China: Vatikan will staatstreue Bischöfe einsetzen

Der Heilige Stuhl will chinesische Untergrundbischöfe dazu bewegen, ihre Position zugunsten illegitimer, aber durch das Regime in Peking anerkannter Bischöfe aufzugeben. Das schreibt in einem langen Brief an die Nachrichtenagentur Asianews der Hongkonger emeritierte Erzbischof Joseph Zen.

Der betagte Kardinal gilt als einer der schärfsten Kritiker von Versuchen, den chinesischen Repressalien gegen die Glaubensfreiheit mit Zugeständnissen zu begegnen. In seinem ausführlichen Brief scheut Zen sich nicht, auch „vertrauliche“ Details aus seinen Unterredungen mit dem Heiligen Vater selbst bekannt zu geben. Demnach habe er persönlich dafür gesorgt, Franziskus auf die Situation der Bischöfe von Shantou und Mindong aufmerksam zu machen.

Im Oktober die erste Aufforderung zum Rücktritt

Bereits im Oktober, so bestätigt der Kardinal in der Presse erschienene Berichte, habe der legitime Bischof von Shantou von einer vatikanischen Delegation die Aufforderung erhalten, zurückzutreten. Dieser Schritt solle den Weg für einen Bischof freimachen, der seit vielen Jahren in der offiziellen chinesischen katholischen Kirche wirkt und unter strenger Überwachung durch die Machthaber in Peking steht. Was an dem Fall die chinesischen Gläubigen der Untergrundkirche beunruhigt: Der betroffene „offizielle“ Bischof ist ohne das Einverständnis des Heiligen Stuhles geweiht und daher exkommuniziert. Eine ähnliche Sachlage liegt für den Bischof der Diözese Mindong vor.

Bitte um Hilfe bei Papst Franziskus

In Folge dieser Ereignisse habe Kardinal Zen, der durch den im Untergrund und mit vatikanischem Einverständnis geweihten Bischof der Diözese Shantou um Hilfe gebeten worden war, dem Papst einen Brief zukommen lassen. In diesem habe er Franziskus über die Situation der Untergrundbischöfe unterrichtet. Nachdem im Dezember jedoch eine erneute Aufforderung an den Bischof von Shantou ergangen sei, seinen Stuhl zu räumen, habe er selbst eine Reise nach Rom unternommen, um dem Papst die Problematik persönlich vorzulegen. Sein „verspätetes Eintreffen bei der Generalaudienz vom 10. Januar“ sei nicht unbemerkt geblieben, schreibt der Kardinal, der bei dieser Gelegenheit dem Papst sein Schreiben persönlich übergeben konnte.

„Kein zweiter Fall Mindszenty“

Noch am Abend desselben Tages habe er einen Anruf aus der päpstlichen Residenz mit der Zusage einer persönlichen Audienz am folgenden Freitagabend erhalten, nur kurz vor der Abreise des Papstes nach Chile und Peru. Bei dem Treffen habe der Papst ihm zugesichert, es dürfe keinen weiteren „Fall Mindszenty“ geben. Der ungarische Kardinal und Erzbischof von Budapest war in Zeiten des kommunistischen Regimes lange im Gefängnis, wurde während der kurzen Revolution befreit und flüchtete sich in die US-amerikanische Botschaft. Von dort aus musste er auf Drängen des Regimes und mit Einverständnis des Vatikans das Land verlassen, und ein den Machthabern genehmer Nachfolger wurde ernannt.

Er habe diese Papstworte als Ermutigung verstanden, schreibt der Kardinal, der abschließend betont, mit einem totalitären Regime wie demjenigen in Peking könne es keine Gemeinsamkeiten geben. Ab dem kommenden ersten Februar, so erinnert Zen, dürfen die Untergrundkirchen laut Gesetz keine Messen mehr feiern. Doch die inoffizielle Untergrundkirche zugunsten der offiziellen, staatstreuen Kirche aufzugeben, würde bedeuten, eine schismatische Gemeinschaft wie die Chinesische Katholische patriotische Vereinigung zu tolerieren und zu stärken, genauso wie es ein Schlag ins Gesicht derer wäre, die unter großen Opfern ihren Glauben im Untergrund lebten. Manch einer sehe in ihm das größte Hindernis auf dem Weg zu einer Einigung zwischen China und dem Vatikan. Doch „wenn die Einigung schlecht ist, dann bin ich glücklich, ein Hindernis dafür darzustellen,“ schließt der Kardinal.


(vatican news)

Hinweis: Links ergänzt durch Vaticanhistory (vh).

Papst: Antisemitismus „an der Wurzel“ bekämpfen

Nicht nachlassen im Kampf gegen Antisemitismus – und nicht nur den offenen Hass bekämpfen, sondern auch schon die Gleichgültigkeit: Dazu hat Papst Franziskus aufgerufen. Auch Einzelne, nicht nur Staaten, trügen Verantwortung dafür, dass es nicht zu „Verbrechen aus antisemitischem Hass“ komme.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt.

„Verantwortung tragen bedeutet imstande sein, zu antworten.“ Das sagte der Papst vor den Teilnehmern einer internationalen Konferenz gegen Antisemitismus der OSZE, die er zwei Tage nach dem Holocaust-Gedenktag im Vatikan empfing.

„Es geht nicht nur darum, die Gründe für Gewalt zu analysieren und die perverse Logik, die dahintersteht, zurückzuweisen, sondern auch darum, schnell und aktiv dagegenzuhalten. Der Feind, gegen den wir kämpfen, ist nicht nur der Hass in all seinen Formen, sondern – noch stärker an der Wurzel liegend – die Gleichgültigkeit. Sie ist es, die Menschen lähmt und daran hindert, das zu tun, was sie für gerecht erkennen.“

„Wo ist dein Bruder?“ Das habe Gott nach Angaben des Buches Genesis den Kain gefragt, nachdem dieser seinen Bruder Abel erschlagen hatte (vgl. Gen 4,7). Und Kain habe keine Antwort auf die Frage gegeben, sondern stattdessen versetzt: „Bin ich der Hüter meines Bruders?“ (V. 9) „Sein Bruder ist ihm egal – hier ist die perverse Wurzel, die Wurzel des Todes, die zu Verzweiflung und Schweigen führt! Ich erinnere mich von meinem Besuch in Auschwitz-Birkenau her an dieses betäubende Schweigen. Ein beunruhigendes Schweigen, das nur Raum lässt für Tränen, für Gebet und für die Bitte um Vergebung.“

“ Impfstoff der Erinnerung ”

Gegen das „Virus der Gleichgültigkeit“ empfahl Papst Franziskus den „Impfstoff der Erinnerung“. Entscheidend sei dabei, dass man sich nicht nur an das Glorreiche und Angenehme erinnere, sondern an „alles“ – auch das Schmerzliche und Unangenehme. „Wir haben vor kurzem den Tag der Erinnerung (an den Holocaust) begangen. Um unsere Menschlichkeit wiederzugewinnen, um ein menschliches Verständnis der Wirklichkeit wiederzugewinnen und so viele Formen der Apathie gegenüber unserem Nächsten zu überwinden, brauchen wir diese Erinnerung, diese Fähigkeit, uns gemeinsam zu erinnern. Erinnerung ist der Schlüssel zur Zukunft. Es liegt in unserer Verantwortung, ihn auf würdige Weise an die kommenden Generationen zu übergeben.“

Die eintägige Konferenz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) findet unter hochrangiger Teilnahme am Montag in Rom statt. Anwesend sind unter anderem der Präsident des Jüdischen Weltkongresses Ronald Lauder und der Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses Moshe Kantor.

Aus Österreich ist Außenministerin Karin Kneissl angereist, die auf einem FPÖ-Ticket in der Regierung sitzt. In den vergangenen Tagen wurde bekannt, dass der hochrangige FPÖ-Politiker Udo Landbauer Vizechef einer Burschenschaft war, die in einem Liederbuch eindeutig antisemitisches und nationalsozialistisches Gedankengut verbreitete. Kneissl sagte gegenüber der österreichischen Presseagentur APA, man müsse alles unternehmen, um zu verhindern, dass Antisemitismus in Österreich wieder Fuß fasse. Sie regte eine ähnliche Konferenz wie die in Rom auch in Österreich an. (vatican news)