Kommunikationspräfekt: Gemeinsam gegen „Fake News“

 

Neue Allianzen zwischen Bürgern und Institutionen gegen die Verbreitung so genannter „Fake News“ hat der Präfekt des vatikanischen Kommunikationssekretariates Dario Edoardo Viganò gefordert.

Hierbei seien angefangen bei den Schulen über Berufsverbände bis hin zur Politik alle Glieder der Gesellschaft gefordert, betonte der Präfekt in einem Interview mit Vatican News anlässlich der Veröffentlichung der Papstbotschaft zum 52. Tag der Sozialen Kommunikationsmittel. Insbesondere Journalisten seien gefragt, gegen das Phänomen vorzugehen, um nicht an Glaubwürdigkeit zu verlieren sowie den eigenen Berufsethos zu beschädigen.

Es gehe darum, „die Verantwortung der Kommunikation“ wieder ins Zentrum zu stellen, appellierte Viganò. „Dieser Wert kann gemeinsam mit der Meinungsfreiheit die Kommunikation selbst zum Ort des Zuhörens, des Dialoges und auch der Meinungsverschiedenheiten machen“, so der Präfekt. Fake News verbreiteten sich ja gerade dort, wo vorschnell geurteilt und nicht zugehört werde. Kommunikation sei nicht allein die Verbreitung von Nachrichten, sondern meine Hilfsbereitschaft, gegenseitige Bereicherung, Beziehung und habe die Aufgabe, Brücken zu bauen und dem Frieden zu dienen. (vatican news)

Nach neuer Gewalt im Kongo: Schicksal verhafteter Katholiken unklar

KINSHASA – Die genaue Zahl der Todesopfer, sowie die Lage der am Sonntag im Kongo festgenommenen Katholiken, darunter zehn Priester, ist weiter unklar.

Polizei und Streitkräfte gingen nach Angaben zahlreicher Augenzeugen am 21. Januar unter anderem mit scharfer Munition gegen die meist katholischen Demonstranten an mehreren Orten vor. Die UN-Mission im Land meldete fünf neue Tote und mehrere Dutzend Verletzte – sowie zahlreiche Festnahmen.

Hintergrund der Konflikte im Kongo ist die Verzögerung der Wahlen durch Staatschef Joseph Kabila seit Dezember 2016.

Die katholische Kirche im Land hatte am 31. Dezember zu friedlichen Demonstrationen aufgerufen. Darauf reagierten Autoritäten mit blutiger Gewalt gegen Katholiken. Mehrere Menschen wurden bereits damals getötet.

In einer Pressemitteilung bestätigt unterdessen die Apostolische Nuntiatur in Kinshasa, dass die Polizei gegen Demonstranten in der Hauptstadt Kinshasa und in den Städten Kisangani (Nordosten), Goma und Bukavu (Nord- und Süd-Kivu, im Osten), Lubumbashi (Süd-Ost) und Mbuji-Mayi (Zentrum) scharfe Munition benutzte.

Das berichtet der Pressedienst der Päpstlichen Missionswerke, „Fides“.

In mehreren Kirchen kam es zu dramatischen Szenen: Nach Angaben der Nuntiatur wurde „mindestens ein Priester verletzt und drei weitere in Kinshasa festgenommen“. Unter den sechs Opfern, die die Nuntiatur bestätigt, befindet sich auch eine Ordenskandidatin. Sie wurde vor der Kirche des heiligen Franziskus niedergeschossen.

Am letzten Tag seines Apostolischen Besuchs in Peru hatte Papst Franziskus am Sonntag die Verantwortlichen in Politik und Institutionen aufgefordert, die Regierung der Demokratischen Republik Kongo zu einem Ende der Gewalt gegen die Menschen im Land zu bewegen.

„Die Regierung macht die Veranstalter der Kundgebung für die Gewalt am vergangenen Sonntag verantwortlich“, zitiert „Fides“ einen Beobachter aus Kreisen der katholischen Kirche im Kongo.

Trotzdem wollen die katholischen Laien nicht aufgeben, so der Beobachter, und „weitere Protestkundgebungen organisieren“.

„Das liegt daran, dass inzwischen ganz klar der Eindruck entsteht, dass die Machthaber auf ihre Macht nicht verzichten wollen. Die Kundgebungen sind daher die einzige Form des – wenn auch schwachen – Protestes, um weiterhin Druck auszuüben in der Hoffnung, dass sich etwas ändert“.

„Katholische Laien führen heute die Proteste gegen Kabila an“, so der von „Fides“ zitierte Augenzeuge abschließend. „Es nahmen zwar auch Priester an den Protestaktionen teil, aber diese Initiativen gingen nicht von der Bischofskonferenz (CENCO) oder von einzelnen Bischöfen aus. Es muss erneut ausdrücklich betont werden, dass es sich um die Initiativen katholischer Laien handelt“. (CNA Deutsch)

China: Opfert der Vatikan katholische Bischöfe der kommunistischen Regierung?

Quelle: AsiaNews (Screenshot am 23. Januar)

Der Vatikan unterhält schon seit Jahrzehnten keine diplomatischen Beziehungen zur Volksrepublik China. Besonders die Bischofsernennungen waren in der Vergangenheit stets ein besonderes Ärgernis. Durch Rom ernannte Bischöfe konnten nur im Untergrund arbeiten – im Gegensatz zu den durch die kommunistische Regierung Pekings ernannten Bischöfe. Diese wiederum wurden häufig durch den Heiligen Stuhl nicht anerkannt und exkommuniziert.

Heute veröffentlichte das mediale Organ des Vatikans, vatican.news, eine schier unglaubliche Meldung basierend auf einem Artikel der Nachrichtenagentur AsiaNews, die zum päpstlichen Institut für Auslandsmission in Mailand gehört, unter der Überschrift „China: Vor einem Abkommen mit dem Heiligen Stuhl?“:

„Der Heilige Stuhl soll sogenannte Untergrundbischöfe in China gebeten haben, sich zugunsten sogenannter offizieller Bischöfe zurückzuziehen. …

Sie deutet die Demarche des Vatikans als Hinweis auf ein möglicherweise in die Nähe rückendes Abkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China. Nach AsiaNews-Angaben hat sich im Dezember eine Vatikandelegation in Peking mit Bischof Peter Zhuang Jianjian von Shantou getroffen. Dabei habe sie ihn bereits zum zweiten Mal gebeten, zugunsten von Joseph Huang Bingzhang zurückzutreten. Dieser ist im Unterschied zu Jianjian bisher nicht offiziell vom Vatikan anerkannt. Der jetzt 88-jährige Jianjian ist nach den Angaben der Agentur 2006 mit Erlaubnis des Papstes geheim zum Bischof geweiht worden.

Nach Darstellung von AsiaNews ist die Causa Jianjian kein Einzelfall. Insgesamt gebe es derzeit sieben Bischöfe, die von der Pekinger Regierung ernannt, vom Vatikan aber nicht anerkannt seien. Umgekehrt spricht AsiaNews von etwa zwanzig sogenannten Untergrundbischöfen, die zwar mit Erlaubnis Roms geweiht, vom Regime aber nicht anerkannt seien“.

Das der Vatikan mit unliebsamen Geschehnissen nur zögerlich oder gar nicht an die Öffentlichkeit geht ist bekannt. In diesem Fall, der bereits durch die internationalen Medien publiziert wird, zitiert vatican.news lediglich AsiaNews und enthält sich vorerst einer eigenen Darstellung.

Wenn die Informationen der Nachrichtenagentur AsiaNews der Wahrheit entsprechen, muss sich der Heilige Stuhl einige Fragen gefallen lassen. Um ein Abkommen mit der kommunistischen Regierung der Volksrepublik China zu erreichen, werden offenbar durch Rom ernannte und geweihte Bischöfe in China zum Rücktritt aufgefordert.

Das Papst Franziskus sich stark in Politik einmischt und Regierungen in aller Welt nach seinen eigenen Vorstellungen versucht zu beeinflussen, ist lange bekannt. Das er jetzt aber eigene Bischöfe opfert um diplomatische Beziehungen zu einem kommunistischen Staat aufzubauen ist wohl einzigartig in der Neuzeit der katholischen Kirche. Der chinesische Kardinal Zen Ze-kiun, bis 2009 Bischof von Hongkong, hat schon vor langer Zeit den Heiligen Stuhl davor gewarnt, sich auf Kompromisse einzulassen. (vh)

Interviewbuch: Kardinal Beniamino Stella und „Viri probati“

Neben Kardinal Hummes und Bischof Kräutler meldet sich jetzt auch der Kurienkardinal Stella als Wegbereiter für „Viri probati“ zu Wort.

Benjamino Kardinal Stella hält es für sinnvoll, über die Weihe von Priestern für ältere verheiratete Männer nachzudenken. In einem Interviewbuch mit dem Titel „Tutti gli uomini di Francesco“ (Alle Männer von Franziskus) des italienischen Vatikanjournalisten Fabio Marchese Ragona sagte er:

„Die sogenannten „Viri probati“ seien eine Hypothese, die aufmerksam zu bewerten ist, durchaus offen und ohne Engstirnigkeit“.

Ferner ermahnt Stella die Kirche:

„Den richtigen Moment zu erkennen, in dem der Geist ihr so etwas empfiehlt“.

Kardinal Stella, seit 2013 Präfekt der Kongregation für den Klerus und vorher Apostolischer Nuntius in Kuba und Kolumbien ist eine Kreatur von Papst Franziskus. Im Jahr 2014 hatte ihn der Papst in den Kardinalsstand erhoben. Bisher ist Stella kaum in der Öffentlichkeit in Erscheinung getreten. Nun stellt er sich offen auf die Seite von Papst Franziskus und unterstützt dessen Vorhaben, das Zölibat in der katholischen Kirche zu verändern. Anfang 2017 mit der Ankündigung der http://www.vaticanhistory.de/wordpress/?p=13347Amazonassynode 2019 hatte Franziskus geäußert:

“Wir müssen darüber nachdenken, ob „Viri probati“ eine Möglichkeit sind. Dann müssen wir auch bestimmen, welche Aufgaben sie übernehmen können, zum Beispiel in weit entlegenen Gemeinden.”

Somit hat der Papst einen weiteren Unterstützer neben Kardinal Hummes und Bischof Kräutler für sein Vorhaben in Lateinamerika erhalten. Kräutler war Co-Autor der zweiter Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus aus dem Jahr 2015. Seither ist er zusammen mit Kardinal Hummes, der einer der Vorgänger von Kardinal Stella im Amt des Präfekten der Kleruskongregation war, ein Verfechter das Zölibat für das Amazonasgebiet außer Kraft zu setzen. In der Vergangenheit und Gegenwart haben sich auch in Deutschland Kardinäle wie Walter Kasper, Reinhard Marx und Karl Lehmann für eine Diskussion darüber stark gemacht.

Der jüngste Papstbesuch in Chile und Peru hat durchblicken lassen, das Franziskus durchaus willens ist beim Zölibat einen neuen Weg zu beschreiten. (vh)

Papst präzisiert: Wollte mit Aussagen zum Fall Barros niemanden verletzen

VATIKANSTADT – Auf dem Rückflug von Peru nach Rom hat Papst Franziskus seine Aussagen präzisiert, die er am 18. Januar gegenüber einem chilenischen Journalisten machte. Er habe damit den Opfern sexuellen Missbrauchs durch Geistliche nicht Schmerzen bereiten wollen, betonte der Pontifex.

Er habe den Chilenen nur erklären wollen, dass es aus seiner Sicht ungerecht sei, Bischof Juan Barros dafür zu verurteilen, vom sexuellen Missbrauch an Kindern durch einen befreundeten Priester gewusst und dies vertuscht zu haben.

Der Papst sagte, dass seine Verwendung des „Beweises des Wortes“ nicht der beste sei, um sich einem leidenden Herzen zu nähern, und bat um Vergebung von Opfern, die er verletzt haben könnte. Der Gedanke, Opfer unbeabsichtigt verletzt zu haben, habe ihn „entsetzt“, besonders nachdem er Opfer in Chile getroffen habe, so wie er es auch auf anderen Reisen wie 2015 in Philadelphia getan habe.

Er habe den Chilenen nur erklären wollen, dass es aus seiner Sicht ungerecht sei, Bischof Juan Barros dafür zu verurteilen, vom sexuellen Missbrauch an Kindern durch einen befreundeten Priester gewusst und dies vertuscht zu haben.

Vier Opfer sexuellen Missbrauchs des überführten Kinderschänders Fernando Karadima beschuldigen Barros, von den Verbrechen seines langjährigen Freundes und Mentors gewusst zu haben. Ihre Aussagen sind öffentlich wiederholt publiziert und bekräftigt worden.

Karadima, der einst eine Laienbewegung leitete, wurde 2011 in einem vatikanischen Prozess wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen verurteilt. Im Alter von 84 Jahren wurde er zu einem Leben in Gebet und Einsamkeit verurteilt.

Während seines Besuches in Chile vom 15. bis 18. Januar traf Papst Franziskus auch mit Missbrauchsopfern zusammen. Als er jedoch am letzten Tag im Land von Journalisten über Barros befragt wurde, sagte er:

„An dem Tag, an dem sie mir Beweise gegen Bischof Barros bringen, werde ich sprechen“, und weiter: „Es gibt keinen einzigen Beweis gegen ihn. Das ist alles Verleumdung. Ist das klar?“

Barros, der seine Unschuld beteuert, ist seit seiner Ernennung zum Diözesanbischof von Osorno im Jahr 2015 umstritten. Papst Franziskus verteidigt Barros seit Jahren.

Nun räumte der Pontifex ein, mit dem Begriff „Beweise“ sei es schwer, „sich einem leidenden Herzen zu nähern“.

Er sei sich auch dessen bewusst, dass Opfer möglicherweise gar nicht beweisen können, was ihnen zugestoßen ist – sei es, weil es keine Beweise mehr dafür gibt, oder aus Scham oder Angst.

„Barros ‚Fall wurde untersucht, er wurde erneut untersucht, und es gibt keine Beweise“, sagte Franziskus Journalisten im Flieger am 21. Januar. „Das wollte ich sagen. Ich habe keine Beweise, um ihn zu verurteilen. Und wenn ich ihn ohne Beweise oder ohne moralische Gewissheit verurteile, würde ich das Verbrechen begehen, das ein schlechter Richter begeht.“

„Wenn eine Person kommt und mir Beweise gibt“, fuhr er fort, „bin ich der erste, der ihm zuhört. Wir sollten gerecht sein.“

Die Aussagen des Papsts in Chile waren international auf heftigen Widerstand gestoßen. Kritiker warfen Franziskus vor, seine Aussagen seien Opfern gegenüber unsensibel.

Der derzeitige Präsident der Kinderschutzkommission des Vatikans bezeichnete die Worte des Papstes als schmerzhaft und befremdlich für Opfer des sexuellen Missbrauchs durch Geistliche. Kardinal Sean O’Malley, Erzbischof von Boston und einer von neun Mitgliedern des Kardinalrates des Papstes, gab am 20. Januar eine Erklärung ab. Darin heißt es:

„Es ist verständlich, dass die Äußerungen von Papst Franziskus (…) eine Quelle großer Schmerzen für Überlebende sexuellen Missbrauchs durch Geistliche oder andere Täter waren“.

Der Kardinal weiter:

„Wenn gesagt wird, ‚wenn Du Deine Aussagen nicht beweisen kannst, dann wird man Dir nicht glauben‘, dann werden damit diejenigen im Stich gelassen, die schwerste, kriminelle Verletzungen ihrer menschlichen Würde erlitten haben, und es wird ihnen ein schlechter Ruf angehängt“.

Da er nicht persönlich in die chilenischen Fälle verwickelt war, sagte O’Malley, er könne nicht darüber sprechen, warum der Papst die spezifischen Worte gewählt habe, die er als Reaktion auf die Reporter verwendet habe.

„Ich weiß jedoch, dass Papst Franziskus das ungeheuerliche Versagen der Kirche und ihres Klerus, die Kinder missbrauchten, und die verheerenden Auswirkungen, die diese Verbrechen auf die Überlebenden und ihre Angehörigen hatten, voll und ganz zur Kenntnis nimmt.“

„Ich begleitete den Heiligen Vater bei zahlreichen Treffen mit Überlebenden“, so O’Malley weiter. Er habe erlebt, wie sehr dem Papst der oft lebenslange Schmerz der Opfer betroffen habe.

Während der Pressekonferenz im Flieger sagte der Papst, dass er O’Malleys Aussage gesehen habe und dass er Wertschätzung für den Kardinal habe: „Ich danke ihm für seine Aussage, weil sie sehr gerecht war.“

„[O’Malley] hat alles gesagt, was ich getan habe und was ich tue, dass die Kirche tut, und dann hat er von der Trauer der Opfer gesprochen“, so Franziskus. „Weil viele Opfer denken, dass sie nicht in der Lage sind, ein Dokument oder eine Zeugenaussage machen können.“

Unklar ist, ob der Papst das Mandat O’Malleys als Leiter der Kinderschutzkommission verlängern wird – dessen dreijährige Amtszeit ist im vergangenen Dezember eigentlich ausgelaufen.

In der Pressekonferenz sagte Franziskus lediglich, er habe vor der Abreise nach Latein-Amerika eine Liste von Empfehlungen für neue Mitglieder erhalten, die er jetzt studiere.

Alvaro de Juana, der den Papst im Flieger begleitete, und Hannah Brockhaus in Rom trugen zur Berichterstattung bei. (CNA Deutsch)

Nach Chile-Besuch: „Es war eine schwierige Reise

Unser Redakteur Stefan von Kempis hat für Vatican News die Papstreise durch Chile von der Hauptstadt Santiago aus mit verfolgt. Im Gespräch mit uns zog er am Donnerstagabend Bilanz.

Mario Galgano – Vatikanstadt und Stefan von Kempis – Santiago de Chile.

VN:

Wie war dieser erste Teil der Lateinamerikareise von Papst Franziskus?

Von Kempis:

Es war eine schwierige Papstreise – vielleicht sogar die schwierigste von Franziskus bisher. Nicht nur, weil Chiles Gesellschaft gespalten und immer stärker säkularisiert ist; oder weil Anarchisten oder Aktivisten immer wieder Kirchen in Brand setzen. Oder weil in Chile gerade ein Machtwechsel im Gang ist. Schwierig war die Reise vor allem, weil sich das Ansehen der Kirche, das einstmals zur Zeit der Pinochet-Diktatur sehr hoch war, inzwischen im freien Fall befindet. Und das hat vor allem mit Skandalen rund um sexuellen Missbrauch im kirchlichen Ambiente zu tun.

“ ‚Also, unglaublich, wie dieser Papst Menschen anfasst ”

Wie tief diese Skandale das Vertrauen in die Kirche erschüttert haben, wurde mir klar, als ein chilenischer Priester mir am Mittwoch gesprächsweise sagte: ‚Also, unglaublich, wie dieser Papst Menschen anfasst. Der hat gar keine Angst, der umarmt die Leute, küsst die Babys.‘ Und dann erklärte er mir: ‚Wissen Sie, das mag Ihnen normal vorkommen. Aber die Menschen hier in Chile überrascht es total, es schockiert sie fast. Denn hier fassen schon seit längerem keine Priester mehr andere Menschen an. Die Priester trauen sich auch nicht mehr in Priesterkleidung raus auf die Straße. Alles wegen der Missbrauchsskandale. Und jetzt kommt der Papst und läuft einfach auf die Menschen zu und umarmt sie.‘

Man kann daran ermessen, wie stark die Skandale das Ansehen der Kirche in Chile ramponiert haben. Ich fragte den Priester daraufhin: ‚Aber glauben Sie denn, die Kirche in Chile traut sich jetzt, das aufzunehmen, was der Papst da in Gang gebracht hat?‘ Da meinte er ganz offen: ‚Das weiß ich nicht. Das wird auf jeden Fall sehr, sehr schwierig.‘ Und er sagte auch, die chilenische Kirche habe zwar schon einiges für die künftige Prävention von Missbrauch getan, aber das reiche noch lange nicht.

VN:

Aber Franziskus hat doch schon in seiner ersten Rede auf chilenischem Boden im Namen der Kirche um Verzeihung für die Missbrauchsskandale gebeten…

Von Kempis:

Ja, das war eine kraftvolle Vorwärts-Verteidigung, und im ersten Moment hat das auch großen Eindruck gemacht. Aber dann erschien noch am selben Abend auf einmal Bischof Juan Barros bei einem Treffen mit dem Papst, und am nächsten Morgen auch zur Papstmesse in Temuco im Süden, und am Tag darauf auch noch in Iquique ganz oben im Norden – und auf einmal stand sogar der Papst selbst in der Öffentlichkeit als unglaubwürdig da. Barros wird nämlich von vielen vorgeworfen, er habe von den Missbrauchs-Untaten eines Priesters namens Karadima gewusst, aber nichts dagegen unternommen. Franziskus hingegen steht auf dem Standpunkt: Es gibt keinerlei Beweise gegen Barros, das sind alles „Verleumdungen“, er habe das Dossier geprüft und sei von Barros‘ Unschuld überzeugt. Solange es also keine Beweise gegen den Bischof gebe, bleibe dieser auf seinem Posten.

“ Der Eindruck, den das bei vielen – und zwar auch gutwilligen – Chilenen hervorruft, ist einfach nur verheerend ”

Nun ist es zwar eine ehrenwerte Haltung, dass sich der Papst hinter einen angefeindeten Bischof stellt; aber man muss schon sagen, der Eindruck, den das bei vielen – und zwar auch gutwilligen – Chilenen hervorruft, ist einfach nur verheerend. So als würde der Papst nur verbal gegen Missbrauch eintreten, dem aber keine Taten folgen lassen. Dieser Fall Barros hat sicher einen sehr dunklen Schatten über die Papstreise nach Chile geworfen. Es steht zu befürchten, dass dadurch vieles von dem zunichte gemacht wird, was Franziskus hier aufzubauen versucht hat.

VN:

Das hört sich ja nach einer eher durchwachsenen Bilanz dieser Papstreise an.

Von Kempis:

Ehrlich gesagt: Ja. Hinzu kam ja auch, dass bei weitem nicht so viele Menschen zu den Papstmessen kamen wie vorgesehen. Statt 400.000 waren es bei den drei großen Messen nur jeweils 200.000, oder 100.000, oder sogar noch weniger in Iquique. Dabei hatten die Zeitungen tagelang von einem Massenaufbruch von Argentiniern geschrieben, die angeblich über die Grenzen nach Chile strömten, um ihren großen Landsmann zu sehen. Also, von dieser ‚Invasion‘ war dann de facto überhaupt nichts zu bemerken…

Aber ich will jetzt auch nicht über Gebühr schwarzmalen. Der Papst war gelassen, zugewandt, spritzig; seine Auftritte waren bewegend, die Menschen gingen mit, da war echte Begeisterung und echte Glaubensfreude zu spüren. Er hat wichtige Themen gesetzt: etwa dass Chile sich mehr um seine Ureinwohner, die Mapuche, kümmern soll. Oder dass die Kirche nicht alten Zeiten nachtrauern sollte, sondern die Ärmel hochkrempeln und auf die Menschen von heute zugehen sollte – die Menschen, so wie sie eben heute sind, nicht wie man sie gerne hätte.

Es kommt eben darauf an, was Chile – und auch, was die Kirche aus diesem Papstbesuch macht. Ein Chilene hat mir gesagt: ‚Also, hier im Land hat im Prinzip eine Handvoll Familien die Macht. Denen gehören die großen Zeitungen, und die haben ihre Abgeordneten im Parlament. Und an diese Familien muss sich die Kirche halten, wenn sie auf einen grünen Zweig kommen will. Wenn sie aber auf einmal sozialpolitisch unbequem wird, dann kann man sie erpressen, indem man einfach die alten Missbrauchs-Geschichten wieder aufkocht.‘

VN:

Hört sich nicht sehr optimistisch an.

Von Kempis:

Naja – inwieweit diese Analyse so stimmt oder noch weiter nuanciert werden müsste, kann ich nicht beurteilen nach ein paar Tagen im Land. Aber auch ein anderer Chilene, ein Priester, hat mir gesagt: ‚Jetzt wird erst einmal gar nichts passieren. Es ist ja Hochsommer; und außerdem kommt im März eine neue Regierung ans Ruder.‘ Das klang für mich auch nicht gerade nach Dynamik und Neuaufbruch.

“ Die Jesuiten hier in Chile aber – und sie bilden eine Art sozialpolitische Speerspitze der Kirche – wollen sogar eine Atempause für die Kirche ”

Die Jesuiten hier in Chile aber – und sie bilden eine Art sozialpolitische Speerspitze der Kirche – wollen sogar eine Atempause für die Kirche: einen Zeitraum des Innehaltens, um zu ‚unterscheiden‘, die klassische Jesuiten-Vokabel für scharfes Nachdenken. Die Ortskirche sollte in sich gehen und – auf dem aufbauend, was der Papst hier gesagt und getan hat – einen Schlachtplan entwickeln.

Übrigens hatten die Jesuiten auch Bischof Barros vor dem Beginn der Papstreise öffentlich aufgefordert, doch bitte zurückzutreten. Oder wenigstens den Papst-Auftritten fernzubleiben…

(vatican news)

Papst Franziskus: Hypokrisie wird immer deutlicher

Zu Beginn des Pontifikates von Franziskus sprach der Papst immer wieder davon, dass er für offene Diskussionen zu wichtigen kirchlichen Themen stehe und die Communio stärken wolle. Doch die Realität im Pontifikat des Papstes spricht eine andere radikale Sprache.

Zur Erinnerung – der Fall Kardinal Müller

 Anfang Juli 2017 verlängerte der Papst die fünfjährige Amtszeit von Kardinal Müller als Präfekt der Glaubenskongregation nicht. Als einzige fadenscheinige Begründung gegenüber Müller sagte der Papst:

„Ab sofort werden nur noch Amtszeiten von fünf Jahren zugelassen“.

Diese unbekannte und neue Regelung hätte somit einen Monat später den italienischen Kardinal Gianfranco Ravasi seines Amtes als Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Kultur treffen müssen – hat sie aber nicht! Ravasi ist heute noch Dikasterienleiter des betreffenden Päpstlichen Rates.

Kardinal Müller hat in mehreren öffentlichen Äußerungen Kritik am Papst geübt. Sei es das Nachsynodale Apostolische Schreiben „Amoris laetitia“ oder die ungerechte, eines Papstes eigentlich nicht würdige Umgangsweise, mit den Dubia-Kardinälen. Hat der Papst nun im Fall Müller schlicht und einfach die Unwahrheit gesagt, oder ist er unaufrichtig, scheinheilig, und vortäuschend? Darf man dem Papst Hypokrisie vorwerfen?

Franziskus duldet keine Kritik

Müller ist jedoch alles andere als ein Einzelfall. Oftmals hinter den Kulissen der Öffentlichkeit werden unliebsame Kritiker aus ihren kirchlichen bzw. theologischen Ämtern entfernt. So neulich erst an einer großen italienischen Universität geschehen. Der Vatikanist Marco Tosatti berichtet von zwei Fällen an der renommierten Katholischen Universität vom Heiligen Herzen (Università Cattolica del Sacro Cuore) von Mailand. Hier wurden zwei Wissenschaftler von der Liste der Mitarbeiter der Universität gestrichen. Bereits im November hatten beide eine Abmahnung der Universität erhalten. Begründet wurde diese Maßnahme mit der Unterschrift der Wissenschaftler unter die „Correctio filialis gegen die Verbreitung von Häresien“ gegen Papst Franziskus. Unbekannt ist allerdings, ob beide Wissenschaftler auf Anweisung des Papstes oder durch vorauseilenden Gehorsam der Universitätsverantwortlichen vor die Tür gesetzt wurden. Zum Schutz der Wissenschaftler hat Marco Tosatti die Namen nicht veröffentlicht. Dieser aktuelle Vorfall zeigt:

„Wer nicht für den Papst ist, ist gegen ihn“.

und das sind die Konsequenzen. Die vom Papst anfangs propagierte offene Diskussion in seinem Pontifikat wird mehr und mehr zur Maskerade, eben zur Hypokrisie. Seit den Bischofssynoden 2014 und 2015, deren Ausfluss „Amoris laetitia“ war, haben viele Kirchenmänner und Theologen diese Wahrheit zu spüren bekommen.

„Wer nicht auf Kurs bleibt, fliegt raus“.

Papst Franziskus muss sich vorwerfen lassen, weder Kritik zu vertragen noch sich dieser auch nur im Ansatz zu stellen. Schweigen ist keine Lösung – Kritiker zu eliminieren auch nicht. (vh)

Die Ansprache des Papstes im Istituto Jorge Basadre

Vatikan News dokumentiert die Ansprache des Papstes im Istituto Jorge Basadre im Amazonasgebiet Perus in voller Länge und offizieller deutscher Übersetzung.

Liebe Brüder und Schwestern,

ich sehe, dass ihr nicht nur von allen Enden dieses peruanischen Amazonastieflands gekommen seid, sondern auch aus den Anden und anderen umliegenden Ländern. Was für ein schönes Bild der Kirche, die keine Grenzen kennt und in der alle Völker einen Platz finden können! Wie sehr brauchen wir diese Momente, wo wir einander begegnen und uns ermutigen können, über unsere jeweilige Herkunft hinaus eine Kultur der Begegnung zu schaffen, die uns in der Hoffnung erneuert.

Ich danke Bischof David für seine Begrüßung. Mein Dank geht auch an Arturo und Margarita, dass sie ihre Erfahrungen mit uns allen geteilt haben. Sie hatten uns gesagt: »Er besucht uns in diesem so vergessenen, verwundeten und an den Rand gedrängten Land … aber wir sind kein Niemandsland.« Danke für dieses Wort: Wir sind kein Niemandsland. Und es ist etwas, das nachdrücklich gesagt werden muss: Ihr seid kein Niemandsland. Dieses Land hat Namen, es hat Gesichter: Es hat euch.

Diese Region trägt diesen schönen Namen: Madre de Dios – Mutter Gottes. Ich kann nicht umhin, Maria zu erwähnen, ein junges Mädchen, das in einem abgelegenen, verlorenen Dorf lebte, das von vielen auch als „Niemandsland“ angesehen wurde. Dort empfing sie den erhabensten Gruß und den bedeutendsten Ruf, den eine Person erhalten konnte: die Mutter Gottes zu sein; es gibt Freuden, die nur die Kleinen wahrnehmen können.[1]

Ihr habt in Maria nicht nur ein anschauliches Beispiel, sondern eine Mutter. Und dort, wo es eine Mutter gibt, gibt es nicht das schreckliche Gefühl, zu niemandem zu gehören, ein Gefühl, das uns befällt, wenn die Gewissheit verblasst, zu einer Familie, zu einem Volk, zu einem Land, zu unserem Gott zu gehören. Liebe Brüder und Schwestern, das erste, was ich euch mitteilen möchte – und ich möchte es nachdrücklich tun – ist folgendes: Dies ist kein verwaistes Land, es ist das Land der Mutter! Und wenn es eine Mutter gibt, dann gibt es Kinder, dann gibt es eine Familie, dann gibt es eine Gemeinschaft. Und wo es eine Mutter, eine Familie und eine Gemeinschaft gibt, werden die Probleme zwar nicht verschwinden, aber es gibt sicher die Kraft, ihnen auf andere Weise zu begegnen.

Es ist schmerzlich festzustellen, wie so mancher diese Gewissheit auslöschen und Madre de Dios zu einem anonymen Land, ohne Kinder, zu einem unfruchtbaren Land machen will. Zu einem Ort, der einfach vermarktet und ausgebeutet werden kann. Deshalb ist es gut, dass wir in unseren Häusern, Gemeinschaften, in der Tiefe eines jeden Herzens wiederholen: Dies ist kein verwaistes Land! Es hat eine Mutter! Diese gute Nachricht wird von Generation zu Generation weitergegeben dank der Bemühungen so vieler, dieses Geschenk mit uns zu teilen, sich als Kinder Gottes zu begreifen und einander zu helfen, den anderen als Bruder oder Schwester anzuerkennen.

Ich habe mehrfach auf die Wegwerfkultur hingewiesen. Eine Kultur, die sich nicht nur damit begnügt auszuschließen – so wie wir es zu sehen gewohnt waren –, sondern dazu übergegangen ist, zum Schweigen zu bringen, zu ignorieren und abzulehnen, was nicht ihren Interessen dient; der entfremdende Konsumismus mancher kann scheinbar das erdrückende Leiden der anderen nicht ermessen. Es ist eine anonyme Kultur ohne Bindungen und ohne Gesichter, die Wegwerfkultur. Eine Kultur ohne Mutter, die nur konsumieren will. Mit der Erde wird nach dieser Logik umgegangen. Wälder, Flüsse und Bäche werden bis zu den letzten Ressourcen genutzt und dann brach und unbrauchbar zurückgelassen. Auch Menschen werden nach dieser Logik behandelt: Sie werden bis zur Erschöpfung ausgenutzt und dann als „unbrauchbar“ fallengelassen. Dies ist die Wegwerfkultur: man entledigt sich der Kinder, man entledigt sich der alten Menschen. Beim Rausgehen, als ich die Rundfahrt machte, war eine Großmutter von 97 Jahren da: Dürfen wir diese Großmutter aussondern? Nein! Denn die Großmutter besitzt die Weisheit eines Volkes. Einen Applaus für die Großmutter mit 97 Jahren!

Wenn ich über diese Dinge nachdenke, erlaubt mir, bei einem schmerzhaften Thema innezuhalten. Wir haben uns daran gewöhnt, den Begriff „Menschenhandel“ zu verwenden. Als ich in Puerto Maldonado ankam, habe ich am Flughafen eine Tafel gesehen, die auf positive Weise meine Aufmerksamkeit geweckt hat: „Vorsicht vor Menschenhandel!“ Man kommt offensichtlich zur Erkenntnis. Aber in Wirklichkeit sollten wir von Sklaverei sprechen: Sklaverei für Arbeit, sexuelle Sklaverei, Sklaverei für Profit. Es tut weh zu sehen, wie in diesem Land, das unter dem Schutz der Mutter Gottes steht, so viele Frauen derart entwertet, verachtet und endloser Gewalt ausgesetzt werden. Gewalt dürfen wir nicht als „normal“ ansehen und als etwas Natürliches erachten. Nein, Gewalt gegen Frauen darf man nicht als „normal“ ansehen, während eine Machokultur aufrechterhalten wird, die nicht die zentrale Rolle von Frauen in unseren Gemeinschaften anerkennt. Es ist uns nicht erlaubt, liebe Brüder und Schwestern, wegzuschauen und zuzulassen, dass auf der Würde so vieler Frauen, besonders der jüngeren, „herumgetrampelt“ wird.

Verschiedene Menschen sind auf der Suche nach einem Obdach, nach Land und Arbeit in das Amazonastiefland ausgewandert. Sie suchten nach einer besseren Zukunft für sich und ihre Familien. Sie haben ihr bescheidenes, armes, aber würdiges Leben aufgegeben. In der Hoffnung, dass bestimmte Arbeiten ihre prekäre Situation beenden würden, haben viele von ihnen auf das verheißungsvolle Funkeln des Goldschürfens gesetzt. Aber, vergessen wir nicht, dass Gold zu einem falschen Gott werden kann, der Menschenopfer fordert.

Die falschen Götter, die Götzen der Gier, des Geldes, der Macht verderben alles. Sie verderben die Menschen und die Institutionen und sie zerstören auch den Wald. Jesus sagte, dass es Dämonen gibt, deren Austreibung viel Gebet verlangt. Dies ist einer von ihnen. Ich ermutige euch, euch weiterhin in Bewegungen und Gemeinschaften aller Art zu organisieren, um angesichts dieser Situationen Abhilfe zu schaffen und sie zu überwinden; ich ermutige euch ebenso, euch aus dem Glauben heraus als lebendige kirchliche Gemeinschaften um die Person Jesu zu scharen. Vom aufrichtigen Gebet und der hoffnungsvollen Begegnung mit Christus werden wir die Umkehr erlangen können, die uns das wahre Leben entdecken lässt. Jesus hat uns das wahre Leben, das authentische Leben, das ewige Leben versprochen. Kein fiktives Leben, wie die schillernden falschen Versprechen, die Leben verheißen und uns schlussendlich in den Tod führen.

Liebe Schwestern und Brüder, Erlösung ist nicht generisch und nicht abstrakt. Unser Vater schaut auf konkrete Menschen mit konkreten Gesichtern und Geschichten. Alle christlichen Gemeinschaften müssen diese Sichtweise Gottes, diese Gegenwart widerspiegeln, die Bindungen schafft, die Familie und Gemeinschaft bildet. Es ist eine Möglichkeit, das Himmelreich sichtbar zu machen – Gemeinschaften, in denen sich jeder zugehörig fühlt, sich bei seinem Namen gerufen und angespornt fühlt, an der Gestaltung des Lebens für die anderen mitzuwirken.

Ich setze Hoffnung in euch… und als ich die Rundfahrt machte habe ich viele Kinder gesehen, und wo es Kinder gibt, da gibt es Hoffnung. Danke! Ich setze Hoffnung in euch, in die Herzen so vieler Menschen, die ein gesegnetes Leben wollen. Ihr seid hier, um nach einem Ausbruch an Lebensfülle auf dem Planeten zu suchen. Liebt dieses Land, betrachtet es als eures. Riecht es, hört es, staunt darüber. Verliebt euch in dieses Land namens Madre de Dios, engagiert euch und kümmert euch darum, verteidigt es. Benutzt es nicht als einfaches Einwegobjekt, sondern als echten Schatz, um es zu genießen, wachsen zu lassen und an eure Kinder weiterzugeben.

Vertrauen wir uns Maria, der Mutter Gottes und unserer Mutter an, stellen wir uns unter ihren Schutz. Und bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Und ich lade euch alle ein, zur Mutter Gottes zu beten.

Gegrüßet seist du, Maria, …

[Segen]

Auf Wiedersehen!

[1] »Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast« (Mt 11,25). (vatican news)

Kardinal O’Malley: Worte des Papstes „eine Quelle großer Schmerzen“ für Missbrauchsopfer

BOSTON – Der Präsident der Kinderschutzkommission des Vatikans hat die jüngsten Aussagen von Papst Franziskus als schmerzhaft und befremdlich für Opfer des sexuellen Missbrauchs durch Geistliche bezeichnet.

„Es ist verständlich, dass die Äußerungen von Papst Franziskus gestern in Santiago, Chile, eine Quelle großer Schmerzen für Opfer sexuellen Missbrauchs durch Geistliche oder andere Täter waren“, sagte Kardinal Sean O’Malley, Erzbischof von Boston, in einer Erklärung vom 20. Januar.

Die Erklärung bezieht sich auf eine Aussage von Papst Franziskus gegenüber einem chilenischen Reporter am 18. Januar. Der Papst wurde nach dem von vier Missbrauchs-Opfern der Vertuschung des Missbrauchs durch einen anderen Priester beschuldigten Bischofs Juan Barros gefragt. Barros, der seine Unschuld beteuert, ist seit seiner Ernennung zum Diözesanbischof von Osorno im Jahr 2015 umstritten.

„An dem Tag, an dem sie mir Beweise gegen Bischof Barros bringen, werde ich sprechen“, sagte Papst Franziskus dem Reporter. „Es gibt keinen einzigen Beweis gegen ihn. Das ist alles Verleumdung. Ist das klar?“

„Da ich nicht persönlich in die Fälle involviert war, die das Thema des gestrigen Interviews waren, kann ich nicht darüber sprechen, warum der Heilige Vater die Worte wählte, die er zu diesem Zeitpunkt benutzte“, sagte O’Malley.

„Ich weiß jedoch, dass Papst Franziskus das ungeheuerliche Versagen der Kirche und ihres Klerus, die Kinder missbrauchten, und die verheerenden Auswirkungen, die diese Verbrechen auf die Opfer und ihre Angehörigen hatten, voll und ganz anerkennt.“

Papst Franziskus ist seit langer Zeit ein Verteidiger von Bischof Barros.

Am 6. Mai 2015, fünf Monate nach der Ernennung von Barros zur Diözese Osorno, sagte Diakon Jaime Coiro, Generalsekretär der chilenischen Bischofskonferenz, gegenüber Papst Franziskus, dass die Kirche in Osorno „für dich gebetet und gelitten hat“.

„Osorno leidet, ja“, sagte Papst Franziskus, „an Dummheit.“ Laut einem Video des Gesprächs, das von „Ahora Noticias“ veröffentlicht wurde, sagte der Papst zu Coiro, dass „die einzige Anklage gegen diesen Bischof durch das Gericht entkräftet wurde.“

„Denken Sie mit Ihrem Kopf nach und lassen Sie sich nicht von den Linken an der Nase herumführen, die diesen Fall zusammengebastelt haben“, fügte der Papst hinzu.

O’Malley wurde von Papst Franziskus zum Leiter der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen ernannt, die vom Papst im Jahr 2014 gegründet wurde. Hohe Anerkennung und einen hervorragenden Ruf erarbeite sich der Kardinal für seine Führung der Erzdiözese Boston nach dem Rücktritt von Kardinal Bernard Law wegen zahlreicher Berichte über sexuellen Missbrauch durch Geistliche während Laws Leitung des Erzbistums.

„Wenn gesagt wird, ‚wenn Du Deine Aussagen nicht beweisen kannst, dann wird man Dir nicht glauben‘, dann werden damit diejenigen im Stich gelassen, die schwerste, kriminelle Verletzungen ihrer menschlichen Würde erlitten haben, und es wird ihnen ein schlechter Ruf angehängt“, schreibt O’Malley in seiner Mitteilung.

„Meine Gebete und meine Sorge werden immer den Opfern und ihren Angehörigen gelten. Wir können niemals das Leiden ungeschehen machen oder ihren Schmerz vollständig heilen“, fügte er hinzu.

„In einigen Fällen müssen wir akzeptieren, dass selbst unsere Bemühungen, Hilfe anzubieten, für die Opfer eine Qual sein kann und wir müssen still für sie beten, während wir sie gemäß unserer moralischen Verpflichtung voll und ganz unterstützen. Ich werde weiterhin für die Heilung aller arbeiten, die so geschädigt wurden und dafür sorgen, dass alles was nur möglich ist auch getan wird, um die Sicherheit der Kinder in der Gemeinschaft der Kirche zu gewährleisten, damit diese Verbrechen nie wieder vorkommen. “ (CNA Deutsch)

Jesuitentreffen: Papst Franziskus besucht seine Ordensbrüder in Peru

LIMA – Auf praktisch allen seinen internationalen Apostolischen Reisen hat Papst Franziskus die Jesuiten des Landes getroffen, das ihn bewirtete. So auch bei dieser Gelegenheit: Der Papst – wie zuvor in Chile – wollte vergangene Nacht privat mit seinen peruanischen Ordensbrüdern sprechen.

Papst Franziskus ist bekanntlich selber Mitglied der Societas Jesu: Er trat 1958 in das Noviziat „Villa Devoto“ ein und legte 1973 seine ewigen Gelübde ab. Sechs Jahre lang war er Provinzoberer in Argentinien.

Gestern Abend traf der Papst in der Kirche San Pedro in Lima eine Gruppe peruanischer Jesuiten. Der Papst gab ihnen ein Silberkreuz, das 1981 vom italienischen Goldschmied Antonio Vedele angefertigt wurde und die verschiedenen Stationen der Via Crucis darstellt, des Kreuzwegs. Der Goldschmied entwarf auch das Brustkreuz, das Papst Franziskus seit 1998 trägt.

Vor kurzem hatte der Papst informelle Gespräche mit seinen Mitbrüdern in Bangladesch und Burma anlässlich seines Apostolischen Besuchs im vergangenen November. Ein privates Treffen mit den Jesuiten fehlte auch während der Reise nach Kolumbien im September 2017 nicht.

Die Gespräche des Papstes werden pünktlich am Ende des Apostolischen Besuchs vom Jesuitenpater und engen Vertrauten von Franziskus, Pater Antonio Spadaro SJ berichtet, der als Redaktionsleiter des Jesuiten-Magazins „La Civiltà Cattolica“ fungiert.

In seinen Gesprächen mit den Mitbrüdern spricht der Papst auf sehr direkte, persönliche Art und Weise. So sagte er in Burma seinen Ordensbrüdern: „Das Volk Gottes lehrt uns heroische Tugenden: Ich schämte mich, Hirte eines Volkes zu sein, das mich kraft seines Durstes nach Gott an Tugend überwältigt, aus einem Zugehörigkeitsgefühl zur Kirche heraus, weil sie zu Petrus kamen. Ich habe es gewagt, und ich danke Gott, dass ich es ausprobieren darf.“ (CNA Deutsch)