Zehn Jahre im Amt: Zeremonienmeister Guido Marini

Guido Marini sorgt seit zehn Jahren für den reibungslosen Ablauf jeder Papstmesse. Am 1. Oktober 2007 ernannte Papst Benedikt XVI. ihn zum Päpstlichen Zeremonienmeister, und Franziskus behielt ihn an selber Stelle. Das überraschte, denn die liturgischen Stile der beiden Päpste unterscheiden sich deutlich.

Der folgende Text von Gudrun Sailer erschien zuerst in der Monatszeitschrift Gemeinsam Glauben“. Radio Vatikan präsentiert ihn hier mit freundlicher Genehmigung des Verlages Herder. Ein Radio-Vatikan-Interview mit Monsignore Marini von 2008 findet sich hier.

Ob im Petersdom, auf Lampedusa, an der Copacabana oder in Zentralafrika, wo immer der Papst eine Messe feiert oder einer Andacht vorsteht, da weicht ihm ein Mann nicht von der Seite: Guido Marini. Fein und schmal, die Hände gefaltet, makelloses Rochett über dem purpurnen Talar. Die Augen hinter randlosen Brillen signalisieren abwechselnd geistliche Sammlung und Konzentration auf äußere Abläufe: die Schrittfolgen, die Rhythmen von Wort, Musik und Stille, Lesungen und Fürbitten in Fremdsprachen. Das Predigtmanuskript muss zur rechten Zeit parat sein, der etwas fußmarode Papst braucht Hilfe beim Überwinden der Altarstufen, und die Kommunionspender in der Größenordnung von 200 wollen beim Ausschwärmen mit ihren Kelchen im Auge behalten werden.

Eine Papstmesse ist ein gut organisiertes Werk, und der Zeremonienmeister garantiert wie ein Gütesiegel, dass alles stimmt. Egal in welcher Stadt und bei welchem Wetter. Läuft in Manila ein Fürbittleser zu langsam zum Ambo, weil der für ihn zuständige Zeremoniär gerade mit dem Regenschirm kämpft, so geht das auf des Meisters Kappe. Doch Pannen sind rar unter Marini.

Klare Weisungen für eine schöne Messe

Schon bei der Generalprobe wird so lange geübt, bis alles sitzt. Sechs bis sieben Zeremoniäre instruieren die verschiedenen liturgischen Dienste, die Konzelebranten, die Messdiener und die manchmal aufgeregten Gläubigen, die Lesungen und Fürbitten vortragen. Klar und nicht ohne Humor wird ihnen erklärt, wie sie laufen und lesen sollen. Marinis Weisung lautet: langsam sprechen und die Augen stets auf dem Text ruhen lassen. Nicht den Blickkontakt mit dem „Publikum“ suchen: Eine Papstliturgie ist keine Fernsehshow.

Papst Benedikt XVI. hatte den aus Genua stammenden Priester Guido Marini zu sich in den Vatikan geholt, weil er einen Zeremonienmeister wünschte, der seine liturgische Sensibilität teilte. Sein Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, ebenfalls aus Genua, empfahl Marini. Der damals 42-jährige Priester hatte ein Doktorat in zivilem und Kirchenrecht und einen weiteren Abschluss in Psychologie der Kommunikation, und er war geistlicher Leiter am Priesterseminar. Ein zutiefst spiritueller Mensch, zurückhaltend, mit leiser Stimme. Keiner, der sich und seine Vorstellungen aufdrängt.

Es war eine gelungene Symbiose zwischen dem süddeutschen Papst und seinem norditalienischen Zeremoniär. Beiden war es ein Anliegen, die immerwährende Schönheit des Gottesdienstes zum Leuchten zu bringen. Nach und nach gewahrten die Gläubigen bei den Papstmessen liturgische Elemente, die sie lange nicht gesehen hatten: altehrwürdige goldgewirkte Messgewänder und Mitren, das Kreuz in der Mitte des Altares, Mundkommunion für alle; beim Fest der Taufe des Herrn in der Sixtinischen Kapelle zelebrierte Papst Benedikt „ad orientem“, und als Kreuzstab benutzte er einen geschenkten aus Messing, der an Modelle aus dem 19. Jahrhundert erinnerte, während der moderne Kreuzstab von Papst Paul VI. vorerst in die päpstliche Sakristei zurück wanderte. Schön, feierlich und gediegen war das alles, eine liturgische Weiterentwicklung der Papstmesse im Respekt der Tradition, „im Zeichen der Kontinuität, nicht des Bruches“, erklärte Marini in einem Interview 2008.

Papst Franziskus bestätigte Guidi Marini im Amt

Der liturgische Stil von Papst Franziskus indes muss den Zeremonienmeister anfangs eher irritiert haben. Als der Argentinier sich als frischgewählter Bischof von Rom erstmals den Gläubigen der Welt präsentierte, trug er die schlichte weiße Soutane, die purpurgoldene Stola legte er sich eigenhändig und nur zum Akt des Segnens um, ehe er sie dem verdutzt neben ihm stehenden Marini zurückgab. Bei der Messe singt Franziskus nicht, und wegen eines orthopädischen Problems verzichtet er auf die Kniebeuge bei der Wandlung. Überhaupt kehrte bei den Papstliturgien eine ästhetische Kargheit ein, die Rom in dieser Form gar nicht kannte. Alle dachten, Marinis Tage im Vatikan seien gezählt. Sie irrten. „Er lernt von mir und ich von ihm“, begründete Franziskus seine Entscheidung, den Zeremonienmeister im Amt zu bestätigen. Und so findet sich das eine oder andere aus der liturgischen Handschrift Benedikts auch in Franziskus-Messen, etwa das Kreuz, das nach wie vor in der Mitte auf dem Altar steht. Und das Verhältnis zwischen dem Papst und dem Zeremoniär ist augenscheinlich von Respekt, gar Herzlichkeit getragen. Wenn Franziskus kommt, um die Messe zu feiern, begrüßt er alle seine Zeremoniäre persönlich. Marini umarmt er.

Er ist etwas ergraut in diesen zehn Jahren im Amt, Monsignore Marini. Ein Interview hat er mit seiner leisen und charakteristischen hohen Stimme am Telefon abgelehnt, freundlich wie immer. Wer Guido Marini kennt, sagt über ihn, er sei geistlich derart durchformt, dass er Äußerlichkeiten keinen übergroßen Wert beimisst. Seine Vorliebe für klassische Ausdrucksformen im Gottesdienst sei offensichtlich, aber für ihn selbst letztlich zweitrangig. Mit Papst Franziskus – und auch mit Papst Benedikt – teilt der Zeremonienmeister die Auffassung, dass Liturgie ein Weg zu Gott ist. Ein Weg, der durch verschiedene Landschaften und doch zum selben Ziel führen kann. (rv)

Unser Buchtipp: Joseph Ratzinger, Gesammelte Interviews

Joseph Ratzinger: Gesammelte Schriften 13/3 Im Gespräch mit der Zeit. Ein Buchtipp von Pater Bernd Hagenkord

Dass es ein Interview mit Radio Vatikan mal in die Gesammelten Werke eines Theologen schafft, freut uns ungemein. Und wenn dieser Theologe dann auch noch Joseph Ratzinger ist, dann macht uns das stolz. Und so findet sich das Interview von Aldo Parmeggiani zum 75. Geburtstag von Joseph Ratzinger auf den Seiten 1345 bis 1351 von Band 13/3 des soeben erschienenen Bandes.

Eine ganze Reihe von Interviews finden sich hier, Bayerischer Rundfunk und Kleine Zeitung, Herder Korrespondenz und Katholische Nachrichtenagentur, Rheinischer Merkur und Frankfurter Allgemeine Zeitung: wer auch immer Kardinal Ratzinger interviewt hat, der findet sich in diesem Sammelband wieder.

Den Hauptteil des Bandes allerdings machen die drei Interviewbücher mit Peter Sewald aus, Salz der Erde, Gott und die Welt, Licht der Welt. Das letzte der Interviewbücher, Letzte Gespräche, findet sich allerdings nicht in diesem Band.

Bei der Relecture besonders der kleinen Stücke, also der Interviews, nicht der Interviewbücher, fällt besonders auf, dass die Texte klar zeitgebunden sind, aber darüber hinaus auch heute noch relevant sind. Es sind natürlich Zeitdokumente, wie sollte das bei Interviews auch anders ein, aber Kardinal Ratzinger hatte wie später als Papst auch noch die Fähigkeit, sozusagen über den aktuellen Zeitrahmen hinaus zu sprechen. Das fängt mit dem allerersten abgedruckten Interview aus dem Jahr 1969 an, „es muss ganz sicher neu erfahren werden, was Gott eigentlich ist.“ Das ist nicht einfach nur ein Gemeinplatz, liest man sich durch das, was Professor, Kardinal und Papst alles sagen, dann ergibt sich ein Bild. Und schon deshalb lohnt es sich, diese vermeintlich „kleinen“ Stücke in die gesammelten Werke aufzunehmen und wieder einmal zu lesen. (rv)

Vatikan gegen Fake News

„Die Wahrheit wird euch befreien“ (Joh 8,32). Fake News und Journalismus für den Frieden. So lautet das Thema des 52. Welttages für die Sozialen Kommunikationsmittel. Das ist die vatikanische Bezeichnung für Medien. Papst Franziskus persönlich hat das Thema „Fake News“ ausgewählt, wie das zuständige päpstliche Sekretariat für die Kommunikation, zu der auch Radio Vatikan gehört, an diesem Freitag mitteilte. Der 29. September – dem kirchlichen Gedenktag der Erzengeln Raffael, Michael und Gabriel – ist jeweils der „Feiertag“ für die vatikanischen Medien. Der Erzengel Gabriel galt bisher als „Patron von Radio Vatikan“, da er als Verkünder ein „Vorbild“ für den Papstsender sein sollte.

Zum Thema „Fake News“ – also der bewussten Verbreitung von falschen Meldungen – sprach auch der Präfekt des vatikanischen Kommunikationssekretariats, Dario Edoardo Viganò, bei der italienischen Medienpreisverleihung „Prix Italia“. Ein „guter Journalismus“ sei immer davon geprägt, „dass sie die Quellen überprüft“, erinnert Viganò. Diese Überprüfung müsse wieder in den Mittelpunkt gerückt werden und sei das beste Gegenmittel gegen „Fake News“.

Damit verbunden sei auch die Befürchtung, künftig könnten nur noch Algorhythmen – also PC-Programme – automatisch und ohne menschliche Hilfe – Nachrichten verfassen und verbreiten. „Nur professionelle Journalisten sind in der Lage, auf diesem Gebiet tätig zu sein“, so Viganò.

„Alle jene Themen, die starke Gefühle auslösen, sind Kandidaten für ,Fake News´. Diese funktionieren, weil sie glaubwürdig daher kommen, aber niemand sie nachprüft. Ich glaube, dass wir aus bestimmten Gründen für wichtige Themen gemacht. Ich denke an Themenbereiche wie Flüchtlinge. Da wird dann in bestimmten Ländern darüber berichtet, um Wahlen zu beeinflussen. ,Fake News´ sind in gewisser Weise wie ein gelenkter Wärmeregler bei einer Heizung, um Gefühle der Menschen zu beeinflussen.“

Der 1963 ins Leben gerufene katholische Welttag der sozialen Kommunikationsmittel wird in vielen Ländern am ersten Sonntag vor Pfingsten begangen. In diesem Jahr ist dies der 1. Juni. In Deutschland fällt er traditionell auf den zweiten Sonntag im September. Der Papst veröffentlicht seine Botschaft zu diesem Thementag jährlich am 24. Januar, dem Fest des heiligen Franz von Sales (1567-1622); er ist Patron der Journalisten. (rv)

Deutsche Bischöfe beenden Vollversammlung

„Gerade in dieser Woche, in der so viele andere Themen präsent sind, in Berlin und in der öffentlichen Debatte in Deutschland, ist es gut, daran zu erinnern, das normale Leben geht weiter…“ Mit diesen Worten leitete Kardinal Reinhard Marx an diesem Donnerstag die Abschlusspressekonferenz zur Herbstvollversammlung der Deutschen Bischöfe in Fulda ein. Und in der Tat, die Themen, die die Bischöfe seit Montag zu besprechen hatten, waren breit gefächert. Es ging um das Reformationsjubiläum und die Fortschritte in der Ökumene, die deutsch-polnischen Beziehungen, den jüdisch-christlichen Dialog und die Gefahren des Internationalen Terrorismus, aber auch die eingehende Beschäftigung mit der Enzyklika Laudato si und der für Oktober 2018 geplanten Weltbischofssynode „Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung“.

„Was immer wieder diskutiert wird“, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz angesichts der Wahlen zum Deutschen Bundestag vom vergangenen Sonntag, „ist, wie geht es jetzt weiter. Das ist nicht Sache der Kirche, die Politiker müssen sich zusammenraufen, und eine Regierung bilden. Wir sind Verteidiger der Demokratie, rauft euch zusammen, und versucht, für das Gemeinwohl zu arbeiten.“ In diesem Zusammenhang lud der Kardinal erneut zur „verbalen Abrüstung“ ein und erinnerte an die Würde der Institution des Bundestages. „Ich sage noch einmal deutlich und klar, alle Parteien, die im Deutschen Bundestag sitzen, mit denen wird man prüfen und klären, wie ein solches Gespräch stattfinden kann. Es gibt keine generelle Gesprächsverweigerung bei irgendeiner Partei von Seiten der deutschen Bischöfe.“ Es sei Aufgabe der Kirche, die politischen Prozesse kommentierend zu begleiten, so Marx.

Einen ganzen halben Tag habe die Bischofskonferenz sich eingehend mit der Enzyklika Laudato si befasst. Denn, so betonte der ausgewiesene Experte für die Soziallehre Marx, „es geht nicht nur um eine Umweltenzyklika, es geht um eine Sozialenzyklika, es geht um eine neue Fortschrittsidee, da sind wir als Kirche gefordert. Das ist wirklich ein neuer Impuls in der katholischen Soziallehre. Ich habe gesagt, wir müssen zumindest das, was wir beim Studientag diskutiert haben, jetzt einbeziehen in unsere Schlussfolgerung, dass in vielen Diözesen vieles passiert, aber wir noch nicht diesen Vernetzungsgrad erreicht haben, da ist es noch Umwelttext geblieben.“ Dabei solle auch die Zusammenarbeit mit dem Zentralkomitee der Deutschen Katholiken intensiviert werden.

Stärker wollen sich die Bischöfe in Zukunft um die Verkündigung der christlichen Botschaft bemühen. Man müsse darüber nachdenken, wie angesichts veränderter Kommunikationsformen und Lebensweisen das Evangelium verkündet werden könne. Dabei gehe es bei Weitem nicht nur um das Wachstum der Kirche, unterstrich der Kardinal. „Es muss Freiheit herrschen, und zur Religionsfreiheit gehört, dass jemand die Religion wechseln kann, und dass wir uns auch intensiv darum bemühen. Man drängt nicht eine Botschaft auf, sondern man lädt zu einem Fest ein. Das ist Mission! Nicht, wenn du das nicht glaubst kommst du in die Hölle. Sondern, dass man anders und neu entdecken kann, was heißt das, den Schritt auf Jesus Christus zuzumachen.“

Zufrieden zeigte sich Marx über den Ausgang des Reformationsjubiläums. Ein Schlüsselpunkt des Reformationsjubiläums sei sicher der Gottesdienst von Hildesheim gewesen, unterstrich Marx; dieser habe bei allen Anwesenden großen Eindruck hinterlassen. Natürlich gibt es auch immer wieder Diskussionen, wie weit sind wir denn, was erwarten wir oder was erwarten wir nicht? Meine Position ist da ziemlich deutlich, und das haben die meisten Bischöfe bestätigt, die sich da zu Wort gemeldet haben, dass der Grundwasserspiegel der Freundschaft gestiegen ist – so hat es einer einmal formuliert. Also die intensivere Beziehung zueinander ist gewachsen, und da wird man weiter darauf aufbauen können.“ Gerade die größere Nähe ermögliche es auch, sich über die Differenzen, die in der Beziehung durchaus noch bestünden, auszutauschen, und nicht nur „in den eigenen Gruppierungen“ über die anderen zu reden.

Über den internationalen Terrorismus habe man sich eingehend unterhalten, so Marx. Bei der Präventionsarbeit gegen Radikalisierung von Flüchtlingen, die nach Deutschland gelangten, sei sicherlich auch die Kirche stärker gefordert, fasste der Kardinal die Diskussionen zusammen. „Was können wir tun als Kirche? Mithelfen an der Integration, da wo Menschen zusammenkommen, wo man etwas tut bei Bildungsmaßnahmen, wo diese manchmal ortlosen, jungen Männer in der Regel ja von der Seite und der Seite neue Anhängerschaften suchen, da ist etwas zu tun.“ In diesem Zusammenhang seien auch neue Wege bei der Stadtplanung und Wohnungsbauentwicklung wünschenswert.

Lobend erwähnte der Kardinal die intensive Arbeit der Kontaktgruppe der deutschen und polnischen Bischofskonferenz. Er fände es „großartig“, so Marx, dass die fünf Bischöfe der Kontaktgruppe einen „deutlichen Brief über die Versöhnung zwischen Deutschland und Polen“ geschrieben hätten. „Das war sehr wichtig und auch mutig, das jetzt zu tun. Ich habe den Brief sofort gelesen und fand das wirklich einen wunderbaren Beitrag und möchte das hier auch noch einmal deutlich machen: da sieht man, dass die Beziehungen stabil sind und auch jetzt in dieser Situation, wo wieder andere Töne versuchen, sich nach vorne zu drängen – damit man dem entgegen treten kann.“

Im Plenum wurde auch die Vorbereitung der Weltbischofssynode 2018 zum Thema Jugend besprochen. Im von Rom angestoßenen Konsultationsprozess hätten die Bischöfe Antworten aus allen Bistümern zusammengetragen und den Entwurf des Antwortschreibens nach Rom in der Vollversammlung erörtert, erläuterte der Kardinal. In den kommenden Wochen sei mit einer Veröffentlichung der Ergebnisse, die durch Hinweise aus den Diskussionen angereichert würden, zu rechnen. Doch auch die Jugendlichen selbst seien dazu aufgerufen, ihre Stimme einzubringen, erinnerte der Kardinal. Der Fragebogen aus dem Vatikan sei in Zusammenarbeit mit Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (afj) und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) sowie der Initiative „Nightfever“ ins Deutsche übersetzt worden – bis zum 30. November 2017 ist eine Teilnahme noch möglich. (rv)

Kardinal: „Japaner haben Angst vor nordkoreanischen Raketen“

Die Japaner haben vor einem nordkoreanischen Raketen-Angriff Angst – und dies vor allem, weil es sich dabei um atomare Sprengköpfe handeln könnten. Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der für die Evangelisierung zuständige Kurienkardinal Fernando Filoni. Er war eine Woche lang auf japanischem Boden unterwegs, um dort die Katholiken zu besuchen. Unter den über 127 Millionen Einwohnern dort gibt es „nur“ 550.000 Katholiken. Eine Minderheit, die aber mit der Mehrheit mitfühlt, wenn es um die Angst vor dem Angriff aus Pjöngjang geht, so Filoni.

„Die Katholiken müssen sich mit vielen Schwierigkeiten auseinandersetzen“, so Kardinal Filoni. „Das Potential des Katholizismus ist aber in Japan vorhanden, auch wenn wir immer noch als ,ausländische Religion´ wahrgenommen werden“, erläutert der Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung. Da das Land die bisher einzige Nation ist, über der gleich zwei Atombomben abgeworfen wurden, die etliche Tausende von Toten verursachte, sei die Befürchtung, auch Kim Jong-Un würde einen derartigen Befehl geben, sehr präsent.

„Was Nordkorea betrifft, so ist es wichtig, dass das Problem mit den Atomwaffen zuerst mit dem Dialog angegangen wird“, sagt gegenüber Radio Vatikan der ehemalige Beobachter des Heiligen Stuhls bei der UNO in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi. „Jetzt neue Mauern aufzubauen und weitere Hindernisse für mögliche Dialoge zu schaffen, scheint mir alles andere als weise zu sein.“

Das Land gehöre zu den ärmsten der Welt und dies sei auch der Schlüssel zur Problemlösung, so der ehemalige Vatikanmann in Genf: „Wir müssen aber das Problem, eine Antwort für den Fall Nordkoreas und ähnlicher Fälle zu finden, in einen größeren Zusammenhang setzen: die Sicherheit, der Wohlstand und der Frieden werden nicht so sehr durch die Drohung der gegenseitigen Zerstörung garantiert, als durch eine Solidarität, die auf die Bedürfnisse der ärmeren und kleineren Staaten antwortet, die versuchen, ihre Existenz auch durch nicht akzeptable Positionen wie die Entwicklung von Atomwaffen zu stärken“, fasst Tomasi zusammen. (rv)

Kardinal Tagle: Migranten ins Gesicht sehen

Die Caritas Internationalis-Kampagne „Begleite die Reise“ ist eine Einladung zu jener „Kultur der Begegnung“, die der Papst Franziskus weltweit fördern will. So erklärt Caritas Internationalis-Präsident Kardinal Luis Antonio Tagle das Anliegen der weltweiten Initiative; der Erzbischof von Manila stellte „Share the Journey“ an diesem Mittwoch im Vatikan vor, kurz nachdem der Papst bei der Generalaudienz darauf eingegangen war. Menschliche Begegnung habe das Potential, Vorurteile abzubauen, was weitreichende Folgen haben könne, sagte Kardinal Tagle gegenüber Radio Vatikan:

„Bevor echte Mauern gebaut werden, gibt es eine Mauer, die davor schon errichtet wurde: die Mauer der Überzeugungen. Diese Caritas-Kampagne ist ein Aufruf zur Bekehrung, zum Mentalitätswechsel durch persönliche Begegnungen – denn wenn wir einen Migranten als Menschen begegnen, von Angesicht zu Angesicht, öffnen sich unsere Augen. Man sieht nicht die Statistik oder eine Zahl, sondern einen echten Menschen, einen Bruder, eine Schwester, meinen Nächsten. Ich sehe in ihm vielleicht das Gesicht meiner Eltern oder Verwandten.“

Kardinal Tagle kann einen solchen Satz mit persönlicher Note sagen: Sein Großvater mütterlicherseits war ein Migrant, der aus China kommend auf den Philippinen eine Zukunft suchte.

Migration ein menschliches Gesichts geben – darum geht es bei „Share the Journey“. Die nationalen Caritasverbände informieren im Rahmen der Aktion über die Ursachen der Flucht, schaffen Räume der Begegnung mit Migranten und begleiten die Schutzsuchenden durch konkrete Hilfsangebote. Dabei geht es auch darum, angesichts der kriminellen Ausschlachtung des Phänomens an die Menschenwürde zu erinnern und diese zu schützen, so der Caritas Internationalis-Präsident weiter.

„Migration ist kein neues Phänomen in der Welt, die Menschheitsgeschichte ist eine Geschichte der Migration! Heute gibt es jedoch Faktoren und Phänomene, die Migration zum ,Störfaktor‘ machen: die neuen Formen der Sklaverei, die Nutzung der sozialen Medien für den Cyber Sex, der Verkauf von Kindern…Wir wollen die Welt daran erinnern, dass es eine Menschlichkeit gibt, die keine abstrakte Frage ist, sondern die die Würde des Menschen betrifft. Der Papst und Caritas Internationalis stellen diese Würde ins Zentrum.“ (rv)

Ratzinger-Preis verliehen: „Nobelpreis für Theologie“ geht an Dogmatiker Karl-Heinz Menke

FULDA – Der Dogmatiker Karl-Heinz Menke, emeritierter Bonner Professor, erhält den „Ratzinger Preis 2017“. Menke sei ein ausgezeichneter Kenner der Gedanken Joseph Ratzingers und habe mehrere Studien zu den Werken des mittlerweile emeritierten Papstes veröffentlicht, betonte Pater Federico Lombardi SJ bei einer Pressekonferenz am Dienstag im Vatikan.

Die zum siebten Mal verliehene Auszeichnung ist als „Nobelpreis der Theologie“ bekannt.

Menke lehrte seit 1990 Dogmatik und Theologische Propädeutik an der Universität Bonn und ist seit 2014 Mitglied der Internationalen Theologenkommission des Heiligen Stuhls.

Der Joseph-Ratzinger-Preis wird seit 2011 an Wissenschaftler und Gelehrte verliehen, die sich im Bereich der Theologie besonders ausgezeichnet haben.

Die Preisträger werden vom Papst auf Vorschlag des Wissenschaftskomitees der vatikanischen Stiftung „Joseph Ratzinger – Benedikt XVI“ ausgewählt, zu dem die Kardinäle Kurt Koch, Gianfranco Ravasi, Kurienerzbischof Luis Ladaria und der Bischof von Regensburg, Rudolf Voderholzer gehören.

Die feierliche Überreichung der Urkunde findet am 18. November im Apostolischen Palast statt. Zusammen mit Professor Menke erhalten zwei weitere Personen den mit einer fünfstelligen Summe dotierten Preis: der deutsche evangelische Theologe Professor Theodor Dieter und der estnische Komponist Arvo Pärt. (CNA Deutsch)

„Anti-päpstliche Manipulation“

Der italienische Erzbischof Bruno Forte verteidigt Papst Franziskus gegen Häresie-Vorwürfe. Jene Kritiker, die den Papst mutmaßlicher Irrlehren bezichtigten, hätten ihn überhaupt nicht richtig verstanden, sagte der Erzbischof von Chieti und namhafte Theologe laut einem Bericht der katholischen Tageszeitung „Avvenire“ vom Dienstag.

Die Unterzeichner der am vergangenen Wochenende im Internet veröffentlichten „Zurechtweisung“ des Papstes seien eine „absolute Minderheit“. Sie hätten Franziskus‘ Schreiben zu Ehe und Familie vom April 2016 „nicht in seiner Tiefe erfasst, sondern missverstanden“. Ihr „Angriff“ sei „schwerwiegend“: „eine Manipulation, ein Vorurteil, eine Operation gegen den Papst und gegen die Kirche“. Forte war Sondersekretär der Bischofssynode zu Ehe und Familie in den Jahren 2014/2015. In dieser Funktion war er auch an deren Abschlusserklärung beteiligt.

Das Papstschreiben „Amoris laetitia“ zu Ehe und Familie vom April 2016 habe „die Kirchenlehre nicht geändert“, betonte der Theologe. Vielmehr antworte es „einfach auf eine seelsorgliche Frage“, speziell was wiederverheiratete Geschiedene betreffe. „Es ist gewiss, dass Gottes Liebe diese Menschen nicht verlässt.“ Wie die Kirche nun konkret Gottes Liebe in den „Lebenslagen solcher verletzter Familien“ ausdrücken könne, sei eine notwendige Frage und „seelsorglich absolut legitim“, wird der Erzbischof zitiert.

„Positionen, die den Glauben verlassen“

Mit den Kritikern geht Forte hart ins Gericht: Wer dieses Anliegen von „Amoris laetitia“ ignoriere und „um jeden Preis Positionen einnehmen will, die den katholischen Glauben verlassen“, zeige ein „von Vorurteilen eingenommenes Verhalten und schottet sich gegenüber dem Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils ab, den Papst Franziskus verkörpert“, so der frühere Theologieprofessor. Wer die Kirche liebe und dem Papst als Nachfolger Petrus treu sei, könne ein Dokument wie die „Zurechtweisung“ nicht unterzeichnen.

Ebenfalls im „Avvenire“ weist auch der Theologe Giuseppe Lorizio von der Päpstlichen Lateran-Universität die „Zurechtweisung“ zurück. Die sieben Sätze, die die Autoren des Textes unter Häresie-Verdacht stellten, „stehen so gar nicht im Papstschreiben“; diese Art des Zitierens sei somit „intellektuell unredlich“. Es gehe nicht „darum, den Papst zu verteidigen“, vielmehr richte sich der Angriff letztlich „auf das Evangelium“ und auf „eine ganze Tradition, die vom Trienter Konzil herkommt und die die Unterzeichner des Dokuments offenbar nicht kennen“. Das Trienter Konzil habe schließlich in Kapitel 12 des Dekrets über die Versöhnung formuliert, dass niemand sich der Gnade Gottes völlig sicher sein könne. „Das bedeutet, dass keiner sich, was die Gnade betrifft, in einer Lage der Sicherheit befindet. In diese Tradition schreibt sich der Papst mit „Amoris laetitia“ ein.“

„Statische, nicht dynamische Vorstellung von Gnade“

Die Autoren des anti-päpstlichen Dokuments hätten „eine automatische und statische Vorstellung von Gnade“; dabei sei diese in Wirklichkeit „dynamisch“. Zum Streit um eine Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion bemerkt Lorizio, Eucharistie dürfe „nicht nur als Nahrung für die schon Vollkommenen“ gesehen werden: „Die Eucharistie ist auch die Wegzehrung unserer Schwäche.“

Spöttisch reagiert der Theologe auf eine Passage des Dokuments, die von einer „ewigen Disziplin“ im Bereich der Sakramente spricht. „Was heißt hier ewig? Die Sakramentendisziplin kommt vom Trienter Konzil. Und was ist mit den 1.500 Jahren davor?“ Dass Christen unter Anleitung eines Bischofs oder Priesters sich auf einen Weg der Buße und der Unterscheidung machten, sei keine Erfindung von Papst Franziskus: „Das hat es in der Tradition der Kirche immer schon gegeben!“ Die Tageszeitung „Avvenire“, die von der Italienischen Bischofskonferenz herausgegeben wird, nennt das im Internet veröffentlichte Dokument in ihrer Schlagzeile eine „anti-päpstliche Manipulation“.

Hintergrund

Die Unterzeichner des in mehreren Sprachen publizierten Dokuments vertreten die Ansicht, Franziskus habe „auf direkte oder indirekte Weise“ häretische Standpunkte zu Ehe, Moral und Sakramentenlehre gefördert. Zentraler Auslöser für den Vorstoß ist das Schreiben „Amoris laetitia“ von 2016. Unterschrieben ist die Erklärung von 62 Laien und Klerikern, unter ihnen der deutsche Schriftsteller Martin Mosebach, der frühere Chef der Vatikanbank IOR Ettore Gotti Tedeschi sowie der Generalobere der lefebvrianischen Priesterbruderschaft Pius X., Bernard Fellay als einziger Bischof. (rv)

Zur Website: Correctio filialis de haeresibus propagatis

 

Niemand hat die Absicht, eine Homepage zu sperren

Dass eine papstkritische Homepage innerhalb des Vatikans auf einigen Computern nicht im Internet aufgerufen werden konnte, hatte rein technische Gründe. Der Vatikan hat nach eigenen Angaben den Zugang zur Homepage, auf der dem Papst Häresie vorgeworfen wird, keineswegs blockiert. Das sagt Vatikansprecher Greg Burke. Er widersprach damit italienischen Medienberichten.

Für den größten Teil des Vatikan-Internet sind Server des Governatorats zuständig. In dem Teil des Netzes, der von einem Server des vatikanischen Mediensekretariats abhängt, lässt sich die entsprechende Homepage aufrufen. Auch in den Büros von Radio Vatikan – das zum Mediensekretariat gehört – haben alle Surfer Zugriff auf die Seite. (rv)

Neuer Brief an Franziskus bezeichnet sich als „Zurechtweisung“

VATIKANSTADT – Papst Franziskus hat ein Schreiben erhalten, dass sich als „Zurechtweisung wegen der Verbreitung von Häresien“ bezeichnet. Auf der Liste der Erstunterzeichner befinden sich auch Intellektuelle aus dem deutschsprachigen Raum. Das Schreiben fordert den Papst „mit tiefem Schmerz“ auf, eine falsche Lehre „zu Ehe, Moral und Eucharistie“ zu verurteilen, die er – behaupten die Autoren – „direkt oder indirekt vertreten“ habe.

Zu den Erst-Unterzeichnern des unter dem lateinischen Titel Correctio Filialis De Haeresibus Propagatis am heutigen Sonntag veröffentlichten Schreibens gehören unter anderem der deutsche Autor Martin Mosebach und der österreichische Philosophie-Professor Thomas Stark. Nach Übergabe des Schreibens an den Papst habe auch der General-Obere der Priesterbruderschaft Pius X. (SSPX), Bischof Bernard Fellay, davon erfahren und dieses unterschrieben, hieß es.

Neben Bischof Fellay habe ein weiterer Geistlicher der FSSPX, Pater Robert Brucciani, das Schreiben unterzeichnet.

Die Correctio wurde Franziskus nach Angaben der Unterzeichner mit damals 40 Unterschriften am 11. August 2017 zugestellt. Nachdem sie seitdem keine Antwort erhalten hätten, würden sie es nun veröffentlichen, heißt es auf der im Internet in mehreren Sprachen publizierten Darstellung.

Die Unterzeichner betonen ihre „Loyalität zur Heiligen Römischen Kirche, versichern den Papst ihres Gebetes und bitten ihn um seinen apostolischen Segen“.

„In der Hoffnung, einer weiteren Ausbreitung von Lehren vorzubeugen, die in sich dazu neigen, alle Sakramente zu profanieren und das Gesetz Gottes umzustürzen“, betonen die Erst-Unterzeichner auf der Website, dass sie als Untergebene „sich kein Urteil über den Grad der Schuldhaftigkeit an[maßen], mit dem Papst Franziskus die sieben angeführten Häresien verbreitet hat. Sie bestehen aber respektvoll darauf, dass Papst Franziskus diese Häresien verurteilt, die er direkt oder indirekt vertreten hat.“

Die „Zurechtweisung“, deren vollständiger Text in deutscher Sprache veröffentlicht wurde, besteht aus drei Teilen. Neben der eigentlichen Correctio in lateinischer Sprache gibt es eine erklärende Begründung der Unterzeichner, mit der sie aus Ihrer Sicht darstellen, „warum sie als gläubige und praktizierende Katholiken das Recht und sogar die Pflicht haben, eine solche Zurechtweisung an den Papst zu richten“. Ein dritter Teil beschreibt den Modernismus sowie den Einfluss Martin Luthers als „Quellen des Irrtums“.

Im zweiten Teil – der eigentlichen Correctio – werden sieben Thesen angeführt, die der Pontifex verbreitet und „dadurch eine große und unmittelbare Gefahr für die Seelen verursacht“ haben soll, behaupten die Autoren. (CNA Deutsch)