Wir brauchen ’neue Männer‘, fordert Erzbischof Chaput

„Frauen haben ein Recht darauf, wütend zu sein, wenn Männer sie wie Objekte behandeln und sich wie Tyrannen und Schweine verhalten.“

PHOENIX – Vom edlen Ritter bis zum Heiligen: Im Christentum hat die Rolle des Mannes, haben männliche Eigenschaften eine lange, vielfältige Geschichte und Tradition. Wie „männlich“ ist oder soll das Leben als Christ aber im 21. Jahrhundert geführt werden? Und wie sieht ein solches Leben in der Praxis aus? Angesichts der Skandale um sexuelles Fehlverhalten von prominenten Männern in Hollywood und anderswo haben diese Fragen neue, brisante Aktualität gewonnen.

Auf einer eigens dafür abgehaltenen Konferenz haben am 3. Feburar in Phoenix (Arizona) mehrere Bischöfe und Redner zum Thema gesprochen.

Erzbischof Charles Chaput rief vor mehr als 1300 Männern dazu auf, sich daran zu erinnern, wie glaubenstreue Männer früher ihre Leben als Christen führten. Und er hatte klare Worte für die Männer, die hinter den aktuellen Sex-Skandalen stecken.

Die Konferenz stand unter dem Motto Into the Breach – auf Deutsch in etwa „Rein in die Bresche“ – ein Titel, den auch ein vor einiger Zeit von Bischof Thomas Olmsted veröffentlichter Hirtenbrief trägt. Olmsted stellte auch auf der Konferenz ein neues „Handbuch für Männer“ vor.

Wir sind hier, um wieder zu verstehen, was es bedeutet ein Mann zu sein, und vor allem, wie man als Christ ein Leben von Wert und Tugend führt“, sagte Erzbischof Chaput der Konferenz. „Eine Gemeinschaft ohne Gedächtnis stirbt“

Gerade die Geschichte spiele eine wichtige Rolle in der christlichen Kultur, betonte Chaput. „So wie das Erinnerungsvermögen die individuelle Geschichte einer jeden Person verankert, so spielt ein gemeinsames Gedächtnis auch die gleiche Rolle für Kulturen, Nationen und Glaubensgemeinschaften. Die Geschichte ist ein gemeinsames Gedächtnis. Eine Gemeinschaft stirbt, wenn ihr Gedächtnis versagt“, sagte er.

Das Christentum sei immer noch eine „kämpfende Religion“ sagte der Erzbischof von Philadelphia mit Verweis auf ein Zitat von CS Lewis. Das Evangelium zu leben bedeute einen „echten geistlichen Kampf“ um Liebe und Frieden:

„Unsere ersten Waffen sollten immer Großzügigkeit, Geduld, Barmherzigkeit sein, die Fähigkeit zu verzeihen, zuzuhören, ein starkes persönliches Glaubenszeugnis – und in Liebe die Wahrheit klar auszusprechen“.

Der Erzbischof sagte weiter, dass „christliche Gleichberechtigung“ verstehe, dass es wirkliche Unterschiede – und wechselseitige Abhängigkeiten – zwischen Mann und Frau gebe.

„Als Männer sind wir von Natur aus dazu angelegt und durch das Wort Gottes darin bestätigt, drei Dinge zu tun: zu dienen, zu beschützen und zu führen – nicht um unser selbst willen, nicht um der Eitelkeiten und Bedürfnisse willen, sondern im Dienst an anderen.“

Wie Männer diese christliche Männlichkeit zurückbekommen? Dazu lehre die Kirche, dass es „das persönliche Beispiel ihrer Heiligen“ gebe.

„Liebe die Frauen in deinem Leben mit der Ermutigung, Zuneigung, Unterstützung und Ehrfurcht, die sie zurecht verdienen. Sei Deiner Frau in Geist und Körper treu. Erweise den Frauen, denen Du begegnest, Höflichkeit und Achtung, auch wenn sie diese nicht erwidern.“

Und wer heirate, so der Erzbischof weiter, der sollte mehr Kinder haben, und seine Zeit und sein Herz stärker in sie investieren.

Ein gestörtes Verhältnis zur Sexualität

Chaput verurteilte die jüngsten sexuellen Skandale, die weltweit Schlagzeilen machen, als „Symptom“ einer ganzen Kultur, die ein gestörtes Verhältnis zur Sexualität habe. „Frauen haben ein Recht darauf, wütend zu sein, wenn Männer sie wie Objekte behandeln und sich wie Tyrannen und Schweine verhalten.“

Ein echter Wandel, eine langfristige Änderung der Kultur wie des eigenen Lebens sei nur durch eine Bekehrung der Herzen möglich, betonte der Erzbischof.

Ein Mann müsse erst etwas für sich entdecken, woran er glauben kann, und dass seinem Leben einen echten Sinn gibt – und somit auch umkrempelt, weil es sein Denken und Verlangen leitet: „Mit anderen Worten, wenn er ein neuer Mann wird.“

„Eine echte Reform wird niemals durch feministische Vorträge zustande kommen, oder das öffentliche Anprangern männlichen Verhaltens bei Preisverleihungen“.

„Deshalb bete ich heute für uns alle, dass Gott den Samen eines neuen Ritterschlags in unsere Herzen pflanzen wird – und uns zu den ’neuen Männern‘ macht, die unsere Familien, unsere Kirche, unsere Nation und unsere Welt brauchen“, schloss Erzbischof Chaput. (CNA Deutsch)

Syrien: Kardinal Zenari fordert ein Ende der Gewalt

Der Krieg in Syrien hat eine neue Qualität erreicht – im negativen Sinn. Kardinal Mario Zenari, der Apostolische Nuntius in Syrien und durchaus hart im Nehmen, schlägt im Gespräch mit Vatican News Alarm: Die Winterkälte und der Bombenhagel bedrohen das Leben von Millionen Familien, während sich neue Fronten bilden.

Christine Seuss und Alessandro De Carolis – Vatikanstadt.

„Hört auf den Schrei der armen Menschen, der Kinder!“, so der Appell des Papst-Botschafters. Der Schrei der Leidenden müsse an das „Gewissen“ der Verantwortlichen rühren, damit sie nach neuen Wegen zum Frieden suchen. Das klingt so, als würde Kardinal Zenari dem von der UNO vermittelten Genfer Friedensprozess für Syrien und einem ähnlich gelagerten, von Russland gesteuerten Dialog nicht viel zutrauen.

Zum siebten Mal jährt sich in Kürze der Beginn des blutigen Konfliktes, der ein ganzes Land in Trümmer gelegt und zu einer Flüchtlingswelle nie gesehenen Ausmaßes beigetragen hat. Doch Frieden scheint – trotz aller internationaler Bemühungen – nach wie vor weit entfernt zu sein, nach dem Einmarsch türkischer Truppen in den kurdischen Teil des Landes vielleicht sogar weiter denn je.

Auch in der vergangenen Nacht habe er in Damaskus kaum schlafen können, erzählt der Kardinal, „denn man hörte den Lärm von Kanonenfeuer, in einigen Zonen der Peripherie auch von Maschinengewehren“. Große Sorgen bereiteten ihm die Nachrichten über „harte Zusammenstöße“ im „ländlichen Gebiet östlich von Damaskus” und in anderen Gebieten – mit einer Konfliktlinie, die seit dem militärischen Eingreifen der Türkei im Kurdengebiet nunmehr auch das nördliche Grenzgebiet einschließt.

Operation Olivenzweig

„Olivenzweig“ nennen die Türken ihre Operation, die mit dem Friedenssymbol allerdings nur wenig gemein hat. Seit dem 20. Januar gehen die türkischen Truppen gegen die kurdischen Kämpfer vor, die noch bis vor wenigen Tagen als unverzichtbare Verbündete der internationalen Allianz gegen die Terroristen des selbst ernannten Islamischen Staates galten. Immer mehr Opfer fordert die Attacke, für die die Stadt Afrin zum traurigen Sinnbild geworden ist. Es seien mittlerweile 800 „Terroristen“, die dort „neutralisiert“, also getötet, verletzt oder gefangenen genommen worden seien, ließ Präsident Erdogan verlauten.

Zivilisten zahlen den höchsten Preis

Doch wer den höchsten Preis für die Kampfhandlungen zahlt, und Kardinal Zenari wird nicht müde, dies immer wieder zu betonen, sind die unbeteiligten Zivilisten. Allein im nördlichen Gebiet seien in zwei Wochen 104 Menschen gestorben und 154 verletzt worden, gaben Krankenhäuser der Enklave Afrin bekannt. Dabei seien es nicht nur die Waffen, die Leben kosteten, erinnert Kardinal Zenari: „Wir befinden uns momentan im Winter, und in einigen Gegenden Syriens herrscht bittere Kälte. Dies verschlimmert ein Leiden, für das leider keine Lösungen in Sicht sind.“

UN fordern Waffenstillstand

Der UN-Chefberater für humanitäre Anliegen im Syrienkonflikt, Jan Egeland, fordert angesichts der sich verschlechternden Situation energisch einen erneuten befristeten Waffenstillstand für die nördliche Provinz Idlib, in der schwere Kampfhandlungen zwischen Oppositions- und Regierungstruppen zu verzeichnen sind. 1,2 Millionen Zivilisten, mehr als die Hälfte der örtlichen Bevölkerung, leben in dem Gebiet bereits als Flüchtlinge. Zwar hegt der Apostolische Nuntius nach wie vor Hoffnung auf einen Waffenstillstand. Doch er ruft die internationale Gemeinschaft zu raschem Handeln auf: „Versucht, alles Mögliche zu unternehmen, um wenigstens zu einem Ende der Gewalt und einem Waffenstillstand zu gelangen… und dann eine politische Lösung des Konflikts zu finden.“ (vatican news)

Vatikan/China: Diplomatische Beziehungen zu welchem Preis?

Quelle: South China Morning Post (Screenshot am 02. Februar)

Im Jahr 1951 hatte die Regierung in Peking die Beziehungen zum Vatikan abgebrochen. Seitdem hat die kommunistische Partei Kirchen geschlossen und Geistliche eingesperrt. Katholiken dürfen in der Volksrepublik China ihre Religion nur in sanktionierten Kirchen des Regimes ausüben. Diese stehen nicht unter der Kontrolle des Vatikans und nur von Peking ernannte Bischöfe sind zugelassen. Da diese durch Peking geweihten Bischöfe kirchenrechtlich faktisch automatisch exkommuniziert wurden, hatte der Vatikan sie nicht anerkannt. Rechtmäßige Bischöfe der katholischen Kirche können bisher nur im Untergrund arbeiten und sind dem Regime in Peking ein Dorn im Auge.

Kard. Zen Ze-kiun

Durch die Tatsache, dass der emeritierte Erzbischof von Hongkong, Kardinal Zen Ze-kiun in den letzten Tagen den Heiligen Stuhl massiv öffentlich angegriffen hatte, sind Details bekannt geworden, die den Vatikan in seiner Vorgehensweise in kein gutes Licht rücken.

Heute wurden durch die Zeitung „South China Morning Post“ weitere Einzelheiten bekannt. Unter der Überschrift „Peking hat „unermüdliche Anstrengungen“ unternommen, um die Beziehungen zum Vatikan zu verbessern“ ist zu lesen:

„Peking sagte am Freitag, es habe „unermüdliche Anstrengungen“ unternommen, um die Beziehungen zum Vatikan zu verbessern, nachdem die beiden Seiten innerhalb weniger Monate einen Vertrag über die Ernennung von Bischöfen unterzeichnet hätten. Chinas Außenministerium sagte in einer Erklärung, dass die Kommunikation zwischen den beiden Seiten „reibungslos und effektiv“ gewesen sei. … Im Rahmen des Abkommens wird der Vatikan bei den Verhandlungen über die Ernennung von Bischöfen ein Mitspracherecht haben“.

Ferner berichtet die Zeitung:

„Liu Guopeng, ein Experte für Religionswissenschaft an der chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, sagte, dass die Antwort des Außenministeriums darauf hindeute, dass Peking eine Einigung erzielt habe, wahrscheinlich über die Ordinierung von Bischöfen, mit der es zufrieden sei“.

„Wenn sich herausstellt, dass es wahr ist, wird Peking das größte Hindernis für die formelle Herstellung von Verbindungen zwischen China und dem Vatikan beseitigen“, sagte Liu und fügte hinzu, dass die Kommentare Pekings Wunsch widerspiegelten, Taiwan weiter zu isolieren. Der Vatikan ist der einzige europäische Staat, der formelle diplomatische Beziehungen mit der selbst verwalteten Insel unterhält. Ein Priester einer katholischen Untergrundkirche auf dem Festland sagte, ein Abkommen zwischen dem Vatikan und Peking sei für die Katholiken in China inakzeptabel“.

„Es bricht uns das Herz, dass loyale und standhafte Bischöfe durch exkommunizierte und illegale ersetzt werden – es ist einfach zu schwer zu akzeptieren“, sagte der Priester, der um Anonymität bat. Er bezog sich auf Huang Bingzhang, der 2011 vom Heiligen Stuhl exkommuniziert wurde, nachdem er ohne Genehmigung geweiht worden war, und ein Mitglied des chinesischen Parlaments ist. Er wird Berichten zufolge Zhuang ersetzen“.

Die durch „South China Morning Post“ veröffentlichen Einzelheiten scheint das Abkommen zwischen China und dem Heiligen Stuhl kurz vor dem Abschluss zu stehen, lediglich die Frage der Bischofsernennungen scheint noch ein Problem zu sein. Und genau dieses Problem der Bischofsernennungen will der Heilige Stuhl durch die „freiwilligen Rücktritte“ der rechtmäßigen Bischöfe in China erzwingen.

Kardinal Parolin

Das Bekanntwerden der Details des Abkommens mit China kann dem Vatikan nicht gefallen haben. Das beweist auch ein Interview des Kardinalstaatssekretärs Parolin in der Zeitung „La Stampa“ vom Mittwoch, in dem er herablassend, zwar ohne einen Namen zu nennen, aber doch klar an die Adresse von Kardinal Zen Ze-kiun gerichtet sagt:

„Ich glaube, dass es keinen persönlichen Standpunkt gibt, von dem aus jemand exklusiv beurteilen könnte, was gut ist für die Katholiken in China. Wir brauchen mehr Demut und einen Geist des Glaubens – auch mehr Vorsicht und Mäßigung, um nicht in Polemik zu verfallen, die Gemeinschaft verletzt und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft blockiert“.

Mitspracherecht bei der Bischofsernennung (?)

In der Verlautbarung des chinesischen Außenministeriums ist die Rede von „einem Mitspracherecht“ bei der Bischofsernennung. Man darf gespannt sein, wie das im Detail aussehen wird. Nach derzeitigem kanonischem Recht ist so etwas eigentlich unmöglich. Der Codex des kanonischen Rechtes sagt:

Can. 377 – § 5:

„In Zukunft werden weltliche Autoritäten keine Rechte und Privilegien in Bezug auf Wahl, Nomination, Präsentation oder Designation von Bischöfen eingeräumt“.

Der Fall Bischof Peter Zhuang Jianjian von Shantou

Betrachtet man die Rücktrittsforderung beispielsweise von Bischof Peter Zhuang Jianjian von Shantou, sieht die Sache allerdings anders aus. Zhuang wurde aufgefordert, in den Ruhestand zu gehen, um den Weg freizumachen für ein regimetreues Mitglied der „patriotischen Vereinigung“, zudem ein nicht gültig geweihter und somit exkommunizierter Bischof. Zhuang hatte den Antrag des Heiligen Stuhls zweimal abgelehnt.

Dass Bischöfe der Untergrundkirche in China noch mit hohem Alter im Amt sind, ist hier nichts Ungewöhnliches. Allerdings kann Papst Franziskus Bischof Zhuang durchaus aufgrund seines Alters zum Rücktritt auffordern.

Can 401 – § 1:

„Ein Diözesanbischof, der das fünfundsiebzigste Lebensjahr vollendet hat, wird gebeten, seinen Amtsverzicht dem Papst anzubieten, der nach Abwägung aller Umstände entscheiden wird“.

Nach dem Kirchenrecht ist Bischof Zhuang somit längst überfällig. Seine Weigerung resultiert anderseits aus der Tatsache, Platz für einen unrechtmäßigen exkommunizierten Anwärter zu machen. Moralisch und gegenüber seinen Gläubigen zeigt Zhuang viel Mut und Rückgrat.

Der Vatikan und Papst Franziskus gehen in dem China-Abkommen einen sehr zweifelhaften Weg und wie in „Amoris laetitia“ auch, werden bestehende Grundsätze der römisch katholischen Kirche einfach übergangen. (vh)

Kardinal Braz de Aviz: „Geweihtes Leben in Gefahr

Der Tag des „Geweihten Lebens“ an diesem Freitag ist ein Moment der Besinnung: So beschreibt der im Vatikan zuständige brasilianische Kurienkardinal die diesjährige Feier im Petersdom.

Mario Galgano – Vatikanstadt.

Weltweit gibt es weniger Priester und Ordensleute. Doch statt den Kopf in den Sand zu stecken und zu jammern, gelte es vielmehr die Gläubigen auf die Schönheit und die Bedeutung des Geweihten Lebens hinzuweisen. Im Gespräch mit Vatican News geht der Präfekt der Kongregation für Institute des geweihten Lebens, Kardinal Joao Braz de Aviz, auf die Feier ein, die an diesem Freitagabend im Petersdom unter der Leitung des Papstes stattfindet. Vatican News überträgt den Gottesdienst ab 17.25 Uhr live und mit deutschem Kommentar.

„Wir befinden uns in einem Moment des Wechsels und einiger Schwierigkeiten, doch wir sehen auch viele Lichter am Ende des Tunnels. Es liegt an uns, dieses Licht zu stärken, der vom Heiligen Geist kommt und durch uns in der Welt wirkt. Wie der Heilige Vater immer wieder betont, müssen wir die Freude des Geweihten Lebens weitertragen.“

“ Es geht auch darum, vor allem junge Menschen auf die Schönheit des Geweihten Lebens hinzuweisen ”

Der Tag des Geweihten Lebens wurde von Johannes Paul II. eingeführt und zum ersten Mal 1997 begangen. Der Welttag soll einer Botschaft des heiligen Papstes zufolge darauf hinweisen, dass viele Männer und Frauen sich für Keuschheit, Armut und Gehorsam entschieden haben, und soll diesen berufenen Menschen die Gelegenheit geben, ihre Vorsätze zu erneuern. Kardinal Braz de Aviz lädt deshalb alle Geweihten ein, den Tag „gebührend zu feiern“.

„Es geht auch darum, vor allem junge Menschen auf die Schönheit des Geweihten Lebens hinzuweisen. Wir wissen, dass es viele Jugendliche gibt, die auf der Suche nach der wahren Freude sind. Wir selber wissen aber, dass die echte Freude nur vom Herrn kommen kann. Möge Gott alle Geweihten segnen; und vor allem müssen wir füreinander beten.“

Die Ordensgemeinschaften verzeichnen seit Jahren einen teils dramatischen Mitgliederschwund durch Überalterung und fehlende Berufungen, besonders in der westlichen Welt. Ordensleute leben in Gemeinschaft und verpflichten sich zu einem Leben nach den drei evangelischen Räten Armut, Keuschheit und Demut. (vatican news)

Entgegen „bedauerlicher“ Berichte: Papst ist „gut über China informiert“, betont Vatikan

VATIKANSTADT – Am heutigen Dienstag hat der Sprecher des Papstes, Greg Burke, überraschend eine Erklärung abgegeben, in der es heißt, Papst Franziskus sei gut informiert über die Situation der katholischen Kirche in China. Es sei „bedauerlich“, dass einige Mitglieder der Kirche das Gegenteil gesagt hätten. Diese würden dadurch „Verwirrung und Kontroversen“ stiften.

In der Erklärung vom 30. Januar heißt es wörtlich:

„Der Papst steht in ständigem Kontakt mit seinen Mitarbeitern, insbesondere im Staatssekretariat, über chinesische Angelegenheiten und wird von ihnen genau und ausführlich über die Situation der katholischen Kirche in China informiert.“

Papst Franziskus verfolge auch „die Schritte im laufenden Dialog zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China“, fährt die Mitteilung fort, und „es ist daher überraschend und bedauerlich, dass das Gegenteil von Menschen in der Kirche bekräftigt wird, wodurch Verwirrung und Kontroversen gestiftet werden.“

Greg Burkes Aussage im Namen des Papstes widerspricht einem Brief von Kardinal Joseph Zen aus Hongkong, der am 29. Januar schrieb, dass Papst Franziskus bei einer kürzlichen Begegnung „überrascht“ gewesen sei über die Vorgehensweise des Vatikans mit Konflikten zwischen der Kirche und der chinesischen Regierung, – über die er Berichten zufolge im Oktober 2017 informiert worden war.

Der Kardinal von Hongkong gehört zu den Kritikern der Art und Weise, wie die katholischen Kirche und Chinas Regierung Berichten zufolge bemüht sind, ihre Beziehungen zu normalisieren. Die Lage der Kirche in China ist komplex: Neben der im Untergrund fortwährenden, verfolgten Kirche gibt es eine staatlich kontrollierte „Chinesische Patriotische Katholische Vereinigung“, deren Priester und Bischöfe ebenfalls regimetreue Kandidaten sind.

Jeder von Peking anerkannte Bischof muss ein Mitglied dieser „patriotischen Vereinigung“ sein, und viele vom Vatikan ernannte Bischöfe werden von der chinesischen Regierung nicht anerkannt oder gebilligt, sind der Verfolgung durch die Regierung ausgesetzt. Gleichzeitig sind nicht alle von der chinesischen Regierung ernannten Bischöfe vom Vatikan anerkannt und somit sind die Weihen einiger Bischöfe auch kirchenrechtlich ungültig.

„Asia News“ hatte berichtet, dass eine Delegation des Heiligen Stuhls im Oktober 2017 den 88-jährigen Bischof Peter Zhuang Jianjian aus Shantou in der südlichen Provinz Guangdong gebeten hat, in den Ruhestand zu gehen, damit ein regimetreues Mitglied der „patriotischen Vereinigung“, zudem ein nicht gültig geweihter und somit exkommunizierter Bischof, seinen Platz einnehmen kann. Der Vatikan würde diesen Bischof dann anerkennen, hieß es.

Der rechtmäßige Bischof lehnte den Antrag auf Rücktritt ab, ebenso wie eine zweite Bitte im Dezember. Er besuchte im Dezember die vatikanische Delegation in Peking, um seine Sicht des Falls darzulegen.

Die gleiche Delegation des Vatikans soll zudem in der östlichen Provinz Fujian Bischof Joseph Guo Xijin gebeten haben, eine Stelle als Koadjutor unter einem regime-treuen Bischof anzunehmen, der ebenfalls ungültig geweiht wurde.

Ein solches Vorgehen des Heiligen Stuhls könnte letzten Endes dazu führen, dass sieben ungültig geweihte Bischöfe, die treu zum Regime in Peking stehen, vom Vatikan offiziell anerkannt werden. Der Heilige Stuhl könnte im Gegenzug Chinas offizielle Anerkennung von 20 vom Heiligen Stuhl ernannten Bischofskandidaten erwarten, von denen einige bereits heimlich geweiht wurden – zusätzlich zur staatlichen Anerkennung von bis zu 40 Bischöfen in der katholischen Untergrundgemeinde.

Kardinal Zen sagte, er habe sich über die Aktivitäten des Vatikans in China geäußert, weil dies ein kritischer Moment sei und in den Medien „Verwirrung“ herrsche. Ihm gehe es nicht um den Rücktritt legitimer Bischöfe, sondern darum, dass diese Bischöfe gebeten werden, Platz zu machen für „illegitime und sogar exkommunizierte“.

Viele Untergrundbischöfe hätten zudem um einen Nachfolger gebeten, aber keine Antwort aus Rom bekommen, sagte der Kardinal weiter. Andere wiederum hätte einen Nachfolger genannt und sogar die Schreiben mit päpstlicher Unterschrift erhalten, aber seien angewiesen worden, von der Weihe abzusehen „aus Angst davor, die Regierung zu beleidigen“, sagte der Kardinal. (vatican news)

Chile: Kirche begrüßt Missbrauchs-Untersuchung durch Papst

Die Bischöfe begrüßen die Entscheidung des Papstes, seinen erfahrensten Missbrauchs-Ankläger nach Chile zu schicken, um die Vorgänge um Bischof Barros aufzuklären.

Stefan von Kempis und Christine Seuss – Vatikanstadt.

Das beweise, „dass die Papstreise nach Chile für ihn auch eine Haltung des echten Zuhörens und der Nähe zur Realität und zu den Herausforderungen der Gesellschaft und der Kirche in Chile“ bedeutet habe. Das schreiben die Bischöfe in einer Erklärung auf ihrer Webseite.

Wie der Vatikan am Dienstag bekanntgab, wird der maltesische Erzbischof Charles Scicluna auf Bitten des Papstes nach Chile reisen. Er solle „diejenigen anhören, die den Wunsch hätten, Elemente vorzulegen, die sich in ihrem Besitz befinden“, heißt es in einer Mitteilung aus dem Vatikan. Scicluna ist Vorsitzender der Einheit, die an der Glaubenskongregation für die Untersuchung von schwerwiegenden Delikten wie Kindesmissbrauch durch Kleriker zuständig ist. Franziskus hatte die Stelle vor vier Jahren eingerichtet.

Der Papst reagierte mit diesem Schritt auf einen Sturm der Entrüstung, den seine Verteidigung des chilenischen Bischofs Juan Barros ausgelöst hatte. Barros wird vorgeworfen, von Missbrauch durch seinen Freund und Mentor, Pater Fernando Karadima, in dessen Pfarrei gewusst zu haben, diesen aber stillschweigend geduldet zu haben. Der „Fall Karadima“, der im Jahr 2004 öffentlich wurde, hat die Kirche in Chile schwer getroffen, noch immer ist sie mit der Aufarbeitung beschäftigt.

Barros selbst ließ am Dienstag in einer kurzen Erklärung wissen, er nehme „alles, was der Papst anordnet, mit Glauben und Freude auf“. Er bete darum, „dass die Wahrheit aufleuchten möge“.

Papst Franziskus hatte bei seiner jüngsten Lateinamerika-Reise große Anerkennung dafür erhalten, dass er bei seiner ersten Ansprache auf chilenischem Boden für sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche um Verzeihung gebeten hatte. Nur wenig später jedoch hatte er Opfer damit vor den Kopf gestoßen, dass er Vorwürfen gegen Barros eine Absage erteilt und diese als „Verleumdungen“ bezeichnet hatte. Er werde erst über den Fall reden, wenn es „Beweise“ gegen Barros gebe, hatte der Papst gegenüber Journalisten gesagt. Nach öffentlicher Kritik auch durch den Vorsitzenden der vatikanischen Kinderschutzkommission Kardinal Sean O´ Malley hatte sich der Papst auf dem Rückflug nach Rom für seine Wortwahl entschuldigt. (vatican news)

China-Konflikt: Kardinal Parolin verschleiert die Fakten

Nach dem kläglichen Versuch des Pressesprechers des Heiligen Stuhls, Greg Burke, die Vorwürfe von Kardinal Zen Ze-kiun zur China-Diplomatie zu entkräften hat sich nun der Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in der italienischen Zeitung La Stampa zu Wort gemeldet.

Vatican News berichtet heute in Auszügen des Interviews auf seiner Webseite mit der Überschrift „China: Kardinal Parolin antwortet auf Kardinal Zen“.

Doch was hier von Vatican News als sogenannte „Antwort“ tituliert wird, ist bestenfalls ein erneuter Versuch die Tatsachen zu verschleiern und Kardinal Zen Ze-kiun zu diffamieren. Bezeichnenderweise erwähnt Parolin im gesamten Interview Kardinal Zen Ze-kiun an keiner einzigen Stelle namentlich.

Parolin versuchte in dem Original-Interview „langatmig“ den pastoralen Weg des Vatikans in den Verhandlungen mit der Regierung in Peking, zu rechtfertigen. Der schwierige Dialog mit Peking stehe jedoch immer unter dem Wohl der unterdrückten Christen in dem asiatischen Land, betonte er.

Parolin wörtlich:

„Ich glaube, dass es keinen persönlichen Standpunkt gibt, von dem aus jemand exklusiv beurteilen könnte, was gut ist für die Katholiken in China. Wir brauchen mehr Demut und einen Geist des Glaubens – auch mehr Vorsicht und Mäßigung, um nicht in Polemik zu verfallen, die Gemeinschaft verletzt und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft blockiert“.

Scheinbar spricht der Staatssekretär der grauen Eminenz der Untergrundkirche von China, Kardinal Zen Ze-kiun, durch die Blume, jegliches Urteilsvermögen ab. Nach dem Motto:

„Was für die Katholiken in China gut ist, kann nur der Heilige Stuhl beurteilen“.

Ferner führt Kardinal Parolin an:

„Die Katholiken haben in China vielleicht stärker als anderswo trotz aller Schwierigkeiten und Leiden das authentische Glaubensgut zu bewahren gewusst, indem sie an der Gemeinschaft mit dem Papst festgehalten haben. Hauptziel unseres Dialogs ist es, die Gemeinschaft in der Kirche aufrecht zu erhalten“.

Parolin geht in seinen Ausführungen an keiner Stelle auf die Forderung des Vatikans ein, die rechtmäßigen Untergrundbischöfe sollten von sich aus Zurücktreten und so den Weg freimachen für die regimetreuen exkommunizierten Bischöfe Pekings. Der Vatikan verschleiert weiterhin seine Vorgehensweise in der Volksrepublik China. (vh)

Papst schickt Sonderermittler nach Chile im Fall von Bischof Barros

VATIKANSTADT – Nachdem er jüngst seine Unterstützung für einen chilenischen Bischof bekräftigt hat, der beschuldigt wird, sexuellen Missbrauch vertuscht zu haben, hat Papst Franziskus nun einen Delegierten ernannt, der „neue Informationen“ zum Fall untersuchen soll.

Wie der Vatikan am heutigen Dienstag mitteilte, „hat der Papst Erzbischof Charles J. Scicluna von Malta gebeten, nach Bekanntwerden einiger Informationen über den Fall von Juan de la Cruz Barros Madrid, nach Santiago zu reisen“. Dort soll Erzbischof Scicluna sich mit Personen treffen, die „Dinge übermitteln“ wollen, so der Heilige Stuhl.

Zusätzlich zu seiner Hirtenrolle in Malta wurde Erzbischof Scicluna im Jahr 2015 vom Papst mit der Aufsicht über die Bearbeitung der Beschwerden von Geistlichen betraut, die vor der Kongregation für die Glaubenslehre des Missbrauchs angeklagt sind. Scicluna ist weithin bekannt für seine kirchenrechtliche Expertise im Umgang mit Vorwürfen sexuellen Missbrauchs.

Die Entscheidung des Papstes, Erzbischof Scicluna nach Santiago zu schicken folgt der andauernden Kontroverse über Bischof Barros, die im Zuge des Verhaltens und der Äußerungen von Papst Franziskus im Rahmen seiner Chile-Reise vom 15.-18. Januar weiter eskaliert ist.

Vier Opfer sexuellen Missbrauchs des überführten Kinderschänders Fernando Karadima beschuldigen Barros, von den Verbrechen seines langjährigen Freundes und Mentors gewusst zu haben. Ihre Aussagen sind öffentlich wiederholt publiziert und bekräftigt worden.

Karadima, der einst eine Laienbewegung leitete, wurde 2011 in einem vatikanischen Prozess wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen verurteilt. Im Alter von 84 Jahren wurde er zu einem Leben in Gebet und Einsamkeit verurteilt.

Barros, der seine Unschuld beteuert, ist seit seiner Ernennung zum Diözesanbischof von Osorno im Jahr 2015 in dieser Rolle umstritten. Papst Franziskus verteidigt Barros seit Jahren.

Während seines Besuches in Chile vom 15. bis 18. Januar traf Papst Franziskus auch mit Missbrauchsopfern zusammen. Als er jedoch am letzten Tag im Land von Journalisten über Barros befragt wurde, sagte er:

„An dem Tag, an dem sie mir Beweise gegen Bischof Barros bringen, werde ich sprechen“, und weiter: „Es gibt keinen einzigen Beweis gegen ihn. Das ist alles Verleumdung. Ist das klar?“

Die Aussagen des Papsts in Chile waren international auf heftigen Widerstand gestoßen. Kritiker warfen Franziskus vor, seine Aussagen seien Opfern gegenüber unsensibel.

Der derzeitige Präsident der Kinderschutzkommission des Vatikans bezeichnete die Worte des Papstes als schmerzhaft und befremdlich für Opfer des sexuellen Missbrauchs durch Geistliche. Kardinal Sean O’Malley, Erzbischof von Boston und einer von neun Mitgliedern des Kardinalrates des Papstes, gab am 20. Januar eine Erklärung ab. Darin heißt es:

„Es ist verständlich, dass die Äußerungen von Papst Franziskus (…) eine Quelle großer Schmerzen für Überlebende sexuellen Missbrauchs durch Geistliche oder andere Täter waren“.

Daraufhin präzisierte der Papst auf dem Rückflug von Lateinamerika seine Aussagen, und entschuldigte sich dafür, Opfer möglicherweise verletzt zu haben, sagte aber weiterhin, es gebe keine Beweise gegen Barros.

Der Bischof selber wiederum hat wiederholt darauf bestanden, dass er nichts von den Misshandlungen wusste

Er bestand darauf, dass der Fall von Barros „studiert wurde, dass er neu studiert wurde und dass es keine Beweise gibt … Das wollte ich sagen. Ich habe keine Beweise, um ihn zu verurteilen. Und wenn ich ihn ohne Beweise oder ohne moralische Gewissheit verurteile, würde ich das Verbrechen eines schlechten Richters begehen. „

„Wenn eine Person kommt und mir Beweise gibt“, sagte er, „bin ich die erste, die ihm zuhört. Wir sollten gerecht sein „. (CNA Deutsch)

Heiliger Stuhl: Kläglicher Versuch der Rechtfertigung in der China-Diplomatie

Welches Spiel treibt die vatikanische Diplomatie in der Volksrepublik China? Offenbar opfert der Vatikan rechtmäßige katholische Bischöfe der Politik des Papstes. Oder handelt der Vatikan ohne Wissen des Pontifex? Wohl eher nicht.

Was derzeit hinter den Kulissen der chinesisch-vatikanischen Politik abläuft, ist haarsträubend. Da werden durch den Papst in China eingesetzte Untergrundbischöfe, durch den Vatikan, zum Rücktritt aufgefordert. Da reist sogar eine vatikanische Delegation nach Peking unter der Leitung von Kurienerzbischof Maria Celli, dem ehemaligen Präsidenten des päpstlichen Rates für die sozialen Kommunikationsmittel, und forderte zwei Bischöfe zum Rücktritt auf. Hintergrund der Maßnahmen ist das Vorantreiben diplomatischer Beziehungen des Heiligen Stuhl mit dem kommunistischen Regime der Volksrepublik China, oder um genauer zu sein, rechtmäßige Bischöfe der katholischen Kirche aufzufordern, zugunsten von exkommunizierten und unrechtmäßigen Bischöfen des chinesischen Staatsapparates zum Rücktritt zu bewegen.

Quelle: Bulletin (Screenshot vom 30. Januar)

Diese Machenschaften sollten sicherlich geheim und ohne großes Aufsehen in der Öffentlichkeit abgewickelt werden. Doch nach dem Appelle der Untergrundkirche an den Heiligen Stuhl ohne Erfolg blieben, machte der chinesische emeritierte Bischof von Hongkong Kardinal Zen Ze-kiun diese unglaublichen Machenschaften öffentlich. AsiaNews veröffentlichte am 22. Januar die Details zum Fall.

 

Durch die Veröffentlichung Zens ist der Heilige Stuhl in Erklärungsnotstand geraten. Vatican News, das offizielle Organ des Vatikans, hatte nach publik werden der Meldung von AsiaNews lediglich Fakten dessen Berichts in verkürzter Form auf der eigenen Website wiedergegeben.

Gestern kam dann die erste offizielle Meldung des Presseamtes des Heiligen Stuhls in Form eines Bulletin. Die Erklärung des Direktors des Pressezentrums, Greg Burke vom 30.01.2018 lautet wie folgt:

„In Bezug auf die verbreiteten Nachrichten über eine angebliche Nichtübereinstimmung von Gedanken und Handlungen zwischen dem Heiligen Vater und seinen Mitarbeitern in der römischen Kurie zu chinesischen Fragen kann ich folgendes erklären: Der Papst steht in ständigem Kontakt mit seinen Mitarbeitern, insbesondere dem Staatssekretariat, und wird in chinesischen Fragen von ihnen in einer getreuen und detaillierten Weise über die Situation der katholischen Kirche in China und über die Schritte des fortwährenden Dialogs zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China, die er mit besonderer Sorgfalt begleitet, informiert. Es ist überraschend und bedauerlich, dass das Gegenteil von Personen der Kirche behauptet, und somit Verwirrung und Polemik genährt wird“.

Das Bulletin des Staatssekretariats ist vorsichtig ausgedrückt:

„Ein kläglicher Versuch der Rechtfertigung“.

Greg Burke geht mit keinem Wort auf die Vorwürfe Kardinal Zen Ze-kiuns bezüglich der Rücktrittsforderungen der Untergrundbischöfe ein, ja er unterschlägt sogar Titel und Namen und nennt Kardinal Zen Ze-kiun, eine „Person der Kirche“. Oder meint er vielleicht hintergründig „Persona non grata“, weil Kardinal Zen Ze-kiun die Wahrheit ans Tageslicht gebracht hat? Der Kardinal hatte in der Vergangenheit mehrfach vor dem Regime in China gewarnt. Die Diplomatie des Heiligen Stuhls geht im Fall der rechtmäßigen Bischöfe der Kirche Chinas einen beschämenden Weg und die brennende Frage, wer diese Vorgehensweise letztlich zu verantworten hat, bleibt weiterhin vollkommen offen. (vh)

„Veritatis gaudium“: Was will der Papst von katholischen Unis? Ein Interview

Dialogfähig sein und den Mut haben, für das Gemeinwohl neue Wege zu suchen: das soll man in Zukunft an katholischen Universitäten und Fakultäten lernen können, wie Papst Franziskus in „Veritatis gaudium“ festschrieb. Wir sprachen darüber mit Pater Friedrich Bechina, Untersekretär der vatikanischen Bildungskongregation.

Vatican News: Der Papst spricht im Vorwort zur neuen Apostolischen Konstitution „Veritatis gaudium“ von einer umfassenden anthropologischen und sozio-ökologischen Krise, er nennt globale Probleme wie Umweltverwüstungen, aber auch Finanzkrisen. Kirchliche Unis und Fakultäten hätten vor diesem Hintergrund die Aufgabe, eine neue Führungsgeneration auszubilden, die solche Probleme lösen kann. Welche Schlüsselqualifikationen braucht es hier – oder andersherum gefragt: was fehlt den heutigen Entscheidern, die globale Probleme bisher nicht lösen konnten?

Bechina: Zunächst müssen wir hier unterscheiden: Wenn eine Apostolische Konstitution den kirchlichen Fakultäten – also theologischen und philosophischen, kirchenrechtlichen und anderen spezialisierten Fakultäten – einen Auftrag gibt, dann ist das auch ein Auftrag an die Kirche ad intra. Es trifft hier sicher auch die innerkirchliche Leadership-Frage, aber es ist eine Entwicklung der vergangenen 50 Jahre, durch das Engagement des Heiligen Stuhls auch in einer breiteren Öffentlichkeit und in der Gesellschaft das Spektrum zu erweitern. Man darf hier durchaus beides sehen: die Frage nach kirchlicher Leadership und die Frage nach Leaderships für die Gesellschaft insgesamt. Da spielen die kirchlichen Fakultäten eine wichtige Rolle.

Vatican News: Und die gefragten Schlüsselqualifikationen?

Bechina: Bei den Qualifikationen, die hier vermittelt werden sollen, so denke ich, geht es um die Fähigkeit, aus dem Evangelium heraus eine Vision zu verbreiten und für das Reich Gottes einzustehen. Dieses Fürs-Gute-Einsetzen gilt auch für die politische Seite. Um das umsetzen zu können, braucht es konkrete Fähigkeiten. Eine, die in dem Dokument genannt wird, ist die Dialogfähigkeit. Und zwar 360 Grad, im ganzen Spektrum! Das ist nicht nur der ökumenische Dialog, der bereits in „Sapientia christiana“ genannt wurde. Es geht auch um den innerkirchlichen Dialog, den Dialog in einer polarisierten Gesellschaft, den Dialog in einer manchmal polarisierten Kirche. Diese Dialogfähigkeit steht an erster Stelle unter den Kompetenzen. Das zweite, das genannt wird, ist die Inter- und Transdisziplinarität. Das ist auch eine Aufforderung gegen jegliche Selbstbezogenheit, also fähig zu sein, über den eigenen Tellerrand zu blicken und so ein fruchtbares Gespräch mit anderen Disziplinen zu suchen. Der dritte Punkt ist die Frage der Zusammenarbeit. Netzwerk ist hier der Schlüsselbegriff. Das ist auch eine Frage der Qualifikation und breiten Zusammenarbeit, also das Zusammenführen der Ressourcen und Kräfte um des guten Willens.

Vatican News: Eine Neuigkeit, die dem Papst vorschwebt, ist die Einrichtung von Forschungseinrichtungen, die sich den epochalen heutigen Problemen widmen. Welche Themenbereiche wären hier denkbar?

Bechina: Durch das päpstliche Lehramt ist das meiner Meinung nach sehr klar wieder neu positioniert worden. Da möchte ich zunächst an Papst Benedikt XVI. erinnern, der mit „Caritas in veritate“ eigentlich die katholische Soziallehre wieder in den öffentlichen Diskurs gebracht hat. Er zitiert dort Papst Paul VI. und sagt, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der es an Gedanken fehlt. Damit spricht er eine gewisse Oberflächlichkeit an. Da wäre sicher ein Gegengewicht auch von den kirchlichen Fakultäten zu wünschen, dass über eine Oberflächlichkeit der Kommunikation, eine Oberflächlichkeit leider manchmal auch im Universitätsbetrieb, hinausgeht und wieder zu einer ,Tiefgründigkeit eines echten Studiums einer seriösen Forschung gelangt, die dann die Lehre durchformt.

Der zweite Punkt stammt auch von „Caritas in veritate“ und ist die Frage des Gemeinwohls, die Frage der individuellen Gewinn- und Nutzungsmaximierung gegenüber einem altruistischen und sorgsamen Umgang in der Gesellschaft, also die Bereitschaft zu dienen. Das ist das Thema der Liebe, die über die Gerechtigkeit hinausgeht. Es gibt aber keine Gerechtigkeit ohne Liebe, und Liebe heißt immer, über sich selbst hinaus zu blicken, für den anderen etwas zu tun. Es ist jener Dienstcharakter, der ihn ausprägt. Ein Schlüsselbegriff diesbezüglich wäre etwa das Service-Learning.

Vatican News: Wie knüpft Papst Franziskus daran an?

Bechina: Papst Franziskus greift die Thematik auf. Er bezieht sich explizit auf seinen Vorgänger Benedikt XVI. und zitiert eben, dass es an tiefgründigen Gedanken fehlt. Franziskus weitet das in weiteren Bereiche aus. Wieder ausgehend von der Frage: Eigennutz oder gemeinsamer Nutzen? Die Erweiterung des Horizontes beschränkt sich nicht nur auf die unmittelbar soziale Frage, sondern auch die globalen anderen Fragen, die das Bewahren der Schöpfung und das ganze Thema der Nachhaltigkeit betrifft. Und das nicht nur in einem materiellen Sinn, sondern durchaus in einem politischen Sinn. Das ist auch eine Botschaft im Blick auf das politische Szenario heute, in dem sehr viel auch zu Polarisierung und Oberflächlichkeit hinführt und zu all dem, was wir heute Populismus nennen.

Vatican News: Franziskus spricht von Kontemplation und Verinnerlichung der Frohbotschaft des Evangeliums Jesu – warum braucht es hier Anpassungen?

Bechina: Der Mensch ist ein Lebewesen, das in einer lebendigen Gesellschaft lebt. Die Menschen verändern sich immer wieder von ihrer ganzen Kommunikationsfähigkeit. Wir sprechen von einer digitalen Revolution und von anderen kulturellen Revolutionen in unseren Tagen. Und da braucht es auch eine neue Fähigkeit, vor diesen Voraussetzungen sich einfach wieder neu vom Evangelium inspirieren zu lassen. Das heißt, neu in das Evangelium hineinzuhören und davon ausgehend, auch mit den Mitteln einer digitalen Kommunikation und anderen Formen des menschlichen Kontakts, brauchen wir immer wieder neue Ausdrucksformen, aber immer wieder des gleichen Evangeliums. Kardinal Versaldi hat bei der Pressekonferenz im Vatikan an diesem Montag gesagt, dass die stärkste Tradition in der Kirche in ihrer Fähigkeit liegt, sich immer wieder zu erneuern.

Vatican News: Franziskus spricht von einer neuen Etappe der Evangelisierung, von einer „missionarischen Neuausrichtung der Kirche“ – wie soll sich das fortan in die kirchlichen Lehreinrichtungen übersetzen?

Bechina: Die „Kirche im Aufbruch“, das „Hinausgehen“, wie es der Papst sagt, stehen im Gegensatz zu der Autoreferenzialität, also des In-Sich-Verschlossen-Bleibens, wie es den kirchlichen Fakultäten in der Vergangenheit oft vorgeworfen wurde. Es ist die Kritik, nicht zu versuchen, mit anderen Fakultäten einen Dialog aufzubauen und nicht zu versuchen, in der Öffentlichkeit präsent zu sein. Das ist dann auch die Frage des Sprachstils – also in welcher Weise kommunizieren wir Theologie? Kann sich unter den Formulierungen, die im theologischen Jargon verwendet werden, ein Mensch etwas vorstellen, der selbst nicht Theologie studiert hat? Sind wir kommunikationsfähig?

Auf der anderen Seite: Können wir uns auf die Sprachfrage auch in andere Bereichen einlassen, ohne in Banalitäten zu fallen? Das ist eine große Herausforderung. Dafür sind die Fakultäten auch geschaffen. Theologische Fakultäten sind nicht Trittbrettfahrer, wir erwarten von den katholischen Fakultäten, dass sie Ideen entwickeln und in der Forschung neue Ansätze suchen und weiterentwickeln! Das ist ja auch der Grund, warum dieses Schreiben jetzt nicht die großen Neuerungen unter den Normen bringt, sondern vielmehr die Verantwortung zurückspielt an die Fakultäten, mit ein paar großen Richtungsweisungen sie aufzufordern, hier mutig neue Wege zu suchen.

Vatican News: Und welche Neuerungen gibt es?

Bechina: Abgesehen von ein paar kleinen Modifikationen, die einfach notwendig sind, wie es auch in staatlichen Gesetzen der Fall ist, könnten wir sagen, dass es fünf bis sechs wichtige Neuerungen gibt. Das erste ist der Verweis auf die päpstliche Agentur zur Qualitätssicherung „Avepro“, die ihr zehnjähriges Jubiläum gefeiert hat und die noch keine Rechtsgrundlage in der früheren Apostolischen Konstitution „Sapientia Christiana“ hatte. Das ist jetzt im ersten Artikel aufgenommen worden, damit ein klares Zeichen gesetzt wird und gesagt wird, dass wir Fakultäten wollen, die eine erwiesene Qualität bringen und die ständig auch damit befasst sind, sich selber zu verbessern und sich immer wieder weiter zu entfalten.

Der zweite Punkt ist auch sehr wichtig. Der Heilige Stuhl hat eine ganze Anzahl von bilateralen Verträgen über Hochschulzusammenarbeit. Das geht von Serbien bis Rumänien, Slowakei bis hin nach Taiwan. Es sind Staaten, mit den wir bilaterale Verträge haben und dann gibt es eine ganze Reihe von internationalen Konventionen, meistens unter der Unesco, in der der Heilige Stuhl eine führende Rolle innehat. Wir sind weltweit präsent. Die neue Gesetzgebung bezieht sich also auch ausdrücklich auf diese Konventionen und erhebt damit auch das, was der Heilige Stuhl hier in den bilateralen und multilateralen Verträgen zugesagt hat, auf Gesetzesrang.

Vatican News: Was kann noch als Novum bezeichnet werden?

Bechina: Ein drittes Novum ist die technologische Entwicklung, in der es eine gewisse Öffnung in Anspruch genommen wird, das gilt auch im Lehrbetrieb. Ich denke hierbei an die sogenannte Distance-Education. Da können wir aber nicht einfach, dem Belieben des Einzelnen überlassen wollen, sondern auch auf die Erhaltung eines menschlichen Kontakts im Lerngeschehen und Lehrgeschehen hinweisen und dem auch erhalten wollen.

Ein vierter Punkt betrifft die Situation der Studenten im Flüchtlings- oder Migrationsstatus. Damit sind auch Studenten gemeint, die Probleme haben, ihre bereits erworbenen Qualifikationen nachzuweisen und das sind wir auch gerufen, neue Wege zu finden, wie man hier bestimmte Qualifikationen feststellen kann und wie man Flüchtlingen entgegenkommen kann. Indirekt ist damit auch das Thema betroffen, dass die Kirche ja großartige Arbeit leistet, in Flüchtlingslagern und ähnlichen Gebieten, um dorthin Bildung und Hochschulbildung zu bringen. Das sind wir teils auch mit kirchlichen Fakultäten vertreten.

Ein letzter Punkt ist die ganze Frage der Studentenmobilität, die für uns selbstverständlich ist, die aber heute neue Instrumente braucht, die in allen Ländern zum Standard gehören und mit denen der Heilige Stuhl mit den Ländern sehr eng zusammenarbeitet.

Vatican News: Der Papst spricht ja von einem „Paradigmenwechsel“ und sogar von einer „kulturellen Revolution“. Da horcht man schon auf, das scheint eine gewisse Dringlichkeit zu haben. Wie verstehen Sie das?

Bechina: Zum einen ist die kulturelle Revolution nicht etwas, das wir jetzt veranstalten oder darüber diskutieren müssten. Das ist ein gegebenes Faktum. Das sind Umbrüche. Es ist aber nicht einfach eine Epoche von Veränderungen, sondern es ist eine epochale Veränderung. Das ist ein Wortspiel, das in dieser Konstitution vorkommt. Zum einen findet die Revolution statt, ob wir es wollen oder nicht. In der Revolution stehen wir drinnen und darauf müssen wir antworten. Das Interessante dahinter ist, dass das Evangelium selber den Keim einer Revolution in sich trägt, einer ganz anderen Revolution. Das hat auch Papst Benedikt XVI. seinerzeit erwähnt in seinen Schreiben, und das hat nun auch Papst Franziskus stark weitergedacht. Jesus selbst tritt mit der Aufforderung der Bekehrung auf – und Umkehr ist ja auch Evolution in einer gewissen Weise. Das ist eine Revolution, die in den Herzen beginnt und durchaus ihre politischen Auswirkungen haben muss, weil die Umkehr in den Herzen immer auch eine politische Veränderung beinhaltet. Es gibt also einen doppelten Ansatz: einerseits die uns in der Gesellschaft vorgegebene kulturelle Revolution, der aber – andererseits – die vom Evangelium herkommende innere Revolution entsprechen soll. Diese innere Revolution ist die Antwort, um über die kulturelle Revolution hinauszugehen, um nicht einfach Getriebene der Revolution zu werden, sondern selbst gestalterisch tätig sein zu können.

Die Fragen stellte Anne Preckel. (vatican news)