Vatikan/DBK: Keine Hinweise über die Gesprächsinhalte

Heute fand im Vatikan das angekündigte Gespräch zwischen Teilnehmern der Deutschen Bischofskonferenz und Vertretern der vatikanischen Kurie statt.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Vatican News veröffentlichte um 14.07 Uhr einen Artikel mit der Überschrift: Deutsche Bischöfe zur Klärung im Vatikan. Der Artikel von Pater Bernd Hagenkord liefert über den Verlauf und Inhalt des Gespräches keinerlei Hinweise. Stillschweigen!!

Die Deutsche Bischofskonferenz veröffentlichte am Donnerstagabend einen kurzen Artikel zum Gespräch der DBK-Delegation mit den Vertretern des Vatikans. Wie auch hier zu erwarten war, wird über konkrete Aussagen zum Gesprächsinhalt eigentlich nichts bekannt gegeben. Einzig der letzte Absatz der Erklärung ist relevant. Hier heißt es:

„Bei dem in deutscher Sprache geführten Gespräch erläuterte Erzbischof Ladaria, dass Papst Franziskus das ökumenische Engagement der deutschen Bischöfe würdigt und sie ersucht, im Geist kirchlicher Gemeinschaft eine möglichst einmütige Regelung zu finden. Im Gespräch wurden verschiedene Gesichtspunkte erörtert: etwa die Beziehung der Frage zum Glauben und zur Seelsorge, ihre weltkirchliche Relevanz sowie ihre rechtliche Dimension. Erzbischof Ladaria wird den Heiligen Vater über den Inhalt des Gesprächs informieren. Das Treffen verlief in einer herzlichen und brüderlichen Atmosphäre.“

Wie es zu erwarten war, lässt sich der Papst die Ergebnisse des Gespräches durch den Pro-Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Ladaria vortragen. Was mit der „Handreichung“ der Deutschen Bischofskonferenz geschehen wird, bleibt somit am heutigen Abend noch ungeklärt. (vh – mm)

Deutsche Bischöfe zur Klärung im Vatikan


Mehrere deutsche Bischöfe waren an diesem Donnerstag im Vatikan, um mit hiesigen Stellen über eine Handreichung zu beraten, die den Empfang der Kommunion für nichtkatholische Ehepartner regeln soll.

P. Bernd Hagenkord – Vatikanstadt

Es geht um die beiden Fragen, ob auch nichtkatholische Ehepartner die Kommunion unter bestimmten Bedingungen empfangen dürfen, und ob eine Bischofskonferenz alleine diese Frage entscheiden kann.

An dem Gespräch nahmen die Kardinäle Reinhard Marx (München und Freising) und Rainer Maria Woelki (Köln) teil. Außerdem angereist waren die Bischöfe Felix Genn (Münster), Rudolf Voderholzer (Regensburg, Mitglied der Glaubenskongregation des Vatikan), Karl-Heinz Wiesemann (Speyer, Glaubenskommission der Bischofskonferenz) und Gerhard Feige (Magdeburg, Ökumenekommission der Bischofskonferenz).

Auch der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer SJ, wurde zu dem Treffen in den Räumen der Römischen Glaubenskongregation eingeladen. Die Einladung kommt vom Präfekten der Kongregation, Erzbischof Luis Ladaria. Auf Vatikanseite dabei waren außerdem der für Ökumene zuständige Kardinal Kurt Koch, Pater Markus Graulich, Untersekretär des Rates für Gesetzestexte und Pater Herman Geißler, Leiter der Lehrabteilung an der Glaubenskongregation.

Das Treffen in Rom war vom Vatikan angeregt worden, nachdem sieben deutsche Bischöfe sich brieflich an die für die Ökumene und für die Glaubenskongregation Zuständigen gewandt hatten. Kardinal Woelki, Bischof Voderholzer und weitere fünf Diözesanbischöfe erbaten von Rom eine Klärung darüber, ob eine einzelne Bischofskonferenz eine solche in ihren Augen gesamtkirchliche Frage entscheiden könne.

Verhandelt wird nicht die ganze Grundsatzfrage

Auslöser für den Brief war eine bisher nicht veröffentlichte Handreichung, die in der Bischofskonferenz per Mehrheitsbeschluss verabschiedet wurde und die diese Fragen pastoral regeln soll. Der Brief der sieben wurde danach vor allem deswegen kritisiert, weil er am Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, vorbei nach Rom geschickt wurde.
Thema der Debatte ist die so genannte „eucharistische Gastfreundschaft“, also nicht die Frage, ob grundsätzlich Nichtkatholiken Kommunion empfangen dürfen oder können. Kardinal Kurt Koch hatte beim Papstbesuch 2016 in Lund/Schweden anlässlich des Reformationsgedenktages auf den Unterschied zwischen den beiden Fragen hingewiesen und betont, die Gastfreundschaft sei eine pastorale Frage.

Zur Kommunion sind in der katholischen Kirche grundsätzlich Katholiken sowie Mitglieder der unierten orientalischen Kirchen zugelassen. Protestanten dürfen in Ausnahmefällen – etwa in bestimmten schweren Notlagen – die Eucharistie empfangen. Katholiken ist auch eine Teilnahme an protestantischen Abendmahlsfeiern untersagt.

Franziskus hat Frage aufgegriffen, lässt sie aber offen

Papst Franziskus hatte in seinem Schreiben Amoris Laetitia die Frage aufgegriffen, grundsätzlich aber offengelassen: „Die Probleme bezüglich der konfessionsverschiedenen Ehen erfordern besondere Aufmerksamkeit. (..) Was die gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie betrifft, wird in Erinnerung gerufen, dass „die Entscheidung über die Zulassung oder die Nichtzulassung des nichtkatholischen Teils zur eucharistischen Kommunion in Übereinstimmung mit den bestehenden allgemeinen Normen auf diesem Gebiet zu treffen [ist], sei es für die orientalischen Christen, sei es für die anderen Christen. Dabei ist der besonderen Situation Rechnung zu tragen, die dadurch gegeben ist, dass zwei getaufte Christen das christliche Ehesakrament empfangen. Obgleich den Gatten einer bekenntnisverschiedenen Ehe die Sakramente der Taufe und der Ehe gemeinsam sind, kann die gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie nur im Ausnahmefall erfolgen, und man muss in jedem einzelnen Fall die oben erwähnten Normen […] beachten“ (AL 247).

2013 hatte der Papst in seinem Schreiben Evangelii Gaudium (Nr. 23), Papst Johannes Paul II. zitierend, den Bischofskonferenzen „eine gewisse authentische Lehrautorität“ zuerkannt, aber auch hier, ohne genaue Festlegungen zu treffen. (vatican news)

Opfer sexuellen Missbrauchs durch Karadima würdigen Vergebungsbitte des Papstes

SANTIAGO DE CHILE – „Der Papst hat uns formell in seinem eigenen Namen und im Namen der gesamten Kirche um Verzeihung gebeten“: Das haben drei Opfer sexuellen Missbrauchs durch den Priester Fernando Karadima nach ihrem Treffen mit Papst Franziskus in Rom gesagt.

„Der Papst hat uns formell in seinem eigenen Namen und im Namen der gesamten Kirche um Verzeihung gebeten“ erklärten die drei Opfer des durch den Priester Fernando Karadima verübten sexuellen Missbrauchs, nach dem Treffen mit Papst Franziskus in Rom am 28. und 29. April.

Juan Carlos Cruz, James Hamilton und José Andrés Murillo, die Opfer und Kläger im Missbrauchsfall des Priesters Fernando Karadima, der im Januar 2011 vom Vatikan für schuldig befunden wurde, nahmen am gestrigen 2. Mai an einer Pressekonferenz in Rom teil.

„Wir anerkennen und schätzen diese Geste und die enorme Gastfreundschaft und Großzügigkeit dieser Tage. Wir danken auch Monsignore Jordi Bertomeu, der uns im Auftrag des Papstes begleitet und es geschafft hat, diesen Aufenthalt zu etwas Konstruktivem zu machen“ sagten sie.

Die Kläger verbrachten circa eine Woche in der Casa Santa Marta und trafen den Heiligen Vater für ein mehrstündiges, privates Gespräch. Der Papst „zeigte sich sehr aufgeschlossen, aufmerksam und empathisch“ sagten Cruz, Hamilton und Murillo.

„Fast zehn Jahren lang wurden wir als Feinde behandelt, weil wir gegen sexuellen Missbrauch und Vertuschung in der Kirche kämpfen. In diesen Tagen haben wir das freundliche Gesicht der Kirche kennengelernt – ein ganz anders als das, das wir vorher kannten“ erklärten sie.

„Wir konnten mit dem Papst auf respektvolle und freimütig Weise reden. Wir sprachen schwierige Themen an, wie sexuellen Missbrauch, Machtmissbrauch und insbesondere die Vertuschung durch die chilenischen Bischöfe. Das sind Tatsachen, auf die wir uns nicht als Sünden, sondern als Verbrechen und Korruption bezogen haben, die in Chile nicht weniger werden, sondern eine Epidemie darstellen.“

„Eine Epidemie, die Tausende Leben von Kindern und Jugendlichen zerstört hat. Menschen, die vertraut haben und die in ihrem Glauben und in ihrem Vertrauen betrogen worden sind. Wir sprechen aus Erfahrung. Aus einer Erfahrung, die andere nicht überlebt haben.“

Sie betonten aber auch, dass „wir in unserem Leben Priestern, Männern und Frauen begegnet sind, die sich für die Würde der Opfer und für Gerechtigkeit eingesetzt haben. Ehrliche und mutige Menschen, die in diesem Kampf Fortschritte erzielt haben. Es gibt viele und sie sind sehr wichtig.“

„Wir hoffen, dass der Papst seine liebevollen Worte um Vergebung in beispielhafte und zur Nachahmung anregende Taten verwandle“ erläuterten sie.

„Denn sonst wird all das nur toter Buchstabe sein. Letztendlich möchten wir wiederholen, dass wir diese Einladung im Namen von Tausenden von Menschen angenommen haben, die Opfer von sexuellem Missbrauch und Vertuschung durch die katholischen Kirche geworden sind. Sie haben unserem Besuch den Sinn verliehen“ endeten sie.

Im Jahr 2015 verklagten Juan Carlos Cruz, José Andrés Murillo und James Hamilton das Erzbistum von Santiago wegen „seelischer Schäden“ und forderten eine Entschädigung in Höhe von 450 Millionen Pesos (circa 640.000 US-Dollar) und eine öffentliche Entschuldigung seitens der Kirche wegen mutmaßlicher Vertuschung von Missbräuchen.

Papst Franziskus empfing die Kläger, nachdem er den Bericht von Monsignore Charles Scicluna gelesen hatte, der nach Chile gereist war, um Informationen über den Bischof von Osorno, Monsignore Juan Barros, zu sammeln, dem die Vertuschung des von Karadima verübten sexuellen Missbrauchs vorgeworfen wird.

In den kommenden Wochen wird Papst Franziskus die chilenischen Bischöfe in Rom empfangen, um mit ihnen über den Bericht von Monsignore Scicluna zu sprechen.

Übersetzt aus dem Spanischen von Susanne Finner. (CNA Deutsch)

Quo Vadis, Petrus? Der hohe Preis der Politik des Heiligen Stuhls mit China

Auf die verschärfte Religionspolitik der Volksrepublik antwortet der Vatikan mit Kompromissen, die der Kirche und den Gläubigen teuer zu stehen kommen können.

Seit der Boxerrevolution von 1900 sei in der Weltpresse noch nie so viel über Chinas Christen geschrieben worden, staunt der Sinologe Anthony Clarke und gesteht, dass er nach zwanzig Jahren der Beobachtung des Verhältnisses zwischen Rom und Peking jetzt zum ersten Mal die Strategie des Vatikans nicht nachvollziehen könne und ihm nur die Frage bleibe: „Quo vadis?“

Während China-Experten jedes Jahr zur Karwoche auf die traditionellen Bischofsentführungen warten, an denen sich die Temperatur des Verhältnisses zwischen Rom und dem Vatikan ablesen lässt, schienen heuer die Augen der ganzen Welt auf das katholische China gerichtet.

„Al Jazeera“ kündigte an, dass ein historisches Abkommen mit dem Vatikan bevorstehe. Die „New York Times“ erklärte ihren Lesern, dass die Regierung Chinas 1957 die Patriotische Vereinigung Chinesischer Katholiken gründete, um sie statt des Vatikans mit der Auswahl der Bischöfe zu betrauen. So seien zwei Hierarchien entstanden, eine „offizielle“, die von Peking ernannt sei, und eine, die Rom treu blieb: die Untergrundkirche.

Chinakorrespondenten aus aller Welt wussten zu berichten, dass jetzt eine neue Variante ausprobiert werde: Zwei von Rom eingesetzte Bischöfe sollten als Ortsbischöfe zurücktreten, um Wunschkandidaten der Regierung Platz zu machen. Das Ganze sollte in privaten Treffen zwischen Mitgliedern der Chinakommission im Vatikan und den Kandidaten selbst ausgetüftelt werden und in einem „freiwilligen Rücktritt“ der beiden Bischöfe münden.

Es sei auch höchste Zeit, war aus manchen Lagern zu hören. War der Antikommunismus seitens der Kirche in China nicht längst überholt und nur noch ein unnötiges Hindernis für die Aussöhnung? Und hatte Rom das Pochen auf die eigene Autorität nicht wichtiger genommen als die Evangelisierung?

Solche Fragen stellen sich nur, weil die de-facto-Praxis der Kirche nie offiziell bestätigt worden war. Peking schlägt längst Kandidaten vor und Rom sagt zu, solange es keine unüberwindlichen Hindernisse gibt.

Auf diese Weise wurde seit Jahrzehnten eine Personalpolitik der Kompromissbischöfe betrieben. Die Priorität Roms war dabei immer, Weihen zu verhindern, die zwar sakramental gültig, aber kirchlich nicht rechtmäßig sind. Die Teilnahme an solchen Weihen wird von einer großen Zahl der Katholiken Chinas als blasphemisch empfunden. Auch die Konzelebration mit exkommunizierten Bischöfen wird nicht akzeptiert. Die Trennungslinie verläuft dabei nicht entlang der Grenze zwischen registriertem „Untergrund“ und registrierter „offizieller Kirche“. Auch in der offenen Kirche ist für die meisten Gläubigen die sakramentale Einheit mit Rom absolut entscheidend. Von regierungsnahen Hardlinern war zwar immer wieder zu hören, diese „Mentalität“ sei engstirnig und hartherzig.

Doch der Brief Papst Benedikts vom 27. Mai 2007 bestärkte Chinas Katholiken in der Überzeugung, dass ihr Verständnis der Sakramente richtig ist. Sie sollten möglichst versuchen, von legitimen Bischöfen und Priestern die Sakramente zu empfangen. Seitens der Regierung hingegen wurde systematisch eine Strategie der sakramentalen Verwirrung verfolgt.

Päpstliche Anerkennung nach einer illegitimen Weihe erfordert Bitte, Reue, Beichte und Vergebung. Die Aufhebung der Exkommunikation ist immer dem Papst vorbehalten. Gerade nachträglich versöhnte und rechtlich anerkannte Bischöfe aber wurden hier regelmäßig zur Zielscheibe staatlicher Aggression. Das Schema ist immer dasselbe: Sie werden erpresst oder entführt und gezwungen zu konzelebrieren, um so Zweifel aufkommen zu lassen, ob sie nicht selbst erneut exkommuniziert sind. Da Rom vermeidet, sich unmittelbar zu äußern, lange prüft und dann privat regelt, macht sich bei den Gläubigen Unsicherheit breit, obwohl sie ein Recht darauf hätten, Bescheid zu wissen, wie es um ihren Bischof steht.

Auch mehr als ein halbes Jahrhundert dieser Strategie der Verwirrung hat es bisher jedoch nicht erreicht, Chinas Katholiken davon abzubringen, die Sakramente ausgesprochen ernst zu nehmen. Wahrscheinlich hatte der Missionar Alois Macheiner Recht, der darauf hinwies, dass der Konfuzianismus ein Talent zur Ehrfurcht förderte, was den Katholiken Chinas als sakramentale Propädeutik dienen konnte.

Um vor diesem Hintergrund den Aufschrei der chinesischen Katholiken angesichts des von Peking vorgeschlagen Bischofstausches zu verstehen, ist es hilfreich, die Hauptdarsteller des Dramas näher kennenzulernen.

Peter Zhuan Jianjian kam erst mit 76 Jahren, am Tag seiner Bischofsweihe, im Untergrund an. Bis dahin war sein kirchliches Leben in den Bahnen der offiziellen Kirche verlaufen. 1981, das Jahr des Attentates auf Johannes Paul II., war das erste Jahr der Hoffnung für die Katholiken Chinas seit Maos „langem Marsch“ und seiner Machtübernahme und dem fanatischen Religionshass, den die Kulturrevolution entfesselt und aufgepeitscht hatte. Priesterseminare wurden wieder geöffnet, allerdings unter strikter staatlicher Kontrolle.

Der 51-jährige Peter Zhuan trat trotzdem ein. Als Priester der offiziellen Diözese Shantou war Peter Zhuan automatisch bei der Patriotischen Vereinigung registriert. Nach dem Tod des Bischofs 1997 konnten sich Rom und Peking nicht auf einen Kandidaten einigen, und so akzeptierte Peter Zhuan es im Jahr 2006 mit der Genehmigung des Papstes, auch ohne die Zustimmung der Regierung die Bischofsweihe im Geheimen zu empfangen. Dass er sich damit Repressalien aussetzen würde, war klar. Denn nun war auch er Teil der Kirche, die immer noch, und in mancher Hinsicht zu Recht, als „Untergrundkirche“ beschrieben wird.

Auf der Seite Roms machte seine Weihe deutlich, dass es kein politisches Reinheitsgebot gibt, nach dem Kandidaten aus der offenen Kirche nur auf Regierungsdruck akzeptiert werden. Peking wollte ihn trotz seiner Legalität nicht. Unklar war: Sollte die Diözese prinzipiell vakant bleiben, um die Kirche zu schwächen, oder musste ein Idealkandidat der Regierung außer formeller Zugehörigkeit zur offiziellen Kirche noch andere Eigenschaften haben?

Im September letzten Jahres traf beim mittlerweile 88-jährigen Bischof Zhuan nun ein Brief aus Rom ein, der ihm nahelegte, er solle freiwillig zurücktreten, um einem bisher durch die Regierung anerkannten Bischof Platz zu machen. Peter Zhuan konnte es nicht glauben und wartete erst einmal ab. Im Dezember eskortierten ihn dann Sicherheitsbeamte nach Peking. Kein Priester der Diözese durfte ihn begleiten. Bei einem Treffen habe ein „Bischof des Vatikans“ die gleiche Forderung ausgesprochen. Bischof Zhuan schleuste daraufhin über den Hongkonger Kardinal Zen einen Brief an den Papst, was zu einem Treffen zwischen Papst Franziskus und Zen führte.

Nach dem Gespräch war Zen überzeugt, das Ganze beruhe auf einer Intrige hinter dem Rücken des Papstes, während das vatikanische Presseamt verlauten ließ, der Papst und seine Mitarbeiter handelten in vollem Einklang und die Aussagen von Kardinal Zen seien „bedauerlich“. Joseph Huang Binzhang, der 51-jährige Bischof, dem Zhuan Platz machen soll, ist bisher noch exkommuniziert. Priester seit 1991, Abgeordneter des Nationalen Volkskongress seit 1998, zweiter Vorsitzender der Patriotischen Vereinigung. Huang wurde von Papst Benedikt als Bischofskandidat abgelehnt und erhielt die ausdrückliche Anweisung, sich nicht zur Weihe anzubieten. Dass er sich 2011 dennoch ohne päpstliches Mandat weihen ließ, war nicht nur für die Diözese traumatisch.

Vor seiner illegitimen Weihe tauchte wie üblich eine Großzahl der Priester der Diözese ab. Einige wurden von Sicherheitsbeamten aufgegriffen und gezwungen teilzunehmen. Bischöfe aus anderen Bistümern wurden gegen ihren ausdrücklichen Willen mit Polizeieskorten angeliefert. Nur Bischof Paul Pei Junming aus Shenyang konnte sich retten. Nach einer Abstimmung unter dem Klerus seiner Diözese schützte ihn eine menschliche Mauer von Priestern und Gläubigen in der Kathedrale vor dem Zugriff der Sicherheitskräfte. Seine Treue in der Verkündigung der Lehre der Kirche und die ehrfürchtige Feier der Sakramente machten Peter Zhuang zum respektierten Bischof. Nun soll er seine ganze persönliche Autorität dazu einsetzen, der ihm anvertrauten Herde einen fragwürdigen Hirten zu verkaufen. Am unerklärlichsten an der ganzen Sache bleibt indes, warum Joseph Huang, wenn er als würdiger Nachfolger gelten soll, nicht schon längst mit Rom versöhnt ist.

Wie soll hier nicht der Eindruck entstehen, dass die römische Kommission die politische Situation der sakramentalen als zweitrangig unterordnet? Was ist die eigentliche Absicht: Chinas Katholiken gute Hirten und Zugang zu den Sakramenten zu geben oder sie so umzuerziehen, dass sie das Fehlen nicht mehr als schmerzlich empfinden? Die Situation des zweiten vom Vatikan vorgeschlagenen Bischofstausches ist extremer. Bischof Vincent Zhan Silu gehört ebenfalls zu den letzten exkommunizierten Bischöfen. Seine Weihe diente keinem pastoralen Zweck, sondern fand im Jahr 2000 als ausdrückliche Geste der Herausforderung gegenüber Johannes Paul II. statt. Zhan verwaltete jahrelang lediglich sein von der Regierung bereitgestelltes Büro und zelebrierte gelegentlich Messen, denen außer Verwandten nur Beamte der Patriotischen Vereinigung beiwohnten. 2006 deklarierte er sich in einer Zeremonie der Selbstinstallation zum Diözesanbischof von Funing.

Die Diözese besteht zu neunzig Prozent aus Untergrundkatholiken und hatte bereits einen rechtmäßigen Bischof, der von der Regierung allerdings nicht anerkannt wurde. Um die Nachfolge in der Diözese zu regeln, bestimmte Papst Benedikt 2008 die Weihe von Vincent Guo Xijin zum Koadjutor der Diözese, obwohl die Regierung nicht zustimmte. Guo übernahm nach dem Tod des Ortsbischofs 2016 dann auch die Diözesanleitung, wurde aber jährlich vor der Karwoche von Sicherheitsbeamten abgeholt und für Wochen von der Kathedrale ferngehalten, um zu verhindern, dass er als Ortsbischof in Gemeinschaft mit seinen Priestern die Chrisammesse zelebrieren und die heiligen Öle für Taufe, Firmung und Krankensalbung weihen kann. Das sollte jeweils Zhan die Möglichkeit geben, als Bischof aufzutreten und eine exkommunizierte Hand im sakramentalen Spiel zu behalten, was ohne die Teilnahme von Klerus und Gläubigen aber nie so recht überzeugte.

Rom forderte nun von Vincent Guo Xijin, genau diesem illegitimen, exkommunizierten und bisher erfolglosen Usurpator freiwillig die Leitung der Diözese zu übertragen. Bischof Guo ließ wissen, er werde dem Papst gehorchen, doch wer hier profitieren solle, schien auch er nicht zu verstehen.

Während die Weltöffentlichkeit durch Zens Einspruch auf die Situation aufmerksam geworden war, wurde Guo wieder pünktlich zur Karwoche abtransportiert. Diesmal erfolgte die Entlassung nach einem Anruf aus Rom zwar bereits am nächsten Tag, doch ohne Effekt auf Guos Sakramentenverständnis. Er werde die Chrisammesse nicht mit Zhan konzelebrieren, schließlich sei dieser noch exkommuniziert.

Zwei der am wenigsten akzeptierten Bischöfe Chinas sind also augenblicklich der Preis, aber für was?

Ein Abkommen, das den Katholiken Chinas im Sonderangebot eine endlose Zufuhr kompromittierter Hirten verspricht, hätte bisher jeder Papst haben können. Was wäre passiert, wenn die Sache durch Kardinal Zens Intervention nicht aufgekommen wäre? Wäre deutlich geworden, dass diese Männer im Gehorsam handelten, oder hätten in der Darstellung des vatikanischen Pressebüros zwei Bischöfe einen versöhnlichen Schritt getan, weil sie erkannten, dass es ein pharisäischer Denkfehler ist, nicht zu kollaborieren? So wie es 2016 ganz unerwartet, nach fünf Jahren Hausarrest, der junge Bischof Ma aus Shanghai tat.

Wurde auf ihn etwa auch von Rom aus Druck ausgeübt? Die Priester und Bischöfe der Untergrundkirche als selbstgerecht und rigide darzustellen, weil ihre oberste Priorität nicht der Dienst an ihren Gläubigen sei, war von Anfang an Strategie der Patriotischen Assoziation.

Die Prinzipien einer selbst bestimmten und radikal unabhängigen Kirche Chinas, auf denen die Patriotische Vereinigung aufbaut, wurden von Papst Benedikt hingegen als mit der katholischen Lehre „nicht kompatibel“ bezeichnet. Ein Beitritt bei der Vereinigung besteht allerdings zunächst nur in einer Unterschrift, die nicht garantiert, dass der Beigetretene den mit der katholischen Kirche inkompatiblen Prinzipien entsprechend handeln wird. Was genau eine Mitgliedschaft konkret erfordert, unterscheidet sich zudem von Ort zu Ort.

Illegitime Weihen hingegen ziehen immer und überall die automatische Exkommunikation nach sich und werden auch von Gläubigen der offenen Kirche als blasphemisch empfunden. Im Vatikan konkurrierten ebenfalls zwei Denkrichtungen in Sachen Kollaboration, wie das Debakel um die irreführende offizielle Übersetzung des Briefs von Papst Benedikt an die Katholiken Chinas zeigte. In der chinesischen Version entstand der Eindruck, eine Mitgliedschaft bei der Patriotischen Vereinigung sei nicht nur möglich, sondern auch Anzeichen wahren pastoralen Eifers, während das Original das Gegenteil sagte. Auch damals war es Kardinal Zen, der Alarm schlug. Papst Benedikt berief daraufhin den Hongkonger Theologen Xavier Hon auf die höchste Stelle innerhalb der Kurie, die je von einem Chinesen eingenommen wurde. Er war wie Zen der Überzeugung, dass es durchaus noch gute Gründe für eine Untergrundkirche gibt. Seine jahrelange Erfahrung als Professor in offiziellen Seminaren auf dem Festland Chinas qualifizierte Hon als Kenner, vor allem auch der offenen Kirche Chinas.

Ein Kurswechsel und Rückkehr zur verhandlungsoptimistischen Kompromissbereitschaft des alten China-Teams war spätestens dann zu vermuten, als Papst Franziskus Erzbischof Hon als Nuntius nach Griechenland versetzte. Dass für China neue Zeiten anbrechen, scheint außer Zweifel. Präsident Xi Jinping hat das politische System autoritärer gemacht und bündelt immer mehr Macht in der eigenen Hand. Es fehlte ihm nur noch eine unbegrenzte Amtszeit, um über China als „Kaiser auf Lebenszeit“ zu herrschen.

Jetzt ist auch das eingetreten. Während der Vatikan verhandelte und der argentinische Kurienbischof Sanchez Sorondo China dafür lobte, die Soziallehre der Kirche weltweit „am besten“ umzusetzen, wurden dort bis zu einer Million uighurische Muslime willkürlich zeitweilig verhaftet.

Peking befürchtet die Infiltration von Extremisten aus Afghanistan und Pakistan. Seit April 2017 werden Muslime, die „starker religiöser Überzeugungen“ verdächtig sind, wie damals die Anhänger von Falung Gong, in psychiatrischen Anstalten gefoltert und in Umerziehungslagern festgehalten. Gleichzeitig scheint das Wachstum der katholischen Kirche zum ersten Mal seit der Kulturrevolution bei elf Millionen zu stagnieren oder eher sogar wieder zu fallen, während die Protestanten Zuwachs haben, und das nicht, weil sie besser kollaborieren. Mindestens zwei Drittel der über sechzig Millionen Protestanten sind nicht registriert, im Jahr 2016 allein wurden 1700 Hauskirchenleiter verhaftet. Während Rom im Dezember 2017 noch schnell versuchte, einen „freiwilligen Rücktritt“ der Untergrundbischöfe zu orchestrieren, und ein Abkommen vor Ostern anpeilte, war den chinesischen Verhandlungspartnern längst klar, welche Restriktionen die Katholiken unter den am 1. Februar in Kraft getretenen neuen „Vorschriften für religiöse Angelegenheiten“ erwarten würden.

Abkommen gab es im März keines, aber der Mann, der für Tausende von Kreuzentfernungen und den Abriss zahlreicher Kirchen im Jahr 2014 verantwortlich war, wurde in den innersten Zirkel des Präsidenten Xi Jinping befördert. Andere eifern ihm bereits nach.

In drei weiteren sehr katholischen Provinzen werden nun auch Kreuze abmontiert, nicht nur an Untergrundkirchen, sondern auch an offiziell registrierten. Bibeln dürfen chinaweit nicht mehr online verkauft werden und entsprechend den neuen Vorschriften dürfen Minderjährige nicht in Religion unterrichtet werden oder Kirchen betreten. Schilder mit der Direktive „Kein Zutritt für Minderjährige“ wurden bereits an vielen Kirchen angebracht.

In Zhengzhou wurde die Feier des Ostergottesdienstes durch eine Polizeirazzia unterbrochen, in der alle Minderjährigen gezwungen wurden, die Kirche zu verlassen. Dabei scheint es sich nicht um Experimente oder Lokalphänomene zu handeln, denn in allen drei Provinzen wird konsequent und koordiniert vorgegangen. In der Provinz Jiangxi wurden Katholiken informiert, sie hätten in ihren Wohnungen alle Bilder von Jesus durch das Porträt des Präsidenten Xi Jinping zu ersetzten, oder sie würden keine Sozialhilfe mehr erhalten. Auch die vermeintliche Rechtssicherheit einer Registrierung bei der Patriotischen Vereinigung erweist sich nun angesichts willkürlicher und prinzipiell verfassungswidriger Aktionen als nutzlos.

Sollte die Hoffnung auf ein Abkommen mit dem Vatikan sicherstellen, dass der medienwirksamste Papst aller Zeiten zu den Menschenrechtsverletzungen in China weiterhin konsequent schweigen würde?

Außer Zweifel steht, dass die Katholiken Chinas in diese neue Phase der Repression geschwächt eintreten, mit vierzig vakanten Bischofssitzen und zahlreichen Kompromissbischöfen, deren Loyalität sich erst erweisen muss. Mitte April erreichte der Bildersturm einen neuen Gipfel, als ein Bulldozer das Grab des verehrten Untergrundbischofs Peter Li Hongye zerstörte.

Bischof Li hatte nach Gefängnis, Arbeitslagern und Hausarrest bis ins hohe Alter seinen Gläubigen in extremer Armut bis zum letzten Atemzug gedient. Eine bessere Hommage an Bischof Li als ein zerstörtes Grab hätte sich dabei auch kein ins Exil verbannter Aktionskünstler Chinas ausdenken können, denn der beliebte Bischof war 91-jährig während der Feier der Osternacht gestorben, nachdem er über dem Taufwasser die Worte der Weihe gesprochen hatte: „…damit alle, die durch die Taufe mit Christus begraben sind in seinen Tod, mit ihm zum Leben auferstehen“.

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung für CNA Deutsch von Vatican Magazin. (CNA Deutsch)

Bischof Voderholzer: Das Kreuz gehört in den öffentlichen Raum

REGENSBURG – „Ausdrücklich begrüße ich es, wenn in öffentlichen Einrichtungen sichtbar ein Kreuz angebracht ist.“ Dies betonte der Regensburger Bischof, Rudolf Voderholzer, im Rahmen eines feierlichen Pontifikalamts am 1. Mai auf dem Habsberg anlässlich der Eröffnung der Wallfahrtssaison. „Vom Kreuz geht Segen aus und niemand muss vor ihm Angst haben.“

Dabei verwies der Bischof, wie das Bistum mitteilte, auf die bekannten Überlegungen des Staatsrechtlers und Verfassungsrichters Ernst-Wolfgang Böckenförde. Das Kreuz stehe für das vor-staatliche Fundament, auf dem unsere freiheitlich-demokratische Rechtsordnung aufgebaut ist. Ein solches Fundament könne kein Staat aus sich selbst heraus schaffen oder garantieren. Das, was die Menschen trägt und was sie glauben, lasse sich nicht gesetzgeberisch oder autoritativ herbeiführen. Historisch und sachlich sei dieses Fundament in Bayern, Deutschland und Europa der christliche Glaube.

Bischof Voderholzer:

„Die Bayerische Verfassung verweist mit Recht auf das Kreuz als Fundament für das öffentliche Zusammenleben in Freiheit, Toleranz und Rechtsstaatlichkeit. Unser Werteverständnis und der gelebte Glaube begründen diese unsere Gesellschaft in ihrer freiheitlichen Grundordnung.“

Mit Blick auf die aktuelle Debatte um das Kreuz im öffentlichen Raum hob der Bischof hervor, dass es nicht darum gehe, das Kreuz zu instrumentalisieren, sondern ihm in Ehrfurcht zu begegnen.

Bereits in der vergangenen Woche hatte der Bischof in seiner Predigt zum Patronatsfest des Heiligen Georg in Amberg betont:

„Das Kreuz ist Inbegriff der abendländischen Kultur. Es ist Ausdruck einer Kultur der Liebe, des Erbarmens und der Lebensbejahung. Es gehört zu den Fundamenten Europas. Wenn wir zum Kreuz aufschauen, werden wir selber groß und werden wir erhoben aus Traurigkeit und Niedergeschlagenheit. Im Kreuz erkennen wir Hoffnung und Leben – beides errungen durch die Waffen der Liebe. Jede menschliche Gemeinschaft gewinnt Segen, Lebensfreude und Zukunft, die sich diesem Zeichen in seinem eigentlichen Sinne verpflichtet sieht. Um das zu bejahen, muss man nicht einmal an Gott oder Christus glauben.“


(CNA Deutsch)

Ö/D: Nuntius Zurbriggen und Bischof Voderholzer kritisieren Kardinal Marx (Update:Video)

Die „Kreuzpflicht“ in Bayern erregt nicht nur die deutschen Gemüter, nun hat sich auch der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen entschieden gegen die deutsche Argumentation geäußert.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Auf der Website der Österreichischen Bischofskonferenz „Katholische Kirche Österreich“ äußerte sich der Nuntius unter der Überschrift: „Kreuzdebatte: Nuntius kritisiert „religiöse Correctness.“

Apostolischer Nuntius Zurbriggen

Mit scharfen Worten kritisierte der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Zurbriggen das Verhalten deutscher Priester und Bischöfe in der hochgeschwappten Kreuz-Debatte. Hierzu sagte der Nuntius am Montag bei einer Veranstaltung in Heilgenkreuz:

„Als Nuntius, als Vertreter des Heiligen Vaters, bin ich schon traurig und beschämt, dass, wenn in einem Nachbarland Kreuze errichtet werden, ausgerechnet Bischöfe und Priester kritisieren müssen. Das ist eine Schande, das darf man nicht annehmen.“

Zurbriggen bezog sich auf die Reaktionen auf den Beschluss des bayerischen Kabinetts und Ministerpräsident Markus Söder, Kreuze in allen Behörden im Freistaat aufhängen zu lassen. Kardinal Reinhard Marx hatte sich zuletzt der Kritik an diesem Beschluss angeschlossen und behauptet, Söder sorge hiermit für „Spaltung“ und „Gegeneinander“ und missverstehe das Kreuz als kulturelles Symbol. Zurbriggen forderte mehr Mut ein und sagte:

„Diese religiöse Correctness geht mir langsam auf den Nerv. Im Gegensatz zu Bischöfen, die bei Pilgerfahrten ins Heilige Land das Brustkreuz versteckten, zeige diesen etwa Kurienkardinal Jean-Louis Tauran: Er sei bei seinem jüngsten Besuch in Saudi-Arabien vom König empfangen worden und habe dabei „ein Kreuz getragen, das zweimal so groß war wie meines – das ist Mut!“

„Wenn Bischöfe und Priester nicht mehr den Mut haben, Zeugnis abzulegen für unseren Herrn Jesus Christus, dann weiß ich nicht, wo wir hingekommen sind.“

Im selben Artikel der österreichischen Website zitierte man sinnigerweise den deutschen Bischof Rudolf Voderholzer.

Bischof Voderholzer

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer begrüßt ausdrücklich den bayerischen Kreuz-Erlass. Bei der Eröffnung des Wallfahrtsjahres in Habsberg am Dienstag äußerte sich Voderholzer mit klaren Worten:

„Ausdrücklich begrüße ich es, wenn in öffentlichen Einrichtungen sichtbar ein Kreuz angebracht ist. Vom Kreuz gehe Segen aus und niemand müsse davor Angst haben. Es gehe auch nicht darum, es zu instrumentalisieren, sondern ihm in Ehrfurcht zu begegnen. Unser Werteverständnis und der gelebte Glaube begründen diese unsere Gesellschaft in seiner freiheitlichen Grundordnung.“

Der Regensburger Bischof betonte, dass die Bayerische Verfassung mit Recht auf das Kreuz als Fundament für das öffentliche Zusammenleben in Freiheit, Toleranz und Rechtsstaatlichkeit verweist.

Die deutsche Kreuz-Debatte ist genauso beschämend wie der Vorstoß der Deutschen Bischofskonferenz zum Thema „Interkommunion“. Kardinal Marx, als höchster katholischer Würdenträger steht nicht nur in Deutschland im Kreuzfeuer der Kritik, sondern wird nun auch vom Nachbarn Österreich für seine Äußerungen gescholten. In den letzten Monaten hatte bereits Polen mit unmissverständlicher Kritik auf Kardinal Marx reagiert. Die Rufe nach seinem Rücktritt werden immer häufiger und lauter. (vh – mm)

Kardinal über Mexikos ermordete Priester: Kriminalität macht vor nichts mehr halt

MEXIKO-STADT – Der emeritierte Erzbischof von Guadalajara (Mexiko), Kardinal Juan Sandoval Iniguez, hat die andauernde Mordwelle gegen Priester im Land beklagt. Diese zeige, dass die organisierte Kriminalität auch die „Diener Gottes“ nicht verschone, die sich um ihre Herde kümmern.

Gegenüber Medien erklärte der Kardinal, dass in den letzten sechs Jahren „leider viele Priester getötet wurden – etwas, das es vorher nicht gab, weil sie respektiert wurden. Aber jetzt nicht mehr.“

„Warum ist das so? Weil jene aus den Kreisen der organisierten Kriminalität manchmal unter Drogen stehen und in diesem Zustand tun sie alle möglichen Dinge, denn Töten und Stehlen sind mittlerweile zur Gewohnheit geworden“, prangerte der Kardinal an.

Seiner Meinung nach wurden den Mitglieder des organisierten Verbrechens „das Gewissen zerstört und sie haben nicht einmal mehr Achtung vor den Dienern Gottes.“

Mit der Ermordung von Pater Juan Miguel Contreras, am Abend des 20. April, stieg die Zahl der Verbrechen gegen Priester, die in den letzten sechs Jahren verübt wurden, auf 24. Es handelt sich um die gewalttätigste Zeit in der jüngeren Geschichte der Kirche in Mexiko

Nur zwei Tage zuvor war Pater Alcantara Ruben Diaz, Vikar in der Diözese Izcalli, in der Kirche Nuestra Señora del Carmen getötet worden.

Im Februar wurden die Priester Germain Muñiz García und Ivan Añorve Jiménez in ihrem Auto erschossen, aber bislang konnte man das Verbrechen nicht aufklären.

Das sind nur die letzten vier Opfer einer langen Geschichte der Gewalt; seit 1990 wurden Verbrechen gegen einen Kardinal, siebenundvierzig Priester, einen Diakon, vier Ordensleute, neun Laien und einen katholischen Journalisten verübt, wie das Multimediale Katholischen Zentrum von Mexiko (CCM) mitteilte. (CNA Deutsch)

Klärendes Gespräch zwischen Vatikan und DBK am Donnerstag

Das Treffen zwischen deutschen Bischöfen und hohen Vertretern zweier vatikanischer Dikasterien ist nicht nur für das Streitthema von entscheidender Bedeutung sondern auch für den Papst selbst.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Die Debatte der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), die finale Fassung der „Handreichung“ zum Thema „evangelischen Ehepartner unter “bestimmten Umständen” und “im Einzelfall” einen Kommunionempfang zu ermöglicht“ (Interkommunion) wird am Donnerstag in einem von Papst Franziskus gewünschten Gespräch zu klären sein.

Die Gesprächsteilnehmer

Seit dem Zeitpunkt, an dem der Brief der sieben Bischöfe an die Adresse in Rom bekannt wurde, rumort es in der DBK. Der Vorsitzende, Kardinal Marx, äußerte Unverständnis über diese Vorgehensweise. Kurz danach wurde publik, dass Franziskus Kardinal Marx und den Führer der sieben Bischöfe, Kardinal Woelki, zu einem klärenden Gespräch in den Vatikan geladen hatte. Zwischenzeitlich ist die Gesprächsrunde aus Deutschland um einige Teilnehmer erweitert worden. An dem Gespräch werden folgende deutschen Prälaten teilnehmen:

Für die DBK:

  1. Kardinal Reinhard Marx (Erzbistum München und Freising)
  2. Bischof Gerhard Feige (Bistum Magdeburg)
  3. Bischof Karl-Heinz Wiesemann (Bistum Speyer)
  4. Pater Hans Langendörfer S.J. (Generalsekretär der DBK)

Für die sieben Bischöfe:

  1. Kardinal Rainer Woelki (Erzbistum Köln)
  2. Bischof Rudolf Voderholzer (Bistum Regensburg)

Für den Vatikan:

  1. Erzbischof Luis Ladaria Ferrer S.J. (Pro-Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre)
  2. Kardinal Kurt Koch (Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen)
  3. Msgr. Markus Graulich S.D.B. (Untersekretär des Päpstlichen Rates für Gesetzestexte)
  4. Pater Hermann Geissler F.S.O. (Leiter der Lehrabteilung der Kongregation für die Glaubenslehre)

Das Verhältnis der deutschen Delegation ist eher unausgewogen, vier zu zwei. Andererseits behaupten einige Quellen, die Vertreter des Vatikans seien alle Sympathisanten der Opposition der sieben Bischöfe. Ob Papst Franziskus selbst an dem Gespräch teilnehmen wird, darf man bezweifeln. Eher wird er seine Entscheidung um das Thema der „Handreichung der DBK“ nach eingehender Beratung mit Erzbischof Ladaria Ferrer und Kardinal Koch treffen.

Kritische Meinungen zur „Handreichung der DBK“:

Kardinal Cordes:

„Diese Entscheidung stößt auf ernsthafte theologische Hindernisse. Der Vorschlag der Bischofskonferenz kann nicht behaupten, theologisch gesund zu sein.”

Kardinal Müller:

„Dieser Vorschlag ist ein “rhetorischen Trick”, der sich an Gläubige richtete, von denen die meisten nicht Theologen sind. Er betonte, dass die interkonfessionelle Ehe “keine Notsituation” sei und dass “weder der Papst noch wir Bischöfe die Sakramente neu definieren können, um geistige Not zu lindern und spirituelle Bedürfnisse zu befriedigen”, da sie “wirksame Zeichen der Gnade Gottes” sind. “

Kardinal Brandmüller:

„Die schwache Opposition der deutschen Bischöfe gegen den Vorschlag ist ein „Skandal, keine Frage.“

Professor Helmut Hoping:

Professor Helmut Hoping äußerte in der FAZ, Franziskus sehe sich einer „heiklen Aufgabe“ gegenüber, zumal Kardinal Marx den Vorschlag an die apostolische Ermahnung „Amoris laetitia“ des Papstes gebunden habe, die Ausnahmen je nach Gewissen und besonderen Umständen erlaubt. Die Methode des Papstes, „Prozesse einzuleiten“, ohne je darüber zu urteilen, „könnte mit dem deutschen Kommunionkonflikt an seine Grenzen stoßen“.

In einigen Medien wurde nach Bekanntwerden des Briefes der sieben Bischöfe an Rom bekannt, dass offenbar der Papst den Ablehnungsbrief geheim halten wollte.

Edward Pentin:

Der US-Vatikanist Edward Pentin hatte den Originaltext des Briefes der sieben Bischöfe veröffentlicht und stellte die berechtigte Frage:

“Warum wünscht der Papst, dass der Ablehnungsbrief geheim bleibt? Ein wahrscheinlicher Grund, nach Ansicht einiger Beobachter, ist, weil die Ablehnung der Vorgehensweise der Deutschen Bischofskonferenz der Richtung dieses Pontifikats nicht entspricht.”

National Catholic Register:

Ferner will NCR aus zuverlässigen und maßgeblichen Quellen wissen:

„das Papst Benedikt XVI. die sieben Bischöfe und ihren Brief an den Vatikan voll und ganz unterstützt.“

Die Kern-Frage:

Was das Gespräch am Donnerstag letztlich bewirken wird, ist vollkommen offen. Kardinal Marx hat sich in der Frage der „Handreichung der DBK“ mehrfach auf die apostolische Ermahnung „Amoris laetitia“ als Grundlage für die Handreichung bezogen. Er ist ein Verfechter des päpstlichen Anliegens in der katholischen Kirche, verstärkt den „pastoralen Weg“ zu beschreiten. Somit ist Marx der klassische Papstmitstreiter und Befürworter von „Amoris laetitia“. Sein bisheriges Verhalten könnte die Entscheidung des Papstes zum Thema durchaus beeinflussen. Außer, der Papst hat schon jetzt eine unumstößliche eigene Meinung zum Streitthema in Deutschland. Wenn dem so sein sollte, dürfte es sehr schnell zu einer abschließenden Papstentscheidung kommen. Ob die „Handreichung“ von der Deutschen Bischofskonferenz modifiziert werden muss oder von Rom in Gänze untersagt wird, werden wir sicherlich bald erfahren. (vh – mm)

Vatican News: Kardinal Pell bleibt vorerst beurlaubt

Der Heilige Stuhl nimmt die Entscheidung der Justiz in Australien gegenüber Kardinal George Pell zur Kenntnis. Als vatikanischer Finanzchef bleibt der Australier, der sich in seiner Heimat gegen Missbrauchsvorwürfe verteidigt, im Amt, ist aber weiterhin beurlaubt.

Das steht in einer knappen Mitteilung des Direktors des vatikanischen Pressesaals Greg Burke von diesem Dienstag. Letztes Jahr habe Papst Franziskus dem Kardinal eine Auszeit genehmigt, um sich von den Vorwürfen reinzuwaschen. „Diese Verfügung bleibt gültig“, heißt es in dem Statement.

Ein Gericht in Melbourne hatte am Dienstag nach umfangreichen Voruntersuchungen entschieden, dass gegen den Kardinal ein Prozess wegen Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs eröffnet wird. Pell steht der Anklage zufolge im Verdacht, in den 1970er bis 1990er Jahren als Priester und Bischof in Australien mehrere Jungen belästigt zu haben.

Kardinal Pell ist Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariates, das Papst Franziskus zur Kontrolle der Ausgaben und der Geldflüsse im Vatikan eingerichtet hatte. Überdies berief der Papst den australischen Kardinal in den „K9“ genannten Kardinalsrat, der ihn bei der Vorbereitung der Kurienreform unterstützt. (vatican news – gs)

Ein bayerischer Konstantin?

Die Aufregung um das vom Bayerischen Kabinett beschlossene Aufhängen des Kreuzes im Eingangsbereich von Dienstgebäuden erscheint übertrieben. In diesem Zusammenhang von Häresie und Blasphemie zu sprechen ist völlig abwegig. Generell wird die Konstantinische Wende von Theologen seit den 1960-er Jahren zu kritisch gesehen. Als Römer wusste Konstantin, dass ein politisches Gemeinwesen ohne metaphysisch-religiöses Fundament auf Dauer keinen Bestand haben kann. Er sah ein, dass die altrömische Religion dazu nicht mehr in der Lage war. Das Christentum hatte sich als eine gesellschaftlich prägende Kraft in der Antike über einen Zeitraum von gut dreihundert Jahren bewährt. Warum sollte es nicht auch in der Lage sein, einen Beitrag zur normativen Grundlegung eines Staates zu leisten? Zwar zielt Jesu Botschaft nicht auf die Gründung eines Staates, sie verwirft den Staat aber auch nicht als ein prinzipiell gottloses Gebilde. Paulus erwartet von den Christen, dass sie die Gesetze des Staates, in dem sie leben, achten. In seiner Ermahnung setzt er voraus, dass sich der Staat bei der Anwendung von Gewalt an das Recht hält (Röm 13,1-7). Unrechtmäßige Gewalt (violentia) soll durch rechtmäßige Gewalt (potestas) in Grenzen gehalten werden. Damit steht Paulus in gut biblischer Tradition. Die Eingrenzung unrechtmäßiger Gewalt durch rechtmäßige Gewalt gehört nach Auskunft der Bibel zu den normativen Grundlagen eines Rechtsstaates (vgl. Gen 9,5-6; Ri 17-21). Wenn sich nun ein Staat dazu bekennt, seine normativen Grundlagen vom christlichen Glauben her prägen und diese Bereitschaft auch öffentlich symbolisch sichtbar werden zu lassen, dann ist dagegen weder aus christlicher noch aus staatspolitischer Sicht grundsätzlich etwas einzuwenden.

Streng laizistische Staatskonzeptionen sind, wie das französische Beispiel zeigt, besonders krisenanfällig. Es dürfte kein Zufall sein, dass sich französische Politiker in jüngster Zeit Gedanken machen, ob die bisweilen militant laizistische Ausrichtung des französischen Staates angesichts der wachsenden Bedeutung von Religionen noch zeitgemäß ist. Es widerspricht dem Selbstverständnis wohl der meisten Religionen, wenn sie aus dem Raum der Öffentlichkeit und der Gestaltung des gesellschaftlichen und staatlichen Lebens ausgeschlossen werden. Der radikale, sich auf eine einseitige Interpretation der Französischen Revolution berufende westlich-laizistische Weg scheint ein Sonderweg zu sein, der an Grenzen stößt und für viele Kulturen der Welt nicht in Frage kommt. Dieser Weg weist selbst in einigen seiner Ausprägungen religiös-fanatische Züge auf. Wer meint, er könne das Bekenntnis zur Bibel durch ein Bekenntnis zur Französischen Revolution ersetzen, sei daran erinnert, dass nicht nur der Terror, sondern auch die Legitimation des Terrors zu den Begleiterscheinungen der Französischen Revolution gehörten. Ihr fielen allein in der Vendée rund 200.000 Katholiken zum Opfer. Einige Historiker sprechen von einem Genozid. Die Französische Revolution wurde damit zwar nicht nur, aber doch auch zu einer Vorläuferin des Terrors des 20. Jahrhunderts, eine ihrer dunklen Seiten, die oft übersehen wird.

Israel versteht sich als eine jüdische Demokratie. Alle im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien haben sich jüngst zum Existenzrecht dieses jüdischen Staates bekannt. Jüdischer Staat heißt aber nicht, dass darin andere Religionen benachteiligt oder gar verfolgt werden. Ein Staat, der sich in besonderer Weise dem normativen Gehalt einer Religion verpflichtet weiß und sich dazu auch in symbolischer Weise öffentlich bekennt, wie etwa der Staat Israel in seiner Staatsflagge mit dem Davidstern oder in öffentlichen Gebäuden mit dem Anbringen der Mesusa, muss also keineswegs notwendigerweise zu religiöser Intoleranz führen. Im Gegenteil könnten in einer Zeit, da die Bedeutung der Religionen wächst, ein lebendiger Wettbewerb zwischen ihnen in dem Sinne stattfinden, dass sie auf ihre je eigene Weise einen Beitrag zur Humanisierung der Gesellschaft und der Staaten und ihrer Beziehungen untereinander leisten. Eine Ansammlung laizistischer Einheitsstaaten nach westlich-säkularistischem Kanon scheint mir kein reizvoller Ausblick auf die Zukunft zu sein.

Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung von Ministerpräsident Söder keineswegs so abwegig wie von manchen Eiferern behauptet wird. Gerade der universale Anspruch des christlichen Glaubens kann den Freistaat Bayern vor den Gefahren einer Provinzialisierung bewahren. In diesem offenen Sinn von „Menschenwürde, Nächstenliebe und Toleranz“ hat Markus Söder den Beschluss interpretiert. Es besteht nicht die Gefahr, dass Bayern seine Weltoffenheit und Toleranz verliert. Das Land ist nach wie vor höchst attraktiv und bei vielen Menschen, Einheimischen wie Zugereisten, sehr beliebt. Es hat Großes bei der Aufnahme von Flüchtlingen geleistet und tut es noch immer. Es widerspricht nicht der christlichen Botschaft, wenn auch Politiker zu der Einsicht gelangen, die der frühere Bundespräsident Joachim Gauck in einem Vortrag an der Universität Bochum kürzlich zur Flüchtlingspolitik wie folgt zum Ausdruck gebracht hat: „Wer ernsthaft über Begrenzung nachdenkt, muss daher keineswegs ein Gegner menschenrechtlicher Politik sein.“

Ludger Schwienhorst-Schönberger ist katholischer Theologe und Universitätsprofessor für Alttestamentliche Bibelwissenschaft an der Universität Wien. (CNA Deutsch)