Vatikan/Syrien: Papst schickte Delegation nach Aleppo

Im Auftrag von Papst Franziskus hat eine vatikanische Delegation Aleppo besucht. Gemeinsam mit dem Nuntius in Syrien, Kardinal Mario Zenari, und dessen Berater, reiste der delegierte Sekretär des neu gegründeten Dikasteriums für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen, Giampietro Dal Toso, vom 18. bis zum 23. Januar in die syrische Stadt. Neben christlichen Gemeinden besuchte die Delegation auch einige Flüchtlingslager, katholische Hilfseinrichtungen und Repräsentanten des Islams, sowie der zivilen Behörden. Es war der erste offizielle Besuch seit dem Ende der Kämpfe in Aleppo.

Die Delegation unterstrich die Verantwortung der Religionen in der Erziehung zu Frieden und Versöhnung. Besonders notwendig seien in Aleppo Nahrungsmittel, Kleidung, Bildung, medizinische Versorgung und Unterkünfte. Die christlichen Gemeinden drückten ihre Dankbarkeit dem Papst gegenüber für seine konstanten Bemühungen für „das geliebte Syrien“ aus. (rv)

USA: Bischöfe begrüßen Anti-Abtreibungspolitik Trumps

Die amerikanischen Bischöfe begrüßen die Entscheidung des neuen Präsidenten Donald Trump, Abtreibungshelfern staatliche Mittel zu kürzen. Das geht aus einem Statement hervor, das der Präsident des Lebensschutzkomitees der US-Bischofskonferenz, Kardinal Timothy Dolan, an diesem Dienstag auf deren Internetseite veröffentlicht hat. Darin erklärt Dolan seine Zufriedenheit über eine der ersten Amtshandlungen Trumps, mit denen er wie bereits seine republikanischen Vorgänger im Amt die Geldmittel für Organisationen, die Informationen über Abtreibung bereitstellen oder diese selbst durchführen, empfindlich kürzt. „Wir gratulieren zu dieser Entscheidung des Präsidenten Trump“, liest man in der Stellungnahme. „Es handelt sich um einen positiven Schritt hin zu einer Wiederherstellung und Stärkung wichtiger [Prinzipien der, Einf. d. R.] Bundespolitik, die das wichtigste Menschenrecht achten, das Recht auf Leben.“ (rv)

Vatikan: Museen mit neuer Webseite und neuer Direktorin

Neues Jahr, neue Direktorin, neue Webseite: Die vatikanischen Museen haben 2017 mit viel frischem Wind ihren Betrieb aufgenommen. Am Montag stellte die Generaldirektorin der päpstlichen Sammlungen, Barbara Jatta, im Vatikan das neue Webportal vor. Unter der Adresse museivaticani.va sind Informationen nunmehr in fünf Sprachen, darunter Deutsch, abrufbar.

Die Seite ist übersichtlich gestaltet und ästhetisch auf der Höhe der Zeit, mit Bildern und Videos macht sie Lust darauf, die altehrwürdige Kunstsammlung der Päpste zu besuchen. Den Museen angegliedert sind die Führungen durch die vatikanischen Gärten und die päpstliche Sommerresidenz in Castelgandolfo, die Papst Franziskus vor einigen Monaten für Besucher freigegeben hatte. Auch über diese Besuchsmöglichkeiten informiert das neue Portal erschöpfend, mit allen heutigen Möglichkeiten, online Eintrittskarten zu erwerben. Die neue Webseite steht – so sagt Barbara Jatta – für einen bestimmten Ansatz: die Kunstschätze der Päpste sollen für möglichst alle Menschen zugänglich sein.

„Die Museen sind entstanden als elitäre Räume des Kunstgenusses für die adelige oder kirchliche Elite. Eine abgeschlossene Form des Kunstgenusses. Heute sind sie zum Glück Orte geworden, die Millionen von Besuchern anziehen. Das ist ein wichtiger Aspekt, auch mit Blick auf unsere Webseite. Wir wollen in die Häuser und in die Computer der ganzen Welt gelangen, und zwar nicht bloß mit unserem touristischen Angebot. Auch indem wir erzählen, wer wir sind, indem wir unsere Werke zeigen, unsere herausragenden Kollektionen. Und auch unsere didaktischen Angebote. Die bieten wir sowohl in den Museen selbst als auch über unsere neue Webseite an.“

Sieben Kilometer Rundgang, alles mitgerechnet, sind die Vatikanischen Museen groß. Das Problem ist, dass die meisten Besucher schon vor dem Eingangstor anstehen müssen: zweihundert Meter Besucherschlange entlang der Vatikan-Mauer ist keine Seltenheit. Barbara Jatta möchte den Online-Verkauf der Eintrittskarten auch deshalb ausbauen, um diese Schlangen möglichst ganz aufzulösen. Überhaupt setzt die Direktorin ganz auf Digitalisierung dessen, was digitalisierbar ist – wobei klar ist, dass kein noch so ausgefeilter Web-Zugang die Begegnung Auge zu Auge mit der Laokoon-Gruppe oder dem Jüngsten Gericht in der Sixtinischen Kapelle ersetzen kann.

„Ich komme von einer sehr weitreichend digitalisierten Einrichtung, der Vatikanischen Bibliothek, und in diese Richtung möchte ich weitermachen. Wir wissen ja, die Bibliotheken waren unter allen Kultureinrichtungen vielleicht diejenigen, die als erste das Internet als Medium des Wissens und der Kommunikation genutzt haben. Ich denke da auch an den Prozess der Digitalisierung unserer Fotografien, nicht nur zu online-Verkaufszwecken, sondern auch mit einem kulturellen Ziel.“

Die 53-jährige Kunsthistorikerin Barbara Jatta, verheiratet und dreifache Mutter, ist seit 1. Januar als Generaldirektorin der Vatikanischen Museen im Amt. Das Webportal hat noch ihr Vorgänger Antonio Paolucci vorbereitet. Der charismatische Italiener verabschiedete sich in den Ruhestand, nachdem er die von ihm als Nachfolgerin ausgewählte Jatta vier Monate lang eingearbeitet hatte. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte Jatta, sie fühle sich in der Verantwortung, das große Erbe Paoluccis weiterzuführen, lasse sich davon aber nicht einschüchtern.

„Ich spüre auch eine moralische und geistliche Verantwortung für mein Amt. Ich möchte gerne eine fortwährende Achtung für die Beziehung zwischen Kunst und Glauben wahren, wenn wir einzelne Vorhaben auswählen, aber auch was unser berufliches Alltagsleben im Museum betrifft.“

Eine Frau an der Spitze der Vatikanischen Museen: Nicht nur für vatikanische, sondern auch für internationale Verhältnisse ist diese Ernennung Avantgarde. So gut wie alle Nationalgalerien Europas, mit Ausnahme des Wiener Kunsthistorischen Museums, haben wie selbstverständlich männliche Direktoren, vom Louvre über den Prado, vom British Museum über die Staatlichen Museen zu Berlin bis hin zur Eremitage. Die Vatikanischen Museen zählen mit bald sechs Millionen Besuchern pro Jahr zu den größten Kunstsammlungen der Welt. (rv)

Papst Franziskus betet für Trump bei Amtseinführung als US-Präsident

VATIKANSTADT – Papst Franziskus hat Donald Trump zur Einführung als 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gratuliert und dafür gebetet, dass Gott ihm Weisheit und Kraft gebe.

In seiner Botschaft an den neuen US-Präsidenten teilte der Pontifex mit:

„In dieser Zeit, in der unsere Menschheitsfamilie bedrängt ist von schweren humanitären Krisen, die Weitsicht und vereinte politische Antworten erfordern, bete ich, dass Ihre Entscheidungen geführt sein mögen von den reichen spirituellen und ethischen Werten, welche die Geschichte de amerikanischen Volkes geprägt haben und das Engagement Ihrer Nation für den Fortschritt menschlicher Würde und weltweiter Freiheit“.

Diesen Worten fügte Franziskus den Wunsch zu, dass die USA „weiterhin daran bemessen werde, wie das Land sich um die Armen, die Verstossenen und die Bedürftigen kümmert, die, wie Lazarus, vor unserer Tür stehen. Mit diesen Empfindungen bitte ich den Herrn, dass er Ihnen und Ihrer Familie, und dem ganzen geliebten amerikanischen Volk, seinen Segen des Friedens, der Eintracht und jedweden materiellen und spirituellen Wohlstands gewähre.“

Während der Rede zu seiner Amtseinführung schwor Trump, eine Stimme für „die vergessenen“ Menschen der USA zu sein, und „das Land seinem Volk zurückzugeben“.

„Wir, die wir heute hier versammelt sind, erlassen einen neuen Beschluss“, so Trump. Das neue Motto sei: „America first, America first.“

Mit den Nationen der Welt werde er sich um Freundschaft und guten Willen bemühen. Es gehe ihm nicht darum, anderen den amerikanischen „Way of Life“ aufzuzwingen, sondern als Beispiel und Vorbild voranzugehen. (CNA Deutsch)

Panama/USA: Weltjugendtag 2019 bereits im Januar

Der Weltjugendtag in Panama wird 2019 vom 22. bis 27. Januar und damit nicht wie üblich im Sommer stattfinden. Dies hat der Erzbischof des Gastgeberlandes, Jose Domingo Ulloa Mendieta, bei einer Pressekonferenz am Freitag in Panama-Stadt bekannt gegeben. Aus klimatischen Gründen sei der Termin vorgezogen worden.

Den Organisatoren sei durchaus bewusst, dass nicht alle Länder in dieser Zeit Ferien haben, doch seien sie überzeugt, dass diese Tatsache tausende junge Menschen anderer Kontinente nicht davon abhalten könne, nach Panama zu kommen, um Jesus Christus, Maria und dem Nachfolger Petri zu begegnen, äußerte sich der Erzbischof. Panama erwarte die Jugendlichen mit offenen Herzen und Armen. Das Motto des nächsten Weltjugendtages lautet: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ (Lk 1,38)

Die Zusammenkunft des Papstes mit jungen Christen aus aller Welt im Rahmen der Weltjugendtage geht auf Papst Johannes Paul II. zurück. Sie findet im Wechsel von internationaler und regionaler Ebene statt. Der letzte Weltjugendtag hatte 2016 in Krakau stattgefunden. Mit Panama wird zum dritten Mal ein lateinamerikanisches Land der Gastgeber. (rv)

Was Kardinal Dolan zur Amtseinführung von Donald Trump zu sagen hat

WASHINGTON, D.C. – Eine sorgfältig ausgewählte Bibelstelle wird zur Amtseinführung von Donald Trump zum Präsidenten der USA am heutigen Freitag der Erzbischof von New York vorlesen.

Für die feierliche Zeremonie hat Kardinal Timothy Dolan das neunte Kapitel aus dem Buch der Weisheit gewählt.

Diese Wahl ist mehrfach bedeutungsträchtig. Einmal findet sich dieses Buch des Alten Testaments natürlich in der Bibel – aber nicht in protestantischen. Und Trump identifiziert sich als Presbyterianer.

Dann ist Kapitel 9 im Buch der Weisheit ein Gebet des Königs Salomon, in dem dieser Gott preist und Ihn um Weisheit bittet als Herrscher Israels.

Angesichts der tief gespaltenen Öffentlichkeit der USA hat Kardinal Dolan betont, dass seine Teilnahme an der Amtseinführung keine einseitige Unterstützung des zukünftigen Präsidenten darstelle. Wenn die Gegenspielerin Trumps gewonnen und ihn eingeladen hätte, wäre er genauso geehrt gewesen, teilzunehmen, sagte der New Yorker Erzbischof der Presse.

Unklar ist, ob der Kardinal das ganze neunte Kapitel vorlesen wird, oder nur eine Passage daraus.

Aber diese Stelle wird er voraussichtlich nicht auslassen wollen:

Mit dir ist die Weisheit, die deine Werke kennt / und die zugegen war, als du die Welt erschufst. Sie weiß, was dir gefällt / und was recht ist nach deinen Geboten.
Sende sie vom heiligen Himmel / und schick sie vom Thron deiner Herrlichkeit, damit sie bei mir sei und alle Mühe mit mir teile / und damit ich erkenne, was dir gefällt.
Denn sie weiß und versteht alles; / sie wird mich in meinem Tun besonnen leiten / und mich in ihrem Lichtglanz schützen.
Dann wird dir mein Handeln gefallen; / ich werde dein Volk gerecht regieren / und des Throns meines Vaters würdig sein. (Weish 9,9-12)

(CNA Deutsch)

Parolin in Davos: Wirtschaftliche Gerechtigkeit für Frieden

Vom diesjährigen World Economic Forum – kurz WEF – in Davos erwartet Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sich konkrete Maßnahmen für eine gerechtere Wirtschaft. Denn nur wenn Gerechtigkeit herrsche, dann könne es auch Frieden in der Welt geben. Das sagte er an diesem Donnerstag im öffentlichen Gespräch mit dem ehemaligen deutschen Wirtschaftsminister und FDP-Politiker Philipp Rösler, Geschäftsführer der Stiftung Weltwirtschaftsforum. Die Nummer Zwei im Vatikan ist einer der 3.000 Besucher beim Gesprächsforum, an dem Wirtschaftsleute, Politiker, Staatschefs und Kulturschaffende aus über 100 Ländern teilnehmen. Unter Berufung auf den Wahlspruch von Papst Pius XII. betont Parolin:

„Opus iustitiae pax – das Werk der Gerechtigkeit ist der Frieden. Wenn es keine Gerechtigkeit gibt, dann gibt es keinen Frieden. Das ist genau das, was dieses Forum zu erreichen versuchen sollte, nämlich Gerechtigkeit im wirtschaftlichen Bereich und beim Handel, andernfalls wird es keinen Frieden geben.“

Mit Blick auf das atomare Wettrüsten der vergangenen Jahre unterstreicht er die Position des Heiligen Stuhls, der seit jeher auf die atomare Abrüstung drängt: „Ein Frieden, der auf Angst aufbaut, ist kein Frieden. Und atomare Waffen sind nur eine Art, den anderen Angst einzuflößen, um sie vom Handeln abzuhalten.“

Die Päpste hätten sich über die Jahre immer wieder entschlossen für Frieden auf der Welt eingesetzt, erinnert er insbesondere an Benedikt XV. und Pius XII., die die beiden Weltkriege des vergangenen Jahrhunderts erlebten. Der Dritte Weltkrieg, so betont Papst Franziskus es immer wieder, sei unterdessen just dieser Tage und unbemerkt von den meisten in vollem Gange.

Frieden sei hingegen auch für die Wirtschaft ein enorm wichtiger Faktor, erläutert Rösler in seiner Moderation: Im jüngsten Risk-Report für die Wirtschaft beispielsweise stand die Frage des Friedens unter allen genannten Risikofaktoren auf Platz 1.

Frieden sei auch der Grund, aus dem die vatikanische Diplomatie überhaupt bestehe, so der ranghöchste Vatikandiplomat, der in dem halbstündigen Gespräch auch auf die Rolle der Vatikandiplomatie, ihre Ziele und die Krise der Europäischen Union einging.

„Wir müssen anerkennen, dass die Europäische Union derzeit in einer Krise ist. Zunächst möchte ich hervorheben, dass die Europäische Union dem Europäischen Kontinent große Vorteile verschafft hat. Das dürfen wir nicht vergessen! Vielleicht ist es eines unserer heutigen Probleme, dass die junge Generation diese Vorteile nicht mehr erkennt. Denken wir beispielsweise an den Frieden: unser Kontinent hat 60 Jahre lang in Frieden gelebt, nach den zerstörerischen Erfahrungen des Ersten und Zweiten Weltkrieges.“

Auch die Freizügigkeit im Waren- und Personenverkehr nannte Kardinalsstaatssekretär Parolin in seinem Plädoyer für die Europäische Union. Gerade diese Freizügigkeit war jedoch mit ein entscheidender Grund für den Brexit, und wird auch von anderen Ländern als Gefahr für die eigene Identität gesehen:

„Da gibt es einen Konflikt, das müssen wir anerkennen. Beispielsweise die Tatsache, dass einige Länder entschieden haben, ihre Türen zu schließen, weil sie sich auf ihre spezifische Identität berufen. Sie haben Angst, dass diese Identität verloren gehen könnte durch die Einreise von Menschen anderer Kulturen und Religionen.“ Doch dazu gebe es zweierlei zu sagen, betont Parolin: Einerseits sei dies insgesamt kein neues Phänomen, sondern ziehe sich durch die Geschichte des Menschen, die eine Geschichte des fruchtbaren Austauschs von Kulturen sei. Neu sei höchstens die die Dimension dieses Phänomens insbesondere für Europa, auch wenn es dabei zu bedenken gebe, dass die meisten Migranten weltweit gar nicht erst dort einträfen.

„Und zweitens, und das ist genau das, was der Heilige Vater oft gesagt hat, ist das die Herausforderung, die vor uns liegt, nämlich wie man Verschiedenheiten nicht zu einer Ursache von Konflikt, Zusammenstößen und Trennungen werden lässt, sondern zu einer Quelle gegenseitiger Bereicherung und Fortschritt. Und heute, in unserer multipolaren Welt, in der es so viele Machtzentren und Interessensgruppen gibt, wird das immer wichtiger.“

Philipp Rösler ist seit 2014 Geschäftsführer der Stiftung, die das Weltwirtschaftsforum organisiert. Er ist bekennender Katholik und auch im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken vertreten. (rv)

„Schiff der Ökumene wäre nie ausgelaufen ohne Gebetswoche“

Die Gebetswoche für die Einheit der Christen, die an diesem Mittwoch beginnt, steht in diesem Jahr im Zeichen des Gedenkens zu 500 Jahren Reformation. Die Texte und Meditationen hat die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) erarbeitet, im Auftrag des Heiligen Stuhls und des Ökumenischen Rates der Kirchen. Für den Ökumene-Verantwortlichen im Vatikan, Kardinal Kurt Koch, ist die Gebetswoche nicht nur eine der vielen ökumenischen Initiativen, die im Lauf des Jahres durchgeführt werden. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt er, ohne die Gebetswoche gäbe es auch keine Ökumene im heutigen Sinn.

„Die Gebetswoche in sich ist etwas Besonderes. Die ganze ökumenische Bewegung hat mit der Einführung der Gebetswoche begonnen. Ich denke, das ökumenische Schiff wäre nie wirklich ausgelaufen, wenn es nicht von dieser Gebetsströmung getragen worden wäre.“

500 Jahre sind eine lange Zeit, und in den vergangenen 365 Tagen gab es ungewöhnlich viele bedeutende ökumenische Initiativen und Gesten: Der Papst traf den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill auf Kuba, Franziskus reiste zum Reformationsgedenken nach Lund, das Panorthodoxe Konzil tagte auf Kreta.

„2016 war nicht nur ein Heiliges Jahr der Barmherzigkeit, es war ein ganz ökumenisches Jahr mit den vielen Ereignissen, die wir gehört haben. Diese sind ja nicht einfach punktuell geschehen und stehen einfach da, sondern die sind Eröffnungen weiterer Prozesse.“

Als biblisches Motto für die Gebetswoche-Texte dient diesmal eine Stelle aus dem zweiten Paulus-Brief an die Korinther: „Versöhnung: Die Liebe Christi drängt uns“ (2 Kor 5,14-20). Gerade das Stichwort „Versöhnung“ sei in der Ökumene heute wichtiger denn je, so Kardinal Koch.

„All die ökumenischen Ereignissen – auch das Reformationsgedenken – können nicht der Abschluss von irgendetwas sein, sondern das ist ein Neubeginn. All die ökumenischen Initiativen haben nicht einen Punkt, sondern einen Doppelpunkt gesetzt und warten auf die Fortsetzung auf das Ziel der Einheit hin.“

Abschluss mit Papst Franziskus

Die Gebetswoche endet am 25. Januar mit einer Vesper in der römischen Papstbasilika St. Paul vor den Mauern. Wir übertragen diese Feier live auf Deutsch ab 17.20 Uhr. Sie können die Feier auf Youtube oder unserem Vatikan Player mitverfolgen. (rv)

Amoris Laetitia: Kardinal Caffara erklärt Anliegen der „Dubia“

VATIKANSTADT – In die Diskussionen um die offenen Fragen zu Amoris Laetitia hat sich einer der Autoren des Bittbriefs an den Papst geäußert. Kardinal Carlo Caffarra ist einer der vier Unterzeichner der“Dubia“.

Der emeritierte Erzbischof von Bologna war von 1981 bis 1995 Leiter des Päpstlichen Instituts Johannes Paul II. für Studien zu Ehe und Familie. Er sprach mit Matteo Matzuzzi von „Il Foglio“.

Beweggründe für den Brief an Franziskus

In seinem Interview erklärt Kardinal Caffarra die Beweggründe für den Brief an Papst Franziskus, in dem er mit drei weiteren Unterzeichnern den Papst bittet, fünf Zweifel, lateinisch Dubia, „aufzulösen, welche die Ursache von Verunsicherung und Verwirrung sind“.

Der Brief wurde Mitte September an den Papst sowie den Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, geschickt, und zwei Monate später veröffentlicht.

Über den Brief und seine Dubia habe er „monatelang nachgedacht…und meines Teils waren sie auch Gegenstand langer Gebete vor dem Allerheiligesten Sakrament“, sagte Kardinal Caffarra gegenüber „Il Foglio“.

Die vier Kardinäle hätten sich verpflichtet gefühlt, die Dubia vorzulegen aufgrund ihrer Rolle als Berater des Papstes, und aufgrund „der Tatsache – die nur ein Blinder abstreiten könnte – dass in der Kirche eine große Verwirrung, Unklarheit, Unsicherheit herrscht aufgrund einiger Abschnitte in Amoris Laetitia.“

„In diesen Monaten haben, was die grundsätzlichen Fragen der sakramentalen Ökonomie (Heirat, Beichte und die Eucharistie) und den christlichen Lebensweg betrifft, einige Bischöfe ‚A‘ gesagt, während andere das Gegenteil von ‚A‘ gesagt haben in der Absicht, den gleichen Text zu interpretieren“, so Kardinal Caffara.

Der Ausweg aus diesem „Deutungskonflikt“ war, auf grundsätzliche theologische Interpretationskriterien zurückgreifen zu können, anhand derer seines Erachtens „einigermaßen nachgewiesen werden könnte, dass Amoris Laetitia nicht Familiaris Consortio widerspricht“.

Doch, so Kardinal Caffarra weiter, habe sich gezeigt, „dass dieser epistemologische Ansatz nicht ausreichen würde. Der Kontrast zwischen den beiden Interpretationen setzte sich fort“ – und daher sei die einzige Möglichkeit einer Klärung gewesen, den Autor von Amoris Laetitia zu bitten, dies zu klären.

„Lauter stumme Hunde“?

Aus Achtung vor dem Papst hätten die Kardinäle entschieden, den Brief als privates Schreiben zu verfassen, und sich nur entschieden, den Brief auch zu veröffentlichen, „als wir sicher waren, dass der Papst nicht antworten würde… Wir interpretierten sein Schweigen als Erlaubnis, die theologische Diskussion fortzusetzen. Zudem betrifft das Problem darüberhinaus sowohl das Magisterium der Bischöfe (die, was wir nicht vergessen sollten, dieses Lehramt nicht ausüben weil ihnen der Papst es an sie delegiert hat, sondern aufgrund des Sakramentes, dass sie empfangen haben), als auch das Leben der Gläubigen“.

In Anspielung auf die Stelle in Jesaja 56:10 – „Die Wächter des Volkes sind blind, / sie merken allesamt nichts. Es sind lauter stumme Hunde, / sie können nicht bellen. Träumend liegen sie da / und haben gern ihre Ruhe“, sagte Kardinal Caffarra weiter, dass die Skandalisierung der Gläubigen zudem zugenommen habe, „als hätten wir uns Verhalten wie die Hunde, die nicht bellen“.

Die Spaltung innerhalb der Kirche „ist der Anlass des Schreibens, nicht seine Folge“, so der italienische Purpurträger wörtlich.

Als Beispiel nannte der emeritierte Erzbischof das Schreiben eines Pfarrers, der nicht mehr wisse, was er in der geistlichen Begleitung und im Beichtstuhl tun solle wenn Gläubige zu ihm kämen und die Kommunion verlangten, trotz ihrer ehebrüchigen Situation, und zu ihrer Rechtfertigung den Papst zitierten.

„Das ist die Situation vieler Seelsorger, vor allem der Pfarrer“, so Kardinal Caffarra weiter. „Das ist eine Last, die sie nicht alleine schultern können“.

Trennung von Lehre und Praxis „eine Absurdität“

Ein schwerwiegendes Problem sei zudem, von einer zu großen Unterscheidung zwischen Lehre und pastoraler Praxis zu sprechen, sagte der Kardinal. Wer meine, pastorale Praxis sei nicht begründet in der Lehre tue so, als sei deren Ursprung beliebig. „Eine Kirche, die der Glaubenslehre wenig Aufmerksamkeit schenkt ist keine pastoralere Kirche, sondern eine ignorantere Kirche“.

Der Kardinal weiter: „Wenn ich höre, das sei nur eine pastorale Änderung, und keine doktrinäre, oder dass das Gebot, welches Ehebruch verbietet nur ein rein positives Gesetz sei, dass geändert werden könne (und ich glaube kein redlicher Mensch kann das meinen), dann heißt das, dass ja, ein Dreieick hat allgemein drei Seiten, aber es ist möglich, eines mit vier Seiten zu machen. Mit anderen Worten: Das ist eine Absurdität.“

„Weiterentwicklung der Lehre“ kann nicht widersprüchlich sein

Die Idee einer „Weiterentwicklung des Lehramtes“, mit der einige Interpreten von Amoris Laetitia die Zulassung geschiedener Wiederverheirateter zur Kommunion für möglich halten, stößt bei Kardinal Caffarra ebenfalls auf Kritik.

„Wenn etwas klar ist, dann, dass es keine Weiterentwicklung gibt wo es Widersprüchlichkeit gibt. Wenn ich von ‚S‘ sage, dass es ‚P‘ ist und dann sage, dass ‚S‘ nicht ‚P‘ ist, dann entwickelt sich die zweite These nicht aus der ersten, sondern widerspricht ihr. Bereits Aristoteles hat zurecht gelehrt: Wenn man ein allgemein affirmatives Prinzip hat (etwa, dass jeder Ehebruch schlecht ist) und gleichzeitig eine bestimmte negative Aussage mit dem gleichen Subjekt und Prädikat (etwa, dass mancher Ehebruch nicht schlecht ist), dann stellt das keine Ausnahme dar zum ersten Prinzip, sondern dann widerspricht es diesem.“

Die Dubia sollten klären, ob Amoris Laetitia eine Weiterentwicklung der bisherigen Glaubenslehre darstelle, oder dieser widerspreche – da es auf Seiten beider Interpretationen Bischöfe gebe, die die jeweilige Sichtweise vertreten, so Caffarra.

„Hat Amoris Laetitia gelehrt, dass unter bestimmten Umständen und nach Durchlaufen eines bestimmten Prozesses [geschiedene und wiederverheiratete] Gläubige die Eucharistie empfangen können ohne beschlossen zu haben, enthaltsam zu leben? Es gibt Bischöfe, die ausgesagt haben, dass dies möglich ist“, so der Kardinal. Es sei eine einfache logische Ableitung, dass man dann auch lehren müsse, dass Ehebruch nicht an sich ein Übel ist.“

Das Wertvolle an Amoris Laetitia sei, betonte Kardinal Caffarra, dass es Seelsorger auffordert, nicht einfach Menschen „Nein“ zu sagen, sondern sich dieser Gläubigen anzunehmen und um sie zu kümmern, ihre Situation prüfen und unterscheiden zu helfen.

Wichtig an den Dubia sei, dass sie Bischöfe und Priester daran erinnern, dass es an sich schlechte Handlungen [intrinsece malum, Anm.d.R.] gebe, welche durch Vernunft erkennbar seien, wie als erster im Westen Aristoteles erkannt habe.

Missverständnis der Rolle des Gewissens

Abschließend erklärte Kardinal Caffarra, dass der Begriff des Gewissens und seine Rolle nicht missverstanden werden dürfe.

Das Gewissen und seine Prüfung sei ein Akt der Vernunft, der nicht verwechselt werden dürfe mit einer Art unanfechtbaren Instanz, die über Gut und Böse des eigenen Handelns, der eigenen Subjektivität entscheide.

Daher sei das fünfte Dubium auch das wichtigste, so Kardinal Caffarra, weil es sich der Frage des Gewissens widme, und ob dieses „niemals dazu autorisiert ist, Ausnahmen von den absoluten moralischen Normen zu legitimieren, welche Handlungen verbieten, die durch ihr Objekt in sich schlecht sind“, wie es in der Frage an Kardinäle heißt.

Tatsächlich gebe es einen Abschnitt in Amoris Laetitia, der scheinbar „die Möglichkeit erlaubt, dass es eine wahre Gewissensentscheidung geben kann…im Widerspruch mit der Lehre der Kirche betreffend des Schatzes der göttlichen Offenbarung. Das ist der Eindruck. Deshalb haben wir dem Papst die Dubia gegeben“.

Abschließend erinnerte Kardinal Caffarra an den Seligen John Henry Newman. Dieser habe das Gewissen „in einleuchtendster Weise“ verstanden. Der englische Konvertit erkannte, dass eine privates Urteil nicht zum „höchsten Kriterium moralischer Wahrheit“ erhoben werden könne.

„Sage niemals einer Person: ‚Folge immer Deinem Gewissen‘, ohne sofort hinzu zu fügen: ‚liebe und suche die Wahrheit über das Gute‘. Sonst gibt man dieser Person die zerstörerischste Waffe seiner Menschlichkeit an die Hand“. (CNA Deutsch)

Panama: Bischöfe für Kinderschutz und gegen Korruption

Kinderschutz und der Kampf gegen Korruption waren die Hauptthemen der Vollversammlung der Bischöfe Panamas. In dem Abschlussdokument bekräftigen die Bischöfe an erster Stelle die Notwendigkeit, die Minderjährigen zu schützen. „Kinderarbeit, Sklaverei, Prostitution, Ausbeutung, Zwangsmigration, die Mafias und die Märkte des Todes“ seien Übel, die die Kinder besonders bedrückten. In Bezug auf den Missbrauch durch Priester sprachen die Bischöfe von einer „Null-Toleranz-Grenze“ und von „einer Sünde, für die die Kirche um Vergebung bittet“.

Die Korruption sei, so die Bischöfe, „eine Wunde, die durch das Fehlen von Ethik und Moral verursacht und auf allen Ebenen der Gesellschaft spürbar“ sei. Weitere Themen waren die Ausbildung junger Menschen, die Frage nach einem Gesetz über Sexualkunde, die Aufnahme von Migranten, die Entartung des Wohlfahrtsstaates, sowie Vorbereitungen für den nächsten Weltjugendtag, der im Frühjahr 2019 in Panama stattfinden soll. (rv)