Hintergrund: Warum der Papst „schwere Fehler“ einräumt

 

Franziskus‘ Brief an die chilenischen Bischöfe zum Fall Barros ist einigermaßen präzedenzlos: Höchstens das Schreiben, das Benedikt XVI. 2009 zum Fall Williamson veröffentlichte, lässt sich damit vergleichen. Der deutsche Papst räumte damals im Umgang mit den Piusbrüdern freimütig eine „Panne“ ein, beklagte aber auch „sprungbereite Feindseligkeit“ bei einigen Kritikern. Was steckt nun hinter Franziskus‘ Mea Culpa?

Stefan von Kempis – Vatikanstadt.

Franziskus reagiert auf den Bericht eines von ihm nach Chile entsandten Sonderermittlers, der noch nicht veröffentlicht ist. Aus diesem Bericht des maltesischen Erzbischofs Charles Scicluna ergeben sich offenbar schwerwiegende Mängel und Fehler auch des Papstes beim Umgang mit dem sogenannten Fall Barros.

Dem chilenischen Diözesanbischof Juan Barros wird vorgeworfen, von sexuellem Missbrauch von Jugendlichen durch seinen Freund und Mentor, Pater Fernando Karadima, in dessen Pfarrei gewusst zu haben, diesen aber stillschweigend geduldet zu haben. Der „Fall Karadima“, der im Jahr 2004 öffentlich wurde, hat die Kirche in Chile schwer getroffen, noch immer ist sie mit der Aufarbeitung beschäftigt.

Obwohl er von den Vorwürfen wusste, ernannte Franziskus Anfang 2015 Barros, bisher Militärbischof, zum Diözesanbischof von Osorno im Süden Chiles. Das Aktenstudium hatte ihn offenbar zu der Überzeugung gebracht, Barros sei unschuldig und werde verleumdet. Auf Proteste gegen Barros und Forderungen nach einem Rücktritt des Bischofs reagierte der Papst mehrfach gereizt.

“ Fall Barros überschattete Chile-Reise des Papstes ”

Im Frühjahr 2018 besuchte Franziskus Chile; dabei erhielt er zunächst große Anerkennung dafür, dass er schon bei seiner ersten Ansprache in Santiago für sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche um Verzeihung bat. Nur wenig später jedoch fühlten sich Missbrauchsopfer vor den Kopf gestoßen, als er Vorwürfen gegen Barros eine Absage erteilte und diese als „Verleumdungen“ bezeichnete. Er werde erst über den Fall reden, wenn es „Beweise“ gegen Barros gebe, äußerte der Papst gegenüber Journalisten.

Als ihn daraufhin der Vorsitzende der vatikanischen Kinderschutzkommission Kardinal Sean O‘Malley offen kritisierte, bat Franziskus auf dem Rückflug von Lateinamerika nach Rom in etwas gewundenen Worten um Entschuldigung für seine Wortwahl. Der Fall Barros hatte einen tiefen Schatten auf die Papstreise geworfen; dass der umstrittene Bischof gut sichtbar an mehreren Papstterminen in Chile teilnahm, stieß auch bei vielen Gutwilligen in Kirche und Gesellschaft des Landes auf Empörung.

Kurz nach seiner Rückkehr in den Vatikan beschloss Franziskus, Erzbischof Scicluna, der früher an der Glaubenskongregation für die Untersuchung von schwerwiegenden Delikten wie Kindesmissbrauch durch Kleriker zuständig war, als Sonderermittler nach Chile zu schicken. Chiles Bischöfe begrüßten diese Untersuchung: Das zeige, „dass die Papstreise nach Chile für ihn auch eine Haltung des echten Zuhörens und der Nähe zur Realität“ bedeutet habe. Auch Barros selbst ließ in einer kurzen Erklärung wissen, er nehme „alles, was der Papst anordnet, mit Glauben und Freude auf“, und bete darum, „dass die Wahrheit aufleuchten möge“.

Sciclunas Untersuchung in Chile ist abgeschlossen, sein Bericht, der auf den Gesprächen mit über sechzig Missbrauchsopfern fußt, liegt dem Papst vor. (vatican news)

Zuckerberg entschuldigt sich für Sperrung katholischer Inhalte auf Facebook

WASHINGTON – Der Vorstandsvorsitzende und Gründer von Facebook, Mark Zuckerberg, hat sich vor dem Senat der Vereinigten Staaten für den „Fehler“ entschuldigt, katholische Inhalte auf dem bekannten sozialen Netzwerk gesperrt zu haben. Zuckerberg, der gestern im Repräsentantenhaus angehört wurde, hatte bereits am 10. April den Senat besucht wegen des Skandals um die Verletzung der Privatsphäre von Millionen Facebook-Nutzern, was dazu verwendet worden sein soll, die amerikanischen Präsidentschaftswahlen 2016 zu beeinflussen.

In seinem mehr als fünfstündigen Auftritt entschuldigte sich Mark Zuckerberg und sagte auf eine diesbezügliche Frage der Kongressabgeordneten für Washington, Cathy McMorris Rodgers, dass Facebook „einen Fehler gemacht habe“, als es den Post einer franziskanischen Universität blockierte, der das Kreuz von San Damiano zeigte.

Nach dem Blockieren der Meldung der franziskanischen Universität von Steubenville entschuldigte sich Facebook und teilte mit, man hätte die Anzeige fälschlicherweise zensiert. Zuckerberg erklärte diesbezüglich, dass es viele Anzeigen gebe, die sein Team ständig überprüfe, somit „würde ich nicht von einigen Beispielen auf die Tatsache schließen, dass das ganze System tendenziös sei.“

Der Chef von Facebook bedauerte auch, dass „wir unsere Verantwortung nicht umfassend genug beachtet“ haben, um den Einsatz schädlicher Tools zu vermeiden, besonders in Bezug auf „falsche Nachrichten, ausländische Einflussnahme bei Wahlen und Hassreden, sowie bei Projektentwicklern und der Privatsphäre von Daten.“

Senator Ted Cruz stellte Zuckerberg die Frage über eine mögliche Voreingenommenheit gegenüber bestimmten religiösen und politischen Inhalten und präzisierte, dass Facebook konservative Inhalte und „mehr als zwei Dutzend katholische Seiten blockiert hat“ – nachdem festgelegt wurde, dass deren Inhalte, Cruz zitierte – „unsicher für die Gemeinschaft“.

Im Juli 2017 wurden 25 katholisch inspirierte Seiten von Facebook blockiert. Darunter mindestens 21 brasilianische und 4 englische Seiten, die von Personen aus den USA und Afrika verwaltet wurden und Millionen von Nutzern erreichten.

Cruz fragte Zuckerberg, ob irgendein Inhalt von Planned Parenthood – dem transnational größten Abtreibungskonzern der Welt – jemals entfernt worden sei. Der Gründer von Facebook gab an, dass er nicht wisse, ob so etwas passiert sei.

„Facebook befindet sich im Technologieindustriegebiet von Silicon Valley, einem extrem linken Standort“, sagte Zuckerberg und hob hervor, dass er „sicherstellen wolle, dass wir keinerlei tendenziöse Linie haben.“

Als Senator Ben Sasse ihn bat, den Begriff „Hassrede“ – Hate Speech – zu definieren, sagte Zuckerberg, dies sei „eine sehr schwierige Frage“ und bekräftigte, dass Facebook sein Bemühen fortsetzen werden, die Verbreitung von Hass und Gewalt zu verhindern.

„Heute gibt es einige leidenschaftliche Sichtweisen zum Thema Abtreibung. Können Sie sich eine Welt vorstellen, in der Sie entscheiden können, dass es den Lebensschützern verboten wird, auf ihrer Plattform über ihre Position zu Abtreibung zu sprechen?“ fragte Sasse Zuckerberg.

Auf die Frage antwortete der Geschäftsführer von Facebook: „Sicherlich will ich nicht, dass das passiert.“ Er fügte hinzu, dass eine Verlagerung hin zum Einsatz künstlicher Intelligenz bei der „proaktiven Überprüfung von Inhalten“ viele Fragen zu den Verpflichtungen, die Unternehmen erfüllen müssen, aufwerfen könnte.

Zuckerberg entschuldigte sich mehrmals für den Skandal um den Schutz der Privatsphäre von etwa 87 Millionen Nutzern, deren Daten „unangemessen weitergegeben“ und von Cambridge Analytica verwendet wurden, um die Wahlen 2016 zu beeinflussen.

Zum Thema Privatsphäre fragte Senator Dick Durbin Zuckerberg, ob er sich dabei wohl fühlen würde, den Namen des Hotels, in dem er vergangene Nacht geschlafen hatte, oder die Namen der Personen, denen er diese Woche Nachrichten geschickt hat, zu teilen.

Als der Chef von Facebook mit „Nein“ antwortete, sagte Durbin: „Ich denke, darum geht es hier. Um das Recht auf Privatsphäre, die Grenzen des Rechts auf Privatsphäre und wie viel man im modernen Amerika im Namen von – ich zitiere, ´die Menschen in der Welt verbinden´ – von sich preisgeben will.“

Übersetzt und redigiert von Walter Sanchez Silva und Susanne Finner. (CNA Deutsch)

Papst eröffnet Vorbereitungstreffen zur Amazonassynode

Papst Franziskus hat an diesem Donnerstag die vorsynodalen Arbeiten zur Amazonassynode eröffnet. Das gab der Vatikan am Nachmittag bekannt.

Die 18 Mitglieder des Synodenrats sowie 13 Experten für das Amazonasgebiet tagen noch bis Freitag zur Vorbereitung der kommenden Amazonassynode. Der Papst werde den Angaben nach auch an den weiteren Arbeiten Anteil nehmen.

Kardinal Lorenzo Baldisseri, der Sekretär der Synode, hat bei dem Treffen Amazonien als einen „Garten immenser Reichtümer und natürlicher Ressourcen“ bezeichnet. Die „Mutter Erde der indigenen Völker“, so Baldisseri weiter, habe ihre „eigene Geschichte und ein unverkennbares Antlitz“, sei jedoch durch „Ehrgeiz ohne Grenzen“ gedroht.

Der einzige indigene Teilnehmer an den Arbeiten der Vorsynode, Pater Justino Rezende von der Tribu der Tuiuca drückte in seiner Ansprache insbesondere Freude darüber aus, wie nah die Kirche den indigenen Völkern in Amazonien sei. (vatican news – cs)

55 Jahre „Pacem in Terris“

Ein ganz besonderer Geburtstag: „Pacem in Terris“ wird an diesem Mittwoch 55 Jahre alt. Die Enzyklika des heiligen Papstes Johannes XXIII. war gleich in mehrfacher Hinsicht bahnbrechend.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt.

„Pacem in Terris soll in diesem Jahr des Herrn 1963 unser Ostergeschenk sein“: So kündigte der Roncalli-Papst damals seinen Text an. 1963: Das ist mitten im Kalten Krieg. Kuba-Krise, Angst vor einem neuen Weltkrieg, zugleich Zweites Vatikanisches Konzil und letztes Pontifikatsjahr von Johannes.

„Der Text breitet die Lehre der Kirche zum Thema Frieden aus. Es geht um die Elemente, die zu einem authentischen Frieden führen – im persönlichen, familiären und im öffentlichen Ambiente.“

Zum ersten Mal schreibt ein Papst eine Enzyklika nicht nur an eine bestimmte Gruppe – etwa die Bischöfe oder alle katholischen Gläubigen – sondern ausdrücklich an „alle Menschen guten Willens“. Eine Formel, die sich seither für diese päpstlichen Lehrdokumente eingebürgert hat.

Johannes schreibt bewusst an alle in Ost und West. Seine These: Frieden kann nicht durch ein Gleichgewicht des Schreckens, also durch nukleare Abschreckung, entstehen.

„Frieden ist nicht so sehr ein Gleichgewicht äußerer Kräfte als vielmehr ein Gottesgeschenk, Unterpfand der Liebe Christi, der die Seelen der Menschen mit dem Vater aussöhnt und sie mit seiner Gnade umfängt.“

“ Kirche gehört nicht zum Osten und nicht zum Westen ”

Der 11. April ’63, Tag der Veröffentlichung, ist der Gründonnerstag. Johannes ist schwerkrank; er weiß, dass er nicht mehr lange leben wird. Das macht „Pacem in Terris“ zu seinem Vermächtnis. „Wahrheit, Gerechtigkeit, Liebe und Freiheit“ nennt der Papst schon im Untertitel die Hauptvoraussetzungen für Frieden.

„Wir vertrauen darauf, dass die Botschaft der Enzyklika Pacem in Terris von den Menschen freudig und mit offenem Herzen aufgenommen werden wird. Und wir werden ihren Lauf mit unserem Gebet begleiten und mit der Zuneigung, die alle Völker umarmt.“

Erstmals macht ein hochrangiger päpstlicher Text auf die wichtige Rolle der Frauen aufmerksam. Aber auch dieser Satz findet sich in der Jahrhundert-Enzyklika, unter der Nummer 41: „Es kann nicht ein für allemal entschieden werden, welche Staatsform die geeignetere ist…“

Die Kirche gehört nicht zum Westen und nicht zum Osten, macht der Papst klar. Auch deswegen wird seine Enzyklika diesseits wie jenseits des Eisernen Vorhangs interessiert aufgenommen. Bis heute inspiriert sie die Friedensarbeit der Kirche überall auf der Welt.

Unser Video zeigt historische Aufnahmen aus der Entstehungszeit der Enzyklika; dazu hören Sie eine Ton-Aufnahme der Ankündigung von Pacem in Terris durch Johannes XXIII. in italienischer Sprache. (vatican news)

Papstbrief an die Bischöfe Chiles: „Ich habe Fehler gemacht

Papst Franziskus räumt „schwerwiegende Fehler bei der Bewertung und Wahrnehmung der Situation“ in Chile ein. Der Papst schrieb einen Brief an die Bischöfe des Landes, der von an diesem Mittwoch bei einer Pressekonferenz veröffentlicht wurde.

P Bernd Hagenkord – Vatikanstadt.

Im Januar diesen Jahres hatte der Papst Chile zu einer Pastoralreise besucht, gegenüber einem Journalisten hatte er Vorwürfe gegen Bischof Juan Barros als „Verleumdung“ zurück gewiesen. Selber räumte er später aber ein, dass er sich falsch ausgedrückt habe, er habe Überlebende von Missbrauch verletzt. Es geht um Missbrauchsvorwürfe gegen den chilenischen Priester Fernando Karadima, dem Bischof von Osorno, Juan Barros, wird vorgeworfen, vom Missbrauch gewusst und ihn gedeckt zu haben. Zahlreiche Opfer Karadimas hatten darauf hingewiesen und dem Papst auch einen Brief geschrieben.

Er habe sich „aufgrund eines Mangels an genauen und ausgewogenen Informationen“ ein Falsches Bild von der Situation gemacht, so der Papst in seinem Brief. Nach seinem Besuch hatte der Papst den maltesischen Bischof Charles Scicluna, den ehemaligen Missbrauchs-Anwalt der Glaubenskongregation, zu einer Visitation nach Chile geschickt. Scicluna war zunächst nach New York gereist, um mit Opfern von Pater Karadima zu sprechen und war dann nach Chile weiter geflogen. Insgesamt hat Bischof Scicluna 64 Zeugnisse von Beteiligten und Opfern gesammelt. Nach seiner Rückkehr hat er dem Papst seinen Bericht vorgelegt.

Beratungen in Rom

Als Konsequenz aus dem Bericht, so der Papst in seinem Brief, plane er, die Bischöfe des Landes zu Beratungen in den Vatikan zu berufen, um Schlussfolgerungen aus dem Bericht zu diskutieren. Der Bericht von Bischof Scicluna habe einen „tiefen Eindruck“ bei ihm hinterlassen. Er sei dankbar denen gegenüber, die „mit Ehrlichkeit, Mut und Sinn für die Kirche ein Treffen mit meinen Gesandten einforderten und ihnen die Wunden ihrer Seele zeigten“, heißt es in dem Brief. Beeindruckt zeigt sich der Papst auch von der Diskretion, welche die Angelegenheit nicht in einen „Medienzirkus“ verwandelt hätte. „In diesem Zusammenhang möchte ich den verschiedenen Organisationen und Medien für ihre Professionalität bei der Behandlung dieses heiklen Falls danken“, so der Brief wörtlich.

„Soweit es mich betrifft, erkenne ich an, und möchte Sie bitten es getreu zu übermitteln, dass ich bei der Beurteilung und Wahrnehmung der Situation schwerwiegende Fehler gemacht habe, insbesondere aufgrund eines Mangels an wahrheitsgemäßen und ausgewogenen Informationen. In diesem Augenblick entschuldige ich mich bei allen, die ich beleidigt habe, und ich hoffe, ich werde es in den kommenden Wochen persönlich bei den Treffen mit Vertretern der befragten Personen persönlich tun können.“

Die Bischofskonferenz Chiles ist in diesen Tagen in Punta de Tralca zu ihrer Vollversammlung zusammen gekommen. (vatican news)

Päpstliche Kommission schlägt Franziskus eine Synode über die Rolle der Frau vor

VATIKANSTADT – Die Päpstliche Kommission für Lateinamerika hat vorgeschlagen, dass Papst Franziskus eine Synode über die Rolle der Frau im Leben und in der Mission der Kirche einberuft.

Der Vorschlag ist in einer Erklärung enthalten, deren 15 Paragraphen vor einem Monat von der Päpstlichen Kommission für die lateinamerikanische Vollversammlung verabschiedet und am 11. April im L’Osservatore Romano veröffentlicht wurde.

Die Päpstliche Kommission für Lateinamerika betonte, dass die katholische Kirche „von Vorurteilen, Stereotypen und Diskriminierungen befreit“ werden müsse, und deshalb sei eine „pastorale Umkehr“ nötig, um die Vergebung der Frauen „für alle Situationen“ zu fordern, in denen christliche Gemeinschaften „Komplizen eines Angriffs auf die Würde der Frau“ waren und sind.

Das Dokument forderte auch die lokalen Diözesen auf, „mutig“ zu sein und „alle Formen von Diskriminierung und Unterdrückung, von Gewalt und Ausbeutung anzuprangern“, denen Frauen ausgesetzt worden sind.

Die Kommission warnte gleichzeitig vor einer „kulturellen und ideologischen Kolonisierung“, die von „gut organisierten Lobbys“ betrieben werde, bis hin zur „Instrumentalisierung feministischer Ansprüche“ um gegen die Wahrheit von Ehe und Familie zu argumentieren.

Die Päpstliche Kommission Lateinamerikas bat die Kirche, „die Orte und die Möglichkeiten der Zusammenarbeit der Frauen mit der pastoralen Struktur zu multiplizieren und zu erweitern“ – in Pfarreien, Diözesen, Bischofskonferenzen und in der Römischen Kurie.

Es ist – so heißt es in dem Dokument – „eine notwendige und dringende Öffnung“, die „eine Investition in die christliche, theologische und berufliche Bildung“ von Frauen – seien es Ordensschwestern oder Laien – erfordert, damit sie „auf dem gleichen Niveau mit Männern arbeiten können.“

Weiter wird eine Ausbildung gefordert, die „chauvinistischen Widerstand der Männer, häufige Abwesenheit als Väter und in der Familie, und Verantwortungslosigkeit im sexuellen Verhalten“ anzupacken.

Zudem fordern die Autoren mehr Forschung zu diesen Themen an katholischen Universitäten, da „die Ära des Feminismus eine gute Gelegenheit zur Befreiung sein könnte“, welche „die volle Achtung der Würde der Frauen und gleichzeitig eine verantwortungsvolle Vaterschaft“ für „Kindererziehung“ beanspruchen könnte, an der Seite der Mutter. “

Die Erklärung besagt weiter, dass die Moderne „einen Wandel der Mentalität und einen Transformationsprozess“ erfordere, der dem ähnlich sei, was Papst Franziskus mit den beiden Synoden über die Familie, die bekanntlich zu dem Dokument Amoris Laetitia führten, „konkretisiert“ habe, und welche nun auf der kommenden Bischofssynode über Jugend, Glauben und Berufsbildung, die nächsten Oktober stattfinden wird, fortzusetzen sei.

Die Vollversammlung der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika fand vom 6. bis 9. März statt. Das von Papst Franziskus gewählte Thema lautete „Die Frau: eine Säule der Erbauung der Kirche und der Gesellschaft in Lateinamerika“.

Ausnahmsweise gehörten der Vollversammlung einige Frauen an, was insofern ungewöhnlich ist, weil alle Mitglieder und Konsultoren der Kommission Kardinäle und Bischöfe sind. Themen der Diskussion während der Versammlung waren die Förderung der Frau in Lateinamerika, die Anwesenheit der Jungfrau Maria und die Rolle der Frauen bei der Evangelisierung der lateinamerikanischen Menschen, und auch die Frau als „Säule der Familie“ – sowie die Rolle der Frauen in Katechese, Gesellschaft, Politik.

Es wird erwartet, dass „die Rolle der Frau“ 2019 auf einer Sondersynode für die Panamazonische Region und auf der Synode über junge Erwachsene und Berufungen im Oktober 2018 diskutiert wird. Es ist möglich, dass die nächsten ordentlichen Bischofssynoden, die für 2021 geplant sind, auch einer Diskussion über Frauen gewidmet sein könnten.

Papst Franziskus hat oft über die Bedeutung der Rolle der Frau in der Gesellschaft gesprochen und 2016 eine Kommission eingesetzt, um die Möglichkeit zu untersuchen, Frauen als Diakone zu weihen.

Erzbischof Luis Ladaria, Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, wurde zum Präsidenten einer aus 12 Mitgliedern – 6 Männern und 6 Frauen – bestehenden Kommission ernannt. Die Mitglieder sind: Msgr. Piero Coda; Sr. Nuria Calduch-Benages; Francesca Cocchini; Fr. Robert Dodaro; Fr. Santiago Madrigal Terrazas; Sr. Mary Malone; Fr. Karl-Heinz Menke; Fr. Amailble Musoni; Fr. Bernard Pottier; Marianne Schlosser; Michelina Tenace; Phyllis Zagano.

Quellen zufolge entwirft die Kommission derzeit ihren Abschlussbericht, der voraussichtlich in diesem Jahr dem Papst vorgelegt wird.

Die Frage eines Diakonats der Frau wurde in der jüngsten Vergangenheit diskutiert: Ein Bericht der Internationalen Theologischen Kommission von 2002 mit dem Titel „Von der Diakonie Christi zur Diakonie der Apostel“ widmete der Rolle der weiblicher Diakone in der frühen Kirche ein ganzes Kapitel.

Im Hinblick auf die Weihe von Frauen zum Diakonat wurde in den Dokumenten betont, dass „Diakonissen“ der Tradition der alten Kirche keineswegs als geweihte Diakone angesehen wurden, oder heute werden können. Darüber hinaus unterstrich das Dokument, dass sowohl die kirchliche Tradition als auch das Lehramt den diakonischen Dienst als ein Element heiliger Weihen betrachten.

Auf Grundlage dieser beiden Punkte schlug das Dokument des Jahres 2002 vor, dass Frauen nicht zum Diakonat ordiniert werden können.

Obwohl er sich dieser erst vor einigen Jahren geleisteten Arbeit bewusst war, wollte Papst Franziskus offenbar eine neue Kommission einrichten, um mögliche Zweifel auszuräumen. (CNA Deutsch)

Papst Franziskus räumt „schwere Fehler“ in chilenischem Missbrauchsfall ein

VATIKANSTADT – In einem Brief an die chilenischen Bischöfe hat Papst Franziskus eingeräumt, „schwere Fehler“ im Umgang mit der massiven sexuellen Missbrauchskrise des Landes gemacht zu haben, und bittet um Vergebung.

Der Papst hat die Bischöfe Chiles nach Rom einbestellt und auch Opfer eingeladen, sich mit zu treffen.

Mit Blick auf die kürzlich durch Erzbischof Charles Scicluna beendete Untersuchung der Vorgänge rund um vertuschten Missbrauch in Chile sagte Franziskus, dass er nach einer „sorgfältigen Lektüre“ des Berichts „bestätigen kann, dass alle gesammelten Zeugenaussagen klar und hart – ohne Zusatzstoffe oder Süßstoffe – von vielen gekreuzigten Leben sprechen. Ich gebe zu, dass dies in mir Schmerz und Scham ausgelöst hat.“

Franziskus gab zu, die Schwere der Affäre falsch eingeschätzt zu haben und sagte den chilenischen Bischöfen:

„Ich habe ernsthafte Fehler in der Beurteilung und Wahrnehmung der Situation gemacht, insbesondere aufgrund eines Mangels an wahrheitsgemäßen und ausgewogenen Informationen.“

Er bat die Bischöfe, dies weiterzugeben, und entschuldigte sich bei allen, die er beleidigt haben könnte.

Darüber hinaus berief er alle 32 Bischöfe Chiles nach Rom, um die Feststellungen des Scicluna-Berichts in der dritten Maiwoche zu erörtern und die Schlussfolgerungen des Berichts sowie die eigenen Schlussfolgerungen des Papstes zu diskutieren.

In seinem am 8. April, dem Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit, unterzeichneten Brief sagte Franziskus, er wünsche, dass das Treffen „ein brüderlicher Moment ohne Vorurteile oder vorgefasste Meinungen mit dem einzigen Ziel sei, die Wahrheit in unserem Leben erstrahlen zu lassen“.

Die Entscheidung, eine ganze Bischofskonferenz nach Rom einzuberufen, ist bemerkenswert.

Vergleichbares ist zuletzt im April 2002 passiert, als Johannes Paul II. sich mit 12 von 13 US-Kardinälen traf, von denen acht große Diözesen leiteten, und zwei hochrangige Vertreter der US-Bischofskonferenz im Vatikan waren, um die Missbrauchskrise in den Vereinigten Staaten anzugehen und ihnen zu sagen, dass sie mit der Situation anders umgehen müssen.

In einem Tweet nach einer Pressekonferenz vom 11. April über den Brief in Chile sagte Diakon Jaime Coiro, Sprecher der chilenischen Bischofskonferenz, dass Papst Franziskus in den kommenden Wochen auch mit einigen Missbrauchsopfern des chilenischen Klerus zusammentreffen werde und diese persönlich um Vergebung bitten werden.

Coiro sprach über den Schaden und das Leid, das den missbrauchten Minderjährigen widerfuhr, und dass sich die Kirche nicht angemessen um sie gekümmert habe. In den kommenden Wochen, so sagte er, werde die Kirche in Chile „eine intensive Erneuerung unserer Berufung und Mission“ durchlaufen.

Hintergrund

Die Entschuldigung des Papstes ist eine Konsequenz der Chile-Reise von Erzbischof Charles Scicluna vom 19. bis 25. Februar.

Der Erzbischof von Malta und Vorsitzende des Gremiums der Glaubenskongregation für die Untersuchung schwerwiegender Delikte war von Papst Franziskus nach Chile entsandt worden, um Zeugenaussagen über einer angeblich von Bischof Juan Barros von Osorno verübten Vertuschung von Fällen sexuellen Missbrauchs durch den Priester Fernando Karadima aufnehmen.

Erzbischof Scicluna empfing unter anderem Personen und Gruppen, die betroffen sind vom Fall Barros sowie den Bischof von Osorno selbst, sowie die Kommission zur Prävention sexuellen Missbrauchs und Zeugen, die in Verbindung zu angeblichen Fällen sexuellen Missbrauchs durch Maristen in Chile stehen.

Die Entsendung Sciclunas nach Chile im Februar folgte dem eigenen dreitägigen Besuch Chiles durch den Papst. Dabei hatte Franziskus erneut Bischof Barros verteidigt und gesagt, dass Vorwürfe, dieser habe Missbrauch vertuscht, unbewiesen und „verleumderisch“ seien.

Als Antwort auf einen chilenischen Journalisten, der nach dem Thema fragte, sagte Papst Franziskus wörtlich: „An dem Tag, an dem man mir Beweise gegen Bischof Barros bringt, werde ich sprechen. Es gibt keinen einzigen Beweis gegen ihn. Es ist alles Verleumdung. Ist das klar?“

Mehrere ehemalige Missbrauchsopfer betonten jedoch das Gegenteil: Sie werfen Bischof Juan Barros Madrid von Osorno vor, seinen langjährigen Freund und Mentor gedeckt zu haben. Dieser Priester, Fernando Karadima, hat jahrelang Minderjährige psychisch und sexuell schwerst missbraucht.

Bischof Barros selbst bestreitet diese Vorwürfe:

„Ich habe nie etwas von diesen schweren Misshandlungen gewusst oder hätte mir diese vorgestellt, die dieser Priester gegen die Opfer verübt hat“, sagte er gegenüber der Agentur „Associated Press“.

Hintergrund: Bischof Barros

Im Januar 2015 ernannte Papst Franziskus Bischof Barros zum Oberhirten der Diözese Osorno in Südchile. Die Ernennung löste sofort scharfe Proteste aus. Mehrere Priester forderten den Rücktritt des neuen Bischofs. Dutzende Demonstranten, darunter auch Nicht-Katholiken, versuchten, seine Einführungsmesse am 21. März 2015 in der Kathedrale von Osorno zu verhindern und stören.

Tage später sagte Erzbischof Fernando Chomali Garib von Concepción, dass Papst Franziskus ihm gesagt habe, dass es „keinen objektiven Grund“ gäbe, dass der Bischof nicht installiert werden sollte.

Der Papst sei über die Situation auf dem Laufenden gehalten worden, so Erzbischof Garib.

Am 31. März 2015 veröffentlichte die Kongregation für die Bischöfe des Vatikans ebenfalls eine Erklärung, in der sie erklärte, dass das Büro „die Kandidatur des Prälaten sorgfältig geprüft und keine objektiven Gründe gefunden habe, die Ernennung auszuschließen“.

Der damalige Apostolische Nuntius in Chile, Erzbischof Ivo Scapolo, sagte, dass alle Informationen über die Person Barros an Papst Franziskus weitergegeben worden seien. Die meisten Leute in der Kirche stünden hinter Barros, fügte der Nuntius hinzu.

Fakt ist: Jahrzehntelang war der heutige Bischof Barros ein Zögling und enger Freund von Fernando Karadima; der damals einflussreiche Priester aus Santiago förderte die Berufungen von etwa 40 Priestern — darunter die von Juan Barros.

Als Berichte über sexuellen Missbrauch und andere Skandale um Karadima immer wieder auftauchten, gehörte Bischof Barros zu den Priestern, welche die Vorwürfe öffentlich bestritten. Eine Zivilklage gegen Karadima wurde mit der Begründung abgewiesen, dass seine Taten verjährt seien.

Im Februar 2011 beendete dann die Kongregation für die Glaubenslehre ihre Untersuchung mit dem Urteil, dass der Priester erwiesenermaßen schuldig ist. Dem mittlerweile über 80 Jahre alten Mann wurde ein Leben in Zurückgezogenheit und Gebet verordnet. Karadima ist bis heute weiterhin Priester.

Bischof Barros erklärte, er habe sich bereits von dem Schuldigen distanziert, bevor Anschuldigungen aufgetaucht seien. Begründung: Karadima sei „übellaunig“ geworden.

„Der Schmerz der Opfer schmerzt mich enorm, ich bete für diejenigen, die diesen Schmerz heute mit sich tragen“, teilte Barros 2015 in einem Brief an die Gläubigen der Diözese Osorno vor seiner Installation mit.

Am 6. Mai 2015, fünf Monate nach der Ernennung von Barros zur Diözese Osorno, wandte sich Diakon Jaime Coiro, Generalsekretär der chilenischen Bischofskonferenz, persönlich an Papst Franziskus und sagte ihm: Die Kirche in Osorno habe für ihn „gebetet und gelitten“.

„Osorno leidet, ja“, antwortete Papst Franziskus, „an Dummheit.“

„Die einzige Anklage gegen diesen Bischof wurde vor Gericht entkräftet“, so der Papst gegenüber Diakon Coiro in einem Video, dass die chilenischen „Ahora Noticias“ veröffentlicht haben.

„Denken Sie mit Ihrem Kopf nach und lassen Sie sich nicht von den Linken an der Nase herumführen, die diesen Fall zusammengebastelt haben“, fügte der Papst hinzu.

Das sehen mehrere Missbrauchs-Opfer von Karadima anders.

Drei von ihnen werfen Barros vor, den überführten Täter gedeckt und dessen Verbrechen vertuscht zu haben – eine Darstellung, die von den offiziellen vatikanischen Ermittlungen nicht bestätigt wurde.

Der bekannteste dieser Ankläger, der ehemalige Seminarist Juan Carlos Cruz, lebt in den USA und hat als leitender Kommunikationsmanager für die Firma DuPont gearbeitet. Cruz wirft Karadima vor, ihn in den 1980er Jahren sexuell missbraucht zu haben, und hat wiederholt behauptet, Barros und andere Zöglinge Karadimas hätten von den Misshandlungen gewusst und seien sogar Zeuge davon geworden, so die „Associated Press“.

Am 11. Januar 2018 berichtete AP, dass ein vertraulicher Brief des Papstes an die Chilenische Bischofskonferenz vom 31. Januar 2015 die Besorgnis einiger chilenischer Bischöfe bezüglich der Ernennung anspricht. In diesem Schreiben erwähne der Papst auch, dass der Apostolische Nuntius 2014 Barros gebeten habe, als Militärbischof der chilenischen Streitkräfte zurückzutreten und eine Auszeit zu nehmen, bevor er eine andere Verantwortung als Bischof übernehme.

In dem Brief des Papstes heißt es zudem offenbar auch, dass Barros darüber informiert worden sei, dass ein ähnliches Vorgehen für zwei weitere von Karadima ausgebildete Bischöfe geplant sei. Dies solle Barros aber nicht weitersagen. Barros habe jedoch, berichtete AP, „ein ernstes Problem“ geschaffen, als er diese beiden Bischöfe in einem Rücktrittscheiben als Militärbischof beim Namen nannte und damit „jede Chance verbaute“, diese Bischöfe aus den Kontroversen zu entfernen. (CNA Deutsch)

Vatikan: Dokument der Kurienreform „fast fertig

Das Schreiben, das die Kurienreform festzurrt, ist „fast fertig“. Das hat der Koordinator des sogenannten K9-Rates, der den Papst bei der Umsetzung des Vorhabens unterstützt, in einem Interview gesagt.

Oscar Rodríguez Maradiaga äußerte sich im spanischen Fernsehsender Trece, wie der Blog Il Sismografo berichtet. Er hoffe, das Dokument erscheine noch dieses Jahr.

Unter den noch nicht gelösten Anliegen ist Maradiaga zufolge die Rolle der Nuntien bei der Suche nach geeigneten Kandidaten für das Bischofsamt. Der Kardinal sagte, ein Teil der Zuständigkeit der Nuntien könnte auf die lokalen Bischofskonferenzen übergehen.

Der K9-Rat hat bisher 23 Mal im Vatikan getagt. In der Zwischenzeit stehen die neun Kardinäle per Tablet im Austausch, sagte Maradiaga. Die nächste Sitzung findet von 23. bis 25. April statt. Papst Franziskus nimmt jeweils daran teil.

Die neue Apostolische Konstitution wird „Pastor Bonus“ ablösen, ein Dokument von 1988, das verschiedene Neuregelungen von Papst Johannes Paul II. bündelte. (Vatican News – gs)

Kirchenhistoriker: Kardinäle können erklären, dass ein ketzerischer Papst sein Amt verliert

Kirchenhistoriker Roberto de Mattei hat am vergangenen Wochenende vor einer Versammlung von Katholiken vor den Toren von Chicago einen Vortrag gehalten. LifeSiteNews berichtete gestern über den Vortrag von Professor de Mattei. Hier einige Auszüge über seine Aussagen zu Papst Franziskus und „Papolatrie“.

„Wahre Hingabe an den Stuhl Petri ist nicht die Anbetung des Mannes, der diese Cathedra besetzt, sondern die Liebe und Verehrung für die Mission, die Jesus Christus Petrus und seinen Nachfolgern gab.“

Zentral für die einstündige Rede von Mattei war eine dringende Bitte an die Katholiken, die Pfarrer namentlich zu entlarven, die der beständigen Lehre der Kirche widersprechen.

„Wir müssen den Mut haben zu sagen:“ Heiliger Vater, du bist der Erste, der für die Verwirrung verantwortlich ist, die heute in der Kirche herrscht. Heiliger Vater, Sie sind der Erste, der für die Häresien verantwortlich ist, die heute in der Kirche kursieren. „

Die Papolatrie betrachtet den Papst als einen „neuen Christus“. Er nimmt die Position ein, dass „sich um nichts Sorgen machen muss“ und dass der Papst „die Doktrin seiner Vorgänger vervollkommnet und sie dem Wandel der Zeit anpasst“. Die Papolatristen „täuschen“ sich selbst und „beruhigen“ ihr Gewissen, indem sie denken, dass der Papst „immer recht hat, auch wenn er sich selbst oder seinen Vorgängern widerspricht“.

„Gehorsam gegenüber dem Papst hat seine Grenzen in den natürlichen und göttlichen Gesetzen und in der Überlieferung der Kirche, von der der Papst Hüter und nicht Schöpfer ist.“

„Katholiken können sich nicht „vom Schlachtfeld zurückziehen“ und denken, das sie „ohne zu kämpfen“ überleben können. Es ist nicht erlaubt, dass ein Christ seine militante Haltung verlässt. „Schweigen zu einer Verhaltensregel zu machen … wäre ein Fehler.“ Es wäre ein schuldiges Schweigen.“

Wer muss dann sprechen und was müssen sie tun? Professor de Mattei sagte, die Verantwortung liege nicht nur bei gewöhnlichen Katholiken, sondern auch bei Kardinälen, die in ihrem Schweigen „ihre Pflicht nicht erfüllen“.

„Die Politik des Schweigens ist zu einem Gefängnis geworden, das viele Konservative gefangen hält. Heute ist der Moment, um zu sprechen. Es gab eine „modernistische Infiltration innerhalb der Kirche, die in Rom „verheerende Folgen“ hat. Die Katholiken müssen dieser Infiltration Widerstand leisten, nicht mit Sarkasmus, Respektlosigkeit, bitterem Eifer oder Stolz.“

Zur Besatzungsmacht in Rom bemerkte de Mattei:

„Wir müssen vorsichtig sein, wenn wir von der“ Bergoglianischen Kirche „oder von der“ neuen Kirche „sprechen. Die Kirche ist heute von Kirchenmännern besetzt, die die Botschaft Christi verraten oder verformen, aber sie wurde nicht durch eine andere ersetzt. Es gibt nur eine katholische Kirche, in der sie verworren und fragmentarisch zusammenleben, die Theologien und Philosophien unterschiedlich ausbalancieren. Richtiger ist es, von einer „bergoglianischen Theologie“, von einer „bergoglianischen Philosophie“ und, wenn man so will, von einer „bergoglianischen Religion“ oder „Irreligion“ zu sprechen. „

Es gibt nicht zwei Kirchen, sondern eine Kirche, fuhr er fort. Es ist zwar eine Kirche, in der schlechte Tendenzen eingeführt wurden, aber es ist eine Kirche, die immer noch sichtbar von ihrem Vikar Papst Franziskus regiert wird, dessen Wahl von keinem Kardinal bestritten wurde.

Er erinnerte seine Zuhörer daran, wie Ultramontanisten im Vatikanum I siegten, Professor de Mattei bemerkte, dass die wahren Protagonisten des II. Vatikanums liberale Katholiken seien und dass unter anderem liberale Katholiken versuchen, die „monarchische und hierarchische Verfassung der Kirche in eine demokratische und parlamentarische Struktur zu verändern. “

Professor de Mattei wies darauf hin, dass genau dies, Franziskus versucht zu tun. Er will eine „polyzentrische oder mehrseitige Kirche“ einleiten, in der das Papsttum „als eine Form des Dienstes im Dienst der anderen Kirchen verstanden wird, die auf den juristischen Primat oder die Regierung des Petrus verzichtet“. Aber, so Mattei weiter, eine solche Sicht des Papsttums widerspricht dem, was im Laufe der Jahrhunderte überliefert wurde. (vh -mm)

Missionar der Barmherzigkeit: „Es geht um unser Gottesbild

Der Kapuzinerbruder Helmut Rakowski ist einer der Missionare der Barmherzigkeit, die noch bis Mittwoch an dem mehrtägigen Seminar des Päpstlichen Rates für Neuevangelisierung in Rom teilnehmen. Wir haben Bruder Helmut im Anschluss an die Begegnung mit dem Papst an diesem Dienstag gefragt, was ihn an der Audienz besonders beeindruckt hat.

Br. Helmut Rakowski: „Papst Franziskus hat uns gleich zu Beginn gesagt, dass er zu uns über unsere Aufgabe nicht nur als eine pastorale Aufgabe sprechen will, sondern über den theologischen Hintergrund, der für ihn sehr wichtig ist und der hinter diesem Auftrag der Missionare der Barmherzigkeit steht. Er hat uns noch einmal diesen Gott vorgestellt, der richtiggehend darum ringt, darum bettelt – sogar auf die Knie geht, hat er einmal gesagt mit Bezug auf Paulus, aber immer mit der Bitte: Bekehrt euch. Kehrt um. Kommt zurück. Und das war schon eine sehr eindringliche und sehr eindrückliche Darstellung, die der Papst uns da ans Herz gelegt hat. Es ist nicht einfach nur eine pastorale Idee, sondern das ist Ausdruck unseres Gottesbildes.“
Vatican News: War es denn nötig, dass der Papst das nochmals derart betont hat, dass es sich nicht nur um eine pastorale, sondern auch und vor allem um eine theologische Frage handelt?

Br. Helmut Rakowski: „Ich denke, es gibt immer wieder die Diskussion, wie viel Barmherzigkeit erlaubt ist, die Gerechtigkeit müsse doch zum Zuge kommen und in diesem Zusammenhang natürlich auch die Diskussion, dass der eine Papst der Theologe sei, der andere der pastorale Papst… Da wollte er einfach nochmal klar machen, nein, es geht wirklich hier um unser Gottesbild. Wie wir Gott sehen, wie die Bibel uns Gott darstellt, aber auch die Tradition der Kirche. Und da haben sich manchmal auch andere Bilder davor geschoben, vor diesen Gott, der wirklich darum ringt, dass die Menschen zu ihm zurückkehren.“

“ Der Papst hat uns heute auch noch einmal gesagt, geht nicht auf die reine Lehre ein, sondern seht den Anfang den sie machen, die kleinen Schritte und den guten Willen und bestärkt sie darin, weiter zu gehen ”

Vatican News: Wie vermitteln Sie das denn den Menschen, die zu Ihnen kommen, um das Sakrament der Versöhnung zu empfangen?

Br. Helmut Rakowski: „Papst Franziskus legt uns ja immer wieder nah, sozusagen gastfreundlich zu sein, also Menschen mit offenen Armen aufzunehmen. Und er sagt dann immer ganz klar, ihr seid die Botschafter der Liebe Gottes, der Barmherzigkeit, und das müssen die Leute nicht in Worten hören, sondern das müssen die spüren, wie man sich ihnen zuwendet und ich glaube, es gehört einfach dazu, dass man geduldig ist, den Menschen das Gefühl gibt, du bist willkommen, und den Schritt, den du machst, auch wenn da Scham mitschwingt und Betroffenheit, ist das ja genau der Weg der Umkehr, der notwendig ist. Der Papst hat uns heute auch noch einmal gesagt, geht nicht auf die reine Lehre ein, sondern seht den Anfang den sie machen, die kleinen Schritte und den guten Willen und bestärkt sie darin, weiter zu gehen. Und auch wenn man wieder fällt, man darf zurückkommen, um letztlich diesen Weg weiter zu gehen.

Ich fand sehr schön, was er am Sonntag in seiner Predigt auf dem Petersplatz gesagt hat. Manch einer meint ja, dass die Beichte sinnlos sei, weil sich ja doch nichts ändere. Aber er hat gesagt, doch, es ändert sich eben schon was, wenn ich immer wieder höre, dass Gott mich liebt und annimmt. Dann sind es eben diese ganz kleinen Schritte der Veränderung, die uns auf den richtigen Weg führen.“

Vatican News: Papst Franziskus betont ja auch immer wieder, wie wichtig der Dienst der Missionare der Barmherzigkeit für die Kirche und die Gläubigen ist. Deswegen hat er auch das Mandat für die Missionare über das Jahr der Barmherzigkeit hinaus verlängert. Bei verschiedenen Gelegenheiten – unter anderem in der Audienz – sagte er, es solle noch für eine gewisse Zeit weiter gehen. Was bedeutet das? Haben Sie eine Ahnung, wie lange der Papst dieses Mandat aufrecht erhalten will?

Br. Helmut Rakowski: „Er hat keinen festen Termin vorgegeben, ich denke, das liegt ein wenig an den Erfahrungen, die man damit macht. Ich habe auch Menschen kennen gelernt, die recht kritisch damit waren, die sagten, ja, jetzt Spezialvollmachten für Missionare der Barmherzigkeit, für Beichtväter, das bringt ja unsere ganze Ordnung durcheinander… Aber dieselben Leute sagten dann schon nach dem Heiligen Jahr und auch jetzt, nachdem nochmal Zeit vergangenen ist, doch, das hat etwas bewirkt. Diese Aussendung der Missionare ist ein Zeichen, dass die Menschen eingeladen sind, zurückzukehren. Ich habe das ja selbst erlebt, dass Menschen zum Beichten gekommen sind, und das lag gar nicht daran, dass die jetzt eine Sünde mit sich getragen hätten, die einem Missionar der Barmherzigkeit zur Lossprechung vorbehalten gewesen wäre, sondern dass sie Botschaft von Papst Franziskus verstanden haben: es gibt nichts, was so schlimm wäre, dass es nicht vor Gott getragen werden könnte und über das man sich nicht mit Gott versöhnen kann.“

“ Es gibt nichts, was so schlimm wäre, dass es nicht vor Gott getragen werden könnte und über das man sich nicht mit Gott versöhnen kann ”

Vatican News: Ein Signal dafür, dass ein Ende der Tätigkeit zumindest nicht unmittelbar absehbar ist, ist ja auch das Seminar selbst, an dem Sie derzeit teilnehmen. Worum geht es dort? Soll da sozusagen ein Steckbrief des perfekten Missionars der Barmherzigkeit erstellt werden, wird nochmals erklärt, was genau bei dem Dienst wichtig ist – Sie treffen ja im Rahmen des Seminars auch verschiedene Kurienmitarbeiter …?

Br. Helmut Rakowski: „Diese Begegnung der Missionare ist ein Mix. Es gibt tatsächlich diesen Bildungscharakter, diese theologische Weiterbildung, der Präfekt der Sakramentenkongregation, Kardinal Sarah, hat gestern beispielsweise über die Lehre zur Beichte gesprochen, aber es gab auch den Teil der Besinnung für die Missionare selbst, dass wir gestern Nachmittag zum Gebet und zum geistlichen Vortrag zusammen gekommen sind, und auch eingeladen waren, selbst zu beichten, und dann die Begegnung mit dem Papst, der uns nochmals seine Erwartungen und seine Hoffnungen, die er mit diesem Auftrag verbindet, ans Herz gelegt hat. Mit dem Auftrag, seid barmherzig, ihr seid die Boten der Barmherzigkeit Gottes.“

Vatican News: Mit was für einem Gefühl werden Sie wieder nach Hause fahren, nach diesen Besinnungs- und Studientagen und nach der Begegnung mit Papst Franziskus?

Br. Helmut Rakowski: „Nach dem Heiligen Jahr ist vielleicht auch bei dem einen oder anderen Missionar, auch wenn er weiter gemacht hat, der Einsatz für diesen Auftrag ein bisschen weniger geworden. Und vielleicht, und da schließe ich mich auch ein, muss ich auch nochmal ein bisschen mehr Initiative ergreifen, um dieses Thema bei der einen oder anderen Gelegenheit aktiv zu fördern und anzubieten.“ (vatican news – cs)