Spaniens Krise: Regierungschef Rajoy trifft Kardinäle Osoro und Omella

MADRID – Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy traf sich am 3. Oktober mit dem Erzbischof von Barcelona, Kardinal Juan José Omella, sowie dem Erzbischof von Madrid, Kardinal Carlos Osoro; inmitten der Krise, die durch das – von Madrid als illegal bewertete – Referendum zur Unabhängigkeit Kataloniens am Sonntag, den 1. Oktober verursacht wurdem sowie die Entscheidung der spanischen Regierung, dieses durch Polizeigewalt brutal zu unterbinden versuchen.

Dieses Treffen hätte – so die Zeitung La Vanguardia – am Dienstag Nachmittag auf Bitten Rajoys im Moncloa-Palast stattgefunden, einige Tage nachdem die ständige Kommission der Spanischen Bischofskonferenz ein Mitteilung veröffentlicht hatte, in der sie zum „offenherzigen und ehrlichen Dialog“ unter den Parteien aufgefordert hatte.

CNA hat versucht, eine Bestätigung dieses Treffens zu erhalten; es wurde aber vom Erzbistum Madrid weder bestätigt noch geleugnet. Auch der Moncloa-Palast hat sich bislang noch nicht geäußert.

Laut Angaben des Internetportals Religión Confidencial könnte die Begegnung zwischen Rajoy und den Erzbischöfen von Barcelona und Madrid eine Reaktion auf die von der Bischofskonferenz veröffentlichte Botschaft zur Unabhängigkeit Kataloniens sein.

Die linkspopulistische Partei Podemos informierte ihrerseits, dass ihr Parteivorsitzender Pablo Iglesias ein Gespräch mit Kardinal Carlos Osara geführt habe, bei dem ihm der Kardinal versichert hätte, er würde versuchen, den Ministerpräsidenten Spaniens, Mariano Rajoy, davon zu überzeugen, mit Carles Puigdemont, dem Präsidenten der „Generalitat Kataloniens“, zu sprechen.

Das Erzbistum Madrid dementierte dies und versicherte, dass es „auf keinen Fall irgendeine Vereinbarung gegeben hat, sondern nur das sei wiederholt worden, was vergangene Woche von allen Bischöfen Spaniens gemeinsam verlautbart worden war.“

Die Unterhaltung zwischen Kardinal Osoro und dem Parteivorsitzenden von Podemos „fällt in den Rahmen jener Gespräche, die üblicherweise mit den verschiedenen politischen Kräften geführt werden“, versicherte das Erzbistum Madrid.

Aufruf, Ruhe zu bewahren

In einem Editorial mit dem Titel „Vor allem viel Ruhe“, das vergangene Woche von der Wochenzeitschrift Alfa y Omega des Erzbistums Madrid veröffentlicht worden war, werden die Katholiken ermutigt, in „diesen entscheidenden Tagen der schweren politischen Krise, die Spanien durchlebt“ extreme Positionen zu vermeiden. Auch erinnert der Artikel daran, dass „der Rechtsstaat über die nötigen Mittel verfüge, um sich durchzusetzen.“

Deshalb betont der Leitartikel der Wochenzeitschrift, dass die Verantwortung der Kirche im aktuellen Moment darin bestünde, „im Sinne der Eintracht zu arbeiten, auch wenn einige ihrer Mitglieder dies nicht getan hätten.“

Im Hinblick auf diejenigen, die die Erklärung der Kommission der Spanischen Bischofskonferenz als zu lasch beurteilt hatten, präzisiert „Alfa y Omega“, dass „dies bedeute, nicht zu verstehen, was in diesen Augenblicken in Spanien auf dem Spiel stehe.“

„Die Verteidigung der Verfassung und das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit sind im Dokument klar erkennbar, das gleichzeitig die Notwendigkeit des Dialogs anspricht, welcher unmöglich sein wird, solange nicht ein wenigstens minimales Klima von Gelassenheit herrscht“, erläutert die Wochenzeitung.

Sie macht auch darauf aufmerksam, dass es durchaus Menschen gebe, denen daran gelegen sei, das „Klima abzukühlen“ und die daher darauf bestünden, dass sich die radikalen Positionen gegenseitig aufwiegeln würden und dass das Letzte, was die Katholiken tun dürften, wäre, sich in diese Dynamik einzuklinken. Die Verantwortung dafür läge bei allen. Vor allem in Katalonien, aber auch im Rest Spaniens, in dem es kein Haus und keinen Arbeitsplatz gebe, bei dem in diesen Tagen nicht leidenschaftlich über die spanische und katalanische Krise diskutiert würde.

Den gesamten Leitartikel im spanischen Original können Sie hier nachlesen.

Übersetzt aus dem Spanischen von Susanne Finner. (CNA Deutsch)

Australien: Magistrates Court zwingt Kardinal Pell zur Stellungnahme

Am heutigen Freitag befand das Amtsgericht von Melbourne, das von der Staatsanwaltschaft vorgelegte Beweismaterial für ausreichend, eine Anhörung zu eröffnen. Kardinal Pell muss sich 50 Zeugenaussagen und umfangreichem Beweismaterial am 05. März 2018 stellen. Ob es zur Eröffnung eines Hauptverfahrens kommt ist derzeit noch offen. (vh)

Zum Originaldokument bei Radio Vatikan: Kardinal Pell muss „Stellung nehmen“ (kna/Reuters)

Salzburger Theologe Prof. Dietmar Winkler: Correcio ist „Dirty Campaigning“

Quelle: Screenshot kathpress am 05. Oktober

Der Salzburger Theologie Prof. Dietmar Winkler hat sich in der Katholischen Presseagentur Österreich (kap) zur „Corretio“ geäußert:

„Die Art der Kritik erinnere ihn sehr an ein „Dirty Campaigning“, auch inhaltlich sei die Kritik am Papst durch nichts zu rechtfertigen, sagte Winkler am Dienstag zur Eröffnung des neuen Studienjahres an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg“.  (vh)

Zum kap-Originalartikel: Theologe Winkler sieht Papst als „Dirty Campaigning“-Opfer

Papst definiert neuen Horizont seiner Lebensschutz-Akademie

Mit einer Grundsatzrede empfing Papst Franziskus an diesem Donnerstag die Mitglieder der neu aufgestellten Päpstlichen Akademie für das Leben in Audienz. Schon in seinen ersten Worten wurde deutlich, worauf die Neuausrichtung der Akademie zielt, die seinerzeit Papst Johannes Paul II. gegründet hatte: Franziskus will einen größeren Rahmen abstecken, in dem die Schwergewichte aus Forschung und Lehre, die Mitglieder der Akademie sind, in Zukunft tätig werden sollen.

Da gehe es, erklärte der Papst, sowohl um die Vertiefung heutiger wissenschaftlicher, anthropologischer und ethischer Erkenntnisse als auch um den „Dienst für das Leben, insbesondere bei der Sorge um das menschliche Wesen und der Schöpfung, unser gemeinsames Haus.“ Die päpstlichen Lebensschützer sollten also nicht bloß über bestimmte Lebenslagen mit ethischen oder sozialen Konflikte befinden, etwa: Abtreibung oder Euthanasie, sondern sich mit der Würde des Menschen auf breiterer Ebene beschäftigen: dort, wo es um Theorie und Praxis von Wissenschaft und Technik mit Bezug auf das menschliche Leben, seinen Sinn und seinen Wert gehe.

„Heute schon“, so warnte der Papst, seien „Manipulationen des Lebens möglich, die bis gestern undenkbar waren.“ Dabei geht die technologische Entwicklung Hand in Hand mit einer immer stärkeren Zentrierung des Menschen auf sich selbst, der Papst sprach von einer „Vergötterung des Egos“. Männer, Frauen und Kinder auf der ganzen Welt seien die Leidtragenden eines „skrupellosen Materialismus, der die Allianz zwischen Wirtschaft und Technik kennzeichnet, und der das Leben als Rohstoff betrachtet, den man ausbeuten oder entsorgen kann.“ In einer solchen Lage sei es der christliche Glaube, der dazu antreibe, die Gräben zwischen den Generationen wieder zu schließen, ermunterte der Papst die Audienzteilnehmer.

Die Inspirationsquelle dabei sei stets das Wort Gottes, so der Papst, das in moderner Lesart den Weg der Kirche in der heutigen Welt begleiten müsse. Unerlässlich bei der Sorge um die Schöpfung sei das liebende Zusammenwirken von Mann und Frau, das aber weit über Gleichberechtigung hinausgehe. Und Franziskus kam auf Fehlentwicklungen des Genderdenkens zu sprechen.

Ein Nein zu Fehlentwicklungen des Genderdenkens

Zwar sei es nötig, Fehler der Vergangenheit zu korrigieren, die das Zusammenleben der Geschlechter und die „Formen der Unterordnung, die die Geschichte der Frauen traurig geprägt haben“ beträfen, doch dies sei keinesfalls mit einer Leugnung der natürlichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu erreichen, betonte Franziskus.

„Die in jüngerer Zeit vorgetragene Annahme, den Weg für die Würde der Person wieder zu eröffnen, indem man radikal die Geschlechtsunterschiede neutralisiert und somit auch das Einvernehmen zwischen Mann und Frau, ist nicht richtig. Anstatt den negativen Interpretationen der Unterschiede zwischen den Geschlechtern […] entgegenzuwirken, will man de facto diesen Unterschied auslöschen, indem man Techniken und Praktiken vorschlägt, die diesen irrelevant für die Entwicklung der Person und für die menschlichen Beziehungen machen.“

Doch die Utopie eines „Neutrums“ entferne mit einem Streich sowohl die menschliche Würde einer geschlechtsspezifischen Verfassung als auch die „persönliche Eigenschaft der generativen Weitergabe des Lebens“, mahnte der Papst. Die „biologische und psychische Manipulation“ des Geschlechterunterschieds, den die technischen Entwicklungen geradezu als „Wunschsache“ erscheinen ließen, riskiere, die dem Bündnis zwischen Mann und Frau zugrundeliegende Energiequelle abzugraben, betonte Franziskus.

„Wir müssen die Herausforderung annehmen, die durch die Einschüchterung gegenüber der Zeugung menschlichen Lebens gestellt wird, fast als ob diese eine Kasteiung der Frau und eine Bedrohung für das Gemeinwohl wäre,“ so die Analyse des Papstes. „Das generative Bündnis zwischen Mann und Frau ist ein Bollwerk für den planetaren Humanismus der Männer und Frauen, nicht eine Behinderung. Unsere Geschichte wird nicht erneuert werden, wenn wir diese Wahrheit ablehnen.”

Sensibilität für die verschiedenen Lebensphasen

Man müsse auch die Sensibilität für die verschiedenen Lebensphasen wiederfinden, mahnte der Papst. Dies betreffe gerade Kinder und alte Menschen, die als Menschen mit ihren Bedürfnissen ernst genommen werden müssten, ohne die Sorge um sie allein der Medizin oder der Bürokratie zu überlassen. „Eine Gesellschaft, in der all dies ausschließlich gekauft oder verkauft, bürokratisch geregelt und technisch zur Verfügung gestellt werden kann, ist eine Gesellschaft, die den Sinn des Lebens verloren hat“. Das Zeugnis des Glaubens an die Barmherzigkeit Gottes sei unabdingbar für das wahre Mitgefühl zwischen den Generationen, betonte der Papst vor den Mitgliedern seiner Akademie, unter denen mit der Umstrukturierung nun auch Nicht-Katholiken sind.

Ausdrücklich würdigte Franziskus die Vielfalt in der erneuerten Akademie. Viele Gelehrte verschiedener Richtungen und Bekenntnisse teilten die Ansicht, wie dringlich es sei, „eine authentischere Weisheit des Lebens ins Bewusstsein der Völker zu bringen“ und für das Wohl aller zu arbeiten.

Die verantwortungsvolle Begleitung des menschlichen Lebens von seiner Zeugung bis hin zu seinem natürlichen Ende, so der Papst, sei ein „Werk von Unterscheidung und liebender Intelligenz freier und begeisterter Männer und Frauen“ sowie „für Hirten, die keine Söldner sind,“ schloss der Papst seine Ansprache. (rv)

„Kein Kompromiss in Glaubensfragen möglich“

Papst FranziskusEine Einheit der Christen ist nur möglich, wenn dabei „der Inhalt des offenbarten Glaubens in seiner Gesamtheit“ bewahrt bleibt. Das sagte Papst Franziskus am Donnerstag in einer Audienz für den internationalen Dachverband von Bibelgesellschaften. „In Glaubensdingen stünde jeder Kompromiss in Widerspruch zu Gott, der die Wahrheit ist.“ Eine „Versöhnung“ der Christen untereinander lasse sich nicht „auf Kosten der Wahrheit vereinbaren“, so Franziskus unter Berufung auf die Ökumene-Enzyklika Ut unum sint seines Vorgängers Johannes Paul II. (rv)

Vatikan: Deutscher Rota-Richter Fischer ins Amt eingeführt

Der deutsche Priester Hans-Peter Fischer ist neuer Richter an der Römischen Rota. An diesem Mittwoch legte der aus dem Erzbistum Freiburg stammende Prälat seinen Amtseid ab. Fischer ist Kirchenrechtler, bisher wirkte der 56 Jahre alte Prälat als Rektor des Camposanto Teutonico im Vatikan, ein Amt, das er bis auf weiteres behält. Die Rota ist eines der drei Gerichte der katholischen Weltkirche, die Zahl der „Uditores“, also Richter, beläuft sich auf 20, ein Richter deutscher Sprache wurde schon längere Zeit gesucht und nun glücklich gefunden. Gudrun Sailer sprach mit Hans-Peter Fischer und fragte ihn zunächst, was ein Richter an der Rota macht.

Fischer: „In erster Linie treffen wir Entscheidungen in Ehenichtigkeitsfällen. Aber ganz konkret kann ich noch gar nicht antworten, weil ich jetzt zunächst eine Einführung in mein Amt bekomme. Der Dekan der Rota gewährt den neuen Rota-Richtern ein halbes bis ein ganzes Jahr, um sich in die Materie einzuarbeiten.”

RV: Sie waren und sind als Rektor des Camposanto Teutonico viel in Kontakt mit Rom-Pilgern und wirkten vorher in Donaueschingen als Pfarrer. Wie wichtig ist die pastorale Erfahrung als Richter in Ehenichtigkeitsverfahren?

Fischer: „Papst Franziskus war das sicher ein Anliegen. Anfangs habe ich mich eher gewehrt (gegen die Berufung an die Rota, Anm.), weil ich meine Stärken mehr in der Pastoral sehe. Aber es ist auch dem Dekan ein Anliegen, mit pastoralem Blick Urteile zu fällen, mit einer Sensibilität, ohne das Recht zu biegen.”

RV: Sie sind nach wie vor Rektor am Camposanto Teutonico und zugleich Kirchenrichter an der Rota – kann man das überhaupt zugleich machen?

Fischer: „Das wird sich jetzt zeigen. Ich bin gerne Rektor am Camposanto, und da noch kein Nachfolger vorgeschlagen ist, möchte ich den Campo nicht im Stich lassen. Die Schwestern und Brüder der Erzbruderschaft, die sich ehrenamtlich enorm engagieren, aber auch die Gemeinschaft im Studienkolleg, die Zusammenarbeit mit dem Görres-Institut, all das ist für mich so wichtig geworden, dass ich diese Gemeinschaft jetzt nicht als Waisen zurücklassen möchte. Wenn ein Nachfolger bestimmt wird, bin ich gerne bereit!“

Die römische Rota übt für die Päpste die ordentliche Gerichtsbarkeit aus. Örtlich ist das Tribunal – wie die übrigen beiden Gerichtshöfe der Weltkirche, die Pönitentiarie und die Apostolische Signatur – im Palazzo della Cancelleria in Rom ansässig. Der mächtige Renaissance-Palast entstand um 1500 als Kardinalswohnsitz und diente später als Amtssitz des Kanzlers, worauf sein heutiger Name verweist. Nach dem II. Vatikanischen Konzil zogen nach und nach Diensteinheiten der Römischen Kurie ein. (rv

Italien: Darf man in einer Basilika zu Mittag essen?

Darf man in einer Basilika ein Mittagessen einnehmen? Diese Frage tauchte nun im Anschluss an die eintägige Reise des Papstes am Sonntag in Bologna auf. Franziskus aß zusammen mit Flüchtlingen, Bedürftigen und Gefängnisinsassen in der Heilig-Petronius-Basilika der norditalienischen Kirche. In den sozialen Kommunikationsmitteln wie Facebook sorgten die Bilder für Diskussionen. Kritiker werfen den Organisatoren vor, man habe mit dieser Geste die „Heiligkeit des Raumes“ missachtet. Papst Franziskus selber betonte kurz vor dem Mittagessen am Sonntag, dass die Kirche allen gehöre und insbesondere den Armen.

Gemäß dem Kirchenrecht (CIC) ist in Kirchenräumen nur jenes zugelassen, „was der Ausübung oder Förderung von Gottesdienst, Frömmigkeit und Gottesverehrung dient, und ist das verboten, was mit der Heiligkeit des Ortes unvereinbar ist“. Im selben Kanon 1210 heißt es auch: „Der Ordinarius kann aber im Einzelfall einen anderen, der Heiligkeit des Ortes jedoch nicht entgegenstehenden Gebrauch gestatten.“ Wie steht es nun, mit der Mahlzeit für Arme in einer Kirche? Das haben unsere italienischen Kollegen dem Leiter der Jesuiten-Zeitschrift „Civiltà Cattolica“ und Franziskus-Kenner, Pater Antonio Spadaro, gefragt:

„Die Heiligkeit des Ortes wird auf keiner Weise durch die karitative Handlung angegriffen. Das gilt vor allem in einer geordneten Situation, wie es am Sonntag geschehen ist. Ich denke deshalb, dass die Geste des Papstes, die von anderen Priester bisher auch in Rom oft gemacht wurde, ein sehr starkes Zeichen ist, der die Zuneigung zu Gott noch verstärkt. … Es ist ein paradox, das Gegenteil zu behaupten. Der grundlegende Sinn des Christentums ist doch die karitative Handlung. Die Tatsache, dass Papst Franziskus im inneren des Kirchgebäudes gegessen hat ist die höchste Handlung der barmherzigen Liebe und somit ein grundlegendes Prinzip des Christentums. Ich würde sogar sagen, dass diese Geste den Einsatz der Kirche am Dienst an den Nächsten unterstreicht.“

Was in Bologna geschehen sei, könne man auch als „Verbindung“ zwischen dem eucharistischen Mahl und dem Mahl für die Armen betrachten. Kritisiert wurde in den Kommentaren, dass die Eucharistiefeier keine „Essensfeier“ sei. Dazu Spadaro:

„Der Herr hat doch gerade dieses Bild des Mahles am Tisch für die Eucharistie ausgewählt. Deshalb finde ich es sehr schön, dass das Brot miteinander geteilt wird und schenkt doch der Eucharistiefeier sogar noch mehr Güte.“ (rv)

Parolin: „Größter Einsatz bei Pädophilieermittlungen“

Der Heilige Stuhl wird mit aller Kraft an der Aufklärung und Verfolgung eventueller pädophiler Straftaten durch ein Mitglied seines diplomatischen Dienstes arbeiten. Das versprach Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am Rande des internationalen Kongresses zum Kinderschutz im Internet, den er an diesem Dienstag mit einer Ansprache an der römischen Universität Gregoriana eröffnete.

„Ich kann nur sagen, dass es sich um eine sehr schmerzliche Angelegenheit und eine schwere Prüfung für alle handelt, die davon betroffen sind“, sagte die Nummer Zwei des Heiligen Stuhls gegenüber Radio Vatikan. „Wir behandeln den Fall mit der größten Ernsthaftigkeit, dem größten Einsatz und der größten Aufmerksamkeit. Alles unterliegt der Verschwiegenheit, gerade um die Ermittlungen und damit die Wahrheit und die Gerechtigkeit zu schützen, die, wie in allen Fällen, die vor Gericht verhandelt werden, auch in diesem Fall ermittelt werden müssen.“

Der betreffende Diplomat wurde aus der Nuntiatur in Washington abgezogen, nachdem amerikanische Behörden Ermittlungen wegen des Besitzes von pädopornographischem Material gegen ihn aufgenommen hatten. Mittlerweile hat auch Kanada eine Anfrage zur Ermittlungsaufnahme an die Vatikangerichtsbarkeit gestellt. Das Land wirft dem Geistlichen das Hochladen von pädopornographischem Material über ein soziales Netzwerk im Jahr 2016 vor. Einen zeitlichen Rahmen für die Gerichtsverhandlungen konnte der Kardinal nicht nennen.

In seiner Eröffnungsansprache des Kongresses betonte Parolin, die Kirche wolle die Erfahrungen teilen, die sie bei der Aufarbeitung der Fälle von sexuellem Missbrauch Minderjähriger in ihren eigenen Reihen gemacht habe, auf dass diese „einem größeren Gut nutzen“ mögen. Alle Teile der Gesellschaft, darunter auch „Firmen, die die Entwicklungen in der digitalen Welt fördern und vorantreiben“, stünden in der Verantwortung, „gefährdete Kinder vor Formen von sexuellem Missbrauch im Internet“ zu schützen.

„Ich bin sehr froh, hier zu sein“, erklärte Parolin gegenüber Radio Vatikan, „wegen der Wichtigkeit des Themas und der hochrangigen Präsenz aus verschiedenen Sektoren, aus Gesellschaft, Politik und Kirche. Es scheint mir, dass der Wert dieses Treffens darin liegt, „Best-Practice“-Beispiele zusammenzutragen, um dieses Phänomen anzugehen, das sich immer mehr ausbreitet und immer schlimmer wird.“

Themen der dreitägigen Konferenz werden unter anderem der Kampf gegen Mobbing, Erpressung und sexueller Missbrauch von Minderjährigen im Internet sein, genauso wie die Entwicklung von länderübergreifenden Strategien, um diese Phänomene weltweit einzudämmen. Am Ende der Konferenz sollen in einer Audienz die Ergebnisse Papst Franziskus präsentiert werden. (rv)

Vatikanprozess Bambino Gesu: Bauunternehmer befragt

Zwei hohe Vatikanangestellte sind im Vatikanprozess zur Zweckentfremdung von Klinikgeldern als Zeugen geladen: wie das vatikanische Presseamt am Dienstagabend bekannt gab, soll am 6. Oktober die Präsidentin der Kinderklinik „Bambino Gesu“, Mariella Enoc, und der Direktor der vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde (Aif), Tommaso Di Ruzza, vor Gericht aussagen. Hauptangeklagte in dem Prozess sind der Ex-Präsident der Stiftung des vatikanischen Kinderkrankenhauses, Giuseppe Profiti, und der frühere Schatzmeister der Stiftung, Massimo Spina. Die beiden sollen der einstigen „Nummer Zwei“ im Vatikan, dem damaligen Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, die Renovierung seiner Vatikanwohnung mit Krankenhausgeldern finanziert haben.

Kardinal Bertone selbst ist bislang nicht als Zeuge vorgeladen worden; dagegen stand am Dienstag, dem sechsten Gerichtstag, der italienische Unternehmer Gianantonio Bandera im Zentrum. Er war mit Arbeiten in der Vatikanwohnung des ehemaligen Kardinalstaatssekretärs und in Gemeinschaftsbereichen im Palast San Carlo beauftragt worden.

Laut Angaben des Unternehmers kennen sich Bertone und Bandera 1991. Der Kardinal selbst habe ihn mit dem Umbau seiner Wohnung beauftragt, sagte Bandera am Dienstag aus. Bezahlt worden seien die Arbeiten durch die Stiftung des vatikanischen Kinderkrankenhauses „Bambino Gesu“. Es sei kein Vertrag dazu abgeschlossen worden, so Bandera. Der ehemalige Stiftungspräsident Profiti habe ihn um eine Spende gebeten, ergänzte er. Er habe Profiti signalisiert, eine solche Spende von 200.000 Euro tätigen zu wollen, habe die Zahlung dann allerdings nicht gemacht, so Bandera.

Wie sich aus seinen und Profitis Aussagen im Prozess abbildet, gehörten solche Spenden von Unternehmern an die Bambino Gesu-Stiftung offenbar zur Praxis: Die Stiftung bezahlte die Unternehmer und bat parallel um „Schenkungen“ zurück an die Stiftung.

Bandera unterstrich in diesem Kontext am Dienstag vor Gericht, es habe im Fall der Kardinalswohnung keine doppelte Zahlung oder doppelte Rechnung gegeben. Er selbst sei bis zur Aufnahme der Prüfungen des Falls im Jahr 2014 Inhaber der beauftragten Baufirma gewesen, danach habe die Gerichtsverwaltung übernommen, so dass er zu der Zeit danach nichts sagen könne.

Anders als die Renovierung der Kardinalswohnung sei der Umbau der Gemeinschaftsbereiche im Vatikanpalast vertraglich mit dem Governatorat geregelt gewesen, sagte Bandera weiter. Die Staatsverwaltung der Vatikanstadt habe zu einem bestimmten Zeitpunkt auch die Arbeiten in der Kardinalswohnung zahlen wollen, aufgrund der fehlenden vertraglichen Grundlage habe seine Firma der Anfrage aber nicht zugestimmt, so Bandera. (rv)

Kardinäle plädieren für Dialog zur Klärung offener Fragen um Amoris Laetitia

Kardinal Parolin: „Wege finden, einander zu verstehen“ – Kardinal Gerhard Ludwig Müller: Theologisch profunde Disputation statt Polemik und Einschüchterungsversuche.

VATIKANSTADT- Einer der ranghöchsten Vertreter der Kurie, Kardinal Pietro Parolin, hat diese Woche einen Dialog zur Klärung offener Fragen um Amoris Laetitia gefordert.

Vor dem Hintergrund des Erscheinens einer „Correctio Filialis“, die Papst Franziskus vorwirft, Irrlehren zu verbreiten, sagte Kardinal Parolin am Donnerstag, wer nicht die Meinung des Papstes teile, dem stehe frei, dies zu äußern, „doch über diese Dinge muss man nachdenken und Wege finden, einander zu verstehen“, zitierte der britische „Catholic Herald“ den Kardinalstaatssekretär.

Einen Dialog forderte auch Kardinal Gerhard Ludwig Müller in einem neuen Interview mit dem „National Catholic Register“ (NCR). In der aktuellen Situation könne nicht Polemik und Rhetorik helfen, sondern „nur eine profunde theologische Diskussion“, so der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation gegenüber dem Vatikanisten Edward Pentin.

Kardinal Müller warnte vor einem Klima der Angst, vor Polemik und Einschüchterungen und plädierte für eine klärende Debatte:

„Eine mögliche Lösung könnte eine Gruppe von Kardinälen sein, die der Heilige Vater bestellt um eine theologische Disputation zu führen mit einigen prominenten Vertretern der Dubia und der ‚Zurechtweisungen‘ über die verschiedenen und manchmal umstrittenen Interpretationen mancher Aussagen im achten Kapitel von Amoris Laetitia.“

Die als Dubia im September 2016 mit der Bitte um Klärung von vier Kardinälen formulierten Fragen wurden im November – zwei Monate später – veröffentlicht, nachdem der Papst den Brief nicht beantwortet hatte. Auch eine spätere Bitte um eine Audienz der Kardinäle blieb ohne Antwort. Im neuen Interview mit dem NCR sagt Kardinal Müller:

„Am besten wäre es gewesen, wenn der Heilige Vater vor einer Veröffentlichung eine Audienz abgehalten hätte“.

Die von den Dubia völlig unabhängige Correctio Filialis wurde mit damals 40 Unterschriften am 11. August 2017 zugestellt, und dann im September im Internet in mehreren Sprachen veröffentlicht, darunter auch auf Deutsch.

Zu den Unterzeichnern gehören der Schriftsteller Martin Mosebach, der ehemalige Präsident der Vatikanbank, Ettore Gotti Tedeschi, der Generalobere der Piusbruderschaft, Bischof Bernard Fellay, sowie laut Herald mittlerweile auch der emeritierte Bischof René Henry Gracida und der Forschungsdirektor des Ian Ramsey Zentrums für Wissenschaft und Religion der Oxford University, der Priester Andrew Pinsent.

Hintergrund: Was bisher geschah

Am 8. Oktober 2013, ein gutes halbes Jahr nach seiner Wahl, kündigte Papst Franziskus an, er werde im Oktober 2014 eine Außergewöhnliche Synode über Familie und Evangelisierung abhalten, gefolgt von einer Bischofssynode zum gleichen Thema im Oktober 2015.

Im September 2015, kurz vor der zweiten Synode, drückten 800.000 Individuen und Verbände aus 178 Nationen in einer Petition an den Papst ihre Sorge aus, dass nach der ersten Synode – deren Handhabung ins Kreuzfeuer scharfer Kritik gekommen war – „weitverbreitete Verwirrung“ herrsche.

Am 8. April 2016 veröffentlichte Franziskus als Abschlussdokument das fast 300 Seiten umfassende Lehrschreiben Amoris Laetitia.

Am 28. April 2016 warnte der renommierte Philosoph Robert Spaemann gegenüber CNA Deutsch, das Schreiben stelle möglicherweise einen Bruch mit der kirchlichen Lehrtradition dar. In einem zweiten Kommentar für CNA Deutsch präzisierte er seine Äußerungen dazu weiter.

Im Juli 2016 schrieben 45 katholische Gelehrte, Würdenträger und Geistliche einen Bittbrief an alle Kardinäle und Patriarchen der Kirche. Darin ersuchten sie die Kardinäle, Papst Franziskus aufzufordern, einige Passagen in Amoris Laetitia richtig zu stellen.

Am 19. September 2016 übermittelten vier Kardinäle – Joachim Meisner, Walter Brandmüller, Carlo Caffara und Raymond Burke – dem Papst einen Bittbrief, in dem sie um die Klärung von fünf „Dubia“ – also Zweifel – in der Form von Fragen baten.

Am 18. November warf Papst Franziskus in einem Interview mit „Avvenire“ (der Zeitung der italienischen Bischofskonferenz) Kritikern vor, Amoris Laetitia „nicht verstanden zu haben“. Das liege daran, dass diese Personen nach dem Schema „schwarz oder weiß“ dächten, „selbst wenn wir im Fluss des Lebens unterscheiden müssen“, so Franziskus.

Am 4. Dezember sagte der enge Papst-Vertraute und Jesuitenpater Antonio Spadaro in einem Interview mit „Crux„, dass die Fragen der Dubia eigentlich schon bei der Synode beantwortet worden seien. Absolution in der Beichte und Kommunion für geschiedene Wiederverheiratete sei nun, dank Amoris Laetitia, möglich.

Am 7. Dezember 2016 warnte der Freiburger Theologieprofessor Helmut Hoping in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, dass eine „Revision der katholischen Sexualmoral insgesamt“ auf dem Spiel stehe, nicht nur die Frage des Kommunionempfangs.

Am 14. Januar 2017 veröffentlichten die Bischöfe Maltas Leitlinien, die geschiedenen Wiederverheirateten ermöglichten, nach „ehrlicher Prüfung“ ihres Gewissens selber zu entscheiden, ob sie zur Kommunion gehen – auch wenn sie weiterhin nicht enthaltsam lebten. Die Änderung begründeten die Bischöfe mit Amoris Laetitia.

Am 1. Februar 2017 veröffentlichte die Deutsche Bischofskonferenz Leitlinien zu Amoris Laetitia, die eine Kommunion für geschiedene Wiederverheiratete unter bestimmten Umständen einführten. Auch wenn es Einzelfälle seien, gebe es grundsätzlich die „Möglichkeit des Sakramentenempfangs in diesen Situationen“.

Dagegen erklärte am gleichen Tag der damalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerald Ludwig Müller, dass aus seiner Sicht Amoris Laetitia im Licht der gesamten Lehre der Kirche interpretiert werden müsse und diese nicht ändere, ja nicht ändern könne. Ihm „gefalle nicht“, wenn Bischöfe dies anders interpretierten, so der ehemalige Bischof von Regensburg.

Am 3. Februar 2017 veröffentlichte Bischof Vitus Huonder von Chur Leitlinien, in denen die Heiligkeit des Ehebandes betont und eine geduldige Begleitung und Eingliederung von Gläubigen unterstrichen wurde. Eine Kommunion oder Absolution für geschiedene Wiederverheiratete machten die Leitlinien jedoch abhängig von der Frage der Enthaltsamkeit der Betroffenen, so der Schweizer Oberhirte.

Ebenfalls im Februar 2017 veröffentlichten die International Confraternities of Catholic Clergy, ein Zusammenschluss von über 1.000 Priestern aus den USA, Irland, Australien und anderen Ländern, ein Statement zu Amoris Laetitia. Darin plädierten sie für eine Klärung der offenen Fragen angesichts unterschiedlicher Auslegungen und „wachsender Unterschiede in der Praxis“.

Am 14. März 2017 wandte sich Regensburgs Bischof Rudolf Voderholzer mit einer „Handreichung für die Seelsorge mit wiederverheirateten Geschiedenen“ an Betroffene und Seelsorger seiner Diözese. Darin betont er, dass niemand ausgeschlossen werde und jeder Katholik die Messe besuchen solle. Wer jedoch als geschiedener Wiederverheirateter zur Kommunion zugelassen werden wolle, der müsse in seinem Bistum zumindest weiterhin enthaltsam „wie Bruder und Schwester“ leben. (© CNA Deutsch)