Die katholische Erzdiözese Sydney gehört zu den Gründern der neuen australischen „Koalition für die Ehe“. Wie die Website sydneycatholic.org berichtet, setzt sich die Vereinigung aus Katholiken und Anglikanern für ein „Nein“ beim kommenden Referendum über die Ehe von Gleichgeschlechtlichen ein. Im Interview mit der Zeitung „The Australian“ erklärte der Erzbischof von Sydney, Anthony Fisher, man fürchte unter anderem, dass Lehrer in christlichen Schulen bald nicht mehr ihre Vorstellung der Ehe, sondern eine „politisch korrekte“ Version lehren müssten. „In anderen Teilen der Welt, wo die juristische Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Paaren bereits legalisiert wurde, werden diejenigen, die an die traditionelle Ehe glauben, schikaniert oder gezwungen, sich der neuen Sichtweise anzupassen. Es wäre extrem naiv zu glauben, das würde nicht auch hier passieren“ sagte der Erzbischof. (rv)
Monat: August 2017
Papstbesuch in Kolumbien: „Botschaft wird sehr tief gehen“
In Kolumbien ist in den letzten Jahren mehr soziales Bewusstsein herangewachsen, sodass die Worte von Papst Franziskus dort auf fruchtbaren Boden fallen können. Das sagt Kardinal Rubén Salazar Gómez, Erzbischof von Bogotà und Präsident des lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM. Die Visite des Papstes steht in wenigen Wochen bevor, von 6. bis 11. September besucht Franziskus Bogotà, Villavicencio, Medellìn und Cartagena.
Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt der kolumbianische Kardinal, er halte es für „eine echte Revolution“, dass die Botschaft von Franziskus weit über die Kirche hinausgehe und alle anspreche. Bei seinem Kolumbienbesuch werde der Papst im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern Paul VI. und Johannes Paul II., die ebenfalls nach Kolumbien kamen, ein Land sehen, das sich in vielerlei Hinsicht gut entwickelt habe.
Kardinal Salazar: „Der wichtigste Aspekt dessen, was besser wurde, ist, dass es heute ein viel größeres Problembewusstsein gibt über die Herausforderungen des Landes. Es sind Probleme, zu deren Lösung wir Kolumbianer uns alle zusammentun müssen, um voranzugehen, sodass wir den ungeheuren Anforderungen des Volkes genügen können. Langsam ist im Land ein soziales Bewusstsein gewachsen: dass wir eine tiefverankerte soziale Gerechtigkeit brauchen, dass wir in vielen Bereichen unsere Mentalität ändern müssen, damit wir inklusiver werden, toleranter, solidarischer, geschwisterlicher – das ist der große Unterschied im Land heute. Und deshalb habe ich die Hoffnung, dass die Botschaft des Papstes sehr tief gehen wird im kolumbianischen Volk.“
RV: In der Tat erlebt Kolumbien im Augenblick einen einmaligen Übergangsprozess auf dem Weg zum Frieden, ein Prozess, der zerbrechlich ist, aber eben auch große Chancen bietet. Enttäuschung gab es mancherorts, weil die Bischöfe vor einem Jahr bei der Volksabstimmung über das Friedensabkommen zwischen Regierung und FARC-Guerilla nicht zum „Ja“ aufriefen, sondern zu einer Gewissensentscheidung, was manche als mangelnde Zustimmung der Bischöfe zum Abkommen deuteten. Sehen Sie mit Blick auf den Übergangsprozess zum Frieden auch eine Entwicklung bei den kolumbianischen Bischöfen?
Kardinal Salazar: „Nun, wir haben über das Thema Frieden mit viel Konsens gesprochen. Denn wir sind überzeugt, jenseits des Abkommens mit der Guerilla liegt der Bau der Gerechtigkeit und der Solidarität und der Geschwisterlichkeit, der Inklusion aller Kolumbianer, sodass es keine Regionen des Landes gibt, wo der Staat nicht hinkommt, wo die Gesundheitsversorgung nicht hinkommt, die Bildung undsoweiter. Wir sind uns also der sozialen Auswirkungen sehr bewusst, die das Evangelium und die Evangelisierung haben. In diesem Feld denke ich auch, dass der Heilige Vater uns ein gewichtiges Wort mitteilen wird, damit wir mit diesem Vorhaben vorankommen.“
RV: Die Visite von Franziskus in Kolumbien ist ein Pastoralbesuch, aber alle reden von seinen politischen Aspekten. Ist das recht?
Kardinal Salazar: „Ich denke immer, die Politik ist die Kunst, das Gemeinwohl zu erzielen. In diesem Sinn wird der Besuch von Papst Franziskus notwendigerweise politische Auswirkungen haben, weil er Auswirkungen auf den Friedensprozess haben wird. Ich bin auch komplett sicher, dass es da nichts geben wird, was man politisch verdrehen kann, das heißt zugunsten einer Partei oder einer Meinungsgruppe. Denn die Botschaft des Evangeliums ist immer eine Botschaft, die über die Partikularitäten hinausgeht, die manchmal spalten und zu Konflikten führen.“
RV: Katholiken glauben ja, dass der jeweilige Papst immer der richtige Papst für die richtige Zeit ist, schließlich hat ihn der Heilige Geist bestimmt. Warum ist aus Ihrer Sicht Franziskus der rechte Papst für unsere Zeit?
Kardinal Salazar: „Weil wir jenseits der katholischen Kirche eine erschütterte Welt haben. Weltweit sehen wir derzeit einen Moment voller Verwirrungen und Perplexitäten, was tiefgehende Fragen der Gerechtigkeit betrifft, wir sehen sehr ernste Konflikte. Und Papst Franziskus weiß alle diese Problematiken mit großer Weisheit anzugehen, sodass seine Worte über die Kirche hinausgehen. Die Botschaften von Franziskus richten sich an alle Nationen und an alle Menschen. Und in diesem Sinn meine ich, da entsteht eine echte Revolution.“ (rv)
Australien: Beichtgeheimnis gilt auch bei Missbrauch
„Übergriffe gegen Kinder müssen den Behörden gemeldet werden.“ Das hat der Präsident der australischen Bischofskonferenz, Denis James Hart, erklärt. Zugleich betont der Erzbischof aber die Bedeutung des Beichtgeheimnisses: „Die Beichte ist in der katholischen Kirche ein spirituelles Zusammentreffen mit Gott durch den Priester. Es ist grundlegender Bestandteil der Religionsfreiheit und ist im Gesetz Australiens und vieler anderer Länder anerkannt. Das muss so bleiben“, sagte Hart.
Hintergrund ist eine Umfrage zum Missbrauch in kirchlichen und anderen Institutionen, der zufolge viele Bürger Strafen fordern, falls Kleriker durch die Beichte von Fällen sexuellen Missbrauchs erfahren, sie aber nicht melden. Wie der BBC berichtet, soll es sogar Fälle von Widerholungstätern gegeben haben, die sich mehrfach nach sexuellen Übergriffen in der Beichte Priestern anvertraut hatten. (rv)
Euthanasie: Belgiens Ex-Ministerpräsident fordert Papst Franziskus heraus
BRÜSSEL – Herman van Rompuy, ehemaliger Präsident des Europa-Rates und Ex-Ministerpräsident Belgiens, hat auf Twitter mitgeteilt, dass aus seiner Sicht der Papst einem katholischen Orden in Belgien nicht verbieten kann, in seinen 15 psychiatrischen Kliniken Euthanasie zu verüben.
Van Rompuy, der selber Katholik ist, sitzt im Aufsichtsrat der Betreibergesellschaft der Broeders van Liefde.
„Die Zeiten von ‚Roma locuta, causa finita‘ sind lang vorbei“, schrieb der belgische Politiker auf niederländisch in Antwort auf den Kirchenrechtsexperten Professor Kurt Martens auf Twitter, wo dieser die Mitglieder des Aufsichtsrats publizierte.
Der lateinische Satz, den van Rompuy zitierte, besagt – an eine Aussage des heiligen Augustinus erinnernd –, dass in der Kirche Rom das letzte Wort hat.
Die Reaktion überraschte viele Beobachter – nicht zuletzt Martens: Der Professor für Kirchenrecht an der Catholic University of America ist selber Belgier.
Herman van Rompuy sei bis jetzt eigentlich ein Beispiel dafür gewesen, „wie man ein echter katholischer Politiker in der heutigen, säkularisierten Gesellschaft sein kann“, so Professor Martens gegenüber CNA Deutsch in einem Email-Interview.
Nun erwecke der ehemalige Präsident des Europarates geradezu den Anschein, als wolle sich der Anweisung des Papstes widersetzen, und befürworte das Praktizieren von aktiver Sterbehilfe.
Franziskus hat den Brüdern der Nächstenliebe noch bis Ende August Zeit gegeben, in den 15 psychiatrischen Zentren in Belgien nicht mehr Euthanasie verüben zu lassen.
Eine offizielle Antwort der Broeders van Liefde steht noch aus. Der Ordensobere, Bruder Rene Stockman, hat sich von Anfang gegen das Anwenden von aktiver Sterbehilfe ausgesprochen. Der Aufsichtsrat hat dennoch für eine Einführung der umstrittenen Praxis gestimmt.
„Bruder Stockman, der Generalobere, hat klargestellt, dass es keine Kompromisse geben kann wenn es um die Lehre der Kirche über das Leben geht“, so Professor Martens weiter. „Das ist eine klare Verteidigung der katholischen Lehre, was in Belgien ganz schön ungewöhnlich ist.“
Sollten sich die Brüder tatsächlich weiter weigern, der Anweisung aus Rom Folge zu leisten, werde der Heilige Stuhl handeln müssen, so der Kirchenrechtler gegenüber CNA Deutsch.
Bereits 1992 habe Stockman – damals Provinzial der Gemeinschaft – untersuchen lassen, wie sich katholische Gesundheitseinrichtungen rechtlich davor absichern könnten, um Situationen wie diese eigentlich zu vermeiden. Interessant sei, inwiefern diese Mechanismen heute noch existieren und möglicherweise greifen könnten, so Kirchenrechtler Martens gegenüber CNA.
Den Brüdern im Aufsichtsrat drohe so oder so nun die Entlassung aus der Gemeinschaft, und den Zentren die Aberkennung des Rechts, sich als katholisch zu bezeichnen.
Euthanasie – die Tötung eines Menschen auf dessen Wunsch und vorheriger Einwilligung unter bestimmten Voraussetzungen – ist in Belgien, den Niederlanden und Luxemburg legal. Mit der katholischen Lehre und dem christlichen Menschenbild ist die Praxis nicht vereinbar. In Deutschland ist die aktive Sterbehilfe verboten.
Eine Lektion aus dem Fall könne jetzt schon gelernt werden, so Professor Martens. „Wir müssen sicherstellen, dass Aufsichtsräte, die solche Entscheidungen fällen, so aufgestellt sind, dass Satzungen und Statuten der Organisation ermöglichen, dass die Lehre der Kirche aufrecht erhalten wird, indem man Kontrollmechanismen einbaut, die so etwas weitgehend verhindern und zudem erlauben, dass solche Entscheidungen, falls sie doch gefällt werden, rückgängig gemacht werden.“ In den USA habe man dies bereits getan.
„Letzten Endes bedarf es mutiger Menschen wie Bruder Stockman, die klare Grenzen ziehen und eine Auflösung oder Verwässerung der katholischen Lehre aufhalten“, so Professor Martens. „Dazu bedarf es jedoch der Courage, und es birgt Risiken. Diese Risiken muss man jedoch bereit sein, auf sich zu nehmen. Sonst wird man ein NGO wie der ganze Rest“. (CNA Deutsch)
Korea: Südkoreas Bischöfe mahnen zu Besonnenheit und Dialog
Die Bischofskonferenz Südkoreas verurteilt die „unvorsichtigen Provokationen“, mit denen der nordkoreanische Nachbar derzeit weltweit Angst vor dem Ausbruch eines nuklearen Konfliktes schürt. „Nach dem Abfeuern der Hwasong-14-Rakete befindet sich die koreanische Halbinsel in einer spannungsvollen Lage, die ein großes Risiko birgt,“ schreiben die Bischöfe in einer Erklärung anlässlich des Nationalfeiertages am 15. August. „Der Test von Nuklearwaffen durch Nordkorea stellt eindeutig eine Verletzung der Resolution des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen dar,“ unterstreichen die Bischöfe weiter. Diese Test seien ein ernsthaftes Risiko für den Frieden in der Region, denn Nachbarländer sähen sich gezwungen, ebenfalls nuklear aufzurüsten. Doch es sei eine Illusion, den Frieden mit Nuklearwaffen erzwingen zu können, warnen sie in ihrer Stellungnahme. „Die Kirche in Korea“, so das Dokument weiter, „verurteilt entschieden alle unvorsichtigen Provokationen Nordkoreas und widersetzt sich allen Aktionen, die die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel weiter verschärfen.“ Vielmehr lade die Bischofskonferenz die Führer der beiden Koreas ein, im gemeinsamen Dialog und in Zusammenarbeit mit den Nachbarländern einen Weg zu finden, um den Frieden auf der Halbinsel zu garantieren.
Gebetstag für den Frieden in Korea
An diesem Sonntag findet der mittlerweile traditionelle Gebetstag für Frieden und Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel statt. Der vom Ökumenischen Weltkirchenrat WCC (dt. ÖRK) ausgerufene Gebetstag wird auch von der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen und der Weltweiten Evangelischen Allianz getragen. Er findet jedes Jahr am Sonntag vor dem 15. August statt, an dem im Jahr 1945 die japanische Besatzung aufhörte und Korea in zwei Staaten getrennt wurde. Dieses Jahr, angesichts der steigenden Spannungen in der Region, ist das für den Gebetstag gewählte Zitat aktuell wie nie: „Lasst uns also nach dem streben, was zum Frieden und zum Aufbau beiträgt“ aus dem Römerbrief (Röm 15,19). Weltweit beten an diesem Sonntag die Christen der teilnehmenden Kirchengemeinschaften für den Frieden in Korea. (rv)
Kolumbien: Kollekte soll Papstbesuch finanzieren
Eine Kollekte für die Finanzierung des Papstbesuches in Kolumbien hat die dortige Bischofskonferenz für diesen Sonntag ausgerufen. Zwar seien die meisten Helfer bei den durch die Kirche ausgerichteten Veranstaltungen Freiwillige, betont ein Statement der kolumbianischen Bischofskonferenz CEC. Doch in der Verantwortung der Lokalkirche lägen vor allem die „spirituellen und pastoralen Aspekte des Papstbesuches, unter anderem der Empfang des Papstes selbst und seines Gefolges, die pastorale Ausbildung der Gläubigen im gesamten Land, die liturgischen Feiern und die anderen Treffen, die vom päpstlichen Programm vorgesehen sind sowie die Informationen für die Gläubigen“. All diese Aktivitäten sollten durch die Kollekte, die weniger als einen Monat vor dem geplanten Papstbesuch ausgerufen wurde, unterstützt werden.
Papst Franziskus wird vom kommenden 6. bis 11. September als dritter Papst das lateinamerikanische Land bereisen. Vor ihm waren bereits Paul VI. (im Jahr 1968) sowie Johannes Paul II. (im Jahr 1986) dort zu Gast. Die 20. Auslandsreise des argentinischen Papstes fällt in einen historischen Moment für Kolumbien: nach mehr als 50 Jahren ist der Friedensprozess mit der FARC-Guerilla mit der einvernehmlichen Entwaffnung der ehemaligen Rebellen an einem entscheidenden Punkt angelangt; die Unterzeichnung eines entsprechenden Friedensabkommens hatte Papst Franziskus als Bedingung für einen Besuch in dem Land gemacht. Das Motto des Besuches ist ein klarer Verweis auf den Friedensprozess: „Demos el primer paso“ oder „Tun wir den ersten Schritt“. (rv)
Italien: Armut ist Grund für Mafiamorde in Apulien
Apulien, Italiens beliebteste Ferienregion für einheimische wie ausländische Touristen, gerät immer stärker in die Fänge seiner lokalen Mafia. Die „Sacra Corona Unita“, wie die organisierte Kriminalität Apuliens heißt, verübte am Mittwoch einen vierfachen Mord am helllichten Tag, wenige Kilometer entfernt von Italiens größtem Wallfahrtsort, dem Pater-Pio-Heiligtum in San Giovanni Rotondo. Der Erzbischof von Foggia, Vincenzo Pelvi, sagt im Gespräch mit uns, im Grunde wüssten die kirchlichen und die staatlichen Institutionen in Apulien ganz genau, was die Wurzel des Problems Mafia dort sei: Armut und Arbeitslosigkeit.
„Ich lade die örtlichen Institutionen zur Zusammenarbeit ein und dazu, nicht zu vergessen, dass die Armut oft die unmittelbarste Form ist, die Gleichgültigkeit und Gewalt hervorbringt“, so der Erzbischof, der aus Neapel stammt und sich als Generalvikar des Erzbistums mit dem Problem der organisierten Kriminalität in Kampanien konfrontiert sah. Dringlich der Appell des Erzbischofs an die Welt der Arbeit: „Es gibt bei uns in Apulien junge und nicht mehr ganz so junge Menschen, die noch nie den Geschmack und den Schweiß, wenn ich das so sagen darf, einer regelmäßigen, stabilen Arbeit erfahren haben. Wenn wir aber jemanden ohne Hoffnung und Perspektive auf Arbeitssuche schicken, dann wird das zu einer moralischen Desorientierung führen, und genau hier greift dann die organisierte Kriminalität ein, die sofortige und hohe Gewinne verspricht.“ Hinter vielen Biografien von sozialem Ausschluss verstecke sich in Wirklichkeit Arbeitslosigkeit und irreguläre Arbeit, so der Erzbischof von Foggia.
Moralische Desorientierung
Dank des Tourismus hatte sich Apulien in den vergangenen Jahrzehnten zu Süditaliens wohlhabendster Region entwickelt. Nun zeigt sich, dass die „Sacra Corona Unita“ wohl eine unterschätzte Größe war. Bisher hatten die Clans ihre Fehden in touristisch weniger wichtigen Zeiten ausgetragen. Eine Mordserie wie die der vergangenen zwei Wochen hatte Apulien noch nie gesehen. In dem malerischen Küstenstädtchen Vieste erschossen Auftragskiller Ende Juli einen 31-jährigen Restaurantbesitzer in seinem Lokal. Vergangenen Mittwoch dann der Vierfachmord unter freiem Himmel bei San Marco in Lamis: Ein 50-jähriger Mafiaboss und sein Schwager wurden in ihrem schwarzen VW Käfer mit Kalaschnikows niedergestreckt. Zwei Bauern fuhren zufällig am Tatort vorbei. Die Täter verfolgten sie und ermordeten auch diese beiden Männer.
Bei Licht betrachtet, kam es in der Provinz Foggia in den vergangenen 30 Jahren allerdings zu fast 300 Morden. Vier von fünf wurden nie aufgeklärt, erklärte der oberste Anti-Mafia-Staatsanwalt Italiens, Franco Roberti. Er warnte ausdrücklich davor, die apulische Mafia zu unterschätzen: Sie sei im Grund noch gewalttätiger als die ‚Ndrangheta in Kalabrien. Italiens Innenminister Minnniti hat inzwischen eine „harte Antwort“ der Regierung auf die Mafiamorde in Apulien angekündigt. (rv)
Kanada: Bischof fordert Regeln für internationale Firmen
Kanadische Bergbaufirmen nutzen das Fehlen klarer Regelungen, um ethische Grundsätze ignorieren zu können. Das beklagt der Vorsitzende der kanadischen Bischofskonferenz, Bischof Douglas Crosby von Hamilton, in einem Brief an Premierminister Justin Trudeau. Crosby warnt vor allem vor den Gefahren kanadischer Bergbauaktivitäten in Lateinamerika. Dies schade auch indigenen Völkern in den betroffenen Regionen Lateinamerikas. Um dies zu beschränken, fordert Crosby Reformen des Wirtschaftsrechts, die eine stärkere Überwachung international agierender Unternehmen erlauben und klare Richtlinien schaffen. Der Brief ging auch an Kanadas Außenministerin Chrystia Freeland und die Ministerin für Angelegenheiten der Indigenen und des Nordens, Carolyn Bennett. (rv)
Venezuela: „Eine Art Supermacht, um alles ändern“
Die richtige Antwort auf die politische Krise in Venezuela ist, sich jetzt nicht zurück zu ziehen und der Regierung das Feld zu überlassen: Kardinal Jorge Urosa Savino findet die Entscheidung, sich trotz der faktischen Abschaffung des Parlaments weiter an Wahlen zu beteiligen, richtig. Im Interview mit Radio Vatikan bekräftigt er seine Einschätzung, dass es eine „Verletzung der Rechte des Parlaments“ ist, wenn dieses „aus seinen Räumen vertrieben“ wird, um dort nun die so genannte verfassungsgebende Versammlung tagen zu lassen. Präsident Nicolas Maduro hatte eine solche Versammlung einberufen, diese tagt nun dort, wo eigentlich das Parlament sitzt.
Die Bischöfe des Landes positionieren sich eindeutig und lehnen öffentlich die frisch gewählte Versammlung ab. Jetzt legt Kardinal Urosa gegenüber Radio Vatikan noch einmal nach: „Wenn die Rechte des Parlaments verletzt werden, dann ist das eine Verletzung der Rechte des Volkes“.
Nicht legal
Die verfassungsgebende Versammlung sei überhaupt nicht legal zustande gekommen. „Sie ist nicht vom venezolanischen Volk einberufen worden, sondern vom Präsidenten. Der Gedanke, dass jeder Präsident einfach eine solche Versammlung einberufen kann, um alles zu ändern, ist unglaublich. Jetzt tun sie so, als ob die Versammlung eine Art Supermacht sei, die alles ändern könne.“
International reagieren Regierungen negativ auf die Entwicklungen in Venezuela, die USA haben weitere Sanktionen verhängt, die Länder Lateinamerikas haben das Land aus seiner Wirtschaftsvereinigung Mercosur ausgeschlossen. Kardinal Urosa besorgt im Augenblick vor allem, dass die Folgen dieser Reaktionen die Menschen belasten, nicht die Regierung. „Das Problem ist aber, dass die Regierung nicht versteht, dass es so nicht weiter geht, dass sie ihr Vorgehen ändern muss und dass die Situation des Landes jeden Tag schlechter wird.
An Wahlen muss man teilnehmen
Als nächsten Schritt hat die Regierung nun Regionalwahlen ausgeschrieben, 23 Gouverneure und Regionalversammlungen sind zu besetzen. Die Opposition hat nun entschieden, das nicht zu boykottieren. „Das ist ein Schritt vorwärts“, kommentiert das Kardinal Urosa. „Nicht teilzunehmen würde bedeuten, der Regierung alle Posten und alle Autorität zu überlassen. An diesen Wahlen muss man teilnehmen.“
Maduro hat unterdessen in einer Rede vor der verfassungsgebenden Versammlung bekräftigt, an dieser festhalten zu wollen. Bis „August 2019“ solle sie bestehen bleiben, um das Volk „so lange wie möglich zu umarmen und zu beschützen“, so der Präsident bei seiner Ansprache in Caracas. Er sandte auch eine deutliche Warnung an die Opposition: Die Versammlung habe „jede Vollmacht“ und werde die Immunität von Abgeordneten aufheben, um „jeden einzelnen“ zu bestrafen, der „zu Gewalt bei den Demonstrationen“ angestachelt habe.
Bischöfe beklagen „Hexenjagt“
In ein einer offiziellen Stellungnahme reagieren die Bischöfe Venezuelas auch auf diese Drohungen des Präsidenten. Sie fordern, dass die „Hexenjagt“ auf Bürger eingestellt wird, die anders als die Regierung denken. Die Bischöfe richten die Aufmerksamkeit vor allem auf die politischen Gefangenen im Land, beklagen die Beleidigung derer, die sich um die Situation der Insassen kümmern und zählen die Missstände auf: Gefangene würden „unmenschlich und grausam“ behandelt, es fehle an Hygiene, an medizinischer Versorgung und an Rechtsbeistand, auch die Versorgung mit Nahrungsmitteln sei prekär.
Grundsätzlich wenden sich die Bischöfe gegen „den Mangel an Respekt vor rechtsstaatlichen Prozessen“. In der Verfassung Venezuelas garantierte Grundrechte würden verletzt. Die Bischöfe fordern durch ihre Kommission Iustitia et Pax ein Ende der „Verfolgung und der physischen und psychologischen Folter“ gegen Oppositionelle. Die Bürger des Landes werden in der Erklärung aufgefordert, „die staatlichen Funktionäre, welche die Menschenrechte verletzen, öffentlich anzuklagen“. „Wir verlangen Gerechtigkeit“, endet die Erklärung. (rv)
Handyvideo: Der Papst freut sich auf Peru
Das passiert bei diesem Papst immer wieder, dass auf einmal ein Youtube-Video von ihm auftaucht, von dem die meisten im Vatikan keine Ahnung hatten. So auch diesmal: Das Erzbistum von Lima in Peru hat eine Videobotschaft von Franziskus auf seine Homepage gestellt, ein Handyvideo offenbar. Darin spricht der Papst davon, dass er sich auf seine Reise nach Peru freut. Diese ist – zumindest so viel weiß man schon im Vatikan – für den Januar 2018 geplant.
„Liebe Brüder und Schwestern in Peru, ich werde Sie bald besuchen, und ich freue mich schon darauf! Sie sind ein Volk mit großen Ressourcen – und die schönste Ressource, die ein Volk haben kann, sind die Heiligen. Sie haben so viele, große Heilige, die Lateinamerika geprägt haben.“
Wie zur Bekräftigung dieser Worte steht neben dem Papst eine kleine Statue des hl. Martin von Porres, eines peruanischen Dominikaners aus dem 16. Jahrhundert.
„Die Heiligen haben die Kirche aufgebaut: von der Zerstreuung zur Einheit. Ein Heiliger arbeitet immer auf dieser Linie, wie Jesus: das Zerstreute zur Einheit führen. Ein Christ muss diesem Weg folgen und ein Peruaner mit so vielen Heiligen im Rücken eigentlich auch: für die Einheit arbeiten. Wer für die Einheit arbeitet, sieht nach vorne. Das kann man mit Skepsis, mit Bitterkeit tun – aber ein Christ kann das nicht. Ein Christ sieht mit Hoffnung nach vorne, weil er das zu erreichen hofft, was der Herr ihm versprochen hat.“
Franziskus variiert da das Motto, das die Organisatoren für seine Reise nach Peru ausgesucht haben. Es heißt: Unidos por la esperanza, geeint für die Hoffnung. Vor seinem Eintreffen in Peru wird der Papst auch Chile besuchen – allerdings nicht Argentinien, seine Heimat, die bleibt auch diesmal außen vor.
„Bis bald! Einheit und Hoffnung – arbeiten Sie daran. Ich bete für Sie, tun Sie es auch bitte für mich…“ (rv)