Vatikan prüft Kinderporno-Vorwürfe gegen Diplomaten

Der Vatikan prüft Vorwürfe gegen einen Priester im diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhles, der möglicherweise kinderpornografische Bilder konsumiert hat. Das teilte der vatikanische Pressesaal am Freitag mit. Der Betreffende sei in Washington akkreditiert. Das US-Außenministerium habe den Verdacht am 21. August auf diplomatischem Weg dem Heiligen Stuhl mitgeteilt. Dieser berief den Priester zurück in den Vatikanstaat, wo er sich derzeit aufhält, heißt es in der Mitteilung. Das Staatssekretariat habe in der Sache den Justizpromotor des Vatikangerichts informiert, der eine Untersuchung auf internationaler Ebene anordnete.

Die Nuntiatur – also die Botschaft – ist die einzige diplomatische Vertretung, welche der Vatikan in Washington unterhält. Laut päpstlichem Jahrbuch wirken dort neben dem Nuntius – zurzeit Erzbischof Christophe Pierre – drei Gesandte. Der diplomatische Dienst des Heiligen Stuhles setzt sich ausschließlich aus Priestern zusammen. (rv)

Sind dies wirklich neu gefundene Reliquien des heiligen Petrus?

ROM – In den letzten Tagen machte in verschiedenen Medien und in den sozialen Netzwerken die Nachricht die Runde, dass bei Restaurierungsarbeiten in der Kirche Santa Maria in Cappella in Rom Knochen gefunden worden waren, die angeblich vom heiligen Apostel Petrus stammen würden. Was steckt dahinter?

Mehrfach wurde berichtet, man hätte bei Arbeiten in dieser Kirche im römischen Viertel Trastevere hinter einem mittelalterlichen Altar eine Reihe kleiner Urnen aus Ton gefunden, in denen Knochenreste enthalten waren.

Auf einer dieser Urnen befand sich eine Inschrift, die den Namen des heiligen Petrus zusammen mit den Namen der Päpste Cornelius, Calixt und Felix aufwies.

Forschungen von Archäologen haben ergeben, dass die gefundenen Knochenreste wahrscheinlich ursprünglich aus einer der Katakomben stammen, die außerhalb der Stadt Rom liegen.

Es gibt jedoch bislang keinerlei wissenschaftlichen Beweis, der die Funde authentifiziert: Die echten Überreste des ersten Bischofs von Rom sind weiterhin jene, die im Petersdom im Vatikan verehrt werden.

Die Katakomben waren Orte, an denen die römischen Christen der ersten Jahrhunderte begraben worden waren. Im Gegensatz zu dem, was viele glauben, waren sie weder geheime Orte, noch Stätten, an denen heilige Messen gefeiert wurden, um der Verfolgung im römischen Kaiserreich zu entgehen.

Die alten heidnischen Römer achteten den Tod und verehrten ihn sogar. Deshalb erlaubten sie, Christen zu beerdigen und respektierten ihre Begräbnisstätten, auch wenn das Christentum selbst durch die kaiserlichen Machthaber verboten war. Die ersten Christen feierten die Heilige Messe jedenfalls in den Domus Ecclesiae, nicht in den Katakomben.

Daher wurden die ersten Märtyrer und die ersten Päpste in den Katakomben beigesetzt, wie beispielsweise in den Katakomben des heiligen Calixtus oder des heiligen Sebastian, die sich auf der Via Appia befinden, die das Zentrum Roms mit dem Hafen von Ostia verband.

Erst nach dem Einfall der barbarischen Völker ab dem IV. Jahrhundert und vor allem im V. Jahrhundert wurde Rom offiziell ein christliches Reich; die Kirche begann die sterblichen Überreste der Märtyrer und Päpste in die Kirche im Stadtinneren zu übertragen, um die Reliquien besser schützen zu können.

Deshalb ist es sehr wahrscheinlich, dass die in Trastevere gefundenen Überreste diesen Ursprung haben. Diese Interpretation wird durch die Tatsache gestärkt, dass die Archäologen die Urnen auf das XI. Jahrhundert datiert haben, in dem auch die Kirche Santa Maria in Cappella errichtet worden war.

Andererseits zeigen die Inschriften nicht notwendigerweise die Identität der verehrten Personen an. In den Katakomben des heiligen Sebastian wurden auch Grabsteine mit den Namen des heiligen Petrus, des heiligen Paulus und anderer Apostel gefunden. Das bedeute nicht, dass die Gräber Reliquien der Apostel beinhalten würden, sondern es war eine Art und Weise, auf die man um ihre Fürbitte für die Seele des dort Begrabenen bat.

Das Grab des heiligen Petrus im Vatikan

Die katholische Kirche verortet, ausgehend von zahlreichen durchgeführten Untersuchungen, die echten Reliquien des Apostels Petrus in der Nekropolis, die sich unter der Basilika im Vatikan befindet.

Der Ort, an dem sich aktuell der Petersdom und der Petersplatz befinden, war im ersten Jahrhundert der christlichen Ära ein großes freies Feld, außerhalb der römischen Stadtmauern. Dort hatten einige reichsten Familien Roms einen Friedhof errichtet, eine heidnische Nekropolis, die die Überreste ihrer Verstorbenen aufnehmen sollte.

Neben der Nekropolis gab es einen Circus, der von Nero erbaut worden war und der – im Gegensatz zum Circus Maximus – nur zu privaten Zwecken für Veranstaltungen des Kaisers benutzt wurde.

Diese Art von privaten Bauwerken für die Aufführung von Spielen war im alten Rom gebräuchlich. Zwei davon kann man noch heute besuchen: Das Stadion auf dem Palatin und den Circus des Maxentius.

Im von Nero erbauten Circus auf dem vatikanischen Hügel wurde gemäß der Tradition im Jahr 67 der heilige Petrus getötet. Sein Leib wurde anschließend in der Nekropolis beigesetzt, die sich auf demselben Hügel befand.

Als Erinnerung an jenen Circus wurde der Obelisk, der in seiner Mitte errichtet worden war, auf dem jetzigen Petersplatz platziert, auf dem er immer noch steht.

Das Andenken an das Grab des heiligen Petrus blieb in der ersten christlichen Gemeinde Roms lebendig und in den ersten Jahrhunderten des Christentums, vor der Bau der Katakomben, wurden viele Christen in der vatikanischen Nekropolis um das Grab des heiligen Petrus herum bestattet.

Und so befahl Kaiser Konstantin, der erste christliche Kaiser, über die Nekropole die ursprüngliche Basilika des heiligen Petrus zu errichten, die heute nicht mehr existiert. Das Grab des Apostels sollte sich unter dem Schnittpunkt der Kirchenschiffe befinden. Diese Struktur findet man auch heute, in der barocken Basilika, noch. Das Grab des Petrus befindet sich genau unter dem bronzenen Baldachin Berninis.

Nach dem Verschwinden der konstantinischen Basilika und dem Bau der aktuellen Basilika im XV., XVI. und XVII. Jahrhundert, wurde der Zugang zum Grab verschlossen; deshalb ging das Andenken daran verloren und es gab sogar Zweifel an seiner wirklichen Existenz auf dem Vatikanhügel.

Um diese Diskussionen bezüglich der Existenz der Überreste des heiligen Petrus im Vatikan zu beenden, ließ Papst Pius XII. im Jahre 1940 eine große archäologische Ausgrabung unter der Basilika durchführen, die unter Papst Paul VI. beendet wurde.

Diese Untersuchung ermöglichte es, die Reste der durch Konstantin erbauten Basilika wieder zu entdecken und auf einer zweiten Ebene die römische Nekropolis, in einem Zustand, der die Archäologen jener Zeit erstaunte.

Dort fand man, zwischen luxuriösen Mausoleen der heidnischen Patrizierfamilien, die Überreste eines alten, leeren Grabmals inmitten einer Reihe zweifellos christlicher Gräber.

Das Grabmal wies mehrere christliche Graffiti auf, die anzeigen, dass dort ein bedeutender christlicher Märtyrer ruhe. Die Aufschrift „Hier ist Petrus“ gab seine Identität an.

Über diesem Grabmal, in einer Konstruktion aus der Zeit der konstantinischen Basilika, fand man eine Urne mit verschiedenen, in ein purpurnes Tuch gewickelten, Knochen. Das war die Farbe für die römischen Kaiser, aber auch für die christlichen Märtyrer. Die Knochen waren aufgrund des Tuches, in das sie eingewickelt waren, rot gefärbt.

Die Kirche verkündete damals der Welt, dass das Grab des heiligen Petrus entdeckt und identifiziert worden war. Spätere Untersuchungen der Überreste ergaben, dass – auch wenn es unmöglich wäre, diese Überreste mit hundertprozentiger Sicherheit einer bestimmten Person zuordnen zu können – man doch bescheinigen könne, dass sie einem Mann gehörten, der im ersten Jahrhundert des Christentums gelebt hatte und der ähnliche körperliche Merkmale aufwies, wie man sie dem heiligen Petrus zuschrieb.

Die Überreste des heiligen Petrus können heute in den vatikanischen Grotten, die für die Öffentlichkeit zugänglich sind, besichtigt werden.

Übersetzt aus dem Spanischen von Susanne Finner. (CNA Deutsch)

K-9: Vatikan sollte mehr Frauen einstellen

„Weniger klerikal, internationaler, mit einem höheren Anteil an jungen Leuten und an Frauen“: So wünscht sich der Kardinalsrat des Papstes das Personal des Vatikans. Auf seiner 21. Sitzungsrunde von Montag bis Mittwoch hat darum der Rat, der kurz K-9 genannt wird, auch über mögliche Änderungen bei der Auswahl des Personals beraten.

Ansonsten ging es nach Auskunft des vatikanischen Pressesaals bei den Kardinalsberatungen um den allgemeinen Stand der Kurienreform. Kurienkardinal Filoni und Kurienerzbischof Fisichella hielten Vorträge über die Arbeit ihrer Dikasterien (Mission und Neuevangelisierung), der honduranische Kardinal Rodriguez Maradiaga gab einen Überblick darüber, wie sich der Papst die Kurienreform vorstellt, und US-Kardinal O’Malley informierte über die Arbeiten der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen. Überdies widmeten sich die Kardinäle der vom Franziskus eingesetzten Beratungstruppe der Rolle der päpstlichen Nuntiaturen.

Sie befassten sich auch mit den Statuten des neuen Dikasteriums für Laien, Familie und Leben und mit einem am Samstag erschienenen Erlass, der die Zusammenarbeit von Bischofskonferenzen und Vatikan bei der Übersetzung liturgischer Texte regelt. Dabei ging es um konkrete Folgen für die Arbeit der Gottesdienstkongregation.

Zwei der eigentlich neun Kardinäle, die zum Rat gehören, konnten nicht teilnehmen, nämlich der Kongolese Monsengwo Pasinya und der Australier Pell, der sich vor einem Gericht in seiner australischen Heimat in einem Missbrauchsverfahren verantwortet . Papst Franziskus selbst fehlte bei einigen Sitzungen, weil er erst am Montag von seiner Kolumbienreise zurückgekommen ist und an diesem Mittwochmorgen seine Generalaudienz auf dem Petersplatz gehalten hat. Die nächste Sitzungsrunde des K-9 ist für den 11., 12. und 13. Dezember anberaumt.

Die K9-Kardinäle helfen dem Papst bei der inhaltlichen Vorbereitung der Kurienreform. Der Papst ist an die Vorschläge der Gruppe nicht gebunden, die vergangenen Jahre zeigen aber, dass er viele Eingaben der Kardinalsrunde umsetzt. (rv)

K-9: „Drei Viertel der Kurienreform sind fertig geplant“

Die Reform rollt: Zum 21. Mal trifft sich in diesen Tagen der Kardinalsrat von Papst Franziskus, wegen seiner neun Mitglieder K-9 genannt, auch wenn einer von ihnen, der australische Kardinal George Pell, bis auf weiteres wegen eines längeren Aufenthalts in seiner Heimat nicht mehr daran teilnimmt. Bis Mittwoch berät der Rat über den Fortgang der Neuformulierung eines vatikanischen Grundgesetzes; es soll an die Stelle der bisher gültigen Apostolischen Konstitution „Pastor bonus“ treten.

Ende September 2013, sechs Monate nach seiner Wahl ins römische Bischofsamt, hatte Franziskus den Kardinalsrat eingerichtet. „Der Papst fühlt sich eigentlich nicht als Reformer“, sagt der Sekretär des Kardinalsrates, Bischof Marcello Semeraro von Albano, in einem Interview mit Radio Vatikan. „Diese Kurienreform hat der Papst auf den Weg gebracht, weil vor allem in den Kardinalssitzungen vor dem Konklave entsprechende Vorschläge eine Rolle gespielt hatten. Wie wir sehen, hat er zumindest anfangs als Mitglieder Kardinäle ausgesucht, die an der Spitze von Bistümern, von Ortskirchen auf den verschiedenen Kontinenten stehen. Es geht also darum, die Stimmen der einzelnen Kirchen zu hören, um in der Reform der Römischen Kurie voranzugehen.“

Anregung aus dem Vorkonklave

Wie ist das nun, wenn da der Papst und seine Berater in einem Saal der Vatikanresidenz Santa Marta zusammensitzen? Chaotisch? Oder eher bürokratisch? „Ich würde die Arbeitsmethode mit einigen Verben umschreiben“, sagt Semeraro. „Vor allem: zuhören. Alles begann im Oktober 2013 mit dem Anhören verschiedener Beiträge, die von Bischofskonferenzen kamen, den Einrichtungen der Römischen Kurie und auch vielen Einzelnen. Zweites Verb: nachdenken. Der Rat denkt über die Vorschläge und das Prozedere nach. Drittes Verb: verifizieren. Und schließlich: vorschlagen. Der Kardinalsrat entscheidet nichts, sondern er macht dem Papst Vorschläge.“

Der Bischof von Albano betont, dass der Rat eine „synodale Struktur“ sei; da er aus Bischöfen bestehe, gehe es hier um die vom Konzil bekräftigte Kollegialität der Bischöfe. Übrigens stehe der K-9 „nicht nur im Dienst des Papstes, sondern auch der einzelnen Ortskirchen“. Und er beschäftige sich auch nicht nur mit der Kurienreform: Wenn diese Arbeit einmal fertiggestellt sei, werde es zur wichtigsten Aufgabe des Rates werden, „dem Papst Ratschläge und Meinungen zu allen Themen, die der Papst ihm unterbreitet, zu geben“.

Vorschläge an den Papst

„Es ist ja zum Beispiel bekannt, dass der Kardinalsrat sehr oft diese schmerzhafte Realität des Kindesmissbrauchs behandelt hat. Und das ist ja per se nichts, was die Reform der Römischen Kurie betrifft; der Papst wollte eben den Rat auch in dieser Angelegenheit anhören.“

Nach so vielen Begegnungen im Vatikan sei die Atmosphäre im Rat mittlerweile eine „sehr familiäre“, verrät Bischof Semeraro. Das merke man in den Kaffeepausen. Immer wieder mache einer der Kardinäle auch einen Witz, dann lachten sie alle „brüderlich“. „Der Papst ist in der Regel präsent und hört vor allem zu. Manchmal sagt er auch etwas; das sind dann meistens persönliche Erfahrungen aus der Zeit, als er noch Erzbischof von Buenos Aires war, oder Bemerkungen zu aktuellen Situationen im Leben der Kirche.“

Wie weit ist der K-9 denn nun mit der Kurienreform gekommen? „Ich würde sagen, er hat etwa drei Viertel des Weges geschafft. Bald ist das fertig. Bald kann jedenfalls dem Papst der fertige Vorschlag vorgelegt werden. Wir wissen, dass er sehr schnell einige Zusammenlegungen von Päpstlichen Räten beschlossen hat. Bei Laien, Familien und Leben gibt es einen gewissen, thematischen Zusammenhang; das neue Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen nimmt nicht einfach nur frühere Strukturen in sich auf, sondern drückt auf neue, einheitliche Weise den Willen des Konzilsdokuments „Gaudium et Spes“ aus.“

Reformbrocken Kommunikation und Medien

Ein ganz schön dicker Reformbrocken ist auch das neue Sekretariat für Kommunikation, in das u.a. der frühere Päpstliche Medienrat und Radio Vatikan eingegangen sind. „Das Sekretariat für Kommunikation hat wegen seiner Größe auch eine enorme, administrative Verantwortung. Außerdem ist auch das Thema der Kommunikation sehr wichtig. Das macht dieses Dikasterium zentral für das Projekt der Kurienreform.“

Der Bischof wiederholt: Aus seiner Sicht seien drei Viertel der Kurienreform fertig durchdacht. Jetzt werde es wohl nur noch „ein paar Monate“ dauern. „Dann hat der Papst die Vorschläge auf dem Tisch, die alle Dikasterien betreffen, und kann entscheiden, wie und wann er sie umsetzen will. Im Augenblick hat der Papst eine graduelle Umsetzung vorgezogen und hat dann auch in einigen Fällen noch einmal nachgebessert, wenn sich zeigte, dass beim Übergang von der Theorie zur Praxis doch noch mal Korrekturbedarf aufkam.“ (rv)

Papst verabschiedet sich von Kolumbien

Papst Franziskus hat seine Kolumbienreise am Sonntag in Cartagena beendet. Hier lesen Sie seine Abschieds-Ansprache, die er am Ende der Messfeier in Cartagena hielt, im vollen Wortlaut.

„Zum Abschluss dieser Feier möchte ich mich beim Erzbischof von Cartagena Jorge Enrique Jiménez Carvajal für die freundlichen Worte bedanken, die er im Namen seiner Brüder im Bischofsamt und des ganzen Volkes Gottes an mich gerichtet hat.

Ich grüße den Präsidenten Juan Manuel Santos und die Vertreter des öffentlichen Lebens sowie alle, die sich mit uns in dieser Eucharistiefeier hier oder durch die Medien verbunden haben.

Ich bin dankbar für den Einsatz und die Zusammenarbeit, die diesen Besuch möglich gemacht haben. Es sind so viele, die mitgearbeitet und ihre Zeit und ihre Verfügbarkeit geschenkt haben. Es waren intensive und schöne Tage, in denen ich so vielen Menschen begegnen und viele Aktivitäten kennenlernen konnte, die mein Herz berührt haben. Ihr habt mir viel Gutes getan.

Liebe Brüder und Schwestern, ich möchte euch noch ein letztes Wort sagen: Bleiben wir nicht dabei stehen, den „ersten Schritt zu tun“, sondern machen wir uns weiterhin täglich zusammen auf den Weg, um dem anderen auf der Suche nach Harmonie und Brüderlichkeit entgegenzugehen. Wir können nicht stillstehen. Am 8. September 1654 starb genau hier der heilige Petrus Claver. Er hatte vierzig Jahre der freiwilligen Sklaverei, der unermüdlichen Arbeit für die Ärmsten hinter sich. Er blieb nach dem ersten Schritt nicht stehen, es folgten viele weitere. Sein Beispiel hilft uns, aus uns selbst herauszugehen, um dem Nächsten entgegenzugehen. Kolumbien, dein Bruder braucht dich. Geh ihm entgegen und bring ihm die Umarmung des Friedens, frei von aller Gewalt, „für immer Sklaven des Friedens.“ (rv)

Liturgische Bücher: Mehr Kompetenz für Bischofskonferenzen

Mehr Kompetenz für Bischofskonferenzen bei der Übersetzung von liturgischen Texten: Papst Franziskus hat in einem an diesem Samstag veröffentlichten Rechtstext – einen Motu Proprio – einige Passagen des Kirchenrechts geändert, welche sich auf die Anpassung von Liturgie und liturgischen Büchern in die einzelnen Sprachen und Kulturen beziehen.

Damit will der Papst das Spannungsfeld zwischen universellem Ritus und Inkulturation vor Ort neu bestimmen. Die Liturgie sei „Stimme der Kirche“, es gehe um das Verstehen der Gläubigen und um die Einheit der Liturgie. Der Papsttext trägt den Titel „Das wichtige Prinzip“ und bezieht sich auf die Überzeugung des Zweite Vatikanische Konzils, dass das liturgische Gebet verstehbar sein muss. Das liturgische Beten müsse „an das Verstehen der Gläubigen“ angepasst sein, bestätigt der Papst.

Zur Umsetzung dieses Prinzips habe das Konzil bestimmt, dass für die liturgischen Bücher der Kirche sowohl der Heilige Stuhl als auch die Bischofskonferenzen zuständig seien. Das Verhältnis der beiden zueinander, das, wie der Papst zugibt, nicht immer ohne Schwierigkeiten gewesen sei, wird nun an einigen Stellen der Kirchenrechts neu austariert.

Anerkennung und Autorisierung

Aufgabe des Heiligen Stuhls ist es ab dem Inkrafttreten der Regelungen im Oktober, die Anpassungen in die einzelnen Sprachen und Kulturen – der Papst spricht nicht von „Versionen“, sondern wie das Konzil von „Anpassungen“ – zu recognoszieren, wie der Fachausdruck heißt. Die Aufgabe des Vatikan ist also die Anerkennung berechtigter Anpassungen und die Sorge um die Einheit der Liturgie und des Ritus. Mit Recognitio ist dabei nicht nur schlichte Zustimmung gemeint, sondern sie kann auch die Revision einer Anpassung bedeuten. Das Konzil erwähnt ausdrücklich auch „tiefer greifende und deswegen schwierigere Anpassung der Liturgie“, die dringlich sei, dafür gelten diese Regeln (Sacrosanctum Concilium, Nr. 40).

Was die Übersetzung von liturgischen Texten angeht, spricht Kanon 838 des Kirchenrechts nun davon, dass diese „treu“ zu geschehen habe, davor hatte es „innerhalb der … festgelegten Grenzen“ geheißen (Can 838.3). Die Änderungen durch den Papst sprechen an dieser Stelle nicht mehr von „Recognitio“, sondern von „Confermatio“, also von Bestätigung. Der Vatikan greift also nicht mehr aktiv in den Übersetzungsvorgang ein, sondern ratifiziert den Text und verleiht ihm damit Autorität, vorausgesetzt natürlich dass diese Übersetzung tatsächlich „treu“ ist. Dieser Sprachgebrauch gibt auch die Sprache des Konzilstextes wieder.

Weitere Folgen

In der Folge dieses Motu Proprios werden auch weitere Rechtstexte anzupassen sein, welche die Frage behandeln, etwa die Instruktion Liturgiam authenticam von 2001. Auch spricht der Papst davon, dass das Dikasterium für die Sakramentenordnung „sein eigenes Regelwerk auf der Grundlage der neuen Ordnung abändert und den Bischofskonferenzen hilft, ihren Aufgaben nachzukommen“. Damit wird diese Rechtsänderung auch zum Teil der Kurienreform und der Neuordnung der Kompetenzen von Ortskirche und Heiligem Stuhl. (rv)

Kardinal Velasio De Paolis verstorben

Papst Franziskus hat zum Tod des italienischen Kardinals Velasio De Paolis kondoliert. Der ausgewiesene Experte des kirchlichen Rechts starb an diesem Samstag in Rom; er war 81 Jahre alt. In einem Telegramm aus Kolumbien erinnerte der Papst an De Paolis´ Kompetenz in Rechtsfragen und seine langjährige und geschätzte Tätigkeit in Diensten des Heiligen Stuhls. De Paolis war emeritierter Leiter der vatikanischen Präfektur für wirtschaftliche Angelegenheiten des Heiligen Stuhls; in diesem Amt mahnte er zahlreiche Reformen an, die im Pontifikat von Papst Franziskus dann umgesetzt wurden. Papst Benedikt XVI. hatte De Paolis 2010 zum Kardinal erhoben. Er machte ihn auch zu seinem Beauftragten, um der Gemeinschaft der „Legionäre Christi“ aus ihrer schweren Krise herauszuhelfen. Das entsprechende Mandat von De Paolis erlosch 2014 bei einem Außerordentlichen Generalkapitel der „Legionäre“.

Mit De Paolis´ Tod zählt das Kollegium der Kardinäle noch 220 Mitglieder. 120 von ihnen wären derzeit dazu berechtigt, an einer Papstwahl teilzunehmen. (rv)

„Nicht herumreden, sondern in See stechen und die Netze auswerfen“

Papst Franziskus predigt vor einer Million Menschen in Bogota – Klare Absage an Abtreibung, Diskriminierung und Ungerechtigkeit – Appell an Nächstenliebe und Zusammenhalt.

BOGOTÁ – Vor über einer Million Gläubigen hat Papst Franziskus an seinem ersten vollen Tag in Kolumbien im „Simon Bolivar“-Park die heilige Messe gefeiert.

Angesichts der Menschenmenge erinnerte Franziskus an das Bild des Meeres. Der Papst griff damit die Stelle in der Bibel auf, in der Jesus am See Gennesaret – dem Galiläischen Meer – predigt.

So wie das fruchtbare Meer den Fischern auch Enttäuschung bedeuten kann, so könne auch das so reiche und fruchtbare Kolumbien seinen Menschen „dichte Finsternis“ bedeuten, so Franziskus weiter, „die Finsternis der Ungerechtigkeit und der sozialen Ungleichheit; die korrumpierende Finsternis von Einzel- oder Gruppeninteressen, die auf egoistische und hemmungslose Weise aufbrauchen, was für das Wohlergehen aller bestimmt ist; die Finsternis der Missachtung des menschlichen Lebens, die täglich der Existenz so vieler Unschuldiger ein Ende setzt, deren Blut zum Himmel schreit; die Finsternis des Rachedurstes und des Hasses, welche die Hände derer mit menschlichem Blut besudelt, die sich selbst Recht verschaffen wollen; die Finsternis derer, die angesichts des Schmerzes so vieler Opfer gefühllos werden.“ Der Papst betonte:

All diese Finsternisse vertreibt und vernichtet Jesus mit seinem Befehl auf dem Schiff Petri: »Fahr hinaus auf den See« (vgl. Lk 5,4).

Was daraus zu lernen sei? Für Christen gehe es darum, nicht herumzudiskutieren, wenn Versuche scheitern, erklärte Franziskus.

Wir können uns mit endlosen Diskussionen aufhalten, gescheiterte Versuche aufzählen und eine Liste der Bemühungen erstellen, die zu nichts geführt haben; so wie Petrus wissen wir, was es heißt, ohne jeglichen Erfolg zu arbeiten.

Statt des Herumredens müsse ein Christ jedoch wieder hinaus auf das Meer fahren und seine Netze auswerfen.

In Bogotá und in ganz Kolumbien, so der Papst, sei eine sehr große Gemeinschaft unterwegs, die gerufen sei, ein robustes Netz zu werden, das alle in der Einheit versammelt. Franziskus mahnte:

Dabei soll sie sich für den Schutz und die Achtung des menschlichen Lebens einsetzen, insbesondere dann, wenn es am schwächsten und ganz verwundbar ist: im Mutterschoß, im Kindesalter, im Alter, im Fall von Behinderung und in Situationen sozialer Ausgrenzung.

Auch den vielen Menschen, die in Bogotá und Kolumbien leben, kann es gelingen, eine wahrhaft lebendige, gerechte und solidarische Gemeinschaft zu werden, wenn sie das Wort Gottes hören und annehmen, so Franziskus weiter. Aus dieser Schar von evangelisierten Menschen wiederum würden dann viele Männer und Frauen hervorgehen, die zu Jüngern geworden sind und mit einem wahrhaft freien Herzen Jesus folgen; Männer und Frauen, die fähig seien, das Leben in all seinen Abschnitten zu lieben, zu achten und zu fördern.

Wir müssen uns gegenseitig zurufen und uns Zeichen geben wie die Fischer; wir müssen uns wieder als Brüder, als Weggefährten und Teilhaber dieses gemeinsamen Unternehmens, das die Heimat darstellt, betrachten. Bogotá und Kolumbien sind Ufer, See, offenes Meer und Stadt zugleich, wo Jesus hingekommen ist und hinkommt, um seine Gegenwart und sein fruchtbares Wort zu schenken, um uns der Finsternis zu entreißen und uns zum Licht und Leben zu führen. Wir müssen die anderen, alle rufen, damit niemand der Willkür der Unwetter ausgeliefert bleibt; um alle Familien, die das Heiligtum des Lebens sind, ins Boot steigen zu lassen; um das Gemeinwohl über kleinliche oder Sonderinteressen zu stellen; sich um die Schwächsten kümmern und ihre Rechte zu fördern. (CNA Deutsch)

Papst an Kolumbiens Bischöfe: Keine „Kaste von Funktionären“

Papst Franziskus hat die Bischöfe Kolumbiens dazu aufgerufen, Hirten zu sein und nicht Funktionäre, sich nicht den Machthabenden anzudienen, auf geheime Absprachen zu verzichten und dem Land zu helfen, „mutig den ersten Schritt auf dem Weg zum endgültigen Frieden zu tun“. In einer langen und artikulierten Rede äußerte sich der Papst vor den 130 Bischöfen Kolumbiens in Bogota; es war das erste Mal bei einer Reise von Franziskus, dass die Ansprache an den Episkopat eins zu eins öffentlich übertragen wurde.

Franziskus machte das Motto seiner Kolumbienreise, „Tun wir den ersten Schritt“, zum Ausgangspunkt seiner Überlegungen. Der erste Schritt, das sei jener Gottes auf den Menschen zu. Diesen ersten Schritt müssten die Bischöfe „mit heiliger Furcht und Ergriffenheit“ behüten, keinesfalls dürfe der Weg hin zur Logik einer weltlichen Macht führen.

„Gott geht uns voraus; wir sind die Reben, nicht der Weinstock. Deshalb bringt nicht die Stimme dessen zum Schweigen, der uns gerufen hat. Glaubt nicht, dass die Summe eurer armseligen Tugenden oder die Schmeicheleien der jeweiligen Mächtigen den Erfolg der euch von Gott anvertrauten Aufgabe garantieren. Im Gegenteil: Bettelt im Gebet, damit ihr denen etwas schenken könnt, die sich immerfort an euer Herz als Hirte wenden.“

Um ihre Identität als „Sakrament des ersten Schrittes Gottes greifbar zu machen“, sei es Aufgabe der Bischöfe, ständig aus sich selbst „herauszugehen“. Franziskus nannte dies geradezu eine „Bedingung für die Ausübung des apostolischen Dienstes“: die „Bereitschaft, sich Jesus zu nähern und alles hinter uns zu lassen, was wir waren“.

Bischöfe sind keine „Kaste von Funktionären“

„Passt euch nicht dem Maßstab derer an, die gerne möchten, ihr wärt bloß eine Kaste von Funktionären, die sich dem Diktat der Gegenwart beugen. Heftet hingegen euren Blick auf die Ewigkeit dessen, der euch erwählt hat, und seid bereit, das endgültige Urteil aus seinem Mund zu hören.“

Franziskus würdigte die Kirche Kolumbiens als besonders vielfältig. Unterschiedliche pastorale Sensibilitäten und regionale Eigenheiten seien bereichernd. Zugleich mahnte der Papst die kolumbianischen Bischöfe zu Einheit und Transparenz. „Bemüht euch ständig um die Bewahrung der Gemeinschaft unter euch. Werdet nicht müde, sie durch den offenen und brüderlichen Dialog aufzubauen, und meidet heimliche Projekte wie die Pest.“

Kolumbien braucht seine Bischöfe

Kolumbien brauche seine Bischöfe besonders für die Arbeit am Frieden, fuhr der Papst sinngemäß fort. Die Bischöfe sollten „ohne Angst das verwundete Fleisch eurer Geschichte und eures Volkes“ berühren – „in Demut, ohne Geltungssucht und mit ungeteiltem Herzen, frei von Kompromissen und Unterwürfigkeiten“. Gott allein sei der Herr, „wir Bischöfe dürfen keinem anderen Zweck dienen“.

Und Franziskus nannte eine Reihe von Herausforderungen für Kolumbien: der Weg zum endgültigen Frieden, Versöhnung, Ablehnung der Gewalt, „Überwindung der Ungleichheiten, welche die Wurzel vielen Leidens ist“, Verzicht auf Korruption, Festigung der Demokratie, „wofür Armut und Ungleichheit überwunden werden müssen“. Zum Meistern all dieser Herausforderungen brauche Kolumbien seine Bischöfe, sagte der Papst; Bischöfe, denen das Gewissen ihrer Gläubigen ein Anliegen ist.

„Ihr seid weder Fachleute noch Politiker, ihr seid Hirten. Christus ist das Wort der Versöhnung, das in unsere Herzen eingeschrieben ist. Ihr habt die Kraft, es nicht nur von den Kanzeln, in kirchlichen Dokumenten oder in Zeitschriftenartikeln verkünden zu können, sondern noch mehr in den Herzen der Menschen, im verborgenen Heiligtum ihrer Gewissen, in der glühenden Hoffnung, dass es sie dazu führt, die Stimme des Himmels zu hören, die sagt: Friede.“

Bischöfe sollen auf konkreten Menschen schauen und nicht auf ihre Idee von Menschen

Ebenso bat der Papst die Bischöfe, „stets auf den konkreten Menschen zu blicken“ und nicht „einem Begriff vom Menschen“ zu dienen. Menschen seien gebildet aus Fleisch und Knochen, aber auch aus „Geschichte, Glaube, Hoffnung, Empfindungen, Enttäuschungen, Frustrierungen, Schmerzen, Wunden“. Franziskus rief die Bischöfe dazu auf, für die Bildung von Laien zu sorgen, die kolumbianische Familie zu stärken, die Jugendlichen wertzuschätzen und ihren Fragen großherzige Räume zu öffnen. Überdies sollten sie ihren Priestern Väter sein und darauf achten, ob diese wirklich Jesus nachfolgten oder eher auf wirtschaftliches Auskommen, Doppelleben oder Karriere aus seien. Auch die Ordensleute sollten die Bischöfe nicht vernachlässigen, die in ihrer Lebensform eine „Ohrfeige für jede Form von Weltlichkeit“ seien.

Am Ende seiner Rede ging Franziskus – eher überraschend an dieser Stelle – auf den Schatz ein, den das Amazonasgebiet und die dort beheimateten Indigenen für Kolumbien und die Kirche darstellen. Er forderte die Bischöfe dazu auf, „die Kirche in Amazonien nicht sich selbst zu überlassen“ und würdigte die „arkane Weisheit“ der Indigenen, von der es zu lernen gelte. „Ich frage mich, ob wir noch fähig sind, von ihnen die Unantastbarkeit des Lebens und die Achtung der Natur zu lernen sowie das Bewusstsein, dass die instrumentelle Vernunft nicht genügt, um das Leben des Menschen zu erfüllen und auf die tiefe Suche, die ihn anfragt, zu antworten.“

Der Episkopat Kolumbiens gilt seit jeher als sehr konservativ ausgerichtet. In dem instabilen und von Konflikten gezeichneten Land wurde die Kirche historisch als Faktor der Stabilität gesehen. Die rund 90 heute amtierenden Bischöfe stehen zwar grundsätzlich hinter dem aktuellen Prozess des Friedens und der Versöhnung und wirkten tatkräftig am Zustandekommen des Friedensvertrages zwischen Regierung und FARC-Rebellen mit; allerdings empfahl die Bischofskonferenz bei der Volksabstimmung kein „Ja“, sondern eine „Gewissensentscheidung“, was ihr als mangelnde Unterstützung zu dem Abkommen ausgelegt wurde. (rv)