VATIKANSTADT – Papst Franziskus steht vor dem fünften Jahrestag seines Pontifikates. Klar ist, dass er dem Leben der Kirche nicht nur seinen Stempel aufgedrückt hat, sondern dieses auch weiter prägen wird. Tatsächlich könnte es in den kommenden Monaten ein neues Schreiben des Papstes geben, und ein neues Konsistorium, um neue Kardinäle zu schaffen.
Schreiben über „Neo-Pelagianismus“?
Das Schreiben – möglicherweise eine Enzyklika – soll mit der katholischen Spiritualität in der modernen Welt befasst sein.
Insbesondere soll der Papst darin die Frage der Weltlichkeit angehen, die er oft als eines der Hauptprobleme innerhalb der Kirche bezeichnet hat. In Evangelii Gaudium unterstrich der Papst, dass die Weltlichkeit „aus zwei zutiefst miteinander verbundenen Quellen gespeist werden“ kann.
Erstens ist dies „die Faszination des Gnostizismus“, nämlich „eines im Subjektivismus eingeschlossenen Glaubens, bei dem einzig eine bestimmte Erfahrung oder eine Reihe von Argumentationen und Kenntnissen interessiert, von denen man meint, sie könnten Trost und Licht bringen, wo aber das Subjekt letztlich in der Immanenz seiner eigenen Vernunft oder seiner Gefühle eingeschlossen bleibt“.
Zweitens ist dies „der selbst bezogene und prometheische Neu-Pelagianismus derer, die sich letztlich einzig auf die eigenen Kräfte verlassen und sich den anderen überlegen fühlen, weil sie bestimmte Normen einhalten oder weil sie einem gewissen katholischen Stil der Vergangenheit unerschütterlich treu sind.“
Papst Franziskus fügte hinzu:
„Es ist eine vermeintliche doktrinelle oder disziplinarische Sicherheit, die Anlass gibt zu einem narzisstischen und autoritären Elitebewusstsein, wo man, anstatt die anderen zu evangelisieren, sie analysiert und bewertet und, anstatt den Zugang zur Gnade zu erleichtern, die Energien im Kontrollieren verbraucht. In beiden Fällen existiert weder für Jesus Christus noch für die Menschen ein wirkliches Interesse.“
Den Gerüchten zufolge soll dieser „Pelagianismus“ ein Hauptthema des kommenden Papstschreibens sein.
Ein Hinweis auf das mutmaßliche Dokument findet sich in der Rede von Papst Franziskus vor der Vollversammlung der Kongregation für die Glaubenslehre vom 26. Januar 2018.
Bei dieser Gelegenheit lobte der Papst die Arbeit einiger Mitglieder, „angesichts der heutigen neopelagianischen und neugnostischen Tendenzen die Bedeutung der Erlösung wieder zu bekräftigen.“
„Diese Tendenzen“, fügte der Papst hinzu, „sind Ausdruck eines Individualismus, der sich den eigenen Kräften anvertraut, um zum Heil zu gelangen.“ Der Papst betonte, dass Katholiken „dagegen glauben, dass das Heil in der Gemeinschaft mit dem auferstandenen Christus besteht, der uns durch das Geschenk seines Geistes in eine neue Ordnung von Beziehungen mit dem Vater und unter den Menschen eingeführt hat.“
Wenn es ein solches Dokument denn gibt, wird es ein weiteres Zeichen dafür sein, wie der Papst die Kirche prägt.
Neue Kardinäle
Ein weiteres Mittel dazu, dessen sich Franziskus bedient, ist die Auswahl der Kardinäle: Diese haben ein vom Papst bevorzugtes Profil. Mit seinen vier Konsistorien hat er bereits die Zusammensetzung des Kardinalskollegiums zutiefst verändert.
Ein weiteres Konsistorium wird für Juni oder November erwartet.
Kardinal Paolo Romeo, emeritierter Erzbischof von Palermo, wurde am 20. Februar 80 Jahre alt und wird in einem zukünftigen Konklave nicht wählen können.
Bis Juni werden fünf weitere Kardinäle 80 Jahre alt und die Zahl der Kardinalwahlen von 120 auf 114 fallen. Die Kardinäle, die 80 werden, sind Francesco Coccopalmerio, Keith O’Brien, Manuel Monteiro, Pierre Nguyen Van Nhon und Angelo Amato.
Weil 120 die maximale Anzahl von Kardinälen ist, die in einem Konklave wählen, könnte der Papst sechs verfügbare Plätze haben, um neue Kardinäle in einem kommenden Konsistorium zu kreieren.
Der Papst könnte auch die Entscheidung treffen, mehr Kardinäle zu schaffen und das für Kardinäle geltende Limit zu ändern. Im Moment gibt es 49 von Papst Franziskus geschaffene Wahlkardinäle, 52 von Benedikt XVI. und 19 von Johannes Paul II.
Mit einem neuen Konsistorium wird Papst Franziskus voraussichtlich für den größten Block von wahlberechtigten Kardinälen in einem zukünftigen päpstlichen Konklave verantwortlich sein.
Der Papst wird 2019 weitere Plätze für neue Kardinäle haben, wenn die Kardinäle Stanislaw Dziwisz, John Tong Hon und Edoardo Menichelli 80 Jahre alt werden.
Wichtige Wechsel im Staatssekretariat
Indessen hat der Papst eine bedeutende Veränderung in den Reihen des Staatssekretariats begonnen, indem er sowohl José Avelino Bettencourt als auch Alfred Xuereb am 26. Februar zum Nuntius ernannt hat.
Msgr. José Avelino Bettencourt ist seit November 2012 Protokollchef des Staatssekretariats. Er wird nun zum Nuntius ernannt, ihm wurde jedoch noch keine Stelle zugewiesen. Er könnte als Nuntius nach Georgien gehen, ein Posten, der wahrscheinlich auch die Nuntiatur in Armenien und Aserbaidschan einschließen würde, wie das auch für Erzbischof Marek Solczynski der Fall war, der bis 2017 Nuntius in Georgien war, bevor er zum Nuntius für Tansania ernannt wurde. Aber eine offizielle Ankündigung steht noch aus.
Msgr. Alfred Xuereb ist seit März 2014 Generalsekretär des Sekretariats für Wirtschaft. Zuvor war er zweiter Sekretär von Benedikt XVI., und er behielt den Posten des zweiten Sekretärs des Papstes zu Beginn des Pontifikats von Papst Franziskus. Er arbeitete auch im Staatssekretariat des Vatikans und dann in der Präfektur für den Päpstlichen Haushalt.
Es wird auch erwartet, dass Msgr. Antoine Camilleri, Vize-Außenminister des Vatikans seit 2013, zum Nuntius ernannt wird, angeblich nach Singapur, ein Schlüsselposten, da der Nuntius in Singapur auch der nicht-ständige Vertreter des Vatikans in Vietnam ist. Dieser Termin wurde jedoch noch nicht offiziell festgelegt.
Dies ist ein interessanter Schritt, da der Vize des vatikanischen „Außenministers“ in der Regel besser befördert werden kann als der Protokollchef. Der Eindruck entsteht jedenfalls, dass der Papst große Änderungen im Staatssekretariat plant, aber dass keine endgültige Entscheidung getroffen wurde – und dass möglicherweise die Gerüchte, die über die Entscheidungen verbreitet wurden, den Pontifex irgendwie gestört haben.
Es liegt jedoch offenbar auf der Hand, dass Papst Franziskus seine Bemühungen, die Richtung der Kirche zu bestimmen, beschleunigt und den Reformprozess, den er bei seiner Wahl begonnen, dadurch schneller vorantreibt. (CNA Deutsch)
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