das wird das erste sein, dafür zu sorgen, dass die professionellen Organisationen das ganz nach oben auf ihre Liste bringen. Aber dann wird man eben genau diese Zusammenhänge durchdeklinieren.“

RV: Welche Zusammenhänge wären das?

Schellnhuber: „Wir sind krank, weil wir Dinge essen, die auch der Umwelt schaden. Wir produzieren unendliches tierisches Leid, Massentierhaltung, industrielle Landwirtschaft, indem wir Dinge tun, die am Ende auch wieder der Umwelt schaden. Wenn wir die Umwelt bewahren, etwa natürliche Ökosysteme, wird das nicht nur unsere Rekreation verbessern, sondern auch unsere physische Gesundheit und unser Wohlbefinden. Es geht darum, im Grunde eine Liste von konkreten Maßnahmen niederzuschreiben, das wird am Ende die Deklaration sein, was wir in den nächsten fünf bis zehn Jahren tun können.

RV: Sehen Sie da auch eine langfristige Botschaft?

Schellnhuber: „Langfristig – und das ist eine wichtige Botschaft – langfristig muss man erkennen, dass man nach dem Zweiten Weltkrieg, wo es im Wesentlichen um Bequemlichkeit, schnelles Vergnügen und Konsum ging, im Grund ein falsches Paradigma, ein falsches Leitbild für unsere Gesellschaft entwickelt haben, was übrigens auch in der Enzyklika diskutiert und kritisiert wird, wir sind im Grunde auf den falschen Zivilisationsdampfer gestiegen in den 1950er Jahren, und der fährt nicht nur jetzt gegen eine ökologische Wand – er macht uns auch krank.“

RV: Aber das Bewusstsein für diese Zusammenhänge hat doch in den letzten Jahren stark zugenommen?

Schellnhuber: „Aber es ist immer noch beschränkt auf die obere Mittelschicht, vielleicht zehn oder 15 Prozent der Bevölkerung in den reichen Ländern. Wenn Sie das auf die Gesamtbevölkerung der Erde umrechnen, sind es wenige Prozent, die es ernst nehmen und vielleicht auch ihren Lebensstil deswegen ändern oder vielleicht eine andere Partei wählen oder innovative Lösungen suchen. Aber es sind gerade die ärmsten Menschen auf diesem Planeten, und das sind Milliarden, die am stärksten leiden unter der falschen Art, wie wir Nahrung produzieren, Energie gewinnen, Konsumketten aufbauen und sofort. Diese Menschen haben nicht einmal die Chance zu begreifen, was vor sich geht, und das war ein zentrales Thema gestern, dass wir gerade den Menschen in den Entwicklungsländern überhaupt erst die Informationen geben, was wir ihnen antun – und dieses wir, das steht für die ganze industrialisierte Welt. Sie haben nicht einmal eine Chance zu begreifen, was mit ihnen geschieht. Das ist vielleicht der größte soziale Skandal von allen.“

RV: Was kann die Botschaft vom Vatikan aus hier eigentlich für Effekte haben?

Schellnhuber: „Es gibt unterschiedliche Erwartungen. Die einen sagen, es muss eine richtige Punchline haben, eine Botschaft, die alle trifft. Das wird man auch ansprechen, etwa dass die WHO so etwas wie Luftverschmutzung auf die Topliste ihrer Ziele setzt, was bisher nicht der Fall ist. Gehen Sie auf die WHO-Webseite, Sie werden das Thema kaum finden. Im Grund unfassbar: Es geht um fast ein Viertel aller vorzeitigen Todesfälle auf der Welt. Ich glaube, dass die Päpstliche Akademie der Wissenschaften auch andere Funktionen der Deklaration realisieren kann. Es geht nämlich darum, in die wissenschaftlichen Gemeinschaften hineinzuarbeiten, die angehalten werden sollen, ganzheitlich über diese Thematik nachzudenken, also interdisziplinär, man muss klinische Forschung mit Klimaforschung, mit Ökosystemforschung und dergleichen zusammenbringen.“

RV: Gibt es noch ein übergeordnetes Ziel, etwas, das vielleicht gerade vom Vatikan aus besser gelingen kann als von anderen Orten aus?

Schellnhuber: Ja, das andere, was ich für noch wichtiger halt, ist, dass von hier aus, wie es die Enzyklika beispielhaft getan hat, eigentlich ein neues Denken entsteht, ein Paradigmenwechsel, der dringend erforderlich ist. Wir alle fühlen, dass wir eigentlich auf dem falschen Dampfer sind. Aber keiner will den Motor stoppen und von Bord springen, ich glaube das Entscheidende, was so eine Deklaration bewirken kann, ist ein anderes Denken über diese Zusammenhänge, und das ist ein mühsamer, langsamer Prozess, der gesellschaftliche Diskurs muss so etwas aufgreifen, aber das ist meine Erfahrung mit der Enzyklika Laudato si auch: es hat an vielen Stellen der Welt das Denken der Menschen verändert, und am Schluss kommt dann natürlich auch Glaube und Moral ins Spiel.“ (rv)