Franziskus an Jugendliche in Kolumbien: Lasst Euch nicht die Freude und Hoffnung nehmen

BOGOTÁ – Es war eine emotionale Begegnung mit Tiefgang: Als Papst Franziskus am gestrigen Abend (Ortszeit) bei der Apostolischen Nuntiatur in Bogota ankam, ermutigte er die Jugendlichen, sich nicht „die Freude und die Hoffnung“ rauben zu lassen.

„Danke für die Freude, danke für den Mut. Lasst euch die Freude nicht rauben. Was dürft ihr euch nicht rauben lassen?“ fragte der Heilige Vater.

Die Jugendlichen antworteten: „Die Freude!“

„Niemand darf sie euch nehmen, niemand soll euch täuschen. Lasst euch die Hoffnung nicht stehlen. Was dürft ihr euch nicht stehlen lassen?“, so weiter der Heilige Vater.

„Die Hoffnung!“, lautete die Antwort der Anwesenden.

Das Treffen war umrahmt von einem musikalischen Akt, bei dem auch Raps und traditionelle Tänze auf dem Programm standen, die von den Jugendlichen des Instituto Distrital para la Protección de la Niñez y la Juventud („Bezirksinstitut zum Schutz der Kindheit und Jugend“, kurz Idipron), einer vom Salesianer Pater Javier de Nicolo gegründeten Organisation, aufgeführt wurden. Das Institut betreut Kinder und Jugendliche in Situationen sozialer Gefährdung und Not.

Der Papst bedankte sich für „die Mühe, die ihr euch gemacht habt. Vielen Dank für den Weg, den ihr vorbereitet habt. Das nennt sich Heroismus.“

„Auch die Jüngsten und die Ärmsten können Helden sein. Sie haben im Irrtum gelebt, sie haben Fehler gemacht, sie sind aufgestanden und sind Helden und gehen vorwärts. Macht weiter! Macht weiter so!“, forderte er sie auf.

Nach der musikalischen Darbietung der Jugendlichen des Instituts, trugen Angie und Ferney dem Papst ihr Zeugnis vor. Das junge Mädchen sagte zum Papst, die Jugendlichen würden die „Einladung, den ersten Schritt zu tun, annehmen. Wir haben verstanden, dass Sie das gleiche für uns tun, indem sie von so weit weg hierher kommen.“

„Wie versichern Ihnen, dass wir den unseren tun werden, nicht nur, indem wir Ihnen zuhören und uns ihre Vorschläge der Humanisierung der Ausgegrenzten in unserer Gesellschaft anschließen, sondern auch, indem wir uns dafür einsetzen, über die Versuchungen zu siegen, die uns bedrängen und zerstören“, fügte sie hinzu.

„Dieser Tag wird in unserer Erinnerung und in unserem Herzen unauslöschlich bleiben“, so die Jugendliche.

Ferney betonte, dass „der Schmutz, der uns auf den Straßen schlafen lässt, uns scheinbar unsichtbar macht für einige Herzen, für die wir einfach nur Bedürftige sind, die weggeworfen werden sollten und verschwinden müssten.“

Aber: „Wir sind menschliche Wesen, die zu etwas dienen können, und wir danken jenen, die uns nach dem Beispiel Jesu die Hand reichen, ohne zu urteilen und mit dem Finger auf uns zu zeigen.“

Dann überreichten die Jugendlichen dem Papst drei Geschenke: eine Ruana, eine Kerze und ein Hinterglasbild.

Die Ruana, ein traditionelles Kleidungsstück, das man in vielen Ländern auch „Poncho“ nennt, ist ein Zeichen für „die Arbeitsamkeit unserer Handwerker, der Jugendlichen des IDIPRON, die ihn mit ihren eigenen Händen gewebt haben.“

Als Zeichen der Dankbarkeit zog sich der Papst die Ruana an und lächelte.

Die Kerze, die von den Jugendlichen hergestellt worden war, die in der ersten Phase ihres Weges sind, der sie von der Straße wegbringen soll, symbolisiert „das Licht, das Sie für jeden von uns sind, die wir Christus folgen und an ihn glauben, der uns als Auferstandener erleuchtet.“

Am Ende überreichten die Jugendlichen dem Papst ein Hinterglasbild mit dem Bild einer Monstranz, als Zeichen dafür, dass wir „in ihrem Herzen bleiben wollen und damit sie sich an all diese Jugendlichen erinnern, die an Sie glauben und auf Sie vertrauen“.

Nachdem der Papst die Geschenke entgegengenommen hatte, nahm ergriff er erneut das Wort und sagte: „Darf ich euch um einen Gefallen bitten? Betet für mich. Werdet ihr das tun? Gott segne euch und vielen Dank für die schönen Geschenke.“ (CNA Deutsch)

Papst in Kolumbien angekommen: „Eine etwas besondere Reise“

„Eine etwas besondere Reise“: so hatte Papst Franziskus während seines zwölfstündigen Fluges die kommenden Tage in Kolumbien bezeichnet. Gegen 23 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit ist er in der Hauptstadt Bogotá gelandet und hat sein Besuchsprogramm dort begonnen.

Wegen des Hurrikans Irma über der Karibik hatte die Papst-Maschine einen Umweg nehmen müssen. Zum Empfang am Militärflughafen hatte die kolumbianische Regierung unter anderem Teilnehmer der Friedensverhandlungen mit den Guerilla-Organisationen FARC und ELN, Vertreter der indigenen Verbände und sozialer Stiftungen, Künstler, Sportler, Gouverneure und Bürgermeister eingeladen. Offizieller Vertreter des Staates war Präsident Juan Manuel Santos, dem Papst Franziskus bei seinen Friedensbemühungen zwischen Regierung und Rebellen nach eigener Auskunft sehr geholfen hatte.

Besonders sei die Reise, weil sie weiterhin Kolumbien „helfen solle, auf seinem Weg des Friedens weiter zu gehen“, hatte der Papst im Flugzeug zu den mitreisenden Journalisten gesagt. Damit ist eines der Themen für die kommenden Tage gesetzt. (rv)

Italien: Ehemaliger Kardinal von Bologna verstorben

Der emeritierte Erzbischof von Bologna, Kardinal Carlo Caffarra, ist in der Nacht auf Mittwoch verstorben. Das berichten italienische Medien unter Berufung auf Caffarras Umfeld. Er wurde 79 Jahre alt. Kardinal Caffarra wurde 1961 zum Priester geweiht und war 1995 von Papst Johannes Paul II. zum Erzbischof von Ferrara-Comacchio ernannt worden. Ab 2004 war er Erzbischof von Bologna. Im Jahr 2006 nahm ihn Papst Benedikt XVI. in das Kardinalskollegium auf. Caffarra nahm am Konklave 2013 teil, aus dem Franziskus als Papst hervor ging.

Er galt als Experte für Kirchenrecht und Moraltheologie. Im Umfeld der Weltbischofssynode zur Familie im Jahr 2015 hatte Caffarra sich immer wieder deutlich für seine Standpunkte eingesetzt. Gemeinsam mit den Kardinälen Walter Brandmüller, Raymond Burke und dem mittlerweile verstorbenen Joachim Meisner forderte Caffarra im November 2016 vom Papst eine Klärung offener Fragen und war einer der Mitunterzeichner des sogenannten „Dubia“-Briefes an den Papst. (rv)

Neuer Schülerkreis: Theologie Joseph Ratzingers weiter tragen

Erst waren es nur die direkten Schüler des Theologen Joseph Ratzinger, die sich jährlich trafen um zu diskutieren und ihre Theologie zu vertiefen. 2008 kam dann – auf Anregung des schon Papst gewordenen Theologen – neue Theologinnen und Theologen dazu, die selber nicht bei ihm studiert hatten, aber sich mit Ratzinger-Themen beschäftigten, der ‚Neue Schülerkreis’. An diesem Wochenende versammeln sich beide – Schülerkreis und Neuer Schülerkreis – wieder in Rom.

Der Neue Schülerkreis hat anlässlich seines Treffens einen Schritt auf Zukunft hin gemacht, der Kreis ist nun ein offizieller Verein, er hat sich eine Struktur gegeben. Theologische Vereine gibt es einige, die meisten organisieren theologische Tagungen und Debatten.

Gemeinschaft, die ein gemeinsames Ziel verfolgt

„Der Unterschied zu einem Symposion oder zu Tagungen ist, dass der Schülerkreis zunächst einmal eine Gemeinschaft von Personen ist, die ein gleiches Ziel verfolgen, nämlich die Förderung, die Verbreitung, die Durchdringung der Theologie von Joseph Ratzinger.“ Christoph Ohly doziert in Trier Kirchenrecht und ist seid dem Anfang des Neuen Schülerkreises 2008 dabei, jetzt ist er der erste Vorsitzende des neuen Vereins. Aus den Begegnungen und Debatten seien tiefe Verbindungen und Freundschaften gewachsen, außerdem habe Benedikt XVI. selber angeregt, neue Mitglieder in diesen Neuen Schülerkreis aufzunehmen. „Im vergangenen Jahr ist es der emeritierte Papst selber gewesen, der die Anregung gab, das Ganze doch auf Zukunft hin zu formieren.“ Und genau das sei nun geschehen.

Eine Gruppe von Menschen, die dasselbe Ziel vereint, nämlich die Verbreitung und Vertiefung der Theologie von Joseph Ratzinger. Da kommt natürlich die Frage auf, ob das die Teilnehmer theologisch nicht zu sehr festlegt, auf einen Denker. „Das ist eine heikle Frage“, gibt Michaela Hastetter zu, sie ist Pastoraltheologin und doziert unter anderem am Internationalen Theologischen Institut in Trunau und an der Universität Freiburg.

Eine Theologie, die in die Weite führt

„Man wird festgelegt, legt sich aber nicht in dem Sinne selber fest, weil die Theologie Joseph Ratzingers so breit und so weit ist. Sie geht über jedes Schließen eines Systems hinweg, er wollte selber ja auch nie ein System schließen, er wollte nie eine geschlossene Theologie haben, sondern immer Anstöße geben. Seine Theologie hat mich in die Weite geführt.“ Deswegen sei es schade, in Schubladen gesteckt zu werden, wo man vielleicht gar nicht hinein gehört, sagt Hastetter.

Kirchenrecht, Liturgiewissenschaft, Dogmatik, ganz verschiedene Disziplinen kommen ins Gespräch, das alleine garantiere schon, dass die Perspektiven sehr verschieden seien, jedes Mitglied des Schülerkreises habe seine eigene große Freiheit.

Dabei wird nicht einfach nur das wiederholt, das Joseph Ratzinger vorgedacht habe, darauf besteht Rainer Hangler, der 2013 über ein Ratzinger-Thema promoviert wurde. „Der emeritierte Papst inspiriert uns, Dinge zu hinterfragen, die nicht im ersten Moment offensichtlich und klar sind. In unserem Kreis können wir sehr fruchtbar darüber diskutieren,“ da gehöre auch kritische Auseinandersetzung dazu.

Neue Mitgliederinnen und Mitglieder

Mit der Vereinsgründung blickt der Neue Schülerkreis in die Zukunft, der Kreis ist nicht geschlossen sondern offen für neue Mitglieder. „Jeder schaut in seiner Arbeit egal wo er oder sie steht nach möglichen Kandidaten“, sagt der Vorsitzende Christoph Ohly. „Man merkt das ja auch im Umgang mit Studierenden, da ist jemand, der ein besonderes Gespür hat für Augustinus oder Thomas von Aquin, und da gibt es eben auch welche, die sagen, dass die Texte von Joseph Ratzinger ihnen viel gegeben haben.“ Solche Theologinnen und Theologen würden dann angesprochen und gefragt, ob sie sich nicht in die wissenschaftliche Diskussion des Schülerkreises hineinbegeben wollten. Andererseits ginge auch immer Mal wieder die Initiative von den anderen aus, die anfragen und teilnehmen wollten. „Heute sind wir etwa 35, die den Neuen Schülerkreis ausmachen. Aber wir wollen durch die Vereinsgründung und den Blick in die Zukunft weiter Ausschau halten, dass das Anliegen weiter getragen wird. Denn auch wir werden ja irgendwann älter nicht wahr?“ (rv)

Papstreise nach Kolumbien: Ein Fest des Friedens

Im Vatikan wurde am Freitag das Programm der Papstreise nach Kolumbien von 6. bis 11. September vorgestellt. „Gehen wir den ersten Schritt!“ – Schon das Motto setzt das Thema Frieden im Land deutlich ins Zentrum. Der Vatikan betont, es handle sich um eine Pastoralreise, der Papst wolle den Glauben der Menschen feiern und fördern. In der aktuellen sozialen und politischen Lage des Landes, welche auch die Kirche betrifft, ist aber das Thema Frieden an allen Tagen der Reise und bei allen Stationen präsent.

Vier Tage wird Papst Franziskus unterwegs sein, des Zeitunterschiedes von sieben Stunden wegen wird er vor Mitternacht europäischer Zeit in Bogotá, der Hauptstadt des Landes, eintreffen. Es ist das 29. Land, in das er als Papst kommen wird, ein Land aber, das er schon kennt. Als Priester und später als Bischof hat er es mehrmals besucht. Für Kolumbien wiederum ist es der dritte Besuch eines Papstes nach 1968 und 1986.

Alle vier Besuchstage haben ein eigenes Motto. Tag Eins, den der Papst ganz in Bogotá verbringen wird, stellt „Handwerker des Friedens, Schutz des Lebens“ über die Programmpunkte. An diesem Donnerstag wird der Papst vom Staatspräsidenten Juan Manuel Santos empfangen, er begegnet den Vertretern von Staat und Gesellschaft und betet in der Kathedrale der Stadt.

Tag Eins ist auch der „Bischofstag“, zunächst trifft er die Bischöfe des Landes und hält eine Ansprache, dann trifft er die Leitung des Lateinamerikanischen Bischofsrates Celam, auch dazu wird er sprechen. Nachmittags – europäischer Zeit nachts – feiert der Papst eine Messe im Parco Simón Bolivar.

Jeden Abend wird es zum Abschluss des Tages an der Nuntiatur in Bogotá, wo der Papst unterkommt, zu kleineren Begegnungen kommen, wie wir sie schon vom Weltjugendtag im vergangenen Jahr kennen. Besondere Gruppen werden den Papst begrüßen, mit ihm beten und seinen Segen empfangen.

Tag Zwei steht unter dem Motto „Versöhnen wir uns mit Gott, mit dem Nächsten und mit der Natur“: Es greift deutlich die Situation Kolumbiens nach dem Friedensschluss zwischen Regierung und Farc-Rebellen auf. Der Papst fährt nach Villavicencio, etwa 80 km von der Hauptstadt entfernt. Dort wird er zunächst bei einer Messe zwei Kolumbianer selig sprechen, und zwar den Bischof Jesús Emilio Jaramillo Monsalve und den Priester María Ramírez Ramos. Jaramillo wurde von marxistischen Guerillia-Kämpfern 1989 getötet, während Ramirez zu Beginn des Bürgerkrieges 1948 umgebracht worden war.

Nachmittags (Ortszeit) nimmt der Papst dann am großen nationalen Versöhnungstreffen in der Stadt teil, danach betet er am „Kreuz der Versöhnung“, bevor es wieder nach Bogotá zurück geht.

Tag Drei steht unter dem Motto „Jüngerschaft“ und führt den Papst nach Medellin. Erstes Ereignis an diesem Tag ist die Feier der Messe, danach besucht der Papst den „Hogar San José“, das Sankt-Josefs-Heim für Kinder, die Opfer von Gewalt geworden sind oder von ihren Eltern verlassen wurden. Abschließend trifft der Papst im La Macarena, einem ehemaligen Stierkampfstadion, eine Gruppe von 12.000 Menschen, von Priestern und Ordensleuten und ihren Familien.

Tag Vier hat die Würde des Menschen und die Menschenrechte zur Überschrift. Diesen letzten Tag verbringt der Papst in Cartagena. Zunächst segnet er die Grundsteine für zwei Häuser für Obdachlose und für das Werk „Talitha Kum“ für Mädchen aus armen, afrokolumbianischen Familien. Danach wird er den heiligen Peter Claver besuchen, einen Jesuiten, der sich im 17. Jahrhundert in der Stadt für die dort angelandeten afrikanischen Sklaven gekümmert hat. Dort wird der Papst auch seine jesuitischen Mitbrüder aus dem Land treffen, anschließend wird er mit den Gläubigen wie jeden Sonntag öffentlich das Angelus beten.

Nach einem Besuch im Wallfahrtsort Peter Claver segnet der Papst die „Jungfrau der Bucht“, eine Statue, die nach einer schweren Beschädigung durch einen Blitz wieder aufgebaut wurde. Abschließend feiert der Papst auch in dieser Stadt die heilige Messe. Von Catagena geht es dann direkt zurück nach Rom, wo Papst Franziskus am Montag gegen Mittag erwartet wird.

Viel Strecke und viel Höhe

Es wird keine einfache Reise: Kolumbiens Hauptstadt Bogotá, in die der Papst jeden Abend zurückkehrt, auch wenn er zu Besuch in anderen Städten war, liegt über 2.600 Meter hoch, Medellin immerhin noch 1.500 Meter. Cartagena hingegen liegt direkt am Meer und damit auf Meereshöre, Villavicencio auf knapp 500 Metern. Das bedeutet natürlich auch große Unterschiede in Temperatur und Luftfeuchtigkeit.

Insgesamt zwölf Mal wird der Papst das Wort ergreifen, auf dem Programm stehen fünf Ansprachen, vier Predigten, zwei Grußansprachen und natürlich die Worte zum Angelusgebet. Naturgemäß wird der Papst Spanisch sprechen. (rv)

Großbritannien: Cormac Kardinal Murphy-O’Connor verstorben

Der britische Kardinal Murphy-O’Connor ist gestern in einer Londoner Klinik verstorben. Erst vor wenigen Tagen beging Murphy-O’Connor seinen 85 Geburtstag. Von 2000 bis 2009 leitete er das Erzbistum Westminster in Großbritannien. Papst Johannes Paul II. hatte ihn im Februar 2001 in den Kardinalsstand erhoben und ihm die Titelkirche „S. Maria sopra Minerva“ zugeteilt. Durch seinen Tod besteht das Kardinalskollegium noch aus 222 Würdenträgern und von diesen haben 121 ein aktives Wahlrecht bei einer künftigen Papstwahl. (vh)

Die Bibelschätze im Vatikan: ein Überblick

In wie vielen Haushalten im deutschen Sprachraum steht eine Bibel? Eine zulässige Frage im Lutherjahr – beantworten kann sie niemand. Eines aber lässt sich aus vatikanischer Sicht sagen: Jedes Exemplar der Bibel, in welcher Sprache und wo immer es steht, hat eine unsichtbare Verbindung in den Vatikan. Dort nämlich wird mit dem „Codex Vaticanus“ die Bibelhandschrift aufbewahrt, die als Vorlage schlechthin für alle gedruckten Bibeln gleich welcher Sprache gelten muss. Gudrun Sailer hat sich den „Codex Vaticanus“ in der päpstlichen Bibliothek angesehen und mit der dort tätigen österreichischen Historikerin Christine Maria Grafinger über die Bibelhandschriften des Vatikans gesprochen – mehrere Hundert an der Zahl.

Der größte Schatz der Vaticana: der „Codex Vaticanus“

Der „Codex Vaticanus“ ist zweifellos der kostbarste religiöse Schatz der päpstlichen Bibliothek. „Die wichtigste Bibelhandschrift für die Bibeldrucke“, erläutert Christine Grafinger. Dabei sieht der Codex schlicht aus: griechische Großbuchstaben auf feinem Pergament, keine einzige Malerei auf den 733 Doppelseiten. Der Ort der Entstehung ist ungewiss: Rom, Süditalien oder Caesarea in Palästina kommen in Frage. Zwei Kopisten jedenfalls waren es, die die Abschrift des Alten und Neuen Testaments anfertigten.

„Unser Codex Vaticanus ist im 4. Jahrhundert entstanden, und wir haben den vollständigen Text des Alten und Neuen Testaments in griechischen Grußbuchstabenschrift hier im Codex Vaticanus. Eine ganz berühmte Handschrift. …. Es wurden verschiedene Bibel-Texte herausgegeben, sobald der Buchdruck erfunden war, und die Vorlage ist immer der Vatikankodex. Miniaturen hat er zwar keine, aber schon die Schrift allein ist ein Kunstwerk!“

Die von Katholiken, Orthodoxen und Protestanten anerkannte Grundlage für das Neue Testament ist die des Vatikans

Der „Codex Vaticanus“ hat einen Zwillingsbruder, den „Codex Sinaiticus“, der aufgeteilt auf drei Teile im Katherinenkloster am Sinai, in London und in Leipzig liegt. Beide Manuskripte wurden von derselben älteren Stammhandschrift abgeschrieben. Die von Katholiken, Orthodoxen und Protestanten anerkannte Grundlage für das Neue Testament ist aber die des Vatikans.

Die Heilige Schrift zu bewahren und zu überliefern, ist der älteste Auftrag der vatikanischen Bibliothek. Schon die ersten Generationen der römischen Christen begannen mit dem Sammeln von Handschriften. Diese Bestände gingen verloren. Die heutige vatikanische Bibliothek entstand an der Schwelle zur Neuzeit, Papst Nikolaus V. rief sie um 1450 ins Leben. Dabei schwebte ihm keineswegs eine rein religiöse und juristische Sammlung vor. Vielmehr schuf der gebildete Papst eine Universalbibliothek, in der weder die klassische Literatur noch Disziplinen wie Medizin, Astronomie und Mathematik fehlten. Überdies öffnete der Humanistenpapst seine Büchersammlung auch externen Lesern und schuf dazu drei Räume in einem neuen Flügel des Vatikanpalastes.

Sammler, Gönner, Gelehrte… und immer ältere Bibelhandschriften im Vatikan

Bereits im Inventar von 1475 scheint der „Codex Vaticanus“ auf. „Er blieb bis 1968 die älteste Bibelhandschrift im Vatikan“, erklärt Christine Grafinger. „Dann schenkte der Schweizer Sammler Martin Bodmer Papst Paul VI., als dieser Genf besuchte, zwei vollständige Petrusbriefe auf Papyrus, geschrieben zwischen 180 und 200 in Ägypten, wohl bei Theben. Das war über Jahrzehnte die älteste Handschrift im Vatikan – doch seit etlichen Jahren geht es noch weiter zurück, noch näher heran an die Zeit Jesu. Martin Bodmer starb 1971. Die von ihm eingesetzte Stiftung verkaufte 2007 einen Papyrus aus derselben Quelle wie die beiden Petrusbriefe an den US-Geschäftsmann Frank J. Hanna, der ihn seinerseits Papst Benedikt XVI. und damit der Vatikanischen Bibliothek schenkte. Diese Handschrift („Bodmer Papyri P75“) enthält Teile des Lukas- und des Johannesevangeliums. Sie ist das älteste bekannte Zeugnis dieser beiden Evangelientexte überhaupt. „Das sind nur so einzelne Stücke“, sagt Grafinger, „und in einem dieser Stücke ist – in der 6. Zeile – die älteste Version vom Vater unser zu finden.“

„Es geht in die Hunderte mit den Bibelhandschriften an der Vaticana“, referiert die Historikerin. „Wir haben in allen Beständen Bibelhandschriften, sowohl in den lateinischen und griechischen und orientalischen wie auch hebräischen Sammlungen. Und dann ganz frühe Bibeldrucke, unter den Inkunabeln.“

Einzigartiges Prunkstück: Das Lorscher Evangeliar von Karl dem Großen

Ein Prunkexemplar der Vatikan-Bibliothek, das besonders auf den deutschen Raum abstrahlte, ist das Lorscher Evangeliar, das um 810 in Aachen am Kaiserhof entstand und wenig später zu den Benediktinern ins nahegelegene Lorsch gelangte.

„Lorsch war ein bedeutendes Kloster zur Zeit Karls des Großen, und dieses Evangeliar ist in Aachen am Hof Karls des Großen bei seiner Bibelreform entstanden und war das Musterexemplar für alle Bibelabschriften in der Karolingerzeit. Es wurde dann dem Kloster in Lorsch gegeben und ist eine ausgesprochene Prachthandschrift. Der Großteil des Textes in Gold ist in Goldtinte geschrieben.“ Wegweisend war das opulente Manuskript auch für die Buchmalerei. Es gelangte 1623 als Teil der berühmten Bibliotheca Palatina aus Heidelberg in den Vatikan.

Kardinal statt Eremit: Ein neues Kirchenbild kündigt sich an

1430, also am Übergang zwischen Mittelalter und Neuzeit, entstand die prachtvolle Bibel des Herzogs von Este: „Dieses Evangeliar ist wichtig, denn es ist nicht in Latein oder Griechisch geschrieben, wie das ganze Mittelalter über die Bibeln überliefert worden sind, sondern in Altfranzösisch. Eine Zusammenstellung von Bibeltexten aus dem Alten und Neuen Testament.“ Besonders schön darin: eine Darstellung des antiken Kirchenvaters Hieronymus, der Ende des 4. Jahrhunderts die für lange Zeit maßgebliche Übersetzung der Bibel ins Lateinische anfertigte, die sogenannte Vulgata. Auf Gemälden wird Hieronymus gerne als dürrer Eremit in öder Landschaft gemalt, häufig in Gesellschaft eines Löwen, auch Leonardo da Vinci stellte den Kirchenvater in einem berühmten Bild in den Vatikanischen Museen so dar. Anders die Darstellung in der Bibel des Herzogs von Este. Der gezähmte Löwe sitzt zwar auch hier zu Füßen des Heiligen, doch „darüber ist eine Darstellung des Hieronymus in seinem Kardinalsgewand, und daneben hält ein Priester den Kardinalshut.“ Ein Kirchenvater, etwas gegen den ikonographischen Strich gebürstet: Kardinal statt Eremit. Hier scheint sich 1430 bereits ein neues Selbstverständnis von Kirche anzukündigen.

Die meisten ihrer Bibelhandschriften, aber nicht alle, verwahrt die Vatikan-Bibliothek in der Reserve, das heißt im gutgesicherten Magazin. Im Normalfall bekommt der Nutzer zunächst ein Faksimile vorgelegt, also eine originalgetreue Eins-zu-Eins-Kopie mit jedem noch so kleinen Brandloch. Für das Original braucht es einen Sonderantrag, den der Handschriftenleiter prüft. Der weltberühmte „Codex Vaticanus“ wurde zweimal faksimiliert, erstmals im späten 19. Jahrhundert, „in den ersten Faksimile-Versuchen, die an der Vaticana gemacht worden sind“, erklärt Grafinger.

Heutzutage ist die Technik längst in einem neuen Stadium. Viele der etlichen hundert Bibelhandschriften quer durch alle Bestände werden derzeit digitalisiert. Eines Tages können Nutzer auf der ganzen Welt diese Schätze des Christentums online und ohne Zugangsbeschränkung einsehen. (rv)

D: Kirchensteuer wird falsch verteilt

Die Verteilung der Kirchensteuer in Deutschland muss anders organisiert werden. Das fordert der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, in einem Artikel im aktuellen Heft der Herder-Korrespondenz (Ausgabe September). Nur die Hälfte der eingenommenen sechs Milliarden Euro käme in den Pfarreien an, mit Blick auf das Subsidiaritätsprinzip müsse das anders organisiert werden. Sternberg verweist in diesem Zusammenhang auf die Schweiz und das dortige System der Mitbestimmung durch Laiengremien.

In dem Artikel warnt Sternberg auch vor einem „Diözesan-Egoismus“, der einerseits die Gemeinden und andererseits überdiözesane Aufgaben aus dem Blick verliere. Für eine „grundlegende Reform, die stärker synodale Entscheidungsprinzipien in der katholischen Kirche verankere“ brauche es jetzt eine breite Debatte. (rv)

Die Rücktrittschreiben von Papst Paul VI.

Papst Paul VI.VATIKANSTADT – Nachdem bekannt geworden ist, dass der selige Papst Paul VI. zwei Rücktrittschreiben verfasste für den Fall, dass er langfristig sein Amt nicht ausüben kann, ist eine Debatte darüber entbrannt, ob dies überhaupt kirchenrechtlich gültig wäre.

Der italienische Kardinal Giovanni Battista Re (83) bestätigte, dass der heilige Papst Johannes Paul II. ihm zwei Rücktrittschreiben von Paul VI. zeigte. Diese sollten verhindern, dass die Kirche durch einen amtsunfähigen Papst gelähmt würde.

Re ist unter anderem emeritierter Präfekt der Kongregation für die Bischöfe.

„Paul VI. war besorgt, dass eine zukünftige Behinderung ihn daran hindern könnte, sein Amt auszuüben“, bestätigte der Kardinal.

Im Gespräch mit der Zeitung La Stampa erklärte der italienische Kardinal, dass „beide Briefe mit der Hand geschrieben waren. Ich erinnere mich nicht mehr mit welchem Datum, aber es handelte sich um die letzte Lebensjahre Papst . Ich glaube, sie waren vom Ende der 60er Jahre oder von 1970.“

Paul VI., mit bürgerlichem Namen Giovanni Battista Enrico Antonio Maria Montini, war Papst von 1963 bis 1978, dem Jahr seines Todes.

Der Vatikanist Andrea Tornielli erinnert daran, dass Paul VI. auf die Möglichkeit eines Verlustes seiner geistigen Fähigkeiten vorbereitet sein wollte vor dem Hintergrund der Tatsache, dass der Papst im November 1967 unter Vollnarkose in einem improvisierten Operationssaal in den päpstlichen Gemächern an der Prostata operiert worden war.

„Was wäre passiert, wenn er zum Beispiel nicht mehr aufgewacht oder längere Zeit im Koma geblieben wäre? Um dieses Dilemma angesichts der größeren Langlebigkeit der Menschen aufgrund der medizinischen Entdeckungen lösen zu können, entschied der Papst durch zwei handschriftliche Erklärungen vorzusorgen“, kommentierte Tornielli.

„Wir befinden uns hier vor einem historisch gesehen sehr verschiedenen Fall als dem des Verzichts aufgrund von Alter oder Kräftemangel, wie es in der Kirchengeschichte erstmals im Februar 2013 mit der Geste Benedikts XVI. geschehen war“.

Der Rücktritt des römischen Papstes wurde 1917 in den Codex des Kanonischen Rechts aufgenommen und besteht im aktuell gültigen von 1983 weiter.

Der erste Briefe Pauls VI. hatte den Zweck, seinen Verzicht zu erklären, während er im zweiten den Kardinalstaatssekretär „pro tempore“ – seinen vorrangigen Mitarbeiter – bat, die Kardinäle zu drängen, den ersten zu akzeptieren.

Beide Schreiben sollten im Archiv des Staatssekretariats aufbewahrt werden, aber der Privatsekretär Pauls VI., Pasquale Macchi, der 2006 starb, hatte eine Kopie.

Tatsächlich enthüllte Bischof Macchi bereits 2001 in seinem Buch „Paul VI. in seinem eigenen Worten“, dass der Papst eine solches Dokument in seinem Schreibtisch aufbewahre.

Monsignore Ettore Malnati, ein Freund Don Macchis, bestätigte ebenfalls die Existenz der Dokumente und sagte, der damalige Kardinal Joseph Ratzinger wusste um sie.

Monsignore Malnati berichtete, dass sich dies im Oktober 2003 zugetragen hatte und teilte die Reaktion dessen mit, der im Jahr 2005 Papst Benedikt XVI werden würde.

„Ich erinnere mich, dass Kardinal Ratzinger in etwa sagte: „Das ist eine sehr weise Sache, die jeder Papst tun sollte.“

Die Überlegungen anderer Päpste

Vor Papst Paul VI. hatten bereits andere Päpste die Option eines Rücktritts in Betracht gezogen: „Pius XI. dachte über die Möglichkeit nach, seinen Dienst im Krankheitsfall aufzugeben, während Pius XII. für den Fall einer Deportation durch die Nazis etwas Ähnliches prädisponierte: ´Sollten sie mich entführen, dann werden sie den Kardinal Pacelli haben, nicht den Papst´“ schrieb Tornielli.

Auch ist bedeutsam, betonte der Vatikanist, „dass Johannes Paul II. diese Dokumente Kardinal Re gezeigt hat, weil der polnische Papst an Parkinson litt und aufgrund der Verschlechterung seines Gesundheitszustandes die Möglichkeit eines Rücktritts ebenfalls erwogen hatte.“

Papst Franziskus verwies ebenso mehrfach auf die Möglichkeit, auf das Papstamt zu verzichten und dankte sogar Benedikt XVI. dafür, diesen Weg der emeritierten Päpste geöffnet zu haben.“

Franziskus sagte im Juni diesen Jahres beim Ad-limina-Besuch der Bischöfen Panamas, mit denen er über verschiedene Themen – wie den Weltjugendtag im Januar 2019 – sprach, dass „der Papst kommen wird. Ich werde kommen oder ein anderer, aber der Papst wird kommen.“ (CNA Deutsch)

Nach IS-Drohung gegen Papst und neuem Terror: Europas Kirchen verschärfen Sicherheit

VATIKANSTADT – Vor dem Hintergrund aktueller Drohungen des Islamischen Staates (IS) gegen Papst Franziskus und dem neuen islamistischen Terror in Europa haben zahlreiche Kirchen ihre Sicherheitsvorkehrungen drastisch verschärft. Die Schweizergarde ist ihrem Kommandant zufolge „bereit“.

Der vermummte Kämpfer hat ein Foto des Papstes in der Hand. Er hält es in die Kamera, dann zerstört er das Bild und droht, dass der IS nach Rom komme. Die Video-Aufnahmen stammen weder aus dem Irak noch Syrien: Sie wurden in der geschändeten und niedergebrannten Kathedrale der philippinischen Großstadt Marawi gefilmt.

Dschihadisten der mit dem IS verbündeten Maute-Gruppe eroberten in der letzten Woche des Monats Mai vorübergehend die 200.000-Einwohner-Stadt auf Mindanao. Mehrere Christen wurden ermordet, Kirchen und christliche Gebäude verunstaltet und zerstört. Philippinische Soldaten lieferten sich wochenlange Kämpfe mit den verschanzten IS-Verbündeten. Bis heute sind der Generalvikar und weitere Katholiken in der Hand der Islamisten. Wie CNA berichtete, wird befürchtet, dass die Terroristen ihre Geiseln offenbar als Schutzschilde und Selbstmordattentäter missbrauchen.

Unter dem Titel „Inside the Caliphate – #3“ (auf Deutsch: „Im Kalifat – Teil 3“) zeigt das neue Video neben Bildern toter Soldaten mehrere Szenen der Zerstörung der Kirche. Ein Kruzifix und Statuen von Heiligen und der Muttergottes werden darin zerstört. „Wir werden noch mehr Rache verüben“, heißt es, und immer wieder: „Wir werden in Rom sein, inshallah“ – dann zeigt der Sprecher mit seiner Langfeuerwaffe auf das Bildes des Papstes. Auch ein Foto von Papst emeritus Benedikt XVI. wird zerrissen. Der Film wurde am 20. August von einer der Propaganda-Einrichtungen der Islamisten verbreitet, dem „Al Hayat Media Center“.

Die spanischsprachige Seite von CNA, ACI Prensa, hat das Video veröffentlicht (Warnung: Enthält Bilder von Toten und der Schändung christlicher Gegenstände).

Sie wollen nach Rom

Der Papst und die Kirche mag mit den säkularen Mächten, die im Irak und Syrien gegen den IS Krieg führen, in grundsätzlichen Fragen nicht übereinstimmen: Für die Islamisten ist Rom – als wichtiges Symbol der Christenheit und Ort der Gräber der Apostelfürsten Petrus und Paulus – seit Jahren im Visier.

Im Oktober 2014 teilte der IS in seinem Magazin „Dabiq“ mit, dass er Krieg „gegen alle Christen“ führe, und diesen kämpfen werde, bis die schwarze Flagge selbst über dem Vatikan wehe. Wenn die jetzige IS-Generation das Ziel nicht erreiche, so „Dabiq“ weiter, dann werde es den Kindern oder Enkeln gelingen. Sie würden die Kinder der Christen auf dem Sklavenmarkt verkaufen.

Im August 2016 verkündete „Dabiq“ erneut, dass der IS Christen hasst und töten will, und sein Krieg ein Religionskrieg sei. Einen Monat später – September 2016 – kam zu „Dabiq“ ein neues Medium hinzu: Dieses IS-Magazin heißt „Rumiyah“ – Arabisch für Rom.

„Die Schweizergarde ist bereit“

Kein Wunder, dass bereits vor Jahren die Sicherheitsvorkehrungen rund um den Vatikan und in ganz Rom dramatisch verschärft wurden. Ein Pilger der 1990er Jahre würde staunen, wie die Ewige Stadt heute geschützt ist. Von patrouillierende Polizisten über Straßen, die für den Autoverkehr gesperrt sind, bis hin zu durchsichtigen Müllsäcken an den öffentlichen Eimern: die Szenerie rund um den Petersdom und die anderen Wahrzeichen hat sich deutlich geändert.

Auch hinter den Kulissen wurde kräftig gearbeitet. Ein Anschlag sei möglicherweise nur eine Frage der Zeit, so Schweizergarde-Kommandant Christoph Graf laut „Lai Croix“ vergangene Woche bei einer Tagung in Solothurn. Doch man sei vorbereitet, so Graf: Die Gardisten seien alles andere als nur fotogene Ordnungshüter. Mit modernster militärischer Technik ausgestattet und ausgebildet, seien sie einsatzbereit.

Tatsächlich wurde die Ausbildungszeit der Gardisten in der Schweiz kürzlich von zwei auf vier Monate verdoppelt. Im Tessin vertiefen die Leibwächter des Papstes nun ihre Fähigkeiten in Schutz- und Sicherheitstechnik, der Nutzung von Feuerwaffen und Erster Hilfe.

Barcelona, Köln, Venedig: Kontrollen, Barrikaden, Überwachung

Nach dem Terror in Barcelona und Cambrils am 17. August mit rund 20 Toten und über 130 Verletzten – sowie neuen Angriffen diese Woche, unter anderem in Belgien – wurden vielerorts Sicherheitsvorkehrungen weiter verschärft.

Einer der in Spanien festgenommenen Verdächtigen gestand, dass Barcelonas Kirche der Heiligen Familie, die „Sagrada Familia“, Ziel eines größeren Anschlags war. Gegenüber CNA bestätigte ein Sprecher der Basilika, dass die Sagrada Familia bereits bestehende Sicherheitsmaßnahmen prüft und verschärft. Mit den Sicherheitskräften arbeite man ohnehin bereits täglich zusammen. Doch seit dem Anschlag entwickle man mit der Polizei zusammen weitere Verbesserungen.

Einzelheiten wollte der Sprecher aus Sicherheitsgründen nicht schildern. Klar ist, dass im Umfeld der Kirche bereits eine verstärkte Polizeipräsenz im Einsatz ist – sowohl in Uniform als auch verdeckt.

„Die Sicherheitsmaßnahme sind extrem“, so der Sprecher zu CNA, aber „wir werden sehen, welche weiteren Maßnahmen ergriffen werden können“. Es gehe darum, Kontrolle zuhaben.

Das gleiche gilt für andere Länder in Westeuropa, darunter Deutschland. Nach der gezielten Ermordung unschuldiger Menschen durch Islamisten mithilfe von LKWs und Lieferwägen in Nizza, Berlin, London und andernorts sind ohnehin an vielen Plätzen Barrikaden aus Beton, Stahl und Wassertanks errichtet worden. Kontrollen wurden verschärft, Überwachung ausgebaut. Nach Barcelona werden diese Maßnahmen vielerorts verschärft – auch und gerade vor Gotteshäusern und anderen christlichen Wahrzeichen.

Am Kölner Dom, einem der bekanntesten Gebäude Deutschlands, hat man im Zuge des Terrors in Barcelona hunderte Kilogramm schwere historische Steine strategisch deponiert. „So schützt der Dom gewissermaßen selbst seine Besucher“, zitierte „RP Online“ den Kölner Polizeipräsidenten, Uwe Jacob. Damit Einsatzkräfte und Lieferwagen durchkommen, soll zudem eine „mobile Sperre“ in Form eines Polizei-Fahrzeugs im Dienst sein, hieß es weiter.

Nicht mit seiner Barrikaden- sondern seiner Wortwahl erregte nun Venedigs Bürgermeister Aufsehen: Wer auf dem berühmten Markusplatz „Allahu Akbar“ schreie, werde erschossen, verkündete Luigi Brugnaro laut Medienberichten: „Wenn irgendjemand ‚Allahu akbar‘ schreiend auf den Markusplatz rennt, schießen wir ihn nieder. Vor einem Jahr sagte ich, nach vier Schritten. Jetzt nach drei“, so der Bürgermeister Berichten von „Focus“, „Independent“ und weiteren Medien zufolge.

Elise Harris und ACI Prensa trugen zur Berichterstattung bei. (CNA Deutsch)