Malteser-Orden: Vatikan hebt offenbar Reiseverbot für Matthew Festing auf

VATIKANSTADT – Der Vatikan hat offenbar das Reiseverbot für den zurückgetretenen Großmeister des Malteser-Ordens, Fra‘ Matthew Festing, zurückgenommen.

Das berichtet der Vatikanist Edward Pentin des „National Catholic Register“ (NCR). Fra‘ Festing wird nun offenbar zum Großen Staatsrat am 29. April nach Rom reisen.

Ein Grund für die Kehrtwende des Vatikans sei, dass Festings Abwesenheit als Professritter die Wahl seines Nachfolgers ungültig gemacht hätte, schreibt Pentin unter Berufung auf Quellen im Orden.

Meldungen über eine „Missachtung des Reiseverbots“

Die Rücknahme des Reiseverbots, von der Pentin berichtet, wirft ein neues Licht auf Meldungen der Nachrichten-Agentur „Reuters“ sowie einiger Journalisten am gestrigen Donnerstag abend: Diese hatten gemeldet, Fra‘ Festing reise „in Missachtung des päpstlichen Reiseverbots“ nach Rom.

Wie berichtet hatte der von Papst Franziskus bestellte Sonderbeauftragte, Erzbischof Angelo Becciu, in einem Brief dem ehemaligen Großmeister verboten, zur Wahl seines Nachfolgers zu kommen. Dabei berief sich der Delegat auf den Papst.

Pentin hat beim NCR das Schreiben vom 15. April veröffentlicht, in dem das Reise-Verbot ausgesprochen wurde.

Der Vatikanist bewertete das – nun offenbar wieder aufgehobene – Reiseverbot als überraschend, weil Quellen im Orden zufolge Festing, der auf Anweisung von Franziskus im Januar zurücktrat, weiterhin sehr beliebt sei und sogar wiedergewählt werden könnte.

Der Papst habe zudem bereits gesagt, dass er eine Wiederwahl Festings akzeptieren würde, so Pentin weiter; somit werteten einige Mitglieder des Ordens das Reiseverbot als Versuch, den ehemaligen Großmeister daran zu hindern, Einfluß auf die Wahl eines neuen Großmeisters zu nehmen.

Zum Zeitpunkt der Wahl am kommenden Samstag befindet sich Papst Franziskus auf Ägyptenreise. (CNA Deutsch)

K9-Rat beriet über Evangelisierung

Die neun Kardinäle, die dem Papst bei der Kurienreform beraten, haben diese Woche unter anderem über jene vatikanische Einrichtungen gesprochen, die mit der Evangelisierung zu tun haben. Das teilte Vatikansprecher Greg Burke an diesem Mittwoch mit. Von Montag bis Mittwoch trafen sich die neun Kardinäle im Vatikan. An den Beratungen nahm auch Papst Franziskus teil, außer an diesem Mittwoch, da er bei der Generalaudienz war.

Bei den Dikasterien, die zur Debatte standen, handelte es sich um die Evangelisierungskongregation „Propaganda Fide“ und dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung. Es wurden aber auch Vorschläge an den Papst gerichtet, die den Rat für den interreligiösen Dialog sowie die vatikanischen Gerichte betrifft, teilte Burke mit.

Ein weiteres Feld, das besprochen wurde, betraf allgemein die Suche und Ausbildung der Mitarbeiter, die für den Heiligen Stuhl arbeiten. Dabei ging es sowohl um die Laien als auch um die Geistlichen, die im Vatikan tätig sind oder sein könnten. Deshalb hätten auch Vertreter des vatikanischen Arbeitsamtes ULSA an den Beratungen teilgenommen, so eine Note des Vatikansprechers.

Kardinal George Pell erläuterte als Leiter des vatikanischen Wirtschaftssekretariats, wie der wirtschaftliche Haushalt des Vatikans im vergangenen Jahr im Auge gehalten wurde, während Kardinal Sean O’Malley über die Tätigkeit der Päpstlichen Kinderschutz-Kommission referierte. Die nächste K9-Sitzung findet vom 12. bis 14. Juni statt. (rv)

Vatikan: Kardinal Nicora verstorben

Kardinal Attilo Nicora ist tot. Der ehemalige Leiter der Päpstlichen Güterverwaltung APSA und der Finanzaufsichtsbehörde des Vatikan Aif starb an diesem Samstag in einer Klinik in Rom, wie der Vatikan bekannt gab. Papst Franziskus kondolierte der Familie des Kardinals in einem Telegramm.

Mit seinen über 80 Jahren war Nicora nicht mehr wahlberechtigt. Der Papst hatte ihn nach seiner Emeritierung zum Legaten der beiden Basiliken in Assisi, San Francesco und Santa Maria degli Angeli, ernannt.

Damit hat die Kirche insgesamt 222 Kardinäle, 117 von ihnen sind wahlberechtigt. (rv)

Bischof Schick: Mehr Wachsamkeit gegenüber Islamismus

Zu Solidarität mit den Christen in Nigeria hat der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick aufgerufen. Schick besucht derzeit das westafrikanische Land anlässlich eines „Solidaritätsbesuchs“. Mit einem Blick auf das jüngste Attentat von Paris forderte er zugleich mehr Wachsamkeit gegenüber islamistischen Tendenzen in Europa.

Wie Erzbischof Schick im Gespräch mit Radio Vatikan erläutert, ging es bei dem Besuch darum, sich ein Bild von der aktuellen Lage im Land zu machen. Der Bamberger Bischof ist in der Deutschen Bischofskonferenz für die Weltkirche zuständig.

Schick: „Wir haben in Lagos begonnen und uns dort mit dem Erzbischof von Lagos getroffen, um in dieser 20 Millionen Einwohner-Stadt auch die Situation der Kirche zu besprechen, Informationen zu holen und dort auch die Nöte und Sorgen, aber auch die Freuden und Hoffnungen und vor allen Dingen die Anforderungen für die Kirche zu erfahren. Dann sind wir in den Nordosten gefahren, in das sogenannte „Boko-Haram-Gebiet“ in Kaduna und jetzt hier in das Gebiet in Jos, in dem wir mit dem Erzbischof Kaigama und auch anderen Bischöfen gesprochen haben. Wir haben uns auch mit muslimischen Religionsführern, mit drei Emiren, getroffen und waren bei verschiedenen Institutionen, die sich um den interreligiösen und ökumenischen Dialog bemühen. Dann waren wir auch in Lagern von Flüchtlingen, die von Boko Haram vertrieben wurden und die sich jetzt in der Nähe von Lagos aufhalten. Die Situation ist sehr trist und traurig, aber es ist auch eine Realität, die zu unserem Besuch dazu gehörte. Die Kirche ist hier sehr aktiv und tut sehr viel für den karitativen Bereich, für den interreligiösen Dialog und für die Gesellschaft, damit die Menschen in Frieden und Gerechtigkeit leben können.“

RV: Was für Wünsche und Bitten hatten Ihre Gesprächspartner auf kirchlicher Seite und auf Seite anderer Religionsgemeinschaften, wie der Muslime etwa, an Sie?

Schick: „Zunächst die Bitte, dass wir sie in ihren Sorgen, Nöten, aber auch in ihren Aktivitäten wahrnehmen, dass Afrika eben nicht als der „schwarze Kontinent“ gesehen wird, der im Chaos versinkt. Es gibt hier wirklich alarmierende Ereignisse, die uns als Christen nicht nichtig lassen dürfen, aber es gibt auch andere Seiten: Es gibt Seiten des friedlichen Miteinanders der Religionen, es gibt aktives soziales Leben und gutes Miteinander. Das wollten sie uns auch zur Kenntnis bringen. Dann möchten sie natürlich auch, dass wir ihnen helfen, und das ist sicher eine multifunktionale Hilfe z.B., dass ihre Institutionen des Dialogs und des Miteinanders gefördert werden, hauptsächlich durch die Kirche, und dass wir da auch finanzielle Unterstützung geben. Deshalb heißt der Besuch auch „Solidaritätsbesuch“. Außerdem sagen sie, dass wir mit unseren Politikern reden sollen, dass die die entsprechenden politischen, aber auch wirtschaftlichen Maßnahmen treffen, dass sich Afrika entwickeln kann, jetzt besonders hier in Nigeria. Da gibt es jetzt viele Ansatzmöglichkeiten: Die Politik kann nur die Korruption in der Politik beenden und da entsprechende Maßnahmen treffen. Sie können entsprechende Wirtschaftsvereinbarungen treffen und die Entwicklungshilfe in den europäischen Ländern steigern. Das sollen wir so unseren Politikern rüberbringen, weil wir gerade in Deutschland eine gute Beziehung zur Politik, zum Außenministerium, zum Entwicklungsministerium und auch zur Kanzlerin haben, dass wir das bei nächster Gelegenheit auch weitergeben.“

RV: Am Donnerstag gab es in Paris einen Anschlag, auch wieder mit einem terroristischen Hintergrund, dem IS. Sie sind jetzt in einem Land, wo auch Terrorismus islamistischer Prägung wütet. Was möchten Sie für eine Botschaft mitgeben, wenn man jetzt auch bei uns in Europa vor der Haustür solche Anschläge hat? Wie sollen wir damit umgehen, wenn es jetzt natürlich auch in den Medien wieder hoch gekocht wird? Wie können wir auch damit umgehen, damit der interreligiöse Dialog nicht noch mehr Risse bekommt?

Schick: „Das ist richtig und sie fragen uns auch: Geht ihr denn richtig mit denen, die einwandern, um? Seid ihr für solche terroristischen Elemente genügend gerüstet? Man darf ja nie sagen, dass der Islam oder alle Muslime Terroristen sind, das wäre völlig falsch und das ist auch hier deutlich: Ganz viele Muslime hier suchen Frieden und Einheit mit den Christen und anderen Religionen für das Land. Meines Erachtens müssen wir aber in vielerlei Hinsicht in Deutschland und in Europa wachsamer werden. Wachsamer werden, was die Einwanderung angeht und wachsamer werden, was die Rückführung in die Länder angeht. Viele Terroristen, die tätig waren, waren schon bekannt und sind nicht zurückgeführt worden. Auch eine gute Sicherheitssituation, das heißt die Polizei sowie eine gute Gerichtsbarkeit sind notwendig. In Europa haben wir eigentlich die Instrumente entwickelt, die für eine sichere, friedliche und freiheitliche Gesellschaft nötig sind. Wir müssen im Augenblick auch hoffen, dass wir das nicht verlieren. Polizisten, Gewerkschaften, Kirche – alle sind da gefordert. Wir müssen auch unsere Botschaft der Gerechtigkeit, des Friedens und des gegenseitigen Respekts aktiver in die Gesellschaft hineinbringen und wir müssen auch sagen, dass es auch Grenzen gibt und wer da nicht mitmachen will, der kann auch nicht in dieser Gesellschaft leben – nicht abschotten, sondern erst einmal aktiv für unsere guten, sozialen, wirtschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse kämpfen und auch versuchen, diese dann in die Länder wie etwa in Afrika auszubreiten, wo es eben noch nicht so ist. Ein Stück christliches Abendland muss auch wieder aufwachen und entsprechend die Menschen führen und nach den Maßstäben des Evangeliums leiten – das ist unsere Aufgabe im Augenblick.“

Die Fragen stellte Mario Galgano. (rv)

„Ein Dialog muss ehrlich sein“: Ulrich Nersinger über die Ägypten-Reise des Papstes

ROM – In einer guten Woche reist Papst Franziskus nach Ägypten. Der Besuch und sein Grundanliegen eines Dialogs mit dem Islam wird überschattet vom Terror der Islamisten und deren mörderischen Ideologie. Warum und wie ein Dialog mit dem Islam trotzdem möglich sein kann, und welche Rolle dabei die Papstreise spielen kann, ordnet im Interview mit CNA der Vatikanist und Autor Ulrich Nersinger ein.

Mehr zum Thema „Die Päpste und der Islam“ mit Ulrich Nersinger sehen Sie in der gleichnamigen Sendung beim katholischen Fernsehsender EWTN.TV. Die nächste Sendung wird am kommenden Dienstag, 25. April, um 22 Uhr ausgestrahlt.

CNA: Herr Nersinger, in unserem ersten Gespräch über die Päpste und den Islam haben Sie einen guten Rahmen für die Möglichkeiten eines Dialogs des Katholizismus mit dem Islam abgesteckt. Nun wird Papst Franziskus persönlich nach Kairo fliegen, um den interreligiösen Dialog zu unterstützen. Sprengt der Besuch diesen Rahmen?

NERSINGER: Als in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Rom St. Paul vor den Mauern, die Basilika und Grabeskirche des großen Völkerapostels, durch einen Brand fast völlig zerstört wurde, versprachen viele Nationen und Länder Europas, darunter auch protestantische und orthodoxe, Hilfe für den Wiederaufbau des Gotteshauses. Aus dem fernen Ägypten bot der dortige Vizekönig, ein muslimischer Potentat, dem Papst Alabaster für die neue Basilika an. Das damalige Oberhaupt der Katholischen Kirche, Gregor XVI. (1831-1846), ein Papst, der von Historikern oft mit dem Etikett „reaktionär“ versehen wird, nutzte die Chance, schickte drei Schiffe unter seiner Flagge zu dem Land am Nil, ließ diese Säulen und Blöcke des kostbaren Baumaterials an Bord nehmen – und iniziierte damit einen frühen christlich-islamischen Dialog. Damals sprengte ein Papst den üblichen Rahmen der Beziehungen zweier Weltreligionen zueinander. Mehr als 170 Jahre später macht sich ein weiterer Nachfolger Petri auf, erneut Begrenzungen hinter sich zu lassen.

Wie hoch sind Ihre Erwartungen denn an diese Reise?

Ich denke, Erwartungen zu formulieren oder über sie zu spekulieren, wird uns nicht weiterbringen. Dafür ist das ganze Problemfeld zu komplex. Bei dieser Reise ist vieles im Fluss und selbst fachkundige Leute dürften sich schwer tun, Entwicklungen, geschweige den Resultate, vorherzusehen. Wer behauptet, das zu können, betreibt Kaffesatzlesen. Als Christen ist uns aber Hoffnung aufgegeben. Und das sollten wir vom Gebet unterstützt tun: Hoffnung haben und vermitteln.

Für uns in der Gegenwart ist die Ägypten-Reise überschattet von den Palmsonntag-Massakern durch Islamisten und jüngst den Versuch von Kämpfern des „IS“, das Katharinenkloster anzugreifen. Was kann und soll der Papst dem Oberhaupt der Kopten, Tawadros II. dazu überhaupt sagen? Stärkt die Katholische Kirche ihren Glaubensbrüdern ausreichend den Rücken?

Angesichts so vieler ermordeter Christen in Afrika und Asien – vor allen im Nahen Osten – steht uns eine Erkenntnis deutlich vor Augen: Das Blutzeugnis für den christlichen Glauben kennt keine Konfessionen. Die grauenvollen Videos der Terrororganisation „IS“, die sich mit dem Abschlachten von Christen brüsten, haben uns in die Zeiten des frühen Christentums zurückversetzt, regelrecht in sie hinein katapultiert! Ein Zusammenrücken der Konfessionen ist daher mehr als nur geboten. Dass der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel anlässlich der Reise des Heiligen Vaters nach Kairo kommt, ist ein gutes und hoffnungsvolles Zeichen. Vielleicht sind die schrecklichen Ereignisse in Ägypten auch ein Impuls dafür, dass die Kirche der Kopten, die ja noch in eine katholische und orthodoxe getrennt ist, wieder zu einer Einheit zurückfindet.

Ich kann mich jedoch nicht des Eindrucks erwehren, dass wir in Europa alle viel zu wenig für unsere verfolgten Glaubensbrüder und –schwestern tun und einstehen. Vor kurzem habe ich mich dafür geschämt, dass mich ausgerechnet muslimische Freunde darauf hinwiesen. Vielleicht hilft uns ja der Besuch des Papstes in Ägypten zu mehr Engagement.

Neben der Begegnung mit Tawadros II. wird Franziskus auch mit dem Imam der Azhar sprechen, Ahmaad Mohammad al-Tayyeb. Diesem wirft der koptische Bischof Damian eine zu große Nähe zur Muslimbruderschaft vor. Mit Papst Benedikt hatte der Großimam bekanntlich allen Dialog abgebrochen, weil Benedikt Angriffe gegen Kopten kritisierte. Wie kann hier ein Dialog entstehen, der die christliche Seite nicht schwach aussehen lässt und dadurch fruchtlos bleibt?

Ein Dialog muss ehrlich sein. Dass heißt, Probleme in den Beziehungen zueinander und in den Gesprächen miteinander sind zu benennen, müssen „auf den Tisch“. Man darf sich berechtigten Anfragen nicht verschließen. So ist beispielsweise die Rolle der Gewalt und der Freiheit des Menschen im Koran zu klären. Ein vorgeblich „diplomatisches“ Verschweigen oder bewusstes Verwässern solcher Thematiken ist nicht hilfreich – und zwar von beiden Seiten nicht. Bei allen nötigen Respekt vor der Religion des Gesprächspartners haben Christen den Dialog von ihrer christlichen Identität her zu führen und nicht aus einer Unverbindlichkeit heraus.

Blicken wir abschließend noch einmal aus historischer Perspektive auf die Situation des Islam heute und eines Dialogs mit ihm von christlicher Seite im Jahr 2017. Was muss aus Ihrer Sicht erst einmal alles auf katholischer Seite geschehen, damit ein sinnvoller Dialog in dieser Zeit möglich ist?

Als Katholiken haben wir zunächst einmal zu lernen, was den Dialog eigentlich ausmacht. Hier ist bedauerlicherweise ein unglaublich großes Defizit zu beklagen. Als Abhilfe und unverzichtbares Basiswissen empfehle ich die Lektüre von „Ecclesiam Suam“, der Antrittsenzyklika des seligen Papst Pauls VI. (1963-1978), die zu Recht als die Dialog-Rede der Kirche gilt. In ihr wird grundlegend vermittelt, wie sich der Dialog definiert, mit wem er zu führen ist und wie er von statten zu gehen hat. Dialog ist kein Geplapper und kein unverbindliches Geschwafel – so wird er von der Kirche nicht verstanden und propagiert. Ich erlaube mir, die Ausführungen des Papstes zu wiederholen, die ich schon in unserem ersten Gespräch zitiert habe.

Für Paul VI. hat die Kirche „sich selbst zum Wort, zur Botschaft, zum Dialog zu machen“. Der Papst betont, die Liebe zur Wahrheit verpflichte dazu, „unserer Überzeugung Ausdruck zu verleihen, dass es nur eine wahre Religion gibt, und das ist die christliche und dass wir die Hoffnung nähren, dass sie als solche einmal von allen anerkannt werde, die Gott suchen und anbeten. Damit wollen wir aber nicht den geistigen und sittlichen Werten der verschiedenen nichtchristlichen Religionen unsere Achtung und Anerkennung versagen. Wir wollen zusammen mit ihnen, soweit wie möglich, die gemeinsamen Ideale der Religionsfreiheit, der menschlichen Brüderlichkeit, der Kultur, der sozialen Wohlfahrt, der staatlichen Ordnung fördern und verteidigen.“ Über diese gemeinsamen Ideale sei der Dialog möglich: „Wir werden uns immer zu ihm bereit finden, wenn er in gegenseitiger aufrichtiger Hochschätzung auch von der anderen Seite aufgegriffen wird.“ Die Sorge, den Menschen näher zu kommen, dürfe aber niemals „zu einer Abschwächung oder Herabminderung der Wahrheit führen. Unser Dialog kann uns nicht von der Verpflichtung gegenüber unserem Glauben entbinden. Das Apostolat darf keinen doppeldeutigen Kompromiss eingehen bezüglich der Prinzipien des Denkens und Handelns, die unser christliches Bekenntnis kennzeichnen.“

Von diesem Dialog, den uns „Ecclesiam Suam“ und das II. Vatikanische Konzil zum Auftrag geben, können wir uns nicht dispensieren. In der aktuellen Situation, in der sich Christen und Muslime befinden, ist er ein Muss, eine unabdingbare Verpflichtung zum Wohle aller Menschen.

Das Buch „Krieg und Frieden. Die Päpste und der Islam“ ist im Bernardus-Verlag als Taschenbuch erschienen. Es hat 126 Seiten.

Mehr zum Thema „Die Päpste und der Islam“ mit Ulrich Nersinger sehen Sie in der gleichnamigen Sendung beim katholischen Fernsehsender EWTN.TV. Die nächste Sendung wird am kommenden Dienstag, 25. April, um 22 Uhr ausgestrahlt. (CNA Deutsch)

Vatikan/Kasachstan: Kardinal Cordes Papst-Sondergesandter

Der emeritierte deutsche Kurienkardinal Paul Josef Cordes wird Papst Franziskus als Sondergesandter beim Marianischen Kongress von Kasachstan vertreten. Das gab der Vatikan an diesem Mittwoch bekannt. Der ehemalige Präsident des Päpstlichen Rates Cor Unum wird demnach in Vertretung des Papstes am kommenden 13. Mai in der Kathedrale „Unsere Liebe Frau von Fatima“ in Karaganda anwesend sein. Am einhundertsten Jahrestag der ersten Marienerscheinung im portugiesischen Wallfahrtsort Fatima wird in der Kathedrale von Karaganda die feierliche Abschlussmesse des Marianischen Kongresses zelebriert. (rv)

„Zahl der Widersprüche ist beschränkt“: Was der FSSPX noch zur Versöhnung mit Rom fehlt

Interview mit Pater Franz Schmidberger, Regens des Priesterseminars der Piusbruderschaft.

ZAITZKOFEN – Nach der Beichte jüngst auch die Eheschließung: Mittlerweile können katholische Paare in Gottesdiensten der Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX) ltig heiraten. Stimmen also Spekulationen in den Medien, dass die Piusbruderschaft schon bald in den Rang einer Personalprälatur erhoben wird? Was steht aus Sicht der Piusbrüder noch einer Versöhnung im Weg? Und: Was ist dran an dem Gerücht, dass Papst Franziskus in Fatima eine solche bekanntgeben will? Antworten von Pater Franz Schmidberger, Regens des Priesterseminars „Herz Jesu“ und ehemaliger Distriktoberer der Bruderschaft in Deutschland und Österreich.

PAUL BADDE: Herr Pater Schmidberger, in das Priesterseminar der Erzdiözese von München und Freising ist zuletzt, wie ich gehört habe, ein einziger Priesternachwuchskandidat eingetreten. – Wie sieht die Situation bei Ihnen im Priesterseminar „Herz Jesu“ von der Priesterbruderschaft Pius X. aus?

SCHMIDBERGER: Unser Seminar zählt im Augenblick 31 Seminaristen, von denen einer ein Pastoraljahr in einem Priorat in den USA verbringt. Die gute Hälfte von ihnen stammt aus dem deutschen Sprachraum, die andere Hälfte vor allem aus den Ländern des Ostens: Polen, Tschechien, Litauen, Russland und Ungarn. Im Herbst 2016 hatten wir 9 Eintritte, darunter vier Deutsche. Deshalb planen wir einen Erweiterungsbau. Natürlich gibt es auch immer den einen oder anderen Abgang, wie man dies bei einem lebendigen Organismus nicht anders erwarten kann. Schließlich geht es ja bei der Erneuerung der Kirche nicht um Quantitäten, sondern um die Heranbildung eines gut geschulten, frommen und seeleneifrigen Klerus. Und in diesem Sinn werden unsere jungen Leute, einmal zum Priester geweiht, unsere Stellungen im deutschen Sprachraum und in den Ländern des Ostens wesentlich stärken und festigen. Die Ausbildung in unserem Seminar könnte auch beispielhaft für andere Seminare sein. Um sich davon zu überzeugen, brauchen Sie nur unseren Seminarfilm anzuschauen.

BADDE: Wie erklären Sie diesen Unterschied und was bedeutet er für die Zukunft der Kirche in Deutschland?

SCHMIDBERGER: Die „Konzilskirche“ in Deutschland ist ein auslaufendes Modell. Von geistiger Konkursverwaltung zu sprechen ist nicht übertrieben. Man kann darum jedem jungen Mann, der zum Priestertum berufen ist, sagen: „Lass die Toten die Toten begraben; du aber, verkünde das Evangelium und arbeite für das Leben in den Seelen und für die Erneuerung der Kirche an Haupt und Gliedern.“

BADDE: Es ist immer wieder zu hören, dass eine vollständige Aussöhnung der Bruderschaft mit Rom kurz bevor stehe. Es würden nur noch letzte Unterschriften fehlen, sonst sei alles wohl vorbereitet. Was können Sie uns als sicher mitteilen?

SCHMIDBERGER: Was die zukünftige Struktur der Priesterbruderschaft St. Pius X. bei einer Anerkennung von Rom anbetrifft, so ist diese im Wesentlichen tatsächlich ausgearbeitet. Man wird aber noch über eine lehrmäßige Erklärung sprechen müssen, insbesondere bezüglich des II. Vatikanischen Konzils. Das Datum für eine endgültige Regelung liegt selbstverständlich in erster Linie bei der göttlichen Vorsehung, die alles lenkt und leitet. Es braucht eben viel Geduld, aber auch den festen Willen, mit Energie auf dieses Ziel hinzuarbeiten zum Wohle der ganzen Kirche.

BADDE: Als wir das letzte Mal – im Februar 2012 – miteinander sprachen, ließen Sie durchblicken, dass „die Zeit für Sie arbeite“ , trotz Ihres Zögerns vor Benedikt XVI, der Ihnen bis dahin so weit entgegen gekommen war wie noch kein Papst zuvor. Ein Jahr nach unserem Gespräch trat Benedikt als Papst zurück, den Sie mit Ihrem Erzbischof Williamson in die bis dahin schwerste Krise seines Pontifikats gestürzt hatten. Wie haben Sie damals auf die Nachricht des Rücktritts reagiert und was hat er in der Priesterbruderschaft bewirkt?

SCHMIDBERGER: Wir alle haben unter den inakzeptablen Äußerungen von Bischof Williamson gelitten. Natürlich sahen wir sehr wohl, wie die Feinde der Kirche diese benützt haben, um auf den Papst einzuschlagen, wie er dies ja auch selber in seinem Brief an die Bischöfe gesagt hat. Wir haben seinen Rücktritt bedauert, umso mehr, als er mit Summorum Pontificum der Kirche einen großen Dienst erwiesen und dann auch mit der Rücknahme des Exkommunikationsdekrets 2009 einen weiteren Schritt auf eine Normalisierung hin getan hat.

BADDE: Dennoch scheint die Zeit Ihrer Einschätzung von damals Recht zu geben – zumindest was die Annäherung der Bruderschaft mit Rom betrifft und umgekehrt. Was hat Papst Franziskus, das Papst Benedikt nicht hatte?

SCHMIDBERGER: Nicht die Zeit gibt uns Recht, sondern die Gnade Gottes in ihrem Wirken in der Zeit, die jene nicht verlässt, welche glauben, lehren und beten, wie die Kirche immer geglaubt, gelehrt und gebetet hat. Lesen Sie das demnächst erscheinende Buch von Prälat Georg May mit dem Titel „300 Jahre gläubige und ungläubige Theologie“; dann werden Sie die richtige Einschätzung bezüglich der heutigen Lage gewinnen.

Papst Franziskus hat zu unserer eigenen Überraschung uns gegenüber ein ausgesprochenes Wohlwollen. Andererseits hat er mit seiner Geringschätzung der Lehre in der Kirche viel Verwirrung gestiftet, aber wiederum auch der Konzilsideologie ein Ende bereitet. Und genau hier liegt die Möglichkeit zu einer Verständigung. Da der Papst an die Ränder geht, ist es logisch, wenn er jene nicht vergisst, die als treue Söhne der Kirche jahrelang marginalisiert worden sind.

BADDE: Gleichwohl tragen die wichtigsten Dokumente der Annäherung heute die Unterschrift Kardinal Müllers, der als Erzbischof von Regensburg Ihr schärfster Opponent in Deutschland war. In allem Streit scheint er die Konstante Ihrer Debatten geblieben zu sein. Wie deuten Sie dieses Paradox?

SCHMIDBERGER: Es ist vor allem der Papst und auch der Sekretär der Kommission Ecclesia Dei, Erzbischof Pozzo, die in einer echten Hirtensorge sich unsrer annehmen und einen jetzt schon 40 Jahre lange dauernden Konflikt beenden wollen. Wenn Kardinal Müller dieses Bemühen mitträgt, dann können wir uns darüber nur freuen. Vielleicht sind dem Kardinal auch in Rom die Augen für die Katastrophe in der Kirche aufgegangen und sucht er nach Verbündeten im Kampf gegen die Zerstörer.

BADDE: Vor sechs Jahren zitierten Sie vor mir die Ansprache von Papst Benedikt an die Vertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken vom 24. September 2011, wo er sagte: „Die eigentliche Krise der Kirche in der katholischen Welt ist eine Krise des Glaubens. Wenn wir nicht zu einer wirklichen Erneuerung des Glaubens finden, werden alle strukturellen Reformen wirkungslos bleiben.“ Und Sie kritisierten, dass durch das Konzil eben nicht der Geist der Kirche die Welt durchdrungen habe, sondern umgekehrt sei der Geist der Welt in die Kirche eingedrungen. Scheint der Prozess eines derart verstandenen „aggiornamento“ aber nicht gerade unter Papst Franziskus an sein Ziel zu kommen, der Ihnen nun die Türen in Rom weiter öffnet als jeder seiner Vorgänger? Erklären Sie uns bitte diesen Widerspruch.

SCHMIDBERGER: Wiederholen wir: Die Verwirrung in der Kirche ist groß, vielleicht größer als je zuvor in ihrer ganzen Geschichte. Wir erleben einen wahren Zusammenbruch in der Theologie, der Moral, der Disziplin, der Liturgie und der Spiritualität. Man darf ohne Übertreibung vom großen Glaubensabfall sprechen. Schlechte Ratgeber bieten dabei verderbliche Falschlösungen an, wie z.B. die Weihe von viri probati oder auch das Frauendiakonat. Gewiss darf man das Wirken des Heiligen Geistes in der Kirche nicht übersehen, der sich menschlicher Werkzeuge bedient und vielleicht unsere Bruderschaft als die größte geschlossene religiöse Gruppe benützen will, die eben aus einem Guss heraus auf diesen Zusammenbruch antworten will und in einem bescheidenen Rahmen antworten kann. Jedenfalls haben wir ein Gesamtkonzept für eine wahre Neuevangelisierung.

Ohne vorbehaltlose Anerkennung der Konzilsdekrete wird die Bruderschaft des heiligen Pius X in der „una sancta catholica ecclesia“ keine Heimat finden, erst recht nicht, nachdem inzwischen auch die Konzilspäpste Johannes XXIII. und Paul VI. heilig und selig gesprochen worden sind, woran die Bruderschaft mit vernünftigen Argumenten des Glaubens nicht mehr rütteln kann. Bisher – so hatte es den Anschein – forderten Sie immer die Umkehr Roms. Ist inzwischen aber nicht auch die Bruderschaft umgekehrt und was können Sie uns dazu sagen?

Erzbischof Lefebvre hat im Konzil immer drei Teile unterschieden: Einen Löwenanteil, der mit der bisherigen Lehre der Kirche vollkommen übereinstimmt, einen zweiten Teil an Zweideutigkeiten, die dringend eines klärenden Wortes bedürfen, und schließlich eine verhältnismäßig beschränkte Zahl von Widersprüchen, die so nicht stehenbleiben dürfen, wie z.B. gewisse Aussagen im Dekret über den Ökumenismus oder in der Erklärung über die Religionsfreiheit. Natürlich ergibt sich hier ein Fragezeichen bezüglich der Kanonisation der zwei Konzilspäpste und auch Johannes Paul II. mit dem Skandal der Assisi-Treffen und daraus folgend der Diktatur des Relativismus. In diese Frage Licht zu bringen wird dann unter anderem die theologische Arbeit sein, die nach einer kirchenrechtlichen Anerkennung der Bruderschaft auf uns alle wartet.

BADDE: Nun verdichten sich die Gerüchte, dass Papst Franziskus die Priesterbruderschaft anlässlich seiner Reise nach Fatima wieder ganz in den Schoß der Mutter Kirche heimholen und die praktische Trennung beenden will. Was halten Sie von diesen Gerüchten?

SCHMIDBERGER: Wahrscheinlich ist hier eher der Wunsch der Vater des Gedankens oder des Gerüchtes.

BADDE: Fürchten Sie in dem Fall aber nicht eine enorme Zerreißprobe und mögliche Spaltung der Bruderschaft, weil ein nicht geringer Teil von Ihnen diesen Schritt womöglich nicht mehr mitmachen will – nach all den Jahren ihrer leidenschaftlichen Auseinandersetzung mit Rom?

SCHMIDBERGER: Bei einer Regularisierung unserer Beziehung zu Rom würde uns vielleicht der eine oder andere Mitbruder verlassen; viele werden es aber bestimmt nicht sein. Bei der Bischofskonsekration 1988 waren es 17. Jedenfalls sehe ich nicht die Gefahr einer Spaltung. (CNA Deutsch)

Zu Benedikts 90. Geburtstag: Ein Strauß guter Worte aus seinem eigenen Munde

VATIKANSTADT – „Kirchenlehrer“ nennt Erzbischof Gänswein seinen verehrten Dienstherrn im neuen Buch „Über den Wolken„. Fest steht: Benedikt XVI. ist ein homme des lettres, mehr noch, ein Mann nicht nur der Buchstaben, sondern des Fleisch gewordenen Wortes, des Logos Gottes.

Zu seinem biblischen 90. Geburtstag hat Paul Badde dem Jubilar aus den Protokollen seiner spontanen Auskünfte an Journalisten diesen kleinen Strauß höchst frischer eigener Zitate gebunden.

Von einer großen Liebe und Erkenntnis getragen zu sein, ist kein schweres Gepäck, sondern es sind Flügel und es ist schön, ein Christ zu sein.

Es gibt einen Kirchenvater, der einmal das Sonderbare sah, dass die Kirche im Lauf der Jahre nicht älter, sondern immer jünger wird, weil sie immer mehr dem Herrn entgegengeht, das heißt immer mehr der Quelle entgegen, von der Jungsein, Neuheit, Erfrischung, die frische Kraft des Lebens kommt.

Wenn ich an meine Jugend denke, dann war dies eine völlig von der heutigen verschiedene Welt. Manchmal denke ich, ich lebe auf einem anderen Planeten, wenn ich die Welt heute mit der vergleiche, die bestand, als ich ein Bub war.

Dass wir in diesem Kontinent leben, der das Weltgeschick bestimmt hat – im Guten und im Bösen – gibt uns den bleibenden Auftrag, wieder das Wahre, das Reine und das Große und Zukunft Gebende zu entdecken und damit weiterhin und auf eine neue und wohl bessere Weise im Dienst der ganzen Menschheit zu stehen.

Wir müssen nicht irgendeinen Gott wiederentdecken, sondern den Gott mit einem menschlichen Antlitz. Wenn wir Jesus Christus sehen, sehen wir Gott.

Wenn ich Karol Wojtyla beten gesehen habe, dann habe ich gesehen – und nicht nur verstanden –, dass er ein Mann Gottes war. Er war grundsätzlich ein Mann, der nicht nur mit Gott, sondern auch in Gott lebte.

Dass es zahlreiche Punkte gibt, wozu der christliche Glaube Nein sagen muss, ist wahr.

Es ist nicht eine katholische Erfindung ist, dass Mann und Frau füreinander geschaffen sind, damit die Menschheit weiterlebt – das wissen eigentlich alle Kulturen.

Was die Abtreibung angeht, gehört sie nicht ins sechste, sondern ins fünfte Gebot: „Du sollst nicht töten!“

Entstanden ist das Christentum im vorderen Orient. Und lange Zeit hat es dort auch seinen Schwerpunkt gehabt und sich viel weiter nach Asien ausgedehnt, als uns heute nach der Veränderung durch den Islam bewusst ist. Allerdings hat es dann eben dadurch seine Achse erheblich nach dem Westen und nach Europa verschoben. Europa hat dann das Christentum in seiner großen, auch intellektuellen und kulturellen Gestalt weiter ausgebildet. Aber es ist wichtig, an die Christen im Orient zu erinnern, denn im Moment besteht die große Gefahr, dass gerade diese Ursprungsorte des Christentums leer werden von Christen. Dazu treten heute die anderen Kontinente mit gleichem Gewicht in das Konzert der Weltgeschichte ein. Insofern wird die Kirche vielstimmiger und das ist auch gut so, dass die eigenen Temperamente, die eigenen Begabungen Afrikas, Asiens und Amerikas, besonders auch Lateinamerikas, erscheinen können.

Es gibt diesen großen Kampf der Kirche für das Leben. Papst Johannes Paul II. hat ihn zu einem grundlegenden Punkt seines ganzen Pontifikats gemacht. Wir setzen diese Botschaft fort, dass das Leben ein Geschenk und keine Bedrohung ist.

Das Leben ist schön, es ist nichts Zweifelhaftes, sondern ein Geschenk und das Leben bleibt auch unter schwierigen Bedingungen immer ein Geschenk.

Ich bin überzeugt, dass sich in Brasilien zumindest zum Teil – und zwar zum grundlegenden Teil – die Zukunft der katholischen Kirche entscheidet. Das war für mich immer klar.

In allen Teilen der Welt gibt es überaus viele, die nicht auf das hören wollen, was die Kirche sagt. Wir hoffen, dass es wenigstens an ihr Ohr gelangt; dann können sie auch anderer Meinung sein; aber es ist wichtig, dass sie es zumindest vernehmen, damit sie antworten können. Wir dürfen nicht vergessen, dass es auch unserem Herrn nicht gelungen ist, dass ihm alle zugehört haben.

Es ist wichtiger, gute Priester zu haben als viele Priester.

Ich würde nicht wirklich von einem Verfall der Religion in Europa sprechen. Sicher befindet sie sich hier in einer Krise, ebenso wie in Amerika und Australien. Doch jetzt, in diesem historischen Augenblick, beginnen wir zu verstehen, dass wir Gott brauchen. Wir können viele Dinge tun, aber wir können unser Klima nicht erschaffen. Wir denken nur, wir könnten es tun, aber wir können es nicht. Wir benötigen das Geschenk der Erde, das Geschenk des Wassers, wir bedürfen des Schöpfers. Der Schöpfer erscheint in seiner Schöpfung wieder und deshalb können wir ohne ihn nicht wirklich glücklich sein, ohne ihn können wir nicht wirklich Gerechtigkeit für die ganze Welt suchen, wir können nicht ohne ein Kriterium leben, an dem wir unsere Ideen messen. Und auch nicht ohne einen Gott leben, der gerecht ist und der uns Licht und Leben schenkt.

Es wird sich zeigen, dass wir immer wieder eine Rückkehr zum Glauben erleben werden, weil der christliche Glaube einfach wahr ist und weil die Wahrheit immer in der Welt des Menschen gegenwärtig sein wird, denn Gott wird immer Wahrheit sein und bleiben. In diesem Sinne bin ich entschieden optimistisch.

Es gibt Dinge, die einfach immer schlecht sind, und Pädophilie ist immer ein Übel.

Jeden Tag haben die Konzilsväter die heilige Messe nach dem alten Ritus gefeiert. Sie waren aber gleichzeitig der Auffassung, dass eine natürliche Entwicklung der Liturgie in diesem Jahrhundert nach erneuerten Kriterien notwendig ist. Die Liturgie ist eine lebendige Realität und bewahrt ihre Identität auch dann, wenn sie sich weiterentwickelt.

Der Festtag der heiligen Bernadette ist auch mein Geburtstag. Dies genügt schon als Beweggrund, dass ich mich der kleinen Heiligen, diesem jungen, reinen, demütigen, kleinen Mädchen, mit der die Muttergottes gesprochen hat, sehr eng verbunden fühle.

Der Auftrag des Herrn an den Nachfolger Petri lautet, die „Brüder im Glauben zu stärken“: das zu tun versuche ich.

Die Kirche ist katholisch, das heißt universal, offen für alle Kulturen, für alle Kontinente; sie ist in allen politischen Systemen präsent und so ist die Solidarität ein inneres Prinzip, das grundlegend ist für den Katholizismus.

Natürlich ist die Erbsünde auch in der Kirche da.

Das Problem des Atheismus stellt sich in Afrika fast gar nicht, weil die Wirklichkeit Gottes in den Herzen der Afrikaner so präsent, so real ist, dass nicht an Gott zu glauben, ohne Gott zu leben, nicht als Versuchung auftritt.

Ich denke, dass die wirksamste, am meisten präsente Realität im Kampf gegen Aids gerade die katholische Kirche mit ihren Bewegungen und verschiedenen Strukturen ist.

Als Gläubige sind wir überzeugt, dass das Gebet eine echte Kraft ist: Es öffnet die Welt für Gott. Wir sind überzeugt, dass Gott uns hört und dass er in der Geschichte handeln kann. Ich denke, wenn Millionen Gläubige beten, ist es wirklich eine Kraft, die Einfluss hat und dazu beitragen kann, dass es im Frieden Fortschritte gibt.

Die Pilgerfahrt ist ein wesentliches Element vieler Religionen, auch des Islams, der jüdischen Religion und des Christentums. Sie ist auch ein Bild für unser Leben, das ein Vorwärtsgehen ist, auf Gott hin und so auch auf die Gemeinschaft der Menschheit zu.

Ich würde gemeinsame Tage des Gebets für den Frieden im Nahen Osten vorschlagen, für die Christen und die Muslime gemeinsam, um Möglichkeiten des Dialogs und von Lösungen vorzugeben.

Aus dem Schiffbruch des Paulus ist für Malta das Glück hervorgegangen, den Glauben zu haben; so dürfen auch wir denken, dass die Schiffbrüche des Lebens Gottes Projekt für uns Wirklichkeit werden lassen können und auch nützlich sein können für neue Anfänge in unserem Leben.

Unter dem Neuen, das wir heute in der Botschaft von Fatima entdecken können, ist auch die Tatsache, dass die Angriffe gegen den Papst und die Kirche nicht nur von außen kommen, sondern die Leiden der Kirche kommen gerade aus dem Inneren der Kirche, von der Sünde, die in der Kirche existiert. Auch das war immer bekannt, aber heute sehen wir es auf wahrhaft erschreckende Weise: Die größte Verfolgung der Kirche kommt nicht von den äußeren Feinden, sondern erwächst aus der Sünde in der Kirche.

Ich würde sagen, dass eine Kirche, die vor allem versucht, attraktiv zu sein, schon auf dem falschen Weg ist. Denn die Kirche arbeitet nicht für sich, sie arbeitet nicht dafür, ihre Mitgliedszahlen und damit die eigene Macht zu vergrößern. Die Kirche steht im Dienst eines Anderen, sie dient nicht sich selbst, um stark zu sein, sondern sie dient dazu, die Verkündigung Jesu Christi zugänglich zu machen, die großen Wahrheiten, die großen Kräfte der Liebe, der Versöhnung, die in dieser Gestalt sichtbar geworden sind und die immer von der Gegenwart Jesu ausgehen. In dieser Hinsicht sucht die Kirche nicht die eigene Attraktivität, sondern sie muss für Jesus Christus transparent sein.

Die Pilgerfahrt vereint: Gemeinsam gehen wir auf das Andere zu und so finden wir uns gegenseitig. Die Jakobswege sind ein Element für die Bildung der geistigen Einheit des europäischen Kontinents gewesen.

Der christliche Glaube findet seine Identität nur in der Öffnung zur Vernunft und die Vernunft wird nur sie selbst, wenn sie sich auf den Glauben hin übersteigt. Aber genauso wichtig ist die Beziehung zwischen Glauben und Kunst, weil die Wahrheit, das Ziel der Vernunft, sich in der Schönheit ausdrückt und in der Schönheit sie selbst wird und als Wahrheit erweist. Die Beziehung zwischen Wahrheit und Schönheit ist unauflöslich.

Die Weltjugendtage sind Lichtkaskaden; sie verleihen dem Glauben Sichtbarkeit, sie verschaffen der Gegenwart Gottes in der Welt Sichtbarkeit und verleihen den Mut dazu, Gläubige zu sein.

Man kann alle möglichen Verhaltensweisen, Verfügungen und Aktivitäten einem anderen mit Gewalt aufzwingen, aber nicht die Wahrheit! Die Wahrheit öffnet sich nur gegen die Freiheit hin, in freier Übereinstimmung, und deshalb sind Wahrheit und Freiheit sehr eng miteinander verbunden, die eine ist die Bedingung für die andere.

Die Suche nach der Wahrheit und nach der Würde des Menschen ist die größte Verteidigung der Freiheit.

Die Saat Gottes geht immer schweigsam auf und erscheint nicht sofort in den Statistiken.

Hölderlin hat gesagt: Am meisten vermag doch die Geburt. Und das spüre ich natürlich auch. Ich bin in Deutschland geboren und die Wurzel kann nicht abgeschnitten werden. Ich habe meine kulturelle Formung in Deutschland empfangen. Meine Sprache ist deutsch und die Sprache ist die Weise, in der der Geist lebt und wirksam wird.

Aber bei einem Christen kommt etwas anderes dazu. Er wird in der Taufe neugeboren, in ein neues Volk aus allen Völkern und Kulturen hinein, in dem er nun wirklich ganz zu Hause ist, ohne seine natürliche Herkunft zu verlieren.

Es wäre wichtig zu erkennen, dass in der Kirche zu sein nicht bedeutet, irgendeinem Verein anzugehören, sondern im Netz des Herrn zu sein, in dem er gute und schlechte Fische aus den Wassern des Todes ans Land des Lebens zieht. Es kann sein, dass in diesem Netz ausgerechnet ich neben schlechten Fischen bin und dass ich das spüre, doch bleibt wahr, dass ich da nicht wegen diesem oder jenem bin, sondern weil es das Netz des Herrn ist. Es ist etwas anderes als alle menschlichen Vereine, eine Wirklichkeit, die den innersten Grund meines Seins berührt.

Das Buch „Über den Wolken mit Papst Benedikt XVI.“ ist hier online erhältlich. Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der „Tagespost“. (CNA Deutsch)

Vatikan: Berater für Kommunikation ernannt

Papst Franziskus hat 13 neue Konsultoren für den vatikanischen Medienbereich ernannt. Unter ihnen ist einer aus dem deutschen Sprachraum: Michael Unland, Geschäftsführer des in Aachen ansässigen katholischen Medienrates CAMECO, der Medienplanung für Entwicklungsländer betreibt. Weitere neue Berater des „Sekretariats für Kommunikation“, das die vatikanischen Medien bündelt, sind Graham Ellis, Vizedirektor von BBC Radio und Dino Cataldo Dell´Accio, der den Bereich Neue Medien bei den Vereinten Nationen verantwortet. Die einzige Frau im neuen Beraterteam ist Ann Carter von der US-amerikanischen PR-Agentur Rasky Baerlein Strategic Communications. Dozent Paolo Peverini kommt von der privaten Wirtschaftsuniversität LUISS.

Breit vertreten sind unter den neuen Konsultoren jene, die aus dem kirchlichen Medienbereich kommen: der Jesuit James Martin von der US-Jesuitenzeitschrift „America“ und Michael P. Warsaw, der das Fernsehnetzwerk EWTN leitet, sowie Fernando Giménez Barriocanal, Präsident und Geschäftsführer des katholischen Radiosenderverbundes COPE aus Spanien. Der Dominikanerpater Eric Salobir ist für die Kommunikation seines Ordens verantwortlich. Der Priester Ivan Maffeis kommt von der Italienischen Bischofskonferenz, wo er als Untersekretär und Sprecher fungiert. Auch die kirchliche Universitätslandschaft ist mit mehreren Ernennungen vertreten, die Priester José María La Porte und Peter Gonsalves kommen jeweils von der Päpstlichen Universität Santa Croce des Opus Dei sowie der Päpstlichen Salesianeruniversität. Der Jesuitenpater Jacquineau Azétsop vertritt die Gregoriana. (rv)

Kardinal Sarah: „Zusammenbruch der Liturgie“

Die Krise, die die Kirche seit etwa fünfzig Jahren durchmacht, hat auch mit einem „Zusammenbruch der Liturgie“ zu tun. Das schreibt der Präfekt der Sakramentenkongregation, Kardinal Robert Sarah, in einem Beitrag für die Aprilnummer der Zeitschrift „Studi Cattolici“. „Die wirkliche Absicht des Konzils bestand nicht darin, eine Reform anzustossen, die zu einem Bruch mit der Tradition führen konnte, sondern die Tradition im tieferen Sinn wiederzufinden und zu bekräftigen“, so der Kardinal.

Sein Aufsatz hat den zehnten Geburtstag des Motu Proprio „Summorum Pontificum“ zum Anlass. In diesem Text erlaubte der damalige Papst Benedikt XVI. 2007 unter Auflagen die Feier der Messe in ihrer vorkonziliaren Form. Benedikt sprach von der „außerordentlichen Form des (einen katholischen) Ritus“.

Eigentlich solle man nicht so sehr von einer „Reform der Reform“ sprechen – ein Begriff, den Papst Franziskus dem Vernehmen nach kritisiert hat – als vielmehr von einer „gegenseitigen Bereicherung der Riten“, schreibt Sarah. Das sei „eine spirituelle Notwendigkeit“. Entscheidend für eine „authentische christliche Liturgie“ sind für ihn „die Wertschätzung der Liturgie“ sowie „das Arbeiten an ihrer Schönheit und Heiligkeit“.

Es gehe um „eine Balance zwischen Treue zur Tradition und legitimer Weiterentwicklung“. Dabei müsse jedwede „Hermeneutik der Diskontinuität und des Bruchs“ zwischen vor- und nachkonziliarer Kirche „absolut und radikal zurückgewiesen werden“. Damit greift der Kurienkardinal ein Anliegen von Papst Benedikt XVI. auf, das dieser in einer Ansprache an die Kurie 2005 äußerte. (rv)