Australien: Also doch – Kardinal Pell muss sich vor Gericht verantworten!

Nach einer vierwöchigen Anhörung im letzten Monat, bei der einige schwerwiegende Anschuldigungen gegen Kardinal George Pell abgewiesen wurden, hat Richterin Belinda Wallington am Dienstag entschieden, Pell vor Gericht zu stellen.

Vaticanhistory – Martin Marker.

„Crux“ in den Vereinigten Staaten von Amerika und mehrere australische Zeitungen haben heute nach der Gerichtsentscheidung von Richterin Wallington umgehend über ihre Entscheidung berichtet.

Kardinal George Pell, einer der einflussreichsten Kirchenmänner neben Papst Franziskus darf vorerst nicht in den Vatikan zurückkehren, und muss sich vor Gericht wegen sexuellem Missbrauch in mehreren Fällen verantworten.

Wann der Prozess stattfinden wird, ist noch unklar. Nach mehreren australischen Quellen kann ein derartiges Strafverfahren durchaus 12 bis 18 Monate dauern. Wenn ein Verhandlungstermin festgesetzt ist, wird sich Pell vor dem Melbourner County Court verantworten müssen. Sein Top-Verteidiger Robert Richter könnte für die verbliebenen Anklagepunkte separate Verfahren anstreben. Bereits nach Abschluss der vierwöchigen Anhörung der Zeugen hatte man erwartet, dass Magistrat Belinda Wallington wahrscheinlich ein Verfahren eröffnen wird. Genauso wurde es dann von ihr heute bekannt gegen.

Robert Richter QC sagte noch im März, dass eine Jury Kardinal Pell wegen der Unwahrscheinlichkeit der Vorwürfe und der Unglaubwürdigkeit der Zeugen nicht verurteilen könne.

Kardinal Pell hatte in der Vergangenheit immer wieder die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen energisch zurückgewiesen. Am Dienstag plädierte er auf

„nicht schuldig“.

Gemäß Medienberichten aus Australien sind die schwerwiegendsten Anklagepunkte von zwei Klägern vorgebracht worden, von denen einer sexuelle Vorwürfe in einem Kino in der australischen Stadt Ballarat in den 1970er Jahren Pell vorwirft. Zu dieser Zeit arbeitet Pell noch als Priester vor Ort. Der andere Ankläger sagt, er sei in den 1990er Jahren in Melbournes St. Patrick’s Kathedrale sexuell missbraucht worden, als Pell bereits der Erzbischof von Melbourne war.

Einige Anklagepunkte wurden jedoch bereits im März gegen Pell fallen gelassen. Ein Kläger war im Januar verstorben und ein Anderer wurde aus medizinischen Gründen für untauglich erklärt.

Die Anhörung am Dienstag hatte um 10 Uhr begonnen und dauerte knapp eineinhalb Stunden. Anschließend ertönte Applaus in der kleinen Menschenmenge am Hinterausgang des Gerichtssaals. Vor dem Gerichtsgebäude in Melbourne war eine Menge von Polizei, Medien und Demonstranten.

Anwalt Robert Richter QC beanstandete Kaution. Pell darf somit das Land nicht mehr verlassen und hat seinen vatikanischen Pass an die Behörde übergeben. Herr Richter argumentierte, dass sein Klient Besucher empfangen möchte.

Unmittelbar nach der Anhörung gab die Erzdiözese Sydney eine Erklärung heraus, in der sie sagte, dass sie sich nicht zu dem Gerichtsverfahren äußern würde und dass die Gerechtigkeit ihren Lauf nehmen sollte.

Kardinal Pell kann und darf derzeit nicht in den Vatikan zurückkehren. Papst Franziskus wird auf seinen Präfekten des Sekretariats für die Wirtschaft und sein Mitglied des Kardinalsrates K9 noch geraume Zeit warten müssen. Aber was für den Papst noch schlimmer sein dürfte, ist die Tatsache, dass einer seiner höchsten Würdenträger der katholischen Kirche wegen sexuellem Missbrauch vor Gericht gestellt wird. Franziskus hatte in der Vergangenheit mehrmals eine „Null-Toleranz Politik“ in Missbrauchsfällen von Kleriker betont. Die Realität scheint ihn aber mehr und mehr einzuholen.

Der Fall Pell ist leider kein Einzelfall. Erst an diesem Wochenende sprach der Papst mit Missbrauchsopfern aus Lateinamerika, welche schwere Anschuldigungen im „Fall Bischof Barros“ und zweier Kardinäle in Chile anprangern. Hinzu kommt noch, dass ein weiterer Fall von Missbrauch und Korruption in Honduras im Raum steht. Hier geht es um den Koordinator des Kardinalsrates K9 im Vatikan Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga und seinen Weihbischof Juan Jose Pineda im heimatlichen Erzbistum Tegucigalpa.

Im Fall Kardinal Pell wird der Papst abwarten müssen. Vor dem Abschluss seines Gerichtsverfahrens wird Franziskus sicherlich keine Entscheidung treffen. Die derzeit schwebenden Fälle „Chile“ und „Honduras“ sind für den Papst äußerst unangenehm. Kritiker werfen ihm und dem Vatikan vor, in Sachen Missbrauch einfach unglaubwürdig geworden zu sein. (vh – mm)

Verfahren gegen Kardinal Pell wird eröffnet

MELBOURNE – Nach monatelangen Vorprüfungen kommt es nun zum Prozess: Ein Gericht in Melbourne (Victoria) hat entschieden, dass gegen Kardinal George Pell ein Verfahren eröffnet wird.

Mehr als die Hälfte der erhobenen Vorwürfe seien zwar ausgeräumt, so örtliche Medien, darunter ein „besonders schwerer“. Mindestens ein noch ungeklärter Vorwurf auf „sexual assault“ wird nun in einem Hauptprozess entschieden.

Der 76 Jahre alte Pell ist ehemaliger Erzbischof von Sydney (2001-2014) und zuvor Melbourne (1996-2001), wo er auch als erster australischer Bischof ein Untersuchungsverfahren für Fälle sexuellen Missbrauchs einführte.

Papst Franziskus berief Pell 2013 in seinen Kardinalsrat zur Beratung bei der Kurienreform. Ein Jahr später ernannte Franziskus den Australier zum Finanzchef des Vatikans.

Der aus dem kleinen Ballarat (Victoria) stammende Würdenträger hat von Anfang an sämtliche Vorwürfe von Missbrauch deutlich zurückgewiesen, seine Unschuld beteuert – und eine Untersuchung der von der Polizei Victorias angestrengten Ermittlungen gefordert. (CNA Deutsch)

Kommunion-Debatte: Deutsche Bischöfe kommen Donnerstag nach Rom

Der vatikanische Pressesaal hat an diesem Montagmittag mitgeteilt, dass am 3. Mai eine Delegation der Deutschen Bischofskonferenz in den Vatikan kommt, um über das Thema des Kommunionempfangs für nicht-katholische Ehepartner bei gemischt-konfessionellen Ehen zu beraten.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Die Kardinäle und Bischöfe aus Deutschland kommen in den Vatikan, um mit Kurienvertretern über den Umgang mit dem Kommunionempfang zu sprechen. Eine mittlerweile fertig gestellte Handreichung hatte zu Diskussionen geführt, einige Bischöfe hatten einen Brief geschrieben, in dem sie die Frage aufwarfen, ob eine Abstimmung über ein solches Thema in einer Bischofskonferenz rechtens sei.

Aus Deutschland reist Kardinal Reinhard Marx als Vorsitzenden der Bischofskonferenz und Erzbischof von München und Freising an. Auch der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und Bischof Felix Genn von Münster werden von dem vatikanischen Presseamt genannt.

Nach einem Brief aus Deutschland

Dazu werden auch der Bischof von Speyer, Karl-Heinz Wiesemann, als Präsident der bischöflichen Kommission für die Glaubenslehre, sowie den Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer anreisen. Als Vertreter der ökumenischen Frage ist der Magdeburger Bischof Gerhard Feige dabei, der die bischöfliche Ökumene-Kommission leitet, außerdem reist der Generalsekretär der Bischofskonferenz an, Jesuitenpater Hans Langendörfer.

Auf vatikanischer Seite nehmen an den Gesprächen der Präfekt der päpstlichen Glaubenskongregation, Erzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer sowie Kardinal Kurt Koch, Präsident des päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen teil. Die beiden waren die Adressaten des Briefs aus Deutschland.

 Zu diesen Kurienleitern kommen der deutsche Salesianerpater Markus Graulich als Mitglied des Vatikanrats für juristische Fragen sowie den österreichischen Geistliche Hermann Geissler, Amtschef der Lehrabteilung in der Kongregation für die Glaubenslehre.

Was sagt der Papst?

Unter dem Titel „Einige komplexe Situationen“ hatte Papst Franziskus sich bereits in seinem Schreiben Amoris Laetitia mit dem Thema Kommunionempfang befasst. „Was die gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie betrifft, wird in Erinnerung gerufen, dass „die Entscheidung über die Zulassung oder die Nichtzulassung des nichtkatholischen Teils zur eucharistischen Kommunion in Übereinstimmung mit den bestehenden allgemeinen Normen auf diesem Gebiet zu treffen [ist], sei es für die orientalischen Christen, sei es für die anderen Christen. Dabei ist der besonderen Situation Rechnung zu tragen, die dadurch gegeben ist, dass zwei getaufte Christen das christliche Ehesakrament empfangen. Obgleich den Gatten einer bekenntnisverschiedenen Ehe die Sakramente der Taufe und der Ehe gemeinsam sind, kann die gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie nur im Ausnahmefall erfolgen, und man muss in jedem einzelnen Fall die oben erwähnten Normen […] beachten““ (AL Nr. 247).

(vatican news)

USA: Gute Nachrichten für Genealogen

Quelle: NCR (Screenshot am 30. April)

Wer den Stammbaum der eigenen Familie erforschen will, kommt ohne Einsichtnahme der Kirchenbücher nicht zum Ziel.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Aus den Vereinigten Staaten von Amerika kommt für Genealogen eine gute Nachricht. Das Erzbistum New York digitalisiert 8 Millionen kirchliche Aufzeichnungen. Hierzu berichtete „National Catholic Register“ (NCR) wichtige Details am Sonntag.

„Die Diözesanakten befinden sich derzeit auf Mikrofilm, in Datenbanken und auf Papierkopien in den Pfarreien und den Hauptarchiven. Alles in allem enthalten die veröffentlichten Indices 8 Millionen sakramentale Aufzeichnungen, die von 1785 bis 1918 reichen. Neue Aufzeichnungen werden jedes Jahr verfügbar sein, während eine Lücke von 100 Jahren aufrechterhalten wird, um die Privatsphäre von Menschen, die noch leben, zu respektieren.“

Kardinal Timothy Dolan, Erzbischof von New York, bemerkt in einer Erklärung:

„Es ist für uns äußerst wichtig, dass wir diese Offenheit mit einem Respekt für die Privatsphäre derer, deren Leben sich in diesen Aufzeichnungen widerspiegelt, ausbalancieren. Aus diesem Grund haben wir für alle von uns veröffentlichten Datensätze eine 100-jährige Datenschutzregel eingeführt.“

Der Index ist jetzt auf „Find My Past“ aktiv und kann nach Namen, Daten, Sakramenten und Pfarreien durchsucht werden. „Find My Past“ ist das größte genealogische Archiv für England und Irland. Es enthält 8,5 Milliarden Familiengeschichtsaufzeichnungen, darunter die größte Sammlung britischer Kirchenbücher, Wählerverzeichnisse, 24 Millionen Seiten britischer und irischer Zeitungen und viele katholische Kirchenbücher aus U.K. und den US.

Viele Ahnenforscher werden sicherlich die sogenannten „Mormonenfilme“ kennen. Forscher, deren Ahnen nicht in Deutschland sondern im Ausland gelebt haben, schätzen diese Filme der Mormonen „Kirche der Heiligen der Letzten Tage“ (wie Ancestry.com) besonders. Wie NCR berichtet wird jedoch mit der „Kirche der Heiligen der Letzten Tage“ keine Zusammenarbeit angestrebt. Im Jahr 2017 arbeitete „Find My Past“ mit der Erzdiözese von Philadelphia zusammen, um seine Aufzeichnungen online zu bringen. Cait Kokolus, Direktorin des Philadelphia Archdiocesan Historical Records Center, fand, dass die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen einfach sei, und empfahl es anderen Diözesen. Das Genealogieunternehmen digitalisierte den Mikrofilm und übernahm die Kosten für den Versand und das Fotografieren von Aufzeichnungen, die während des ursprünglichen Mikrofilmverfahrens ausgelassen worden waren.

NCR berichtet ferner:

„Eine vertragliche Vereinbarung, die wir getroffen haben“, sagte sie, „war, dass die Information nicht mit irgendeiner mormonischen Organisation geteilt werden. Dies stand im Einklang mit einer Entscheidung des USCCB vor einigen Jahren, als sich viele Diözesen der Mormonen näherten, um freie Taufaufzeichnungen zu digitalisieren.

Alle Register der Pfarreien werden ins Archiv gebracht und in Farbe fotografiert. Vierzig Jahre sind vergangen, seit sie zum letzten Mal auf Mikrofilme aufgenommen wurden, und die Technologie ermöglicht jetzt eine viel höhere Bildqualität. Die Archivare werden neben den Bildern auch die in den Aufzeichnungen gefundenen Anmerkungen überprüfen. Zusätzlich werden Konservierungsarbeiten an älteren Registern durchführen. Gerade diese Konservierungsarbeiten sind besonders wichtig. Oftmals sind Kirchenbücher durch ihre lange Lagerung beschädigt und im Original bzw. auf Mikrofilmen kaum noch zu identifizieren. Die letzte Phase wird die Digitalisierung des gesamten Bestandes der Erzdiözese New York sein. (vh – mm)

Gipfel in Korea: „Gott hat unsere Gebete erhört“

SEOUL – Koreanische Bischöfe haben das Gipfeltreffen der Führer Nord- und Südkoreas am 27. April als Gebetserhörung bezeichnet.

Bei dem historischen Treffen am Samstag überquerte der Machthaber des kommunistischen Nordkoreas die Demarkationslinie, die sein Land seit 1953 vom demokratischen Süden trennt, um sich mit dem Präsidenten Südkoreas auf dessen Territorium zu treffen.

Beide unterzeichneten im Rahmen der Begegnung die Panmunjeom-Erklärung, in der es heißt: „Es wird auf der Koreanischen Halbinsel keinen Krieg mehr geben, und somit hat ein neues Zeitalter des Friedens begonnen.“

Mit dieser gemeinsamen Erklärung verpflichten sich die Führer beider Länder „dem gemeinsamen Ziel, durch vollständige Entnuklearisierung, eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel zu verwirklichen“. Als weitere Schritte sind nun Treffen mit den USA und möglicherweise China geplant, um einen langfristigeren Frieden zu sichern.

Erzbischof Kim Hee-Jung von Gwangju begrüßte den Schritt.

„Die Panmunjom-Erklärung für Frieden, Wohlstand und Wiedervereinigung auf der koreanischen Halbinsel ist ein historisches Ereignis, das die Ära der Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel eröffnet und ein Evangelium der Hoffnung auf dieser Erde ist“.

Der koreanische Oberhirte würdigte das Treffen als Erhörung vieler Gebete für Frieden und Einheit.

„Ich erwarte, dass die Früchte dieses innerkoreanischen Gipfels, den Gott als Antwort auf unsere Gebete und Bemühungen gegeben hat, durch das Vereinigungsministerium und den privaten Austausch, den die koreanische katholische Kirche in dieser Zeit gefördert hat, stärker wird“, so Erzbischof Kim.

Unter anderem verpflichten sich die beiden Länder in der Erklärung zu einer Vielzahl von Austauschen, Besuchen, Möglichkeiten der Familienzusammenführung und weiteren Maßnahmen. Bis heute leben Familien seit dem Koreakrieg von einander getrennt.

Erzbischof Kim erinnerte daran, dass die Katholische Kirche in Südkorea aktiv private Treffen und Austausche mit Nordkorea unterstütz hat, vor allem durch das von den Bischöfen eingesetzte Nationale Versöhnungskomitee sowie Caritas International Korea.

„Die Katholische Kirche in Korea hat seit 1965 für einen echten Frieden zwischen den beiden Koreas gebetet und jedes Jahr den 25. Juni der Versöhnung gewidmet“, so der derzeitige Vorsitzende der Koreanischen Bischofskonferenz.

Die Kirche werde auch weiter die Menschen auf dem Weg der Versöhnung hin zur Einheit begleiten, so der Erzbischof.

Der Vorsitzende des katholischen Komitees für Versöhnung, Bischof Peter Lee Ki-heon, rief die Katholiken zum täglichen Gebet eines Rosenkranzes für den Frieden um 21 Uhr auf.

„Durch diese Gebete geschieht etwas wunderbares in diesem Land, mit der Hilfe Gottes, für den nichts unmöglich sein wird“, so Bischof Lee am 25. April, und bezeichnete das Gipfeltreffen als ein Wunder, das vor sechs Monaten noch völlig unvorstellbar gewesen wäre. Zuallerst sei dessen Zustandekommen den „verzweifelten Gebeten der Gläubigen“ zu verdanken, os der Bischof.

„Gott hat unsere Gebete mit dieser kostbaren Chance erhört“, so Bischof Lee. Nun gelte es, weiter zu beten.

Auch Papst Franziskus betet mit: In seiner Generalaudienz am 25. April sagte der Pontifex, er bete persönlich für das Gipfeltreffen der beiden Koreas.

Das nun mit noch größerer Spannung erwartete Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un werde „in den kommenden Wochen“ stattfinden, teilte einen Tag später das Weiße Haus in Washington mit.

Kritiker des Interkoreanischen Treffens beklagen indessen, dass wenig konkrete Details zustande kamen, auch und gerade was die angekündigte Abschaffung der Atomwaffen betreffe.

Nicholas Eberstadt, Gründer und Direktor des Komitees für Menschenrechte in Nordkorea wies darauf hin, dass das Regime in der Vergangenheit mehrfach Friedensabkommen gebrochen habe. Dazu gehöre die „Gemeinsame Erklärung für die Entnuklearisierung der Koreanischen Halbinsel“ im Jahr 1992, die „Gemeinsame Süd-Nord-Erklärung“ des Jahres 2000, und die „Friedenserklärung“ des Jahres 2007, mit der Südkoreas Präsident und Nordkoreas Machthaber zu einem Ende der Waffenstillstandsabkommen, hin zu einem echten Frieden aufriefen.

„Das Problem ist, das Nordkorea jederzeit seine Friedensversprechen wieder brechen kann“, so Eberstadt in einem Kommentar in der „New York Times“. Und wenn es soweit komme, werde das Regime jemand anderen dafür die Schuld geben – und möglicherweise die Politik Südkoreas unter Druck setzen, oder auch das Bündnis Seouls mit Washington.

Eberstadt, der auch ein Gelehrter des „American Enterprise Institutes“ ist, wies auch daraufhin, dass in der neuen Erklärung die massiven Menschenrechtsverletzungen Nordkoreas nicht zur Sprache kommen.

Nach Untersuchungen des US-Außenministeriums werden im kommunistischen Norden zwischen 80.000 und 120.00 Menschen in Lagern gehalten, in denen Hunger, Folter und Zwangsarbeit an der Tagesordnung seien.

Zehntausende Gefangene sind Christen, so die US-Kommission für Internationale Religionsfreiheit unter Berufung auf mehrere Berichte.

„Tatsächlich gibt es viele Berge, die wir noch erklimmen müssen auf diesem Pfad hin zu einem Dialog. Deshalb müssen wir umso mehr beten, damit der Wille unseres Vaters getan werde, im Himmel wie auf Erden“, so der südkoreanische Bischof Peter Lee Ki-heon.

„Wir müssen eifrig weiterbeten für einen ewigen Frieden auf der Koreanischen Halbinsel.“

Courtney Grogan ist CNA-Korrespondentin in Washington. Übersetzt aus dem englischen Original. (CNA Deutsch)

Tausende pilgern für Frieden und die Weihe Nicaraguas an das Herz Mariens

MANAGUA – Nach der Gewalt mit mehreren Dutzend Toten und Vermissten in den vergangenen Tagen haben am Wochenende in Nicaragua tausende Pilger für den Frieden demonstriert und sich an der Weihe ihres Landes an das Herz Mariens beteiligt.

Mit Rosenkränzen und Landesfahnen in der Hand marschierten am vergangenen Samstag die Gläubigen zur Kathedrale von Managua, wo der örtliche Erzbischof, Kardinal Leopoldo Brenes Solórzano , einen Gottesdienst feierte, und Weihbischof Silvio Báez die Weihe vornahm.

„Dir, reinste Jungfrau, Deinen mütterlichen Händen und Deinem unbefleckten Herzen weihen wir heute Nachmittag unser Land. Dir, heiligste Mutter, weihen wir unsere Familien, unsere Gemeinden und unsere Institutionen.“

In der Weihe wiederholte der Weihbischof den Wunsch nach Brüderlichkeit und gegenseitigem Verständnis in einem Land, in dem auf Grundlage der Gerechtigkeit eine friedliche Zukunft errichtet werden könne.

Wie die Erzdiöse Managua in den Sozialen Medien berichtete, wurde vor der liturgischen Feier ein Rosenkranz für die Toten der vergangenen Tage gebetet, „und auch für die Mütter der Verstorbenen. Möge Gott ihnen Kraft geben, wie auch den Verletzten der Zusammenstöße“.

Vom 18. bis 22. April war es in Nicaragua zu Massenprotesten gegen später zurückgenommene Änderungen des Sozialsystems gekommen, die schnell eskalierten. Sicherheitskräfte gingen gegen gewalttätige Demonstranten und vermummte Plünderer vor. Nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation wurden mindestens 26 Menschen getötet, dutzende weitere werden vermisst. (CNA Deutsch)

Der Fall Pacelli: Ein Gespräch mit Autor Ingo Langner

Der in Deutschland nicht unbekannte Journalist Ingo Langner lebt seit einigen Jahren im Ruhestand. Zumindest arbeitet er nicht mehr für die deutschen Rundfunkanstalten, für die er viele Jahrzehnte Fernsehfilme und Dokumentationen produziert hat. Darunter etwa „Der Petersdom. Das Wunder von Rom“, „Manoppello. Das wahre Gesicht Christi?“ und „Benedikt XVI.“

Langner war einer der frühen Kritiker von Rolf Hochhuths „Der Stellvertreter“. In diesem Theaterstück behauptet Hochhuth, Papst Pius XII. sei verantwortlich für die Ermordung unzähliger Juden durch die Nazis gewesen. Obgleich heute die wahren Fakten auf dem Tisch liegen, wird immer wieder und gebetsmühlenartig die Unwahrheit behauptet. Verantwortlich sind die Medien und jene, die diese geschickt nutzen, um „ihre Wahrheit“ in die Köpfe der Menschen zu transportieren. Die Menschen nehmen dasjenige „für wahr“ an, das ihnen immer wieder als wahr eingetrichtert wird, solange, bis eine Mehrheit davon überzeugt ist. Dies nennen wir heute den Mainstream.

Ingo Langner hat mit dem literarischen Mittel des Kriminalromans versucht, den „Fall Pacelli“ von einer anderen Seite her anzugehen. Unter dem Pseudonym Julius Wintermanthel erschien 2012 sein Roman „Die schwarze Legende“. Inzwischen hat der Bernardus-Verlag Langners Auseinandersetzung mit Hochhuths ‚Stellvertreter‘ mit dem Titel „Der Fall Pacelli“ herausgegeben. Das 228 Seite starke Taschenbuch sei nicht nur dem Krimifans zum Lesen empfohlen.

Im Gespräch beantwortete Ingo Langner einige Fragen zu seinem Buch.

Herr Langner, Sie haben sich in Ihrem Leben als Journalist seit Jahrzehnten mehrfach mit Papst Pius XII. beschäftigt. Stets sind Sie Rolf Hochhuths „Stellvertreter“ entgegengetreten, wo dieser behauptet, Eugenio Pacelli sei als Papst für die Ermordung von Juden verantwortlich zu machen. Können Sie kurz skizzieren, warum und wie Sie sich des Themas angenommen haben?

Wer sich ohne ideologische Scheuklappen und jenseits von Verschwörungstheorien mit dem „Fall Pacelli“ beschäftigt, wird schnell merken, daß Hochhuth eine schwarze Legende in die Welt gesetzt hat. Inspiriert worden ist er vermutlich direkt oder indirekt von einem leicht zu durchschauenden politischen Manöver aus dem sowjetischen Politbüro in Moskau. Nicht von ungefähr ist sein Drama ja auch von dem Regisseur Erwin Piscator, einem lebenslang bekennenden Kommunisten, uraufgeführt worden. Ich habe mich mehrfach mit der Causa beschäftigt. Sehr ausführlich, als ich für Papst Benedikt XVI. und Kardinal Walter Brandmüller 2009 die Berliner Station der Pius XII.-Ausstellung im Schloss Charlottenburg produzieren durfte. Gerne hätte ich darüber auch eine große TV-Dokumentation gemacht. Doch für die historische Wahrheit habe ich keine deutsche Fernsehanstalt gewinnen können. Auch darum ist das Thema zu dem Kriminalroman „Der Fall Pacelli“ geworden.

Welche Quellen konnten Sie finden, zu welchen Dokumenten hatten sie Zugriff?

Meine Hauptquellen sind die einschlägigen Dokumente des Vatikans, Bücher zum Thema von Thomas Brechenmacher, der sich als Historiker intensiv mit diversen Aspekten der Causa befasst hat, das Piscator-Archiv in Berlin und verdeckte Recherchen Hochhuth-Archiv, das mir selbst naturgemäß nicht offen stand.

Warum kommen Sie jetzt mit einem Kriminalroman mit dem reißerischen Titel „Der Fall Pacelli“ an die Öffentlichkeit? Wäre nicht ein „seriöses“ Buch sinnvoller für die gute Sache?

Ist der Titel reißerisch? Seriöse Sachbücher zu dem Thema gibt es vermutlich ein Dutzend. Keines davon hat den journalistischen „Mainstream“ dazu gebracht, Hochhuths schwarze Legende auf den Müll zu werfen. Im Gegenteil: obwohl 80 Prozent der Presse über unsere Berliner Ausstellung geschrieben haben, dass Papst Pius XII. zum Völkermord an den europäischen Juden nicht geschwiegen habe, stand beim nächsten runden Hochhuth-Geburtstag wieder derselbe alte Unsinn in den Zeitungen. Nun habe ich es mit einem Krimi versucht. Vielleicht hilft er der Wahrheit auf die Sprünge.

Befürchten Sie nicht, dass mit Ihrem Roman noch mehr Zweifel an der Integrität Pius XII. entstehen könnte? Wie soll der unbedarfte Leser Wahrheit von Fiktion unterscheiden können?

Ich fürchte mich nur davor, nicht in den Himmel zu kommen. Und um es klar zu sagen: mein Kriminalroman ist keine lexikalischer Eintrag.

Kann es sein, dass Sie in Ihrem Kriminalroman autobiografische Szenen eingebaut haben? Wenn ja, warum das?

Alle Personen in meinen Roman sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit der wirklichen Wirklichkeit müssen die Leser sich selbst erschließen.

Erwarten Sie noch in diesen Zeiten der häufigeren Selig- und Heiligsprechungen von Päpsten – oder irgendwann – auch jene des Pacelli-Papstes?

Die Akte Pacelli lag fertig schon Papst Benedikt XVI. auf dem Tisch. Alles, was zur Seligsprechung von Eugenio Pacelli/Pius XII. noch fehlt, ist die Unterschrift des Papstes. Das wäre nach dem Amtsverzicht von Benedikt XVI. jetzt also Papst Franziskus. Am 5. November 2005 stand auf kath.net „Das Gebet für die Seligsprechung Papst Pius XII.“ Darin heißt es zu Schluß: „Deshalb beten wir zu Dir, wenn es für deine größere Glorie und für das Wohl unserer Seelen ist, Deinen Diener, Papst Pius XII, zu verherrlichen.“ Ich habe mir den Gebetstext damals ausgeruckt und bete ihn seitdem jeden Abend. Mehr kann ich in der Sache nicht tun.

Ingo Langner, Der Fall Pacelli, ist 2018 erschienen im Bernardus-Verlag und hat 228 Seiten. (CNA Deutsch)

Honduras: Kardinal Maradiaga schützt weiterhin Weihbischof Pineda

Quelle: NCR (Screenshot am 28. April)

Sexueller Missbrauch, finanzielles Fehlverhalten und Korruption im Erzbistum Tegucigalpa und der Vatikan hüllt sich weiter in Schweigen.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Der Vatikanist Edward Pentin hat auf „National Catholic Register“ (NCR) am Samstag weitere Details um Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga und seinen Weihbischof Juan Jose Pineda veröffentlicht. Weihbischof Pineda in trotz massiver Vorwürfe wegen sexuellem Missbrauch nach wie vor im Amt und leitet in Abwesenheit des Erzbischofs, Kardinal Maradiaga, die Erzdiözese. Diese Tatsache ist nur möglich, weil Maradiaga seinen Weihbischof weiterhin in Schutz nimmt und der Vatikan gegen beide Kirchenmänner nichts unternimmt.

Nach Pentins Bericht, haben Quellen aus der Hauptstadt von Honduras dem NCR mitgeteilt, dass gegen Bischof Pineda keine Maßnahmen ergriffen wurden, obwohl eine päpstliche Untersuchung im vergangenen Jahr Berichte über mutmaßlich von Weihbischof Pineda verübten sexuellen Missbrauch gegen Priester und Seminaristen sowie Vorwürfe über umfangreiches finanzielles Fehlverhalten und Korruption aufgedeckt hatten.

Der Chef der Ermittlungen, der pensionierte argentinische Bischof Alcides Jorge Pedro Casaretto, war Berichten zufolge von den Zeugenaussagen schockiert, die von mehr als 50 Zeugen, darunter diözesanen Mitarbeitern und Priestern, stammten. Das NCR erhielt eidesstattliche Erklärungen von zwei der Seminaristen, die Bischof Pineda sexuellen Missbrauchs beschuldigten, und veröffentlichte diese letzten Monat.

„Alles wird geschwiegen und so geht alles so weiter wie bisher“, teilte eine informierte honduranische Quelle dem NCR mit. „Leider hat sich nichts geändert, nur Drohungen gegen diejenigen, die sich offenbart haben.“

Eine andere Quelle, die dort für die Kirche arbeitete, sagte dem NCR am 26. April, dass

„alles gleich ist“ und dass „Pineda in seiner Position mit dem Schutz von Maradiaga bleibt“.

Laut NCR pflegt Weihbischof Pineda in seiner Heimat, in der 63 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben, einen verschwenderischen Lebensstil mit mehreren teuren Autos und häufigen Flugreisen. Bedeutend ist auch der Verbleib von 30 Millionen L. (1,3 Millionen $) die Weihbischof Pineda von der honduranischen Regierung unter Präsident Porfirio Lobo Sosa als Spende für eine „Stiftung für Bildung und soziale Kommunikation“ und die „Supyapa Foundation“, die kirchliche Medien finanziert, erhalten haben soll.

Laut NCR sind die Gelder jedoch nie durch die ordentliche Buchführung der Diözese gegangen. Eine zweite Zahlung, unter dem neuen Präsidenten Juan Orlando Hernándes, in Höhe von 30 Millionen L., die Weihbischof Pineda beantragt hatte, wurde verweigert. Die erste Zahlung wurde bei einem Trust in der BAC Bank von Honduras deponiert und ist „komplett verschwunden“.

Neben den Vorwürfen gegen Pineda werden auch Fragen an Kardinal Maradiaga gestellt, bezüglich der eigenen Behandlung von Finanzen in der Erzdiözese Tegucigalpa.

Der Kardinal, der Koordinator des C9-Rates der Kardinäle, die den Papst bei der Kirchenreform, einschließlich der Finanzen berät, bestritt, dass er 2015 von der Universität Tegucigalpa 600.000 Dollar erhalten habe, als eine Art „Gehalt“ für die Kanzlerschaft der Universität. Er sagte, die Vorwürfe seien „alte Nachrichten“ und behauptete, das Geld von der Universität sei ihm nicht persönlich gegeben worden, sondern für die Erzdiözese übertragen worden und sei für die Seminaristen, Unterricht, Grundstückspflege und ländliche oder arme Priester bezahlt worden.

NCR will wissen, dass die 600.000 Dollar auf keiner Rechnung, die das Erzbistum bei seinem Ad-limina Besuch dem Papst im letzten September präsentierte, erscheint. Ferner wird Kardinal Maradiaga beschuldigt, fast 1,2 Millionen Dollar verloren zu haben, die ihm in gutem Glauben von Freunden für eine Stiftung der Erzdiözese geliehen wurden.

„Ist es denkbar, dass Gerechtigkeit nicht möglich ist?“,

fragte eine der Quellen den NCR in Honduras und fügte hinzu, dass

„das Komitee, das nach Chile geschickt wurde, um Missbrauchsfälle zu untersuchen, bereits hier war, aber nichts passiert ist.“

Laut Edward Pentin setzte sich das NCR mit Kardinal Marc Ouellet, Präfekt der Kongregation für die Bischöfe und Erzbischof Luis Ladaria, Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, in Verbindung, um herauszufinden, ob irgendwelche Maßnahmen ergriffen wurden oder werden, aber keiner beantwortete diese Anfragen.

Der Bericht von Edward Pentin auf NCR belegt, dass der Vatikan und letztlich auch der Papst, aus dem Missbrauchsfall Barros in Chile offenbar nichts gelernt haben. Beide Fälle, in Chile wie in Honduras, zeigen deutlich, dass das Vorgehen zur Aufdeckung und Verfolgung von derartigen Straftaten in der Kirche immer noch zu wenig ernst genommen wird. (vh – mm)

Vatikan-Finanzaufsicht: Normalisierung bei Geldflüssen

„Stabilisierung“ und „Normalisierung“ sind die Schlüsselworte bei der Vorstellung der Bilanz der vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde AIF. Im Jahr 2017 hat die AIF 150 Verdachtsfälle auf Geldwäsche festgestellt, 57 weniger als im Vorjahr; bis 2012 waren es nur sechs gewesen. René Brülhart, Präsident der AIF, sieht darin den Beleg, dass seine Behörde gut arbeitet.

Johanna Gremme und Nadine Vogelsberg – Vatikanstadt

Herr Brülhart, können Sie für unsere Hörer die wichtigsten Ergebnisse des Berichts zusammenfassen?

Brülhart: „Den Bericht kann man gut zusammenfassen mit zwei Wörtern: Einerseits Konsolidierung, andererseits Normalisierung. Konsolidierung im Sinne, dass die Arbeiten, was das rechtliche Umfeld aber auch die Implementierung der entsprechenden Maßnahmen anlangt, soweit abgeschlossen sind. Selbstverständlich geht auch die Regulierungsarbeit weiter, aber das Fundament ist in den letzten Jahren gelegt worden und wird heute vollumfänglich angewandt. Und dann auch sozusagen eine Normalisierung: Bei den Verdachtsmitteilungen gab es 2015 eine Spitze. Das ist darauf zurückzuführen, dass dort die entsprechenden Arbeiten im Institut für die Religiösen Werke (IOR, die Vatikanbank) abgeschlossen worden sind. Wenn man hier die letzten zwei Jahre anschaut, insbesondere das letzte Jahr, hat es dort eine entsprechende Abnahme gegeben. Das ist positiv zu werten, hier hat man Qualität vor Quantität. Und der letzte Punkt, die internationale Zusammenarbeit, die mit dem Abschluss von weiteren, 19 Zusammenarbeitsvereinbarungen mit den Behörden anderer Länder weiter ausgebaut worden ist, auch hier hat man entsprechende Fortschritte gemacht.“

Wenn Sie auf Ihre gesamte Amtszeit schauen, was haben Sie für Entwicklungen erlebt?

Brülhart: „Es war ein stetiger Prozess, insbesondere wenn wir auf 2012 / 2013 zurückschauen, wo es darum gegangen ist, ein maßgeschneidertes System für den Vatikan beziehungsweise den Heiligen Stuhl aufzusetzen und ein Verständnis dafür herzustellen, was es effektiv braucht und welche Maßnahmen ergriffen werden müssen. Das wurde dann auch mit großer politischer Unterstützung getan und wird nach wie vor getan. Es war wirklich ein stetiger Weg, den man hier beschritten hat, um rechtliche Rahmen aufzusetzen , die Institution einerseits zu verstärken, andererseits dann auch neu zu schaffen – eine schöne Entwicklung eigentlich.“

Sie sprechen von einem maßgeschneidertem System, worauf muss man da im Vatikan achten, was zum Beispiel in der Schweiz anders gewesen wäre?

Brülhart: „Ein großer Unterschied ist das: Der Vatikan hat keinen kommerziellen Finanzplatz als solches, also wenn Sie das mit der Schweiz vergleichen, haben Sie die Banken, da haben Sie eine Börse, da haben Sie Versicherungsunternehmen, Treuhänder, Anwälte, die in diesem Bereich tätig sind. Das alles gibt es im Vatikan nicht. Im Vatikan gibt es Finanzaktivitäten, sehr, sehr beschränkte und eigentlich auch sehr fokussierte für vornehmlich die Institution als solches, aber jetzt nicht per se kommerzieller Natur oder mit nur sehr wenigen Ausnahmen. Und von daher ist es schon ein massiver Unterschied zwischen diesen beiden Institutionen, auch was dann die mögliche Geldwäschebekämpfung betrifft.“

Wo, würden Sie sagen, steht dann der Vatikan als Finanzplatz in Finanz- und Wirtschaftswelt insgesamt aber auch in seiner Beziehung zu Italien?

Brülhart: „Es ist kein Finanzplatz als solches. Hier finden Finanzaktivitäten statt, die für den Vatikan notwendig sind. Der Vatikan ist eine globale Institution, nicht beschränkt auf Italien, sondern eine globale Institution, auch global tätig. Sie haben Geistliche und religiöse Werke überall in der Welt, und natürlich auch eine Jurisdiktion. In Weltgegenden, wo ein Bankensystem oder ein Finanzsystem nicht per se funktioniert, ist es dann zum Beispiel auch möglich, Geld zur Unterstützung zu überweisen und Zahlungen vorzunehmen. Hier spielt der Vatikan eine Rolle.“

Was sind gerade aktuell Herausforderungen?

Brülhart: „Etwas, das uns momentan ganz aktuell beschäftigt, ist die Einverleibung des Vatikans in das europäische Zahlungssystem. Das ist etwas, wo wir hoffentlich auf einem guten Wege sind. Und ansonsten sind es eher ein bisschen die technischen Verfeinerungen, gestützt auf diese Normalisierung, die wir in den letzten Jahren erreicht haben.“

Seit 2012 leitet der Schweizer die Finanzaufsicht und ist der erste Laie an der Spitze der AIF. Aufgabe der Finanzaufsicht ist, im Vatikan gegen unlautere Finanzgeschäfte vorzugehen, insbesondere gegen Geldwäsche. (vatican news)

33 neue Schweizergardisten

33 neue Rekruten der Päpstlichen Schweizergarde werden am 6. Mai im Vatikan ihren Eid schwören. Das teilte die Garde an diesem Freitag mit. Gastkanton ist diesmal Luzern, der Kanton, aus dem Kommandant Christoph Graf stammt.

Mit der Eidleistung am 6. Mai erinnert die Schweizergarde jedes Jahr an den „Sacco di Roma“. Bei der Plünderung Roms durch marodierende Landsknechte kamen 1527 fast 150 Gardisten ums Leben. (vatican news – sk)