Amtszeit nicht verlängert: Kardinal Müller nicht mehr Präfekt der Glaubenskongregation

VATIKANSTADT – Für Kardinal Gerhard Ludwig Müller endet am morgigen Sonntag sein Amt als Präfekt der Glaubenskongregation: Papst Franziskus hat es abgelehnt, seine Amtszeit zu verlängern.

Warum Franziskus das fünfjährige Mandat des deutschen Würdenträgers nicht erneuert hat, teilte der Vatikan bislang nicht mit. Zu lesen war nur, der Papst danke dem scheidenden Kardinal.

Kardinal Müller selber erklärte dazu in einem Interview, der Papst wolle dazu übergehen, Amtszeiten nicht zu verlängern. Er sei der erste gewesen, bei dem dies umgesetzt wurde, so Kardinal Müller gegenüber der „Allgemeinen Zeitung“.

Differenzen habe es nicht gegeben, trotz unterschiedlicher Sichtweisen über manche Dinge, so der Kardinal weiter.

Sichtweise zu „Amoris Laetitia“

Tatsächlich betrifft die Frage der Sichtweise eine ganze Reihe hochbrisanter Themen, von der Frage über die Interpretation von „Amoris Laetitia“ bis zur vollen Versöhnung mit der Piusbruderschaft.

So hat Kardinal Müller etwa immer wieder betont, „Amoris Laetitia“ sei „klar“ verständlich und könne, ja, müsse im Licht der Tradition interpretiert werden. Das Schreiben, samt seines umstrittenen achten Kapitels, breche nicht mit der Lehre der Kirche.

Eine Haltung, die nicht nur die Fragen der Dubia offen ließ – welche Kardinal Müller begrüßte, gleichzeitig aber deren Autoren kritisierte, weil sie diese veröffentlichten. Müllers Haltung war auch eine zunehmend schwierige, weil Papst Franziskus selber Interpretationen von Amoris Laetitia begrüßt hat, die nicht mit Kardinal Müllers vereinbar sind. Was Kardinal Müller nicht davon abhielt, öffentlich solche Interpretationen zu kritisieren, welche der Lehre der Kirche widersprechen – ein klares Signal an die Deutsche Bischofskonferenz und die Maltesische, deren Interpretation etwa der Müllers und anderer Bischofskonferenzen widerspricht.

Das Schreiben über „Die Freude der Liebe“ und die bis heute unbeantworteten Dubia war jedoch nur ein Faktor von vielen, die dazu führten, dass Beobachter von einem klaren Mangel an Vertrauen sprachen, und einer zunehmenden Isolierung des Präfekten der Glaubenskongregation.

Zuletzt hatte Franziskus zudem unter anderem ohne Rücksprache drei Mitarbeiter der Glaubenskongregation entlassen – was Kardinal Müller im Interview „bedauert“.

Wie es für den deutschen Würdenträger weitergeht, ist noch unklar: Eine neue Aufgabe hat der ehemalige Bischof von Regensburg erst einmal nicht.

Als neuen Präfekt der Glaubenskongregation bestimmte Papst Franziskus deren bisherigen Sekretär, Erzbischof Luis Ladaria, ein spanischer Jesuitenpater. (CNA Deutsch)

Glaubenskongregation: Wer ist Erzbischof Luis Ladaria?

Der Präfekt der Glaubenskongregation ist eines der wichtigsten Ämter im Vatikan, Papst Franziskus hat es an diesem Samstag mit Erzbischof Luis Ladaria neu besetzt. Er sei ein „moderater Konservativer“, hatte er in einem Interview über sich selber gesagt. „Mir gefallen Extremistmen nicht, weder die progressistischen noch die traditionalistischen. Ich glaube, dass es einen Mittelweg gibt, dem es zu folgen gilt.“

Ladaria ist Jesuit, wie Papst Franziskus auch, und auch wie Pater Bernd Hagenkord, unser Redaktionsleiter. Deswegen unsere Frage: Wer ist Luis Ladaria?

Hagenkord: Luis Ladaria ist ein Theologieprofessor, der schon seit bald neun Jahren der zweite Mann in der Glaubenskongregation ist und damit zuständig für die Organisation und die inneren Abläufe. Ich kenne viele Leute, die ihn in dieser Arbeit schätzen gelernt haben. Er ist mit über siebzig Jahren nicht mehr der Jüngste, aber dafür ist er sehr erfahren und muss sich nicht erst einarbeiten.

Luis Ladaria ist Jesuit und ist auch nach seiner Bischofsweihe in seiner Jesuitenkommunität wohnen geblieben, regelmäßig begegnen wir uns auf der Straße vor dem Vatikan, auf dem Weg zur Arbeit. Da ist er ein wenig wie damals Kardinal Ratzinger, zu Fuß, Aktentasche unter dem Arm, irgendwie unauffällig auf der Straße. Unprätentiös würde ich ihn nennen. Aber er hat auch Energie, das habe ich in den Gesprächen bemerkt, in denen es um Missbrauchsfälle ging, deren Aufarbeitung fällt und fiel ja in seine Kompetenz, da wirkt er auf mich sehr konzentriert und ernsthaft. Was ich als gutes Zeichen werte.

Interessant ist vielleicht das Detail, dass Luis Ladaria sein Theologiestudium in Frankfurt am Main absolviert hat, er spricht also nicht nur gut Deutsch, sondern kennt auch die theologische Tradition bei uns gut, Rahner, Balthasar und so weiter.

RV: Damit bekommt jetzt ein zweiter Jesuit – nach Papst Franziskus – einen der wichtigsten Posten in der Weltkirche.

Hagenkord: Ich glaube, dass man das gelassen sehen sollte. Gerne werden ja Listen geführt, wer Nummer zwei, wer Nummer drei und so weiter sei. Der Posten ist wichtig, einflussreich weil er Disziplinfragen wie auch Lehrfragen betrifft, man darf das also nicht unterbewerten, aber auch eine Überbewertung tut dem nicht gut.

Und was den Jesuiten angeht: Die Ernennung zum Sekretär hat damals Papst Benedikt XVI. vorgenommen, das halte ich nicht für „Jesuit ernennt Jesuiten“. Wenn man auf all die Ernennungen des Papstes schaut, da sind sehr wenige Jesuiten dabei. Er hat einen erfahrenen Mann ernannt und der ist halt Jesuit, mehr ist da glaube ich nicht dabei.

RV: Steht nach Kardinal Pell, der in der vergangenen Woche sich hat beurlauben lassen, und jetzt Kardinal Müller jetzt eine größere Umorganisierung an der Spitze der Kurie an?

Hagenkord: Dass der Prozess in Australien, zu dem Kardinal Pell fährt, und das Ende der Amtszeit von Kardinal Müller zeitlich eng beieinander liegen, halte ich für Zufall. Es sieht natürlich nicht so schön aus, dass in einer Woche gleich zwei gehen, zumal unter nicht ganz einfachen Umständen. Pell will sich in einem Prozess verantworten und Kardinal Müller ist noch nicht an der Altersgrenze. Trotzdem hielte ich es für falsch, dahinter einen Zusammenhang zu vermuten. (rv)

Ladaria neuer Chef der Glaubenskongregation

  Erzbischof Luis Ladaria ist der neue Präfekt der Glaubenskongregation. Das gab der Vatikan an diesem Samstag bekannt. Der Jesuit und Theologe war bislang als Sekretär die Nummer Zwei des Dikasteriums, er rückt an die Stelle von Kardinal Gerhard Ludwig Müller, dessen Amtszeit an diesem Sonntag ausläuft.

Erzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer SJ stammt gebürtig aus Mallorca, ist Jurist und seit 1966 Mitglied im Jesuitenorden. Einen Teil seiner Studien absolvierte er an der Jesuitenhochschule in Sankt Georgen, Frankfurt am Main. Seit Mitte der 80er Jahre dozierte er Theologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, bevor er 2008 als Nachfolger von Angelo Amato zum Sekretär der Glaubenskongregation ernannt und zum Bischof geweiht wurde. 2013 bestätigte ihn Papst Franziskus in seinem Amt.

An diesem Sonntag endet regulär die fünfjährige Amtszeit von Gerhard Ludwig Müller an der Spitze der Kongregation. Papst Franziskus hat entschieden, ihn nicht um weitere fünf Jahre zu verlängern. Kardinal Müller war 2012 von Papst Benedikt zum Nachfolger von Kardinal William Levada berufen worden, der in den Ruhestand ging. Bis zu seiner Wahl zum Papst war Benedikt – Joseph Ratzinger – selbst Präfekt der Glaubenskongregation gewesen.

Müller stammt aus Mainz, promovierte in Theologie bei Karl Lehmann und dozierte Dogmatik in München, bevor er zum Bischof von Regensburg ernannt wurde. (rv)

Im Überblick: Die 4 wichtigsten Meldungen der Woche aus und über die Weltkirche

VATIKANSTADT – Von der Migrationskrise bis zu Missbrauchsvorwürfen: Die vier wichtigsten Meldungen der Woche aus und über die Weltkirche.

Kardinalsernennung

Am vergangenen Mittwoch ernannte Papst Franziskus fünf Bischöfe zu Kardinälen: Jean Zerbo, Erzbischof von Bamako; Juan José Omella, Erzbischof von Barcelona; Anders Arborelius, Bischof von Stockholm; Louis-Marie Ling Mangkhanekoun aus Pakse in Laos; und Gregorio Rosa Chavez, Weihbischof von San Salvador.

In der Predigt erinnert Papst Franziskus die Kardinäle: „Die Wirklichkeit ist das Kreuz, die Sünde der Welt, für die Er gekommen ist, um sie auf sich zu nehmen und aus der Erde der Menschen auszureißen.“ Die Kardinäle seien nicht zu Fürsten berufen, sonder dazu Christus zu folgen und mit ihm seinem Volk voranzugehen. Der Papst ruft die Kardinäle dazu auf, den Blick fest auf das Kreuz und die Auferstehung des Herrn gerichtet zu halten, damit das ganze Leben zu einem Dienst an Gott und an den Geschwistern werden kann.

Missbrauchsvorwürfe gegen Kardinal Pell

Kardinal George Pell hat die Ankündigung eines Gerichtsverfahrens wegen Vorwürfen sexuellen Missbrauchs begrüßt und angekündigt, seinen Ruf persönlich rehabilitieren zu wollen. Er hat vorübergehend sein Amt als Finanzchef des Vatikans niedergelegt um sich in Melbourne verteidigen zu können.

Kardinal Pell hat sich in der Vergangenheit sehr für die Aufklärung und Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch eingesetzt.

Bischöfe geschlossen gegen Umdefinierung von Ehe

Kardinal Marx bedauert es, wenn der Ehebegriff aufgelöst werde. Es sei unangemessen eine gesellschaftspolitische Entscheidung dieser Tragweite in einem derartig überstürzten Verfahren zu fällen. Die Ehe sei „die Lebens- und Liebesgemeinschaft von Frau und Mann als prinzipiell lebenslange Verbindung mit der grundsätzlichen Offenheit für die Weitergabe von Leben“.

Bereits im März gab die Deutsche Bischofskonferenz bekannt, dass es für die Bischöfe einen klaren Unterschied zwischen Ehe und eingetragener Lebenspartnerschaft gebe, so Bischof Koch. Die eingetragene Lebenspartnerschaft könne aus sich heraus keine Kinder hervorbringen. „In diesem Sinne hat auch Papst Franziskus in seinem nachsynodalen Schreiben ‚Amoris laetitia‘ festgehalten, dass Partnerschaften von Personen gleichen Geschlechts nicht einfach mit der Ehe gleichgestellt werden können, weil ihnen die Weitergabe des Lebens verschlossen ist, die die Zukunft der Gesellschaft sichert.“

Der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp sieht in der Abstimmung ein „wahlkampftaktisches Manöver“. Die Ehe sei die „Basis für den Fortbestand unserer Gesellschaft“ und dürfe „nicht als Gütesiegel für die Qualität einer Partnerschaft missverstanden werden. ‚Ehe für alle‘ wäre daher ein Widerspruch in sich.“

Vatikan setzt sich für Flüchtlinge ein

Am Vorabend des „Global Forum on Migration and Development“ (GFMD) forderte der Beauftragte des Vatikan für Migration und Flucht, Pater Michael Czerny, sichere und legale Wege für Flüchtlinge. Er rief die Weltgemeinschaft dazu auf, internationale Standards für Schutzbedürftige zu schaffen, um ihre Menschenwürde zu schützen. Dies sei ein besonderes Anliegen Papst Franziskus‘, dem die Sorgen und Nöte von Flüchtlingen besonders am Herzen lägen. (CNA Deutsch)

Bistum Rom: Neuer Vikar tritt sein Amt an

Dass Rom Zentrum der Weltkirche ist und Ort des Papstes, ist jedem einleuchtend. Dass Rom aber auch ein normales Erzbistum ist, mit Pfarreien, Priesterseminar, Initiativen und Verwaltung, das fällt meistens unter den Tisch. Nicht so bei den über zwei Millionen Katholiken in den über 300 Pfarreien des Bistums, das kleiner ist als die Stadt Rom selber. Hier hat das normale Pfarreileben Vorrang vor dem großen Bild der Weltkirche. Bischof der Stadt ist Papst Franziskus, zuständig für diese pastoralen Belange in der Stadt ist aber sein Vikar, der de facto die Amtsgeschäfte des Ortsbischofs verwaltet.

Bischofskirche Roms ist San Giovanni in Lateran – nicht der Petersdom -, und so führt der neue Vikar offiziell auch den Titel des Erzpriesters dieser Basilika. An diesem Donnerstag, dem Hochfest der Stadtpatrone Peter und Paul, hat diesen Dienst als Vikar des Papstes für Rom nun offiziell übernommen. Ende Mai hatte der Papst den früheren Pfarrer in Rom und späteren Weihbischof in dieses Amt als Nachfolger für Kardinal Agostino Vallini berufen.

Er wolle vor allem ein Bischof sein, der immer gut zuhöre, so De Donatis in einer ersten Botschaft an „sein“ Bistum. Gebürtig stammt er zwar aus Apulien, ist aber seit 1983 Priester in Rom und kennt deswegen das Bistum, vor allem auch deswegen, weil er in der Priesterausbildung tätig war.

Herausforderungen gibt es viele im Bistum. Noch vor 50 Jahren gab es lediglich 30 Pfarreien, die Zahl hat sich seitdem verzehnfacht. Außerdem kommen viele Migranten und Flüchtlinge in die Stadt, die Armut ist in den Straßen nicht zu übersehen.

„Wir erwarten uns von ihm einen Ansprechpartner für uns Priester“, sagt Maurizio Mirilli, Pfarrer in Rom, über seinen neuen Chef. „Die Laien wünschen sich besonders, dass er ein Gelenk sei, ein Beschleuniger, für die Anstöße von Papst Franziskus für eine Kirche im Aufbruch.“ Pfarrer-Kollege Pater Lucio Zappatore weist auf das Grundproblem auch dieses Bistums hin: „Wir haben die Praxis des Sonntagsmesse verloren, wir müssen den Glauben neu entdecken. Die Sakramente sind das Fundament unseres Glaubens, die uns dann den Anstoß geben, zu den Armen zu gehen, andere willkommen zu heißen. Allen zu helfen, die Flüchtlinge aufzunehmen, alle Menschen wert zu schätzen, das alles bekommt einen neuen Geschmack, wenn es aus dem Glauben heraus kommt.“

Viel Arbeit also für den neuen Vertreter des Papstes als Bischof von Rom, Angelo De Donatis. (rv)

Über 50 Kirchen und Klöster in der Türkei enteignet: „Stehen vor Auslöschung“

ANKARA – Die Türkei hat im Südosten des Landes mehr als 50 Kirchen und Klöster sowie deren Liegenschaften und Friedhofsgrundstücke beschlagnahmt. In der Region leben seit fast 2000 Jahren aramäische Christen, die auch noch die Sprache Jesu sprechen.

Nach Angaben des Bundesverbandes der Aramäer in Deutschlandwurden sie der türkischen Religionsbehörde „Diyanet“ übertragen, so das päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not„.

Ihr Vorsitzender, Daniyel Demir, sprach gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur „idea“ von einem beispiellosen Vorgang. Die Entwicklung im Kernland des Christentums sei dramatisch. Eine solche Enteignungswelle habe es noch nicht gegeben. Nun könne die Behörde aramäisches Kulturerbe aus den frühen Jahrhunderten „an Dritte veräußern, in Museen verwandeln oder auch zu Moscheen umwidmen“. Es sei zudem unklar, ob die Christen künftig eine Genehmigung beantragen müssen, wenn sie in ihren Kirchen Gottesdienst feiern wollen. Die Stiftung des syrisch-orthodoxen Klosters Mor Gabriel in der südosttürkischen Region „Tur Abdin“ (Berg der Gottesknechte) bereite Klagen gegen das Vorgehen des türkischen Staates vor: „Die Christen sind entschlossen, das Ganze bis an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu tragen.“ Die aramäische Minderheit sei im „Tur Abdin“ bereits stark zurückgegangen. Mittlerweile lebten in der Region nur noch 2.000, in der gesamten Türkei rund 20.000. Demir: „Wir rufen die Bundesregierung auf, den Aramäern zur Seite zu stehen“, meldet „Fides“.

Dem Ausverkauf ausgeliefert

Kirchen und Klöster in der Türkei wurden beschlagnahmt und dem staatlichen islamisch-sunnitischen Religionsamt überschrieben.

Sie zählen zu den ältesten christlichen Gemeinden der Welt, ihre Zahl ist wie die aller Christen im Nahen Osten zuletzt stark geschrumpft, und jetzt werden ihnen auch ihre letzten Besitztümer genommen: die syrisch-orthodoxen Aramäer oder Assyrer in der Türkei, deren Siedlungsgebiet in der südostanatolischen Region Tur Abdin liegt. Ihnen gehören dort hunderte uralter Kirchen und Klöster. Nun enthüllte die türkisch-armenische Zeitung „Agos“ aus Istanbul, dass der türkische Staat in einer beispiellosen Enteignungsoperation mindestens 50 frühchristliche Monumente beschlagnahmt und dem staatlichen islamisch-sunnitischen Religionsamt Diyanet überschrieben hat; dutzende weitere Enteignungen sollen laut dem Bericht folgen. Die frühchristlichen Bauten sind damit dem Ausverkauf und möglicherweise der Zerstörung ausgeliefert.

Praktisch vor der Auslöschung

„Agos“ gegenüber bestätigte das Gouverneursamt der zuständigen Provinz Mardin die Beschlagnahmungswelle, die Kirchen, Klöster, Friedhöfe und Ländereien betrifft.

Damit stehen die christlichen Gemeinden Anatoliens, die ihre Existenz auf die Zeit der Apostel zurückführen und während des Völkermords von 1915 im Osmanischen Reich hunderttausende Opfer zu beklagen hatten, praktisch vor der Auslöschung.

Viele Aramäer verließen ihre angestammten Siedlungsgebiete bereits in den 1990er Jahren, als der Bürgerkrieg zwischen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und dem türkischen Staat seinen Höhepunkt erreichte. Heute leben nach Angaben ihres deutschen Bundesverbandes in der EU 350.000 und in Deutschland 150.000 Aramäer. In Tur Abdin blieben nur noch 2000 bis 3000 Christen, die versuchen, ihre religiösen Stätten zu bewahren.

Zum Opfer der aktuellen Enteignungen wurde auch das berühmteste Kloster der Türkei, Mor Gabriel aus dem Jahr 397, nahe der Stadt Midyat. Die Abtei ist eine der weltweit ältesten und eine der wenigen, die seit mehr als 1600 Jahren aktiv genutzt werden. Die Kloster-Stiftung wurde selbst während der Enteignungen von Minderheitenbesitz nach Gründung der Republik Türkei 1923 gesetzlich geschützt. Kaum eine Stiftung religiöser Minderheiten in der Türkei verfügt über so umfangreiche staatliche Schutzurkunden.

Das alles soll nun offenbar nicht mehr gelten. „Mit dem Gesetz von 2002 konnten wir einige Grundstückstitel sichern, die auf den Namen unserer Stiftung lauteten, für andere lief der juristische Prozess“, zitierte „Agos“ den Stiftungsvorsitzenden Kuryakos Ergün. „Es war uns aber nicht möglich, alle Besitztümer einzuklagen. Gleichzeitig wurden neue Grundbücher angelegt, und die Katasterämter ignorierten die Gesetzgebung“, so Kirche in Not unter Berufung auf die „Wiener Zeitung“. (CNA Deutsch)

UPDATE: „Werde meinen Ruf rehabilitieren“: Kardinal Pell zu Missbrauchs-Anklage

Medialer Umgang mit ehemaligem Erzbischof Sydneys führt zu Diskussion über Hexenjagd gegen seine Person und katholische Kirche.

VATIKANSTADT – Kardinal George Pell hat die Ankündigung eines Gerichtsverfahrens wegen Vorwürfen sexuellen Missbrauchs in den 1970er Jahren begrüßt und angekündigt, seinen Ruf persönlich rehabilitieren zu wollen.

Bei einer Presse-Konferenz im Vatikan teilte der Präfekt des Wirtschaftssekretariates mit, er freue sich auf den Gerichtstermin, um die Anschuldigungen auszuräumen. Er werde nach Rücksprache mit seinen Ärzten gemäß deren Reise-Empfehlungen so schnell wie möglich nach Australien zurückkehren um seinen Namen reinzuwaschen.

Die Australische Polizei hatte mitgeteilt, dass sie dem ehemaligen Erzbischof von Melbourne und später Sydney mehrere historische Fälle mutmaßlichen sexuellen Missbrauchs zur Last legt.

Kardinal Pell hat die Anschuldigungen – die zum Teil seit Jahren in Umlauf sind – erneut vehement bestritten.

Die ermittelnde Polizeibehörde teilte in einer Stellungnahme vom 29. Juni mit, es handle sich um mehrere Vorwürfe aus den 1970er Jahren in Ballarat (Victoria).

Papst Franziskus dankte in einer offiziellen Stellungnahme des Vatikans dem australischen Würdenträger:

Der Heilige Vater, der Kardinal Pells Ehrlichkeit während seiner drei Jahre Arbeit in der römischen Kurie zu schätzen gelernt hat, ist dankbar für seine Zusammenarbeit und insbesondere für sein energisches Engagement für die Reformen im wirtschaftlichen und administrativen Bereich, sowie seine aktive Teilnahme am Kardinalsrat (K9).

Zudem drücke der Heilige Stuhl seine Achtung für das australische Rechtswesen aus.

Gleichzeitig ist es wichtig daran zu erinnern, dass Kardinal Pell offen und wiederholt Akte des Missbrauchs gegen Minderjährige als unmoralisch und völlig unerträglich verurteilt hat; dass er in der Vergangenheit bereits mit den australischen Behörden zusammengearbeitet hat (etwa mit seinen Anhörungen vor der Royal Commission); dass er die Päpstliche Kommission für den Schutz Minderjähriger unterstützt hat; und schließlich, dass er als diözesaner Bischof in Australien Systeme und Verfahren eingeführt hat, die sowohl Minderjährige schützen als auch den Opfern von Missbrauch Hilfeleistung garantieren.

Diskussion über eine „Hexenjagd“ gegen Pell“

Victorias stellvertretender Polizeichef, Shane Patton, betonte in der Pressekonferenz:

„Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass offensichtlich keiner der Vorwürfe gegen Kardinal Pell gerichtlich geprüft worden ist. Wie jeder andere Angeklagte hat Kardinal Pell das Recht auf ein faires Verfahren.“

Nun müsse man das Verfahren seinen natürlichen Lauf gehen lassen, so Deputy Commissioner Patton. Auch der Staatsanwalt warnte in einer Stellungnahme vor einer unfairen Berichterstattung.

Die Hinweise kommen nicht von ungefähr: In Australien ist der Umgang einiger weltlicher Medien mit der katholischen Kirche allgemein – und besonders der Person Pells – in Kritik geraten.

Dabei ist die Rede nicht nur von einer „Hexenjagd“ gegen Pell: Auf Twitter war der Hashtag #HuntingCatholics („Katholikenjagd“) stundenlang einer der „Top Trends“.

Bereits vor Befragungen des australischen Kirchenmannes durch eine „Royal Commission“ im Februar 2016 (CNA Deutsch berichtete) hatten australische Medien gemeldet, gegen den ehemaligen Erzbischof von Melbourne und Sydney werde ermittelt wegen des Verdachtes, selber Missbrauch verübt zu haben.

Die Berichte waren unter anderem vom jetzigen Erzbischof Melbournes, Denis Hart schnell und deutlich verurteilt worden als „Versuch, größtmöglichen Schaden an Kardinal Pell zu verursachen und die Arbeit der Royal Commission zu untergraben“. Wer so vorgehe, schade auch den Opfern von Missbrauch und der Prävention solcher Verbrechen in Zukunft, so die Kritik. (CNA Deutsch)

Vorwürfe gegen Kardinal Pell: Die offizielle Reaktion des Heiligen Stuhls im Wortlaut

Rom- Bei einer Presse-Konferenz heute morgen mit Kardinal George Pell und Vatikan-Sprecher Greg Burke hat der Heilige Stuhl eine Stellungnahme veröffentlicht.

CNA Deutsch veröffentlicht den vollen Wortlaut des Originals in einer eigenen Übersetzung in die deutsche Sprache.

Der Heilige Stuhl hat mit Bedauern die Nachricht von der Anklage in Australien gegen Kardinal Pell erfahren, für Jahrzehnte alte Handlungen, die ihm zugeschrieben werden.

Davon in Kenntnis gesetzt, hat Kardinal Pell in voller Achtung des Zivilrechts sich entschlossen, in sein Heimatland zurückzukehren, um sich der Anklage zu stellen, in Anerkennung der Wichtigkeit seiner Teilnahme um sicherzustellen, dass das Verfahren fair ausgeführt wird, und um die Wahrheitsfindung zu unterstützen.

Der Heilige Vater, von Kardinal Pell informiert, hat dem Kardinal eine Beurlaubung gewährt, damit dieser sich verteidigen kann.

Während der Abwesenheit des Präfektes wird das Sekretariat für die Wirtschaft weiterhin seine institutionellen Aufgaben erledigen.

Sekretäre verbleiben auf ihrem Posten, um die alltäglichen Affären des Dikasteriums zu erledigen, donec aliter provideatur. [die übliche Formulierung der Päpste für Anweisungen einer Dikasterienleitung, wörtlich: „bis etwas Anderes bereit gestellt wird“, Anm.d.R.]

Der Heilige Vater, der Kardinal Pells Ehrlichkeit während seiner drei Jahre Arbeit in der römischen Kurie zu schätzen gelernt hat, ist dankbar für seine Zusammenarbeit und insbesondere für sein energisches Engagement für die Reformen im wirtschaftlichen und administrativen Bereich, sowie seine aktive Teilnahme am Kardinalsrat (K9).

Der Heilige Stuhl drückt seine Achtung für das australische Rechtswesen aus, welches die Substanz der aufgeworfenen Fragen zu prüfen haben wird. Gleichzeitig ist es wichtig daran zu erinnern, dass Kardinal Pell offen und wiederholt Akte des Missbrauchs gegen Minderjährige als unmoralisch und völlig unerträglich verurteilt hat; dass er in der Vergangenheit bereits mit den australischen Behörden zusammengearbeitet hat (etwa mit seinen Anhörungen vor der Royal Commission); dass er die Päpstliche Kommission für den Schutz Minderjähriger unterstützt hat; und schließlich, dass er als diözesaner Bischof in Australien Systeme und Verfahren eingeführt hat, die sowohl Minderjährige schützen als auch den Opfern von Missbrauch Hilfeleistung garantieren. (CNA Deutsch)

Zwei Päpste, fünf Kardinäle

Papst Franziskus und die neuen Kardinäle haben am Mittwochabend auch Benedikt XVI. besucht. Sie trafen den emeritierten Papst in der Kapelle seines Wohnhauses in den Vatikanischen Gärten. Zuvor hatte Franziskus die fünf Kirchenmänner, darunter den schwedischen Bischof Anders Arborelius, im Petersdom feierlich ins Kardinalskollegium aufgenommen.

Der emeritierte Papst, der unlängst seinen 90. Geburtstag feierte, wirkte gebrechlich, aber geistesgegenwärtig; er hielt eine kleine Begrüßungsansprache an die neuen Kardinäle. In der Öffentlichkeit tritt Benedikt, der sich 2013 vom Petrusdienst zurückgezogen hatte, nur noch sehr selten auf. (rv)

Kardinal Pell angeklagt, legt vorübergehend Amt nieder

Kurienkardinal George Pell unter Druck: Der Finanzminister des Vatikans wird in seiner Heimat Australien wegen Missbrauchs angeklagt. An diesem Donnerstagmorgen hat er daraufhin vorübergehend sein Amt als Präfekt des Vatikan-Sekretariats für Wirtschaft niedergelegt, um sich in Australien vor Gericht zu verteidigen. Pell, der auch zum K-9, dem Kardinalsrat des Papstes, gehört, beteuerte seine Unschuld.

Vor der Presse in Rom erklärte der Kardinal, er respektiere die Gesetze und halte es für wichtig, nach Australien zurückzukehren, um dort die Vorwürfe vor Gericht ausräumen zu können. Ein Vatikanstatement gibt an, der Papst habe Pell auf dessen Bitten hin eine Auszeit gewährt. Während Pells Abwesenheit von Rom werde das Wirtschaftssekretariat des Vatikans seine Arbeit wie gewohnt fortführen; die Sekretäre blieben im Amt, „solange nicht anders entschieden werde“.

Der 76-jährige Kardinal beteuerte am Donnerstag seine Unschuld. Er weise die Missbrauchsvorwürfe komplett zurück, wolle in Australien seinen guten Namen reinwaschen und dann in den Vatikan zurückkehren, um seine Arbeit dort fortzusetzen. Die Justiz des australischen Bundesstaates Victoria hatte Pell am Donnerstag aufgefordert, am 18. Juli als Angeklagter in Melbourne vor Gericht zu erscheinen. Der Kardinal war schon im Oktober letzten Jahres im Vatikan von australischen Beamten zu den Missbrauchsvorwürfen verhört worden.

Der Vatikan betont, dass Franziskus in den letzten drei Jahren, in denen George Pell an der Kurie arbeitete, „seine Ehrlichkeit schätzen gelernt hat“. Er sei ihm „für die Zusammenarbeit dankbar“, vor allem für Pells „energischen Einsatz für Reformen im Wirtschafts- und Verwaltungswesen und für seine aktive Teilnahme im Kardinalsrat“. Auch der Heilige Stuhl betont seinen Respekt vor der australischen Justiz; zugleich weist er aber darauf hin, dass Pell „seit Jahrzehnten Missbrauch an Minderjährigen offen und wiederholt als unmoralisch und nicht hinnehmbar verurteilt“ habe.

Pell habe auch in der Vergangenheit regelmäßig mit den australischen Behörden zusammengearbeitet, den Vatikan bei der Einrichtung einer Kommission für Kinderschutz unterstützt und schon in seiner Zeit als Erzbischof von Sydney Prozeduren zum Kinderschutz eingeführt. (rv)