Papst beim „Urbi et Orbi“: „Frieden für Jerusalem!

Beim traditionellen Weihnachtssegen „Urbi et Orbi“ auf dem Petersplatz hat Papst Franziskus zu „Frieden für Jerusalem und das ganze Heilige Land“ aufgerufen.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Er bete für ein Wiederaufnehmen des Dialogs zwischen Israel und Palästina, „und dass man endlich zu einer Verhandlungslösung gelange“, sagte er bei seiner Weihnachtsansprache von der mittleren Loggia des Petersdoms aus.

Tausende von Menschen nahmen trotz der starken Sicherheitsvorkehrungen und der Kälte an dem feierlichen Ereignis teil. Der Papst beklagte, dass „heute Kriegsstürme über die Welt hinwegfegen“ und ein „inzwischen überholtes Entwicklungskonzept“ Menschen, Sozialgefüge und Umwelt schädige. Die Menschen sollten im Antlitz der Kinder in aller Welt die Züge des neugeborenen Erlösers aus Betlehem zu erkennen versuchen, dann würden sie die große „Zärtlichkeit unseres Vaters“ spüren.

“ Das Geheimnis des sich nahenden Gottes ”

„In Betlehem hat die Jungfrau Maria Jesus geboren. Nicht durch menschlichen Willen kommt er zur Welt, er ist vielmehr Geschenk der Liebe Gottes des Vaters… Wieder erlebt der Glaube des christlichen Volkes in der Weihnachtsliturgie das Geheimnis des sich nahenden Gottes.“

So wie einst die Hirten – „schlichte, aber wachsame Männer“ – in Jesus den verheißenen Messias erkannt hätten, solle auch die Menschheit von heute zurückkehren „zum Zeichen des Kindes“, empfahl der Papst. „Wir sollen es in den Gesichtern der Kinder wiedererkennen, besonders jener, für die wie für Jesus kein Platz in der Herberge ist (Lk 2,7).“

„Wir erblicken Jesus in den Kindern des Nahen Ostens, die aufgrund der Zuspitzung der Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern weiter leiden. An diesem Festtag flehen wir zum Herrn um Frieden für Jerusalem und für das ganze Heilige Land; wir beten, dass sich bei den Kontrahenten der Wille durchsetze, den Dialog wiederaufzunehmen, und dass man endlich zu einer Verhandlungslösung gelange, die innerhalb von miteinander vereinbarten und international anerkannten Grenzen eine friedliche Koexistenz zweier Staaten ermöglicht. Der Herr möge auch die Bemühungen derer unterstützen, die in der internationalen Gemeinschaft den guten Willen haben, jenem geplagten Land beizustehen, dass es trotz der schwerwiegenden Hindernisse zur langersehnten Eintracht, Gerechtigkeit und Sicherheit finde.“

“ Gebet für das Heilige Land und für Syrien ”

Auch an weitere Konfliktherde der Welt dachte Papst Franziskus in seiner Ansprache vor dem Weihnachtssegen: Irak, Jemen mit seiner drohenden Hungersnot, Afrika mit seinen Kriegen (vor allem dem Bürgerkrieg im Südsudan), und natürlich Syrien. „Möge das geliebte Syrien endlich zur Achtung der Würde eines jeden Menschen zurückfinden, indem es in gemeinsamer Anstrengung das soziale Gefüge unabhängig von ethnischen oder religiösen Zugehörigkeiten wiederherstellt.“

Der Papst betete darum, „dass die Gegensätze auf der koreanischen Halbinsel überwunden werden können“ und dass in Venezuela „ein sachlicher Meinungsaustausch unter den verschiedenen sozialen Gruppen … wiederaufgenommen werden kann“. Auch Europa kam in seiner betenden Umschau vor: „Wir erblicken Jesus in den Kindern, die zusammen mit ihren Familien unter den Gewaltakten des Konflikts in der Ukraine und seinen schwerwiegenden Auswirkungen leiden, und wir beten, dass der Herr diesem geschätzten Land baldmöglichst den Frieden gewähre.“

“ Jesus in den Migranten begegnen ”

Zurück zum „Zeichen des Kindes“: Das gab dem Papst auch Gelegenheit, an alle Kinder zu erinnern, „deren Eltern arbeitslos sind“ oder denen „die Kindheit geraubt“ wird, an Straßenkinder, an Kindersoldaten. „Wir erblicken Jesus in den vielen Kindern, die gezwungen sind, ihre Länder zu verlassen, alleine unter unmenschlichen Bedingungen zu reisen und so zur einfachen Beute der Menschenhändler werden. In ihren Augen sehen wir das Drama vieler Zwangsmigranten, die sogar ihr Leben riskieren, um kräftezehrende Reisen auf sich zu nehmen, die zuweilen in Tragödien enden. Wieder erblicke ich Jesus in den Kindern, denen ich während meiner letzten Reise nach Myanmar und Bangladesch begegnet bin, und erhoffe mir, dass die internationale Gemeinschaft nicht aufhöre, sich dafür einzusetzen, dass die Würde der in der Region anwesenden Minderheiten angemessen geschützt werde.“

Dann erteilte Franziskus feierlich den Segen Urbi et Orbi – der Stadt Rom und dem ganzen Erdkreis. Zum Schluss noch ein Gruß: „Die Geburt Christi, des Retters, erneuere die Herzen, erwecke die Sehnsucht nach einer geschwisterlicheren und solidarischeren Zukunft und bringe allen Freude und Hoffnung. Frohe Weihnachten!“ (vatican news)

Angelus: „Zeit finden, um vor der Krippe zu beten“

Papst Franziskus hofft, dass die Menschen in diesen Advents- und Weihnachtstagen nicht von Hektik übermannt werden, sondern Zeit zur Besinnung finden.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

„In diesen Stunden, die uns noch von Weihnachten trennen, rate ich Ihnen: Finden Sie einen Moment, um in Ruhe vor der Krippe zu beten. Es geht darum, im Herzen das Geheimnis des echten Weihnachten, der Geburt Jesu nämlich, anzubeten. Er nähert sich uns voller Liebe, Demut und Zärtlichkeit.“

Das sagte der Papst beim Angelus an diesem vierten Adventssonntag. Weihnachten sei das Fest der Geburt des Friedensfürsten, fuhr Franziskus fort. „Bitten wir um das Geschenk des Friedens für die ganze Welt, vor allem für die Menschen, die am meisten unter Konflikten und Kriegen zu leiden haben. Ich erneuere meinen Appell, auf dass zum Weihnachtsfest alle Entführten – Priester, Ordensleute, gläubige Laien – freigelassen werden mögen und in ihre Häuser zurückkehren können.“

Der Papst betete beim Angelus auch für die Einwohner der Insel Mindanao auf den Philippinen, die in den letzten Tagen von einem verheerenden Tropensturm heimgesucht worden sind. „Der barmherzige Gott nehme die Seelen der Verstorbenen auf und tröste alle, die wegen dieser Katastrophe leiden.“ Der Tropensturm hat nach den neuesten Angaben von diesem Sonntag mehr als zweihundert Menschen das Leben gekostet.

Ansonsten kommentierte der Papst vor seinem Mittagsgebet das Evangelium dieses vierten Adventssonntags: Es schildert die Verkündigung der Geburt Jesu durch den Erzengel Gabriel (Lk 1,26-38).

“ Maria setzt sich nicht in Szene ”

„In diesem Evangelienabschnitt können wir einen Kontrast zwischen den Versprechen des Engels und der Antwort Mariens feststellen. Dieser Kontrast zeigt sich in der Dimension und im Inhalt der Worte, die beide wählen.“ Der Engel halte Maria gegenüber eine längere Rede, in der er „unerhörte Perspektiven“ aufreiße. „Das Kind, das von diesem demütigen Mädchen aus Nazareth geboren werden soll, wird Sohn des Höchsten genannt werden – man kann sich überhaupt keine höhere Würde vorstellen als diese.“ Und auf eine Nachfrage Mariens hin werde die Verkündigung des Engels sogar „noch detaillierter und überraschender“.

„Die Antwort Mariens hingegen ist ein kurzer Satz, der nicht von Ruhm und Privileg spricht, sondern von Bereitschaft und Dienst: Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort (V. 38). Auch der Inhalt ist ein anderer. Maria gerät nicht aus dem Häuschen bei der Aussicht, die Mutter des Messias zu werden, sondern bleibt bescheiden und erklärt nur, dass sie beim Heilswirken des Herrn mitwirken will.“

Dieser Kontrast sei voller Bedeutung, sagte Franziskus. „Er lässt uns begreifen, dass Maria wirklich demütig ist und nicht versucht, sich in Szene zu setzen. Sie anerkennt ihr Kleinsein vor Gott, und sie ist auch ganz zufrieden damit. Gleichzeitig ist ihr klar, dass von ihrer Antwort die Verwirklichung von Gottes Heilsplan abhängt und dass sie also dazu berufen ist, sich diesen Plan ganz zu eigen zu machen.“

Diese Haltung Mariens entspreche vollkommen derjenigen Jesu: Auch dieser sei gekommen, um Diener zu sein, „um der Menschheit zu helfen, ganz dem Heilsplan des Vaters zu entsprechen“. „Die Haltung Mariens spiegelt diejenige des Sohnes Gottes, der auch ihr Sohn sein wird, vollkommen wider. Dadurch erweist sie sich als vollkommene Mitarbeiterin am Heilsplan Gottes, und darum kann sie dann im Magnifikat ausrufen, dass Gott die Demütigen erhöht (Lk 1,52).“

Die Gläubigen sollten sich diese Haltung Mariens vor Augen halten und zu ihrer eigenen machen, riet Papst Franziskus. (vatican news)

Vatikan: Besonderen Status Jerusalems respektieren

Der Heilige Stuhl ist für eine Beibehaltung des bisherigen Status von Jerusalem. Die Stadt im Heiligen Land soll ihren „einzigartigen Charakter“ bewahren, hob die Vatikandelegation bei der UN-Debatte zu dem Thema hervor.

Mario Galgano – Vatikanstadt.

Diese Woche besprach die Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York unter anderem auch über die Lage in Jerusalem. Der Vatikan ist zwar nicht Mitglied der UNO, hat jedoch eine Delegation unter der Leitung des Ständigen Beobachter des Heiligen Stuhls bei der UNO in New York. Bei der Debatte äußerte sich das Mitglied der Vatikandelegation bei UNO, Tomasz Grysa, in einer Rede über die Haltung des Vatikans zur Jerusalem-Frage.

Pflicht für alle Nationen

„Die Delegation des Heiligen Stuhls begrüßt die Haltung der UN-Mitgliedstaaten, neue Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern zu verhindern und den Dialog sowie die Verhandlungen zu fördern“, so Monsignore Grysa in seiner Rede an die UN-Vollversammlung. Es sei eine Pflicht für alle Nationen, „den historischen Status quo der Heiligen Stadt“ zu achten, so wie es „bedeutende UN-Resolutionen“ vorsähen, fügte er an.

“ Jerusalem hat einen universalen Charakter. ”

Jerusalem habe eine „einzigartige Identität, die von „universalem Interesse“ sei. Dies sei die Besonderheit der Heiligen Stadt, denn sie sei für alle drei monotheistischen Religionen – also für Juden, Christen und Muslime – eine wichtige Kultstätte und „ein Symbol für Millionen von Gläubigen auf der Welt“. Jerusalem gelte bei vielen sogar als „spirituelle Hauptstadt“ schlechthin, betonte der Vatikan-Diplomat. „Die Bedeutung Jerusalems geht über die Grenzfrage hinaus und dies muss bei allen Verhandlungen für eine politische Lösung beachtet werden“, so Monsignore Grysa.

Natur Jerusalems

Der Heilige Stuhl rufe deshalb zu einer friedvollen Resolution auf, die die „Natur Jerusalems“ respektiere. Die Stadt sei „heilig und von universaler Bedeutung“. Nur ein international garantierter Status könne diesen einzigartigen Charakter bewahren und auch ein Garant für den Dialog und die Versöhnung sein, die den Frieden in jener Region garantiere.

Resolution gegen USA

Nach der Debatte hat die UN-Vollversammlung eine nicht bindende Resolution angenommen. Die US-Regierung solle die Anerkennung Jerusalems als israelische Hauptstadt zurücknehmen. Der entsprechende Beschluss wurde mehrheitlich angenommen. 128 Nationen stimmten dafür, neun dagegen, 35 Mitglieder enthielten sich. 21 Nationen waren nicht anwesend.

In der Resolution wird „tiefes Bedauern“ über „jüngste Entscheidungen im Hinblick auf den Status Jerusalems“ ausgedrückt. Wörtlich erwähnt wird die Entscheidung des US-Präsidenten Donald Trump von Anfang Dezember nicht. Zudem heißt es, dass der endgültige Status der Stadt durch Verhandlungen in Einklang mit einschlägigen UNO-Resolutionen verhandelt werden müsse. (vatican news)

Kardinal Maradiaga verteidigt sich gegen Korruptionsvorwürfe

TEGUCIGALPA – Kardinal Oscar Andrés Rodriguez Maradiaga hat die schweren Vorwürfe finanzieller Misswirtschaft bestritten und eine Erklärung dafür abgegeben, dass er angeblich ein überhöhtes Gehalt für eine weitgehend zeremonielle Tätigkeit an der Katholischen Universität von Honduras erhalten habe. Das Geld sei für die Arbeit der Diözese bestimmt, so der Erzbischof von Tegucigalpa.

In einem Email-Interview mit CNA erklärte Kardinal Maradiaga, dass „vor etwas mehr als einem Jahr ein Manager der Universität gefeuert werden musste, weil er stahl“.

„Kurz darauf wurde eine anonyme diffamierende Nachricht verbreitet, mit einer Reihe Verleumdungen dieser Art, wie sie diese Woche veröffentlicht wurden.“

Kardinal Maradiaga bezog sich damit auf einen Bericht des italienischen Mediums „L’Espresso„. Diesem zufolge hat Kardinal Maradiaga 2015 von der Universität von Tegucigalpa 600.000 US-Dollar als eine Art „Gehalt“ für die Kanzlerschaft der Universität bekommen. Der Kardinal stehe zudem unter Verdacht, durch Investitionen in einige Londoner Finanzgesellschaften fast 1,2 Millionen Dollar an Kirchengelder „verloren“ zu haben.

Die Vorwürfe waren nicht neu — bereits eine andere Website erhob diese im August 2016. Kardinal Maradiaga sagte, dass die Erzdiözese eine rechtliche Maßnahme zur Verteidigung eingeleitet habe, aber dies habe „keine Wirkung auf die Darstellung der Wahrheit“ gehabt.

Kardinal Maradiaga sagte gegenüber CNA weiter, dass die Katholische Universität von Honduras „im Besitz der Erzdiözese“ sei. Der Kardinal betonte, dass das Kollegium während seiner Amtszeit als Erzbischof und Kanzler der Universität auf 11 Campus in Honduras angewachsen sei.

Maradiage teilte weiter mit, dass „die Universität die pastoralen Werke der Erzdiözese unterstützen soll“ und um diese Arbeit zu unterstützen, sagte er, dass die Erzdiözese, nicht der Kardinal persönlich, monatliche Zahlungen erhalten habe, die „mehr oder weniger“ der beschriebenen Geldmenge entsprachen in Berichten – ungefähr 41.400 US Dollar pro Monat.

Dieses Geld, fügte er hinzu, sei dazu veranschlagt gewesen, „die Studiengebühren der Seminaristen zu bezahlen, den Bau und die Renovierung von Kirchen zu finanzieren und den Pfarrern in ländlichen Gemeinden oder Priestern, die keinen Lebensunterhalt haben, wirtschaftliche Hilfe zu leisten.“

Kardinal Maradiaga betonte, dass „Gelder nicht auf meinen Namen, sondern den Namen der Erzdiözese überwiesen wurde“, und dies von Priestern bezeugt werden könne. Er betonte, dass „wir mit diesen Mitteln auch vielen armen Menschen helfen, die jeden Tag Hilfe suchen.“

Pfarrer Carlos Rubio von der Erzdiözese Tegucigalpa sagte gegenüber ACI Prensa, CNAs spanischsprachiger Nachrichtenagentur, dass die Katholische Universität von Honduras „alle Bischöfe [von Honduras], nicht nur den Kardinal, finanziell unterstützt, um den Diözesen zu helfen. Denken Sie daran, dass die Universität katholisch ist und der Kirche untersteht. “

„Alle Bischöfe erhalten Unterstützung für ihre Diözesen, nicht für den persönlichen Gebrauch“, sagte Rubio. Das Geld „ist eine Unterstützung der katholischen Universität für die Mission der Diözese.“

Was die weiteren Vorwürfe betrifft, bestätigte Kardinal Maradiaga, dass es einen apostolischen Besuch bei Bischof Juan José Pineda, dem Weihbischof von Tegucigalpa, gegeben habe, betonte aber, dass der Bischof selbst „den Heiligen Vater um einen apostolischen Besuch gebeten habe, um seinen Namen zu klären“.

Bischof Pineda steht seit geraumer Zeit unter Verdacht, finanzielle Misswirtschaft zu verantworten und einen männlichen „Begleiter“ zu unterhalten, der auf Kosten der Diözeser lebe. Einige Quellen haben behauptet, dass der „Begleiter“ eine Wohnung auf dem Campus der Katholischen Universität von Honduras hatte.

Ein katholischer Missionar, der in Honduras arbeitet, sagte gegenüber der CNA-Schwesteragentur, ACI Prensa, dass Pinedas Situation in der honduranischen Kirche eine Quelle des Skandals sei. Der Bischof „lebt mit einem Adjutanten, ohne irgendeine Erklärung von jemandem“, so der Missionar, und betonte:

„Bischof Pineda hat ihm eine Wohnung in der Innenstadt und ein Auto gekauft. Das Auto, fürchten wir, kommt aus den Kassen der Universität oder der Diözese. Wir haben diese unziemliche Beziehung zum Vatikan gemeldet. Der Papst weiß alles.“

Kardinal Maradiaga sagte, dass die Erzdiözese die Ergebnisse des apostolischen Besuchs noch nicht kenne. Gleichzeitig fragte er jedoch, wie diese Ergebnisse „L’Espresso“ vorliegen. Er sagte, dass der L’Espresso-Bericht „halbe Wahrheiten sagt, das sind am Ende die schlimmsten Lügen.“

Der Kardinal bestritt, dass der Finanzrat der Erzdiözese jemals „irgendeine Investition“ genehmigt habe, wie „L’Espresso“ meldete. Abschließend sagte Kardinal Maradiaga:

„Warum wurden Vorwürfe, die vor einem Jahr veröffentlicht und abgewiesen wurden, jetzt veröffentlicht, nur acht Tage bevor ich meinen Rücktritt bei Papst Franziskus eingereicht habe, da ich die Altersgrenze von 75 Jahren erreicht habe?“

Nach Maradiagas Ansicht ist der Skandal geplant, um die Reformen von Papst Franziskus zu gefährden. „Ich werde [diese Reformen] weiterführen, solange der Heilige Vater es wünscht.“

Mit Berichterstattung von ACI Prensa. Übersetzt von AC Wimmer. (CNA Deutsch)

Papst macht schwedischen Kardinal zum Ökumene-Berater

 

Franziskus hat neu ernannten Kardinälen Ämter im Vatikan zugewiesen. Der schwedische Kardinal Arborelius wird dadurch zu einem der wichtigsten Ökumene-Berater des Heiligen Stuhls.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt.

Der erste Kardinal Schwedens, Anders Arborelius, kann künftig mitreden, wenn es im Vatikan um das Thema Ökumene geht. Papst Franziskus ernannte den Bischof von Stockholm an diesem Samstag zum Mitglied im Päpstlichen Einheitsrat. In Schweden gibt es nur etwa 150.000 Katholiken, die meisten davon Ausländer; gut achtzig Prozent der Schweden sind Lutheraner.

Auch der Päpstliche Nuntius in Syrien, Kardinal Mario Zenari, wurde am Samstag vom Papst befördert: Er ist künftig Mitglied in der Kongregation für die Ostkirchen.

“ Ernennungen auch für zwei Spanier und zwei US-Amerikaner ”

Gleich zwei „nomine“ (ital., Ernennungen) betreffen den Erzbischof von Barcelona, Kardinal Juan José Omella Omella: Er ist von jetzt an sowohl Mitglied der einflussreichen Bischofskongregation als auch des höchsten kirchlichen Gerichts, der Apostolischen Signatur. Ein weiterer Spanier, Kardinal Carlos Osoro Sierra von Madrid, wird Mitglied der Bildungskongregation.

Auch zwei US-Amerikaner wurden vom Papst bedacht; Erzbischof Blase Joseph Cupich von Chicago wird Mitglied der Bildungskongregation, Kurienkardinal Kevin Joseph Farrell Mitglied der Päpstlichen Kommission für die Vatikanstadt.

“ Weltkirchliche Mischung ”

Die meisten Ernennungen von diesem Samstag betreffen das neue Dikasterium für integrale menschliche Entwicklung. Zu seinen neuen Mitgliedern macht Franziskus die Kardinäle Patrick D’Rozario aus Bangladesch, Marice Piat aus Mauritius, John Ribat aus Papua-Neuguinea, Louis-Marie Mangkhanekhoun aus Laos und Gregorio Rosa Chávez aus El Salvador. Das ist eine bunte, weltkirchliche Mischung.

Für einen ähnlichen weltkirchlichen Akzent sorgt Franziskus im neuen Dikasterium für Laien, Familie und Leben: Die neuen Mitglieder sind die Kardinäle Baltazar Enrique Porras Cardozo aus Venezuela, Jean Zerbo aus Mali – und ein Europäer, nämlich Jozef De Kesel aus Belgien. (vatican news)

Nochmal: Der Papst, das Vaterunser, die Versuchung

Führe uns nicht in Versuchung – aber da bin ich ihr schon erlegen. Der Versuchung nämlich, zu der ganzen Debatte um Papst Franziskus und die Vaterunser-Bitte „Führe uns nicht in Versuchung“ noch etwas nachzutragen. Immerhin rührt diese Debatte ans Wesentliche: Darf ein Papst einfach so das Vaterunser verändern? Und noch bohrender gefragt: Führt uns tatsächlich Gott in Versuchung, obwohl er doch der gute Gott ist?

Stefan von Kempis – Vatikanstadt.

Zu Franziskus gesprächsweise vorgebrachtem Vorschlag, diese Vaterunser-Bitte doch etwas anders zu übersetzen, haben sich viele Theologen zu Wort gemeldet. Tenor: eher ablehnend. Es stimmt auch, dass der Textbefund eindeutig ist: Sowohl die ältere Vaterunser-Fassung bei Lukas als auch die ausführlichere bei Matthäus lauten, korrekt übersetzt „Führe uns nicht in Versuchung“. So weit, so gut.

Da lässt es aufhorchen, dass der Exeget Klaus Berger, einer der besten und originellsten Kenner des Neuen Testaments im deutschen Sprachraum, in der „Tagespost“ dem Papst beispringt: Auch er, Berger, finde, diese „vieldiskutierte“ Bitte müsse eigentlich so übersetzt werden: „Und lass uns nicht in Versuchung geraten.“

Dabei rüttelt auch Berger nicht am oben genannten Textbefund. Er fragt aber: „Blickt man denn gar nicht darauf, was Menschen heute mit dieser Bitte assoziieren? Hat noch niemand gemerkt, dass die traditionelle deutsche Übersetzung viele in Zweifel und Ungewissheit führt, weil sie mit ihrem Gottesbild nicht mehr zurechtkommen?“

Im Lauf der Jahrhunderte seit Luthers großer Bibelübersetzung haben sich laut Berger „die Assoziationen geändert“. In Versuchung führen bedeute heute „an niedere Triebe appellieren“, „verführen wollen“. „Genau in diesem Sinne“, so Berger, „sagt der Jakobusbrief 1,13: Gott versucht keinen.“ Da helfe „alles Pochen auf eine wörtliche Übersetzung gar nichts, wenn normale Menschen daraus die falschen Schlüsse ziehen“.

“ Verschone uns vor Testsituationen ”

Nein, Gott versuche keinen. Er führe höchstens jemanden in eine Situation hinein, in der dieser dann vom Teufel versucht werden könnte – zum Beispiel Jesus selbst, der nach Angaben des Evangeliums nach seiner Taufe im Jordan vom Geist in die Wüste getrieben wurde, wo er dann den Versucher traf (vgl. Lk 4, 1-2). Und diese Vaterunser-Formulierung bitte nun einfach Gott darum, den Beter vor „Testsituationen“ zu verschonen. „Das passt genau zu der folgenden Bitte ‚Erlöse uns von dem Bösen‘, denn das heißt: Befreie uns von dem Teufel, statt uns ihm begegnen zu lassen.“

Berger weist noch darauf hin, dass Versuchung nicht dasselbe wie „Prüfung und Bewährung“ sei: „Prüfen will und wird uns Gott sehr wohl.“ Aber der Sinn solcher Prüfungen sei „nicht teuflisch“, er habe nichts Heimtückisches an sich. Vielmehr könne die Prüfung „nötig sein, um qualifiziert weiterzuleben – wie bei der Abiturprüfung“. (Da traut der Herr Professor dem deutschen Abitur vielleicht zuviel zu… aber das ist ein anderes Thema.)

“ Warum wurden wir vertrieben? ”

Eine Prüfung „hat eine Zukunft“, erläutert Berger, „die Versuchung nicht“. Er rät dazu, auf Prüfungen und Bewährungsproben mit dem Schrei Jesu am Kreuz zu antworten, nämlich mit der Frage „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Wobei auch das „falsch übersetzt“ sei, denn wörtlich müsse es heißen „Wozu hast du mich verlassen?“

Berger dekliniert das dann an ganz konkreten Beispielen durch. „Warum wurden wir aus Schlesien vertrieben? Antwort im Sinne der Bibel: um etwas Neues beginnen zu können, das dann größer und schöner wurde als das Verlorene. Oder: Nicht fragen Warum verliert ein Mädchen ihren Freund? Sie sollte fragen: Wozu? Sonst könnte sie nicht jetzt nach einem Neuanfang glücklich sein.“

Die Bibel denke eben „immer adventlich, nämlich vom Ende her, von der Hoffnung und vom Ziel her“. Das ist das alte „cui bono“, christlich gewendet. In dieser Hinsicht darf man jetzt durchaus fragen: Wozu diese Aufregung um die Überlegungen des Papstes zum Vaterunser? (vatican news)

Vatikan: Führende Kardinäle der Kurienreform auf Abwegen

Für Papst Franziskus tauchen in der Adventszeit dunkle Wolken am Horizont auf. Seine engsten Papst-Vertrauten und Spitzen der Kurienreform stehen unter massivem Beschuss.

Australien: Kardinal George Pell

Im Juni des Jahres musste Kardinal George Pell seine vorläufige Beurlaubung beim Papst einreichen. Der Finanzchef des Vatikans, einer der engsten Mitarbeiter von Franziskus, muss sich gegen schwerste Vorwürfe von Kindesmissbrauch und Vertuschung rechtfertigen. Seit Juli muss er sich vor dem „Magistrates Court von Melbourne“ wegen dieser Vorwürfe verantworten.

Pell ist 76 Jahre alt. Papst Franziskus hatte seinen Rücktritt mit Erreichen des 75. Lebensjahres nicht angenommen. Das anhängige Strafverfahren in Australien könnte diesen Sachverhalt allerdings rasch ändern. Sollte Kardinal Pell im Verfahren schuldig gesprochen werden, hat der Papst kaum noch eine Alternative Pell im Amt zu halten.

Honduras: Kardinal Oscar Rodríguez Maradiaga S.D.B.

Das italienische Medium “L’Espresso” berichtet am Donnerstag über schwere Vorwürfe gegen Kardinal Maradiaga. Der Kardinal soll jahrelang 35.000 Euro monatlich von der Universität von Tegucigalp in Honduras bezahlt bekommen haben.

Laut „L’Espresso“ hat Papst Franziskus bereits vor sechs Wochen einen Bericht zu den Vorgängen erhalten. Daraufhin schickte er den argentinischen Bischof Jorge Petro Casaretto als Apostolischer Gesandter nach Honduras.

Neben dem Jahreseinkommen von 420.000 Euro der Universität soll Maradiaga möglicherweise eine ähnliche Summe für das letzte Jahrzehnt als “Entschädigung” für seinen Dienst als Großkanzler der Universität erhalten haben. Aus dem Untersuchungsbericht soll auch hervor, dass er 1,2 Millionen US-Dollar in Londoner Finanzunternehmen investiert und diese Gelder offensichtlich verschwunden sein sollen. Zudem berichtet “L’Espresso”, es gäbe Ermittlungen in Honduras, weil die Regierung hohe Summen in kirchliche Stiftungen investiert haben soll, mit denen wohl Maradiaga ebenfalls in Verbindung gestanden habe.

Kardinal Maradiaga ist seit April 2014 Vorsitzender des Kardinalsrates (K9) zur Kurienreform. Der Skandal um ihn, kommt äußerst ungelegen. Maradiaga wird am kommenden Freitag 75 Jahre alt und muss somit seinen Rücktritt beim Papst einreichen. Sollten die Ermittlungen des Apostolischen Gesandten Bischof Casaretto all diese Missstände nachgewiesen haben, wird der Papst vielleicht seinen Rücktritt annehmen und die Ära Kardinal Maradiaga geht vorzeitig zu Ende.

Weihnachtsansprache an die Römische Kurie

Diese Geschehnisse werfen kein gutes Licht auf die Kurienreform, sie sind auch kontraproduktiv zu dem Streben des Papstes nach einer armen Kirche. Erst gestern hatte Franziskus in seiner Weihnachtsansprache an die Kurie, wie in den Jahren zuvor auch, auf Missstände im Innern der Kirche hingewiesen.

„Um einmal mehr jenen Krankheiten eine Absage zu erteilen, vor denen auch die Kirche bis in ihre höchsten Ebenen nicht gefeit sei – „dieser gestörten und missratenen Logik der Komplotte oder kleinen Kreise, die ein Krebsgeschwür sind, das zur Selbstbezogenheit führt“.

Ferner sprach der Papst von „Intrigen und Vertrauensverlust“ und forderte eine „Neuausrichtung der Kirchenspitze“. Ob ihm das gelingen wird muss die Zukunft zeigen. (vh)

Kardinal Maradiaga unter Verdacht, sich finanziell bereichert zu haben

VATIKANSTADT – Ein italienisches Medium berichtet über schwere Vorwürfe gegen Kardinal Oscar Maradiaga. Der enge Papstfreund und Leiter der Kurienreform soll sich in seiner Heimat Honduras unter anderem ein Monatsgehalt von 35.000 Euro bezahlen haben lassen. Auch Franziskus soll über den Fall informiert sein – eine Anklage oder formelle Anschuldigungen gegen Maradiaga liegen derzeit jedoch nicht vor.

Am heutigen Donnerstag berichtete „L’Espresso“, der argentinische Bischof Jorge Pedro Casaretto – der im vergangenen Mai von Papst Franziskus als Apostolischer Gesandter nach Honduras geschickt wurde – habe nach seiner Rückkehr berichtet, dass Kardinal Maradiaga möglicherweise tief in Fälle schwerer Misswirtschaft verwickelt gewesen sei und selber hohe Zahlungen von der katholischen Universität von Tegucigalpa erhalten habe.

Der Artikel berichtet weiter, dass Maradiaga beschuldigt wird, mehr als 1,2 Millionen US Dollar in Londoner Finanzunternehmen investiert zu haben. Ein Teil dieses Geldes sei „verschwunden“, so der Artikel.

Der Bericht des Apostolischen Gesandten stütze sich auf Aussagen von mehr als 50 Zeugen, darunter diözesane Mitarbeiter und Priester, so „L’Espresso“.

In der italienischen Veröffentlichung heißt es, Papst Franziskus habe vor sechs Monaten den Bericht von Casaretto erhalten und prüfe seitdem die darin enthaltenen Bedenken, damit er persönlich eine endgültige Entscheidung treffen könne.

Vorwürfe auch gegen Weihbischof

Der Artikel sagte, dass Casarettos Bericht auch Vorwürfe gegen Weihbischof Juan José Pineda erhebt. Pineda habe „leichtsinnige Finanzoperationen inszeniert“ und Geld der Kirche an Freunde verteilt, einschließlich des Kaufs einer Wohnung und eines Autos für einen Mann, dem Pineda „sehr nahe“ sei.

Beunruhigend sei auch, so L’Espresso, dass große Geldsummen von der Stiftung der Diözesanzeitungen und Fernsehanstalten an die Stiftung für Bildung und soziale Kommunikation geflossen seien, der Kardinal Maradiaga vorstehe.

Obwohl diese Vorwürfe Unregelmäßigkeiten darstellen, hat L’Espresso nicht festgestellt, ob spezifische Verstöße gegen die Kirchengesetze zur Finanzverwaltung dokumentiert wurden oder ob die Gründe für Unregelmäßigkeiten noch entdeckt wurden.

Kardinal Maradiaga hat „L’Espresso“ zufolge im Jahr 2015 fast etwa eine halbe Million Euro von der Katholischen Universität von Tegucigalpa erhalten – und möglicherweise eine ähnliche Summe für das letzte Jahrzehnt als „Entschädigung“ für seinen Dienst als Großkanzler der Universität.

Kardinal Maradiaga ist ein bekannter Kirchenführer in Lateinamerika und setzt sich öffentlich als Kämpfer gegen Armut ein.

Papst Franziskus ernannte ihn 2013 zum Leiter des Kardinalrates „K9“, der die Kurienreform als Beratungsgremium begleitet.

Maradiaga wird am 29. Dezember 75 Jahre alt – das normale Rentenalter für Bischöfe und Kardinäle. Nach kanonischem Recht muss er zu diesem Zeitpunkt seinen Rücktritt einreichen. Der Papst kann dann den Rücktritt annehmen oder ablehnen. (CNA Deutsch)

Kardinal Parolin zu Politikern: Habt das Gemeinwohl im Blick

Christen in der Politik müssen stets die Menschenwürde verteidigen. Das schrieb Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin italienischen Politikern ins Stammbuch. Am Mittwochabend feierte er in der Basilika Santa Maria Sopra Minerva eine Messe für die italienischen Parlamentarier.

Christine Seuss – Vatikanstadt.

Die Politik, so betonte die Nummer Zwei des Vatikans bei der Messe, müsse stets das Gemeinwohl im Blick haben, insbesondere zugunsten der Schwächsten der Gesellschaft. Er erinnerte die Politiker auch an die wahre Bedeutung des Weihnachtsfests, die über das Konsumverhalten und die Hektik dieser Tage hinausgehe. „Jesus“, so Parolin an die Volksvertreter, „der in der Krippe von Bethlehem zur Welt kommt, erinnert uns daran, dass die wahre Macht sich in Dienst verwandelt, dass der wahre Ruhm im täglichen Einsatz besteht, der das Wohl aller an die Spitze der eigenen Prioritäten und Sorgen stellt.“

Die Politik dürfe nicht fern von den Problemen der Menschen bleiben. Doch manchmal, so die Mahnung des Kirchenmanns, gewinne man den Eindruck, dass im Zentrum der politischen Aktivitäten nicht die „dringenden Probleme der Menschen und deren Lösung“ stünden, sondern dass Politik durch eine gewisse „Selbstbezogenheit“ geprägt sei. Der Glaube hingegen und die aus diesem resultierende Auffassung von der Würde eines jeden Menschen könne auch für die Politik Orientierung darstellen, unterstrich der Kardinal gegenüber den Parlamentariern, die er dazu aufrief, in ihrer täglichen Arbeit stets für die Verteidigung der Menschenwürde einzustehen. (vatican news)

Papst: „Keine Schwarzarbeit im Vatikan“

Papst Franziskus hat Schwarzarbeit und irregulären Arbeitsverhältnissen im Vatikan eine klare Absage erteilt. Bei einer Audienz für Vatikanangestellte ging Franziskus in der Audienzhalle auf ein Gespräch mit Kardinal Reinhard Marx, dem Koordinator des Päpstlichen Wirtschaftsrates, über arbeitsrechtliche Fragen des Vatikans ein: „Ich habe ihm gesagt: Ich will keine Schwarzarbeit im Vatikan!“, bekräftigte der Papst.

Anne Preckel – Vatikanstadt.

Franziskus bat all diejenigen Mitarbeiter des Heiligen Stuhles um Verzeihung, die im Vatikan in irregulären Arbeitsverhältnissen arbeiten. Der Papst sprach explizit die Praxis an, Mitarbeitern auch bei kontinuierlicher Beschäftigung weiterhin mit Jahres- oder Kurzverträgen abzuspeisen, ohne sie fest anzustellen, wie es das Arbeitsrecht normalerweise vorsieht. „Man versteht ja, dass man Leute in Probezeit anstellt, ein oder zwei Jahre, aber nicht mehr. Schwarzarbeit nein! Das will ich durchsetzen, und ihr sollte mir dabei helfen: helft auch den Vorgesetzten, diese Probleme des Heiligen Stuhles zu lösen, nämlich die prekären Arbeitsverhältnisse, von denen es aktuell noch einige gibt.“

Eine Frage des Gewissens

Teil der von Franziskus durchgesetzten laufenden Reformen im Vatikan ist in der Tat das Arbeitsrecht: so werden derzeit Festverträge für solche langjährigen Mitarbeiter vergeben, die bis dato lange Jahre irregulär beschäftigt waren, und es werden alle Tätigkeiten in vertraglich geregelte Jobs überführt. „Das ist auch eine Frage des Gewissens für mich, denn wir können nicht von der Soziallehre der Kirche sprechen und dann solche Dinge machen.

“ Ich weiß, dass es ohne eure Arbeit nicht ginge. ”

Direkt zu Beginn seiner frei gehaltenen Ansprache dankte Franziskus den Vatikanangestellten für ihre Arbeit, darunter Mitarbeiter der Vatikanmedien, der Museen, des Governatorates und viele mehr:

„Eure Arbeit hält den Zug, den Vatikan, den Heiligen Stuhl, am Laufen, der so schwer scheint, so groß, mit vielen Problemen. Und jeder von euch gibt sein Bestes, um seine Arbeit zu machen. Ich weiß, dass es ohne eure Arbeit nicht ginge, die Arbeit der Kirche ginge nicht gut, so viel könnte nicht geschehen für die Verkündigung des Evangeliums und um vielen Menschen zu helfen… Ihr seid Teil dieser Kette, die die Arbeit unserer Kirche voranbringt.“

Weiter ging der Papst in seiner Ansprache auf die Themen Familie, Geschwätz im Vatikan und Vergebung ein.

Hüter der Familie sein

Eltern bat er darum, „Hüter“ ihrer Familien zu sein und nicht vor den Kindern zu streiten. „Es gibt so viele Probleme in der Familie, psychologische und in der Ehe… Unter euch sind einige Geschiedene – ich leide mit euch. Helft euch gegenseitig, so dass zumindest eure Kinder nicht (unter der Situation der Scheidung, Anm. d. Red.) leiden. Denn wenn Eltern streiten, leiden die Kinder! Streitet nie vor den Kindern, nie!“ Weiter ermutigte der Papst Paare dazu, keine Angst davor zu haben, Kinder in die Welt zu setzen.

Erneut übte Franziskus Kritik an Tratsch und Geschwätz im Vatikan. „Mir sagte mal einer von euch: ,Wenn man im Vatikan nicht schwätzt, bleibt man isoliert.‘ Das ist sehr schwerwiegend, sehr ernst. Der Schwätzer ist ein Terrorist: Er schmeißt eine Bombe, diese explodiert und trifft viele. Betreibt keinen Terrorismus des Geschwätzes, bitte! ,Und wie können wir das tun?‘, werde ich dann gefragt. Ich sage: ,Beiß dir auf die Zunge!‘“

Gewissensforschung

Weiter rief Franziskus zur Gewissenserforschung auf und dazu, für eigene Fehler um Vergebung zu bitten. Auch Priester gäben hier oftmals kein gutes Bild ab, fügte der Papst an, der sich selbst einschloss: „Ich bitte auch um Vergebung.“

Abschließend wünschte der Papst den Vatikanangestellten ein frohes Weihnachtsfest: „Ich wünsche euch frohe Weihnachten, im Herzen, in der Familie, im Gewissen. Habt keine Angst, um Vergebung zu bitten. Geht beichten. Weinachten ist auch eine gute Gelegenheit, um auch in uns selbst Frieden zu schließen, denn wir sind ja alle Sünder.“ (vatican news)