Malteserorden: „Wir müssen einige Regeln erneuern

 

Der Souveräne Malteserorden sieht einer umfassenden Reform entgegen. Das sagte der neugewählte Großmeister Fra‘ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto im Gespräch mit Vatican News.

Gudrun Sailer und Francesca Sabatinelli – Vatikanstadt

Im Mittelpunkt der Reform, die derzeit mit umfangreichen Beratungsprozessen einher geht, steht demnach unter anderem die Förderung des religiösen Lebens der Ordensangehörigen, ein modernes System wirtschaftlicher Verwaltung sowie die Rolle der Frau im Orden. Die institutionelle Krise, die der Malteserorden im Vorjahr durchlief, sei „anstrengend und herausfordernd“ gewesen, „sie hat uns alle zu mehr Nachdenken gebracht“, so der Großmeister. Der Orden habe die Krise aber auch als „wichtige Gelegenheit zur Weiterentwicklung“ wahrgenommen.

Mehrere hundert Ordensangehörige auf der ganzen Welt sowie zahlreiche Fachleute im Kirchenrecht seien bei den Arbeiten über die neue Ordensverfassung eingebunden, erklärte der Großmeister, der am 3. Mai seinen Amtseid abgelegt hat. Erste Auswirkungen seien bereits zu sehen, etwa in der Frage der Beteiligung von Frauen in der Ordensleitung: „Diesmal waren zum ersten Mal bei der Wahl des Großmeisters zwei Frauen vertreten, Präsidentinnen von Vereinen des Malteserordens, darunter jene aus Singapur. Dieses Zeugnis betrifft unsere geografische Entwicklung, unser Engagement, den unschätzbaren Wert, den die Damen in unserem Orden darstellen.“

Malteser sind heute in 120 Ländern vertreten

Die Beziehung zum Heiligen Stuhl bezeichnete Dalla Torre als „solide“. „Papst Franziskus verpasst keine Gelegenheit, uns seine Unterstützung zu versichern.“ Über den päpstlichen Delegaten Erzbischof Angelo Becciu bestehe regelmäßiger Kontakt.

Dalla Torres Vorgänger als Großmeister des Ordens, der Brite Matthew Festing (68), war Anfang 2017 auf Druck von Papst Franziskus zurückgetreten. Vorausgegangen waren Turbulenzen an der Spitze des Ordens. Der Souveräne Malteserorden ist dem Heiligen Stuhl unterstellt, zugleich aber ein eigenes Völkerrechtssubjekt.

Der Malteserorden sei in den vergangenen Jahrzehnten stark gewachsen, „über jede Erwartung hinaus“, wie Dalla Torre festhielt. Zum Zeitpunkt der letzten Ordensverfassung 1961 habe der Orden mit 25 Ländern diplomatische Beziehungen unterhalten, heute seien es mehr als 100. Die Malteser seien heute in 120 Ländern auf allen Kontinenten.

“ Wir sehen eine systematische Verletzung des internationalen humanitären Rechts ”.

Dalla Torre sagte, der Malteserorden sei heute so stark wie nie zuvor seinem Gründungsmotto verpflichtet: Bezeugung des Glaubens und Dienst an den Armen und Kranken. Zu helfen werde aber immer schwieriger in einer sich rasch ändernden Welt. Eine dringliche Aufgabe sei es, das Hilfsnetz des Ordens anzupassen. „Wir sehen heute eine systematische Verletzung des internationalen humanitären Rechts: Schulen, Kirchen, Krankenhäuser sind Ziel von Angriffen. Wenn vor 100 Jahren der Großteil der von Konflikten Betroffenen Soldaten waren, so sind es heute Zivilisten: vor allem Frauen und Kinder.“

An diesem Punkt sei das diplomatische Netz des Ordens unentbehrlich, das keine politischen, sondern humanitäre Funktionen habe, um den Zugang zu Krisenregionen zu ermöglichen und Notleidenden Hilfe zu bringen. (Vatican News)

Vatikan: 20 Jahre Archivöffnung der Glaubenskongregation

 

Unter dem Titel „Die römische Inquisition und ihre Archive – 20 Jahre nach der Öffnung“ veranstaltet die Direktion des Archivs vom 15. bis zum 17. Mai eine internationale Konferenz in Rom.

Zu den Veranstaltungen werden vierzig Wissenschaftler aus Europa, USA und Kanada erwartet. Die Konferenz stellt gleichzeitig die vierte Runde des 2013 gegründeten Zyklus „memoria fidei“ dar, der der systematischen Zusammenarbeit und dem Austausch der verschiedenen kirchlichen Archive dient. Mit Bedacht gewählt ist auch der Ort: Die Senatsbibliothek an der sogenannten „Dominikanischen Insel“ vor der Kirche Santa Maria sopra Minerva steht in engem Zusammenhang mit der Kongregation und dem Index der verbotenen Bücher.

Die Konferenz wird von Francisco Louis Ladaria, Präfekt der Glaubenskongregation, eröffnet.

Im Januar 1998 hatte das Archiv der Kongregation erstmals offiziell Studenten die Forschung an den historischen Beständen erlaubt. Der damalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, hatte in der Nationalen Akademie dei Lincei zu diesem wichtigen Wendepunkt in der Aufarbeitung der römischen Inquisition feierlich den Anstoß gegeben.

Themen der Tagung sind: Die Grenzen der Forschung; Inquisition: Orte und Menschen; Die Inquisition zwischen Fiktion, Kino und Publicity. Zum Abschluss findet ein Konzert in der Basilika Santa Maria sopra Minerva statt. (vatican news – ck)

Franziskus spricht mit Kardinal Marx

Kardinal Reinhard Marx war an diesem Montag bei Papst Franziskus zu einer Privataudienz, wie aus dem Tagesprogramm des Papstes hervorgeht. Der Erzbischof von München und Freising war in seiner Eigenschaft als Koordinator des vatikanischen Wirtschaftsrates angekündigt.

Kardinal Marx war zusammen mit weiteren deutschen Bischöfen am 3. Mai im Vatikan gewesen, um mit dem Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Luis Ladaria, über die Handreichung der Bischöfe zum Thema Kommunionempfang für nichtkatholische Ehepartner zu sprechen.

Eine Begegnung mit dem Papst war zu diesem Anlass nicht vorgesehen. Franziskus würdigte indes Anfang Mai das ökumenische Engagement der deutschen Bischöfe und bat sie, sich über die Frage des Kommunionempfangs selbst ins Einvernehmen zu setzen.

Marx ist auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Über eine geplante pastorale Handreichung zum Kommunionempfang ist ein Streit unter Bischöfen entbrannt. (Vatican News – gs)

Die 7 größten Aufreger des Katholikentags in Münster

Der 101. Katholikentag in Münster ist gestern zu Ende gegangen. Auch in diesem Jahr hat das Treffen, das vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ausgerichtet wird, teilweise für Furore gesorgt. Die 7 größten Aufreger:

1. Sternberg, der Lebensschutz und die Interkommunion

Noch bevor der Katholikentag richtig losgegangen ist, hat der Präsident des ZdKs, Thomas Sternberg, dem Bonner Generalanzeiger ein bemerkenswertes Interview gegeben (CNA Deutsch hat berichtet). Darin sprach er sich für die uneingeschränkte Zulassung von konfessionsverschiedenen Ehepartnern aus, da er die aktuelle Diskussion für „überflüssig und schädlich“ halte.

Sehr deutlich wurde Sternberg jedoch auch beim Thema Lebensschutz. Mit klaren Worten verteidigte er das Lebensrecht der Ungeborenen.

2. Nahles und „die säkulare Dreifaltigkeit“

Die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles hat die Wertegemeinschaft Europa gelobt und von einer „säkularen Dreifaltigkeit“ gesprochen. Nahles: „Ich meine die Dreifaltigkeit, die man in keiner anderen Weltregion findet.“ Damit meinte sie jedoch nicht den Vater, Sohn und den Heiligen Geist, sondern die „hohen sozialen Standards, eine hohe Wirtschaftskraft und eine echte Demokratie“.

3. Voderholzer und seine Kritik am Katholikentag

Dass der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer kein Freund jeder Form von Nabelschau-Katholizismus ist, ist allgemein bekannt. Bereits 2014, als er den Katholikentag in seinem Bistum ausrichtete, knirschte es im Gebälk zwischen Voderholzer und Vertretern des ZdKs. Dann hat der Bischof am Vorabend zu Christi Himmelfahrt in seiner Predigt die allzu einseitige Ausrichtung des Katholikentags kritisiert und gemahnt, dass der Druck, der durch diese Veranstaltung aufgebaut werde, in der Debatte um die Zulassung zur Kommunion nicht hilfreich sei.

Am nächsten Tag hat das ZdK reagiert. Man lasse sich das Diskutieren nicht verbieten: „Der Katholikentag wird all diese Fragen thematisieren, manches kritisieren und würdigen und Vorschläge dazu machen.“

4. Hirschhausen und die „Oblate“

Der Kabarettist Eckart von Hirschhausen hat in einer Debatte mit Kardinal Rainer Maria Woelki das Recht auf den Empfang der Eucharistie gefordert. Hirschhausen, der als evangelischer Christ mit einer katholischen Frau verheiratet ist, rief in Richtung des Kardinals: „Entweder, wenn Sie die Hälfte meiner Kirchensteuer für den katholischen Bereich abzwacken, geben Sie mir mit Freude eine Oblate dafür, oder Sie geben mir mein Geld zurück!“

Während die Mehrheit des Publikums diese Worte mit stürmischen Applaus bedachte, gab es vor allem in den sozialen Netzwerken heftige Kritik. Interessant war der Twitter-Account des Katholikentags, der zumindest versuchte, die Situation zu entschärfen: „Also *vor* der Wandlung ist das bei uns definitiv eine Oblate.“ Die Zusicherung, dass die Verfasserin dieses Katholikentag-Tweets die Aussagen von Hirschhausens ebenfalls respektlos findet, folgte freilich wenig später.

5. Die „Entschuldigung“ von Hirschhausen

„Es tut mir Leid“ – „…aber ich bin auch verletzt!“ Hirschhausen hat es geschafft, dass viele Menschen nach seiner Entschuldigung noch wütender waren als davor. Denn schließlich, so hieß es später in einer Pressemitteilung, werde wieder nur über das geschrieben „was man nicht sagen wollte“.

Hirschhausen bezeichnete sich als „Hofnarr“, der Dinge ungeschminkt ausspreche. Er zitierte seine Frau, die als Mediatorin arbeitet. Sie habe einen Grundsatz, der laute: Man solle allen Menschen gute Absicht unterstellen bei dem, was sie tun. Hirschhausen betonte, er wünsche sich, dass es beim Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt „möglich sein wird, gemeinsam zu feiern“.

6. Kardinal Marx: „Wer Hunger hat und glaubt“

Auf welcher Seite der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz in Streit um die heilige Kommunion steht, dürfte mittlerweile bekannt sein. Während des Katholikentags hat Marx seine Position noch einmal bekräftigt und darauf gedrängt, möglichst schnell eine Regelung zu finden:

„Wer Hunger hat und glaubt, dem muss der Zugang zur Eucharistie ermöglicht werden. Das muss unsere Leidenschaft sein und da lasse ich nicht nach.“

Beim Abschlussgottesdienst am Sonntag hat der Münchner Erzbischof den Wunsch nach einer schnellen Lösung wiederholt.

7. Die AfD auf dem Katholikentag

Darf man Rechtspopulisten eine Bühne bieten, indem man die AfD zu einem Podium auf dem Katholikentag einlädt? Oder sollte man sogar mit ihnen öffentlich diskutieren, um ihre Argumente zu entkräften und den Populismus zu demaskieren? Und überhaupt: Was ist eigentlich Rechtspopulismus?

Diese und weitere Fragen wurden im Vorfeld des 101. Katholikentags teils sehr emotional diskutiert. Trotz vielfachen Protests blieben die Veranstalter bei ihrer Einladung und so kam es zur Debatte religionspolitischer Vertreter aller im Bundestag sitzender Parteien. In der überfüllten Halle Münsterland behauptete der AfD-Abgeordnete Volker Münz, dass das christliche Menschenbild von seiner Partei vertreten werde, während die Abgesandte der Linken meinte, ihre Partei sei „nicht religiös, aber auch nicht anti-religiös“. (CNA Deutsch)

UPDATE: Kardinal Errazuriz offenbar doch bei Treffen mit Franziskus

VATIKANSTADT – UPDATE: Kardinal Francisco Errazuriz wird offenbar doch am Treffen der chilenischen Bischöfe mit Papst Franziskus teilnemen.

Der chilenische Kardinal Francisco Javier Errazuriz Ossa, emeritierter Erzbischof von Santiago, hatte mitgeteilt, dass er nächste Woche nicht an einem Treffen zwischen Chiles Bischöfen und dem Papst teilnehmen werde, um einen Bericht über die Vorwürfe der Missbrauchsvertuschung im lateinamerikanischen Land zu diskutieren.

Am Randes des Treffens des Kardinalsrates, dem Errazuriz angehört, sagte der Würdenträger in Rom Ende April, er werde „aus persönlichen Gründen“ nicht beim Treffen vom 14.-17. Mai anwesend sein.

Kardinal Errazuriz leitete die Erzdiözese Santiago von 1998 bis 2010. In seiner Amtszeit wurde der chilenische Priester Fernando Karadima für schuldig befunden, mehrere Minderjährige misshandelt und sexuell missbraucht zu haben.

Karadima wurde 2011 von der Kongregation für die Glaubenslehre verurteilt und zu einem Leben des Gebets und der Einsamkeit verurteilt.

Der Kardinal wurde von mindestens einem von Karadimas Opfern, die sich am 28./29. April persönlich mit Papst Franziskus getroffen hatten, beschuldigt, nicht angemessen gehandelt zu haben. Opfer James Hamilton sagte in einer Pressekonferenz am 2. Mai, dass Errazuriz

„den kriminellen Karadima und all seine Taten für mehr als fünf Jahre vertuscht hat“.

Errazuriz bestätigte gegenüber der chilenischen Nachrichtenagentur „La Tercera“, dass er nicht zu dem Treffen in Rom kommen werde, sagte aber, dass er vor zwei Wochen seinen eigenen 14-seitigen Bericht an Papst Franziskus „über den Prozess gegen Pater Karadima und die Auswirkungen des Falls“ geschrieben habe.

Andere Faktoren, die zur Entscheidung des Kardinals beitragen, sind laut „La Tercera“ die Kosten der Reise, und dass die Zimmer des Residenz- und Gästehauses des Vatikans, die Casa Santa Marta, bereits in dieser Woche ausgebucht seien. Errazuriz bemerkte auch, dass, während Papst Franziskus Chiles 32 aktive Bischöfe einbestellt habe, die emeritierten Erzbischöfe des Landes lediglich zur Teilnahme eingeladen worden seien.

Juan Carlos Cruz, eines der Opfer Karadimas, reagierte auf die Nachricht, dass Errazuriz nicht an dem Treffen teilnehmen werde, indem er auf Twitter sagte:

„Wir sind an seine Tricks gewöhnt. Er wird sich nicht ändern. Aber zumindest wurde er entlarvt und die Welt weiß es. Er ist eine Schande.“

Bischof Juan Barros von Osorno, der im Zentrum der chilenischen Ermittlungen stand, wird nächste Woche bei den Treffen anwesend sein.

Barros wurde von Papst Franziskus im Jahr 2015 in die Diözese Osorno berufen und wurde von Juan Carlos Cruz beschuldigt, beide über Karadimas Missbrauch zu vertuschen und zeitweise daran teilzunehmen.

Die chilenischen Bischöfe wurden von Papst Franziskus nach einer kürzlichen Untersuchung der Missbrauchsvertuschung in Chile, die von Erzbischof Charles Scicluna von Malta während einer Reise nach Chile und den Vereinigten Staaten im Februar durchgeführt wurde, in den Vatikan vorgeladen.

In seinem Brief, in dem die Bischöfe nach Rom berufen wurden, gab der Papst zu, „schwere Fehler“ im Umgang mit der Sexmissbrauchskrise gemacht zu haben, um Vergebung und um ihre „Zusammenarbeit und Hilfe bei der Bestimmung der kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen“ zu bitten ausgetragen.

Der Zeitplan für das Treffen ist nicht bekannt, aber der Papst hat gesagt, dass er Sciclunas 2.300-seitigen Bericht und seine Schlussfolgerungen diskutieren möchte.“ (CNA Deutsch)

Die Wahrheit suchen und für sie kämpfen: Erzbischof Gänswein über das neue Benedikt-Buch

Vortrag von Erzbischof Georg Gänswein anlässlich der Buchvorstellung von Benedikt XVI./Joseph Ratzinger „Die Freiheit befreien. Glaube und Politik im dritten Jahrtausend.“

Eine Sensation an sich: Ein bislang unveröffentlichter Text von Papst emeritus Benedikt XVI. ist in Rom vorgestellt worden, der im Buch „Die Freiheit befreien. Glaube und Politik im dritten Jahrtausend“ erscheint. Der Präfekt des Päpstlichen Hauses und Privatsekretär Benedikts, Erzbischof Georg Gänswein, stellte das mit einem Vorwort von Papst Franziskus verlegte Werk vor – zu großem Applaus – im Rahmen einer Buchvorstellung im ehrwürdigen Sala Zuccari im Senat der italienischen Republik mit Antonio Tajani, dem Präsidenten der Europäischen Parlaments und Giampaolo Crepaldi, dem Erzbischof von Triest.

CNA Deutsch dokumentiert den Vortrag von Erzbischof Gänswein mit freundlicher Genehmigung.

Bevor Joseph Ratzinger zu Papst Benedikt XVI wurde, ist er als Deutscher groß geworden, vielleicht mehr noch als Bayer. Doch von seinem Elternhaus hatte er als Kind auch immer ins Salzburger Land hinübergeschaut, nach Österreich, und die Kultur des alten Habsburg vor Augen, vielleicht dachte er auch an seine Großmutter aus Südtirol, dem heutigen Italien. Grenzüberschreitungen kennzeichnen sein Leben, immer vor dem unendlichen Horizont des Katholischen. Nicht Grenzen, sondern das Ganze des Abendlands wurde deshalb von Kindesbeinen an sein politisches Zuhause, sogar in den Tagen, als die entfesselte Furie der Totalitarismus unseren Kontinent in den Abgrund zu stürzen versuchte.

So war es kein Wunder, dass Europa schon früh die politische Passion des jungen Gelehrten wurde. Kein Wunder ist es deshalb auch, dass Konrad Adenauer den jungen Joseph Ratzinger faszinierte und dessen zielstrebige Politik, mit der es der erste Bundeskanzler Nachkriegsdeutschlands gegen alle Verlockungen und Versprechen der Sowjet-Union durchgesetzt hat, die neue Bundesrepublik nach dem „Zivilisationsbruch“ Deutschlands unter den Nazis wieder ganz neu im freiheitlichen Wertesystem der jüdisch-christlichen Geschichte des lateinisch-westlichen Abendlandes zu verankern.

Nur hier, in dieser Geschichte, hatte Joseph Ratzinger früh erkannt, war der Gott Jakobs nicht als der Zürnende, sondern als der Liebende zuerst erkannt worden, der die Menschen nicht zwingt, sondern der um sie wirbt. Nur hier, in diesem Kulturraum, war deshalb auch die unvergleichliche „Freiheit des Christenmenschen“ entdeckt und entwickelt und verteidigt worden, von der vor 500 Jahren Martin Luther sprach, und die schon 1000 Jahre zuvor den heiligen Columban beseelt hat, dessen Erkenntnis: „Si tollis libertatem, tollis dignitatem“ noch heute die Columban-Kapelle im Fundament des Petersdoms schmückt. „Wenn du die Freiheit nimmst, nimmst du die Würde“, heißt diese Richtlinie des großen irischen Missionars aus dem 6. Jahrhundert auf Deutsch. Hier, in den „Cavi“ unterhalb des Papstaltars in der Confessio, die Bernini über dem Grab des Apostelfürsten Petrus errichtete, gehört dieser Satz Columbans deshalb gewissermaßen auch mit zu den Grundlagen des Papsttums. Es war dieser Geist, davon war Joseph Ratzinger schon früh überzeugt, mit dem irische Wandermönche im 6. Jahrhundert nach Christus Westeuropa christianisierten und inmitten der Völkerwanderung quasi neu begründet hatten. Der schöne Titel des Buches „Die Freiheit befreien“ könnte deshalb fast als ein cantus firmus im Leben Joseph Ratzingers und Benedikts XVI. gelten.

Denn der Papst aus Deutschland reifte ja gewissermaßen in der „katholischen Epoche“ der Nachkriegsgeschichte zum Mann und Denker und Lehrer heran, als Erich Przywara, der Lehrer Josef Piepers, die „Idee Europa“ entwickelte, und als Konrad Adenauer, Robert Schuman und Alcide de Gaspari das Wagnis einer Neugründung Europas über Ruinen unternahmen, und zwar im alten karolingischen Erbteil des Abendlands.

Es war diese Zeit, die den jungen und früh schon hochgelehrten homo historicus wie von selbst auch zum homo politicus werden ließ.

Sein politischster Begriff fiel aber auch da schon in eins mit dem wichtigsten theologischen Begriff des jungen Priesters. Das war die „Wahrheit“, die er später zum Motto seines Bischofswappens erhob, wo er um Mitarbeiter an eben dieser Wahrheit warb. Denn „wenn wir von dem Begriff der Wahrheit abgehen, gehen wir von den Grundlagen ab,“ erklärte er im Februar 2000 seinem Biografen Peter Seewald einmal auf Europas Schicksalsberg, im Mutterkloster des heiligen Benedikt auf dem Monte Cassino, und sagte weiter: „Der wirkliche Friede ist deshalb streitbar. Die Wahrheit ist das Leiden und auch den Streit wert. Ich darf die Lüge nicht hinnehmen, damit Ruhe ist. Niemand traut sich mehr zu sagen, dass das, was der Glaube sagt, wahr sei.“

Die Wahrheit zu suchen und für sie zu kämpfen, wurde deshalb zum roten Faden im Leben Josef Ratzingers und Benedikts XVI., weil sie, so war es seine Überzeugung, keine Wahrheit ist, die man „haben oder besitzen“, sondern der man sich nur annähern kann, weil die Wahrheit im Glauben und im Verständnis der Christen Person geworden ist: in Jesus Christus, in dem Gott sein Gesicht gezeigt hat. Diese Überzeugung machte den katholischen Theologen deshalb auch zu einem besonders respektierten Gesprächspartner von Jürgen Habermas, dem erklärtermaßen „religiös unmusikalischen“ großen Philosophen Deutschlands, mit dem er sich gleichwohl darin einig war, dass das jüdisch-christliche Leitbild der menschlichen Ebenbildlichkeit Gottes den Wesenskern Europas ausmacht. Es ist diese – nach Josef Pieper – „theologisch gegründete Weltlichkeit“ unserer westlichen Welt, von der der Staatsrechtler Ernst-Wolfgang Böckenförde später den in Deutschland berühmt gewordenen Schluss ableitete: „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann.“

Der Gläubige und der Ungläubige würden und könnten sich hier „im Zweifel“ begegnen, hat Joseph Ratzinger Jahrzehnte davor und nunmehr auch schon wieder vor 50 Jahren in seiner „Einführung in das Christentum“ einmal formuliert. Im Kulturraum Europas aber ist die Begegnung der Gläubigen und Ungläubigen nicht nur im Zweifel, sondern auch in der Wahrheit möglich, wie der Dialog zwischen Ratzinger und Habermas in diesem Buch wieder darlegt.

Deshalb nahm Papst Benedikt XVI. aber auch umso schärfer die Grenzen dieses einzigartigen Kulturraums gegenüber allen anderen Kulturen wahr, wie er es am 12. September 2006 so unerschrocken in seiner berühmten „Regensburger Rede“ zum Ausdruck brachte: „Nicht vernunftgemäß, nicht mit dem Logos handeln ist dem Wesen Gottes zuwider hat Kaiser Manuel II. von seinem christlichen Gottesbild her seinem persischen Gesprächspartner gesagt. In diesen großen Logos, in diese Weite der Vernunft laden wir beim Dialog der Kulturen unsere Gesprächspartner ein.“

Wenn Papst Franziskus im Vorwort dieses Bandes sagt, dass diese Texte uns zusammen mit dem kraftvollen Gesamtwerk seines Vorgängers helfen könnten, „unsere Gegenwart zu verstehen und eine sichere Orientierung für die Zukunft zu suchen“, dann kommen mir dabei fast von selbst jene Worte zur Verteidigung des Naturrechts in den Sinn, die Papst Benedikt am 22. September 2011 den Abgeordneten der deutschen Bundesrepublik im Reichstag in Berlin eingeschärft hat, mit denen ich meinen kleinen Beitrag beschließen will: „Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande“, hat der heilige Augustinus einmal gesagt,“ erklärte er damals den Parlamentariern als der Lehrer, der er immer war, und fuhr fort: „Wir Deutsche wissen es aus eigener Erfahrung, dass diese Worte nicht ein leeres Schreckgespenst sind. Wir haben erlebt, dass Macht von Recht getrennt wurde, dass Macht gegen Recht stand, das Recht zertreten hat und dass der Staat zum Instrument der Rechtszerstörung wurde – zu einer sehr gut organisierten Räuberbande, die die ganze Welt bedrohen und an den Rand des Abgrunds treiben konnte. Dem Recht zu dienen und der Herrschaft des Unrechts zu wehren ist und bleibt die grundlegende Aufgabe des Politikers. In einer historischen Stunde, in der dem Menschen Macht zugefallen ist, die bisher nicht vorstellbar war, wird diese Aufgabe besonders dringlich. Der Mensch kann die Welt zerstören. Er kann sich selbst manipulieren. Er kann sozusagen Menschen machen und Menschen vom Menschsein ausschließen. Wie erkennen wir, was recht ist? Wie können wir zwischen Gut und Böse, zwischen wahrem Recht und Scheinrecht unterscheiden?“

Die Bitte des weisen König Salomon an den Gott Jakobs: „Verleih deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht“ bleibe deshalb entscheidend vor allen Aufgaben, vor der der Politiker und die Politik auch heute stehen. Denn jene „historische Stunde“, von der der emeritierte Papst vor sechs Jahren in Berlin sprach, ist noch lange nicht zu Ende.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

„Die Freiheit befreien. Glaube und Politik im dritten Jahrtausend.“, Mit einem Vorwort von Papst Franziskus und einem bisher unveröffentlichten Text von Benedikt XVI. Hsrg. von Pierluca Azzaro und Carlos Granada (Benedikt XVI./Joseph Ratzinger, Schriften aus meiner Feder, Band 2), Herder, Freiburg 2018. (CNA Deutsch)

Bischof Feige: „Einmütig heißt nicht unbedingt einstimmig

Es ist d a s große Thema auf dem Katholikentag: der Streit um den Kommunionempfang von Protestanten in Ausnahmefällen. Alle reden in Münster darüber – die schnelle Lösung zeichnet sich nicht ab. Ein Gespräch mit dem katholischen Ökumene-Bischof Feige.

Stefan von Kempis – von Münster gerade nach Rom zurückgekehrt

Bischof Gerhard Feige von Magdeburg ist der Ökumene-Verantwortliche der Deutschen Bischofskonferenz – und einer der Autoren der „Pastoralen Handreichung“, die die bischöflichen Gemüter bewegt. Letzte Woche hat er in der Glaubenskongregation im Vatikan an der Aussprache zwischen den Kardinälen Marx und Woelki, im Beisein des Präfekten Erzbischof Ladaria Ferrer, teilgenommen.

Spricht man Feige auf das Ergebnis der römischen Aussprache an, wird er sibyllinisch: „Die Botschaft, die aus dem Kommuniqué ja auch hervorgeht, lautet: Die Deutsche Bischofskonferenz soll sich mit dieser Sache noch einmal beschäftigen, soll in kirchlicher Gemeinschaft eine (möglichst) einmütige Lösung finden.“

“ Keine Zweifel, dass wir auf einem guten Weg sind ”

Aber was heißt das konkret, Herr Bischof? „Das müssen wir jetzt eben mal sehen – wahrscheinlich beim nächsten Ständigen Rat. Was das für uns heißt, das lässt sich jetzt noch nicht konkret sagen. Aber wir werten das als eine positive Botschaft, und über Erzbischof Ladaria haben wir ja erfahren, dass der Papst unser ökumenisches Engagement auch würdigt und uns darum Mut macht, eine wirklich verantwortbare Lösung zu suchen, die in Übereinstimmung steht mit der Lehre der Kirche. Da haben wir selbst keine Zweifel daran, dass wir auf einem guten Weg sind.“

In einem Artikel in „Christ und Welt“ hat Bischof Feige das unlängst weit weniger diplomatisch formuliert: „Angesichts des enormen Vorlaufs von zwanzig Jahren sowie der vielfältigen und intensiven Auseinandersetzungen mit dem Entwurf in der jüngsten Zeit kann von einer Blitz- oder Überrumpelungsaktion und mangelhafter Vorbereitung nicht die Rede sein.“ Das Maß sei „voll“, die Zeit sei „reif“, man dürfe „eine Lösung nicht noch weiter hinauszögern“.

“ Es geht nicht um eine demokratische, sondern eine kirchliche Lösung ”

Zu den Kritikern des Papiers, an deren Spitze der Kölner Kardinal Woelki steht, schrieb Feige sogar, manche schienen „immer noch einem vorkonziliaren Kirchenbild verhaftet zu sein und die katholischen Prinzipien des Ökumenismus wenig verinnerlicht zu haben“.

Möglichst einmütig soll eine Entscheidung der Bischöfe ausfallen – so lautet jetzt die Vorgabe aus Rom. Heißt das denn, über das Papier wird noch einmal abgestimmt, ob in der zweiten Junihälfte beim Ständigen Rat oder auf der Herbstvollversammlung? Feige: „Das kann ich so nicht sagen. Möglichst einmütig heißt auch nicht unbedingt einstimmig! Aber das ist so der Weg, den der Papst auch gern geht. Es geht ja nicht nur darum, dass eine demokratische Lösung zustande kommt, sondern eine kirchliche Lösung, wo man sich möglichst nahe bleibt und auch darum ringt, eine Lösung zu finden.“

Zu den ungeklärten Fragen gehört, ob Rom noch einmal mit der Angelegenheit befasst werden wird. Dazu sagt Bischof Feige: „Erzbischof Ladaria will den Papst darüber informieren, wie das Gespräch gelaufen ist, und da werden wir auch sicher noch Weiteres hören.“ (vatican news)

Missbrauch: Papst trifft ab Dienstag Chiles Bischöfe

Der Krisengipfel des Papstes mit den chilenischen Bischöfen findet von Dienstag bis Donnerstag nächster Woche im Vatikan statt. Das hat das Presseamt des Heiligen Stuhls jetzt bestätigt.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Franziskus will nach Angaben des Statements von diesem Samstag mit den Bischöfen „seine persönlichen Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen der Sonderuntersuchung“ teilen. Bei dieser Untersuchung hatte im Frühjahr der aus Malta stammende Erzbischof Charles Scicluna in Chile recherchiert.

Es geht um den Umgang der chilenischen Kirche und auch des Papstes mit dem Fall Karadima: So heißt ein Priester, der offenbar vielfachen sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen begangen hat. Ein Priester aus dem Umfeld von Karadima, Juan Barros, wurde von Papst Franziskus zum Bischof ernannt; der Papst hält bislang an Barros fest. Dieser gibt an, von den Missbrauchsfällen nichts mitbekommen zu haben.

Krisengipfel? Nein – synodaler Prozess

Die Chile-Reise des Papstes im Januar war durch den Fall Barros stark überschattet worden. In einem Brief an chilenische Bischöfe bat Franziskus nach den Scicluna-Ermittlungen um Verzeihung für schwere Fehleinschätzungen; vor kurzem hat er im Vatikan ausführlich mit Opfern Karadimas gesprochen. Diese fordern konkrete Konsequenzen; dabei zielen sie nicht nur auf Barros, sondern auch auf andere chilenische Kirchenleute, die den Papst womöglich nicht gut beraten haben.

Nach Vatikanangaben von diesem Samstag werden an dem Chile-Gipfel im Vatikan 31 Orts- und Weihbischöfe teilnehmen; auch zwei emeritierte Bischöfe seien dabei. An der Seite von Franziskus werde der Präfekt der Bischofskongregation sitzen, Kardinal Marc Ouellet. Der Kanadier ist ein guter Kenner der Kirche in Lateinamerika.

Bei dem Krisengipfel – das Vatikanstatement vermeidet diesen Begriff und spricht lieber von einem „synodalen Prozess“ – soll es darum gehen, „vor Gott die Verantwortung aller und eines jeden Einzelnen“ zu klären. Die „Wunden“ der Missbrauchsfälle seien „verheerend“. Auch solle überlegt werden, „welche angemessenen und dauerhaften Änderungen“ vorzunehmen seien, „um zu verhindern, dass sich solch abscheuliche Taten wiederholen“.

“ Die Mechanismen des Vertuschens prüfen ”

Franziskus will nach den Angaben aus dem Vatikan wissen, wie es genau zu diesem „Macht-, sexuellen und Gewissensmissbrauch in Chile in den letzten Jahrzehnten“ kommen konnte. „Gründe und Konsequenzen“ sollten detailliert geprüft werden. Der Papst will ausdrücklich auch „die Mechanismen“ untersuchen, „die in einigen Fällen zum Vertuschen und zu schweren Unterlassungen gegenüber den Opfern geführt haben“. (vatican news)

Kardinal Woelki zum Leib des Herrn: „Würde niemals von einer Oblate sprechen“

Kölner Erzbischof verteidigt Lehre der Kirche über das Sakrament der Eucharistie bei Podiumsdiskussion am Katholikentag.

MÜNSTER – Kardinal Rainer Maria Woelki hat im Streit um die Interkommunion die aktuelle Position der Katholischen Kirche verteidigt. In einer Podiumsdiskussion auf dem Katholikentag in Münster debattierte er unter anderem mit dem Arzt und Kabarettisten Eckhart von Hirschhausen.

Hirschhausen hat die Katholische Kirche im Streit um den Kommunionempfang für evangelische Ehepartner scharf kritisiert. Der Klimawandel sei ein viel größeres Problem, so Hirschhausen. Der Arzt wörtlich: „Da möchte ich nicht eine öffentliche Diskussion über Oblaten führen.“

Da er als evangelischer Christ mit einer katholischen Ehefrau verheiratet ist und somit Kirchensteuer zahle, sei er einer der „größten Sponsoren“ der Kirche: „Entweder, wenn Sie die Hälfte meiner Kirchensteuer für den katholischen Bereich abzwacken, geben Sie mir mit Freude eine Oblate dafür, oder Sie geben mir mein Geld zurück!“ Hirschhausen weiter: „Wenn ich würdig genug bin, Ihrem Laden Geld zu geben, dann bin ich auch würdig, wenn ich Ja und Amen zu dem sage in der Gemeinschaft, möchte ich nicht rausgeschmissen werden aus der gemeinsamen Kirche.“ Kardinal Woelki entgegnete, er habe sehr hohen Respekt vor solchen Ehen und wisse um deren Herausforderung und Belastung. In der Vergangenheit seien bis dato immer Regelungen für Einzelfalllösungen gefunden worden. Doch seien wichtige theologische Fragen damit verbunden:

„Als Katholik würde ich niemals von einer Oblate sprechen. Die Verwendung dieses Begriffs zeigt, dass wir beide schon einmal etwas ganz anderes darunter verstehen.“

Woelki betonte, dass die Eucharistie für Katholiken das Allerheiligste ist, da sie dort Christus selber begegnen. Daher habe die Frage des Kommunionempfangs für evangelische Christen eine bekenntnishafte und eine kirchenbildende Dimension.

Hirschhausen entgegnete, dass dies für die meisten Menschen jedoch irrelevant sei. Er brauche in dieser Frage keinen Seelsorger und werde deshalb auch weiterhin zur Kommunion gehen. „Ich bin froh, dass meine Frau Christin ist, denn wir könnten auch ganz andere Probleme haben“, so der Kabarettist.

Der Kölner Erzbischof ist einer von sieben Bischöfen, die Bedenken gegen einen entsprechenden Entwurf einer sogenannten „Pastoralen Handreichung“ der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) angemeldet hat, der sich für eine Lockerung der aktuellen Regelung ausspricht, und deshalb in Rom vorstellig wurden.

Woelki wiederholte, dass es ihm und den anderen sechs Bischöfen um eine notwendige Klärung im Sinne der Weltkirche gegangen sei, da er das Thema für weltkirchlich relevant halte. Deshalb habe er bereits während und nach der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im März in Bensberg den Vorsitzenden über sein Vorhaben informiert: „Ich habe am 16. März 2017 einen Brief an den Vorsitzenden der Bischofskonferenz geschrieben, dass es wichtig ist, in dieser Frage eine Klärung zu haben.“ Kardinal Reinhard Marx habe schon während der Konferenz zu ihm gesagt: „Du wirst Dich ja jetzt nach Rom wenden“, sagte Woelki. Das habe er getan. (CNA Deutsch)

ZdK widerspricht Voderholzer-Kritik am Katholikentag

MÜNSTER – Die Veranstalter des Deutschen Katholikentags haben die Kritik des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer zurückgewiesen. Wie Stefan Vesper, der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) am Freitag erklärte, werde auch weiterhin „selbstverständlich“ über theologische und kirchenpolitische Fragen diskutiert.

Vesper erhob den Anspruch, im Sinne von Papst Franziskus zu handeln, denn alles, was die Laien angehe, werde auch von ihnen diskutiert und besprochen: „Der Katholikentag wird all diese Fragen thematisieren, manches kritisieren und würdigen und Vorschläge dazu machen.“

In seiner Predigt am Mittwochabend zum Vorabend des Hochfestes Christi Himmelfahrt hatte Voderholzer davor gewarnt, den Katholikentag als Bühne für kirchenpolitische Agitation zu missbrauchen (CNA Deutsch hat berichtet).

Die politische Ausrichtung des Treffens sollte demnach nicht einseitig sein, sondern auch andere wichtige Themen berücksichtigen, „etwa beim Lebensschutz, in der Familienpolitik, beim Verständnis von Ehe als Verbindung von Mann und Frau, beim Einsatz für soziale Gerechtigkeit und vieles mehr.“ Außerdem warnte er davor, „jetzt aus aktuellem Anlass Druck aufzubauen in der Debatte um den Kommunionempfang für evangelische Ehepartner in konfessionsverschiedenen Ehen“.

Kritische Debatten über die Ausrichtung des vom ZdK ausgerichteten Katholikentages gibt es auch in den Medien. Vor allem die geplante Diskussion mit dem religionspolitischen AfD-Abgeordneten zum Abschluss der Veranstaltung erhitzte Gemüter. Man dürfe Populisten keine Bühne geben, sagen die einen. Man müsse den wenigstens Menschen zuhören, da sie auch in den Gemeinden vertreten seien, meinen die Veranstalter.

Oliver Maksan, Chefredakteur der katholischen Zeitung „Die Tagespost“, beurteilte die Wirkung des Katholikentags in der öffentlichen Wahrnehmung als „inszenierte Relevanz“. Die zu erwartenden Bilder vom „beeindruckenden Aufmarsch der Politprominenz“ können nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Christentum in Deutschland auf dem Rückmarsch sei.

Zudem könne das ZdK, das den Anspruch vermittelt, alle deutschen Katholiken zu vertreten, die politische Diskussion nur verstärken, jedoch nicht prägen. Auch bei theologischen Streitthemen verhalte sich der „beeindruckende Apparat“ problematisch: „Die Kommuniondebatte für Protestanten macht glauben, Sakramente würden zum Aktionspreis angeboten“, so Maksan.

„Von Münster werden derweil wieder Bilder einer mit sich selbst beschäftigten Kirche ausgehen“, resümierte der „Tagespost“-Chefredakteur. Der Verbandskatholizismus habe keine Zukunft, da aus Selbstbespiegelung kein Aufbruch erwachsen werde:

„Das Modell der Kirche, das sich dieser Tage in Münster mit Millionenmitteln feiert, hat keine Zukunft. Die Erneuerung des Katholischen wird von anderswoher kommen müssen. Und zwar unabhängig von Strukturreformen. Denn die Kirche hat von ihrem Herrn bereits alles, was sie auch in einer säkularen Umgebung braucht: die Wahrheit über Gott und den Menschen, die Sakramente, den Heiligen Geist.“

Unterdessen zeigten sich die Veranstalter des Katholikentags sehr zufrieden mit der Resonanz auf die Veranstaltungen. Auch die politischen Podien seien stark nachgefragt und die Hallen häufig überfüllt, sagte Katholikentagsgeschäftsführer Roland Vilsmaier. Das Interesse an inhaltlichen Fragen sei riesig. (CNA Deutsch)